Book Title: Candramati Und Sein Dasapadarthasastram
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 15
________________ māmsā vom Sāmkhya war allerdings nur vorübergehend und wurde später durch den buddhistischen Einfluß verdrängt. Denn wie wir bereits erwähnt haben, ist bei dem nächsten großen Mīmāmsā-Lehrer, bei Kumārila, die Schlußlehre nach dem Vorbild der großen buddhistischen Logiker ausgearbeitet. Die alten Formulierungen sind daneben in den Hintergrund gedrängt. Genau das gleiche Bild zeigt nun auch das Vaišeşika. Denn nach allem bisher Gesagten kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß Candramati unter dem Einfluß der Schlußlehre des Sāmkhya steht. Er hat zwar manches geändert. Die Definition des Schlusses, welche er nicht gesondert bringt, sondern in die Besprechung der zwei Arten der Schlußfolgerung eingearbeitet hat, ist geschickt den Anschauungen des Vaiseșika angepaßt. Die Terminologie ist geändert. Der Schlußfolgerung, welcher eine durch Erfahrung festgestellte Verbindung zu Grunde liegt, stellt er die Schlußfolgerung gegenüber, welche sich auf allgemein geltende feste Verbindungen stützt. Die sieben Arten von festen Verbindungen, welche das Sāmkhya kennt, ersetzt er durch Verbindungen, bei denen die Kategorienlehre des Vaišeşika berücksichtigt ist und welche nach dem Zeugnis der Sūtren im Vaiseșika schon früher bekannt waren 29). Aber von allen Einzelheiten in der Gestaltung der Lehre abgesehen, beweist schon die Zweiteilung der Schlußfolgerung, wie er sie bringt, schlagend seine Abhängigkeit von Sāmkhya 30). Denn er hebt ausdrücklich hervor, daß die zweite Art der Schlußfolgerung dazu dienen soll, Dinge zu erschließen, welche der Wahrnehmung dauernd entzogen sind. Und wir haben gesehen, daß die Aufstellung dieser Art von Schlußfolgerung aus den Bedürfnissen des Sāmkhya erwachsen ist. Und sie ist auch dort, und zwar nur dort, in entscheidender Weise zur Ausgestaltung des Systems herangezogen worden. Für das Vaišeșika dagegen ist sie so gut wie bedeutungslos. 29) Vgl. Vaiseşika-Sūtram III, 1,9 und IX, 2, 1. 30) In den Vaišeşika-Sūtren findet sich die Zweiteilung nur an zwei gleichartigen Stellen (II, 1, 15–17 und III, 2, 6 8), die beide spätere Zusätze sind. H. N. Randle's Versuch, die Entwicklung zu zeichnen, ist daher verfehlt (Indian Logic in the Early Schools, Oxford 1930, S. 148 ff.). Hier hat A. B. Keith viel richtiger gesehen, obwohl ihm das entscheidende Material noch nicht bekannt war (Indian Logic and Atomism, Oxford 1921, S. 90–92). Die Ansätze zu einer Schlußlehre in den Vaišeşika-Sūtren erfordern, mit Rücksicht auf ihre komplizierte Schichtung eine gesonderte Behandlung. 79

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