Book Title: Meditation Und Mystik Im Yoga Des Patanjali
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 4
________________ sichtigt, daß diese Gedanken aus dem Zusammenhang gerissen notwendig eine gewisse Unklarheit zeigen, so bleibt doch die Freizügigkeit im Umgang mit ,,ontologischen Modalitäten“ bestehen, die, obwohl der Gebrauch des Ausdrucks dies nahelegen würde, offenbar nicht im Sinne ontologischer Kategorien zu verstehen sind. Es kann die in diesem Zitat vorgelegte Deutung der höchsten Meditationsstufe des Yoga nicht den Anspruch erheben, eine metaphysische Deutung eines objektiven Sachverhaltes zu sein. Denn wie sollte man anderenfalls eine „ontologische Umwandlung des Menschen“, einen „Niveau-Bruch kosmischen Ausmaßes“ oder etwa eine „magische Beherrschung“ verstehen? Wenn diese Ausdrücke einen exakten Sinn haben sollen, so können sie wohl nur im Sinne des Selbstverständnisses des Yoga verstanden werden. Mit einer system-immanenten Beschreibung yogischer Anschauungen und Übungen kann jedoch die Frage nach dem Yoga als Phänomen menschlichen Geistes nicht beantwortet werden. Vielmehr müßte vom Standpunkt einer systematisch-objektiven und nicht nur einer historischsubjektiven Fragestellung aus zu entscheiden gesucht werden, was die in der yogischen Meditation begegnenden Phänomene sind, nicht was sie in der Vorstellung des Yogin sein sollen. Es ist in diesem Sinne, daß als Titel dieser Vorlesung gewählt wurde: Meditation und Mystik im Yoga des Patañjali. In der Beschränkung auf die Meditation wird das objektive, geistige Geschehen im Yoga allein zum Gegenstand der Untersuchung gemacht und werden alle systembedingten Erklärungen und Anschauungen ausgeschaltet. Was untersucht werden soll, ist die Struktur der Meditation allein. In der Konfrontierung dieser Meditation mit dem Begriff der Mystik soll diese in einem zweiten Schritt auf die Natur des Menschen bezogen und somit die historisch-subjektive Beschreibung der yogischen Meditation auf eine objektive Wirklichkeit hin überschritten werden, Somit werden alle Theorien von der Betrachtung ausgeschlossen, welche der sāņkhyistischen Yoga-Philosophie entstammen, auch solche, die der Erklärung meditativer Phänomene dienen, sowie alle jene Wunderkräfte (siddhayaḥ), die als Resultat des Yoga hingestellt werden und deren wissenschaftliche Beurteilung sich noch in den Anfängen 101

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