Book Title: Meditation Und Mystik Im Yoga Des Patanjali
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

Previous | Next

Page 7
________________ innere Struktur der yogischen Meditation am Meditations-Schema der ersten und zweiten Aussagengruppe darzustellen. Wenn Patañjali am Beginn seines Werkes den Yoga als „Stillegung der Bewußtseinsvorgänge“ bestimmt und diesen Gedanken in der Bemerkung weiter auslegt, daß „deren Stillegung durch Übung und Begierdelosigkeit“ 12 erfolgt, so zeichnet sich deutlich eine der yogischen Meditation innewohnende Dynamik in drei Phasen ab. Denn die Termini „Übung“ und „Begierdelosigkeit" sind hier in einem klar definierten Sinn zu verstehen. „Übung“ (abhyāsaḥ) ist dem Kommentator nach jene beharrliche Bemühung des Meditierenden, das Denken (cittam) im Zustande ruhigen Dahinströmens zu halten, ohne daß weitere Bewußtseinsvorgänge auftreten 13. „Begierdelosigkeit“ (vairāgyam) hingegen ist das Bewußtsein der Beherrschung (vašīkārasamiña) des Meditierenden, wenn dieser weder nach den Dingen der Welt noch nach jenen der hl. Überlieferung verlangt 14. Diese Begierdelosigkeit, die zunächst als existenzieller Habitus des Meditierenden im allgemeinen verstanden ist, wird in ihrer Beziehung zur Meditation deutlich, wenn man zu ihrer Interpretation YS I 15 heranzieht, in dem die höchste Stufe dieser Begierdelosigkeit in der Begierdelosigkeit gegenüber den Gunas schlechthin gesehen wird. Die Begierdelosigkeit gegenüber den Guņas umfaßt also nicht nur die Dinge der Welt und der hl. Überlieferung, sondern alle Manifestationen der Urmaterie und diese selbst 15, damit aber in der Meditation alle nach Sāmkhya- Metaphysik als Manifestationen der Urmaterie betrachteten Bewußtseinsvorgänge. Die Begierdelosigkeit ist und YS III, 3). Die vierte Stufe des samprajñātasamādhih läßt sich aber gerade nicht als arthamåtrah und svarūpasūnya iva bestimmen, da er nur noch das Einheit-Bewußtsein der Ich-heit zum Inhalt hat. Schließlich drängt die Dynamik des samprajñātasamādhiḥ folgerichtig auf den asamprajñātasamadhih hin, während die Dynamik des samadhih der dritten Gruppe und die der samāpattih in keiner Weise auf den asamprajñātasamādhiḥ hin angelegt ist, wie dies die YS und die Kommentare glauben machen möchten. Denn in einer den Gegenstand in möglichst unmittelbarer Erfahrung erfassen wollenden Meditation liegt kein Grund, auch nicht der Möglichkeit nach, diese Erfahrung auf eine gegenstandslose Schau hin zu übersteigen. 12 YS I 2 und 12. 18 YS I, 13; YBh p. 43, 2. 14 YS I 15. 15 YBh p. 45, 2-3. 104

Loading...

Page Navigation
1 ... 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21