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ZU DEN FRAGMENTEN BUDDHIST. LOGIKER IM NYAYAVARTTIKAM. 299
keine ihrer Bedeutung entsprechende Darstellung gefunden hatten, wurden sie so als Grundlage aller richtigen Erkenntnis und damit auch aller Beweisführung in den Vordergrund gerückt, und es war damit der Ausgangspunkt für die erkenntnistheoretische Forschung gegeben, die sich schon in Dignagas Pramanasamuccayaḥ ebenbürtig neben die Lehre vom Beweis und von der Widerlegung stellt, um sie dann bei Dharmakirti bereits in den Hintergrund treten zu lassen. Bei dieser Auffassung wird übrigens auch verständlich, warum Uddyotakara, der für die dialektischen Kategorien mehr Interesse hat, vor allem das Vādavidhānam zitiert, während Dignaga, bei dem die erkenntnistheoretischen Fragen mehr hervortreten, sich ausschließlich gegen den Vädavidhiḥ wendet.
Was schließlich die Fragmente Dignagas in den besprochenen Abschnitten des Nyayavārttikam betrifft, so erübrigt sich eine genauere Besprechung, da sie fast alle aus erhaltenen Werken stammen.1 Nur ein Zitat auf S. 131, 17, grahyadharmas tadamsena vyapto hetuḥ, vermag ich weder im Nyayamukham noch im Pramāṇasamuccayaḥ nachzuweisen. Es dürfte also aus einem verlorenen Werke genommen sein. Bemerkenswert ist, daß dies dieselbe Definition ist, von der Dharmakirti im Pramāṇavārttikam ausgeht, vgl. Pr. värtt. I 3:
pakṣadharmas tadamsena vyapto hetus tridhaiva sah | avinābhavaniyamad dhetvābhāsās tato' pare || 3
Ferner wäre zu bemerken, daß von den in den Abschnitten über die pratijna, den hetuḥ und den drṣṭāntaḥ angeführten Fragmenten Dignagas, die Definition des pakşṣaḥ und eines der Prosafragmente (Fr. C5) nur im Nyayamukham zu finden sind, und daß auch die übrigen außer im Pramāṇasamuccayaḥ im Nyayamukham nachgewiesen werden können. Uddyotakara dürfte also in diesen Abschnitten das Nyayamukham vor Augen gehabt haben. Er scheint also ebenso wie bei Vasubandhu auch bei Dignaga in erster Linie das mehr dialektische Werk, das Nyayamukham, und nur wo dieses versagte, den mehr erkenntnistheoretisch gerichteten Pramanasamuccayah benutzt zu haben.
1 Über die Herkunft dieser Fragmente vgl. die Zusammenstellung am Schlusse dieser Arbeit.