Book Title: Meditation Und Mystik Im Yoga Des Patanjali
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

Previous | Next

Page 16
________________ eignung einbildhaft-intuitives Einwirkenlassen eines Meditationsgegenstandes auf den Meditierenden ist, wobei die Aufmerksamkeit auf ein und denselben Gegenstand zu fixieren ist. Bemerkenswert ist es in diesem Zusammenhang, daß es bei der Aneignung wesentlich auf den Meditationsgegenstand anzukommen scheint und nicht nur auf den formalen Vorgang der Meditation. Dies wird deutlich, wenn man die Dynamik der aneignenden Meditation an der Reihe ihrer Objekte sichtbar macht. Denn im Gegensatz zum Stillegungs-Yoga führt die formale Dynamik der Aneignung nur in Verbindung mit der Reihe ihrer Objekte zur höchsten Form dieser Meditation. Bei den Meditationsgegenständen der Aneignung handelt es sich um die kosmologischen Prinzipien der Sāmkhya-Philosophie, welche den Meditierenden von Stufe zu Stufe weiterführen, indem dieser die Reihe dieser evolutionistischen Prinzipien im Sinne der Re-volution zurückverfolgt. So werden zunächst die Gegenstände der empirischen Welt zum Meditationsobjekt gewählt, dann die feinen Prinzipien 32 und schließlich die Urmaterie selbst. Denn die Reihe der feinen Prinzipien als Meditationsgegenstände endet nach YS I 45 mit der undifferenzierten Urmaterie. Neben dieser vom Objekt her bestimmten Dynamik der Aneignung ist ihr aber eine weitere typisch, die in der formalen Struktur dieser Meditation sichtbar wird. Die Aneignung gliedert sich nämlich in vier auf einander folgende Stufen. Sie geht aus von der Aneignung eines Meditationsobjektes der empirischen Welt. Bei dieser Aneignung, die savitarkā samāpattiḥ genannt wird, ist wohl eine Fixierung des Denkorgans (kşīnavrttiḥ) eingetreten, doch werden in ihr die Vorstellungen des Objektes, die Wortvorstellungen und Vorstellungen seiner Erkenntnis undifferenziert als Einheit angeeignet" 33. Schreitet die aneignende Meditation entsprechend ihrer formalen Dynamik fort, so tritt die zweite Stufe der Aneignung, die nirvitarkā 32 Nach YBh p. 112, 2-5 handelt es sich bei diesen feinen Prinzipien um die tanmätrāni, den ahamkārāḥ, das lingamätram (= mahăn ātmā ?) und das alingam (= pradhānam). 33 YS I 42. 113

Loading...

Page Navigation
1 ... 14 15 16 17 18 19 20 21