Book Title: Candramati Und Sein Dasapadarthasastram
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 20
________________ kommen Verschiedenes, daß sie nicht einfach durch einige Zusätze an die alte Lehre angeschlossen werden konnte. Und so wurden die Sütren durch die Umarbeitungen unübersichtlich und schwer verständlich, ohne daß der' beabsichtigte Zweck wirklich erreicht worden wäre. Es erwies sich daher immer dringender als notwendig, dem System eine vollkommen neue Form zu geben, welche dem neuen Inhalt entsprach. Der Mann, der diesen Schritt tat, war Candramati (zwischen 450 und 550 n. Chr.). In seinem Daśapadārthaśāstram gab er die überlieferte Form der Lehre vollkommen auf. Dafür stellte er die Kategorienlehre, welche zum Hauptgegenstand des Systems geworden war, in den Mittelpunkt seiner Darstellung und paßte die Anordnung des Stoffes ausschließlich ihr an. So fand die Kategorienlehre zum erstenmal eine planvolle abgerundete Behandlung und wurde in allen Teilen gleichmäßig ausgestaltet. Es war dies eine umwälzende Tat und bedeutete für das System einen großen Fortschritt. Aber wie es bei solchen Neuerungen gewöhnlich zu geschehen pflegt, sein Werk hatte auch seine Schwächen. Er hatte in einseitiger Betonung der Kategorienlehre den übrigen Inhalt des Systems, die alte Naturphilosophie, weitgehend vernachlässigt. Auch sonst erwiesen sich ergänzende Zusätze und Verbesserungen als notwendig. Und vor allem, Candramati hatte als der kühne Neuerer, der er war, sich auch nicht gescheut, die hergebrachte Lehre der Schule zu ändern, und hatte an die Stelle der herkömmlichen Zahl von sechs Kategorien zehn gesetzt. Alles das drängte zu einer Änderung, und diese kam auch. Und zwar vollzog sie Prasastapāda (etwa 550—600 n. Chr.) in seinem Padārthadharmasamgrahaḥ. Prasastapāda baute auf dem Werk Candramati's auf, aber er ergänzte und verbesserte. Er gab der Darstellung eine bessere Gliederung, indem er die Kategorien systematisch nach ihren gemeinsamen und besonderen Eigenschaften behandelte. Er arbeitete in den Rahmen, den Candramati gegeben hatte, die gesamte Uberlieferung der Schule ein, indem er die ganze Naturphilosophie aufnahm. Auch sonst füllte er die Lücken, die Candramati gelassen hatte. Vor allem aber stellte er gegenüber den Abweichungen Candramati's die orthodoxe Lehre der Schule in ihrem vollem Umfang wieder her, und belegte die Übereinstimmung seiner Darstellung mit der hergebrachten Schullehre, indem er jeweils zur Bestätigung der vorgetragenen Lehrsätze auf die einschlägigen Sūtren verwies. Dabei legte er auch großen Wert auf die sprachliche Formung, was sich bis in die Wortwahl geltend macht. 84

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