Book Title: Sautrantika Voraussentzungen In Vimsatika Und Trimsika Author(s): Lambert Schmithausen Publisher: Lambert Schmithausen View full book textPage 5
________________ Karmasiddhiḥ zentrale Ālayavijñāna, obwohl Stellen vorkommen, an denen es nach der klassischen Yogacaralehre und auch im Sinne der Karmasiddhiḥ zur Sprache kommen müßte. Vs 5, 13 heißt es:,,Das Residuum der Tat (karmano vāsanā) ist enthalten (samniviṣṭā) im Erkenntnisstrom (vijñānasamtāna-) der (Lebewesen)." Während nach klassischer Yogācāralehre die Residuen der Taten im Alaya vijñāna enthalten sind, ist hier nur von einem nicht näher bestimmten,,Erkenntnisstrom" die Rede. Diese Lehre findet sich nun aber auch in der Karmasiddhiḥ, wo es in 20 heißt:,,Der Willensakt (cetana, was gleichbedeutend ist mit: die Tat) erzeugt im Erkenntnisstrom (cittasamtānaḥ) eine besondere Fähigkeit (saktiviseṣaḥ) 17." Lamotte und auch der tibetisch erhaltene Kommentar des Sumatiśila schreiben diese Lehre den Sautrāntikas zu 18. Damit erklärt sich aber auch der Begriff des (nicht näher bestimmten),,Erkenntnisstromes": Die Sautrāntikas vertreten wie fast alle Hinayanaschulen 19 von Hause aus die Ansicht, daß bei ein und demselben Lebewesen zu einem bestimmten Zeitpunkt immer nur eine einzige Erkenntnis möglich ist, das Lebewesen also durch einen immer bloß,,einschichtigen" Erkenntnisstrom konstituiert wird. Unter dieser Voraussetzung ist der Begriff,,Erkenntnisstrom" vollkommen eindeutig und bedarf keiner näheren Bestimmung. Nach Ansicht der Yogācārins hingegen sind bei ein und demselben Lebewesen mehrere Erkenntnisse gleichzeitig möglich. Insbesondere existiert neben den einzeln oder zu mehreren auftretenden empirisch faßbaren Er 17 sems pas sems kyi rgyud la nus pa'i khyad par bskyed pa .... 18 Lamotte, op. cit., p. 166f. u. p. 232, A. 67; Bstan-gyur, Sems-tsam Ku 92 b 5: da ni mdo sdo sde pa dag gi (Text: gis) phyogs gźan bstan pai phyir... -Im Abhidharmakośaḥ ist allerdings in einem hiermit eng verbundenen Zusammenhang (AK 159 a 4f.; vgl. den übernächsten Absatz dieses Aufsatzes) nur vom ,,Strom" (samtanaḥ) die Rede, und dieser wird dann (ib., Z. 6) als Erkenntnis (cittam) und Körperlichkeit (rupam) umfassend bestimmt, bedeutet also hier den gesamten Persönlichkeitsstrom. Es ist jedoch in diesem Zusammenhang nicht erforderlich, der Entwicklung und den Schattierungen dieser Lehre innerhalb der Sautrantika-Schule nachzugehen. 19 Eine Ausnahme machen anscheinend nur die (od. einige?) Mahāsamghikas (vgl. L. de La Vallée Poussin, Vijñaptimātratāsiddhi (la Siddhi de Hiuan-tsang... ..), pp. 184, Anm. 2, 186 u. 411, Anm. 1. 8 113Page Navigation
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