Book Title: Sprachtheorie Und Philosophie Im Mhabhasyam Des Patanjali
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 25
________________ Die Mīmāmsā kennt nun ebenfalls diese Verknüpfung der Fragen nach dem Wesen des Wortes, seinem Gegenstand und der Verbindung beider. Aber sie erscheint hier verhältnismäßig spät, im Vșttikārayranthaḥ, wie sich überhaupt die Sprachtheorie in der Mimāmsā langsam und allmählich entwickelte. Daneben finden wir aber in einem andern Abschnitt Sabarasvāmi's, der auf ältere Quellen zurückgeht, im Bhāşyam zu den Sūtren I, 3, 30—35, die Frage nach dem Gegenstand der Worte getrennt für sich behandelt. Und hier ist der Ausgangspunkt der gleiche wie in der von Patañjali benutzten Quelle, nämlich die Frage, ob die vedischen Vorschriften die Form oder die einzelnen Dinge zum Gegenstand haben. Beide Texte, der Abschnitt Sabarasvāmī's und die Quelle Patañjali's, gehören also der gleichen alten Mimāņsā-Überlieferung an. Und in beiden wurzelt die Frage nach dem Gegenstand der Worte im Gegensatz zur Grammatik nicht in der Sprachtheorie, sondern dient der Interpretation der vedischen Vorschriften. Vergleichen wir nun diese beiden Texte im einzelnen! Wenn wir zunächst einen Blick auf die Quelle Patañjali's werfen, so ist ihr Aufbau folgender: Zuerst ($ 1) wird als Pūrvapakşah die Behauptung aufgestellt, daß die einzelnen Dinge der Gegenstand der Worte sind, und damit begründet, daß sich die im Veda vorgeschriebenen Handlungen auf die einzelnen Dinge richten. Dann (§ 2) wird die Annahme der Form als Gegenstand der Worte bekämpft. Es folgt der Uttarapakṣaḥ. Er beginnt (33) mit einer Rechtfertigung dieser Annahme. Dann werden die Behauptungen des Gegners widerlegt. Es wird erklärt ($ 4 zu $ 1), daß sich die vorgeschriebenen Handlungen dann auf die einzelnen Dinge richten, wenn ihre Beziehung auf die Form unmöglich ist. Darauf wird gezeigt (s 5 zu § 2), daß die gegnerischen Angriffe gegen die Lehre von der Form nicht stichhältig sind. Schließlich (s 6) wird gegen die Lehre des Gegners eingewendet, daß unter diesen Voraussetzungen die vedischen Vorschriften keine allgemeine Gültigkeit haben. Stellen wir dem den Abschnitt bei Sabarasvāmi gegenüber, so sehen wir zunächst, daß dieser ebenfalls mit einem Pūrvapakşaḥ . 115

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