Book Title: Zum Begriff Der Substanz Im Vaisesika
Author(s): Wilhelm Halbfass
Publisher: Wilhelm Halbfass

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Page 16
________________ 156 WILHELM HALBTASS dererseits darum, daß der Wahrnehmungsvorgang nicht stattfinden könne, wenn Farbe nicht als Faktor in dem ihn verursachenden Kausalkomplex vorkomme7Diese Doppeldeutigkeit wird keinesfalls dadurch ausgeräumt, daß Prasastapāda durchaus sorgfältig zwischen Erkenntnis. mittel (pramāna) und resultierender Erkenntnis (pramiti) unterschei. det " -- Allgemein ist bei dieser Gelegenheit daran zu erinnern, daß es im älteren Nyāya und Vaiseșika überhaupt nicht zu einer deutlichen Unterscheidung zwischen auslösenden Faktoren und tatsächlich aufweisbaren Daten des Erkennens kommt; erst die erkenntniskritische, am „Gegebenen" orientierte Argumentationsweise der Buddhisten zwingt dazu, diesen Unterschied ernster zu nehmen. Was nun die ,,bloße Anschauung des Eigenwesens“ (svarūpālocanamätra) der Substanz selbst angeht, so scheint es zwar, daß Prasasta påda sie als ein bewußtseinsinhaltlich fabbares Resultat derjenigen kausalen Faktoren versteht, die den Wahrnehmungsvorgang herbeiführen. Jedoch was da vorgeblich angeschaut wird, wird weder in seinem Inhalt noch in seiner Funktion näher bestimmt. - Schon der Ausdruck svari. pālocana legt die Assoziation mit bestimmten und ihrerseits bestimmenden Inhalten nahe, und in der Tat hat der Terminus bei Prasastapāda seine genuine Funktion in der Anwendung auf sämänyavisesa, als Bestimmungen (riseşana) von Bestimmungsträgern. Diese Anschauung von Be. stimmungen ist es, die in der Wahrnehumng des bestimmten Gegenstan. des, des durch seine Bestimmungen bestimmten dravya usw. resultiert . Diese „resultierende Erkenntnis“ (pramiti) des bestimmten, d. h. als Träger seiner Bestimmungen erfaßten dravya kann und soll offenbar nicht dieselbe sein wie das zuvor erwähnte svarūpalocanamátra; im Gegenstandsbezug beider kann gleichwohl kein Unterschied bestehen 61. Die ,,bloße Anschauung“ der Substanz selbst ist nur unzureichend in den Kontext integriert; sie bleibt inhaltlich unbestimmt und ist de facto • Vgl. PB 186: ... udbhūtarūpaprakasacatupayasannikarpád dharmd. disamagrye ca... 4 PB 187; vgl. auch Vyomasivas Unterscheidung von alocana und alo. citi, Vy. 560—561. ** Vgl. den oben, Anm. 44, genannten Aufsatz von L. SCHMITHAUSEN. * Vgl. PB 187: tatra sämänyavisesepu svarūpälocanamatram pratyakşam pramānam, prameya dravyddayah padarthaḥ, pramäld-atmd, pramitir dravyddiri ayam jñanam sämányavićepajňanot pattdv aribhaktam alocanamätram pratyakşam pramånam, asmin na-anyat pramaņāntaram asti, aphalarūpalvdt. 1 Zur Entwicklung der hier relevanten wahrnehmungstheoretischen Problematik von „vorstellungsfreier“ bzw. „nicht-prädikativer" (nirvikal. paka) und „vorstellender“, „prädikativer" (aavikalpaka) Wahrnehmung vgl. B. GUPTA, Die Wahrnehmungslehre in der Nyāyamaðjari (Bonn 1963), 69ff.; 97ff.

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