Book Title: Sautrantika Voraussentzungen In Vimsatika Und Trimsika
Author(s): Lambert Schmithausen
Publisher: Lambert Schmithausen

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Page 14
________________ stände vorstellenden (rūpādivikalpikā, Vé 9, 7) Manovijñāna, wirklich vorstellungsfreie Anschauung; und wenn sie auch offensichtlich so „blind" ist, so sehr in reiner Unmittelbarkeit bleibt, daß sie nicht selbst als Zeugnis dienen kann und man sich somit allzu leicht von dem sie zum Bewußtsein bringenden, aber gleichzeitig mindeutenden Manovijñāna verführen läßt, so kann sie doch als vorstellungsfreie Anschauung nichts anderes als die Wirklichkeit, die ,,bloße Erkenntnis", beinhalten: die Anschauung enthält zwar ein gegenständliches Bild, aber sie interpretiert es nicht als reales Ding, sondern läßt es in seiner Idealität (ohne allerdings, wie gesagt, diese klar zum Bewußtsein zu bringen). Eine derartige Einschränkung der „Vorstellung“ auf das Manovijñāna steht aber im Widerspruch zu der in vorherrschend mahāyānistisch bestimmten Yogācārawerken beobachtbaren Tendenz, alle weltliche Erkenntnis ausnahmslos als ,,unwahre Vorstellung", als Vorstellung im Sinne eines Fingierens nichtseiender Inhalte, speziell realer Gegenstände, zu bestimmen 44. Sie läßt sich dagegen recht gut mit den Lehren des Hinayāna, insbesondere auch denen des Abhidharmakośa (bhāsyam), verbinden. Dort heißt es: ,,Die (fünf Sinneserkenntnisse) sind vorstellungsfrei durch (das Fehlen von) ,Deutungs- und Erinnerungsvorstellung““ (nirūpaņānusmaraņavikalpenāvikalpakāḥ) 45. Auch im Abhidharmakośaḥ fällt somit die eigentliche Vorstellung nur ins Manovijñāna: nur diesem kommen „Erinnerungsvorstellung“ (anusmaraṇavikalpaḥ) und „Deutungsvorstellung“ (abhinirūpañavikalpaḥ 458) zu. Den Sinneserkenntnissen hingegen fehlen diese beiden Arten von Vorstellung; sie sind insofern vorstellungsfrei. Es kommt ihnen jedoch eine „natürliche 44 Vgl. etwa Madhyāntavibhāgaḥ I, 8ab: abhūtaparikal pas ca cittacaittās traidhātukāh; ferner Tr 17 (s. Anm. 66). - Bei Yogācāratexten hingegen, in denen nur das Manovijñāna Vorstellung ist, die Sinneserkenntnisse hingegen nicht, liegt durchweg Hinayāna-Einfluß vor, ja, in vielen Fällen handelt es sich offenbar um gar nicht oder nur teilweise überarbeitete Hinayānatexte, etwa im Falle des 5. Kapitels des Samdhinirmocanasūtram (ed. Lamotte), wo erst der 6. Paragraph mahāyānistische Ideen vorträgt, oder im Falle der ersten beiden ,,Bhūmis“ der Yogācārabhūmiḥ, wo solche Ideen überhaupt zu fehlen scheinen. 45 AK I, 33 ab. 462 Vgl. AD, p. 19, Anm. 4. Paragon zu ten beiden 122

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