Book Title: Sprachtheorie Und Philosophie Im Mhabhasyam Des Patanjali
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 6
________________ fertigung der Verwendung des Geschlechts schließt sich eine Recht. fertigung der Zahl, welche ebenfalls den früheren Standpunkt vollkommen preisgibt. Die Wörter drücken sowohl die Form wie die einzelnen Dinge aus. Bald steht dieses, bald jenes im Vordergrund. Und die einzelnen Dinge sind es, welche dabei die Zahl bestimmen. Zum Schluß folgt ein weiterer Klärungsversuch, der wieder an der Form als einzigem Gegenstand des Wortes festhält. So wie sich bei Eigenschaftswörtern Geschlecht und Zahl nach dem Beziehungswort richten, so richten sie sich bei der Form nach den Dingen, auf welche sich die Form stützt. Schon diese Inhaltsangabe zeigt einen auffallenden Bruch in der Gedankenführung. Am Anfang und am Schluß ist an der Form als Gegenstand des Wortes festgehalten und es werden zwei Erklärungsmöglichkeiten für die Verwendung von Zahl und Geschlecht vorgeschlagen: Sie sind entweder durch die Eigenschaften bedingt, welche der Form anhaften, oder sie richten sich nach den Dingen, auf welche sich die Form stützt 3). Was dazwischen steht, wirkt daneben wie ein Fremdkörper. Und tatsächlich paßt es auch inhaltlich nicht in den Gedankenzusammenhang. Der erste Teil, welcher Weiblichkeit und Männlichkeit mit dem Anschwellen und Zeugen begründet, paßt nicht zur Lehre von der Form. Denn das Anschwellen und Zeugen läßt sich unmöglich der einen ewigen Form zuschreiben. Hier ist offensichtlich ein fremder Gedanke ungeschickt hereingezogen. Der zweite Teil wieder, welcher die Verwendung der Zahl rechtfertigen will, gibt die Lehre, daß die Form allein der Gegenstand des Wortes ist, vollkommen preis, und zwar geschieht dies hier das einzige Mal in dem ganzen von uns behandelten Ab. schnitt. Glücklicherweise können wir wenigstens für den ersten Teil einwandfrei nachweisen, daß tatsächlich ein Fremdkörper vorliegt, und 3) Die oben erwähnte Modifikation der ersten Erklärung hat keine besondere Bedeutung. Wenn Gegenstand und sprachlicher Ausdruck nicht miteinander übereinstimmten, sich auf das berufen, was man ausdrücken wollte (vivaksitam), war ganz gebräuchlich und wird von Patañjali nach Belieben geübt. Eine psycholo. gische Vertiefung darin zu sehen wäre verfehlt. 96

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