Book Title: Meditation Und Mystik Im Yoga Des Patanjali
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 11
________________ Begierdelosigkeit als Bedingung der Möglichkeit der Versenkung ohne unterscheidende Erkenntnis fordert 23. Es ist offenkundig, daß Patañjali bewußt die Vorstellung des NichtSeins, welche den Bewußtseinszustand im Schlaf strukturiert, im Falle der Versenkung durch die Erlöschens-Vorstellung ersetzt und außerdem im Falle des Schlafes die Vorstellung de Bewußtseinsinhalt gemacht hat, während er im Falle der Versenkung die Erlöschens-Vorstellung nur als deren einleitendes Moment bestimmt hat. Hinsichtlich der Erlöschens-Vorstellung als Einleitung der Versenkung ohne unterscheidende Erkenntnis bemerkt der Kommentator: „Eine ,Ubung', die sich auf ein Objekt richtet, kann nicht zur Verwirklichung dieser Versenkung dienen. Sie richtet sich [deshalb] auf die Erlöschens-Vorstellung, die nichts Wirkliches zum Inhalt hat und (daher] inhaltsleer ist. Das Denkorgan besitzt daher im Anschluß an die Übung einer solchen Vorstellung kein Objekt und hat gleichsam den Zustand des Nicht-Seins erreicht“. 24 Aus dieser Bemerkung wird deutlich, daß die „Ubung“ der Erlöschens-Vorstellung die Aufgabe hat, einen Zustand des Bewußtseins herbeizuführen, in dem jeder Inhalt geschwunden ist, ohne daß das Bewußtsein wie im Schlaf durch die Vorstellung des Nicht-Seins ,,verstellt" würde. Es mag dem Indologen verziehen werden, wenn er an dieser Stelle den indologischen Gedankengang unterbricht und ohne Prätention und nur zu eigener Information auf das Gebiet der Philosophie ausgreift, um von dort einen Ansatz zu bekommen, die Aussagen der Yogasūtren im sachlichen Problem verstand zu interpretieren. Nicht als wäre es dem Nicht-Philosophen möglich, eines der schwierigsten metaphysischen Probleme in einigen Sätzen fachgemäß zu formulieren und in seiner Lösung einwandfrei zu bestimmen. Doch müßte es möglich sein, mit einigen Worten auf jenen Problemzusammenhang hinzuweisen, wo vielleicht der Philosoph allein eine Antwort auf die Frage nach dem Wesen der Versenkung ohne unterscheidende Erkenntnis finden dürfte. Es scheint ein transzendentales Apriori menschlicher Erkenntnis zu sein, daß diese Erkenntnis, um als Erkenntnis von etwas überhaupt 23 YBh p. 49,3. 24 YBh p. 49, 3-6. 108

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