Book Title: Sprachtheorie Und Philosophie Im Mhabhasyam Des Patanjali
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 24
________________ Worte die Form, beziehungsweise die einzelnen Dinge bezeichnen, daß er aber an unserer Stelle diese Frage nicht weiter erörtert. Natürlich hat aber die ältere Grammatik dieses Problem auch anderweitig behandelt und wir wissen durch Patañjali, in welchem Zusammenhang es geschah. Er selbst begnügt sich zwar, wo er zuerst die Frage aufwirft (I S. 6,8-11 = I S. 52 b—53 a), in seiner gewohnten Gleichgültigkeit theoretischen Fragen gegenüber zu erklären, daß, nach der Ausdrucksweise Pāṇini's zu urteilen, die Worte sowohl die Form als auch die einzelnen Dinge bezeichnen. Im An. schluß an den Satz siddhe śabdārthasambandhe (I S. 6, 16 = I S.55 a), der als Voraussetzung der Grammatik die Ewigkeit von Wort, Gegen. stand und der Verbindung beider lehrt, gibt er aber die. Meinung älterer Lehrer zu dieser Frage wieder, von denen er den Verfasser des Samgrahah, also Vyāļi, in diesem Zusammenhang ausdrücklich nennt 23). Eine dieser Ansichten, offenbar die Vyāļi's, besagt, daß das einzelne Ding, oder, wie wir hier besser sagen, die Substanz, dravyam) der Gegenstand des Wortes ist, weil die Substanz ewig ist, während die Form wechselt (I S. 7, 11-18 = I S. 58 b). Die zweite Ansicht betrachtet die Form als Gegenstand des Wortes und erklärt sie für ewig, weil sie nicht an einem einzigen Ding haftet (I S. 7, 18 - 23 -- I S. 59 a—b). Wir finden also hier die beiden Ansichten über den Gegenstand des Wortes wieder, aber verknüpft mit der Behauptung, daß dieser Gegenstand ewig ist. Und das hat seinen guten Grund. In der Grammatik entwickelte sich nämlich früh die Lehre, daß das Wort ewig ist. Das ewige Wort verlangt aber einen ewigen Gegenstand. Und so mußte man sich die Frage vorlegen, welches dieser ewige Gegenstand ist. Auf diesem Weg kam man also hier zum Problem des Gegenstandes der Worte. 3) Wenn Vyādi den angeführten Satz kommentierte, wie aus Patañjali hervor. zugehen scheint, so kann dieser natürlich nicht von dem gleichen Verfasser stammen, wie Vārttikam 45 zu Sūtram I, 2, 64, das die Ansicht Vyādi's zitiert. Aber diese Frage geht über den Rahmen des vorliegenden Aufsatzes hinaus, wie ich hier auch sonst zu weit führenden Fragen ausgewichen bin. Es muß aber auch in Betracht gezogen werden, daß die Identität des Samgrahakāra's und Vyādi's spät bezeugt und unsicher ist. (Bemerkung Dr. Scharfes.) 114

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