Book Title: Anmerkunjen Zu Einer Buddhistichen Texttradition Parlokasiddhi
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 4
________________ 82 Auf diese Tradition unserer Siddhi komme ich später zurück. Zunächst einige Bemerkungen zum Text selbst, die wenigstens andeuten sollen, wie vielschichtig sein Interesse ist. Als erstes : Kann man den Text zeitlich einordnen? Läßt sich der Autor fassen? Es hat offensichtlich im 8./9. Jahrhundert mehrere Texte des Titels Paralokasiddhi gegeben. Eine Analyse der vorliegenden Informationen werde ich andernorts vorlegen. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist folgendes: Als der erkenntnistheoretisch-logischen Schule zugehörig sind zu bewerten: 1. die im tibetischen Kanon erhaltene Paralokasiddhi des Dharmo ttara (P 5749). 2. Der gleichnamige, aber nicht erhaltene Text, der im 812 oder 824 zusammengestellten Katalog der königlichen PalastBibliothek von Han-dkar zusammen mit einem Kommentar angeführt wird ('Jig-rten pha-rol grub-pa, Lalou 715; de'i grel-pa, Lalou 716). Als ,,Mahāyānistische Traktate" (nach dem Titel der Abteilung XXV im Han-dkar-Katalog) sind zu bewerten: 3. die im Han-dkar-Katalog (Lalou 680) genannte 'Jig-rten pha-rol bsgrubs-pa des mKhan-po Ye-ses-sde. Sie ist für die Beurteilung dieser Literatur deshalb wichtig, weil es sich nicht um eine Übersetzung aus dem Sanskrit handelt, sondern um ein tibetisches Originalwerk. Ye-ses-sde war nämlich ein bedeutendes Mitglied der zentraltibetischen Übersetzungsschule zu Ende des 7. und Anfang des 8. Jahrhunderts. Neben seinen vielen Übersetzungen hat er auch selbständige Werke verfaßt, von denen einige sogar erhalten sind 10. Sie gehören zur ältesten tibetischen Originalliteratur. Sein Name lautet Jñānasena auf Sanskrit, und er wurde auch gelegentlich in dieser Form bezeichnet. 4. Dazu kommt nun die 'Jig-rten pha-rol sgrub-pa des Prajñāsena aus der Londoner Sammlung. Zum Autor hier nur soviel: Er wird in der Glosse 1 genannt und als slob-d pon, das ist ācārya, Lehrer bezeichnet. Das wird oft für einen für indische Gelehrte 9 Zu Ye-ses-sde vgl. die Angaben bei D. SEYFORT RUEGG, Autour du lTa ba'i khyad par de Ye šes sde (Version de Touen-Houang, Pelliot tibétain 814), JA 269, 1981, (207—229) 211; ferner JEAN NAUDOU, Les bouddhistes kaśmiriens au Moyen Age, Paris 1968, 86 ff. 10 Vgl. D. SEYFORT RUEGG, loc. cit., 212, Anm. 20.

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