Book Title: Zum Problem Des Gottesbeweises In Der Indischen Philosophie
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 2
________________ Gerhard Oberhammer ist. Historisch wurde für die Darstellung jener Zeitraum gewählt, in welchem der Gottesbeweis zum ersten Mal kritisch zum Problem gemacht, und in welchem die Lösung dieses Problems im Rahmen der Schule grundsätzlich erreicht wurde, nämlich die Periode von etwa 600-900 n. Chr. Seit seinem ersten Auftreten ist der Gottesbegriff des Nyāya inhaltlich durch den Begriff der „Ursache" (kāranam) bestimmt. Gott der Herr (iśvarah) ist die „Ursache der Welt" 3), er „unterstützt das Tun des Menschen" und „verleiht der Bemühung des Menschen die Frucht” 4), wobei ,,Unterstützen" etc. zunächst und eigentlich in einem natürlich-physischen Sinne verstanden wird. Dieser Gedanke präzisiert sich in der späteren ,,Scholastik" der Nyāya-Tradition zur Lehre von Gott als der „veranlassenden” Ursache (nimittakāranam) der Welt. 5) In dieser Lehre wird eine Begründung des Weltprozesses im Sinne der Kausalitätslehre des Systems gegeben und Gott als „veranlassende Ursache" in das Kausalitätsschema eingeführt. Dies bedeutet aber, dass Gott als Ursache neben anderen Ursachen wie Materialursachen und Instrumentalursachen erscheint. 6) Diese anderen Ursachen, sowohl die Bauelemente der Welt wie Atome, Äther, Denkorgan, als auch die als „Werkzeuge" wirkenden Realitäten wie Raum, Zeit und Verdienst (karma), sind in ihrem Sein und Wesen von Gott unabhängig und werden von ihm lediglich „veranlassend” zum Wirken gebracht. Das Gleiche gilt von den Seelen (ātmā), die sozusagen das 3) NS IV I, 19. 4) NBh p. 251, 2. 5) ,,Indem er (Paksilasvāmin) sagt, 'weil er dies bewirkt', stimmt er zu, dass Gott der Herr 'veranlassende Ursache' ist. Was die 'veranlassende Ursache' ist, unterstützt die beiden anderen Ursachen, nämlich die inhärierenden Ursachen (= Materialursache) und die nicht inhärierenden Ursachen (= Instrumentalursache, Dativobjekt und Zweck) wie der Webstuhl usw. die Fäden und ihre Verbindung. Wenn nun Gott der Herr 'veranlassende Ursache der Welt ist, was ist dann die Materialursache? Als solche wird Erde usw. angegeben, d.h. jene überaus feine substanzhafte Entfaltung, die Feinatome genannt ist". NV p. 457, 3-7. 6) Man hat allerdings den Versuch gemacht, das Gesetz des Karma, das ursprünglich mechanistisch den Ablauf der Welt bestimmt hatte, dem Wirken Gottes unterzuordnen. Vgl. NV p. 461, 15-462, 16. Die übrigen Instrumentalursachen und die Materialursachen jedoch wurden niemals in ihrer Existenz von Gott abhängig gemacht.

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