Book Title: Anmerkunjen Zu Einer Buddhistichen Texttradition Parlokasiddhi
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 14
________________ 92 Diese Tradition ist uns zwar nur noch in einem späten Rest greifbar, dem einzigen erhaltenen Werk, der Paralokasiddhi des Prajñāsena eben; aber wir können gerade an diesem Werk ihre auch um rund 800 n. Chr. noch vorhandene Lebendigkeit feststellen. Die Paralokasiddhi überliefert nämlich nicht irgendwelche alten, in der Diskussion der Zeit längst überholten Inhalte, sondern die Ergebnisse der neueren, für das 7./8. Jahrhundert zu erschlieBenden Diskussion, also auch die Arbeit der erkenntnistheoretischen Schule, allerdings — und das unterscheidet sie -- im Rahmen der methodischen Formen der Samdhinirmocana-Tradition. . Auf Grund der diesbezüglichen Glosse muß man schließlich annehmen, daß auch das Werk des Subhagupta, das als Modell gedient haben soll, von derselben Art gewesen ist. Ebenso ist das Werk des Tibeters Ye-ses-sde, das sich im Han-dkar-Katalog unter der Gruppe der Mahāyānaśāstren findet, dieser Tradition zuzuordnen. Damit komme ich zu einer letzten Frage: Obwohl die literarische Tradition des Nachweises der Wiedergeburt eher am Rande -pa, parīksā) die der Argumentation (rigs-pa, nyāya). Von dieser Kategorie werden & 7, 4, 7 vier Argumentationsweisen unterschieden; die dritte wird ausführlich weiter gegliedert und erklärt. Die Darlegung dieser Kategorien bezeichne ich als die „Methodologie des Samdhinirmocanasūtra". Diese Methodologie behandelte zuletzt meines Wissens als erster KAJIYAMA YUICHI in seinem Beitrag Bukkyo chishikiron no keisei (= Die Ausbildung der buddhistischen Erkenntnistheorie) in: Köza - Daijōbukkyo 9, Ninshikiron to Ronrigaku, Tokyo 1984 (1—101), 5464. Die dritte der hier genannten Argumentationsweisen ist ,,die Argumentation, die im Nachweis durch (besondere) Argumente besteht' ('thad-pas sgrub-pa'i rigs pa, *upapattisiddhinyāya : *upapattisiddhanyāya LAMOTTE). Sie umfaßt den Einsatz der Erkenntnismittel (pramāna) Wahrnehmung, Schlußfolgerung und Uberlieferung, die in dem Terminus für diese Argumentationsweise durch das Wort ,,Argument" ('thad-pa, *upapatti) bezeichnet werden. Der upa pattisiddhinyāya des Samdhinirmocanasūtra ist also eine Beweismethode selbständiger Art, die nicht der Ergänzung durch ein Nachweisverfahren bedarf, das sich auf die Erkenntnismittel Wahrnehmung usw. stützt, sondern selbst dieses Verfahren umfaßt. Wenn er — wie im Falle unserer Paralokasiddhi — neben einer Untersuchungsmethode (brtag-pa, pariksā) mit den Erkenntnismitteln den größten Teil des Werkes, und den Anfangsteil sogar, einnimmt, dann kann man für diese ,,Tautologie der Methoden" nur die Tradition als Motiv anführen — ein wesentlicher Unterschied der Verfahrensweisen liegt ja nicht vor (vielleicht daß sich bei solchem Einsatz der beiden Methoden eine Unterscheidung von positiver und negativer Beweisführung angeboten hat): Die ältere, durch das Samdhinirmocanasūtra überlieferte Methodenordnung hat sich in bestimmten - jedenfalls mit der Unterweisungspraxis, also wohl auch mit der Mission, befaßten Kreisen, durch die Ehrwürdigkeit des Sūtra geschützt, als besonders langlebig erwiesen.

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