Book Title: Anmerkunjen Zu Einer Buddhistichen Texttradition Parlokasiddhi
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 9
________________ 87 daher nicht nur Grundlage seines Weltverständnisses, sondern auch Ausgangspunkt für das Streben zur Überwindung dieser Welt. Allgemein durchgesetzt hat sich um diese Zeit auch die Auffassung, daß die Art und Weise, die Qualität der jeweiligen Existenz in diesem Kreislauf von den guten und schlechten Werken (karman) bestimmt wird. Der Terminus loka 16, der auch im Titel unseres Traktates vorkommt und den man am besten mit „Welt“ wiedergeben wird, bedeutet ursprünglich „Lichtung, freier, offener Platz, der hell ist und in der Wildnis Dasein und Ausschau ermöglicht“. Durch „Welt“ wiedergegeben für den indischen Kontext seit der spätvedischen Zeit, und dann besonders in Zusammenhang mit der Idee des ewigen Sterbens und Geborenwerdens, bezeichnet er die in räumlicher und zeitlicher Unterschiedenheit möglichen Sphären für entsprechende Weisen des Daseins, Existenzformen, die Welt der Väter (pitsloka) etwa, die Welt der Götter (deva-, svargaloka), die Welt der Opferfrucht (sukrtasya loka). .. Schließlich wird der Charakter des Verschiedenseins all dieser möglichen Welten von der jeweils diesseitigen Welt (ihaloka) verallgemeinert durch das Wort para- „andere" bezeichnet. In der ältesten Zeit des Buddhismus ist dann z. B. die „andere Welt“ vor allem eine gleichzeitig mit unserer hiesigen Welt bestehende andere Daseinssphäre, die Höllen etwa, oder verschiedene Meditationssphären. Das heißt, der Terminus wird zunächst vor allem in kosmologischem Sinn verwendet. Dann aber scheint der für die Soteriologie wichtigere Gebrauch zu überwiegen: die „andere Welt“ ist dann die ,,frühere, die der jetzigen vorangegangene Existenz", und die „spätere, die auf die jetzige folgende Existenz". Wurde nun auch die Idee des Existenzkreislaufes als sozusagen „angeborene" Grundanschauung zunächst nicht kritisch vertreten, so war es doch nötig, die Art und die Bedingungen des Kreislaufs zu untersuchen, herauszufinden also, wie dieser Kreislauf überhaupt möglich sei. Die Beantwortung dieser Fragen schloß eine Antwort auf die Frage ein, wer oder was eigentlich in diesem Kreislauf wandere. Es sind -- aber, wie gesagt, nicht mit dem Anspruch auf historische und systematische Vollständigkeit, sondern nun schon von den doxographischen Vereinfachungen der Buddhisten her formuliert --- drei wesentlich verschiedene Positionen zu unterscheiden: 16 Vgl. J. GONDA, Loka: World and Heaven in the Veda, Amsterdam 1966; zuletzt STEVEN COLLINS, Selfless persons, Cambridge 1982, 44 ff.

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