Book Title: Candramati Und Sein Dasapadarthasastram
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 8
________________ Dazu kommt noch folgendes. Dignāga hat sich in seinem Pramanasamuccayah ausführlich mit der Vaišeşika-Lehre vom Schluß auseinandergesetzt 19). Es ist aber nur die Lehre der Sūtren, die er anführt und bekämpft. Wie will man sich unter diesen Umständen seine Abhängigkeit von Prasastapāda denken? Er soll das, was er als eigene Lehre bringt, von Prasastapāda übernommen, bei der Bekämpfung des Vaiseșika dagegen dessen Lehre totgeschwiegen und sich gestellt haben, wie wenn es nur die veraltete Lehre der Sūtren gäbe. Das wäre doch die tollste Form eines Diebstahls von geistigem Eigentum, und er wäre mit Spott und Hohn überschüttet, aber sicher nicht als der große Logiker gefeiert worden. Nehmen wir dagegen das umgekehrte Verhältnis an, daß Prasastapāda von ihm abhängig ist, so ist alles klar, und auch die geringe Beachtung, welche die Schlußlehre Prasastapāda's gefunden hat, wird verständlich. Die Lehre Vasubandhu's und Dignāga's von den drei Formen des Grundes hat nämlich zuerst auch auf die Gegner mächtig gewirkt und wurde in weitem Maße übernommen. Erst als von Seiten des Nyāya der Rückschlag kam, suchte man davon abzurücken und ließ, was man nicht mit der eigenen Lehre verschmolzen hatte, fallen. Ein gutes Beispiel gibt dafür die Mīmāmsā. Hier kannte man zunächst nur eine einfache altertümliche Schlußlehre, welche Sabarasvāmin im Vịttikāragranthaḥ seines Mīmāmsābhāşyam wiedergibt. Unter dem Einfluß Dignāga's wurde dann von Kumārila, dem größten. MīmāmsāLehrer, die Schlußlehre breit entwickelt und zwar im Anschluß an die Lehre von den drei Formen des Grundes. Später gab man diese Lehre zwar nicht auf, aber man ging, ohne viel: Worte zu machen, stillschweigend darüber hinweg. Und es ist bezeichnend, wie z. B. Pārthasarathimiśra, einer der bedeutendsten Nachfolger Kumārila's, in seiner Nyāyaratnamälā bei der Besprechung der Umfassung (vyāpti h) auf die drei Formen des Grundes überhaupt nicht eingeht, sondern die erörterten Fragen in der Weise behandelt, wie es damals im Nyāya gebräuchlich war, und den Begriff der Umfassung nach dem Vorgang Jayantabhațța's durch den Begriff der festen Verbindung (ni ya ma h) ersetzt 11). Das entspricht genau der Sachlage bei 10) Pramāṇasamuccayavịttiḥ II, fol. 36b 2—39a 6 und III, fol. 58b 5-59b 4 und 65b 3—66b 3 (Tanjur, Ausgabe von Narthang, Mdo Ce). 11) Nyāyaratnamālā (Chowkhamba S. S.) S. 57, 21 f. Wie man weiterhin in den andern Schulen dem Begriff der vyāptiḥ eine andere eigene Fassung zu geben suchte, kann hier nicht weiter ausgeführt werden.

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