Book Title: Candramati Und Sein Dasapadarthasastram
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 5
________________ geht er auch vollständig eigene Wege. Es findet sich also nichts, was zu der Annahme nötigen würde, daß Candramati von Prasastapāda abhängig ist. Dagegen spricht manches dafür, in ihm den Älteren zu sehen. Betrachten wir als Beispiel gleich den ersten Abschnitt, der von den Substanzen handelt 6). Zunächst bespricht Candramati die Elemente, indem er kurz ihre charakteristischen Eigenschaften aufzählt. Das entspricht den altertümlichen Sūtren II, 1, 1-4. Demgegenüber hat Prasastapāda bei jedem Element das gesamte einschlägige Material zu einer ausführlichen Darstellung vereinigt. Das alles fehlt bei Candramati. Nicht nur die verschiedenen Erscheinungsformen und Produkte der Elemente werden nicht erwähnt. Nicht einmal ihre allgemeinen Eigenschaften (sā mānya gunā h) sind genannt. Es ist also viel wahrscheinlicher, daß Candramati auf den Sūtren fußt, als auf Prasastapāda. Ebenso knapp ist seine Behandlung der übrigen Substanzen. Bei der Erklärung der Zeit (kālah) hat Candramati ebenso wie Praśastapāda gegenüber dem Sūtra II, 2, 6 geändert. Aber Prasastapāda geht durch Einfügung des Begriffs der Vertauschbarkeit (v yatikara h) über ihn hinaus. Auch beim Raum (dik) haben beide, Candramati und Prasastapāda, den Sūtren II, 2, 14—15 gegenüber geändert, indem sie den Raum ohne Rücksicht auf die in den Sūtren gegebene Beziehung zur Sonne als Grundlage der Vorstellung von den verschiedenen Himmelsrichtungen erklären. Aber wieder geht Prasastapāda über Candramati hinaus, indem er das Verhältnis zu einem gegebenen Fixpunkt betont. Bei der Erklärung der Seele (āt mā) und des psychischen Organs (manah) geht Candramati vollkommen eigene . Wege. Hier fehlten geeignete Sūtren, die sich zu einer kurzen Begriffsbestimmung verwenden ließen. Er erklärt daher selbständig und unabhängig von Prasastapāda die Seele als inhärierende, das psychische Organ als nichtinhärierende Ursache der Eigenschaften der Seele. Prasastapāda verfährt demgegenüber ganz anders und bringt wieder eine ausführliche Darstellung mit breiten Erörterungen. Ein ähnliches Bild ergeben die folgenden Abschnitte. Bei den Eigenschaften der Elemente beschränkt sich Candramati wieder im Gegensatz zur ausführlichen Darstellung Prasasta 6) T 2138, p. 1262 c 16-26; Ui, S. 93 f. 69

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