Book Title: Sprachtheorie Und Philosophie Im Mhabhasyam Des Patanjali
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 9
________________ Eine solche Wiederholung ist auf jeden Fall auffällig. Immerhin ist sie bei Benützung einer fremden Quelle leichter erklärbar, als in einem unabhängig verfaßten Werk. Und tatsächlich läßt sich zeigen, daß Patañjali hier eine fremde Quelle bearbeitet. An der zweiten Stelle, $ 3 b, erscheinen nämlich in den Merksätzen die beiden Beispiele gleichwertig nebeneinander. In den Erläuterungen dagegen wird das erste Beispiel, das Beispiel von der Sonne, ver. worfen und das zweite, das Beispiel von Indra, an seine Stelle gesetzt. An der ersten Stelle, $ 1b, deren Anfang Patañjali geändert hat, wird nun das Beispiel von der Sonne nicht nur in den Erläuterungen abgelehnt, sondern ist auch im Merksatz gestrichen. Das deutet darauf hin, daß es ebenfalls Patañjali war, der die Ablehnung dieses Beispiels in die Erläuterungen einführte. Das bedeutet aber, daß er einen älteren Text benützte und umarbeitete, in dem das Beispiel von der Sonne als gültig anerkannt war. Und tatsächlich folgt kurz auf die erste Stelle im Verlauf der weiteren Auscinandersetzungen § 1c eine Bemerkung, welche dieses Beispiel als anerkannt voraussetzt (S. 243, 25 = S. 93 b). Allen diesen Stellen liegt also ein älterer Text zugrunde, der das Beispiel von der Sonne ebenso wie das von Indra als gültig anerkannte. Und es ist bemerkenswert, daß auch die Mimāņsā-Überlieferung bei Sabarasvāmī das Beispiel von der Sonne kennt und mit ihm arbeitet 8). Wenn Patañjali aber an den erwähnten Stellen eine fremde Quelle benützte, dann erhebt sich als nächstes die Frage, wie weit die Benützung dieser Quelle reicht. Hier versagen allerdings, so viel ich sehe, die äußeren Anhaltspunkte und wir müssen uns daher auf in. haltliche Erwägungen stützen. Zunächst spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, daß der ganze Abschnitt, aus dem das eben besprochene Stück mit den zwei Bei. spielen genommen ist, nämlich § 3b, aus derselben Quelle stammt. Und tatsächlich bietet er einen geschlossenen lückenlosen Zusammenhang. Er entspricht ferner als Uttarapakṣaḥ einem Pūrvapakṣaḥ, der etwas früher $ 2 b steht. Der Pūrvapakşaḥ bringt fünf Gründe 9 Zu Mīmāmsāsūtram I, 1, 15 (Ausgabe der Kashi Sanskrit Series Vol. I 5.20, ; Ausgabe der Anandāśrama Sanskrit Series Vol. I S. 80,8m). 99

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