Book Title: Zu Den Fragmenten Buddhisticher Logiker Im Nyayavarttikam
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner
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Page #1 -------------------------------------------------------------------------- ________________ Zu den Fragmenten buddhistischer Logiker im Nyayavarttikam. Von E. Frauwallner. Der Verfasser des Nyayavarttikam Uddyotakara Bharadvaja ist vor allem als Verteidiger seiner Schule und als Bekampfer gegnerischer Lehren von Bedeutung. Daher nehmen auch die polemischen Abschnitte einen grossen Teil seines Werkes ein. Dabei sind die Abschnitte, welche die Widerlegung der gegnerischen Einwande enthalten und welche er unmittelbar im Zusammenhang mit der Darstellung der eigenen Lehre bringt, von geringerer Bedeutung. Denn die gegnerischen Werke, gegen welche er sich darin wendet, sind grosstenteils verloren und seine Angaben reichen nicht aus, um nennenswerten Stoff fur ihre Wiederherstellung zu gewinnen. Bedeutend wichtiger sind diejenigen Abschnitte, in denen er selber die Lehren der Gegner angreift und die er gesondert auf die Darstellung seiner eigenen Lehre folgen lasst, vor allem jene im Varttikam zu den logischen und dialektischen Kategorien. Denn unten ihnen befinden sich nicht nur Stucke von besonderem Umfang, sondern sie enthalten auch zahlreiche Zitate aus gegnerischen, also vor allem buddhistischen Werken, so dass sie zu den wertvollsten Quellen fur die Kenntnis der alteren buddhistischen Logik zahlen. Die wichtigsten unter diesen Abschnitten sind folgende:1 1. S. 40, 16-43, 14 zum pratyaksa-Sutram (I. 1. 4) 2. S. 54, 1-57, 15 zum anumana-Sutram (I. 1. 5) 3. S. 113, 118, 12 zum pratijna-Sutram (I. 1. 33) 4. S. 125, 8-134, 4 zum zweiten hetu-Sutram (I. 1. 35) 5. S. 136, 18-137, 5 zum zweiten udaharana-Sutram (I. 1. 37) 6. S. 150, 160, 16 zum vada-Sutram (I. 2. 1). 1 Ich zitiere nach der Ausgabe der Kashi-Sanskrit-Series. Page #2 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 282 E. FRAUWALLNER. Wir wollen nun versuchen, das in diesen Abschnitten enthaltene buddhistische Material zu sammeln und seine Herkunft festzustellen. Der erste Abschnitt enthalt die Widerlegung der Definition der sinnlichen Wahrnehmung aus Vasubandhus Vadavidhih (S.40, 16-41, 18; Fr. B 1)1 und der Definition Dignagas aus dem Pramanasamuccayah (S. 41, 19-43, 6; Fr. C1); der Schluss, der sich gegen die Definition des Mimamsasutram usw. richtet, ist fur uns hier ohne Bedeutung. Der zweite Abschnitt enthalt ebenso die Widerlegung der Definition der Schlussfolgerung aus dem Vadavidhih (S. 54, 1-55, 10; Fr. B 2) und aus dem Pramanasamuccayah (S. 55, 11-56, 19; Fr. C 2. und ausserdem noch die Widerlegung eines weiteren Zitates, dessen Herkunft sich zunachst nicht bestimmen lasst (S. 56, 19-57, 1; Fr. A II 9); die Widerlegung der Definition der Samkhya, die darauf folgt, kann wiederum unberucksichtigt bleiben. Abgesehen von dem zuletzt erwahnten Zitat liegen also die Dinge sehr einfach: In beiden Abschnitten bekampft Uddyotakara von buddhistischen Werken Vasubandhus Vadavidhih und Dignagas Pramanasamuccayah. Etwas schwieriger steht es mit den drei folgenden Abschnitten. Im ersten dieser Abschnitte wendet sich namlich Uddyotakara zunachst gegen eine Definition des paksah aus einem unbekannten Werk (S. 113, 1-115, 18; Fr. A I 6). Es folgt die Widerlegung der Definition des Vadavidhih (S. 115, 19---116, 7; Fr. B 4) und des Nyayamukham Dignagas (S. 116, 7-117, 19; Fr. C3). * Den Abschluss bildet die Widerlegung der Definition der pratijna aus dem Vadavidhih (S. 117, 20-118, 12; Fr. B 3). Ebenso steht im zweiten Abschnitt an erster Stelle die Widerlegung einer unbekannten Definition des hetuh (S. 125, 8--129, 10; Fr. A I 7). Dann wird erst die Definition des Nyayamukham oder Pramanasamuccayah (S. 129, 11--131, 19; Fr. C 6) und des Vadavidhih (S. 131, 20--134, 4; Fr. B 5) widerlegt. Und auch im dritten Abschnitt folgt nach der kurzen Zuruckweisung eines Satzes, in dem Vasubandhu die Definitionen des Nyayasutram angreift (S. 136, 18--20; Fr. A I 12), erst auf die Widerlegung einer unbekannten Definition des drstantah (S. 136, 21--137, 3; Fr. A I 8) die Widerlegung der Definitionen des Vadavidhih (S. 137, 3-4; Fr. B 9) 1 Die Zahlen der Fragmente beziehen sich auf die Zusammenstellung am Schlusse dieser Arbeit. Page #3 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 283 ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. und des Nyayamukham oder Pramanasamuccayah (S. 137, 5; Fr. C 7). Wir finden also je drei Definitionen des paksah, des hetuh und des drstantah, und zwar steht immer neben den Definitionen des Vadavidhih und Dignagas eine Definition aus einer unbekannten Quelle. Es gilt daher vor allem diese Quelle zu bestimmen. Nun liegt es unter den gegebenen Umstanden nahe, fur alle drei fraglichen Definitionen dieselbe Quelle anzunehmen, und in der Tat lassen sich auch noch weitere Grunde dafur anfuhren, dass diese drei Definitionen und ausserdem auch die Definition des vadah, welche Uddyotakara im letzten der oben angefuhrten Abschnitte bespricht (S. 150, 7-160, 16; Fr. AI 3), aus demselben Werke stammen. Vor allem ist namlich zu beachten, dass Uddyotakara, wenn er bei der Widerlegung einer bestimmten Definition andere Zitate bringt, um Widerspruche und dergleichen aufzuzeigen, fast immer aus demselben Werk schopft. So zitiert er in den Stucken, in denen er den Vadavidhih bekampft, bei der Widerlegung der Definition des anumanam die Definition des hetuh und das dazugehorige Beispiel aus dem Vadavidhih (S. 55, 7-10; Fr. B 5 und 6), aber er bringt hier nirgends ein Zitat aus einem andern Werk. Nun verweist er in den Stucken, deren Quelle festgestellt werden soll, sowohl bei der Widerlegung der Definition des drstantah (S. 136, 22), als auch bei der Widerlegung der Definition des vadah (S. 151, 1) auf die Definition des paksah, welche er im ersten dieser Stucke bekampft (Fr. 4 I 6). Auf dieselbe Definition des dusanam, welche er im Abschnitt uber den paksah anfuhrt (S. 115, 1; Fr. A I 9), spielt er im Abschnitt uber den vadah an (S. 151, 13-16). Und auch die Definition der pratijnu, welche er im Abschnitt uber den vadah anfuhrt (S. 153, 16; Fr. A15), ist von der Definition des Vadavidhih verschieden und stammt also offenbar aus derselben Quelle. Ausserdem sagt er bei der Besprechung der Definition des vadah ausdrucklich, dass das bekampfte Werk ein Sutratext mit einer Vrttih war (S. 157, 15-17), und auch im Abschnitt uber den hetuh zitiert er zur Erlauterung der sutraartig knappen Definition die Erklarung einer Vrttih (S. 126, 16). Wir durfen also mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass Uddyotakara in allen diesen fraglichen Abschnitten dasselbe Werk bekampft, und dass die in diesen Abschnitten angefuhrten Zitate, soweit nicht auf Page #4 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 284 E. FRAUWALLNER. eine andere Herkunft hingewiesen wird, aus diesem gleichen Werk stammen. Welches war aber dieses Werk? Die Antwort auf diese Frage gibt Uddyotakara selber. Bei der Bekampfung der Definition des vadah bemerkt er namlich unter anderem, dass der Kurze halber die Worte svaparapaksayoh siddhyasiddhyartham zu svaparapaksasiddhyasiddhyartham zusammengezogen werden mussten (S. 153, 21), und bringt im Anschluss daran die Antworten mehrerer Gegner, welche diesen Einwand zu entkraften suchen. Die letzte dieser Antworten besagt, dass eine solche Zusammenziehung nicht unbedingt notwendig sei, sondern nach Belieben stattfinden oder unterbleiben konne. Darauf entgegnet Uddyotakara, dass ein Sastram nichts Uberflussiges enthalten durfe. Es sei daher ein Widerspruch, den Anspruch zu erheben, dass das Vadavidhanam ein Sastram sei, und daneben eine unnotig umstandliche Ausdrucksweise fur zulassig zu erklaren. Damit ist ausdrucklich gesagt, dass das Werk, aus dem die angefuhrte Definition des vadal genommen ist, den Namen Vadavidhanam fuhrte. Dazu kommt eine zweite Stelle. Bei der Widerlegung von Dignagas Definition des paksah (S. 116,7-117,19; Fr. C3) stellt Uddyotakara der Definition Dignagas die Definition der fraglichen Quelle (Fr. AI 6) gegenuber und zeigt zunachst, dass die Bestimmung viruddharthanirakrtah entweder durch die Verwendung des Wortes ipsitah oder istah uberflussig gemacht wird, oder dass sie, wenn dies nicht der Fall sein sollte, in beiden Definitionen zu stehen hatte. Dann wendet er sich gegen die Verwendung des Wortes svayam, das er fur uberflussig erklart, und bringt aus gegnerischen Werken zwei Erklarungen dieses Wortes, um sie zu widerlegen. Die zweite dieser Erklarungen bezieht sich auf die Definition Dignagas und stammt aus dem Prosatext des Nyayamukham (Fr. C 4). Die erste gehort, wie der Zusammenhang einwandfrei zeigt, zur Definition der fraglichen Quelle und ist aus einem Werk genommen, das Uddyotakara selbst mit dem Namen Vadavidhanatika nennt. Das Werk, aus dem die Definition selbst stammt, fuhrte daher den Namen Vadavidhanam. Es zeigt sich also, dass die gesuchte Quelle der fraglichen Definitionen ein 1 Die an sich uberzeugende Konjektur Ganganatha Jha's ist durch die Ausgabe der Kashi-Sanskrit-Series bestatigt worden. 2 Vgl. H. N. Randle, Fragments from Dinnaga, S. 23 A. . Page #5 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 285 Werk mit dem Namen Vadavidhanam war, und da ausserdem zwei von diesen Definitionen von Vacaspatimisra ausdrucklich Vasubandhu zugeschrieben werden (Tatp. t., S. 273, .=Fr. AI6; S. 317,16=Fr. AI 3), so konnen wir darin mit Sicherheit das Werk dieses Namens erkennen, welches in der chinesischen Uberlieferung neben dem Vadavidhih als eines der drei logischen Werke Vasubandhus genannt wird. Damit sind im wesentlichen alle Quellen bestimmt, die Uddyotakara in den aufgezahlten Abschnitten des Nyayavarttikam benutzt. Beachten wir dabei h den Umfang der einzelnen Abschnitte, so kommen wir vorlaufig zu folgenden Ergebnissen. 1. Uddyotakara bekampft in den genannten Abschnitten Vasubandhu und Dignaga, und zwar ist Vasubandhu sein Hauptgegner. 2. Er berucksichtigt dabei zwei Werke Vasubandhus nebeneinander ingefahr mit der gleichen Ausfuhrlichkeit, den Vadavidhih und das Vadavidhanam. Wir wollen nun auf die einzelnen Abschnitte genauer eingehen um festzustellen, was in ihnen an Fragmenten enthalten ist und was sich daraus im allgemeinen uber die Beschaffenheit der Werke erschliessen lasst, aus denen sie genommen sind, und zwar wollen wir mit dem Vadavidhanam beginnen, das auch Uddyotakara immer an erster Stelle nennt. Der ausfuhrlichste und inhaltsreichste Abschnitt ist dabei jener, der sich mit der Definition des vadah beschaftigt. Er zerfallt in zwei Teile. Im ersten (S. 150, 1-157, 15) bekampft Uddyotakara den Wortlaut der Definition selbst, die er Sutram nennt. Im zweiten (S. 157,15--160, 16) wendet er sich gegen eine Vrttih, welche * dieses. Sutram ziemlich ausfuhrlich erklart. Uberdies enthalten beide Teile neben den Zitaten aus dem Sutram und der Vrttih noch eine Anzahl von Entgegnungen auf die von Uddyotakara vorgebrachten Angriffe, welche augenscheinlich ebenfalls aus buddhistischen Schriften stammen, aber nicht dem Sutram und der Vrttih selbst angehoren konnen, also offenbar aus Kommentaren zu diesen beiden genommen sind. 1 Im ubrigen ist die Polemik Uddyotakaras derart auf Ausserlich i Von diesen Entgegnungen berucksichtigte ich im folgenden nur solche, die Uddyotakara unverkennbar aus gegnerischen Werken genommen hat. Wenn man auch jene hinzufugen wollte, von denen sich das wahrscheinlich machen lasst, Page #6 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 286 E. FRAUWALLNER. keiten gerichtet, dass sie, abgesehen von den eigentlichen Zitaten, kaum etwas zur Erkenntnis des bekampften Werkes beitragt. Gehen wir nun zunachst den ersten Teil genauer durch, so ergibt sich folgende Ausbeute. Nachdem Uddyotakara S. 150, 7 die Definition angefuhrt hat, die er widerlegen will (Fr. A I 3), zeigt er zuerst (S. 150, 8-152, 22,) dass das Wort svaparapaksayoh keinen brauchbaren Sinn ergibt, man mag es erklaren wie man will. Dabei verweist er S. 151, 1 auf die Definition des pahsah (Fr. A16) und bringt S. 152, 10 unter der Bezeichnung Sutram ein Zitat (Fr. A I 4), das er mit den Worten der Definition des vadah in Beziehung setzt und das also offenbar im Vadavidhanam auf die Definition des vadah folgte. Darauf erklart er (S. 152, 23-153, 20), dass bei dem Worte svaparapaksayoh die Zusammensetzung nicht am Platze sei. In diesem Zusammenhang fuhrt er eine Definition der pratijna an (Fr. A15), welche wir daher unbedenklich dem Vadavidhanam, und zwar dem Sutram zuschreiben durfen. Dann stellt er die Behauptung auf (S. 153, 21--155, 1), dass scaparapaksayoh mit dem folgenden Worte siddhyasiddhyartham zu einem Kompositum vereinigt werden musste und widerlegt drei Einwande gegen diese Behauptung (S. 153, 24; Fr. A II 2, S. 154,9; Fr. A II 3. S. 154, 15; Fr. A II 4). Diese Einwande stammen augenscheinlich aus Kommentaren zum Vadavidhanam, und zwar aus drei verschiedenen Werken, wie die Ausdrucksweise kecit ... anye ... apare zeigt. Es folgt die Besprechung des Wortes siddhyasiddhyartham (S. 155,9-156,11), wobei er nachzuweisen sucht, dass jede Auffassung von siddhil und asiddhih auf Schwierigkeiten stosst. In diesem Zusammenhang verweist er S. 155, 9 auf die Erklarung dieser Worte in der Vrttih, die spater noch mehrmals erwahnt wird, (Fr. A13 b) und zitiert S. 156, 4 mit den Worten apare tu ... varnayanti eine zweite davon abweichende Erklarung (Fr. A II 5), welche also wiederum aus einem Kommentar zum Vadavidhanam genommen sein durfte. Anschliessend daran bringt er drei verschiedene Auffassungen des Wortes arthah zur Sprache (S. 156, 11-157, 11). Die erste (S. 156, 14--157, 1), welche die Auffassung dann liesse sich naturlich das Material bedeutend vermehren. Es kommt aber zunachst vor allem darauf an, eine sichere Grundlage zu schaffen, und ausserdem stehen die betreffenden Werke fur uns hier in zweiter Reihe. Page #7 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 287 der Vrttih ist (vgl. S. 159, 21), widerlegt er durch den Hinweis, dass sie sich mit der bereits erwahnten ebenfalls aus der Vrttih genommenen Erklarung der Worter siddhih und asiddhih nicht in Einklang bringen lasst. Die Widerlegung der zweiten Auffassung (S. 157, 1-5) enthalt nichts von Bedeutung. Dagegen ist die Widerlegung der dritten Auffassung (S. 157, 5-11) bemerkenswert, weil sie in einer Erwiderung des Gegners ein Zitat enthalt (S. 157, 8; Fr. A II 7). Da namlich diese * Auffassung von der der Vrttih verschieden ist und Uddyotakara ausserdem zwei Zeilen vorher von granthakarabhasyakarau gesprochen hat, scheint hier ein Zitat aus einem Vadavidhanabhasyam vorzuliegen. Den Abschluss bildet eine kurze Zuruckweisung der letzten beiden Worter der Definition vacanam vadah, (S. 157, 11-16), die nach Uddyotakaras Meinung einen Widerspruch zu einer Behauptung enthalten, die der Gegner bei der Widerlegung der Nyayadefinition des hetuh aufgestellt hat und die an dieser Stelle S. 157, 12 wiedergegeben wird (Fr. AI 11). Damit ist der erste Teil zu Ende. Der zweite Teil ist bedeutend kurzer, aber doch sehr inhaltsreich, da Uddyotakara in ihm eine ganze Reihe von Zitaten aus der Vrttih anfuhrt, die zwar nicht unmittelbar aneinander anschliessen, aber allem Anschein nach in der ursprunglichen Reihenfolge stehen. Das erste dieser Zitate (S. 157, 17: Fr. 213a) stammt aus der Erklarung des Wortes scoparapaksayoh und enthalt einen Teil der Auflosung des kompositums. Das unmittelbar darauffolgende Zitat (S. 157, 18; Fr. All 1), welches augenscheinlich diese Auflosung gegen fremde Einwande verteidigt, muss aus einem Kommentar genommen sein. Es Colgt in mehreren Teilen die bereits im ersten Teil erwahnte Erlauterung der Worter siddhih und asiddhih (S. 157, 23. 158, 12. 15. 20; Fr. A136). Dazwischen eingestreut (S. 158, 2-6) steht noch einmal das Sutram, das bereits S. 152, 10 zitiert worden war (Fr. AI 4), und etwas spater (S. 158, 19) ein Satz, der offenbar aus dem Anfang der Vrttih stammt und nach Uddyotakara mit der hier gegebenen Erlauterung im Widerspruch steht (Fr. AI 1). Ob der nachste Satz Uddyotakaras (S. 158, 21) ein wortliches Zitat enthalt, ist fraglich. Jedenfalls zeigen aber die Worte prusnikul pratyayyah (Fr. AI3 c), durch welchen Gedanken das nachste Zitat mit dem vorhergehenden verbunden war. Dieses Zitat, das noch Page #8 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 288 E. FRAUWALLNER. in derselben Zeile folgt (S. 158, 22; Fr. A13 d), gibt Uddyotakara den Anlass zu einer etwas langeren Auseinandersetzung, in deren Verlauf er zunachst einen Satz anfuhrt, der offenbar aus einem Kommentar genommen ist (S. 158, 25; Fr. A II 6), wahrend er an einer zweiten Stelle, wenn auch vielleicht nicht wortlich, einen wichtigen Satz aus dem Vadavidhanam selbst bringt, sei es nun aus dem Sutram oder aus der Vrttih (S. 159, 11; Fr. AI 2). Es folgen zwei weitere Zitate aus der Vrttih (S. 159, 18 und 159, 21), von denen das erste noch zur Erklarung des Wortes siddhih gehort und die Ausdrucksweise des Sutram rechtfertigt (Fr. A13 e), das zweite dagegen das Wort arthah erklart (Fr. A13f). Im nachsten Absatz (S. 160, 1-9) bekampft Uddyotakara die gegnerische Auffassung des Wortes adhikaranam, der Wortlaut ist aber derart, dass sich nichts mit einiger Sicherheit als Zitat ansprechen lasst. Schliesslich zitiert er noch einen Einwand, der in der Vrttih vorgebracht und widerlegt wurde (S. 160, 9; Fr. A I 3 g). Damit ist auch der zweite Teil erledigt. Bei den ubrigen Abschnitten konnen wir uns bedeutend kurzer fassen, da in ihnen, von den wenigen wortlichen Zitaten abgesehen, die Polemik Uddyotakaras entweder nur auf Ausserlichkeiten gerichtet oder zumindest derart ist, dass sich aus ihr nichts Sicheres fur das Vadavidhanam gewinnen lasst. Es enthalt also die Widerlegung der Definition des paksah neben dieser Definition selbst (S. 113, 6; Fr. A16) eine Definition des dusanam, und zwar dieselbe, auf die auch im Abschnitt uber den vadah S. 151, 13-16 angespielt wird, (S. 115, 1; Fr. 419) und ein Zitat aus einer Widerlegung der Nyayadefinition des hetuh (S. 115, 14; Fr. AI 10). Im Abschnitt uber den hetuh finden wir neben der Definition des hetuh (S. 125, 8; Fr A17) die dazugehorige Erklarung der Vrttih (S. 126, 16. 127, 5. 9. 11; Fr. 417a) und ein Zitat, das mit den Worten yad api hetuvarttikam bruvanenoktam eingeleitet ist und das daher aus einem Kommentar zum Vadavidhanam stammt (S. 128, 17; Fr. A II 9). 1 Die Widerlegung der Definition des 1 Wie die Schlussworte dieses Abschnittes S. 129, 8-10 zeigen, enthalt dieses Zitat keine eigene Definition des hetuh, sondern gehort noch zur Widerlegung der Definition des Vadavidhanam. Tatsachlich schliesst es sich auch an die Erklarung der Vrttih an, denn es besagt: Da in dieser Erklarung alle drei Merkmale des hetuh Page #9 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 289 drstantah schliesslich enthalt neben dieser Definition (S. 136, 21; Fr. A 8) nur einen Hinweis auf die Definition des paksah (S. 136, 22; Fr. AI 6). Das ist also das Material, aus dem wir versuchen mussen, eine Vorstellung vom Vadavidhanam zu gewinnen. Vor allem haben wir gesehen, dass das Vadavidhanam aus einem Sutratext und einer Vrttih bestand, die wir beide Vasubandhu zuschreiben durfen. Denn Uddyotakara, der in dieser Hinsicht sehr genau ist und die Verwendung verschiedener Quellen regelmassig vermerkt, behandelt Sutram und Vrttih als eine zusammengehorige Einheit. Besonders deutlich ist das an Stellen wie S. 155, 7-9, wo er eine Auffassung der Worte des Sutram fur unhaltbar erklart, weil sie dem folgenden widerspreche, und als ,,folgendes" einen Satz der Vrttih anfuhrt. Aus dem Anfang des Werkes, und zwar wohl aus der Vrttih, stammt das Zitat S. 158, 19 (Fr. A I 1). Vasubandhu scheint also, einem weitverbreiteten Brauch folgend, zuerst sambandhah, abhiTheyam und prayojanam seines Werkes erortert zu haben. An zweite Stelle mussen wir den Satz S. 159, 11 rucken (Fr. AI 2), der zwar, wie gesagt, vielleicht kein wortliches Zitat enthalt, aber jedenfalls die Lehre des Vadavidhanam wiedergibt. Aus ihm sehen wir, dass Vasubandhu nur eine Form der katha anerkannte, namlich den vadah, wahrend er jalpah und vitanda ablehnte.1 Damit tritt der vadah als einziger Gegenstand des Werkes in den Vordergrund. Seine Definition ist erhalten (S. 150,- usw.; Fr. A I 3) und die dazugehorigen aufgezahlt sind und dadurch die Verwendung zweier oder eines Merkmals zuruckgewiesen ist, ist unter den sieben moglichen Bestimmungen des hetuh nur die eine als richtig zu betrachten, welche alle drei Merkmale enthalt. Das Zitat stammt also aus einem Kommentar zum Vadavidhanam. Damit ist aber auch gegeben, dass es von einem anderen Verfasser stammt, als von Vasubandhu, und es ist daher nur naturlich, dass Uddyotakara dies wie in den meisten Fallen durch die einleitenden Worte zum Ausdruck bringt. Dagegen ware es nicht einzusehen, warum er hier, wie Randle meint (a. a. 0. S. 24 A u. S. 41 A), gegen seinen sonstigen Brauch darauf hinweisen sollte, dass er dieses Zitat bereits fruher angefuhrt hat, abgesehen davon, dass dies nicht im Varttikam zum hetuh-Sutram, sondern im Varttikam zum anumanaSutram geschehen ist (S.56, 19), und dass er daher vom anumanavarttikam sprechen musste. 1 Es ware daher moglich, dass die Polemik S. 163, 3 disanamatram vitanda aus dem Vadavidhanam stammt. Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenl. XL. Bd. 19 Page #10 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 290 E. FRAUWALLNER. Fragmente der Vrttih sind so zahlreich, dass Vasubandhus eigene Auffassung der Definition in allen wesentlichen Zugen feststeht. 1 Nach dieser Definition ist der Gegenstand des vadah das Beweisen der eigenen und das Widerlegen der gegnerischen Behauptung. Der vadah gliedert sich also, wie Vasubandhu bei der Erklarung des Wortes arthah selber sagt (S. 159, 21; Fr. AI3f), in sadhanam und sadhanabhasah und in dusanam und dusanabhasah. Und dem entspricht auch das Sutram, welches nach dem Zeugnis Uddyotakaras auf die Definition des vadah folgte (S. 152, 10 usw.; Fr. AI 4) und welches den vadah in die beiden Gruppen sadhanam und dusanam teilt. Damit ist der Inhalt und die Disposition des Vadavidhanam in den Grundzugen erkannt: Vasubandhu beweist zunachst, dass es nur eine Form der katha gibt, namlich den vadah; diesen gliedert er in zwei Teile, in sadhanam und sadhanabhasah und dusanam und dusanabhasah: die Darstellung dieser beiden Teile bildet den Hauptinhalt seines Werkes. Aus diesem Hauptteil selbst ist uns nur sehr durftiges Material erhalten, namlich die Definitionen der pratijna (Fr. A I 5), des paksah (Fr. A I 6), des hetuh (Fr. A I 7), des drstantah (Fr. A I 8) und des dusanam (Fr. A I 9) aus dem Sutram, und ein kurzer Satz aus der Vrttih, welcher die Definition des hetuh erklart (Fr. A I 7a). Trotzdem lassen sich daraus einige charakteristische Zuge der Lehre des Vadavidhanam erschliessen, wie wir spater bei der Besprechung der Fragmente des Vadavidhih sehen werden. Hier mag unterdessen nur noch folgendes bemerkt werden. Uddyotakara erwahnt bei zwei Zitaten (Fr. A I 10--11), dass sie aus einer Polemik gegen die Nyayadefinition des hetuh stammen. Er bezeugt also ausdrucklich, dass im Vadavidhanam Polemik gegen den Nyayah enthalten war. Es liegt daher nahe, anzunehmen, dass in 1 Beachtenswert ist das Zitat S. 160, 9 (Fr. A139), weil es beweist, dass die Darstellung der Vrttih ziemlich ausfuhrlich war. 2 Das Sutram ist in der Form, in der es Uddyotakara bringt, vollstandig und der Sinn ist vollkommen klar: ,Diese beiden (siddhyasiddhi) erfolgen durch sadhanam und dusanam". Die Stelle der Tatparyatika (S. 319, 9), in der Randle (a. a. O., S. 56) das vollstandige Sutram zu finden glaubt, halte ich fur verdorben. Jedenfalls vermag ich nicht einzusehen, wie sie als vollstandige Form des Sutram erklart werden soll. Page #11 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 291 den Abschnitten des Nyayavarttikam, in welchen gegnerische Angriffe wiedergegeben und zuruckgewiesen werden, auch Argumente aus dem Vadavidhanam zu finden sind, um so mehr als Uddyotakara ja auch bei der Bekampfung der gegnerischen Lehren das Vadavidhanam in den Vordergrund stellt. Und wirklich erweist sich diese Annahme als berechtigt. Betrachten wir z. B., da gerade Polemik des Vadavidhanam gegen die Nyayadefinition des hetuh bezeugt ist, den Abschnitt des Nyayavarttikam, der die Angriffe gegen diese Definition und ihre Widerlegung enthalt, also S. 120, 6-121, 24. In diesem Abschnitt fuhrt Uddyotakara zunachst mit den Worten ity eke folgende Einwande an: Erstens (S. 120, 6), wenn die Ahnlichkeit mit dem Beispiel dasjenige ist, was das zu Beweisende beweist, so ist das Wort sadhyasadhanam uberflussig und das Sutram hat zu lauten, udaharanasadharmyam hetuh; zweitens (S. 120, 8), wenn das Wort sadhyasadhanam trotzdem als Bestimmung zu dem Wort udaharanasudharmyam hinzugesetzt wird, so darf dieses nicht im Ablativ stehen, da Bestimmung und Bestimmtes nicht durch den Ablativ miteinander verbunden werden konnen. Mit den Worten anye tu (S. 120, 10) folgt an dritter Stelle ein anderer Grund gegen die Verwendung des Ablativs: Der Ablativ kann nur stehen, wenn von verschiedenen Dingen die Rede ist, aber nicht, wenn zwei Worter dasselbe ausdrucken. Ein vierter Einwand lautet (S. 120, 14): Das Sutram sollte wie die ubrigen Sutren, unter denen es steht, einen Teil (avayarah) der Beweisfuhrung (sadhanavakyam) definieren, und zwar die Begrundung, in Wirklichkeit definiert es jedoch die Sache, auf der die Begrundung beruht (arthatmako hetuh); diese Sache kann aber unmoglich neben die Behauptung (pratijna) usw. als Teil der Beweisfuhrung treten. Dann beginnt Uddyotakara mit seiner Erwiderung (S. 120, 18) und widerlegt zuerst den letzten Einwand, indem er im Sutram das Wort vacanam erganzt. Dabei erwahnt er einen funften Einwand (S. 120, 21), welcher sich gegen diese Auffassung des Sutram richtet und folgendermassen lautet: Wenn man sagt, dass zum Sutram cucanam zu erganzen ist, dann bildet das Wort sadhyasadhanam eine Bestimmung zu vacanam; das ist aber nicht am Platz, weil es der Gegenstand ist, der diese Bestimmung erfordert, und nicht der Page #12 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 292 E. FRAUWALLNER. sprachliche Ausdruck. 1 Es folgt die Widerlegung dieses Einwandes (S. 120, 24) und anschliessend daran die des dritten Einwandes (S. 121, 9). Den Abschluss bildet die Zuruckweisung eines sechsten Einwandes (S. 121, 15), in dem der Gegner verlangt, dass, wenn man schon das Wort vacanam erganzt, an die Stelle des Ablativs der Genetiv zu treten hatte. Den ersten und zweiten Einwand berucksichtigt Uddyotakara in seiner Entgegnung nicht. Nun gilt es, die Frage zu beantworten, wer die Gegner sind, deren Einwande Uddyotakara in diesem Abschnitt zuruckweist. Vacaspatimisra nennt Dignaga und fuhrt einige Verse aus dem Pramanasamuccayah an. Das ist aber noch nicht entscheidend, denn Vacaspatimisra ist in der Heranziehung buddhistischer Quellen ziemlich oberflachlich und es unterlaufen ihm manchmal auch schwere Fehler. Ausserdem macht es bedenklich, dass er nur Dignaga nennt und sich um die Unterscheidung zweier Quellen bei Uddyotakara . nicht viel kummert. Es ist daher am sichersten, den betreffenden Abschnitt des Pramanasamuccayah selbst mit der Darstellung Uddyotakaras zu vergleichen. Dabei lasst sich, soviel ich sehe, zum ersten Einwand bei Uddyotakara keine Entsprechung im Pramanasamuccayah nachweisen. Dem zweiten Einwand entspricht eine Bemerkung Dignagas in der Vrttih zu Vers 36a (fol. 57 a 2 = fol. 139b 4). Zum dritten Einwand fehlt wiederum eine Entsprechung. Der vierte Einwand stimmt im wesentlichen mit Dignagas Vrttih zum ersten Teil des Verses 360deg uberein (fol. 566 6 = fol. 1396 2), aber die Ausdrucksweise Dignagas ist vollkommen verschieden. Der Gedanke des funften Einwandes findet sich bei Dignaga in der Vrttih zu Vers 39 a (fol.5767=fol. 14013), von der eigentumlichen Ausdrucksweise im Nyayavarttikam, die Uddyotakara offenbar aus seiner Quelle ubernommen hat, fehlt jedoch jede Spur. Der sechste Einwand schliesslich hat eine Entsprechung in Vers 386. Wir finden also eine Anzahl von Ubereinstimmungen neben 1 Das ist die wahrscheinlichste Auffassung dieses Einwandes, vgl. Randle, a. a. 0. S. 38. 2 So schreibt er z. B. die anumana-Definition des Vadavidhih Dignaga zu (Tatp. t., S. 189, 10, 23. Vgl. Randle, S. 22). 3 Vgl. den Anhang. Page #13 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 293 mehreren Verschiedenheiten. Es fragt sich nur, ob diese Ubereinstimmungen hinreichen, den Pramanasamuccayah als Quelle Uddyotakaras zu bestimmen. Ich glaube, nein. Das andere buddhistische Werke ahnliche Argumente enthalten haben, wie der Pramanasamuccayah, ist ohne weiteres moglich, wenn man bedenkt, wie sich in Indien dieselben Argumente oft jahrhundertelang von einem Autor auf den anderen vererben. Nehmen wir dagegen an, dass der Pramanasamuccayah eine der beiden Quellen Udyotakaras war, so finden wir in beiden Fallen wenigstens einen Einwand, der sich im Pramanasamuccayah nicht nachweisen lasst. Wir mussten also voraussetzen, dass Uddyotakaras Angaben ungenau sind. Ferner waren wir zu der Annahme genotigt, dass er nicht nur den Gedankengang Dignagas sehr mangelhaft widergibt, sondern auch die Ausdrucksweise vollkommen geandert hat, wahrend er sich sonst, soweit wir bisher sehen konnen, in ziemlich weitem Umfang an die Ausdrucksweise seiner Quellen anschliesst.1 Schliesslich mussten wir uns mit der Tatsache abfinden, dass er, um Widerspruche des Gegners nachzuweisen, zweimal Satze des Vadavidhanam anfuhrt (S. 121,6= Fr. AI 3 und S. 121, 14 = Fr. A I 7), aber keinen einzigen Satz Dignagas. Bedenken wir nun, dass eine Widerlegung der Nyayadefinition des hetuh fur das Vadavidhanam bezeugt ist, dass beide daraus zitierten Fragmente sich leicht einem dem Pramanasamuccayah ahnlichen Gedankengang einfugen (Fr. A I 11 = Pr. sam. III 366 [?]; Fr. A I 10 = Pr. sam. III 39, b), also gut zu den von Uddyotakara angefuhrten Einwanden passen, schliesslich, dass Uddyotakara bei der Widerlegung des funften und des dritten Einwandes, die aus der zweiten Quelle stammen, je einen Satz aus dem Vadavidhanam anfuhrt (Fr. A I 3 und AI 7), so konnen wir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die zweite Quelle Uddyotakaras mit dem Vadavidhanam gleichsetzen. Zuletzt noch einige Bemerkungen uber die Kommentare zum Vadavidhanam. Wie wir bei der Besprechung der betreffenden Abschnitte des Nyayavarttikam gesehen haben, bringt Uddyotakara mehrmals Satze, die nur aus Kommentaren zum Vadavidhanam stammen 1 Vgl. z. B. die Widerlegung der Apohalehre S. 320, 3 ff. = Pr. sam. V 2 ff. Page #14 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 294 E. FRAUWALLNER. konnen. Und zwar muss es wenigstens drei solche Werke gegeben haben, wie der Abschnitt S. 153, 21--155, 1 zeigt, wo Uddyotakara zu einem von ihm vorgebrachten Einwand drei Entgegnungen aus drei verschiedenen Quellen anfuhrt. Tatsachlich lassen sich auch aus den Angaben des Nyayavarttikam die Namen dreier Kommentare erkennen. S. 117,1 nennt Uddyotakara selber ausdrucklich eine Vadavidhanatika. Die Bemerkung S. 128, 17 yad api hetuvarttikam bruvanenoktam weist offenbar auf einen Abschnitt eines Werkes hin, das den Namen Vadavidhanavarttikam fuhrte.1 S. 157, 8 scheint schliesslich, wie wir fruher bereits gezeigt haben, ein Zitat aus einem Vadavidhanabhasyam vorzuliegen. Genaues lasst sich allerdings uber keines dieser Werke sagen. Hochstens von der Vadavidhanatika lasst sich vermuten, dass sie ein Werk Dignagas war. Dabei ist es von geringerer Bedeutung, dass nach dem von Uddyotakara angefuhrten Fragmente (Fr. A II 8) in der Vadavidhanatika zum paksa-Sutram des Vadavidhanam das Wort svayam hinzugefugt war. Denn wenn auch, soviel wir derzeit wissen, Dignaga derjenige war, der als erster das Wort svayam in die Definition des paksah aufnahm, so lasst sich doch dagegen sagen, dass die Erklarung dieses Wortes, die Uddyotakara aus der Vadavidhanatika anfuhrt, von der Erklarung Dignagas im Nyayamukham und in der Pramanasamuccayavrttih (Fr. C 4) verschieden ist. Und wenn es auch moglich ist, dass Dignaga zu verschiedenen Zeiten dieses Wort verschieden erklart hat, so verliert doch das Argument dadurch an Beweiskraft. Wichtiger erscheint mir vielmehr folgende Erwagung. Uddyotakara stellt im vorliegenden Abschnitt (S. 116, 7-117, 9) der Definition des paksah durch Dignaga im Nyayamukham (Fr. C 3) die Definition des Vadavidhanam (Fr. AI 6) gegenuber, indem er bemerkt, dass der Zusatz viruddharthanirakrtah entweder in beiden Definitionen durch das Wort ipsitah oder istah uberflussig gemacht sei, oder dass er in beiden Definitionen stehen musse. Der Einwand ist berechtigt, aber es ist dies das einzige Mal in den thesprochenen Abschnitten des Nyayavarttikam, dass Uddyotakara zur Widerlegung eines Gegners einen Widerspruch zweier verschiedener Quellen benutzt. Ferner widerlegt er nach einer 1 Der Ausdruck sahavarttikam am Schlusse des Abschnittes uber den vadah (S. 160, 15) kann dagegen nur auf die Vrttih bezogen werden. Page #15 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 295 allgemeinen Zuruckweisung des Wortes svayam die beiden Erklarungen des Wortes in der Vadavidhanatika (Fr. A II 8) und im Nyayamukham (Fr. C 4). So selbstverstandlich es nun ist, dass er bei der Bekampfung der Definition Dignagas die dazugehorige Erklarung Dignagas berucksichtigt, so wenig ist es zu verstehen, dass er daneben die Erklarung eines ganz anderen Werkes heranzieht, das noch dazu sonst in diesen Abschnitten gar keine Rolle spielt. Beides erklart sich sofort, wenn wir Dignaga als Verfasser der Vadavidhanatika annehmen. In diesem Falle handelte es sich fur Uddyotakara uberhaupt nicht darum, der Definition des Nyayamukham die Definition des Vadavidhanasutram gegenuberzustellen, sondern die von Dignaga in der Vadavidhanatika anerkannte Form dieser Definition, und er konnte mit vollem Rechte fragen, warum Dignaga, wenn er schon das Wort svayam hinzusetzte, die Hinzufugung von viruddharthanirakrtah fur uberflussig hielt, wahrend er doch im Nyayamukham diesen Zusatz aufnahm. 1 Ausserdem ist es dann vollkommen verstandlich, dass Uddyotakara, nachdem er bei diesem Wort die Vadavidhanatika dem Nyayamukham gegenubergestellt hatte, auch bei dem Worte svayam die Auffassung der Vadavidhanatika neben der Erklarung des Nyayamukham berucksichtigte. Gegen die Verfasserschaft Dignagas liesse sich allenfalls geltend machen, dass die Bezeichnung Tika auf ein spateres Werk hinweist, junger als das Bhasyam und das Varttikam, und dass dies gegen Dignaga den personlichen Schuler Vasubandhus spricht. Aber abgesehen davon, dass dieser Schluss nicht zwingend ist, erscheint mir die personliche Schulerschaft Dignagas sehr fraglich. Entscheidend ist dafur die bereits von mehreren Seiten angefuhrte Stelle der Pramanasamuccayavrttih fol. 16 a 6= fol. 99 b 5 zu Vers I 13, in der Dignaga erklart, dass der Vadavidhih nicht von Vasubandhu stammen konne, weil er fehlerhafte Lehren enthalte. So spricht niemand vom Werke eines Lehrers, dessen personlicher Schuler er war. Die Stelle 1 Aus diesem Verfahren Dignagas in der Vadavidhanatika liesse sich vielleicht auch das eigentumliche Verhalten Sankarasvamis im Nyayapravesakasutram verstehen, der nur das Wort svayam in die Definition des paksah aufnimmt und paksadyaviruddhah nur als vakyasesah hinzufugt. 2 Vgl. G. Tucci, Indian Historical Quarterly, Vol. IV, p. 636. Page #16 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 296 E. FRAUWALLNER. macht viel eher wahrscheinlich, dass Dignaga geraume Zeit spater lebte als Vasubandhu. Jedenfalls aber fallt dieses personliche Zeugnis Dignagas mehr ins Gewicht als die verschiedenen spateren Uberlieferungen, die ihn zum Schuler Vasubandhus machen, Uberlieferungen, deren Fehlerhaftigkeit wir auf Schritt und Tritt beobachten konnen. Zusammenfassend konnen wir also sagen, dass es sich bis zu einem gewissen Grad wahrscheinlich machen lasst, dass die Vadavidhanatika ein Werk Dignagas war. Von Sicherheit kann allerdings keine Rede sein. Wenden wir uns nun dem Vadavidhih zu, so konnen wir uns bedeutend kurzer fassen, da wir es hier nur mit dem Material des Nyayavarttikam zu tun haben, wahrend eine ausfuhrlichere Behandlung des Vadavidhih vor allem ein umfassendes Heranziehen der entsprechenden Abschnitte des Pramanasamuccayah erfordern wurde. Ausserdem ist auch das Material des Nyayavarttikam fur den Vadavidhih geringer als fur das Vadavidhanam. Von den Abschnitten, welche sich mit dem Vadavidhih beschaftigen, enthalt namlich der erste (S. 40, 16-41, 18) nur die Definition der sinnlichen Wahrnehmung (S. 40, 16; Fr. B 1). Der zweite (S. 54, 1-55, 10) die Definition der Schlussfolgerung (S. 54, 1; Fr. B2), des hetuh (S. 55, 7; Fr. B 5) und das zur Definition des hetuh gehorige Beispiel (S. 55, 10; Fr. B 6). Im dritten Abschnitt (S. 115, 19-116, 7; 117, 20-118, 19) finden wir die Definitionen des paksah (S. 115, 19; Fr. B 4) und der pratijna (S. 117, 20; Fr. B 3). Im vierten (S. 131, 20--134, 4) die Definition des hetuh (S. 131, 20; Fr. B5) und drei weitere Fragmente aus der Be-sprechung des hetuh (S. 132, 20; Fr. B 6. S. 133, 3; Fr. B 7. S. 133, 20: Fr. B 8). Der funfte Abschnitt schliesslich (S. 137, 3-4) besteht nur aus einem kurzen Hinweis auf die Definition des drstantah (S. 137, 3; Fr. B 9). Immerhin lasst sich aber auch aus diesem geringen Material einiges uber die Beschaffenheit des Vadavidhih erschliessen. Vor allem ist zu beachten, dass in diesen Abschnitten nirgends zwischen Sutram und Vrttih unterschieden wird; dass nirgends von einem Kommentar die Rede ist. Wenn Uddyotakara einmal vereinzelt eine Definition Sutram nennt (S. 41, 13), so scheint in diesem Fall eine ungenaue Ausdrucksweise vorzuliegen. Der Vadavidhih war also offenbar kein Sutratext mit einem Kommentar wie das Vadavidhanam, Page #17 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 297 sondern ein einheitliches Werk. Dazu stimmt, dass die aus ihm genommenen Definitionen nicht die gedrangte Kurze aufweisen wie die Definitionen des Vadavidhanam, und die Fragmente, welche aus dem Abschnitt uber den hetuh zitiert werden (Fr. B 5-8), zeigen, dass manche Fragen auch mit einer gewissen Breite behandelt waren. Was ferner die Anordnung des Stoffes und den Inhalt des Werkes betrifft, so verdient folgendes hervorgehoben zu werden. Wahrend in den Abschnitten, welche sich mit dem paksah, hetuh und drstantah beschaftigen, immer neben den Definitionen des Vadavidhih und Dignagas eine Definition des Vadavidhanam steht, fehlt diese Definition in den Abschnitten uber die sinnliche Wahrnehmung und die Schlussfolgerung. Das ist um so auffalliger, als das Vadavidhanam bei Uddyotakara sonst immer die erste Stelle einnimmt, und lasst sich meiner Meinung nach nur dadurch erklaren, dass solche Definitionen im Vadavidhanam uberhaupt nicht vorhanden waren, d. h. dass in diesem Werke die sinnliche Wahrnehmung und die Schlussfolgerung uberhaupt nicht behandelt wurden. In der Tat lasst sich auch innerhalb der klaren und zielbewussten Disposition, die wir fur das Vadavidhanam erschlossen haben, schwer ein Platz fur die Lehre von den Erkenntnismitteln finden. Vor allem mussen wir jedoch folgendes beachten. Die Definitionen des hetul und destuntah im Vadavidhih enthalten beide Zusatze, welche hervorheben, dass es sich um sprachliche Formulierungen handelt, Zusatze, die in den entsprechenden Definitionen des Vadavidhanam fehlen. Dadurch treten diese Definitionen aber in Beziehung zur Definition der Schlussfolgerung. Denn die Bedeutung dieser Zusatze liegt darin, dass dadurch die Teile der Beweisfuhrung, pratijna, hetuh und drstantah als sprachlicher Ausdruck der Schlussfolgerung zur Belehrung anderer (parurthanumanam) der eigentlichen Schlussfolgerung als dem eigenen Erkenntnisvorgang (svarthanumanam) gegenubergestellt werden. Und dass diese Gegenuberstellung von Vasubandhu wirklich beabsichtigt war, lasst sich daraus ersehen, dass in der Definition der Schlussfolgerung ausdrucklich ihr Wesen als Erkenntnisvorgang betont wird. Wir sehen also, dass im Vadavidhih, welcher eine Definition der Schlussfolgerung enthalt, auch bei den Definitionen der Teile der Beweisfuhrung darauf Rucksicht genommen war, und durfen daher Page #18 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 298 E. FRAUWALLNER. schliessen, dass im Vadavidhanam, wo eine solche Berucksichtigung fehlte, auch keine Definition der Schlussfolgerung enthalten war.1 Daraus ergeben sich aber wichtige Erkenntnisse. Das Vadavidhanam war ein reines Vada-Lehrbuch. In ihm hatte Vasubandhu die Lehre vom Beweis und von der Widerlegung als das Wesentliche in den Mittelpunkt der Darstellung geruckt und alle ubrigen Kategorien der alteren Vada-Handbucher beiseite geschoben, allerdings damit auch die Lehre von den Erkenntnismitteln. Im Vadavidhih, einem augenscheinlich jungeren Werk, hat er sie dann in Erkenntnis ihrer grundlegenden Bedeutung wieder aufgenommen und dabei die Schlussfolgerung und den Beweis auf Grund ihrer Wesensverwandtschaft als svartha- und pararthanumanam miteinander in Verbindung gebracht wenn er vielleicht auch noch nicht diese Ausdrucke verwendete 2 eine Verbindung, die dauernd in Geltung geblieben ist. Damit war ein wichtiger Schritt getan. Denn wahrend die Erkenntnismittel in den alteren Vada-Handbuchern als Kategorien neben anderen Kategorien 1 Dadurch wird auch verstandlich, wieso Uddyotakara dazukam, im Abschnitt uber die Schlussfolgerung nach der Definition des Vadavidhih und des Pramanasamuccayah S. 56, 19 den Satz aus dem Vadavidhanavarttikam anzufuhren, den er auch spater im Abschnitt uber den hetuh zitiert (Fr. A II 9): Da im Vadavidhanam keine Definition der Schlussfolgerung zu finden war, suchte er nach einem Ersatz. Aus dem Pramanasamuccayah, wo ebenfalls eine ausdruckliche Definition des svarthanumanam fehlt, hatte er einen Vers genommen, der eigentlich eine Definition der Merkmale des Grundes enthalt (Fr. C 2). Beim Vadavidhanam war aber auch das unmoglich, weil hier die Definition des hetuh infolge ihrer ubermassigen Kurze nicht einmal das dreifache Merkmal des Grundes deutlich ausdruckte. So griff er denn zu dem Satz des Varttikam, in dem wenigstens der trilaksano hetuh ausdrucklich genannt war. 2 Dass Dignaga bei der Besprechung des pararthanumanam ein Tarkasastram zitiert (Pr. sam. vrt., fol. 44 a 7 fol. 126 b 1; vgl. G. Tucci, Buddhist Logic before Dinnaga, S. 474 und 486), beweist noch nicht, dass dort diese Unterscheidung bekannt war. Mir scheint vielmehr gerade aus diesem Zitat das Gegenteil hervorzugehen. Dieses Zitat enthalt namlich eigentlich eine Definition der pratijna. Es handelt sich also offenbar um einen jener Falle, wie er in Uddyotakaras Varttikam zum anumana-Sutram vorliegt (vgl. die vorhergehende Anmerkung), wo der Autor. weil er in den Werken, die er bekampft, nichts genau Entsprechendes findet, einen ahnlichen Satz herausgreift und ihm den erforderlichen Sinn beilegt. Aber gerade das beweist, dass eben in dem betreffenden Werk nichts genau Entsprechendes, also im vorliegenden Fall keine Definition des pararthanumanam enthalten war. Page #19 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 299 keine ihrer Bedeutung entsprechende Darstellung gefunden hatten, wurden sie so als Grundlage aller richtigen Erkenntnis und damit auch aller Beweisfuhrung in den Vordergrund geruckt, und es war damit der Ausgangspunkt fur die erkenntnistheoretische Forschung gegeben, die sich schon in Dignagas Pramanasamuccayah ebenburtig neben die Lehre vom Beweis und von der Widerlegung stellt, um sie dann bei Dharmakirti bereits in den Hintergrund treten zu lassen. Bei dieser Auffassung wird ubrigens auch verstandlich, warum Uddyotakara, der fur die dialektischen Kategorien mehr Interesse hat, vor allem das Vadavidhanam zitiert, wahrend Dignaga, bei dem die erkenntnistheoretischen Fragen mehr hervortreten, sich ausschliesslich gegen den Vadavidhih wendet. Was schliesslich die Fragmente Dignagas in den besprochenen Abschnitten des Nyayavarttikam betrifft, so erubrigt sich eine genauere Besprechung, da sie fast alle aus erhaltenen Werken stammen.1 Nur ein Zitat auf S. 131, 17, grahyadharmas tadamsena vyapto hetuh, vermag ich weder im Nyayamukham noch im Pramanasamuccayah nachzuweisen. Es durfte also aus einem verlorenen Werke genommen sein. Bemerkenswert ist, dass dies dieselbe Definition ist, von der Dharmakirti im Pramanavarttikam ausgeht, vgl. Pr. vartt. I 3: paksadharmas tadamsena vyapto hetus tridhaiva sah | avinabhavaniyamad dhetvabhasas tato' pare || 3 Ferner ware zu bemerken, dass von den in den Abschnitten uber die pratijna, den hetuh und den drstantah angefuhrten Fragmenten Dignagas, die Definition des pakssah und eines der Prosafragmente (Fr. C5) nur im Nyayamukham zu finden sind, und dass auch die ubrigen ausser im Pramanasamuccayah im Nyayamukham nachgewiesen werden konnen. Uddyotakara durfte also in diesen Abschnitten das Nyayamukham vor Augen gehabt haben. Er scheint also ebenso wie bei Vasubandhu auch bei Dignaga in erster Linie das mehr dialektische Werk, das Nyayamukham, und nur wo dieses versagte, den mehr erkenntnistheoretisch gerichteten Pramanasamuccayah benutzt zu haben. 1 Uber die Herkunft dieser Fragmente vgl. die Zusammenstellung am Schlusse dieser Arbeit. Page #20 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 300 E. FRAUWALLNER. Zum Abschluss noch einige Worte uber einen anderen Abschnitt des Nyayavarttikam. S. 137, 22--138, 20 bekampft Uddyotakara gegnerische Einwande gegen die zwei letzten Glieder des Beweises, welche die Nyaya-Schule annimmt, den upanayah und das nigamanam. Er zitiert dabei zunachst einen kurzen Satz, dessen Herkunft ich nicht festzustellen vermag (S. 137, 24). Dann folgt eine Zeile aus dem Pramanasamuccayah (S. 138, 9; Fr. C8). Und schliesslich bringt er noch ein grosseres und zwei kleinere Prosafragmente, die offenbar aus ein und derselben Quelle stammen (S. 138; 10-14. 17. 20). Vor allem das grossere Fragment zeigt bemerkenswerte Ubereinstimmung mit der Polemik Dignagas in der Pramanasamuccayavrttih, fol: 72 b 2 = fol. 156 a 4. Daneben stehen aber auch deutliche Verschiedenheiten im Gedanken und im Wortlaut. Es liegen also die gleichen Verhaltnisse vor wie in dem Abschnitt, der die gegnerischen Einwande gegen die Nyayadefinition des hetuh enthalt, und ich mochte daher die Vermutung aussprechen, dass wir es hier ebenfalls mit Fragmenten aus einem Werk Vasubandhus, und zwar wahrscheinlich aus dem Vadavidhanam zu tun haben, und dass auch in diesem Falle die Argumente Vasubandhus von Dignaga ubernommen und weitergebildet wurden. Fragmente. A. Vadavidhanam. I. Vadavidhanasutram und Vadavidhanavrttih.1 1. (V?) Ny. vart., S. 158, 19: sastrasambandham kurvanenoktam san dehaviparyayapratisedharthah sastrasyarambha iti. 2. (Wortlaut fraglich) -, S. 159, 11: traividhyanabhyupagamat.eka evayam kathamargah, tasya prayojanam tattvavabodho labhada yas ca. 3. (S)-, S. 121, 6; 150, 7 ff.: svaparapaksayoh siddhyasiddhyartham vacanam vadah. 3 a. (V) - S. 157, 17: svasya paksasya. 3b. (V) -, S. 155, 9; 156, 11. 19; 157, 23; 158, 12. 18. 20: yuktayuktatvenadhikaranapratyayanam siddhyasiddhi. 1 S=Sutram; V = Vrttih. Page #21 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 301 3 c. (V: Wortlaut fraglich) -, S. 158, 22: prasnikah pratyayyah. 3 d. (V) -, S. 158, 22. 24; 159, 4: prasnikapratyayanad eva vadipratyayanam krtam bhavisyati. 3 e. (V) -, S. 159, 18: paksasiddhivisayam pratyayanam paksasiddhisabdenopacaritam yatha san gatarigayah samadhi omateti. 3f. (V) -, S. 159, 21: tadartham vacanam ity etad api kila) caturvidhavakyajnapanartham uktam, sadhanam sadhanabhaso dusanam dusanabhasas ca sampatsyata iti. 3 g. (V)-, S. 160, 9: yad api prasnikaprativadinoh priyapriyavacasi vadaprasanga iti codyam krtva pratisamadhanam uktam, tat ... asambaddham. Tatp. t., S. 326, 23: yad api vrttau coditam, yadi siddhyasiddhyartham vacanam vadas tada prasnikaprativadinoh priya priyavacasi rathyatathavade prasanga iti, tad apy atinirbijam. 4. (S) Ny. vart., S. 152, 10; 158, 2-6: te sadhanadisanaih. 5. (S)-, S. 153, 10: paksavacanam pratijna. 6. (S)--, S. 113, 6; 116, 9. 15; 117, 5; (136, 22; 151, 1): pakso yah sadhayitum istah. 7. (S)-, S. 121, 11; 125, sff.: hetur vipaksad visesah. 7 a. (V)-, S. 126, 16; 127, . 9 ff.: vrttav aha * yo dharmah paksasya sapakse siddho vipakse nasti. 8. (S) , S. 136, 21: tatha siddho drstantah. 9. (S) --, S. 115, 1; (151, 13-16;) 549, 13: dusanani nyunatavayavottaradosaksepabhavodbhavanani. ebhir hy asau parapakso dusyate. 10. (V?)--, S. 115, 14: uktam naiyayikahetupratisedhena akasmiko mukhyarthavyatikramo labhyate iti. 11. (V?)--, S. 157, 12: naiyayikahetupratisedhena visesyam vacanam ity abhyupagamasiddham. Page #22 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 302 E. FRAUWALLNER. Zweifelhaftes. 12. -, S. 136, 18: tesam trayo durvihitah.' Tatp. t., S. 298, 2: atra vasubandhuna pratijnadayas trayo ''vayava durvihita aksapadalaksanena ity uktam. II. Kommentare zum Vadavidhanam. 1. (zu 1 3 a) Ny. vart., S. 157, 18: sasthisaptamidvivacanayos tulyarupatvat sasthitvajnapanartham svasya paksasyeti. 2. (zu 1 3b) -, S. 153, 24: atra kecit pariharam bruvate yadi (kila) samasah kriyate ubhayasrite siddhyasiddhi bhavatah. 3. (zu 1 3b) -, S. 154, 9: ekavacanabahuvacanaprasanga ity anye. 4. (zu I 3b)-, S. 154, 15. 18: anityah samasavidhir ity apare. 5. (zu I 3b) , S. 156, 4: apare tu pratijnatarthajnapanami paksasyasiddhim varnaijanti. 6. (zu I 3 d) --, S. 158, 26; prativadi (kila) svapaksaragat santam apy artham na prati padyate. 7. (Vadavidhanabhasyam(?); zu I 3f.) --, S. 157, 8: yena siddhyasiddhi abhidhiyete tat tayor vacakam. 8. (Vadavidhanatika; zu 16) -, S.117,1: yad api vadavidhanatikayam sadhayatiti sabdasya svayam parena ca tulyatvat svayam iti vise sanam. 9. (Vadavidhanavarttikam(?); zu I 7 a) --, S. 56, 19: ekadvipadaparyudasena saptikasambhave satpratisedham uktva trilaksano hetur abhidhiyate. -, S. 128, 17: hetuvarttikam bruvanenoktam saptikasambhave satpratisedhad ekadvipadaparyudusena trilaksano hetuh. 1 Die Tatparyatika liest jnanam. Page #23 -------------------------------------------------------------------------- ________________ ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 303 B. Vadavidhih. 1. Ny. vart., S. 40, 16; Pr. sam. vrt, fol. 16 a 7 = fol. 99 b 7:1 tato 'rthad vijnanam pratyaksam. 2.-, S. 54, 1; - fol. 34 6 5 = fol. 116 6 6: nantariyakarthadarsanam tadvido 'numanam. 3. -, S. 117, 20; - fol. 45 b 5 = fol. 1276 5: sadhyabhidhanam pratijna. 4. --, S. 106, 21; 115, 19; - fol. 456 6 = fol. 1276 6: vicaranayam isto'rthah paksah. 5. --, S. 55, 7; 131, 20; - fol. 55 b 4 = fol. 138 a 6: tadrgavinabhavidharmopadarsanam hetuh. . 6. - S. 55, 10: udaharanam tu yatha dhumo 'gner iti. -, S. 132, 20: prayatnanantariyakatvadir anityatvasyagner dhumah. : 7.-, S. 133, 3: prayatnanantariyakatvam sabdasyanityatve karanam bhavabhi dhanena. 8.-, S. 133, 20: aprayatnanantariyakasya trayi gatir iti, kimcin nityam akasady ekesam, kimcid anityam vidyudadi, kimcid asad evakasakusumadi. 9. -, S. 137, 3; Pr. sam. vrt, fol. 706 2 = fol. 154 a 3: tayoh sambandhanidarsanam drstantah. C. Dignaga. 1. (Pr. sam, I 3b) Ny. vart., S. 41, 19-20: pratyaksam kalpanapodham namajatyadiyojana || 3 2. (Pr. sam. II 5 b) --, S. 55, 12: anumeye 'tha tattulye sadbhavo nastitasati || 5 3. (Ny. m., v. 1)2 -, S. 116, 7. 9. 17: svayam sadhyatvenepsitah pakso viruddharthanirakrtah || 1 1 Ich zitiere nach der schwarzen Ausgabe des Tanjur von Narthang. ? Das Nyayamukham zitiere ich der Einfachheit halber nach der Ubersetzung von Tucci. Ebenso schliesse ich mich in der Verszahlung des 3. Kapitels des Pramanasamuccayah an Tucci an. Page #24 -------------------------------------------------------------------------- ________________ 304 E. FRAUWALLNER. Z. D. FRAGM. BUDDH. LOGIKER I. NYAYAVART. 4. (Ny.m., S.6,11= Pr. sam. vrt., fol.4463=fol. 126b 4) ---, S. 117,13: svayamsabdena sastranapeksam abhyupagamam darsayati. 5. (Ny. m., S. 10, 1) -, S. 129, 16: hetuh tadabhaso va prayah paksadharma eva bhavati. 6. (Ny. m., v. 7 a = Pr. sam. III 21 a) --, S. 129, 11 ff.: tatra yah san sajatiye dvedha casams tadatyaye | 7 a 7. (Ny. m., v. 11 a = Pr. sam. IV 2 a) --, S. 137, 5: sadhyenanugamo hetoh sadhyabhave ca nastita | 11 a 8. (Ny. m., v. 13 b = Pr. sam. IV 6 b) --, S. 138, 9: paksadharmatvasambandhasadhyokter anyavarjanam || 13 9. (Herkunft fraglich) --, S. 131, 17: grahyadharmas tadamcena vyapto hetuh. Anhang.1 (Pr. sam. III 36--40; fol. 8 a 6 ff.) 7 | gal-te-chos-mthun-sgrub-byed-na || nag-yan-lag-min-lna-pa-min | nag-zes-khyad-par-can-du-egyur || sgrub-byed-yin-phyir-mi-srid-de | 36 | gnis-ka`an-gzan-la-der- gyur-ro || de-ni-chos-mthun-gtan-tshigs-min | | ma-yin-de-la-skyon-gnis-phyir || skabs-nid-yin-na-gzan-la-srid | 37. fol. 86 | ran-mtshan 1-nid-kyis-gnod-ce-na || ma-yin-rnam-rtog-sogs-srid-phyir || drug-pa-yod-mod-de-la-yan || khyad-par-don-med-par-gyur-ro | 38 | nag-kun-la-mi-dod-ce-na | gan-dod-de-ni-khyad-par-gyis | . .. |dgos-pas-ston-na-gtso-bo-yi || sgra-don-las-das-dod-ma-yin | 39 2|rnam-grans-tsam-yin-spyir 2-gtan-yin || dmigs-kyis-bsal-la-yod-ma-yin | der-snan-bas-ston-mthun-pa-yi||chos-dan-gzan-nid-gtan-tshigs- gyur|40 sadhanam yadi sadhariyam na vakyamso na pancami | vakyam cet tad visesyam syat sadhanatvad asambhavah || 36 na tatrapi dvidha dosat prakrte tv anyasambhavah || 37 svalaksanena badha cen na vikalpadisambhavat : tasmat sasthy astu tatrapi visesanam anarthakam 1! 38 narte prayojanad istam mukhyasabdarthalanghanam || 39 1 Im folgenden gebe ich die Verse wieder, in denen Dignaga die hetuDefinition des Nyayah bekampft. Ein Abdruck der Vrttih hatte zu viel Raum in Anspruch genommen.