Book Title: Zum Begriff Der Substanz Im Vaisesika
Author(s): Wilhelm Halbfass
Publisher: Wilhelm Halbfass

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Page 17
________________ Substanz (dravya) im Vaiseşika 157 kaum zu trennen von dem, was als einer ihrer auslösenden Faktoren gilt - dem Kontakt (samnikarsa) mit dem Gegenstand, der selbst noch nicht als inhaltliches Gewahrwerden zu verstehen ist 62. Auf der anderen Seite ist es schwer, diesen samnikarsa von dem avibhaktam ālocanamätram zu trennen 5s, das gegen Ende des wahrnehmungstheoretischen Abschnitts als Mittel für die Erkenntnis des als Bestimmung (višeşana) fungierenden sāmányaviseșa präsentiert wird. Dies jedenfalls ist Sridharas Ausweg: Das avibhaktam alocanamätram wird mit dem ,,Kontakt“ zwischen Gegenstand und Organ der Erkenntnis ohne weiteres identifiziert. Mag dies auch nicht als authentische Interpretation Prasastapādas gelten dürfen, so ist es doch eine aufschlußreiche Weiterführung und steht jedenfalls nicht im Widerspruch zu Prasastapādas Außerungen 54. Der von Prasastapāda und Sridhara verwendete Begriff des samnikarşa geht in seinen Ursprüngen offenbar auf eine Zeit zurück, die der Zerlegung der Welt und der Dinge in „Kategorien" und einer entsprechenden thematischen Behandlung des Problems der Bestimmtheit vorausliegt: Der samnikarsa ist deshalb zunächst im Sinne eines Kontaktes mit ohne weiteres vorausgesetzten konkret-bestimmten „ganzen“ Dingen zu verstehen. Nach Einführung der Kategorienlehre jedoch wird diesem einfachen Denkmodell der Begriff des dravya als Substrat und Bestim. mungsträger unterlegt, und als unmittelbares Korrelat des Kontaktes gilt nunmehr die „bloße Substanz", der āśraya 55. Hier schließt sich die scholastische und in ihrem starren Schematismus leicht durchschaubare Lehre an, derzufolge die Wahrnehmung der Substanz durch einfache „Verbindung" (samyoga) geschieht, die der Qualität durch „Inhärenz im Verbundenen“ (samyuktasamavāya), usw. 56. Der samnikarza wird also den Kategorien gemäß aufgefächert; dabei erweist sich jedoch, daß das vordem selbstverständliche Korrelat der „einfachen“ Verbindung, drapya, in erkenntnistheoretischer Hinsicht höchst problematisch ist und sich inhaltlich nicht fixieren läßt. - Zunächst hatte man wohl gemeint, die :51 Den Ausdruck alocañamdıra verwendet auch SamkhyakÄrika, v. 28; die Yuktidipikå paraphrasiert grahaņa. - Daß das ,,vorstellungsfreie“ (nirvikalpaka) Wahrnehmen nicht einfach in unserem Wahrnehmungsbewußtsein feststellbar, sondern statt dessen nur erschließbar sei, wird von mehreren Autoren eingeräumt; vgl. z. B. Vy. 557: sadbhave (sc. nirvikalpakajňdnasya) kir pramanam ! savikalpakajñanot pattir eva; vgl. auch B. GUPTA, &. a. 0. 736. S. o., Anm. 60. * Vgl. NK 198: alocyate 'nena-ity alocanam indriyarthasannikarpos lanmdiram, avibhaktam kevalam jñananapekpam iti yavat ...; 199: ato vibepanajñane indriyarthasannikarpamátram eva pramanam ity arthah. * Vgl. PB 186: rūparasagandhasparsepu anekadravyasamardydd wagata vibeple sodérayasannikarpan niyatendriyanimittam utpadyate. * Vgl. NK 195.

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