Book Title: Meditation Und Mystik Im Yoga Des Patanjali
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 14
________________ Erlösung (kaivalyam) gleich sein soll, dann muß in ihr die ,,Geisteskraft" ohne Bewußtseinsinhalte, d. h. konkret ohne den Inhalt der Ich-heit gegeben sein. Das Bewußtsein muß also im Laufe des Meditationsvorganges des Stillegungs-Yoga so verändert worden sein, daß es in der ihm eigenen Form voll erhalten bleibt, ohne jedoch noch Bewußtsein von etwas zu sein. Wenn es nun richtig ist, daß das menschliche Erkennen als Bedingung seiner Möglichkeit immer schon vor dem „Horizont“ des Seins steht, welcher Horizont gewöhnlich nur im Erkennen von Seiendem miterkannt wird, dann muß im Zustand des gegenstandslosen Bewußtseins dieser Horizont des Seins immer schon gegeben sein und in einer Art undifferenzierter ,,Schau" erfahren werden können. Diese Schau, sofern sie lediglich in einer Erfahrung des Seins als „Horizont“ in der Transzendenz des menschlichen Geistes besteht, könnte man mit Recht eine natürliche Mystik nennen 30. Neben dieser Form der yogischen Meditation muß aber noch eine zweite besprochen werden, die in YS I 41-50 als samāpattih „Aneignung“ beschrieben ist, soll die im Titel dieser Vorlesung gestellte Frage nach Meditation und Mystik im Yoga des Patañjali beantwortet werden können. Im Gegensatz zum bisher besprochenen „StillegungsYoga" könnte man diese zweite Form des Yoga mit dem Namen ,,Aneignungs-Yoga“ bezeichnen 31 In seinen Yogasūtren macht zwar Patañjali und nach ihm seine Kommentatoren den Versuch, diese Form der Meditation mit dem Stillegungs-Yoga zu harmonisieren. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch deutlich, daß die Übereinstimmung mit dem Schema der Versenkung lediglich in der Tatsache besteht, daß sowohl diese wie jene von der Versenkung ohne unterscheidende Erkenntnis als fünfte Stufe überstiegen wird, daß aber Dynamik und innere Struktur der beiden Meditationsschemata so diametral verschieden sind, daß von einer 30 ,Natürlich könnte man diese Mystik deshalb nennen, weil in ihr Gott nur als ,,Horizont“ menschlicher Seinserkenntnis erfahren wird. 31 Diese Form erscheint bei Patañjali zweimal, als samapattih und als samyamah. Beide Meditations-Schemata, die historisch von einander zu scheiden sein dürften, sind aber dem Typus nach identisch. Vgl. Anm. 11. Gotti Diese Form Meditations pedem Typus na 111

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