Book Title: Candramati Und Sein Dasapadarthasastram
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 17
________________ an, setzt also sein ganzes Wirken voraus. Trotzdem richtet er seine Polemik vor allem gegen Vasubandhu, den Vorläufer Dignaga's 33). Erst zur Zeit Kumārila's ist Vasubandhu vollkommen von Dignāga verdrängt. Ein anderes Beispiel. Der chinesische Pilger Yi-tsing kennt bereits Dharmakīrti und den durch ihn erzielten Fortschritt der Logik 84). Trotzdem wurde nach seinem Zeugnis damals im wissenschaftlichen Zentrum des Buddhismus in Nālandā die Logik noch immer nach den Werken Dignāga's gelehrt 35). Ein halbes Jahrhundert später ist Dignaga bereits vollkommen in den Schatten getreten und Dharmakirti ist der führende Logiker. Es ist also möglich, daß das Werk Prasastapāda's zur Zeit Hiuan-tsang's bereits geschrieben war, sich aber noch nicht allgemein durchgesetzt hatte. Und so ist wohl der wahrscheinlichste Zeitansatz für Praśastapāda die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. Damit ist die Zeit Candramati's und Prasastapāda's mit großer Wahrscheinlichkeit und innerhalb ziemlich enger Grenzen bestimmt. Nun bleibt uns noch die Aufgabe, aus dieser Erkenntnis die Folgerungen zu ziehen. Wir müssen uns also die Frage vorlegen, wie sich unter diesen Voraussetzungen die Geschichte des Vaiseṣika innerhalb des fraglichen Zeitraums darstellt, und ob die überlieferten Tatsachen auf diese Weise eine befriedigende Erklärung finden. Das ist nun tatsächlich der Fall. Zunächst schwindet auf diese Weise folgende Schwierigkeit. Candramati's Werk ist unvergleichlich dürftiger als das Prasastapāda's. Wenn es jünger wäre, wäre es also schwer zu verstehen, daß es Hiuantsang übersetzte und daß sein Schüler K'ouei-ki Candramati als namhaften Autor nennt, während er Prasastapāda überhaupt nicht kennt. Dagegen ist das alles verständlich, wenn das Daśapadarthaśāstram zu seiner Zeit ein altberühmtes Werk war, das Prasastapāda noch nicht verdrängt hatte. Allerdings müssen wir uns dafür fragen, worauf diese Berühmtheit des Werkes beruhte. Denn auf den ersten Blick und vor allem im Vergleich zu Prasastapāda's Padarthadharmasamgrahaḥ macht es keinen besonderen Eindruck. Aber auch das findet unter den von uns angenommenen Voraussetzungen seine Erklärung. 33) Vgl. meinen Aufsatz Zu den Fragmenten buddhistischer Logiker im Nyāyavārttikam" (WZKM Bd. 40/1933, S. 281 ff.). 34) Nan hai ki koueì nei fa tchouan, T 2125, k. 4, p. 229b 20. 35) Ebendort, p. 230a 6 f. Studia Indologica 6 81

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