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________________ VZMI APTAVANI 8 German
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________________ Aptavani - 8 Gnani Purush Dadashri (Dada Bhagwan) Editor : Dr. Niruben Amin
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________________ Herausgeber: Mr. Ajit C. Patel Dada Bhagwan Aradhana Trust 5, Mamatapark Society, B/h. Navgujarat College, Usmanpura, Ahmedabad-380014 Gujarat, India. Tel. : +91 79 3983 0100 E-Mail: info@dadabhagwan.org Alle Rechte vorbehalten - Mr. Deepakbhai Desai Trimandir, Simandhar City, P.O.-Adalaj 382421, Dist.:Gandhinagar, Gujarat, India Ohne die schriftliche Genehmigung des Inhabers der Urheberrechte darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Weise genutzt oder vervielfaltigt werden. Erste Auflage: 1000 Stuck im Jahr Januar 2018 Preis: Ausserste Demut, Bescheidenheit (fuhrt zu Universeller Einheit) und Gewahrsein von: "Ich weiss uberhaupt nichts" Druckerei: Amba Offset B-99 , Electronics G.I.D.C. K-6 Road, Sector- 25 Gandhinagar - 382044, Gujarat, India Tel. : +91 79 39830341 E-Mail :ambapress@dadabhagwan.org
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________________ TRIMANTRA Dieses Mantra zerstort alle Hindernisse im Leben (Lies oder singe dieses Mantra jeweils drei- bis funfmal) Namo Vitaragaya Ich verneige mich vor dem EINEN, der absolut frei ist von aller Anhaftung und Abscheu Namo Arihantanam Ich verneige mich vor dem lebendigen Einen, der alle inneren Feinde von Wut, Stolz, Tauschung, Gier vernichtet hat Namo Siddhanam Ich verneige mich vor Jenen, die vollstandige und endgultige Befreiung erlangt haben Namo Aayariyanam Ich verneige mich vor den SELBST-verwirklichten Meistern, die Wissen der Befreiung mit Anderen teilen Namo Uvajjhayanam Ich verneige mich vor Jenen, die das Wissen uber das SELBST erhalten haben und anderen helfen, dasselbe zu erreichen Namo Loe savva sahunam Ich verneige mich vor allen Heiligen uberall, welche das Wissen uber das SELBST erhalten haben Eso pancha namukkaro Diese funf Ehrerweisungen Savva Pavappanasano Zerstoren alles negative Karma Mangalanam cha savvesim Von allem das vielversprechend ist Padhamam havai Mangalam Ist dies das Hochste Om Namo Bhagavate Vasudevaya Ich verneige mich vor Allen, die das vollkommene SELBST in menschlicher Form erlangt haben Om Namah Shivaya Ich verneige mich vor allen menschlichen Wesen, die zu Instrumenten fur die Erlosung der Welt geworden sind Jai Sat Chit Anand Gewahrsein des Ewigen ist Gluckseligkeit 3
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________________ Einfuhrung des ,,Gnani" An einem Abend im Juni 1958 gegen 18 Uhr sass Ambalal Muljibhai Patel, ein Familienvater und Bauunternehmer von Beruf, auf einer Bank auf dem Bahnsteig Nummer 3 des Bahnhofes von Surat. Surat ist eine Stadt im Suden von Gujarat, einem westlichen Bundesstaat Indiens. Was wahrend der folgenden 48 Minuten geschah, war einfach phanomenal. Spontane Selbst-Realisation trat innerhalb von Ambalal Muljibhai Patel auf. Wahrend dieses Ereignisses schmolz sein Ego komplett, und von diesem Augenblick an war er komplett abgelost von allen Gedanken, Worten und Handlungen Ambalals. Er wurde, durch den Weg des Wissens, zu einem lebenden Instrument des Lords der Erlosung der Menschheit. Er nannte diesen Lord: 'Dada Bhagwan'. Zu allen, denen er begegnete, sagte er: ,,Dieser Lord 'Dada Bhagwan' ist vollstandig in mir manifestiert. 'Er' existiert ebenso in allen Lebewesen. Der einzige Unterschied ist der, dass 'Er' sich in mir bereits vollstandig manifestiert hat und 'Er' sich in dir noch zu manifestieren hat." Wer sind wir? Wer ist Gott? Wer regiert die Welt? Was ist Karma? Was ist Befreiung? USW. Alle spirituellen Fragen dieser Welt waren wahrend dieses Ereignisses beantwortet. Auf diese Weise offenbart die Natur, durch das Medium von Shree Ambalal Muljibhai Patel, der Welt die absolute Sicht. Ambalal wurde in Tarasali, einem Vorort der Stadt Baroda, geboren und wuchs spater in Bhadran, in Gujarat, auf. Der Name seiner Ehefrau war Hiraba. Obgleich er von Beruf Bauunternehmer war, war sein Leben, selbst vor seiner Selbst-Realisation, sowohl zu Hause als auch in seinen Interaktionen mit jedem absolut vorbildlich. Nach seiner Selbst-Realisation und nachdem er den Zustand eines Gnani (der Erleuchtete, Jnani in Hindi) erlangt hatte, wurde sein Korper eine 'allgemeine wohltatige Stiftung'. Wahrend seines ganzen Lebens richtete er sich nach dem Grundsatz, dass es in der Religion nichts Geschaftliches geben durfe, jedoch in allem Geschaftlichen sollte Religion sein. Auch nahm er fur seinen eigenen Gebrauch niemals Geld von anderen an. Seine geschaftlichen Gewinne
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________________ verwendete er in der Form, dass er seine Anhanger zu bestimmten Teilen Indiens mit auf Pilgerfahrt nahm. Seine Worte formten das Fundament fur einen neuen, direkten und stufenlosen Weg zur Selbst-Realisation, Akram Vignan genannt. Durch sein gottliches, ursprungliches wissenschaftliches Experiment (das Gnan Vidhi) ubermittelte er anderen dieses Wissen innerhalb von 2 Stunden. Tausende haben durch diesen Prozess seine Gnade empfangen, und auch heute noch empfangen Tausende weiterhin diese Gnade. 'Akram' bedeutet stufenlos, wie mit einem Lift oder mit einem Aufzug zu fahren, oder eine Abkurzung. Wohingegen Kram' einen systematischen, Schritt fur Schritt spirituellen Weg bedeutet. Akram wird jetzt als direkte Abkurzung zur Gluckseligkeit des Selbst angesehen. Wer ist Dada Bhagwan? Wenn er anderen erklarte, wer 'Dada Bhagwan' sei, sagte er: Was du vor dir siehst, ist nicht 'Dada Bhagwan'. Was du siehst, ist 'A.M. Patel'. Ich bin ein Gnani Purush und 'Er', der sich in mir manifestiert hat, ist 'Dada Bhagwan'. Er ist der Lord im Inneren. Er ist auch in dir und jedem anderen. In dir hat er sich noch nicht manifestiert, wahrend er sich in mir vollstandig manifestiert hat. Ich selbst bin kein 'Bhagwan'. Ich verbeuge mich vor dem 'Dada Bhagwan' in mir." Moglichkeit, jetzt das Wissen der Selbst-Realisation (Atma Gnan) zu erlangen ,,Ich werde personlich spirituelle Krafte (Siddhis) an ein paar Menschen weitergeben. Denn gibt es nicht auch weiterhin Bedarf, nachdem ich gegangen bin? Menschen zukunftiger Generationen werden diesen Weg brauchen, oder nicht?" - Dadashri Param Pujya Dadashri pflegte von Stadt zu Stadt und von Land zu Land zu reisen, um Satsang zu geben und dadurch das Wissen des Selbst als auch das Wissen harmonischer weltlicher Interaktionen weiterzugeben, an alle, die kamen, um ihn zu sehen. Wahrend seiner letzten Tage, im Herbst 1987, gab er seine Segnungen an Dr. Niruben
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________________ Amin weiter und verlieh ihr seine speziellen und besonderen spirituellen Krafte (Siddhis), damit diese seine Arbeit fortsetze. ,,Du wirst zu einer Mutter fur die ganze Welt werden, Niruben", sagte er ihr, als er sie segnete. Es gab keinen Zweifel in Dadashris Verstand daruber, dass Niruben genau dafur bestimmt war. Sie hat ihm mit hochster Hingabe Tag und Nacht uber 20 Jahre gedient. Dadashri im Gegensatz hat sie geformt und vorbereitet, diese immense Aufgabe auf sich zu nehmen. Nachdem Pujya Dadashri seinen sterblichen Korper am 2. Januar 1988 verlassen hatte, bis zu ihrem Verlassen ihres sterblichen Korpers am 19. Marz 2006, erfullte Pujya Niruma, wie sie liebevoll von Tausenden genannt wurde, wahrhaftig ihr Versprechen, das sie Dadashri gab, seine Mission zur Erlosung der Welt fortzufuhren. Sie wurde Dadashris Reprasentantin von Akram Vignan und wurde ein entscheidendes Instrument in der Ausbreitung des Wissens von Akram Vignan in der Welt. Sie wurde ebenfalls ein Beispiel reiner und bedingungsloser Liebe. Tausende Menschen aus den unterschiedlichsten Richtungen des Lebens und aus der ganzen Welt haben durch sie Selbst-Realisation erreicht und die Erfahrung der Reinen Seele in sich verankert, wahrend sie weiterhin ihre weltlichen Pflichten erfullen. Sie erfahren Freiheit im Hier und Jetzt, wahrend sie weiterhin ihr weltliches Leben leben. Die Linie der Akram Gnanis wird jetzt weitergefuhrt durch den gegenwartig spirituellen Fuhrer Pujya Deepakbhai Desai, der ebenso von Pujya Dadashri mit den speziellen spirituellen Kraften (Siddhis) gesegnet wurde, um der Welt Atma Gnan und Akram Vignan zu lehren. Er wurde weiter geformt und ausgebildet von Pujya Niruma, die ihn 2003 segnete, um Gnan Vidhi durchzufuhren. Dadashri sagte, dass Deepakbhai durch seine Reinheit und Anstandigkeit dem Reich des Lords Glanz hinzufugen wird. Pujya Deepakbhai reist, in der Tradition von Dada und Niruma, intensiv durch Indien und Ubersee, gibt Satsangs und das Wissen uber das Selbst an alle, die danach suchen, weiter. Kraftvolle Worte in Schriften helfen dem Suchenden dabei, dessen Verlangen nach Freiheit zu verstarken. Das Wissen des Selbst ist das letztendliche Ziel aller Suchenden.
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________________ Ohne das Wissen des Selbst gibt es keine Befreiung. Dieses Wissen des Selbst (Atma Gnan) existiert nicht in Buchern. Es existiert im Herzen eines Gnani. Aus diesem Grund kann das Wissen des Selbst nur durch die Begegnung mit einem Gnani erlangt werden. Durch die wissenschaftliche Herangehensweise von Akram Vignan kann man sogar heute das Wissen des Selbst (Atma Gnan) erreichen. Dies kann jedoch nur geschehen, wenn man einem lebenden Atma Gnani begegnet und das Wissen des Selbst (Atma Gnan) empfangt. Nur eine angezundete Kerze kann eine andere Kerze anzunden!
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________________ Anmerkung zur Ubersetzung fur die Leser Der Gnani Purush Ambalal M. Patel, im Allgemeinen auch bekannt als Dadashri oder Dada, hat fur gewohnlich immer gesagt, dass es nicht moglich ist, seine Satsangs und das Wissen uber die Wissenschaft der Selbst-Realisation wortgetreu ins Englische zu ubersetzen. Einiges der Tiefe der Bedeutung wurde verloren sein. Er betonte die Wichtigkeit, Gujarati zu lernen, um prazise die Wissenschaft von Akram Vignan und der Selbst-Realisation zu verstehen. Trotzdem gab Dadashri seine Segnungen, um seine Worte ins Englische und andere Sprachen zu ubersetzen, sodass spirituell Suchende zu einem gewissen Grad davon profitieren konnen und spater durch ihre eigenen Bemuhungen fortschreiten konnen. Dies ist ein bescheidener Versuch, der Welt die Essenz Seines Wissens zu prasentieren. Dies ist keine wortwortliche Ubersetzung seiner Worte, aber eine Menge Sorgfalt wurde aufgebracht, um Seine ursprunglichen Worte und die Essenz Seiner Botschaft zu bewahren. Fur bestimmte Worte in Gujarati sind mehrere englische Worter oder sogar ganze Satze rforderlich, um die exakte Bedeutung zu vermitteln. Fur ein zusatzliches Worterverzeichnis besuche unsere Website: www. dadabhagwan.org Viele Menschen haben unablassig gearbeitet, um dieses Ziel zu erreichen, und wir danken ihnen allen. Bitte beachte, dass alle Fehler, die in dieser Ubersetzung angetroffen werden, ganzlich die der Ubersetzer sind. Kiel Klein-/Grossschreibung: Um leichter unterscheiden zu konnen, verwenden wir im Text das klein geschriebene 'mein', 'ich', 'selbst' usw. fur das relative selbst. Mit grossen Anfangsbuchstaben, wie: Selbst, Seele, oder auch 'DU' / 'Ich' / 'Dir' ist die Reine Seele, das wahre Selbst, aber auch die Gnanis, oder der 'Lord' gemeint. Eben das Eine erwachte ewige 'gottliche Selbst. Dada Bhagwan: Ist der 'Lord' im Inneren. Das Eine ewige 'gottliche' Sein, auch manchmal 'Er' genannt. Chandulal, oder Chandubhai: 'Chandulal' steht als Synonym fur das relative selbst, auch 'Akte Nr. 1' genannt.
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________________ Dies ist eine Zusammenstellung von Gesprachen, die der Gnani Purush Dadashri mit Suchenden gefuhrt hat. Die ersten Gesprache wurden mit 'Chandulal' gefuhrt. Deshalb haben wir diesen Namen auch in den deutschen Ubersetzungen gelassen. Du kannst, wann immer 'Chandulal' steht, einfach deinen Namen einsetzen. Genereller Umgang mit Worten und Begriffen in 'Gujarati: Im Deutschen haben wir uns entschieden, die Worte in Gujarati in Klammern und kursiv hinter die deutsche Beschreibung zu stellen, um den Lesefluss fur den deutschen Verstand nicht zu behindern und um ein leichteres Verstehen von Dadas Wissenschaft zu ermoglichen. Wer jedoch Gujarati lernen mochte, kann das so beim Lesen ganz automatisch, indem er sie nicht uberliest, sondern bewusst mit aufnimmt. Wir sind dabei, das Glossary ebenso nach und nach ins Deutsche zu ubersetzen. Wer tiefer in die Wissenschaft Akram Vignan eintaucht und bestimmte Studien, z.B. Parayan oder Shibir, besucht, dem werden diese Begriffe sowieso in Gujarati mehr und mehr gelaufig, so wie das tiefe befreiende Wissen (Gnan). Einige Gujarati-Worte werden in diesem Buch immer wieder verwendet. Die folgenden Beschreibungen sollen dir fur ein besseres Verstandnis dienen und helfen, damit vertraut zu werden. Weitere Infos im Glossary am Ende des Buches. Gnani Purush: Jemand, der das Selbst vollstandig realisiert hat und fahig ist, das Wissen uber das Selbst an andere weiterzugeben (der Erleuchtete, Jnani in Hindi). Gnan Vidhi: Wissenschaftliches Verfahren (Prozess, Zeremonie), um Selbst-Realisation zu ermoglichen, ausschliesslich bei Akram Vignan. Dies ist ein wissenschaftlicher Prozess von 48 Minuten, in dem der Gnani Purush den Suchenden mit seiner Gnade segnet und das auf Erfahrung beruhende Wissen uber das Selbst weitergibt, zusammen mit dem Wissen, wer der Handelnde in diesem Universum ist. Nach dem Gnan Vidhi werden die 'Funf Prinzipien (Funf Agnas) erklart. Der Suchende sollte einen starken Wunsch haben, diesen 'Funf Prinzipien' zu folgen. Die Erfahrung von Gnan (nach dem Gnan Vidhi) ist direkt proportional zu dem Grad, die 'Funf Prinzipien' anzuwenden. 9
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________________ Satsang: Die Zusammenkunft von denjenigen, die die Realisation des Selbst unterstutzen. Die direkte, lebendige Interaktion und Gesellschaft mit einem Gnani Purush ist von grosstem Wert. In der physischen Abwesenheit des Gnani Purush Dadashri ist es der Atma Gnani, der von Ihm gesegnet wurde und der das Gnan Vidhi leitet (derzeitiger Atma Gnani Pujya Deepakbhai). Das Zusammensein mit ihm hat die gleiche Wichtigkeit auf dem Weg von der Selbst-Realisation (Atma Gnan) zum absoluten Zustand des Selbst (Parmatma). Wenn dies nicht moglich ist, kann die Wissenschaft in lokalen Satsang-Treffen verstanden werden, wenn Dadashris Bucher gelesen werden und Videos von Akram-Vignan-Satsangs angeschaut werden. Sat bedeutet 'ewig' und Sang bedeutet 'Zusammensein'. Folglich ist das, was dahin fuhrt und das Zusammensein mit dem Selbst ist, Satsang. Gesetz des Karmas: Dies ist das Gesetz, nach dem das 'Karma' in der Vergangenheit verursacht oder aufgeladen wurde und in Zukunft zur Auswirkung kommt. Man erntet die Fruchte der Samen, die gesat worden sind. Karma: Wenn man irgendeine Arbeit verrichtet und man diese Handlung mit den Worten unterstreicht:,,Ich tue das!" - dann ist das Karma. Eine Handlung mit der Uberzeugung 'Ich bin der Handelnde' zu untermauern, nennt man Karma binden. Es ist dieses Unterstutzen mit der Uberzeugung, der 'Handelnde' zu sein, was dazu fuhrt, dass Karma gebunden wird. Wenn man weiss, 'Ich bin nicht der Handelnde' und 'wer der wirklich Handelnde' ist, dann bekommt die Handlung keine Unterstutzung, und es wird kein Karma gebunden. Die Absicht, anderen Menschen Gutes zu tun, bindet gutes (Merit) Karma. Und die Absicht, andere Menschen zu verletzen, wird schlechtes (Demerit) Karma binden. Karma wird nur durch die Absicht und nicht durch die Handlung gebunden. Die ausseren Aktivitaten mogen gut oder schlecht sein - das wird kein Karma binden. Es ist nur die innere Absicht, die Karma bindet! ////////// 10
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________________ Vorwort In diesem Buch ist die wahre Sicht uber die ursprunglichen Eigenschaften des Selbst (Atma) und andere ewige Elemente veroffentlicht. Diese Sicht ging aus der Sprache des Gnani Purushl von Akram Vignan? hervor, der in der Welt als Dadashri bekannt wurde. Das Buch besteht aus zwei Teilen. In Teil Eins stellen die Suchenden dem Gnani Purush viele Fragen, wie etwa: Was ist das Selbst (Atma)? Wie ist es?", und er gibt ihnen vollstandige und zufriedenstellende Antworten. In Teil Zwei behandelt der Gnani die grundlegende Frage: ,,Wer bin ich?" Der Lesende und Fragende, in seinem brennenden Wunsch, das Wissen zu erlangen, bahnt sich seinen Weg durch das Stellen von Fragen, wie etwa: ,,Wie kann ich dieses Wissen erlangen?", ,,Wie erkenne ich das Selbst?", ,,Wie erlange ich Selbst-Realisation?" USW. Beginnend mit Zweifeln an der tatsachlichen Existenz der Seele (Atma), fragt man: Was ist die Seele (Atma)? Wie ist sie? Was tut sie? Was sind Geburt und Tod? Wer erfahrt Geburt und Tod? Was ist Karma? Welche sind die vier Lebensformen (Gati)? Mit welchen Mitteln sichert man sich einen Platz in diesen Lebensformen? Was ist endgultige Befreiung (Moksha)? Was ist der Ort der endgultigen Befreiung (Siddhagati)? Was sind das relative selbst3 (Pratishtit Atma), das vermischte Selbst (Mishra Chetan), mechanisches selbst (Nischetan Chetan), Ego (Ahamkar) und all die sich aus ihm ergebenden Wirkungen (Vishesh Parinam)? Die Antworten auf all diese schwierigen Fragen sind hier dargelegt worden. Was ist ein Lebewesen (ein verkorpertes selbst, Jiva4)? Was ist ein realisiertes Selbst (Shiva)? Was ist Dualismus (Dvaita)? Was ist Nicht-Dualismus (Advaita)? Was ist das hochste Selbst (Brahma)? Was ist das Absolute Selbst (Parabrahma)? Das Diktum ,,Ich bin der Eine, und ich wurde viele 1 Gnani Purush: Der voll Erwachte, der dieses Erwachen weitergeben kann. 2 Akram Vignan: Der stufenlose Weg zur Befreiung 3 Wir schreiben das relative oder weltliche selbst bewusst klein, im Gegensatz zum erwachten Selbst (Atma). 4 In anderen Texten kann die Schreibweise auch Jeev sein; das sind unterschiedliche Transliterationen aus dem Gujarati. 11
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________________ (Ekoham Bahushyam)"; die Allgegenwart des Selbst (Atma), die Gegenwart Gottes in jedem Partikel, die Bedeutung der Veden und der Wissenschaft usw. - all das sind Wahrheiten des Vedanta, die hier offenbart werden. Das gibt einem das wahre, anfangliche, aber grundlegende Verstandnis von Spiritualitat, von dem aus man den gesamten Weg fur die endgultige Befreiung (Moksha) ebnen muss. Die geringste Fehlinterpretation wird den eigenen Kurs andern, auf dem Weg, der parallel dem des Gnani verlauft. Solch eine Umleitung wird das Ziel verandern, sodass man sich nach einer Reise von Millionen von Meilen an einem verlassenen Ort wiederfindet, anstatt das Ziel zu erreichen. Wenn eine solch illusionare Uberzeugung vorherrscht: ,,Ich bin ein Teil des Absoluten Selbst (Paramatma)", wann wird man da verstehen, dass Du selber wahrlich das Absolute Selbst bist? Dass du unabhangig bist, kein Bruchteil, sondern das vollstandige Selbst? Und wenn das nicht gleich zu Anfang deine Uberzeugung ist, wie kannst du dann solch einen Zustand erlangen? Es gibt so viele von diesen illusionaren Uberzeugungen. Sie sind als Resultat von weltlichem und strengglaubigem Denken zustande gekommen, welche bewirken, dass das eigene Verhalten von der wirklichen Sicht abruckt! Die Essenz aller Schriften, aller spirituellen Regeln und der spirituellen Praxis ist ein und dieselbe: das Gewahrsein des eigenen Selbst (Atma) sicherzustellen. Das wirkliche Selbst (Atma) ist wahrlich rein, aber man besitzt eine Knolle's von falscher Uberzeugung, die einzig der lebende Gnani Purush entwirren kann. Das, was niemals, auch nicht in Millionen von Lebzeiten, erreicht werden kann, wird schliesslich durch den Gnani innerhalb von einer Stunde ermoglicht. Millionen von Fragen kommen von Menschen, die Zweifel haben, und von denen, die nach Selbst-Realisation suchen. Trotzdem sind die Antworten des Gnani punktgenau. Seine Kerndefinitionen ermoglichen es, dass die Genauigkeit sich eroffnet, was die gottliche und vollkommen klare Sicht 5 'Knolle'ist bildlich gemeint: eine Ansammlung, eine Anhaufung, eine Art Geschwur oder Wulst. 12
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________________ des Gnani beweist. Um es in seinen eigenen Worten zu sagen: ,,Ich antworte, indem ich durch das Absolute Wissen (Keval Gnan) sehe." Zudem hat er keinerlei innere Intention (Bhaav) der Eigentumerschaft uber sein Sprechen. Die Tonbandaufnahme (das Tonbandgerat) fuhrt das Sprechen aus. Wenn das weltliche selbst sprechen wurde, kame das Gesprochene mit vielen Fehlern heraus. Wie aber kann eine Tonbandaufzeichnung Fehler machen? Er selbst [der Gnani) ist der Wissende und Sehende (Gnata-Drashta) der Tonbandaufnahme. Fur all die, die auf der Suche nach Selbst-Realisation sind, und fur all diejenigen, die zutiefst neugierig sind, wurden in diesem Buch unzahlige Fragen zusammengestellt, die sich auf das Selbst (Atma) und das Universum beziehen. Der kluge Aspirant wird das Ewige finden, fur ihn in seiner eigenen Sprache verdeutlicht. Er wird das Ewige tatsachlich so erfahren, wie es ist. Um jedoch diese Sicht und diese Erfahrung zu erlangen, braucht er einen Gnani. Nur der lebendige Gnani, der im absoluten Zustand des Selbst weilt, Dadashri, kann dir genau diese Erfahrung des Selbst (Atma) geben. So, wie die Dinge stehen, sind die tiefgrundigen Diskussionen uber Selbst-Erkenntnis (Atmagnan) oder uber Absolutes Wissen (Keval Gnan) fruchtlos, wenn es darum geht, einen einzigen Strahl des Lichts vom eigenen Selbst (Atma) zu erleuchten. Wenn man nicht einem lebendigen Gnani begegnet, und ehe man nicht das Wissen (Gnan) des Gnani empfangt, wird man lediglich in Worten verweilen. Ein einziges Wort des lebendigen Gnani hingegen wird dein Herz durchdringen (und) Schichten von unendlichen Schleiern von Fehlern (Dosh) entfernen, die das allerhochste Licht der Absoluten Seele (Paramatma) verhullt hatten, welches das gesamte Universum erleuchtet. Sodass jetzt das gleiche Licht in Dir leuchtet. Nur diejenigen, die diese einzigartige Energie (Siddhi, Energie, die das Hochste vollendet) dieses unvergleichlichen Gnani kannten, konnten ihre Schonheit geniessen. Wie sonst konnte das Licht des Selbst (Atma), das mit Worten nicht beschrieben werden kann, durch Worte beleuchtet werden? Der mitfuhlende Dadashri hat oft gesagt: ,,Die Person, die du 13
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________________ vor dir siehst, ist nicht Dada Bhagwan. Das ist A.M. Patel. ,Dada Bhagwan' ist der, der sich in A.M. Patel manifestiert hat: , Er' (Dada Bhagwan) ist der Lord der vierzehn Welten! Du kannst ihn um alles, was du mochtest, bitten. Aber du weisst nicht einmal, wie du dieses Auftragsformular (diese Bitte) ausfullen sollst!" Und das ist eine Tatsache! Statt um das Reich des gesamten Universums zu bitten, das sich in Seinem Besitz befindet, fullt der bedauernswerte Suchende ein , Auftragsformular' uber ein Stuck Bauland (materielle Dinge) aus. Wenn man zu diesem Zeitpunkt das Herz des Gnani hatte lesen konnen, so ware es von unendlichem Mitgefuhl ubergeflossen! Die bestehenden falschen Uberzeugungen uber das Selbst (Atma) stossen einen Millionen von Meilen weg von der Absoluten Wahrheit. Wenn es einem gelingt, das Selbst durch das zu verstehen, was der Gnani Purush selber gesehen, erkannt und erfahren hat, dann wird man davon abgehalten, in die falsche Richtung zu gehen - auch wenn man Selbst-Realisation (Atmagnan) nicht erlangt hat. In eben diesem Buch druckt der verehrte Dadashri es aus seinem eigenen Gnan (Wissen) heraus so aus, wie es ist; wie er die Natur (Swaroop, Form) des Selbst (Atma) gesehen, erkannt und erfahren hat, und die Natur (Swaroop) der Welt. Und fur diejenigen, die auf dem spirituellen Pfad voranschreiten, wird sich das als sehr nutzlich erweisen, um das Selbst (Atma) zu verstehen. Die Sprache des Gnani Purush fliesst naturlich. Sie ist abhangig vom Fragenden (Nimit, Instrument) und von den Umstanden. Solltest du auf irgendwelche Unstimmigkeiten oder Mangel in diesem Buch stossen, dann ist es ein Fehler in der Zusammenstellung, der ganzlich bei uns liegt und niemals in den Worten des Gnani Purush. Und dafur erbitten wir deine Vergebung. - Dr. Niruben Amin 6 Ambalal Muljibhai Patel ist Dadashris weltlicher Name. 14
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________________ Einleitung Teil Eins Was ist die Seele? Wie ist sie? Weil sie das subtilste und tiefgrundigste Element im Universum nicht verstehen konnen - deine eigene wahre Gestalt (Swaroop, das Selbst); das, was Du wirklich bist -, sind die Denker von endlosen Gedanken wie diesen verwirrt: ,,Ist das Selbst so, oder ist es so? Besteht es in Form von Licht? Und wie wurde seine Erleuchtung aussehen?" Die wahre Sicht (Darshan), die die Vorstellung transzendiert; die Sicht, die nur der Gnani Purush vorausgesehen hat, kann nur durch ihn erlangt werden. Fur diejenigen, die nicht die Gelegenheit hatten, ihn personlich zu treffen, enthalt dieser spezielle Band sein gesprochenes Wissen (Gnan Vani), das den wahren Weg zeigt und einen auf ihm immer weiter voranfuhrt. Das Selbst ist wahrlich, was man wirklich ist, und es zu kennen, heisst, das Selbst (Atma) zu kennen. Und das ist es, was du wissen musst. Er, der das Selbst , erkannt', ,gesehen und erfahren" hat und permanent in der wahren Form (Swaroop) des Selbst gelebt hat, das jenseits von Zweifeln oder Vorstellungen bezuglich der Form ist, hat gesagt: Es ist jenseits von Form (Aakruti) und Formlosigkeit (Niraakruti). Die wahre Form des Selbst (Atma) ist unabhangig (Niralamb) und erleuchtend (Prakashak). Es ist weder von Zeit noch Ort abhangig. Das ist die Art von Selbst (Atma), in dem der Gnani verweilt. Er ist getrennt, der Korper ist getrennt, und er interagiert mit dem Korper wie mit einem Nachbarn. Niemand in der Welt ist ohne Existenz (Naastik). Das Gewahrsein der eigenen Existenz, von ,,Ich bin" ist da. Jeder mit diesem Gewahrsein ist jemand ,mit Existenz' (Aastik). Das Selbst (Atma) besitzt Existenz (Astitva). Es hat eine elementare Realitat (Vastutva) und Vollstandigkeit (Purnatva). Jedes lebende Wesen hat das Gewahrsein seiner eigenen Existenz (Astitva). Selten hat ein Mensch das Gewahrsein seiner Wirklichkeit (Vastutva), und Vollstandigkeit (Purnatva) ist die Belohnung dafur, das eigene wirkliche Selbst zu kennen. 1 Dieses 'Erkennen', 'Sehen' und 'Erfahren' geschieht aus der Reinen Seele und nicht durch den physischen Korper und die funf Sinne. 15
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________________ Nur der Wissende von der Trennung' (Bheda Gnani) kann einem durch dieses Wissen von der Trennung das eigene wahre Selbst (Vastutva) ubermitteln. Indem er der Uberzeugung (Pratiti) uber das Selbst Glaubwurdigkeit verleiht, sagt der Gnani, dass das Selbst - obwohl es unsichtbar (Aroopi) ist - durch seine innewohnende gluckselige Natur wahrzunehmen ist, genauso wie der Duft die Existenz eines Parfums offenbart. Der Zustand der Absoluten Seele (Paramatma) ist unendliches (Anant) Wissen (Gnan), unendliches Sehen (Darshan), unendliche Energie (Shakti) und unendliche Gluckseligkeit (Sukh). Das ist das Du (das Selbst). Aber all diese Qualitaten werden erst enthullt, nachdem du die Realisation deiner eigenen wahren Form (Swaroop) erreicht hast. Der Unterschied zwischen Selbst (Chetan, Atma) und Nicht-Selbst (Jada, das Unbelebte) ist an deren innewohnenden Eigenschaften (Gunadharma) zu erkennen. Wissen und Sehen ( Gnan-Darshan), ZU , wissen' und ZU ,sehen', ist die wirkliche Natur (Swabhav) des Selbst (Chetan, Atma). Kein anderes ewiges Element zeigt die gleichen Eigenschaften (Gunadharma). Diejenigen, die die Existenz der Seele (Jiva) bezweifeln, sind wie Leute, die sagen: ,,Es gibt keine Zunge in meinem Mund." Im Grunde genommen offenbaren sie so die Existenz ihres eigenen Selbst (Vastutva Astitva). Der, der den Zweifel bezuglich der Seele erschafft, ist tatsachlich das [relative] selbst. Ist es dem Nicht-Lebendigen (Jada, Nicht-Selbst) moglich, Zweifel zu haben? Auch im Dunkeln wird die Seele (Jiva) im Mund die einzelnen Zutaten eines Loffels voll Shrikhand (susses Joghurtgericht) erkennen. Die Sinnesnerven transportieren die Information, aber es ist das Selbst (Atma), das es , weiss' (erkennt). Es ist immer die [verkorperte] Seele (Jiva) selber, die sich die Gluckseligkeit wunscht und sucht. Wo Gefuhle sind, da ist das Selbst (Atma), und wo keine Gefuhle sind, da ist kein Selbst (Atma). Und dennoch hat das Selbst (Atma) kein Gefuhl. Es ist der Pudgal (der physisch-grobe und subtile Nicht-Selbst-Komplex), der die Gefuhle hat. Das, was sich bewegt, spricht, isst, trinkt, ist nicht das Selbst (Atma, Chetan), aber wo es irgendwelches 16
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________________ Wissen oder Unwissenheit gibt, Freundlichkeit oder Gefuhle, dort ist das Selbst (Chetan, Atma). Das Selbst (Atma) ist im gesamten Korper ausgebreitet. Wo Schmerz gefuhlt wird, ist das Selbst (Atma) anwesend. Nur in den Nageln und im Haar ist das Selbst abwesend. Im Herzen ist der Sitz des groben Geistes (Sthool Mun), wohingegen der subtile Geist (Sookshma Mun) zweieinhalb Zoll hinter der Stelle zwischen den Augenbrauen liegt. Aufgrund der Natur und Fahigkeit des Selbst (Atma), sich auszudehnen und zusammenzuziehen (SankochVikaasshil), zieht sich das Selbst jedes Mal, wenn ein Korperteil abgetrennt wird, oder wahrend einer Betaubung, aus diesem Bereich zuruck. Wahrend aller drei Stadien des Lebens, ach, in den Phasen von unendlichen Lebzeiten von Geburt und Tod, bleibt das Selbst (Atma) immer gleich: Unsterblich. Es existiert endlos in seiner eigenen Natur (Swabhav). In ungezahlten Geburten (Leben) musste das Selbst den Korper-Komplex (Pudgal) begleiten. Sobald die falsche Uberzeugung (uber die eigene wahre Identitat) verschwunden ist, wird man unabhangig. Vollkommen unabhangig! Tatsachlich haftet weder der Korper-Komplex am Selbst, noch haftet das Selbst am Korper-Komplex. Der Korper-Komplex (Pudgal) ist das zusatzliche, einzigartige Resultat (Vishesh Parinam) der Umstande, dass das elementare Selbst (Atma) und elementare subatomare Teilchen (Parman zusammengekommen sind. Das daraus folgende Resultat ist die Erschaffung des Verstand-Sprache-Korper-Komplexes (Prakruti) mit seinen entsprechenden Bestandteilen: das grundsatzliche Ego, Wut, Stolz, Tauschung und Gier; und daher wird das weltliche Leben (Sansar) erschaffen. Das wirkliche Selbst (Atma) ist in all dem vollig passiv (Akriya). Weil der Korper-Komplex (Pudgal) aktiv (Sakriya) ist, und aufgrund von Unwissenheit (Agnanta), wird die illusion erschaffen, dass das Selbst (Atma) der Handelnde ist. Diese Fessel des Verstand-Sprache-Korper-Komplexes (Prakruti) hat das Absolute Selbst (Paramatma) zu einem Gefangenen gemacht! Dennoch gibt es da, wo Gefangenschaft (Bandhan) ist, auch Befreiung (Moksha). Mit der Intention von Unwissenheit (Agnan Bhaav) und der Intention von 2 Kindheit, Erwachsenenalter, Alter 17
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________________ Illusion (Bhranti Bhaav) geht Gebundensein einher, und mit der Intention von Wissen (Gnan Bhaav) gibt es Befreiung! Wenn die Illusion uber das Handelnder-Sein und uber das Selbst zerbricht, ist niemand mehr der Handelnde von irgendeinem Karma. Danach bleibt das ewige Gewahrsein von: ,,Ich selber bin das Absolute Selbst (Paramatma)", und man wird in jeder Hinsicht vollig frei und unabhangig. Die Grundursache fur Geburt und Tod ist Unwissenheit (Agnan). Und mit dem Wissen uber das Selbst (Gnan) gibt es Befreiung (Moksha). Es ist das Ego, das den Zyklus von Geburt und Tod durchlauft. Und Geburt an einem Ort der Schopfung (Yoni) ist von den sich bedingenden Umstanden abhangig. In all dem gibt es keine einzige unabhangige Wesenheit - nicht einmal Gott! Die falsche Zuschreibung (Aropit Bhaav) von ,,Ich bin Chandubhai"3, zusammen mit der weltlichen Intention (Sansari Bhaav), erschafft den kausalen Korper (Karan Sharira). Das im Gegenzug initiiert das Zusammenkommen der anderen ,parlamentarischen Mitglieder' (die im Inneren arbeitenden Komponenten von Verstand, Intellekt, Chit4 und Ego), um ein Ergebnis hervorzubringen, das wiederum den Wirkungskorper erschafft. Nachdem sie zu einem Entschluss gekommen sind, gehen die Mitglieder fort. Zuruckgelassen werden die Entschlusse, und diese Entschlusse beginnen, sich zu formen, und kommen, einer nach dem anderen, zur Wirkung. Wenn das Selbst (Atma) den physischen Korper verlasst, dann geht auch der subtile Korper oder Kausalkorper mit ihm, zusammen mit Wut, Stolz, Tauschung und Gier. Der kausale Korper wird im nachsten Leben zum Wirkungskorper'. Der elektrische Korper (Tejas Sharira) ist nur so lange da, wie es ein Saldo von restlichem Karma gibt; das heisst, er ist wahrend der gesamten Lebenszeit (Avatar) gegenwartig. Und er wird bis zum Schluss beim Selbst (Atma) bleiben, bis es die endgultige Befreiung (Moksha) erlangt. Bei der Entladung (von Karma) kann es niemals eine unabhangige Macht geben, und auch beim Aufladen von Karma hat das relative selbst keine unabhangige Macht. 3 Der Lesende kann fur 'Chandulal' oder 'Chandubhai' den eigenen Namen einsetzen. 4 Chit: Subtiles Instrument von Aufmerksamkeit, Wissen und Sehen 18
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________________ Aufgrund des Drucks des Entladungs-Karmas der Vergangenheit wird neues Karma aufgeladen, und all das geschieht durch Unwissenheit (Agnanta). Das Aufladen von Karma im vorherigen Leben geschieht in Form eines angelegten Plans, der in diesem Leben in Form von Entladung Gestalt annimmt. Nur im Planungsstadium (beim Aufladen des Karmas) konnen Veranderungen vorgenommen werden. Sobald er Gestalt angenommen hat, kann nichts mehr verandert werden. Jegliche Veranderungen in diesem Leben werden im nachsten [Leben] Fruchte tragen, und wenn das Planen an sich aufhort, dann erlangt man endgultige Befreiung (Moksha)! Die Evolutionstheorie hat Gultigkeit bei der Vorstellung, dass ein Ein-Sinn-Organismus (Ekendriya) sich bis zu einem menschlichen Wesen entwickelt. Sobald jedoch der menschliche Zustand erreicht ist, erhebt das Ego seinen Kopf, wird zum Handelnden' und sammelt gutes Karma (Punya) und schlechtes Karma (Paap). Die Tendenzen (Vrutti), die man sich wahrend des menschlichen Lebens zuzieht, werden das Tor zu einer der vier Lebensformen (tierisch, menschlich, damonisch oder himmlisch) bestimmen. Wenn man einmal die menschliche Form erlangt hat, wandert man umher, von einem Schopfungsort (Lebensform, Yoni) zu einem anderen Schopfungsort - hochstens fur acht Leben - und bezahlt das karmische Konto an jedem Ort ab, ehe man zur menschlichen Form zuruckkehrt. Dieses Umherwandern kann nur nach der Selbst-Realisation (Atmagnan) beendet werden! Nach der Selbst-Realisation (Afmagnan) geschieht alles in planmassiger Abfolge. Wenn es nicht systematisch ablaufen wurde, galte es dann nicht als in den Handen des Schicksals (Niyati) zu liegen? Der Zeitpunkt, an dem das Lebewesen (Jiva, relatives selbst zum ersten Mal in die menschliche Form eintritt, ist vorherbestimmt. Aber weil das Ego in der menschlichen Lebensform auftaucht, gibt es Komplikationen, und infolgedessen wandert man in den vier Lebensreichen (Gati) umher: als Mensch, als Tier, in der Holle und im Himmel. Wenn das Ego in Richtung von Befreiung (Moksha) gelenkt werden kann - gleichgultig, wie uberwaltigt man vom Druck der Umstande ist -, dann, und nur dann, kann Befreiung erlangt werden. Aber es ist kein leichtes Unterfangen, das Ego umzukehren. Deshalb bleibt 19
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________________ der Zeitpunkt, wann man Moksha erlangt, unbestimmt, nachdem man in der menschlichen Lebensform geboren wurde. Erst nachdem die erleuchtete oder richtige Sicht (Samyak Drashti) aufkommt, kann der Zeitpunkt fur Moksha vorausgesagt werden. Hier jedoch verhalt sich ein Mensch entsprechend dem relativen weltlichen Wissen und dem gesellschaftlichen Einfluss (Loksangnya) und wird in den fliessenden Strom des weltlichen Lebens (Sansar) geworfen. Wenn man einem Gnani Purush begegnet, und wenn man sich in Ubereinstimmung mit seinem Wissen verhalt, kann man Befreiung (Moksha) erlangen Beim Umstand (Saiyog) der Sonne wird ein Schatten geworfen, und wenn ein Spiegel da ist, entsteht ein Spiegelbild. Aber wie viel Handelnder-Sein besitzen hierin die Sonne oder der Spiegel? Durch das Sehen des Schattens oder der Spiegelung verandert sich die Uberzeugung einfach in: ,,Was ist ,mir' da geschehen?" Als Folge dieser verankerten falschen Uberzeugung werden das Ego und der Intellekt (Buddhi) etabliert. Und das ist der Grund, warum der Verstand-Sprache-Korper-Komplex des Nicht-Selbst (Prakruti) gebunden wird. In Wirklichkeit erleuchtet das ursprungliche Licht das Ego und den Intellekt, und diese beginnen daraufhin, den Verstand-Sprache-Korper-Komplex zu beleuchten. Und so verschwindet die Sicht (Drashti) auf das ursprungliche Licht und das Gewahrsein davon. Ein Vorhang von Illusion wird uber das ursprungliche Licht gezogen. Und indem man glaubt, die Gesten des VerstandSprache-Korper-Komplexes seien die eigenen, gibt man den Platz der Absoluten Seele (Paramatma) auf, und man wird zum Korper-Komplex und verhalt sich als dieser. Das ist wie ein Spatz, der wiederholt sein eigenes Spiegelbild im Spiegel anpickt, das er als einen anderen echten Spatz wahrnimmt. Was fur eine Falle! Wie die Absolute Seele (Paramatma) von den Umstanden gefangen genommen wurde! Trotz alledem hat die Absolute Seele (Paramatma) wahrend der drei Zeitperioden (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) ihre wahre Natur (Swabhav) beibehalten. Aufgrund des Drucks der Umstande ist ein Stadium der Eigenschaft des Selbst, das Wissen, kontrar zu seiner eigenen Natur geworden (Vibhavik, unnaturlich). Aber nicht das 20
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________________ wirkliche Selbst (Atma). In diesem unnaturlichen (Vibhavik) Zustand wurde auch der Nicht-Selbst-Korper-Komplex (Pudgal) kontrar zu seiner eigenen Natur (Vibhavik), ganz gleich mit welcher Laune oder Vorstellung; und dadurch wurden Verstand, Sprache und Korper erschaffen, und sie sind durch die Regeln der sich bedingenden Umstande (Vyavasthit) gebunden. Und einzig aus diesem Grund kann ein Mensch, der mit dem Gnani Purush, dem Wissenden dieser tiefsten Wissenschaft, in Kontakt kommt, die Sicht des Selbst durch ihn erlangen, was ihn zum Zustand der Befreiung fuhrt. Die Geschichte von Gajasukumar illustriert das: Der Schwiegervater von Gajasukumar befestigt einen brennend heissen Kessel auf Gajasukumars Kopf (wahrend dieser in Meditation sass). In dem Moment konnte Gajasukumar im ursprunglichen Licht (als das Selbst) bleiben, so wie Lord Neminath es ihm gezeigt hatte. Durch das Gnan konnte er das Ereignis (Saiyog) sehen als etwas zu Wissendes (Gneya). Und folglich erlangte er die endgultige Befreiung (Moksha). Aufgrund der falschen Uberzeugung bezuglich der Identitat des Selbst und bezuglich des HandelnderSeins entstehen Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh). Infolgedessen werden die drei ,Batterien' von Verstand, Sprache und Korper fur das nachste Leben weiter , aufgeladen', und die drei alten Batterien fahren fort, ihrer Natur entsprechend, sich zu entladen. Und wenn einem durch die Gnade des Gnani die richtige Uberzeugung geschenkt wird, erlangt man endgultige Befreiung (Moksha). Um Zweifel und Ungewissheit uber Anfang und Ende des Selbst auszuloschen, haben die Gnanis das Selbst (Atma) als , Anadi-Anant' bezeichnet: ohne Anfang und Ende. Wenn etwas ewig ist, wie kann es dann einen Anfang oder ein Ende haben, zunehmen oder abnehmen? Worin liegt sein Ursprung? Wo beginnt ein Kreis? Wie wird etwas erschaffen, ohne einen Anfang zu haben]? Zudem sind beide, die Schopfung und der Schopfer, zerstorbar und verganglich. Alles im Universum funktioniert gemass seiner Natur. Und demzufolge treten auf dem Weg der Evolution (Samsaran Marg) genauso viele Seelen (Jiva) vom unbestimmten 5 Lord Neminath: der 22. Tirthankara 21
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________________ Zustand (Avayahar Rashi) in den weltlichen Zustand (Vyahavar Rashi) ein, wie andere in den Ort der befreiten Seelen (Siddha Kshetra) eintreten - was die Integritat des weltlichen Lebens (Vyavahar) bewahrt. Wenn auch nur eine einzige Seele (Jiva) verloren ginge, wurde die Planung der Natur zusammenbrechen, sodass heute der Mond und morgen die Sonne fehlen kann. Die Zunahme oder Verminderung in der Bevolkerungszahl kann nicht uber das Naturgesetz der konstanten Grosse hinausgehen! Durch seine wahre Natur bewegt sich das Selbst (Atma) in Richtung endgultiger Befreiung, solange es keine Einmischung auf dem Weg gibt. Mit gunstigen (Shuba) Gedanken werden leichtere subatomare Partikel (Parmanus) zusammengesammelt, die dem Selbst (Atma) erlauben aufzusteigen. Wohingegen man hinabfallt, wenn die schweren und schwereren subatomaren Partikel sich festfressen, den ganzen Weg bis hin zur Lebensform als Pflanze (Vanaspativkay); man geht dann in die Form eines Kokosnussbaums, Mangobaums oder Beerenbaums ein, der susse Fruchte tragt, damit die Menschen sie essen konnen. Man bezahlt fur die eigene Tauschung im vorherigen Leben und wird frei vom Schuld-Karma. Endlich, nachdem man vom Gnani das Gewahrsein der Reinen Seele (Shuddhatma) erhalten hat und im Gewahrsein des Selbst verbleibt, wahrend man samtliche Vorgange des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) erledigt, ist es moglich, zur endgultigen Befreiung (Moksha) zu gehen. Absolut niemand ubt irgendeine unabhangige Kontrolle uber diese wissenschaftlichen Gesetze aus! Die individuellen Unterschiede, die in dieser Welt erscheinen, bestehen aufgrund von Illusion (Bhranti), und aufgrund der Bewertung aus der Perspektive des Intellekts (Buddhi). Wenn sie durch die Sicht des wirklichen Elements gesehen werden, aus dem Zentrum, besteht Einheit. Das ist in der Tat die Sicht (Darshan) der Absoluten Seele (Paramatma)! Der Gnani spricht, nachdem er es gesehen hat, wie es ist. Er wird zu etwas, das,ist', nicht sagen,, es ist nicht'. Und er wird zu etwas, das, nicht ist', nicht sagen,,es ist'. Bezuglich 22
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________________ der Eigenschaften (Guna) des ewigen Elements haben die Vitarags den Ursprung (Utpaad), das Ende (Vyaya) und [den Zustand der] Stabilitat (Dhrauv) beschrieben, worin entstehen und enden Stadien des Elements sind. Und im stabilen Zustand zu verbleiben, ist die innewohnende Eigenschaft (Guna) des Elements. Die Menschen haben diesen [drei Eigenschaften] eine grobe und beruhrbare (Sthool) Darstellung zugeschrieben, indem sie symbolhafte Bildnisse von Brahmaa (Schopfer), Vishnu (Erhalter) und Mahesh' (Zerstorer) verehrt haben. Oh! Sie haben sogar die Gita und Gayatri in ihre Schreine gestellt! Statt die subtilste Bedeutung von dem zu verstehen, was Lord Krishna in der Bhagavad Gita gesagt hat, verehren die Menschen das physische Gotterbild! Statt das Gayatri Mantra zu singen, erhalten sie mehr Befriedigung durch die Statue. Die wissenschaftliche Bedeutsamkeit ist vollig vergessen und grob missverstanden. Die Statuen von Brahmaa, Vishnu und Mahesh wurden als Symbole eingefuhrt, um die drei Eigenschaften (Gunas) darzustellen: fromme Tugend (Sattva), energieerfullte weltliche Aktivitat oder Leidenschaften (Rajas) und Dunkelheit oder Tragheit (Tamas). Am besten ist es, nach Hause zuruckzukehren, statt sich in Gassen der Metaphern uber die Wahrheit zu verlieren. Der Gnani dreht die, die mit grosser Geschwindigkeit in die falsche Richtung reisen, in die richtige Richtung. Er tut das mit der Absicht (Bhaav), in dem Vorgang ein Instrument (Nimit) zu sein, und nicht mit der Absicht (Bhaav), der Handelnde zu sein (Karta Bhaav). Wahrheit kann nur durch Nicht-Beharren (Niragrahata) entdeckt werden. Beharren (Aagraha) ist Ego. Ich bin Chandulal, ich bin sein Onkel vaterlicherseits, ich bin ihr Onkel mutterlicherseits" usw., diese relativen Wahrheiten erweisen sich im wirklichen Reich als Unwahrheiten. Der Gnani eroffnet immer die Wahrheit einer Angelegenheit. Wenn ein Mensch ihm nicht zustimmt, bleibt der Gnani nicht mit ihm auf der Schwelle sitzen, um 6 Vitarag: Erleuchteter, ohne jegliche Anhaftung oder Abscheu 7 Mahesh: Einer der vielen Namen von Shiva 8 Gita: Eine der zentralen Schriften des Hinduismus, Bhagavad Gita 9 Gayatri: Eine populare Hymne des Hinduismus, bekannt als Gayatri Mantra 23
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________________ ihn zu uberzeugen. Er wurde sagen: ,,Du hast von deinem Standpunkt aus recht", und wurde es loslassen. Wo es kein Beharren auf die eigene absolute Wahrheit gibt, da liegt der voll erleuchtete Zustand des Vitaragata-Zustands vor (ein Zustand frei von Anhaftung und Abscheu). Wenn Unwissenheit erkannt wird, dann wird am anderen Ufer das Wissen (Gnan) gefunden. Wenn das Selbst (Atma) erkannt wird, wird auch das Nicht-Selbst (Pudgal) erkannt. Und wenn das Nicht-Selbst (Pudgal) erkannt ist, kann das Selbst (Atma) verstanden werden. Diejenigen, die den Vedanta (Heilige Schrift der Hindus) studieren, sind damit beschaftigt, das Nicht-Selbst (Pudgal) zu einem Abschluss zu bringen, und blieben stehen bei ,,Neti ... Neti (Dies ist nicht Das ... Dies ist nicht Das)"! Die Absoluten Gnanis (Keval Gnanis, voll Erleuchtete) haben ihre Befreiung erlangt, nachdem sie zunachst die eigene Form des Selbst (Atma Swaroop) erlangt haben, und sagten, dass alles, was ubrig bleibt, der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sei. In Wahrheit musst du die Selbst-Realisation (Atmagnan) nicht kennen. Du musst das Gewahrsein deiner eigenen Form des Selbst (Atma Swaroop) haben. Man erreicht nichts, wenn man das Selbst (Atma) als ein Wort kennt. Die Veden gebrauchen den unterscheidenden Intellekt (Bheda Buddhi), wenn sie den Zustand von EinsSein (Abhedta) beschreiben. Aber der Zustand von EinsSein kann nur in Abwesenheit des Intellekts (Abuddhata) erreicht werden. Der Gnani Purush selbst sagt, dass die Veden theoretisch sind, und die spirituelle Wissenschaft ist praktisch. Der Vedanta ist Wissen, das durch das Medium des Intellekts (Buddhi) vermittelt wird, einem indirekten Licht, wahrend Gnan direktes Licht ist. Was die Veden nicht erreichen konnten, hat der Gnani erreicht. Die vier Veden und die vier Jain-Schriften (Anuyogas) konnen auf das Element (Tattva) des Selbst (Atma) hinweisen, aber sie konnen nicht dabei helfen, es zu erlangen. Eine Sprache, die gesprochen wird, um gehort zu werden (Shruta Vani), kann das Chit (die subtile Komponente von Sicht und Wissen im inneren Funktionsapparat) reinigen und einen in hochstem Masse wurdig fur das Wissen (Gnan) machen. 24
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________________ Nur der Gnani Purush jedoch, als ausserst einzigartige Ursache, durch seine ausserordentliche Gnade, kann die Realisation der fundamentalen Wahrheit (Vastu) geschehen lassen, mithilfe der subtilen Verbindung mit seinem Absoluten Bewusstsein! Wie kann da die Wortform der Veden das Selbst (Atma) beschreiben, das jenseits von Worten ist? Die Veden bestehen in Form von Wissen, und der Wissende (Vetta) besteht in Form von Wissenschaft (Vignan)! Wissenschaft ist von sich aus wirksam; Wissen jedoch nicht! Der Wissende (Vetta) kennt die Veden; die Veden kennen den Wissenden nicht. All die Philosophien, all die philosophischen Lehrsatze und all die Sichtweisen sind gleich, und sie sind auch unterschiedlich. Es gibt ein Treppenhaus, die Treppenstufen jedoch sind alle unterschiedlich. Auch Lord Krishna sagte, die Veden seien die Beschreibung der drei Eigenschaften (Gunas: Sattva - Tugend, Rajas - Aktivitat, und Tamas - Inaktivitat oder Dunkelheit), und er forderte Arjunalo auf, uber die Veden hinauszugehen, um das Selbst (Atma) zu erlangen! Der Vedanta (Heilige Schrift der Hindus) verstarkt den Intellekt (Buddhi). Aber beide, Vedanta und Jainismus, konnen Selbst-Realisation unabhangig hervorbringen. Das Selbst (Atma) ist weder dualistisch (Dvaita) noch nicht-dualistisch (Advaita)! Das Selbst (Atma) ist dualistischnichtdualistisch (Dvaita-Advaita). Beide, Dualismus und NichtDualismus, sind egozentrierte Zustande (Vikalp), wahrend der Zustand des Selbst frei von Ego (Nirvikalp) ist. Dualismus und Nicht-Dualismus sind beide ein zweiseitiges Phanomen (Dvandva), wahrend das Selbst jenseits von Dualitaten (Dvandvatita) ist. Solange man die Wirkungen des weltlichen Lebens (Sansar) erleidet, ist es nicht moglich, zu glauben: ,,Ich bin nicht-dualistisch (Advaita)." Der Nicht-Dualismus ist weder frei von Unterstutzung (Niradhar), noch ist er absolut (Nirpeksha). Er ist relativ zum Dualismus (Dvaita). Vom relativen Standpunkt aus ist das weltliche selbst dualistisch, und vom wirklichen Standpunkt aus ist das Selbst (Atma) nicht-dualistisch. Deshalb haben die Gnanis das Selbst (Atma) als ,dualistisch-nichtdualistisch' bezeichnet. 10 Arjuna: Lord Krishnas Schuler 25
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________________ Das Selbst ist nicht-dualistisch (Advaita), und das Nicht-Selbst ist dualistisch (Dvaita). Damit das angewandte Gewahrsein (Upayog) auf das Selbst aufrechterhalten werden kann, wurde es als nicht-dualistisch (Advaita) bezeichnet. Dualismus und Nicht-Dualismus (Dvaita-Advaita) existieren nur so lange, wie beide, der Korper und das Absolute Wissen (Keval Gnan), vorhanden sind. In der endgultigen Befreiung (Moksha) jedoch gibt es solche Adjektive nicht mehr. Nicht-Dualismus (Advaita) an sich ist ein Adjektiv. ist diese Welt eine illusion (Mithya)? Wenn du Zahnschmerzen hast und die ganze Nacht damit verbringst, deine Gebetsperlen zu bewegen, und zu wiederholen: ,,Das ist nur eine Illusion", wird der Schmerz (dann) zur Illusion? Wenn die Welt tatsachlich eine Illusion ist, warum werfen dann die Menschen nicht ihr Geld und ihre wertvollen Besitztumer auf die Strasse? Die Welt ist keine Illusion, und auch die Seele (Brahma) ist keine Illusion. Die Welt ist eine relative Wahrheit, und die Seele (Brahma) ist die wirkliche Wahrheit. Tauschung (Maya) ist das, was dir nicht erlaubt, das ursprungliche Element (Atma, das Selbst) vollstandig zu verstehen. Das Wissen vom Selbst (Brahmagnan) ist das Eingangstor in die Selbst-Realisation (Atmagnan). Die Religionsausubung kann fokussierte Konzentration (Ekagrata) auf die Form des Selbst (das eigene Swaroop) bewirken, nicht aber das Erlangen des Selbst (Swaroop) an sich. Das Selbst (Atma) wird einzig durch das Wissen vom Selbst (Atmagnan) erlangt. Wenn der Glaube an vorubergehende weltliche Dinge entfernt wird und in das ewige Selbst (Brahma) gelegt wird, wenn man im Selbst (Brahmanistha) festen Fuss fasst, nennt man es das Wissen vom Selbst (Brahmagnan). Und ein Mensch, der im Selbst verankert ist (Atmanishtha), gilt als Absolute Seele (Paramatma). Der Mensch, der im Selbst verankert ist (Atmanishtha), ist frei von Intellekt (Abuddha), wahrend in einem Menschen, der im Selbst gefestigt (Brahmanishtha) ist, der Intellekt (Buddhi) noch vorhanden ist. Das Wort ,Brahma'l (Shabda-Brahma) und der 11 Das Wort Brahma wird hier in der Bedeutung von 'Selbst gebraucht. Die gleichnamige Gottheit des Hinduismus wird in diesem Buch Brahmaa geschrieben. 26
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________________ Brahma-Klang (Naad-Brahma) sind Bedarfshaltestellen auf dem Weg zur Endstation. Sie erlauben einem bestenfalls, fokussierte Konzentration (Ekragata) aufrechtzuerhalten. Fokussierte Konzentration (Ekragata) ist der Anfang von Spiritualitat; das Selbst (Atma) jedoch ist unzahlige Meilen davon entfernt. Das Wort ist nicht ewig, sondern es ist etwas, das als Resultat aus einer Kombination von zwei oder drei Dingen erschaffen wurde; es ist nicht etwas naturlich Vorkommendes. Das Wort jedoch, das eine Erfahrung vermittelt, ist wahr. Letztendlich jedoch hort auch die Abhangigkeit von Worten auf, und ein Zustand von Unabhangigkeit (Niralamb) wird erlangt. Nachdem der Zustand des Selbst (Brahma) erlangt wurde, erreicht das Gewahrsein Vollkommenheit, und man sieht Reinheit in jedem lebenden Wesen. In ,,Ich bin Brahma (Aham Brahmasmi)" gibt es das Ego des eigenen [weltlichen] selbst. Dieses Ego bedeutet, dass man die Uberzeugung ,,Ich bin" dahin projiziert, wo das ,,Ich bin" nicht ist. Das Ergebnis davon, Brahma zu erlangen, ist die permanente Erfahrung der Gluckseligkeit des Selbst (SwaSamvedan)! Dieser Zustand ist dem von Konig Janak Videhi 2 ahnlich, der das Korperbewusstsein durch das Wort ,Brahma' (Shabdabrahma) transzendiert hat. In allen Ereignissen des weltlichen Lebens (Sansar) erlebt man Nicht-Anhaftung (Asangata). Um den Zustand von Brahma (Selbst) zu erlangen, hat man sich Leben um Leben vergeblich geplagt, die Leidenschaften und Hindernisse (Mudd-Vikshep) oder Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) loszuwerden. Aber das, was einen daran hindert, das Selbst (Brahma) ZU erlangen, ist Unwissenheit (Agnan), was die Hauptursache ist. Und niemand ausser dem Gnani Purush ist in der Lage, diese zu entfernen. Das, was das Selbst (Atma) bedeckt, ist Unwissenheit, nicht das Ego (Ahamkar). Wie ist die innere erwachte Sicht (Drashti) des Gnani? In der ersten Sicht werden Frauen und Manner als vollig nackt gesehen. In der zweiten Sicht wird der Korper ohne Haut gesehen. In der dritten Sicht wird der Korper aufgeschnitten gesehen, mit freiliegenden Eingeweiden, 12 Konig Janaka, Vater von Sita. Beschrieben im Ramayana, einem indischen Nationalepos. 27
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________________ Fleisch und Knochen. Und schliesslich sieht man das Selbst (Brahamswaroop) in jedem. Gibt es da noch irgendeinen Spielraum fur das Auftreten von Anhaftung oder Abscheu (Raag-Dwesh)? In jedem lebenden Wesen gibt es das Element der Seele (Chetan, Leben), welches von Natur aus fur jeden ein und dasselbe ist. Sie unterscheiden sich jedoch bezuglich der physischen Materie (Dravya). Jede Seele (Chetan) ist in ihrer Substanz (Dravya) verschieden, und jede ist vollig unabhangig. Wenn alle Seelen eins waren, waren sie dann nicht alle zur endgultigen Befreiung (Moksha) gegangen, als Lord Rama in die endgultige Befreiung ging? Konnte das Selbst (Brahma) wirklich einen solchen Wunsch haben: ,,Ich bin Einer, moge ich viele sein "13 (Ekoham Bahusyam)? Die Seele (Atma) lost sich nicht in der Absoluten Seele (Paramatma) auf. Warum sollte jede Seele (Atma) im Prozess der Auflosung auf ihre eigene Unabhangigkeit verzichten und sich einem anderen opfern? Gnanis erblicken die vollstandige Sicht (Darshan) der ganzen, vollstandigen, unabhangigen, Absoluten Seele (Paramatma), die in jedem einzelnen Wesen wohnt. Wenn alle Seelen eins waren, warum solltest du dann Schmerz erleiden, wahrend Lord Rama da druben die Gluckseligkeit der endgultigen Befreiung (Moksha) geniesst? Wenn die Seele (Atma) eine Manifestation des Absoluten Selbst (Paramatma) ware, wurdest du uberhaupt keine Schmerzen erleiden. Vom wahren Standpunkt aus ist die Seele (Atma) ohne Form (Nirakari), und vom relativen Standpunkt aus hat sie eine Form (Sakaari). Im Reich der Befreiten Seelen (Siddha Gati) verkleinert sich die Seele (Atma) um ein Drittel, gemass der Grosse des letzten physischen Korpers (Charam Sharira), und behalt zwei Drittel ihrer Gestalt - trotz ihrer formlosen Natur. Zu Beginn geschieht die Anbetung des perfekten, formlosen Gottes (Niranjan-Nirakari Bhagwan) durch die Verehrung eines Gnani Purush, der in menschlicher Gestalt manifestiert ist und als Gott mit einer Form (Sakaari Bhagwan) gilt. Dadurch wird man den Lord erkennen, der formlos ist (Nirakari Bhagwan). 13 Engl.: I am one, appear in many. 28
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________________ Wie kann man sagen, dass die Seele (Atma) frei von Eigenschaften (Nirguna) ist, wenn sie voll unendlichem Wissen (Anant Gnan), unendlichem Sehen (Anant Darshan), unendlicher Gluckseligkeit (Anant Sukh) und unendlicher Energie (Anant Shakti) ist, und voll von all den unendlichen Eigenschaften (Anant Gunas) ist, und sie zudem die Absolute Seele (Paramatma) an sich ist? Wenn man sagt, die Absolute Seele habe keine Eigenschaften, wurde man dann nicht fur immer sein Gesicht von der Hingabe und dem Erlangen ihrer unendlichen Eigenschaften (Gunas) abwenden? Das Erlangen der Absoluten Seele kann nur durch die Verehrung ihrer Eigenschaften geschehen. Die Seele (Atma) hat keine der Qualitaten, die der VerstandSprache-Korper-Komplex (Prakruti) besitzt; bezuglich ihrer eigenen Qualitaten jedoch liegen diese im Uberfluss vor. Nicht eine einzige Eigenschaft (Guna) des NichtSelbst-Komplexes (Prakruti) ist in das Selbst (Atma) hineingekommen, und nicht eine einzige Eigenschaft des Selbst (Atma) ist in den Verstand-Sprache-Korper-Komplex (Prakruti) hineingekommen. Das Selbst (Atma) ist niemals mit den Eigenschaften des Nicht-Selbst-Komplexes (Prakruti) vermischt worden. Es ist immer getrennt geblieben. Es ist nicht so, dass das Selbst (Atma) Wissen hat, sondern, dass es Wissen an sich (Gnan Swaroop) ist. Es besteht in Form von Licht (Prakash Swaroop). Und auf der Grundlage dieses Lichts ist das Selbst in der Lage, alle zu wissenden Objekte (Gneya) zu erkennen, und all die zu sehenden Objekte (Drashya) zu sehen. Die Seele (Atma) ist allgegenwartig (Sarva Vyaapi). In welcher Hinsicht ist das so? Das Licht der Seele (Atma) ist allgegenwartig, die Seele (Atma) selbst jedoch nicht. Das Licht von dieser elektrischen Gluhbirne erleuchtet das ganze Zimmer; es ist jedoch das Licht, das sich im ganzen Raum ausbreitet. Die Gluhbirne ist nicht uberall, sondern an ihrem eigenen Platz. Nur im letzten Leben, im letzten Korper (Charam Sharira), wenn die Seele zur Absoluten Seele (Paramatma) wird, wird sie vollig aufgedeckt (Niravaran) und tritt in den Zustand der endgultigen Befreiung (Siddha Pad) ein. Dann wird das 29
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________________ ganze Universum erkannt (Prameya), und das Licht der Absoluten Seele breitet sich uber das gesamte Universum Aus! Das Erstaunliche daran ist, dass die Intensitat dieses Lichts nirgendwo nachlasst! Wenn Gott uberall ist, in jedem Partikel, worin liegt dann die Notwendigkeit, Ihn zu finden? Geht das Selbst (Atma) in uns irgendwohin, um sich auszubreiten? Somit ist das Selbst (Atma) in der Lebensform (Chetan) nicht allgegenwartig, aber es ist allgegenwartig durch seine innewohnende Natur (Swabhav). Gott ist in jedem Lebewesen (Jiva) in Form von Licht prasent. Aber wenn ein Lebewesen (Jiva) fahig wird, nach innen zu schauen, kann es mit der gottlichen Sicht (Divya Chakshu) Gottes sehen, die Gottlichkeit, die in ihm wohnt. Gott befindet sich in der Kreatur', nicht im Kreierten (vom Menschen gemachten). Aber Er ist verdeckt. Das Wissen offnet sich in Richtung desjenigen Teils, der aufgedeckt wird, und dieses Wissen lasst jemanden im weltlichen Leben zu einem Rechtsanwalt oder einem Arzt werden. Ein einzelnes Selbst (Atma) hat die Energie, das gesamte Universum zu erleuchten, vorausgesetzt, dass es vollkommen frei von Karma-Partikeln ist! ,,Die Absolute Seele (Paramatma) ist vollstandig, und ich bin ein Teil von ihr." - Um diese Fehlinterpretation aufzulosen, gibt der Gnani eine prazise Erlauterung, die besagt, dass es eine unbegrenzte Anzahl an Seelen gibt, und dass sie alle unabhangig sind. Das, was eine Form hat, kann in Teile zerbrochen werden; aber kann man etwas in Teile zerlegen, das keine Form hat? Wie kann es, wenn es zu einem Teil geworden ist, wieder ganz gemacht werden? Kannst du Stucke aus dem Lord machen? Die Sonne kann nicht zu einem Sonnenstrahl werden, und ein Sonnenstrahl kann niemals zur Sonne werden. Ein ewiges Element ist immer unteilbar. So viele Schichten von Unwissenheit, wie jeweils abgeworfen werden, so viel Licht des Wissens wird freigelegt. Wenn die Abdeckungen aller Bereiche (Pradesho) des Selbst (Atma) entfernt sind, wird der volle Glanz der Absoluten Seele (Paramatma) das gesamte Universum erleuchten.
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________________ Teil Zwei Wer bin ich? Wie ist das zu erkennen? Selbst und Absolutes Selbst (Atma-Paramatma, BrahmaParabrahma, Jiva-Shiva, Ishwar-Parmeshwar), das sind alles Worte, die die Stadien des Selbst (Atma) beschreiben. Wenn sich das Stadium andert, verandert sich auch der Zustand, den man empfindet; das ursprungliche Element jedoch bleibt das gleiche. Aufgrund einer Veranderung des Umstands ist man zu Hause ein Ehemann, ein Chef im Geschaft und bei Gericht ein Rechtsanwalt. Aber man bleibt uberall derselbe. Was ist der Unterschied zwischen einem Lebewesen (Jiva, verkorpertes selbst) und dem Selbst (Shiva)? Du an sich bist das Selbst (Shiva), aber aufgrund von Illusion (Bhranti) glaubst du, dass du bloss ein Lebewesen (Jiva), dass du sterblich bist. Sobald diese Illusion der Trennung zerbricht, ist die Trennung von selbst (Jiva) und Selbst (Shiva) zerbrochen. Das Lebewesen (Jiva) und das Selbst (Shiva) werden eins. Solange das Lebewesen (Jiva, relatives selbst) glaubt, der Zustand des weltlichen Lebens sei wirklich sein eigener, durchlauft es die Zyklen von Geburt und Tod. Wenn Leben und Sterben enden, dann ist es das unsterbliche Selbst (Shivatma). Das Lebewesen (Jiva) hat Karma, und das Selbst (Atma) ist ohne Karma. Aber das Selbst (Atma) ist in beiden das gleiche! Das Lebewesen (relatives selbst) ist der Handelnde und Leidende (Karta-Bhokta). Das Selbst (Atma) hingegen ist der Nicht-Handelnde (Akarta) und Nicht-Leidende (Abhokta). Solange man glaubt: ,,Du bist Gott und ich bin dein Anhanger", wird der Unterschied bestehen. Wenn man das Gewahrsein hat: ,,Ich selber bin die Absolute Seele (Paramatma)", wird man dieses Getrenntsein nicht mehr haben, und man wird frei sein von allen Leidenschaften der Anhaftung und Abscheu (Vitarag). Frei von Angst (Nirbhaya)! Und uberaus befreit (Mahamukta)! Gott (Ishwar) und Absoluter Gott (Parameshwar): Gott (Ishwar) ist der mit Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh). Er hat das Ego, der Handelnde zu sein, und er ist es, der von verganglichen Dingen entzuckt ist (Murchhit). Der Absolute Gott (Parameshwar) hingegen ist frei von Anhaftung 31
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________________ (Vitarag), ein Nicht-Handelnder, der einzig seinen eigenen ewigen Zustand verehrt. Nichtsdestotrotz ist der Zustand von , Ishwar' ein heiliger Zustand (Vibhuti-Swaroop). Das Ende der negativen inneren Geisteshaltung, die das selbst verletzt (Artadhyan), und der negativen inneren Geisteshaltung, die das selbst und andere verletzt (Raudradhyan), ist die erste Verbindung mit dem Zustand des Losgelostseins von Anhaftung oder Abscheu (Vitaragata). Es ist nichts falsch daran zu sagen: ,,Ich bin Chandubhai", aber in deiner Uberzeugung sollte das nicht so sein. Die Identifizierung der Meilensteine' auf dem Weg zum Erlangen des Zustands der Absoluten Seele (Paramatma) gibt dem Reisenden vollkommene Sicherheit (Beruhigung) bezuglich des Weges. Solange der Wunsch nach weltlichen Freuden besteht, und der Hang der Neigungen (Vruttis) ist, auf der Suche nach weltlichen Freuden umherzuwandern, nennt man sie , die nach aussen gerichtete Seele' (Bahirmukhi Atma) oder , die unwissende Seele (Moodhatma). Im unwissenden Zustand hat das verkorperte selbst (Jivatma) nur das Gewahrsein seiner Existenz (Astitva). Es glaubt, jede der Anhaftungen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) sei seine eigene; das ist das erste Anzeichen. Das zweite Anzeichen ist, wenn man aus dem Zustand der Unwissenheit in einen Zustand der innerlich erwachten Seele (Antaratma Dasha) kommt; wenn all die Neigungen, die im Ausseren umherwanderten, sich nach innen, in Richtung des eigenen Zuhauses (dem Selbst) wenden. Wenn der Gnani Purush mittels einer hilfreichen Absicht (Nimit Bhaav) der unwissenden Seele (Moodhatma) die Uberzeugung verleiht, dass die Anhaftungen des NichtSelbst-Komplexes (Pudgal) nicht Deine sind, und dass Du einzig die Absolute Seele (Paramatma) bist - dann wird erstmals die Uberzeugung von dem ,,Ich-bin-Zustand" eins mit der Absoluten Seele (Paramatma). Nun ist da nicht mehr nur das Gewahrsein von der Existenz (Astitva), sondern man hat auch Gewahrsein der elementaren Natur (Vastutva), von ,,Wer bin ich". Diese innerlich erwachte Seele (Antaratma) bedeutet, dass die Ubergangsregierung' etabliert ist. Die Ubergangsregierung' (Antaratma) hat zwei 32
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________________ Aufgaben. Wahrend der weltlichen Interaktion (Vyavahar) werden Angelegenheiten mit Gleichmut beglichen, indem das angewandte Gewahrsein des Selbst (Upayog) eingesetzt wird. Und in seiner freien Zeit bleibt man im angewandten Gewahrsein des Selbst (Atma Upayog). Wenn man in diesen Zustand der innerlich erwachten Seele (Antaratma) eintritt, wird man bis zu einem gewissen Grad unabhangig, wohingegen man zu einem gewissen Grad abhangig wird. Dennoch macht man weiter Fortschritte in Richtung des Zustands der Absoluten Seele (Paramatma). Der Fortschritt geht immer weiter. Indem man das Wissen und Sehen des Gnani Purush erlangt, der bestandig im Zustand der Absoluten Seele (Paramatma) ist, hat man den Zustand der innerlich erwachten Seele (Antaratma) erlangt (den Ubergangszustand von ,,Ich bin Reine Seele"). Nachdem das geschehen ist, sieht diese innerlich erwachte Seele (Antaratma) die Absolute Seele (Paramatma) und beginnt, die gleiche Form anzunehmen! Man selber, das eigene Selbst, ist die Absolute Seele, und diese Uberzeugung fuhrt nun durch das Wissen zur Einheit. Durch die Verehrung des ursprunglichen Elements (Vastutva) erreicht man allmahlich einen Zustand der Vollkommenheit (Purnatva). Und wenn das weltliche Leben (Sansar) vollstandig beglichen ist, wird die , vollstandige Regierung' etabliert. Und das ist, wenn man zur vollkommenen Absoluten Seele wird, dem Paramatma! Im absoluten (Kevali) Zustand ist das Selbst (Atma) an sich die Absolute Seele (Paramatma). Sofern es in der weltlichen Form unterstutzt wird, ist es die innerlich erwachte Seele (Antaratma), und im Zustand der Unwissenheit ist es gegenuber dem Selbst nicht erwacht (Mudhatma). ,,Ich, der Bettelmonch Mangaldas!" [Hoo Bavo Mangaldas: Hoo ist das ,Ich', das Absolute Selbst, die direkte Energie des erwachten Selbst (Pragnya). Bavo ist das Ego und all die falschen Uberzeugungen. Mangaldas (Mannername) steht fur den physischen Korper und den Verstand.] Das Ich' (Hoo) ist in allen dreien ein und dasselbe! Derjenige, der vollkommen frei von Anhaftung und Abscheu (Vitarag) geworden ist, ist das Absolute Selbst (Paramatma)! Derjenige, der die Vision davon hat, frei von Anhaftung und Abscheu zu werden, ist die innerlich erwachte Seele (Antaratma), und derjenige, der in weltlichen Freuden versunken ist und 33
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________________ weiterhin Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) hat, ist das verblendete selbst (Mudhatma). Diejenigen, die endgultige Befreiung (Moksha) erlangt haben, all die befreiten Seelen (Siddhatma), die im Reich der Befreiung (Siddha Lok) weilen, existieren in ihrem eigenen individuellen, naturlichen Zustand der Gluckseligkeit! Es gibt dort weder einen Vorgesetzten (Upari) noch einen Untergeordneten. Ihrer Natur nach sind alle befreiten Wesen gleich. Wissen und Sehen (Gnan-Darshan) ist ihre Natur. Dort gibt es keine Form von Verhalten (Charitra). Es gibt dort keine mechanische Aktivitat, noch gibt es dort subatomare Teilchen des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal Parmanu). Er (der Ort der Befreiung) liegt am Rand des Universums (Brahmand). Dort haben sie aufeinander keinen Einfluss, und sie haben auch kein Einwirken auf andere Orte im Universum. Die Befreiten Seelen (Siddha Bhagwan) konnen uns nicht helfen. Aber weil es unser Ziel ist, dorthin zu gelangen, verehren wir ihren Zustand 14:,,Namo Siddhanam - ich verneige mich vor den absolut befreiten Seelen!" Wenn dieses Licht das Selbst (Chetan) ware, wurde es einfach weiterhin all die Dinge in diesem Raum sehen! So wissen die Befreiten Seelen (Siddhatma) alles, was zu wissen ist (Gneya). Endgultige Befreiung (Moksha) bedeutet, die Eigenschaften (Gunas) des Selbst zu erlangen, die Natur des Selbst zu erlangen, und ewig in der naturlichen Gluckseligkeit des Selbst zu bleiben! Wer ist es, der die endgultige Befreiung (Moksha) erlangt? Der, der gebunden ist, erlangt Befreiung (Moksha). Wer ist der, der gebunden ist? Der, der leidet. Wer ist der Leidende? Das Ego! Die innere Absicht (Bhaav), Befreiung zu erlangen, gehort zu dem, der gebunden ist. Es ist nicht das Selbst (Atma), das diese Absicht hat, weil das Selbst in Wirklichkeit frei ist. Es ist weder der Handelnde (Karta) noch der Leidende (Bhokta). Einzig das Ego sucht nach Befreiung. Das Ego macht sich auf die Suche nach Befreiung (Moksha), wenn es das weltliche Leben (Sansar) fade (freudlos) findet. Der wahre Sinn des Lebens muss sein, endgultige 14 Im Trimantra 34
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________________ Befreiung (Moksha) zu erlangen. Wenn dieses Ziel ausserst stark ist, wird man es ganz sicher erreichen. Was diese Zielsetzung behindert, ist die illusionare Anhaftung (Moha). Wenn die illusionare Anhaftung (Moha) geringer wird, wird man des weltlichen Lebens (Sansar) uberdrussig und beginnt, nach dem Weg zur endgultigen Befreiung (Moksha) Ausschau zu halten. In einem Zustand des Denkens zu sein ist nur notwendig, bis das Selbst (Atma) erlangt wird. Und auch das sollten nur Gedanken sein, die sich mit dem Wissen vom Selbst (Gnan Ankshepakvant) befassen, was helfen wird, das Selbst (Atma) zu erlangen. Der Zustand, der darauf folgt, ist jenseits von Gedanken. Im Zustand von Unwissenheit beobachtet man das Selbst (Atma) durch das Ego, wahrend das Selbst (Atma) jenseits vom Ego ist. - Wenn jedes subatomare Teilchen (Parmanu) von Arger, Stolz, Tauschung und Gier gereinigt ist, und nachdem das Ego vollstandige Reinigung erlangt hat, vereint sich das Ego mit der Reinen Seele (Shuddhatma) - so ist der traditionelle stufenweise Weg zur Selbst-Verwirklichung (Kramic Path). Auf dem stufenlosen (Akram) Weg hingegen verleiht der Gnani Purush einem direkt den Zustand der Reinen Seele (Shuddhatma), ein Zustand, der dauerhaft ist (Achad), ursprunglich (Darasal), und der nicht befleckt werden kann (Nirlep). Die Reine Seele (Shuddhatma) ist die eigene Form, der Korper ist es nicht. Wenn man das realisiert, endet die Uberzeugung,,Ich bin der Korper" (Dehadhyas), und das Ego und die tiefe Uberzeugung ,,Das ist meins, das gehort zu mir" (Mamata, My-ness) verschwinden. Ein Mensch mit der Uberzeugung,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas) kann niemanden vom gleichen Bewusstsein befreien. Nur der Gnani Purush, der frei von dieser Uberzeugung (Dehadhyas) ist, kann einen befreien. ,Dehadhyas' ist die vorherrschende Erfahrung von ,,Ich bin dieser Korper, dieser Verstand, diese Sprache" usw. Und nach der Selbst-Realisation ist diese Erfahrung weg, und die Erfahrung des Selbst (Atma) herrscht vor. Das, was sich mit dem Korper, verstrickt' (Tanmayakar), ist nicht das 35
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________________ ursprungliche Selbst (Atma), sondern das selbst, woran man glaubt: das weltlich interagierende selbst (Vyavahar Atma). Es ist nicht das Selbst (Atma), das von innen spricht: ,,Du hast unrecht", sondern es spricht das aufgezeichnete Tonband, das auf dem weltlichen Wissen basiert, welches man ubernommen hat. All das: die Augen (Kamera), die Ohren (Empfanger), die Sprache (Tonband), der Verstand (der Tonkopf), ebenso wie Essen, Trinken, Sprechen, Gehen - all das ist ,mechanisch'. Diejenigen, die glauben: ,,Ich bin ein Sunder", ,,Ich tue Busse", oder ,,Ich kenne die Heiligen Schriften", oder auch diejenigen, die religiose Rituale, Meditation, Singen (Chanting) und Busse ausfuhren - all diese Handlungen werden vom ,mechanischen selbst' ausgefuhrt, hat der Gnani gesagt. Nach der Uberzeugung der Welt ist derjenige, der versucht, es still und stabil (Achar) zu machen, in Bewegung (Sachar, veranderlich). Es ist ein ,mechanisches selbst'. Das wirkliche Selbst (Atma) hingegen ist still (Achar), und seine Natur ist, ZU , wissen'. Die Uberzeugung ist grundlegend falsch. Man wird nur das unbestandige selbst erhalten, wenn man im unbestandigen Zustand versucht, das bestandige Selbst (Atma) zu entdecken! Die Welt versucht, das ,mechanische selbst' bestandig zu machen, welches immer unbestandig (Chanchad) und aktiv (Kriyasheel) ist. Wie kann das moglich sein? Die Sicht, die auf das Bestandige (Achar) ausgerichtet ist, wird den naturlichen Zustand von Bestandigkeit hervorbringen. Wer ausser dem Gnani kann einen die Tatsache verstehen lassen, dass das ,mechanische selbst und das ursprungliche Selbst (Atma) von Natur aus so verschieden sind? Wer wurde dir solch ein Wissen von ihrem Getrenntsein geben? Das ursprungliche Selbst (Atma) besteht in Form von Absolutem Wissen (Keval Gnan), in Form von Absolutem Licht (Keval Prakash), unendlichem Wissen (Anant Gnan), unendlichem Sehen (Anant Darshan), unendlicher Energie (Anant Shakti) und unendlicher Gluckseligkeit (Anant Sukh). Dieses Selbst (Chetan) ist voller unendlicher Eigenschaften! Das, was im weltlichen Leben verweilt, kann nicht das ursprungliche Selbst (Atma) sein. Es ist Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh). Solange weiter die Resultate davon erfolgen, wird der Sitz der Reinen Seele nicht erreicht werden. 36
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________________ Aufgrund der unmittelbaren Nahe zum Selbst (Chetan, Atma) entsteht illusionare Energie (Mayavi Shakti), und das ist das verblendete selbst (Bhrant Chetan). Das NichtSelbst (Nischetan-Chetan) bedeutet, dass es ausserlich die Eigenschaften des Selbst (Atma, Chetan) aufweist, aber in aller Wahrheit ist es das nicht. Das ursprungliche Selbst (Chetan, Atma) bleibt im Innern, und uber ihm liegt eine Schicht des Nicht-Selbst (Nischetan-Chetan). Es ist das NichtSelbst, das , mechanisches selbst' genannt wird. Das originale Wort des Gnani, Mishra-Chetan' (das ich' mit der falschen Uberzeugung), weist darauf hin, dass das ,vermischte selbst' (Mishra-Chetan) sich zu formen beginnt, sobald man damit anfangt, in Situationen involviert zu sein. Das resultiert im Aufladen von Karma, welches in der nachsten Lebenszeit Fruchte tragt, und der Entladungsprozess beginnt. Dann nennt man es ,mechanisches selbst'. Das , wirkliche Selbst' (Atma) und das ,relative selbst werden jeweils durch ewige beziehungsweise nicht-ewige Eigenschaften erkannt. Bis das Wirkliche realisiert wird, glaubt man aufgrund von Illusion (Bhranti), das relative selbst sei das wirkliche Selbst (Atma). Diese Illusion kommt aufgrund von wissenschaftlichen Ursachen zustande. In der Illusion (Bhranti) verhalten sich der Wissende und der Handelnde, der Ewige und der Nicht-Ewige, wie einer. Wenn der Gnani Purush diese Illusion niederreisst und eine ,Demarkationslinie' zwischen dem Wirklichen und dem Relativen platziert, erlangt man die Sicht des Selbst (Atma-Darshan), welche vor der Realisation dem Gewahrsein verborgen war. Und verglichen damit, gibt es in der ganzen Welt keine andere Sicht, die So wundervoll ist wie diese! Danach bleibt man im Zustand des , Wissenden des Ortes (Kshetragnya) und weiss15 [sieht] jede Handlung im Bereich des Nicht-Selbst. Wenn man den Ort des Selbst (Swa-Kshetra) verfehlt, wird man in den Ort des Nicht-Selbst (Kshetrakaar) involviert werden. Nur das Permanente kann das Vorubergehende als vorubergehend bezeichnen. Du bist bereits permanent, aber nur, wenn du das Gewahrsein hast! Der Grund, warum jedes Individuum unterschiedlich erscheint, liegt darin, dass es abhangig ist von Materie 15 Wissen (ebenso wie Sehen) als Eigenschaft des Selbst (Atma) 37
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________________ (Dravya), Ort (Kshetra), Zeit (Kaad) und innerer Absicht (Bhaav). Wenn sich jedoch der Ort verandert, oder wenn ein anderer den eigenen Platz einnimmt, dann wird sich die Zeit verandert haben, und aufgrund dessen wird sich die Absicht verandert haben, was bedeutet, dass sich auch die Materie (Dravya) verandert haben wird. Ungeachtet all der Veranderungen, die in den Umstanden auftreten, gibt es keine Veranderungen im Zustand des Selbst (Atma). Das Selbst (Atma) ist in allen drei Zeitabschnitten (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) in seinem reinen Zustand. Aber wegen der Schichten von Abdeckungen (Avaran) wird verhindert, dass seine Wirklichkeit fur einen selber sichtbar wird. Sobald die Sicht gereinigt ist, gibt es keinen Platz mehr fur Verunreinigung. Solange das Ego da ist, gibt es einen Grund dafur, warum die eigene Sicht (Drashti) fehlerhaft ist. Dessen ungeachtet hat das wirkliche Selbst (Atma) durch all diese Veranderungen hindurch immer seinen Zustand von Losgelostsein und Reinheit beibehalten, und auch seine Stadien (Paryaya) sind konstant geblieben. Das relative selbst (Vyavahar Atma) hat reine (Shuddha) und unreine (Ashuddha) Phasen. Eigensinn (das Bestehen auf die eigene Wahrheit) im relativen selbst (Vyavahar Atma) wird zum Erschaffen eines weiteren relativen selbst fuhren. Solange ein Mensch nicht einem Gnani begegnet, muss er damit fortfahren, seine verdorbene weltliche Interaktion (Vyavahar) gut und forderlich (Shubha) zu machen. Aber wenn er dem Gnani begegnet, muss er nur seine weltliche Interaktion (Vyavahar) bereinigen. In weltlicher Interaktion (Vyavahar) ist man ein relatives selbst (Vyavahar Atma), und wenn man sich im wirklichen Selbst (Nischay) befindet, ist man das wirkliche Selbst (Nischay Atma)! Aber in all den Zustanden ist das Selbst ein und dasselbe. Was ist der Ursprung (Adhishthan) der Welt? Wenn das auf korrekte Weise gezeigt worden ist, dann durch den verehrten Dadashri. Der Ursprung der Welt ist das relative selbst; das selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishtit Atma)! Das wirkliche Selbst (Atma) ist immer hiergeblieben, im Zustand von vollstandigem Nicht-Handeln (Akarta Bhavey) und Losgelostsein (unbeteiligt, Udaseen Bhavey). Die Welt ist nur zustande gekommen, weil die Energie des Sehens 38
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________________ (Darshan Shakti) uberdeckt wurde, und weil sich die falsche Sicht (Vibhavik Drashti) eingestellt hat! Das fundamentale wirkliche Selbst (Nischaya Atma) ist die Reine Seele (Shuddhatmal: und in der weltliche Interaktion (Vyavahar) ist es das relative selbst (Pratishthit Atma), von dem man uberzeugt ist. ,,Ich bin Chandubhai, ich bin sein Onkel mutterlicherseits, sein Onkel vaterlicherseits ..." - diese falschen Uberzeugungen wurden eingeflosst, und das hat eine eingeflosste' (Pratishthit) Personlichkeit erschaffen, die fortwahrend Ergebnisse liefert. In diesem Prozess, die Fruchte dieser Ergebnisse zu schmecken, flosst man durch Unwissenheit noch einmal aufs Neue (Leben) ein. Deshalb setzt sich der Kreislauf fort. Unter dem Einfluss von Alkohol vergisst ein Mensch sich selbst und sagt: ,,Ich bin der Konig." Auf gleiche Weise sagt man unter dem Einfluss des Egos Dinge wie: ,,Ich bin Chandubhai, ich bin ihr Ehemann, ich bin sein Vater ..."! In Wirklichkeit ist man die Absolute Seele (Paramatma), der Herr der vierzehn Welten. Aufgrund der falschen Uberzeugung jedoch spielt man sich als Gatten der Ehefrau auf und verliert seinen eigenen Status. Wenn einem aber der Gnani Purush das Gewahrsein des eigenen Selbst vermittelt und das Ego entwurzelt, und wenn alle vorherigen illusorischen Wirkungen ausgeloscht werden, erlangt man den vollkommenen Zustand. Andernfalls blickt man, solange das Ego da ist, durch die Sicht des Intellekts (Buddhi) und glaubt, das relative selbst sei der Handelnde und der Leidende (Karta-Bhokta). Wenn man durch das Wissen (Gnan) sieht, dass das Selbst (Atma) gar nichts tut, dann passt es (ist akzeptabel). Wenn sich die falsche Uberzeugung auflost, dann wird die Wirklichkeit sichtbar. Die veranderte Uberzeugung hat das weltliche Leben (Sansar) in Gang gesetzt und hat das relative selbst (Prakruti) entstehen lassen. Das ursprungliche Selbst (Atma) ist immer ohne Begleitung (allein, Asanga) und unbefleckt (Nirlep) geblieben. Das relative selbst (Prakruti) entsteht infolge von sich bedingenden Umstanden. Niemand hat darin irgendeine Art von Handelnder-Sein. Das relative selbst (Prakruti) ist, wirksam' (zeigt Wirkung), und deshalb wird man beeintrachtigt. Aber das ist nur so lange der Fall, wie die falschen Uberzeugungen da sind. 39
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________________ Mit der richtigen Uberzeugung wird die falsche Uberzeugung abgetrennt, und die richtige Uberzeugung schneidet sich selbst [den Teil der falschen Uberzeugung] allmahlich und auf naturliche Weise ab. Und dies ereignet sich tatsachlich genau in dieser Ara des gegenwartigen Zeitzyklus (Kaliyug), durch das gegenwartige Akram Vignan, dank der phanomenalen Erforschung des Gnani Purush unserer Zeit - mit dem Ziel, Befreiung zu vermitteln! Wenn man in der richtigen Uberzeugung bleibt, befindet man sich im Bereich des Selbst, und wenn man in der falschen Uberzeugung bleibt, befindet man sich im Bereich des Nicht-Selbst. Illusionare Sicht (Mithya Drashti) zeigt alles auf falsche Weise. Wenn du dem Gnani Purush begegnest, und du kommst, um seinem Satsang (spirituelle Reden) zuzuhoren, wird sich von diesem Moment an deine Sicht zu korrigieren beginnen. Oder du kannst deine Sicht verandern, indem du zum Gnani Purush betest. Sobald sich deine Sicht andert, fahrst du damit fort, zu Gott (Bhagwan) zu werden. Wahrheit und Unwahrheit, beide haben einen Platz in den gunstig-ungunstigen (Shubha-Ashubha, gut vs. schlecht) Religionen. Ihr Weg zur Verwirklichung ist Anhaftung an die Wahrheit und Verachtung fur die Unwahrheit. Dafur ist kein Platz in der reinen Religion, in der Religion des Selbst (Atma Dharma). Bei der Religion des Selbst geht es darum, jenseits von Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) zu sein; es ist die vollige Abwesenheit von Anhaftung und Abscheu (Vitaragata). Es ist die vergiftete Sicht, die Anhaftung und Abscheu verursacht. Der Gnani Purush wendet die Sicht, die auf vorubergehende Dinge gerichtet war, auf das Permanente. Er verandert die Richtung der Sicht. Dann entsteht die Sicht: ,,Ich bin in allem, was lebt" (Atmavat Sarva Bhuteshu). Es besteht ein grosser Unterschied zwischen der Erfahrung des Selbst (Atma Anubhav) und der SelbstRealisation (Atma Sakshatkar). Erfahrung ist die letzte Stufe, und sie ist permanent; durch Selbst-Realisation hingegen hat sich nur die Uberzeugung (Pratiti) eingestellt. Nach der Erfahrung des Selbst (Atma) gelangt man in das Stadium des Verhaltens (Charitra), was als das Selbst zu sein gilt. 40
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________________ Das Selbst ist unsichtbar (Aroopi), und auch derjenige, der es realisiert, ist unsichtbar, sodass ihre beiden Naturen verschmelzen; und die Neigungen in Richtung des weltlichen Lebens (Vruttis) kehren nach Hause zum Selbst zuruck. Wenn man weiss, was das Selbst (Atma) ist und was das Selbst (Atma) nicht ist, gilt man als jemand, der das Selbst (Atma) erkannt hat. Im Zustand von Unwissenheit sollte man nicht sagen: ,,Das Selbst (Atma) ist reines, vollkommenes Wissen (Shuddha-Buddha)." Allenfalls kann man aus der Perspektive des Korpers sagen, dass das Selbst (Atma) unrein ist, aber aus der Perspektive des Selbst (Atma) ist es rein. Wenn sie einmal gekostet wurde, geht die Gluckseligkeit des Selbst (Atma) niemals mehr weg. Die Freude des Verstandes ist fluchtig; sobald sie kommt, v sie wieder weggehen. Solange das Chit (inneres Instrument, bestehend aus Wissen und Sehen) mit den inneren Feinden (Kashays: Wut, Stolz, Tauschung und Gier) involviert ist, ist es nicht moglich, das Selbst (Atma) zu erfahren. Ein Zustand von ewiger Gluckseligkeit ist an sich die Erfahrung des Selbst (Atma). Der Gnani gibt dir das Gewahrsein, dass Sorgen und Arger etwas sind, was im Nicht-Selbst geschieht und ni im Selbst. Danach stellt sich die Uberzeugung ein, dass dem Selbst (Atma) nichts passieren kann. Nachdem das Selbst (Atma) auf exakte Weise erlangt wurde, bleibt nur das sich entladende Karma ubrig. In diesem Zustand gibt es nur , Samvar Purvak Nirjara', was bedeutet, dass das Binden von neuem Karma blockiert wird (Samvar), wahrend sich die Wirkungen von vergangenen Ursachen entfalten. Danach wird kein weiteres Karma gebunden. Das Karma ubt Kontrolle aus, solange es Unterstutzung durch einen selber erfahrt. Sobald diese Unterstutzung abgezogen ist, wird das Karma neutral. Die Unterstutzung wird wahrend der Entfaltung des Karmas gegeben, wenn man aus Unwissenheit sagt: ,,Ich habe das getan", wahrend in Wirklichkeit die sich entfaltenden Wirkungen von vergangenen Ursachen der Handelnde sind! Obwohl der Gnani Purush alle Aktivitaten ausfuhrt, die mit dem weltlichen Leben (Sansar) einhergehen, ist in seinem 41
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________________ Bewusstsein das Gewahrsein stets fest eingebettet: ,,Ich tue gar nichts", und so verbleibt er als das Selbst (Atma). Jemand ohne Selbst-Realisation (Agnani) hingegen tritt niemals aus dem Gewahrsein von ,,Ich bin der Handelnde" heraus, nicht einmal fur einen Moment! ,,Der, der das Selbst (Atma) kennt, hat alles erkannt." Derjenige, der das Selbst (Atma) erkannt hat, gilt als ,Karan Sarvagnya' (als jemand, der Ursachen erschafft, um der Wissende aller Elemente zu werden). Man nennt ihn ,Karan Keval Gnani' (er legt Ursachen, um vollstandig erleuchtet zu werden). Der Wissende der Seele (Atmagnani) ist ohne Eigensinn oder Beharren (Niragrahi) und ohne Ego (Nirahamkari). Nichts wird erreicht, wenn man immer wieder sagt: ,,Ich bin nicht der Korper, ich bin nicht der Korper. Ich bin das Selbst (Atma), ich bin das Selbst." Hier muss man die Erfahrung des Selbst (Atma) haben. Egal, welche [spirituelle] Praktiken (Sadhano) man bis heute ausgefuhrt hat, um Selbsterkenntnis (Atmagnan) zu erlangen - sie alle haben dazu gefuhrt, gebunden zu werden. Das wahre Mittel (Instrument, Sadhan) ist das, wo man den manifestierten Gnani Purush beauftragt, und nur da liegt Befreiung! [Spirituelle] Praktiken (Sadhano) fuhren einen nur bis hin zum Wissen (Gnan), wahrend das Selbst (Atma) in Form von Wissenschaft (Vignan Swaroop) besteht. Das Selbst (Atma) kann ganz durch den Korper hindurchgehen, (durch] die Hauser und durch] tausend Mauern, es ist das subtilste von allem! Wie also kann es gefunden werden? Ganz gleich, wie vielen religiosen Praktiken oder Bussubungen man sich unterzieht, um Selbst-Realisation zu erlangen, sie ist ausserst schwierig zu erreichen. Wessen Fehler ist es, wenn man zweiundzwanzig Meilen in die falsche Richtung geht, obwohl der Bahnhof nur eine halbe Meile in der anderen Richtung entfernt liegt? Warum sollte es der Fehler des Korpers sein, wenn du es warst, der den Weg vergessen hat? Es ist ganzlich der Fehler der Unwissenheit. Der Gnani gibt dir nicht nur das Wissen vom Selbst (Atma), sondern er gibt dir auch Antworten bezuglich aller Komplexitaten des Universums. Wenn ein Hindernis beim Erlangen deiner Selbst-Verwirklichung aufkommt, kannst du 42
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________________ es mit starker Entschlossenheit zerbrechen: ,,Ich mochte dieses Gnan vom Gnani bekommen", oder es kann auch mit einer Bitte an den Gnani zerbrochen werden: ,,Bitte zerstore mein Hindernis." Ansonsten wird jeder, der SelbstVerwirklichung begehrt, auf keinerlei Widrigkeit stossen. Man begegnet Widrigkeiten aufgrund der eigenen Schwache. Wie kann es irgendwelche Widrigkeiten geben, wenn du zu deinem eigenen Zuhause gehst? Wenn du das Selbst (Atma) auf eigene Faust erfahren willst, dann solltest du, wenn jemand dich bestiehlt, oder dich mit Obszonitaten beschimpft, oder dich gar schlagt, zu dir selbst sagen: ,,Das ist das Ergebnis meines eigenen Karmas, der andere ist nur hilfreich (Nimit). Er befreit mich von meinem Karma." Indem du das tust, wirst du ihn als unschuldig (Nirdosh) wahrnehmen, und daruber hinaus wird dir das erlauben, ihn zu segnen. Und wenn das die ganze Zeit uber anhalt, wirst du ganz bestimmt Selbst-Realisation erlangen. Aber die Menschen haben kein Ruckgrat, wenn es darum geht, Dinge auf diese Weise zu betrachten. Wenn man folglich wenigstens einmal zum Gnani geht, um das Selbst (Atma) zu erwecken, kann das Selbst niemals vergessen werden, nicht einmal im Traum. Wie geschieht die Erlosung des Selbst (Atma)? Die Erlosung des ursprunglichen Selbst (Atma) ist bereits geschehen. Es ist nur das relative selbst, das Erlosung braucht. Wie wird das gemacht? Sobald das Verstandnis einsetzt:,,Meine wirkliche Natur (Swaroop) ist Absolutes Wissen (Keval Gnan), Absolutes Sehen (Keval Darshan) und Absolutes Verhalten (Keval Charitra)", dann wird es auch geschehen. Und wer ausser dem Gnani Purush kann uns damit ausstatten? Das Selbst (Atma) ist das Subtilste (Sookshmattam), und die Bereiche (Pradesho), die es umgeben, sind subtiler (Sookshmattar). Weil aber die Sprache nicht subtiler ist, kann sie diesen Bereich nicht beschreiben, sie endet hier. An dieser Stelle kann dies nur Erfahrung losen. Wie kannst du das wirkliche Selbst (Atma) finden, wenn du es mittels der Sicht des vermeintlichen selbst suchst? Wie kannst du etwas sehen, das jenseits der Sinne liegt, wenn du durch die Augen genau dieser Sinne schaust? Du brauchst 43
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________________ einen Gnani Purush dazwischen, der deine Sicht so verandert, dass du sehen kannst! Die Sinne selbst werden sich nicht nach innen wenden. Man kann sie nicht umzaunen! Der Gnani wird dich in den gleichen Zustand versetzen, den er selbst erreicht hat. Sobald du dem Gnani begegnest, lohnt es sich, ihn um Befreiung (Moksha) zu bitten Die spirituelle Wissenschaft von Akram Vignan, die sich durch den verehrten Dadashri manifestiert hat, fuhrt dich vom illusorischen Pfad weg und lasst dich den Weg zur endgultigen Befreiung (Moksha) vollstandig erreichen. Das bedeutet, dass dies ein Weg mit einem ,Punkt' ist, und nicht mit einem , Komma'. Akram Vignan sagt: Wenn das weltliche Leben (Sansar) ein Hindernis fur die endgultige Befreiung ware, wurde es niemandem erlauben, zur endgultigen Befreiung zu gehen! Aufgrund von Akram Vignan kann die endgultige Befreiung heute sehr leicht erlangt werden. Dafur muss man sich dem Akram Gnani mit allerhochster Demut (Param Vinaya) vorstellen, mit der inneren Absicht ,,Ich weiss gar nichts", und dem tiefen Wunsch (Bhavna): ,,Wie kann ich das erlangen?" Das an sich wird sie [die endgultige Befreiung] erreichbar machen. In dieser Zeit wird keine andere Eignung in Betracht gezogen, und ausserdem gibt es sowieso keine solche Eignung! Die Tatsache an sich, dass du beim Akram Gnani angekommen bist, beweist deine Eignung. Der Gnani Purush, der hochstverehrte Dadashri, war nicht in der Lage, seine tiefste innere Absicht (Bhavna) geheim zu halten. Also druckte er diesen Wunsch mit Worten voller Mitgefuhl aus: ,,Meine Vorstellung ist, dass die Botschaft dieser Wissenschaft jeden Winkel der Welt erreicht, und dass uberall Frieden herrscht. Meine innere Absicht (Bhavna), mein Wunsch oder mein Verlangen - nenne es, wie du mochtest - ist nur dies!" - Dr. Niruben Amin 44
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________________ Inhalt Teil Eins Was ist die Seele (Atma)? Wie mag sie sein? * Was ist das Selbst (Atma)? Was konnte das Selbst sein? Verstehe das Selbst (Atma) durch den Gnani Wer hat Zweifel an der Existenz der Seele? Die Existenz der Seele - auf welchen Eigenschaften.... ... aber wessen Eigenschaften sind es? Und was sind die Eigenschaften der Seele (Atma)? Das Lebewesen (Jiva) mag auch Vergnugen Wo Gefuhl ist, da ist Leben (Chetan) ... aber der, der fuhlt, ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)! Bestandig zu wissen' ist die Natur der Seele Das Selbst (Atma) ist der Aufenthaltsort unendlicher Eigenschaften Wann werden sich diese Eigenschaften des Selbst (Atma) manifestieren? * Wie kannst du die Seele erkennen? Vertrautheit mit dem Gnani bringt unendliche Energien 14 * Patel ist der Nachbar, und das Selbst ist im Absoluten Selbst (Paramatma) Atma - mit Form (Sakaari) oder ohne Form (Nirakari) * Tritt die Seele nach dem Tod wieder in den gleichen ... 25 Was ist Tod? Was geschieht nach dem Tod? * So viele Anpassungen der Natur Die Bilanz des gegenwartigen Lebens bestimmt die nachste Lebensform Befreiung (Moksha) wird von denjenigen benotigt, die ... 31 Dies sind die Gesetze der Natur Wie lange wird der Vorgang von Wiedergeburt dauern? Derselbe ,alte Trott', Leben fur Leben * Die Planung ist der Ursprung von Karma Planung im letzten Leben, Wirkung in diesem Leben ... und die Entscheidungen bleiben Mit dem Selbst (Atma) ... Hier [ist] die Garantie fur nur ein weiteres Leben! Illusion ist die Ursache von Geburt und Tod Die Krafte der Entladung verursachen in Unwissenheit ... Ursachen resultieren in Zyklen von Geburt und Tod Der Gnani zerstort die Zyklen von Geburt und Tod 46 * Funf Sinne fur nur ein weiteres Leben! Wie lange dauert die Beziehung mit dem subtilen Korper an? 48 45
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________________ 61 Wer haftet an wem? Das Selbst (Atma) ist rein, nur die Uberzeugung ist falsch Wie kann es ein kommen und Gehen fur das geben, was ... Der erste in der Welt ...? Wer wird die in den Umstanden verwickelte Uberzeugung entfernen? Deshalb bezeichnen die Gnanis es als ,ohne Anfang und ohne Ende'! Wie kann es fur das Ewige einen Anfang geben? Die Richtigkeit der Anordnung der weltlichen Lebensformen 62 Das Ratsel der Erschaffung und der Auflosung der Welt Diese Schopfung an sich ist Wissenschaft Die Elemente mit Form sind in diesem Universum sichtbar Es ist dasselbe, wann immer du es anschaust ... Vom Zustand ohne Anfang mit einem Ende, zum Anfang der Ewigkeit Veranderung der Umstande ist die Natur der Welt Die geheimnisvolle Planung der Natur Letztendlich wird die Losung durch den Gnani kommen 79 Moksha (Endgultige Befreiung) ist gewiss, der Zeitpunkt von Moksha nicht Ego zu einem Ende bringen - der Vitarag-Weg Gesetzmassigkeit nach der Selbst-Verwirklichung Es ist die eigene Natur, aufzusteigen - aber wann? Abwarts wegen des Egos Von der menschlichen Lebensform in eine niedrigere Danach geht es nach Moksha Von einem Reich in das andere Reich zu wandern ist ein Naturgesetz Illusion erzeugt Unterschiede Die gottliche und ausserordentliche Absicht von der Erlosung der Welt (Jagat Kalyan) Dann leuchtet das Licht von Gnan Nur der Gnani wirft Licht auf die Realitat der Welt Die Seele (Atma), wie die Welt sie versteht 103 Aus Sicht der Vitarags ist das Selbst (Atma) ... 106 Das vermischte selbst (Mishra Chetan) wird dann mechanisch Egoismus, aber immer noch in Form eines Werkzeugs 111 Was ist das ,Ich' als ein Element? 111 Sollte man Selbst-Verwirklichung (Atmagnan) kennen? Oder ... 113 ... was ist die leichtere Methode? 113 Sogar bei vollstandiger Unwissenheit kann man das Selbst (Atma) finden! 115 110 46
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________________ 119 121 125 Die Welt, wie sie ist 116 Die Veden sind theoretisch, die Wissenschaft ist praktisch 117 Der Gnani ist der Beweis fur Moksha Sogar das Wort ist vorubergehend Auch das Mittel, um das Selbst zu erlangen, ist Ego (Vikalp) 122 Ego (Vikalp) vereitelt die letzte Chance 124 Wenn man vom Intellekt frei wird, kann man mit allem eins werden ,,Das ist Es (Sa-Iti)", einzig durch Vignan, die Wissenschaft der Trennung 126 Durch wen erlangen wir das Selbst (Atma)? 127 Nur ein Treppenaufgang, aber unterschiedliche Stufen 130 Weder dualistisch noch nicht-dualistisch - Das Selbst (Atma) ist dualistisch-nichtdualistisch 130 Dualismus und Nicht-Dualismus: Beide sind Dualitaten 134 Wann tritt die Erfahrung von Nicht-Dualismus auf? 136 Werde nicht-dualistisch, wachse uber die Dualitat hinaus! 137 Welch Mitgefuhl, damit Wahrheit verstanden wird 137 Das Beharren auf einem einzigen Standpunkt blockiert die Selbst-Realisation (Atmagnan) 139 Das Selbst (Brahma) ist Wahrheit (Satya), und die Welt ist auch Wahrheit (Satya), aber ... 141 Du wirst die Tatsachen verstehen mussen Nachdem man die ewige Wahrheit erlangt hat, bleibt die relative Wahrheit bestehen 146 Unwissenheit verhullt das Selbst (Brahma) Der Unterschied zwischen der Sicht Gottes und der Sicht des Selbst 149 Zuerst Glaube und Hingabe an Gott (Brahmanishtha), dann Glaube und Hingabe an das Selbst (Atmanishtha)! 149 Brahma ist auch jenseits von Worten 150 Gelobt sei solche Sicht! Das Selbst wird zu Fussen des Gnani Purush erlangt 152 Eine Veranderung in der Sicht fuhrt zur Erfahrung des eigenen veranderten Zustands 152 Man ist das Selbst (Shiva), aber aufgrund der Illusion ist man ein Lebewesen (Jiva) 155 Nur der Experte kann die Trennung bewirken Das verkorperte selbst (Jiva) und das Selbst (Atma): Weder getrennt noch verbunden 158 Ich, der Bettelmonch (Bavo) Mangaldas 160 Nur dieses Gewahrsein wird benotigt Nach dem Gewahrsein des Selbst (Atmagnan) ist man unsterblich 162 Die Trennung verschwindet, wenn die Illusion geht 164 143 146 152 156 * * 160 47
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________________ 165 167 173 * Ich und Du und Gott voneinander getrennt zu halten fuhrt nicht zur Selbst-Realisation ... aber der Weg ist tatsachlich der gleiche Handeln und Leiden ist der Zustand des Lebewesens (Jiva) 168 Wann hort das widerspruchliche weltliche Leben auf? 169 Nur der Gnani kann dich von falschen Uberzeugungen befreien 171 So viele Folgen der Illusion Ein Element, viele Zustande 173 Fur die Befreiung verehre den Befreiten (Purush) 178 Eigenschaften des neuen, veranderten Zustands 178 Durch den Nimit des Gnani erlangst Du deine eigene Vollendung 180 Die Uberzeugung vom Absoluten Selbst (Paramatma) fuhrt zum Absoluten 181 Jede Seele ist eine eigenstandige Wesenheit, auch am Aufenthaltsort der Absoluten Seelen (Siddha Kshetra) 182 Es wird wissenschaftlich sein mussen 184 Es gibt kein Verschmelzen der Seelen 185 Wenn Licht sich mit Licht vereinigt, was bleibt dann von dir ubrig? 187 Bestandiges Versunkensein in die ewige Gluckseligkeit, das ist Moksha! 188 Die Erfahrung der Gluckseligkeit des Selbst am Ort der Befreiten Seelen (Siddha Gati) 189 Eins in ihrer Natur, aber gesondert im Sein 190 Die Seele kann nicht geteilt werden 192 Kann man je eine Rupie aus einer Pai-Munze machen? 194 Das wahre Verstandnis des Allgegenwartigen 195 Das Selbst (Atma) fullt den Raum aus, in dem es sich befindet 198 Wenn das Universum das Gefass (Prameya) ist, dann ist die Absolute Seele (Paramatma) das Erleuchtende (das Illuminierende, Pramaata)! 199 Allgegenwartig vom relativen Standpunkt aus 200 Gibt es uberall in der Welt das Selbst (Atma)? 201 Ursprungliche Offenbarung durch die exakte Sicht 202 Hat das Selbst (Atma) keine Eigenschaften oder unendliche Eigenschaften? 205 In dieser Welt ist nichts ohne Eigenschaften Letztendlich bedarf es nur der Eigenschaften ( Gunas) des Nicht-Selbst (Prakruti) 208 Symbole aus der Perspektive der weltlichen Sicht und der nicht-weltlichen Sicht 210 Moksha bedeutet, in den Eigenschaften des Selbst zu verbleiben und zu wachsen * 206 * 217 48
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________________ 218 * Korrektheit durch den Gnani verstehen 217 Das Gebundensein des Selbst (Atma) Wenn du den Spender von Moksha findest, findest du Moksha 221 Wessen Absicht ist es, Moksha zu erlangen? 222 ... und auch das kommen und Gehen gehoren zum Ego 223 Es gibt keinen Schmerz fur den, der im Selbst verankert ist (Atma Swaroop) 225 Dualitaten halten das Gebundensein aufrecht 227 Es lohnt sich, wenn Moksha erworben wird 228 Ist Moksha fur jede Seele moglich? 228 * Namo Siddhanam" - das Ziel der Verehrung 231 Keine Aktivitat fur den Absolut Befreiten (Siddha), dennoch gibt es Aktion 231 Siddha Kshetra - was fur ein Juwel! 232 Der wundersame Sitz der Absolut Befreiten (Siddhas) - das ultimative Ziel 233 * Teil Zwei Wer bin ich? Wie kann ich das erkennen? 236 Wie kann der Zyklus nun enden ? 236 Das, was das Vorubergehende sieht', ist das Permanente 239 Was sind deine Eigenschaften? Sogar darin liegen Fehler 241 Das verborgene Selbst, wundersam, wundersam! 243 Der grundlegende Fehler ist die Uberzeugung 243 Wer zerstort diese Illusion? 245 Der Unterschied zwischen dem Vorubergehenden und dem Permanenten 245 Die Illusion des Permanenten im Zustand des Vorubergehenden 248 Die Absolute Seele schickt Licht und ewige Gluckseligkeit 249 Die Verehrung der Natur des Selbst bewirkt Gluckseligkeit des Selbst 250 So ist die Natur der Welt 251 Handelnder zu sein an sich ist Illusion 252 Vom Selbst (Atma) nicht gehort, nicht an es geglaubt, es nicht erkannt, dann ... 253 Der Gnani lost die spirituelle Dunkelheit auf 253 Der Gnani verleiht die Erfahrung des Selbst 255 Anhaltende ununterbrochene Gedanken uber das Selbst sind hilfreich 255 Er kann kein Spender von Moksha sein, wenn er Moksha nicht gibt 258 Unablassige Fehler bei der Definition des Selbst durch alle Zeiten 258
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________________ // // // // // * // // * // * // // * * // // // // // // * // // // // // * // // * Alle Instrumente der Freiheit wurden zu einer Fessel Die,Ichheit kann nicht durch deine Bemuhungen aufhoren Wird das Bestreben, zu verstehen, Fruchte tragen? Hast du die Post eines anderen erhalten? Losgelostsein vom weltlichen Leben, mit Gnade erlangt Verwirrung lost sich durch vollstandige Erklarungen auf In Beziehungen des Selbst vergessen Die Uberzeugung bezuglich des Selbst (Atma) hat sich verandert Befreiung erfordert das Verstehen der unumstosslichen Prinzipien (Siddhant) Im Zustand des Selbst herrscht ein Zustand der Gluckseligkeit Zahlen Bemuhungen sich in diesen Zeiten aus? Nicht das Handeln, sondern das Gewahrsein muss verandert werden Keine Widrigkeiten bei der Entwicklung in Richtung des Selbst (Atma) Mach dir den lebendigen Gnani Purush zunutze Mit welchem Erfolg sucht man ohne Verstehen? Behindernde Ursachen in der Spiritualitat Wo in dieser Welt ist der spirituelle Weg? Wenn das negative Karma zerstort ist, immtdeinGewahrsein zu Die Null hat ohne die Eins keinen Wert Das Selbst (Atma) geht weit uber den Beobachter derGedanken hinaus 259 Wie kraftvoll der Wissende ist! Das Unsichtbare erkennt das Unsichtbare Erfahrung ist anders; Selbst-Realisation ist anders Nur der Erfahrene verleiht die Erfahrung des Selbst (Atma) Es ist nicht die Erfahrung, wenn sie keinen Bestand hat Erst kommt die Erfahrung, dann das Verhalten Das,Ich' nimmt die reine Form des Selbst an Das Ego existiert, solange es Unwissenheit gibt 50 261 263 263 264 265 266 266 267 269 270 271 271 272 273 273 275 278 279 281 282 Der verstrickte Zustand der Erfahrung Man braucht nicht das Geglaubte, sondern das Gewusste Ohne den Gnani sind endlose Bemuhungen vergeblich Wann kannst du das Selbst (Chetan) in der Welt sehen? Wenn sich die Uberzeugung,,Ich bin dieser Korper" auflost, hat man die Erfahrung des Selbst (Atma) erlangt 290 Oh! Wie wunderbar ist das Wissen vom Selbst (Atmagnan)! 284 187 288 291 293 294 295 296 296 297 297 297
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________________ 303 310 Die Erfahrung des Selbst (Atma) - vollig anders als alle anderen Erfahrungen 298 Wenn die Fakten verstanden werden 299 Das Wissen des Selbst (Atmagnan) vom Gnani 300 Die Uberzeugung, das Selbst (Atma) zu erlangen 302 Gebunden durch die Uberzeugung Schliesslich wird Befreiung nur dadurch erreicht, dass man die Form des Selbst (Atmaroop) annimmt 304 Der Korper vergeht, nicht aber die Uberzeugung 307 Wenn sich die Uberzeugung andert, geht das Karma 308 Zerstorung der Uberzeugung durch eine Uberzeugung 309 Das Prinzip der Selbst-Realisation aus unabhangiger Sicht 310 Das Selbst (Atma) und das Nicht-Selbst (Anatma) werden durch das Vidhi des Gnani getrennt Gnan zu erhalten, resultiert aus einer tiefen Absicht 310 ... dann werden die Hindernisse zum Gnan zerstort 311 Dann wird das Selbst (Atma) im Verhalten erfahren 311 Das Wort ,Shuddhatma' verstehen 313 Die Reine Seele (Shuddhatma) kann nicht erlangt werden, indem man sagt: ,,Ich bin Das" (Sohum) 314 Nachdem man rein geworden ist, kann man ,, Reine Seele" sagen 315 Kannst du mit einer wirklichen Lampe leuchten, oder mit dem Bild von einer Lampe? 316 Die Reine Seele (Shuddhatma) kann nicht durch Chanten erlangt werden 317 Abspaltung ist der unnaturliche Zustand 318 Wenn die falsche Uberzeugung geht, besteht Einheit mit Gott 318 Sprich ,,Shuddhatma" - ,,Reine Seele", damit die Reinheit uberwiegt 320 Die Absicht, der Handelnde zu sein, fuhrt zu den Fesseln des Karmas 322 Rein oder unrein - aus welcher Perspektive? 323 Was ist', das musst du ,wissen' (!), aber .. 325 ,Was nicht ist' - wie konnen wir das erkennen? Im Lift des stufenlosen (Akram) Weges erlangtmangemachlich Befreiung (Moksha) 327 Dem Gnani zu begegnen, ist bereits die erforderliche Qualifikation 329 Der Wunsch, zu wissen, gewahrt das Ultimative 329 Die unvergleichlichen Krafte des stufenlosen (Akram) Weges 331 * 326
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________________ * * . Oh! Das Selbst (Atma) zu kennen, heisst .. 333 Es kann durch des Gnanis Wissen (Gnan) von der Trennung erkannt werden 333 Das weltliche Leben endet durch die absolut erleuchtete (Vitarag-) Sicht 334 Ohne eine Anderung der Sicht ist alles sinnlos 337 Die Sicht verandert sich durch die Gnade des Gnani 338 Die Sinne nach innen richten, oder das Selbst (Atma) werden? 339 Das sind alles mechanische Anpassungen 340 Das Ego ist die Ursache aller Wirkungen 342 Wie konnen Zweifel uber die Reine Seele zerstreut werden? 344 Die Sicht verandert sich, nicht das Selbst (Atma) 345 Die Methode fur die endgultige Losung ist anders 346 Gnan eroffnet die Wahrheit 347 Nur die Unwissenheit beeinflusst das gesamte weltliche Leben 349 Wer ist der Handelnde' des Karmas? 353 In wem entsteht die Unreinheit? 355 Das weltliche selbst wird mit dem Absoluten Selbst verwechselt 357 Die Entladung von greifbaren Wirkungen, aber Gebundensein durch die Uberzeugung 358 Nur der lebendige Gnani kann die Wahrheit beleuchten 361 Die unbeschreibliche Erfahrung des ursprunglichen Elements 363 Das Selbst (Atma) durch die Sicht des Selbst 363 Der Blick des Goldschmieds liegt immer auf dem Gold Die wissenschaftlichen Unterschiede zwischen dem Realen und dem Relativen 365 Der Gnani beleuchtet das Prinzip, welches das endgultige Ziel verwirklicht (Siddhant), auf naturliche Weise 366 Der Anfang und das Ende der Welt im Wissen des Gnani 368 Wenn die Sicht rein wird, dann wird sie vom Reinen absorbiert 368 Erlosung geschieht durch das Gewahrsein der hauptsachlichen Selbst-Form 369 364 * 52
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________________ Aptavani 8 Teil Eins Was ist die Seele (Atma)? Wie mag sie sein? Was ist das Selbst (Atma)? Fragender: Was ist das Selbst (Atma)? Dadashri: Das Selbst bedeutet Lebensenergie (Chetan). Fragender: Ist also Lebensenergie (Chetan) gleichbedeutend mit dem Selbst (Atma), und das Selbst (Atma) bedeutet Lebensenergie (Chetan)? Dadashri: Nein. Selbst (Atma) ist nur ein Wort, und auch Lebensenergie (Chetan) ist nur ein Wort, aber wir mussen diese Worte verwenden, damit die Leute sie erkennen. Davon abgesehen ist es jenseits von Worten. Muss man nicht auf sie hinweisen? Sonst wurdest du sie gar nicht erkennen. Wie sonst konnte man sie erkennen? Sagen die Leute deswegen nicht: ,,Geh und suche dein Selbst (Atma)"? ,Atma' bedeutet Selbst. Zu wissen ,,Wer du bist" nennt man das Selbst (Atma). Und es ist dieses Selbst (Atma), das du erkennen musst. Wenn die falsche Uberzeugung ,,Ich bin Chandubhai'" weggeht und die richtige Uberzeugung ,,Ich bin das Selbst" etabliert ist, wird das gelost sein. Wie sonst kann das geschehen? Was konnte das Selbst sein? Dadashri: Ist das Selbst (Atma) ein Element (Vastu), oder ist es ein Nicht-Element (Avastu)? Fragender: Ein Nicht-Element (Avastu). 1 Fur Chandubhai oder Chandulal kann der Leser den eigenen Namen einsetzen.
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________________ Aptavani-8 Dadashri: Und ist, was man sieht, ein Element (Vastu) oder ein Nicht-Element (Avastu)? Fragender: Das Selbst (Atma) ist nicht sichtbar, also ist es Nicht-Materie (Avastu). Aber die Materie oder ein Element (Vastu) sind sichtbar, oder? Dadashri: Nein. Lass mich dir Element (Vastu) und NichtElement (Avastu) erlautern. Alles, was ewig ist (Avinashi), bezeichnet man als wirkliches Element (Vastu), und alles, was zerstorbar und verganglich (Vinashi) ist, bezeichnet man als Nicht-Element (Avastu). Das Selbst (Atma) besteht in der Form des Selbst (Atma). Das Selbst (Atma), in Form eines wirklichen Elements (Vastu), ist der Aufenthaltsort unendlicher Eigenschaften (Guna)! Jedes wirkliche Element (Vastu) hat seine eigene Materie (Dravya), seine eigene Eigenschaft (Guna) und seine eigenen Stadien (Paryaya). Alles, was Materie, Eigenschaft und Stadien (Dravya-Guna-Paryaya) besitzt, wird als ein ewiges Element (Vastu) betrachtet. Ein Element (Vastu) kann man als ewig bezeichnen. Auch das Selbst (Atma) ist ein ewiges Element (Vastu), es hat seine eigene Substanz (Dravya), seine eigenen Eigenschaften (Guna) und seine eigenen Stadien (Paryaya, Phasen). Und diese gehen einher mit Entstehung, Ursprung (Utpaad), einem stabilen Zustand (Dhruva) und einem Ende (Vyava). Und alles, was fur die Augen sichtbar ist, ist kein ewiges Element (Avastu), und es ist zerstorbar (Vinashi). Und das Selbst (Atma) ist ewig (Avinashi), ein ewiges Element (Vastu). Es gibt sechs solcher Elemente (Tattva), und die Welt besteht aus diesen sechs Elementen. Diese sechs ewigen Elemente interagieren standig miteinander und durchlaufen Veranderungen, welche zu Umstanden und Zustanden (Avastha) von Dingen fuhren. Durch diese Umstande sehen wir diese Welt. Nur die Umstande sind in dieser Welt sichtbar. Verstehe das Selbst (Atma) durch den Gnani Wenn es also in dieser Welt etwas gibt, das wert ist, erkannt zu werden - dann ist es das Selbst (Atma). Und es gibt vielleicht nur ein oder zwei Menschen in dieser Welt, die das Selbst (Atma) kennen. Also kann niemand das Selbst (Atma) kennen. Die Menschen konnen alles wissen,
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________________ Aptavani-8 aber sie konnen das Selbst (Atma) nicht erkennen! Und wer das Selbst kennt, wird nicht lange brauchen, um Absolutes Wissen (Keval Gnan) zu erlangen. Wenn nun ein Mensch das Selbst (Atma) durch den Gnani Purush erkennt, wird er das Selbst erlangen; andernfalls ist es in keinem Zeitalter moglich, das Selbst zu erlangen. Der Gnani Purush hat das Selbst (Atma) gesehen, erkannt und erfahren, und er selber lebt in dem naturlichen Zustand des Selbst (Atma Swaroop)! Wenn du das Selbst (Atma) mithilfe solch eines Gnani Purush erkennst, wirst du etwas erreichen. Wenn du beim Gnani Purush sitzt, um so ein Selbst (Atma) zu erkennen, dann wird durch das Gnan Vidhi (Samayik) des Gnani Purush all dein negatives Karma (Paap) zu Asche verbrannt. Und nur, wenn all dein negatives Karma zerstort ist, wird das Selbst in dein Gewahrsein (Laksha) kommen, sonst nicht! Dieses Gewahrsein wird fur immer da sein, wohingegen nichts sonst in dieser Welt fur immer in Erinnerung bleiben kann. Vielleicht bleibt es eine Weile in Erinnerung, aber bald wird es vergessen sein. Hier wird negatives Karma (Paap) durch den Gnani Purush gereinigt, somit erlangst du das Gewahrsein des Selbst (Atma)! Wer hat Zweifel an der Existenz der Seele? Fragender: ,,Gibt es eine Seele (Atma) oder nicht?" Solche Zweifel kommen auf. Dadashri: Das Selbst, die Seele (Atma), existiert definitiv! Fragender: Auslandische Wissenschaftler haben alles mogliche erforscht, um herauszufinden, ob es eine Seele gibt oder nicht, indem sie einen sterbenden Mann in einen Glaskasten legten, um zu schauen, ob sie herausfinden konnten, ob und wie die Seele (Jiva, Lebewesen) den Korper verlasst. Es schien ihnen, als sei es nicht so. Ihre Schlussfolgerung war, dass es so etwas wie die Seele (Jiva3) gar nicht gibt. 2 Gnan Vidhi ist Samayik des Gnani Purush: die Sicht des Selbst auf das Selbst. Jiva - hier: Seele - bedeutet Lebewesen. Atma (das Selbst) meint das ewige Element Seele. 3
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________________ Aptavani-8 Dadashri: Nein. Aber machen sie nicht Aussagen wie: ,,Das ist unlebendig (Ajiva)"? Ist dieser Tisch unlebendig oder nicht? Er ist unlebendig, richtig? Sind dann also der Tisch und der Mann ein und dasselbe? Fragender: Nein. Sie meinten, dass es nicht so etwas gibt wie eine Seele (Jiva), die weggeht; das haben sie gemeint. Dadashri: Diese Wissenschaftler fertigen einen Menschen an: Sie bauen neue Herzen und sie stellen alles her, oder? Wenn sie also einen komplett neuen Menschen konstruieren wurden, wurde dieser Mensch genauso interagieren und funktionieren konnen wie wir? Fragender: Nein, das wurde er nicht. Dadashri: Auf welcher Grundlage konnen sie dann also behaupten, dass es so etwas wie eine Seele oder ein Lebewesen (Jiva) nicht gibt? Fragender: Sie haben einfach einen Sterbenden in einen Glaskasten gelegt, aber sie haben nichts gesehen, als die Seele (Jiva) ging. Also haben sie daraus geschlossen, dass es so etwas wie die Seele (Jiva) nicht gibt. Dadashri: Es ist so: Entweder wird es jemand mit Verstehen abstreiten, oder jemand ohne Verstehen wird es abstreiten. Nicht jeder Mensch wird Zweifel haben! Und diejenigen, die Zweifel daran haben, ob es eine Seele (Jiva) gibt oder nicht, sind selber Seelen! Genau die Person, die Zweifel hat, ist selber ein Lebewesen (Seele), sonst hatte sie keine Zweifel! Und keines dieser anderen unlebendigen (Jada) Dinge wird Zweifel haben. Wenn es irgendein Zweifeln gibt, dann ist es die Seele (Jiva), die zweifelt. Daruber hinaus gibt es nichts anderes, das Zweifel haben kann. Verstehst du das? Wird ein Mensch irgendwelche Zweifel haben, nachdem er gestorben ist? Nein. Was ist es dann, was geht? Bleibt das Herz stehen? Was wird da passieren? Fragender: Ein Mensch stirbt, weil sein Herz stehen bleibt. Dadashri: Ja, ein Mensch wird sterben. Er lebt, weil er
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________________ Aptavani-8 atmet. Die Seele (Jiva) darin lebt aufgrund der Atmung. Sie wird leben, solange die Atmung da ist. Fragender: Ein Mensch stirbt, wenn die lebenswichtigen Korperteile aufhoren zu funktionieren. Wenn das wahr ist, dann gibt es so etwas wie die verkorperte Seele (Jiva) nicht. Dadashri: Es gibt so etwas wie eine Seele (Jiva)! Ein Mensch ist eine Seele (Jiva), und doch hat er Zweifel an seinem eigenen Selbst. Das, was den Zweifel hat, ist die Seele (Jiva) selbst. Das, was daran zweifelt, ob da nicht Leben im Korper ist, das selbst ist die Seele (Jiva). Wenn ein Mensch ohne Zunge im Mund sagt: ,,Ich habe keine Zunge im Mund", dann beweist das an sich, dass eine Zunge in seinem Mund ist. Verstehst du? Deshalb ist die Aussage, dass es Zweifel gibt, ein Widerspruch. Die Leute sagen, wenn ein Mensch stirbt, dass es so etwas wie die Seele (Jiva) nicht gibt. Das Wort selbst wirft Zweifel auf, ein Mensch hat Zweifel. Der Zweifel an sich beweist, dass da eine Seele (Jiva) ist. Wenn ich mit den Wissenschaftlern zusammensitzen wurde, wurde ich ihnen sofort erklaren, dass es die Seele (Jiva) ist, die spricht. Hast du eine neue Art von Zweifel? Also gibt es definitiv eine Seele (Jiva) in jedem lebenden Wesen! Und geben wir nicht Beispiele wie: ,,Die Seele, das Lebendige (Jiva) geht fort?" Fragender: Ja. Dadashri: Und warum mussen sie einen Bereich betauben, wenn sie eine Spritze geben? Warum muss man diesen betauben? Fragender: Damit wir dort keinen Schmerz oder keine Empfindungen fuhlen. Dadashri: Sie mussen eine Injektion (Betaubung) geben, damit die Seele (Jiva) sich aus diesem Bereich zuruckzieht. Solange die Seele (Jiva) dort prasent ist, konnte man den Schmerz einer Operation nicht aushalten. Verstehst du? Die Existenz der Seele - auf welchen Eigenschaften beruht sie? Dadashri: Besteht ein Unterschied zwischen der Seele
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________________ Aptavani-8 (Selbst, der Lebensenergie, Chetan) und der unlebendigen Materie, dem Nicht-Selbst (Jada)? Was meinst du? Fragender: Naturlich. Dadashri: Welche Art von innewohnenden Eigenschaften (Gunadharma) besitzen sie? Fragender: Die Seele, das Selbst (Chetan), kann sich umherbewegen, und es hat Gefuhle. Dadashri: Selbst Maschinen konnen sich umherbewegen. Motorroller, Maschinen und Autos bewegen sich alle umher, oder nicht? Diese mechanischen Puppen, die hergestellt werden, bewegen sie sich nicht auch? Man kann etwas nicht als Lebewesen (Jiva) bezeichnen, nur weil es sich umherbewegt. Wenn man das Selbst (Atma) aufgrund seiner Fahigkeit, sich zu bewegen, erkennen konnte, dann bewegen sich auch Maschinen. Wie kann man sonst feststellen, ob etwas eine Seele (Atma) hat? Fragender: Wir machen alle moglichen Aktivitaten (Kriya). Dadashri: Alle moglichen Aktivitaten, auch das ist nicht hilfreich. Maschinen konnen vielerlei Aktivitaten (Kriya) ausfuhren. Fragender: Maschinen fuhren Tatigkeiten aus, aber sie konnen keine Sympathie (Daya) oder Liebe (Prem) zeigen, oder? Dadashri: Ja, das ist der Unterschied. Also, wo immer es Wissen (Gnan) und Unwissenheit (Agnan) gibt - wenn es Unwissenheit ist, ist es Unwissenheit, und wenn es Wissen ist, ist es Wissen - aber dort, wo es irgendein Wissen gibt oder irgendein Unwissen oder irgendeine Freundlichkeit, dort ist die Seele (Atma). Das bezeichnet man als Bestatigung. Ansonsten weisen selbst Maschinen Bewegung auf und bewegen sich umher, nicht wahr? Wenn da nun keine Freundlichkeit (Daya) ist, und die Person flucht und schimpft, ist dort die Seele (Atma) anwesend? Fragende: Die Seele (Atma) ist immer da.
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________________ Aptavani-8 7 Dadashri: Also ist die Seele (Atma) vorhanden, auch wenn da keine Barmherzigkeit (Daya) ist? Fragender: Ja, Maschinen zeigen keine Gefuhle von Freundlichkeit oder Arger! Dadashri: Ja, deswegen bestatigt es, dass da eine Seele (Atma) ist, wo diese [Gefuhle] sind. Dieses Tonband spricht vielleicht, aber es weist keine Wut oder Gier auf, oder etwa doch?! Es hat auch keine Gefuhle (Laagani). Wo immer ein Gefuhl ist, dort ist die Seele (Atma). aber wessen Eigenschaften sind es? Sind Gefuhle ein Merkmal der Seele (Atma) oder des Korpers? ... Fragender: Der Seele (Atma). Dadashri: Stimmt das?! Also sind Arger, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh4-Maan-Maya-Lobh) alle Eigenschaften der Seele (Atma)? Fragender: Ja, die Seele muss der Handelnde von all diesen sein. Dadashri: Aber die Menschen versuchen, Arger, Stolz, Tauschung und Gier loszuwerden. Wenn sie Eigenschaften der Seele (Atma) waren, dann wurden diese Eigenschaften nie verschwinden! Und versuchen die Menschen nicht, Arger, Stolz, Tauschung und Gier loszuwerden? Fragender: Alle versuchen, sie loszuwerden. Dadashri: Aber wenn es Eigenschaften der Seele (Atma) sind, dann kann niemand sie loswerden, oder? Wenn man sie loswerden wurde, ginge auch die Seele (Atma) fort. Somit sind sie keine Eigenschaften der Seele. Fragender: Sind sie Eigenschaften des Korpers? Dadashri: Sie sind weder Eigenschaften des Korpers noch der Seele (Atma). Wenn du sagst, dass sie Eigenschaften der Seele (Atma) seien, dann wurden Arger, Stolz, Tauschung und Gier als Schwachen gelten, und die Seele (Atma) ist die Absolute Seele (Paramatma). Sie hat nicht eine einzige Eigenschaft von Schwache! 4 Krodh meint das Spektrum von Arger bis Wut und Zorn.
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________________ Aptavani-8 Und was sind die Eigenschaften der Seele (Atma)? Viele Menschen sagen: ,,Derjenige, der im Innern spricht, ist die Seele (Atma)." Aber der Sprechende kann nicht lebendig (Jiva) sein, auch Gott (Bhagwan) kann es nicht sein. Es ist eine Aufzeichnung, die spricht. Selbst die Sprache, die gerade jetzt aus mir herauskommt, ist eine Aufzeichnung die spricht. Ich' bin nicht der, der spricht. Das sind alles sprechende Aufzeichnungen, Tonbandaufzeichnungen! Die ursprungliche Bandaufzeichnung spielt, und davon wird eine weitere aufgezeichnet, und eine weitere [davon). Dies ist also die erste Aufzeichnung, und von ihr kannst du so viele aufnehmen, wie du willst. Demzufolge kann dieses Sprechen - diese ganze Maschine', die lauft, isst, trinkt, Blut zirkulieren lasst - nicht als Lebewesen (Jiva) bezeichnet werden. Alles ist mechanisch. Die Seele (Jiva) ist eine Form von Wissen (Gnan Swaroop), Wissen ist eine Form von Licht (Prakash Swaroop). Die Form von Licht, die hier prasent ist, existiert nirgendwo sonst, in keiner anderen Form. Wenn dir jemand nachts im Dunkeln Joghurt-Pudding (Shrikhands) gibt, wohin tust du diesen Joghurt (Shrikhand)? Wird er in den Augen landen, wenn du ihn in deinen Mund schiebst? Oder wird er nur im Mund landen? Was denkst du? Warum sagst du nichts? Selbst wenn dir der Joghurt-Pudding (Shrikhand) im Stockdunkeln gegeben wurde, wurdest du ihn nur in den Mund tun, oder? Wenn dich dann jemand fragt, was du gegessen hast, was wirst du ihm sagen? Fragender: Sussen Joghurt-Pudding (Shrikhand). Dadashri: Und wenn dich jemand fragt, was in dem Shrikhand drin ist? Was wirst du ihm sagen? Fragender: Joghurt und Zucker. Dadashri: Ja, und wenn der Joghurt ein wenig verdorben ware, warst du in der Lage, das festzustellen? Fragender: Auf jeden Fall. Dadashri: Und du wurdest auch merken, wenn er gut ist? 5 Cremiges Joghurt-Gericht mit Kardamom, Safran und Nussen
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________________ Aptavani-8 Fragender: Ja. Dadashri: Wurdest du auch merken, wenn weniger Zucker darin ist? Fragender: Ja. Dadashri: Wurdest du auch merken, wenn zu viel Zucker darin ist? Fragender: Ja. Dadashri: Wie kannst du all das in der Dunkelheit der Nacht erkennen? Konntest du das auch im Dunkeln feststellen? Und wusstest du dann auch, ob Rosinen und Nusse darin sind? Wurdest du es bemerken, wenn ein kleiner Kardamomsamen darinnen ist? Fragender: Ja. Dadashri: Also ist das, was all das weiss, die Seele (Jiva). Fragender: Die Leute sagen, dass wir aufgrund der sensorischen Nerven wahrnehmen. Und wenn es keine sensorischen Nerven gabe, konnten wir nicht wahrnehmen. Dadashri: Ja, und wenn du keine sensorischen Nerven hattest, konntest du Dinge nicht wahrnehmen. Aber die Seele (Jiva) ist diejenige, die weiss. Und wenn die Verbindungen zwischen den Nerven und den Gehirnzellen nicht funktionieren, dann wird es die Seele nicht wissen. Aber derjenige, der weiss, ist das Lebewesen (Jiva). Verstehst du? Das, was sich bewegt und lauft, ist Maschinerie, die sich bewegt und lauft. Diese Eigenschaften befinden sich nicht in der Seele (Chetan). Was sind ihre Eigenschaften? Sie besitzt das unendliche Licht des Wissens (Gnan Prakash), das unendliche Licht des Sehens (Darshan Prakash), unendliche Energie (Anant Shakti), und sie ist der Ort von unendlicher Gluckseligkeit (Anant Sukh Nu Dham). Das Lebewesen (Jiva) mag auch Vergnugen Also, wer halt nach Vergnugen Ausschau? Wer mag Schmerz nicht? Warum mag man keinen Schmerz? Wenn dieser Korper ohne Seele (Jiva) ware, dann waren Vergnugen und Schmerz ein und dasselbe. Warum ware
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________________ Aptavani-8 das so? Hast du je daruber nachgedacht? Was hast du gedacht? Kein Lebewesen (Jiva) mag Schmerz, ist das nicht eine Tatsache? Mag irgendein Lebewesen Schmerz? Wenn du hier ein Zuckerstuck auslegst, huschen die Ameisen aufgeregt umher und fragen es fort. Aber was ware, wenn du stattdessen etwas kies auslegen wurdest? Sie wurden davonrennen. Warum? Was mogen sie? Vergnugen. Deshalb ist das, was keinen Schmerz mag und Vergnugen sucht, das Lebewesen (Jiva). Das, was umherlauft, sich umherbewegt, ist nicht das Lebewesen (Jiva). Wo Gefuhl ist, da ist Leben (Chetan) Hat also dasjenige, was fuhlt, Gefuhle oder nicht? Das, was Gefuhle hat, ist ein Lebewesen (Jiva). Und dieses lebende Wesen (Jiva) an sich ist die Seele (Atma). Es ist Leben (Chetan) an sich, und es kann auch zur Absoluten Seele (Paramatma) werden! Wenn es vollstandig und vollkommen wird, wird es zur Absoluten Seele (Paramatma). Verstehst du? Wo immer Gefuhle irgendeiner Art sind, darin liegt die Seele (Atma), und zweifelsohne ist dort Leben (Chetan) prasent. Deshalb solltest du wissen, dass dort, wo es Gefuhle gibt, Leben (Chetan) prasent ist. Und wenn etwas keine Gefuhle zeigt, dann hat es kein Leben (in sich), und folglich ist es ohne Seele (Anatma). Sogar Baume und Blatter haben Gefuhle. Fragender: Aber ein Baum ist ein Organismus mit einem Sinn (Ekindriya). Dadashri: Mit einem Sinn (Ekindriya) bedeutet, dass es nur das Gefuhl von Beruhrung (Sparsh) hat, und es kann das Gefuhl von Beruhrung zeigen. Jedes Lebewesen (Jiva) hat Gefuhle. Diejenigen, die Gefuhle haben, zeigen deutlich die Gegenwart des Selbst (Atma). Es ist nicht so, dass das Wesen, in dem die Gefuhle entstehen, an sich die Seele (Atma) ist, sondern da, wo Gefuhle sind, ist eine Seele (Atma). Und wo keine Gefuhle entstehen, da ist keine Seele (Atma). ... aber der, der fuhlt, ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)! Was also ist das Selbst (Atma)? Es hat keine Gefuhle oder so etwas. Das Selbst (Atma) besteht einfach in Form
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________________ Aptavani-8 von Licht! Aber wo immer Gefuhle sind, dort konnen wir eine Seele (Atma) finden. Fragender: Heisst das, dass Leben (Chetan) die Grundlage von Fuhlen ist, oder dass Leben (Chetan) uberall dort ist, wo Gefuhle entstehen? Dadashri: Wenn wir sagen, dass die Lebensenergie (Chetan) die Grundlage von Fuhlen ist, erschafft das ein weiteres Problem. Die Gefuhle kommen auf, weil da die Anwesenheit von Leben (Chetan) ist. Uberall dort, wo ein Gefuhl ist, ist das Selbst (Chetan). Fragender: Das Gefuhl, das aufkommt und sich manifestiert, ist nicht das Selbst (Chetan), das sich manifestiert, oder? Dadashri: Es ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der Gefuhle ausdruckt, aber weil da die Anwesenheit des Selbst (Chetan) ist, tauchen Gefuhle auf, und Schmerz wird gefuhlt. Wenn du also eine Unterscheidung treffen mochtest zwischen der Seele (Chetan, Atma) und dem Unbelebten, der Materie (Jada), dann tauchen in dieser Tonbandaufzeichnung keine Gefuhle auf. Deshalb ist darin keine Seele (Chetan). Bestandig zu wissen ist die Natur der Seele Fragender: Besteht also ein Unterschied zwischen Seele (Chetan) und Materie? Dadashri: Ein enormer Unterschied! Die Seele (Chetan) ist unsichtbar (Aroopi), wohingegen Materie sichtbar (Roopi) ist. Materie wird zerfallen, auseinanderfallen, sich auflosen, und nach einer langen Zeit wird sie beginnen, sich zu zersetzen. Das ist etwas, das du mit deinen Augen sehen, mit deiner Zunge schmecken und mit deinen Ohren horen kannst. Die Seele (Chetan) hingegen ist die Absolute Seele (Paramatma)! Fragender: Worin besteht dann der Unterschied zwischen dem Selbst (Atma) und dem Nicht-Selbst (Anatma)? Dadashri: Sie unterscheiden sich durch ihre innewohnenden Eigenschaften (Gunadharma). Hat nicht
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________________ Aptavani-8 alles seine eigenen Eigenschaften? Dieses Gold hat seine eigene Eigenschaft, Kupfer hat seine eigene Eigenschaft. Erkennen wir Dinge nicht anhand ihrer Eigenschaften? Fragender: Ja. Dadashri: So ist es mit den Eigenschaften des Selbst (Atma) und des Nicht-Selbst (Anatma). Sie haben einige gleiche Eigenschaften, in bestimmten Fallen jedoch unterscheiden sich einige ihrer Eigenschaften. Die innewohnende Natur (Chaitanya Swabhaav) des Selbst ist in nichts anderem zu finden. Diese innewohnende Natur bedeutet Wissen (Gnan) und Sehen (Darshan). Wissen und Sehen sind also die ureigenen Eigenschaften (Guna) des Selbst (Atma). Die inharente Natur (Swabhaav) des Selbst (Atma) ist, kontinuierlich zu , wissenbr. Diese inharente Natur des Wissens ist in keinem unbelebten (Jada) Ding vorhanden. Diese Eigenschaft des Wissens existiert in diesem Korper nicht. Die inharente Eigenschaft (Swabhaav) von Wissen' ist die des Selbst (Atma), und das an sich ist die Absolute Seele (Paramatma)! Das Selbst (Atma) ist der Aufenthaltsort unendlicher Eigenschaften Fragender: Besitzt das Selbst (Atma) nicht sowieso Wissen (Gnanvado)? Dadashri: Es ist Wissen an sich. Nicht, dass es Wissen hat - es ist Wissen an sich! Wenn wir es als mit Wissen' (Gnanvado) bezeichnen, wurde das bedeuten, dass das ,mit' (Vado) und das , Wissen' (Gnan) zwei verschiedene Dinge sind. Daher ist das Selbst (Atma) Wissen an sich. Es ist Licht (Prakash) an sich! Und aufgrund dieses Lichts bist du in der Lage, all dies zu sehen. Wegen dieses Lichts wird all dies gesehen?' (verstanden) und gewusst' (erfahren). Aufgrund dieses Lichts kann man alles verstehen und alles wissen. Das Selbst (Atma) ist also die Absolute Seele (Paramatma), der Aufenthaltsort von unendliche Eigenschaften (Guna). Es hat so viele Eigenschaften, dass 6 'Wissen' als Eigenschaft des Selbst, nicht die weltliche Form des Wissens 7 'sehen' und 'wissen' als Eigenschaft des Selbst, des Elements Seele
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________________ Aptavani-8 13 man nicht einmal anfangen kann, sie zu beschreiben! Das Selbst (Atma) ist der Aufenthaltsort von seinen inharenten, naturlichen Eigenschaften (Swabahvik Guna), sodass diese Eigenschaften (Guna) derart sind, dass sie sich niemals verandern werden. Da ist unendliches Wissen (Anant Gnan), da ist unendliches Sehen (Anant Darshan), unendliche Energie (Anant Shakti), es ist der Ort unendlicher Gluckseligkeit (Anant Sukh). Seine Natur ist so, dass nichts es je verletzen kann, noch kann es jemals irgendetwas verletzen (Avyabaadh Swaroop). Es besitzt alle moglichen Arten solcher ureigener Eigenschaften. Wann werden sich diese Eigenschaften des Selbst (Atma) manifestieren? Nicht einmal fur eine Sekunde hast du eine einzige erlangt. Derzeit erlebst du die inharenten Eigenschaften des Komplexes von Verstand, Sprache und Korper (Prakruti). Du wirst die inharenten Eigenschaften entsprechend deiner Uberzeugung erlangen. Wenn du als ,Chandubhai' verbleibst, wirst du die Eigenschaften des Nicht-Selbst (Prakruti) erlangen, und wenn Du das Reine Selbst (Shuddha Chaitanya) wirst, dann werden Deine eigenen naturlichen Eigenschaften (Swabhaavik Guna) aufsteigen. Nimm also Platz, wo immer du mochtest. Dort, wo die ureigenen Eigenschaften (Guna) des Selbst (Atma) nicht prasent sind, dort ist kein Selbst (Atma). Solange dieses Gold seine eigene ihm innewohnende Eigenschaft (Guna) beibehalt, ist es Gold, und es ubernimmt nicht die Eigenschaften von etwas anderem. Alle Eigenschaften (Guna), die du in der Welt siehst, gehoren zu etwas anderem. Da ist kein Selbst (Atma). Das Selbst bleibt dabei der Wissende und Sehende (Gnata-Drashta), aber es ist kein Teil davon. Das Selbst (Atma) ist darin nicht eingebunden worden. Das Selbst (Atma) ist nicht vermischt, es ist unvermischbar (Nirbhedda)! Wie kannst du die Seele erkennen? Fragender: Konnen wir das Selbst (Atma) sehen? Oder ist es nur eine Vorstellung (Kalpana)?
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________________ 14 Aptavani-8 Dadashri: Du kannst die Luft nicht sehen, aber weisst du nicht dennoch, dass es Luft ist? Du kannst Parfum riechen, aber kannst du den Duft sehen? Aber selbst dann - bist du nicht uberzeugt, dass es Parfum ist? So uberzeugt kannst du sein, dass es ein Selbst (Atma) gibt. Genau wie du Parfum an seinem Duft erkennst, erkennst du das Selbst (Atma) an seiner Gluckseligkeit. Und dann wirst du diese Welt sehen, wie sie ist. Und dadurch wirst du uberzeugt sein, dass das Selbst (Atma) unendliche Eigenschaften hat: unendliches Wissen, unendliches Sehen, unendliche Energie, unendliche Gluckseligkeit - so viele Eigenschaften! Das Selbst (Atma) an sich ist die Absolute Seele (Paramatma), aber man muss sich dessen gewahr sein. Sobald du dieses Gewahrsein einmal hast, werden all die Eigenschaften (Guna) offensichtlich werden. Das Selbst (Atma) hat unendliche Perspektiven (Anant Bheda) und ist der Aufenthaltsort unendlicher Eigenschaften! Bis jetzt hast du noch nicht mal eine einzige seiner ureigenen Eigenschaften erkannt! Das Selbst (Atma) ist ein Element, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst. Obwohl es das Zuhause von unendlicher Gluckseligkeit ist, gehen die Menschen nach draussen, um Vergnugen in Mangos (belanglosen Dingen) ZU suchen, um Mangos und ,Zeug vom Markt' (Dinge, die keinen echten Wert haben) einzukaufen. Was du mit deinen Augen sehen, mit deinen Ohren horen, mit deiner Nase riechen, mit deiner Zunge schmecken kannst, alles, was du anfassen kannst, ist alles Zeug vom Markt'. Vertrautheit mit dem Gnani bringt unendliche Energien Fragender: Hat das Selbst (Atma) unendliche Energie (Shakti)? Dadashri: Ja, aber diese Energie sollte sich durch einen Gnani Purush manifestieren. Genau wie wenn du zur Schule gingest, um zu lernen. Dein Wissen war bereits in dir, aber sie haben es ans Licht gebracht. Genauso werden deine Energien durch den Gnani Purush aufsteigen. Da ist unendliche Energie, aber sie ist ,vergraben (unter der Oberflache), tief im Innern. Wir legen diese Energien fur dich frei. Im Innern liegt eine enorme Energie. Nicht nur in dir, sondern in jedem Lebewesen liegt eine solche Energie, aber
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________________ Aptavani-8 was kann man machen? Da sind Schichten um Schichten, die sie verdecken. Fragender: Besteht eine Beziehung zwischen den Energien (Shakti) des Selbst (Atma) und den Energien des Korpers? Dadashri: Die beiden Energien sind unterschiedlich. Fragender: Beeinflussen sie sich gegenseitig? Dadashri: Ja, naturlich tun sie das! Die Energien des Korperkomplexes haben einen Riegel vor die Energie des Selbst (Atma) geschoben. Wenn die Energie des Korperkomplexes im Ubermass vorhanden ist, nehmen die tierischen (rohen) Eigenschaften zu. Fragender: Und was, wenn die Energie des Selbst (Atma) grosser ist? Dadashri: Dann wird die Rohheit abnehmen, und Menschlichkeit nimmt zu. Fragender: Was also sollten wir tun, um zu versuchen, die Energie (Shakti) des Selbst (Atma) zu bekommen? Dadashri: Die Energie (SH nakti) des Selbst (Atma) ist im Inneren bereits da! Die Energie (Shakti) des Selbst (Atma) ist die Energie der Absoluten Seele (Paramatma). Und dennoch hat diese Absolute Seele (Paramatma) nicht einmal ein Kornchen von Energie, um einen einzigen Cracker (Paapad) zu zerbrechen, obwohl sie der Besitzer von unendlicher Energie ist! Fragender: Das macht fur mich keinen Sinn. Dadashri: Es muss Sinn machen. Denn wenn es keinen Sinn macht, heisst das, dass da ein kleines Missverstandnis vorliegt. Wenn es keinen Sinn macht, dann ist es uberhaupt kein Gnan (Wissen), und solange Unwissenheit (Agnan) besteht, wird es keinen Sinn machen. Andernfalls muss es Sinn machen, aber dafur ist es notwendig, dass du dir etwas Zeit nimmst und damit vertraut wirst. Fragender: Inwiefern? Dadashri: Indem du hierherkommst und dir etwas
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________________ 16 Aptavani-8 Auszeit nimmst, insbesondere, um beim Gnani Purush zu sitzen, der dich damit vertraut machen wird. Das Selbst hat unendliche Energie des Wissens (Gnan Shakti). Es ist nicht so, als hatte es nur ein oder zwei solcher Energien (Shakti). Der unendlichen Wissens-Energie (Gnan Shakti) der Seele (Atma) ist zuzuschreiben, dass das Wissen der Astrologie, das des Rechtswesens, der Medizin und all das andere Wissen entdeckt wurde. Die Energie des Wissens ist so erstaunlich, dass sie die Fahigkeit hat, innerhalb jedes Wissensgebiets alle inharenten Themen zu enthullen. Deshalb ist das Selbst (Atma) der Eigentumer von unendlicher Energie. Es hat unendliche Energie des Wissens (Gnan Shakti) und unendliche Energie des Selbst (Virya Shakti). So ein grossartiges Spektrum von Energien weist die Absolute Seele (Paramatma) auf! Patel ist der Nachbar, und das Selbst ist im Absoluten Selbst (Paramatma) Fragender: Wie sieht das Selbst (Atma) aus? Erscheint es als ein strahlendes Licht (Tejasvi), oder bildet es eine andere Form oder Gestalt (Aakruti) ? Dadashri: Es besteht weder in einer Form (Aakruti), noch ist es formlos (Niraakruti). Form oder formlos sind allesamt eine Vorstellung des Menschen, ein intellektuelles Thema. Das Selbst (Atma) ist nichts als das Selbst (Atma). Es besteht in Form von Licht (Prakash Swaroop). Es ist eine Art von Licht, die keinen Ursprung und keine Unterstutzung braucht. Das ist der strahlende Glanz des Lichts vom Selbst (Atma)! Es kann sich sogar durch Berge hindurchbewegen, so ist das Selbst (Atma)! Und in dieser Art von Selbst (Atma) wohne ,Ich'! Und das ist der Grund, warum es ,mich' nicht beeintrachtigen wurde, wenn jemand diesen A.M. Patel (Dadas weltlicher Name) beschimpfen oder schlagen wurde. Ich' bin getrennt. Patel ist getrennt! Patel ist der Nachbar, und derjenige, der all die weltlichen Interaktionen (Vyavahar) ausfuhrt, ist Patel. Atma - mit Form (Sakaari) oder ohne Form (Nirakari) Fragender: Es wird gesagt, dass Gott die Heimat von Licht (Tejtej Na Ambar) ist: fehlerlos, frei von Unwissenheit
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________________ Aptavani-8 und Dunkelheit, frei von Karma (Niranjan) und gestaltlos (Nirakari). Dadashri: Und Gott hat auch eine Form (Sakaari). Fragender: Du sagst es so, und du sagst es auch so. Dadashri: Vom ,relativen Standpunkt aus' hat Gott eine Form (Sakaari), und vom , wahren Standpunkt aus' ist Gott formlos (Nirakari). Fragender: Wohin gehen wir, um diese Sprache zu lernen, die jenseits dieser Welt (Alaulik) ist? Dadashri: Du lernst sie genau hier! Dein Name ist Chandubhai, und er war bereits Chandubhai, als du ein Kind warst. Und ist er nicht immer noch Chandubhai, nachdem du geheiratet hast? Fragender: Ja. Dadashri: Wessen Ehemann bist du dann geworden? Worauf beruhend? Warst du vorher ein Ehemann? Fragender: Nein, vorher nicht. Dadashri: Aber bist du nicht ein und derselbe? Das ist genau, was ich sage: Wenn du ein Nimit' (eine Person, die bei einem Ereignis instrumentell ist) triffst, dann wirst du aufgrund dieser Beziehung als Ehemann bezeichnet. Das ist relative Sprache. Wegen dieser Beziehung wird Gott zu einem mit einer Form (Sakaar). Ohne Beziehung hingegen ist Gott formlos (Nirakari). Wenn du also den formlosen Gott verehren willst, und wenn du den Formlosen kennen willst, dann solltest du zu einem Gott gehen, der eine Form hat. Der formlose Gott ist fur die Augen nicht sichtbar, und du wirst nicht in der Lage sein, ihn mit deinem Intellekt (Buddhi) zu verstehen. Es gibt keine Art, das Formlose verstehen zu konnen, aber du solltest zu einem Gott gehen, der eine Form hat, in dem der formlose Gott manifestiert ist. Wen kannst du hier unter den Menschen als Gott in menschlicher Form betrachten? Den Gnani Purush! In wessen menschlicher Form hat sich das Makellose und das
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________________ Aptavani-8 Formlose manifestiert? Man nennt ihn den manifestierten Gott (Sakaar Bhagwan)! Fragender: Aber wenn ich mir die Form des Selbst (Atma) vorstellen mochte, wie sollte ich sie mir vorstellen? Dadashri: Du musst dir seine Form nicht vorstellen. Stattdessen musst du nur bei einem Gott sitzen, der Form und Gestalt hat (der, in dem Gott sich manifestiert hat). Der Gott mit einer Form ist an sich die Form des Selbst (Atma)! Der Atmagnanie, der einen Korper hat, wird als ein Gott mit Form (Sakaari Bhagwan) bezeichnet. So solltest du dir das vorstellen. Und damit verehrst du seinen ganzen Tempel (seinen Korper, in dem Gott sich manifestiert hat). Ansonsten hat das Selbst (Atma) keinerlei Form. Du musst seine formlose Natur mithilfe des Gnani Purush entdecken! Danach wirst du seine Natur begreifen, und es wird , passen' (Sinn machen), sodass du es niemals vergessen wirst. Das Selbst (Atma) also hat keine Form, es ist formlos. Nichtsdestotrotz, wie ist das Selbst von Natur aus? In welchem Korper es sich auch befindet, es wird dessen Form annehmen. Es hat die Form des Korpers, den es bewohnt. Aber dort im Reich der befreiten Seelen (Siddha Gati), auf der letzten Station seiner Form, ist sie um ein Drittel reduziert. Daher bleiben nur zwei Drittel seiner Form aus dem letzten Leben vor der Befreiung (Charam Deha). Der Korper, der aus dem ,funften Ara' (der gegenwartigen Ara des Zeitzyklus) kommt, ist also erheblich anders geartet als ein Korper, der aus dem dritten Ara' (eine weitere Ara) stammt. Die Grosse dort ist anders als die Grosse in dieser Zeit. Aber die Form, die im Reich der befreiten Seelen (Siddha Gati) ankommt, wird dem letzten Korper (Charam Sharira) entsprechen, durch den die endgultige Befreiung (Moksha) erlangt wurde. Das Selbst jedoch ist formlos (Nirakar)! Fragender: Gibt es dort so etwas wie einen Schatten? Was ist dort druben? Dadashri: Nein, dort druben gibt es so etwas wie Schatten nicht. So etwas gibt es da draussen nicht. Ein Schatten ist Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). 8 Derjenige mit vollem Wissen des Selbst (Atma)
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________________ Aptavani-8 19 Fragender: Wenn wir unsere Hand in der Luft bewegen und nichts ergreifen, und wenn wir das Gleiche in der endgultigen Befreiung (Moksha) tun, wurden wir an etwas anstossen? Dadashri: Nein. Wenn du deine Hand so umherbewegst, wurdest du nichts mit deiner Hand ergreifen. Selbst wenn du eine brennende Fackel durchziehst, wird sie das Selbst (Atma) nicht verbrennen. Und wenn du deine Hand durch es hindurchbewegst, beruhrt das Selbst (Atma) deine Hand nicht. So ist das Selbst. Wenn du Eis uber das Selbst (Atma) reiben wurdest, wurde es nicht kalt werden, und wenn du ein Schwert durch es ziehst, wird es nicht geschnitten. Fragender: Sollte es nicht auch dann irgendeine Form haben? Dadashri: Es ist eine formlose Form (Nirakari Aakaar), eine makellose, formlose Form (Niranjan Nirakari-Aakaar). Seine Form ist nicht, wie du es dir vorstellst. Es hat seine eigene naturliche Form. Wo im Korper ist die Seele nicht prasent? Fragender: Das Selbst (Atma) erscheint nicht auf einem Rontgenbild, noch kann es in einem Foto oder auf andere Weise eingefangen werden. Dadashri: Ja, das Selbst ist ausserst subtil (Sookshma), deshalb ist es nicht greifbar. Es kann nicht mit einer Kamera eingefangen werden, noch ist es fur die Augen sichtbar. Man kann es noch nicht einmal durch ein Mikroskop sehen, durch ein Fernglas oder ein anderes Gerat. Man kann es mit nichts sehen, so subtil ist es. Fragender: Also frage ich mich, wo das Selbst (Atma) sein konnte. Dadashri: Auch wenn es von Flammen umgeben ware, wurden die Flammen es nicht beruhren. So subtil ist es. Fragender: Aber wo im Korper befindet es sich? Dadashri: Die Frage ist, wo im Korper sich das Selbst (Atma) nicht befindet. Das Selbst (Atma) ist nicht in den Haaren und in den Nageln. Es ist nicht in dem Teil der Nagel,
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________________ 20 Aptavani-8 die wir abschneiden. Uberall sonst im Korper ist das Selbst (Atma). Frag also nicht, wo im Korper das Selbst (Atma) ist, sondern du musst fragen, wo im Korper das Selbst nicht ist. Es gibt kein Selbst in dem Teil der Haare, die wir abschneiden. Wenn jemand dein Haar abschneidet, wahrend du schlafst, wirst du das nicht merken, weil es dort kein Selbst (Atma) gibt. Aber an den Stellen, wo das Selbst (Atma) ist, wurdest du den Stich einer Nadel sofort spuren. Fragender: Ist das Selbst (Atma) - generell gesehen nicht im Gehirn? Und spurt man den Nadelstich nicht aufgrund der Nerven? Dadashri: Nein, das Selbst (Atma) befindet sich im gesamten Korper. Im Kopf ist nur das Gehirn, welches eine Maschine ist. Es ist ein Werkzeug, das die internen Informationen zur Verfugung stellt. Das Selbst (Atma) ist uberall im Korper vorhanden. Wenn dich ein Dorn leicht am Fuss pikst, wurdest du es nicht sofort spuren? Was du also siehst, ist tatsachlich ein, Foto' (ein Bild) des Selbst (Atma). Die einzige Sache ist, dass es mit Schichten bedeckt ist. Ansonsten ist es das gleiche, Foto'. Das Foto des Selbst (Atma) an sich bleibt das gleiche. Du weisst somit, dass das Selbst in dem Korperteil prasent ist, in den du eine Nadel stichst, und du spurst das. Wurdest du es nicht auch spuren, wenn jemand dich in der Nacht mit einer Nadel stechen wurde? Wenn du irgendwo im Korper durch einen Nadelstich Schmerz spurst, ist es das Selbst (Atma), welches das weiss. Andernfalls, wenn das Selbst (Atma) weggegangen ist, wurde Chandubhai kein Wort aussern oder zusammenzucken, ganz egal, wie oft man seinen Korper mit einer Nadel stechen wurde. Fragender: Konnte man sagen, dass das Selbst (Atma) den Schmerz spurt? Dadashri: Das Selbst (Atma) kann niemals Schmerz spuren. Wenn du eine brennende Flamme auf Eis legst, wird sie das Eis verbrennen? Fragender: Es tut nicht weh, wenn wir unser Haar schneiden. Bedeutet das also, dass dort kein Selbst (Atma) ist?
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________________ Aptavani-8 Dadashri: Nein, dort ist es nicht. Fragender: Also ist dort das Selbst, wo wir Schmerz spuren? Dadashri: Ja, dort ist das Selbst (Atma). Fragender: Wenn es also von Schmerz und Freude beeintrachtigt wird, wird es dann nicht weltlich (Sansari)? Dadashri: Nein. Das Selbst (Atma) wird nicht weltlich (Sansari). Es bleibt in seinem ursprunglichen Zustand. Es ist das [relative] selbst, das du begreifst, welches weltlich geworden ist. Was du fur das [wirkliche] Selbst (Atma) haltst, ist das, was weltlich (Sansari) geworden ist, und es ist dieses relative selbst, das mechanisch ist. Es funktioniert so lange, wie du Benzin (Treibstoff) hineinfullst, andernfalls bleibt es stehen. Wenn du deine Nase zuhalten wurdest, wurde die Maschine innerhalb einer halben Stunde bis Stunde stoppen. Deshalb glauben die Leute, dass das mechanische selbst das Selbst (Atma) sei. Sie haben das wirkliche Selbst (Atma) nie gesehen, noch haben sie je vom wirklichen Selbst (Atma) gehort. Also versuchen sie, das mechanische selbst still (Sthir) werden zu lassen. Aber das Mechanische kann niemals still gemacht werden. Es ist also kein Selbst (Atma) in dem Haar, das wir abschneiden, und in dem Teil des Nagels, den wir abtrennen. Wenn du deinen Nagel abschneidest, ist dort, wo es wehtut, das Selbst (Atma). Ausserdem ist das Selbst (Atma) uberall im gesamten Korper prasent. Fragender: Aber in den Yogaschriften heisst es, das Selbst (Atma) sei in der Offnung am hochsten Punkt des Kopfes (Brahmarandhra) Dadashri: Das ist alles in Ordnung fur die Yogaschriften. Mochtest du die Wahrheit wissen? Mochtest du uber das, was weltlich (Laukik) ist, Bescheid wissen, oder uber das, was nicht von dieser Welt ist (Alaukik)? Es gibt zwei Arten von Wissen: eines, das in der Welt funktioniert, und das andere ist das Wissen der Wirklichkeit (Vaastavik). Mochtest du das Wirkliche kennen oder das Weltliche? Fragender: Ich mochte beides kennen.
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________________ Aptavani-8 Dadashri: Wenn du das weltliche (Laukik) Wissen kennen mochtest, dann ist das Selbst (Atma) im Herzen lokalisiert. Und wenn du das wirkliche (Alaukik) Wissen kennen mochtest, dann ist das Selbst (Atma) uberall im Korper vorzufinden. Wenn du das Weltliche (Laukik) wissen mochtest, dann wurde diese Welt von Gott erschaffen. Und wenn du das Wirkliche (Alaukik) wissen mochtest, dann hat Gott diese Welt nicht erschaffen. Fragender: Es wird auch gesagt, dass das Selbst im Herzen die Grosse eines Daumens hat. Dadashri: Nein. In solchen Vorstellungen ist keinerlei Substanz. Glauben versus Tatsache Fragender: Aber in den Upanischaden gibt es eine Aussage: ,, Angushtha Matra Pranam. - Wenn du das Bild des Selbst (Atma) in deinem Herzen sehen mochtest, meditiere, damit du es wie in der Grosse deines Daumens sehen kannst." Dadashri: Das ist keine wissenschaftliche Aussage. Wenn sie wissenschaftlich ware, wurde ich damit weitermachen. Das ist einfach eine Methode, um einen Menschen, der sich auf einer bestimmten spirituellen Ebene befindet, still und stabil werden zu lassen. Es ist nicht ganzlich falsch, wie kann man behaupten, es sei falsch? Wenn etwas einen Menschen beruhigen kann, kann man nicht sagen, es sei falsch! Im Herzen ist also der grobstoffliche Verstand (Shtool Mun) lokalisiert, und von da aus entwickelt er sich weiter. Wenn du das beherzigst, kannst du weitere Fortschritte machen. Und was halt dich davon ab, weiter voranzukommen? Der Intellekt (Buddhi) erlaubt dir nicht, Fortschritte zu machen, aber was du im Herzen tragst, wird dich weiterkommen lassen. Wenn du zur endgultigen Befreiung (Moksha) gelangen mochtest, dann kannst du das mithilfe deines Herzens tun. Dein Herz wird also benotigt. Der Intellekt wird nicht ausreichen. Sie haben mit der Aussage, das Selbst (Atma) habe die Grosse des Daumens, nur erreicht, den Menschen Angst zu machen. Das Selbst (Atma) steht in Beziehung zum 9 Teil der Veda genannten indischen Heiligen Schriften
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________________ Aptavani-8 23 Korper. Das gesamte Selbst (Atma) ist proportional zum Korper, und alles Karma haftet daran und sitzt fest. Und wie funktioniert das? Klebt das Harz nicht an den Zweigen der Baume? Genauso klebt alles Karma uberall am Selbst (Atma). An unendlichen Stellen (Pradesh) ist unendliches Karma angeklebt. Welche Stelle auch immer frei von Karma wird, dort wird sich das Wissen jener speziellen Stelle zeigen. Wenn sich die Stelle (Pradesh) des gesamten medizinischen Wissens offnet, dann wirst du medizinisches Wissen erwerben, wahrend andere juristisches Wissen erwerben. Je nachdem, welche Stelle sich fur jemanden offnet, das Wissen dieser speziellen Stelle (Pradesh) wird sich zeigen. Nun, das Selbst (Atma) ist vollstandig. Nur wenn eine Person ein Korperglied verliert oder irgendein Organ, wir das Selbst um so viel verkleinert. Der Verstand hingegen befindet sich im Herzen, welches der grobstoffliche (Shtool) Sitz des Verstandes ist. Der Verstand befindet sich im Herzen. Nun, der Sitz des subtilen Verstandes (Sookshma Mun) ist hier an der Stirn, sechs Zentimeter (zweieinhalb Zoll) nach innen. Und der grobstoffliche Verstand (Shtool Mun) befindet sich im Herzen. Die Seele dehnt sich aus und zieht sich zusammen, entsprechend dem Behaltnis Fragender: Kann das Selbst (Atma) uberhaupt zerschnitten werden? Dadashri: Man kann das Selbst (Atma) nicht schneiden, zerteilen, oder ihm irgendetwas antun. Fragender: Was, wenn meine Hand hier abgeschnitten wird? Dadashri: Das Selbst (Atma) wird um so viel kleiner werden. Die naturliche Eigenschaft des Selbst ist, sich auszudehnen und zusammenzuziehen, allerdings nur in seinem Zustand des weltlichen Lebens (Sansar). Aber das ist im Zustand der vollstandigen Befreiung (Siddha) nicht der Fall. Im weltlichen Zustand (Sansar) kann es sich sowohl ausdehnen als auch zusammenziehen. Auch in der Ameise ist das Selbst (Atma) vollstandig. Und auch in einem Elefanten ist nur ein vollstandiges Selbst (Atma). Aber in Letzterem ist es ausgedehnt. Wenn ein Arm oder ein Bein abgetrennt
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________________ 24 Aptavani-8 wird, zieht sich das Selbst (Atma) zusammen, und auch dann zieht es sich nur zusammen, wenn ein bestimmter Teil entfernt wird. Danach zieht es sich nicht weiter zusammen! Fragender: Gerade so, wie es uberall im menschlichen Korper ist, ist es dasselbe im Korper einer Ameise oder in dem eines Elefanten? Dadashri: Ja, das Selbst (Atma) ist im gesamten Korper. Das ist so, weil das Selbst ein Behaltnis (Bhaajan) von Kontraktion und Expansion ist. Das Selbst (Atma) wird sich entsprechend der Grosse des Gefasses ausdehnen. Wenn das Gefass klein ist, wird das Selbst sich zusammenziehen, um hineinzupassen. Fragender: Wenn es hier den Korper verlasst, sagt man, dass ein Ende des Selbst hier ist, wahrend das andere irgendwo in Punjab lo sein kann. Wie funktioniert das? Kannst du das erklaren? Dadashri: Das Selbst ist ein Behaltnis von Expansion und Kontraktion, also kann es sich so weit ausdehnen, wie es mochte. Es muss also da hingehen, wo es karmische Bindungen (Roonanubandha) hat, nicht wahr? Meinst du, dass es den ganzen Weg dorthin laufen wird? Es hat keine Beine und keinen grobstofflichen (Sthool) Korper! Fragender: Kann es also an zwei Orten gleichzeitig leben? Dadashri: Ja. Es kann sich so weit strecken, wie es zu gehen hat. Wenn es also beginnt, in den neuen Korper dort hineinzugehen, verlasst es gleichzeitig den Korper hier. Genau wie eine Schlange ihren Bau verlasst: ein Teil von ihr ist draussen und ein anderer Teil ist im Inneren. Es ist so ahnlich! Fragender: Aber auch, wenn sie den Korper schneiden oder zerteilen, man kann das Selbst trotzdem nicht sehen. Dadashri: Das Selbst (Atma) ist nicht etwas, das man sehen kann! Aber geht es nicht fort, wenn der Korper aufgeschnitten wird? Wenn ein Mensch stirbt, wer ist es, der geht? 10 Provinz nordlich von Rajasthan
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________________ Aptavani-8 25 Fragender: Das Selbst geht. Dadashri: Ja, es geht fort, und dennoch kannst du es nicht sehen. Aber es ist garantiert da. Es ist ein Licht, es besteht in Form eines Lichts. All das ist sein Licht! Wenn es nicht da ware, dann wurde alles enden. Hast du einen Korper gesehen, nachdem das Selbst (Atma) ihn verlassen hat? Hast du gesehen, wie der Todesprozess (Nanami) ablauft? Hat der Korper immer noch Licht in sich? Fragender: Nein. Dadashri: Dann hat das Selbst den Korper verlassen. Das Selbst (Atma) an sich ist also in Form von Licht. Tritt die Seele nach dem Tod wieder in den gleichen Korper ein? Fragender: Wenn das Herz aufhort zu schlagen, sagen wir, dass der Mensch tot ist. Dadashri: Und auch die Arzte sagen: ,,Der Mann ist tot." Solange das Herz schlagt, gibt es einen Puls. Und wenn da kein Puls ist, wissen die Arzte, dass Menschen ohne Puls nicht leben konnen, und dann sagen sie uns: ,,Er ist tot." Fragender: Ich habe von bestimmten Fallen gelesen, wo Menschen, die gestorben waren, ins Leben zuruckgekommen sind. Wie konnen wir uns das erklaren? Ist die lebendige Seele (Jiva) wieder in den Korper zuruckgekehrt? Oder ist das Selbst (Atma) wieder in den Korper eingetreten? Dadashri: Du hast recht, es gibt Ausnahmen, wo der Puls zuruckkommt. Was denken die Arzte dann? Sie denken, dass das Lebewesen (Jiva) zuruckgekehrt ist. Aber das geschieht nur unter bestimmten Umstanden. Das geschieht, wenn die Seele (Jiva) zum hochsten Punkt des Kopfes, dem Scheitel, aufsteigt. Es spielt keine Rolle, ob das Herz stehen bleibt, lediglich die Seele (Jiva) ist ganz hinauf an die hochste Stelle des Kopfes aufgestiegen. Wenn sie also wieder herunterkommt, beginnt das Herz, wieder zu schlagen. Das kommt vor. Dann sind sogar die Arzte fassungslos. Aber die Seele (Jiva), die wieder erscheint, ist keine neue Seele (Jiva). Die Seele (Jiva) kommt nicht wieder in den Korper hinein, und es betritt auch kein neues Selbst (Atma) den
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________________ 26 Aptavani-8 Korper. Es ist das gleiche Selbst (Atma), das den Korper nicht vollig verlassen hat. Es ist in den Teil oberhalb des Herzens hinaufgestiegen. Hier, am hochsten Punkt des Kopfes, ist das ,Brahmarandhra', der als die Krone des Kopfes bekannt ist, und dorthin steigt es auf. Wenn also die Seele (Jiva) noch im Korper verbleibt, dann ist es moglich, dass das passiert. Manchmal passiert das, nicht sehr haufig, aber es gibt Ausnahmen. Wenn jemand von einer Schlange gebissen wird, oder wenn jemand plotzlich ins Wasser fallt, dann wird die Seele (Jiva) zum Scheitel (Brahmarandhra) aufsteigen. Dann wird es schwierig, sie wieder zuruck nach unten zu bringen. In diesem Zeitalter weiss man nicht, wie man sie wieder hinunterbringt. Wenn sie auf naturliche Weise von allein herunterkommt, dann ist es in Ordnung, und man konnte meinen, dass die Seele (Jiva) in den Leichnam zuruckgekehrt ist. Normalerweise wurde das jedoch nicht passieren. Was ist Tod? Was geschieht nach dem Tod? Fragender: Was ist Tod? Dadashri: Mit dem Tod hat es folgende Bewandtnis: Angenommen, ein Hemd wird genaht, dann wurde das bedeuten, dass das Hemd geboren ist. Wenn es einmal geboren ist, dann ist es unausweichlich, dass es sterben wird! Alles, was geboren ist, muss sterben. Und das Selbst (Atma) ist ohne Geburt und ohne Tod (Ajanma Amar), es stirbt niemals. Was geboren ist, wird eines Tages sterben, und weil es den Tod gibt, wird es geboren werden. Darum sind Geburt und Tod miteinander verbunden. Wo eine Geburt ist, muss es zwangslaufig den Tod geben! Fragender: Aber was ist Tod tatsachlich? Dadashri: Wohin gehst du, wenn du nachts schlafst? Und woher kommst du am Morgen? Fragender: Das weiss ich nicht. Dadashri: So sind Geburt und Tod. In der Zeit dazwischen schlafst du, und wenn du geboren wirst, wachst du auf. Von dem Zeitpunkt, wo du stirbst, bis zu dem Zeitpunkt, wo du geboren wirst, schlafst du. ,DU' (das Selbst) bist ewig. Deshalb geschehen Geburt und
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________________ Aptavani-8 27 Tod nicht Dir! Geburt und Tod geschehen aufgrund von Umstanden (Avastha). Es mag nur ein Mensch sein, aber hat er nicht drei Lebensumstande (Avastha)? Hat er nicht den Lebensumstand der Kindheit, den Lebensumstand der Jugend und den Lebensumstand des hohen Alters? Das sind alles Lebensumstande, aber ist,man' (das Selbst) nicht in allen dreien derselbe? Das sind die Situationen (Avastha) des Korpers. Geburt und Tod geschehen dem Korper, es sind nicht Geburt und Tod des Selbst (Atma). Das Selbst (Atma) hat weder Geburt noch Tod. Dein eigenes Selbst hat weder Geburt noch Tod. Fragender: Warum also tritt der Tod ein? Dadashri: Was geschieht, ist Folgendes: Wenn man geboren wird, gibt es den Verstand, die Sprache und den Korper. Diese drei,Batterien' kommen im Mutterleib zur Wirkung. Sobald also die Wirkung zu Ende geht, endet dein Konto mit diesen, Batterien'. Aber bis das geschieht, bleiben die Batterien bestehen. Wenn sie vollig zum Ende gekommen sind, dann nennt man das Tod. Aber wahrend sich die alten Batterien entladen, werden im Inneren neue Batterien fur das nachste Leben aufgeladen. Das geschieht aufgrund der eigenen falschen Uberzeugung, und so entstehen Ursachen. Solange die falsche Uberzeugung existiert, wird es Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) geben, und es ergeben sich Ursachen. Und wenn sich die falsche Uberzeugung verandert und die richtige Uberzeugung eingeflosst wird, werden Anhaftung, Abscheu und Ursachen nicht mehr auftreten. Fragender: Wohin geht das Selbst (Atma), wenn der Korper stirbt? Dadashri: Es ist so, dass das Selbst (Atma) ewig ist, es ist permanent, es besteht fur immer. Es muss nirgendwohin kommen oder irgendwohin gehen. Und wenn der Korper stirbt, hat das Selbst (Atma) keine Wahl, wo es hingeht. Auch das unterliegt der Kontrolle der sich bedingenden Umstande (Vyavasthit Shakti). Wohin auch die Umstande es bringen, es muss dorthin gehen. Das einzig Permanente bei all dem ist das Selbst (Atma). Alles andere ist vorubergehend. Verstand, Intellekt, Chit11 und Ego sind allesamt verganglich. Und das 11 Chit: subtiles, inneres Instrument von Aufmerksamkeit, Wissen und Sehen
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________________ 28 Aptavani-8 Selbst (Atma) ist derart, dass es von diesem Korper vollig getrennt ist. Genauso, wie dieser Stoff und mein Korper voneinander getrennt sind, nicht wahr? Genauso sind der Korper und das Selbst (Atma) voneinander getrennt: ganz und gar getrennt. So viele Anpassungen der Natur Fragender: Zum Zeitpunkt des Todes, beim Verlassen des einen Korpers und ehe ein anderer Korper betreten wird, wo, fur wie lange und wie existiert sie? Wie lange braucht die Seele (Jiva), um in einen neuen Korper einzutreten? Dadashri: Sie braucht fast keine Zeit (Samaya). Sie ist hier im Korper, wahrend sie diesen Korper verlasst, und sie ist bereits dort im Mutterleib (Yoni) prasent. Wenn der Sterbende hier in Baroda ist und die Gebarmutter in Delhi, dann ist sie dort in jenem Mutterleib (Yoni), und sie ist ebenso hier im Korper. Dabei gibt es keine Zeitverzogerung. Sie kann nicht einmal fur einen Augenblick ohne einen Korper sein. Fragender: Wie lange braucht sie also, einen Korper zu verlassen und einen anderen Korper zu ubernehmen? Dadashri: Uberhaupt keine Zeit. Sie ist ebenso hier. Auch wahrend sie noch den Korper verlasst, ist sie bereits dort in der Gebarmutter (Yoni). Das ist so, weil Timing12 daran beteiligt ist, wenn Sperma und Ei sich vereinen. Wenn es Zeit ist, den Korper zu verlassen, geschieht zuerst dort druben die Vereinigung, und wenn dort alles vereinigt ist, geht sie [hier] weg. Wenn nicht, wurde sie nicht von hier weggehen, denn wenn sie gegangen ware, wovon wurde sie sich dort ernahren? Sie ist vielleicht dorthin in die Gebarmutter gegangen, aber wie wird sie sich dort versorgen? Es gibt dort nur das Sperma des Vaters und die Eizelle der Mutter, welche sie in dem Moment, wo sie ankommt, aus Hunger verzehrt. Sobald sie gegessen' hat, entwickelt sie sich zu einem Embryo. Sind das nicht alles sich bedingende Umstande? Sie braucht also nicht lange, um von hier wegzugehen. Wenn nun dort druben die Zeit fur sie noch nicht reif ist, 12 Engl.: Zeitsteuerung, zeitliche Abfolge
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________________ Aptavani-8 29 wird sich das Sterben hinziehen, stohnend vor Leiden. Vielleicht sagt man: ,,Warum gehst du nicht? Beeil dich und geh!" Und sie (die Seele) wurde antworten: ,,Nein, sie sind da druben noch nicht bereit fur mich!" Stohnen sie nicht im letzten Moment? Sobald die Anpassungen dort druben vorgenommen worden sind, beginnt sie, von hier wegzugehen. Und wenn sie einmal von hier weggeht, lauft dort druben alles planmassig. Die Bilanz des gegenwartigen Lebens bestimmt die nachste Lebensform Fragender: Beruht die nachste Geburt auf den Wunschen (Vaasna) aus diesem Leben, (die man hat] bevor man stirbt? Dadashri: Ja, entsprechend den Wunschen (Vaasna). Sagt man nicht, bevor ein Mensch starb, hatte er diesen und jenen Wunsch (Vaasna)? Aber dieser Wunsch (Vaasna) ist nicht etwas vollig neu von ihm Erschaffenes. Das ist eine Bilanz seines ganzen Lebens. Die Bilanz von jeglichem Karma, das du wahrend des Lebens erschaffen hast, wird wahrend der letzten Stunde deines Todes aufgezeichnet. Und es ist diese Bilanz, die den nachsten Daseinszustand (Gati) bestimmt. Fragender: Nach dem Tod wird nicht jeder wieder als Mensch geboren. Manche werden Hunde oder Kuhe. Dadashri: Ja, dahinter stehen die sich bedingenden Umstande, viele wissenschaftliche Ursachen kommen zusammen. Niemand ist darin ein Handelnder. Weder Gott hat das getan, noch hast du etwas davon getan. Du glaubst nur: ,,Ich habe das gemacht", und das erzeugt das nachste Leben. Wenn diese Uberzeugung von dir zerbricht, wenn die falsche Uberzeugung und das Bewusstsein von ,,Ich bin der Handelnde" zerstort sind, und du das Selbst realisierst, dann bist Du wirklich nicht der Handelnde. Fragender: Aber mussen wir dies alles hinter uns lassen und in den Himalaya gehen, um dies zu realisieren? Dadashri: Nein, du musst nicht in den Himalaya gehen. Wir (Dadashri, der Gnani Purush) konnen dich das Selbst innerhalb einer Stunde realisieren lassen. Du musst kein
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________________ 30 Aptavani-8 Asket (Bava) werden und in den Himalaya gehen. He, hier kannst du einfach essen, trinken und das Leben geniessen, und gleichzeitig das Selbst realisieren. Fragender: Aber heisst es nicht, dass das Selbst (Atma) jedes Mal einen menschlichen Korper annimmt? Dadashri: Nein, nein, nein. Das haben die Leute gesagt, dass es von einem menschlichen Korper nur in einen menschlichen Korper geht. Das war eine Art von Trost, dass, genauso wie Weizen Weizen hervorbringt, ein Mensch einen Menschen hervorbringt. Also denken die Leute, dass alles prima lauft, und alles gut ist, da sie sowieso ein Mensch sein werden! Warum also nicht so viele Bestechungsgelder annehmen wie nur moglich, und so viel stehlen, wie man kann? Aber so ist das nicht. Hier gibt es eine Regel: Derjenige, der etwas an sich nimmt, das nicht rechtmassig seins ist, wird von einem Zweibeiner (menschliche Lebensform) zu einem Vierbeiner (tierische Lebensform). Aber selbst das geht nicht fur immer So weiter. Allerlangstens wird das fur etwa zweihundert Jahre so sein, vielleicht wenigstens sieben oder acht Leben in tierischer Lebensform, und der allerkurzeste Zeitraum in der tierischen Lebensform wird funf Minuten sein, bevor man in die menschliche Gestalt zuruckkehrt. Es gibt einige Lebewesen (Jivas), die in nur einer Minute durch siebzehn Leben gehen konnen. Es gibt also auch solche Lebewesen. Nur weil sie zur tierischen Lebensform gehen, bedeutet das nicht, dass sie alle fur einige hundert Jahre dahin gehen. Fragender: Die lebenden Wesen (Jivas aus der menschlichen Lebensform nehmen ihren Kausalkorper (Karan Sharira) mit sich, zusammen mit Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Kashays). Aber was bringen die Lebewesen aus einer niedrigeren Lebensform mit? Dadashri: Sie gehen dorthin, um die Last zu erleichtern. Welche Last auch immer angesammelt wurde, welche Schuld auch aufgeladen wurde, sie mussen dorthin gehen, um die Schuld abzubezahlen. Und wenn du ein Guthaben angesammelt hast, dann musst du gehen und das einlosen. Wenn dir ein Guthaben entstanden ist, musst du in das himmlische Reich (Deva Gati) gehen, oder aber du musst
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________________ Aptavani-8 31 in menschlicher Gestalt bleiben und wie ein Konig leben. Und wenn du dir Schulden zugezogen hast, musst du das abbezahlen, indem du zu einem Ochsen wirst. Das wird mit einem Leben als Buffel oder als Hund abbezahlt werden mussen. Vielen wird es nicht moglich sein, diese Schulden in nur einem Leben abzubezahlen, sodass sie, wenn das Leben als ein Hund endet, sie das Leben eines Esels annehmen, weil noch Schulden offen sind. Wenn dann immer noch Schulden ubrig sind, dann erhalten sie vielleicht die Wiedergeburt (Avatar) eines Fuchses. Aber es gibt nur acht von diesen Leben (Avatar). Es gibt kein neuntes Leben. Die Schulden werden in acht Leben abbezahlt, bevor man in die menschliche Gestalt zuruckkehrt. Wenn hier ein Mensch stirbt, gibt es fur gewohnlich vier oder funf unvoreingenommene Menschen, die ihn wegtragen. Hor, wie sie reden. Die, die voreingenommen sind, sprich: seine Familie, und auch seine Feinde, wurden als voreingenommen gelten. Seine Feinde wurden Negatives uber ihn sagen, wahrend seine Familie positiv uber ihn sprechen wird. Und der Unvoreingenommene wird so etwas sagen wie:,,Dieser liebe Mann war wie ein himmlisches Wesen (Deva)." Das an sich wurde fur seine nachste Lebensform (Gati) sprechen. Und einige Leute werden sagen: ,,Meine Gute, der Mann war wie ein Monster!" Welche Meinungen sich auch die Leute uber ihn in diesem Leben bilden, sie sind ein Zeichen dafur, auf welches Lebensreich (Gati) er zusteuert. Befreiung (Moksha) wird von denjenigen benotigt, die ... Fragender: Wenn ein Mensch stirbt, erhalt er sofort einen anderen Korper. Warum versuchen die Menschen dann, endgultige Befreiung (Moksha) zu erlangen? Dadashri: Diejenigen, die Sorgen im weltlichen Leben (Sansar) haben, die Sorgen nicht mogen, die Sorgen nicht ertragen konnen, sind diejenigen, die Befreiung (Moksha) brauchen. Und diejenigen, die diese Sorgen mogen, brauchen uberhaupt keine Befreiung! Also braucht nicht jeder Befreiung. Die meisten Auslander (Menschen ausserhalb Indiens) konnen Sorgen ertragen, also haben
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________________ 32 Aptavani-8 sie kein Bedurfnis nach Befreiung. Selbst hier gibt es Menschen, die Sorgen aushalten konnen, also brauchen sie auch keine Befreiung. Ansonsten sind es diejenigen, die Sorgen nicht aushalten konnen und die diesem weltlichen Leben (Sansar) entkommen wollen, die Befreiung (Moksha) brauchen. Dies sind die Gesetze der Natur Fragender: Hat jedes Lebewesen (Jiva) ein Leben nach dem Tod? Dadashri: Jedes Lebewesen (Jiva) hat nach dem Tod ein Leben. Nur bestimmte Lebewesen, die ein Gnani Purush sind, und die beim Tun (Pravrutti) der Nichthandelnde (Nivrut) sind, haben Befreiung! Fragender: Gibt es nach der Befreiung eine Wiedergeburt? Dadashri: Nein. Nach der Befreiung gibt es keine Geburt. Fragender: Und nach dem Tod? Dadashri: Nach dem Tod gibt es definitiv fur jedes Lebewesen (Jiva) eine Wiedergeburt. Fragender: Wird nach dem Tod die gleiche Seele (Jiva) geboren, oder ist es eine andere Seele (Jiva), die geboren wird? Dadashri: Die gleiche Seele (Jiva) wird geboren. Fragender: Warum nimmt dann die Bevolkerung zu? Dadashri: Sie nimmt zu, und dann spater nimmt sie ab. Es ist eine Regel, dass die Bevolkerung zunimmt und abnimmt. Diese Welt ist derart, dass sie einfach weiter zunimmt und wieder abnimmt! Jetzt wird die Bevolkerungszahl wieder abnehmen. Fragender: Werden diese Lebewesen (Jiva) erneut leben? 13 Gnani Purush: Der voll Erwachte, der dieses Erwachen weitergeben kann.
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________________ Aptavani-8 33 Dadashri: Werden diese Lebewesen, nachdem sie gelebt haben, sterben? Sie sind alle in die tierische Form zuruckgegangen, an den gleichen Ort, von dem sie gekommen sind. Nach dem Tod geht das Selbst (Atma) desjenigen, der auf ein himmlisches Leben (Deva Gati) zusteuert, in das himmlische Reich, und derjenige, der auf das Reich der Holle (Nark Gati) zusteuert, reist in das Hollenreich. Manche gehen ins Tierreich (Janvar Gati), und wenn sie als Mensch wiedergeboren werden sollen, werden sie in das Reich der Menschen (Manyusha Gati) gehen. Und es gibt viele Seelen (Jiva), die als Resultat ihres sich entfaltenden Karmas eine Strafe erhalten, wobei sie fur zwei oder drei Jahre dazu verdammt sind, in einer korperlosen Gestalt umherzuwandern, als boser Geist (Pretayoni). Der Tod ist also genau, wie wenn man die Kleidung wechselt. Was immer korperlich ist, verschwindet, oder aber es wird zuruckgelassen, wahrend das Selbst (Atma) einen anderen Mutterleib (Yoni) erhalt. Fragender: Wie kann man beweisen, dass das Selbst (Atma) nach dem Tod woandershin geht? Gibt es irgendeinen Beweis? Dadashri: Fur die Reinkarnation (Punarjanma)! Fragender: Ja. Und ist es etwas, das ein Mensch glauben kann? Dadashri: Ja,,wir' (der Gnani Purush) werden es dir beweisen, sodass du glauben kannst, dass es so etwas wie Wiedergeburt (Punarjanma) gibt. Es ist ein ziemlich langer Beweis. Die Leute mussen zwangslaufig nach einem Beweis fragen, ob es Reinkarnation gibt, nicht wahr? Wie lange wird der Vorgang von Wiedergeburt dauern? Fragender: Wer wird wiedergeboren? Das Lebewesen (Jiva) oder das Selbst (Atma)? Dadashri: Nein, nein, niemand muss es,zulassen', es geschieht einfach. Diese ganze Welt ist ein ,,Es geschieht". Fragender: Ja, aber wer macht, dass es geschieht?
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________________ 34 Aptavani-8 Geschieht es durch das Lebewesen (Jiva) oder das Selbst (Atma)? Dadashri: Nein, das Selbst (Atma) hat damit nichts zu tun. Es geschieht alles dem Lebewesen (Jiva). Derjenige, der weltliches Vergnugen will, hat das Recht, in einen Mutterleib (Yoni) hineinzukommen. Und wer kein weltliches Vergnugen mochte, verliert das Recht, in einen Mutterleib hineinzukommen. Es ist so: Wenn du dir eine Zuckerfabrik anschaust, werden sie auf der einen Seite das Zuckerrohr kaufen, und auf der anderen Seite wirst du sehen, wie die Leute Zuckersacke im Lager stapeln. Weisst du, welche Schritte dazwischen liegen? Auf dieser Seite importieren sie das Zuckerrohr, und als Erstes wird das Zuckerrohr geschnitten, dann wird es zerquetscht. Es wird also in seinem ,zweiten Leben' (Avatar) zerquetscht. Von da aus geht es in sein ,drittes Leben' (Avatar), dann zu seinem , vierten Leben' und so weiter, bis es Zucker ist. Zucker kann nicht einfach in nur einem Vorgang produziert werden, oder in , einem Leben'. Alles durchlauft also mehrere Entwicklungsstadien, bis es seinen endgultigen Zustand erreicht. Das Selbst (Atma) ist ohnehin vollstandig entwickelt. Aber dieser aussere Teil, der Teil, der die Kleidung' ist, muss sich ebenfalls entwickeln. Die Menschen in anderen Landern sind weniger .entwickelt' (spirituell fortgeschritten), da sie Reinkarnation (Punarjanma) noch nicht verstehen. Wahrend diese (Menschen) hier entwickelt (spirituell fortgeschritten) sind, sodass - ob sie Reinkarnation nun verstehen oder nicht - dennoch der Glaube daran da ist. Selbst ein kleines Kind wird sagen, dass im nachsten Leben das-und-das passieren wird. Daher glaubst du dennoch an Reinkarnation. Ob du es verstehst oder nicht, ist eine andere Frage. Derselbe ,alte Trott', Leben fur Leben Fragender: Hangt das Leben eines jeden Menschen mit seinem vorhergehenden Leben (Purvajanma) zusammen? Dadashri: Jede Geburt an sich ist eine vorherige Geburt (Purvajanma). Somit beginnt die Verbindung jeder Geburt mit dem vorherigen Leben. Dad
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________________ Aptavani-8 Fragender: Aber was hat das vergangene Leben mit diesem Leben zu tun? Dadashri: Ach, fur das nachste Leben ist dieses Leben zu einem vorherigen Leben (Purvajanma) geworden. Die letzte Geburt (Avatar) ist das vorherige Leben (Purvajanma), und darum hast du dieses Leben. Und dieses Leben gilt als vergangenes Leben (Purvajanma) fur das nachste Leben (Avatar). Fragender: Ja, das ist wahr. Aber geschieht etwas im vergangenen Leben (Purvajanma), sodass es irgendeine Verbindung zu diesem Leben hat? Dadashri: Es ist voll mit Verbindungen! Die Samen wurden im vergangenen Leben gesat, und in diesem Leben spriessen sie. Gibt es nicht einen Unterschied zwischen einem Samen und der Kornahre (Doondoo)? Besteht da nicht eine Beziehung? Wenn du einen Hirsesamen aussast, ist es das fruhere Leben, und wenn er austreibt, ist es dieses Leben. Und wenn von dieser Pflanze ein Samenkorn herunterfallt, t es das vorangegangene Leben (Purvajanma), und der Keimling, der daraus austreibt, wird die neue Geburt sein. Hast du das verstanden oder nicht? Fragender: Ein Mann geht auf einer Strasse, und es sind viele Menschen auf derselben Strasse, aber eine Schlange beisst nur diesen bestimmten Mann. Ist Wiedergeburt (Punarjanma) die Ursache dafur? Dadashri: Ja, das ist genau, was ich dir zu erklaren versuche, dass es tatsachlich ein anderes Leben (Punarjanma) gibt. Deshalb beisst die Schlange dich. Wenn es kein nachfolgendes Leben gabe, hatte die Schlange dich nicht gebissen. Es gibt Wiedergeburt, und es ist dein Konto, das du abbezahlst. All dies sind einfach nur karmische Konten, die beglichen werden. Genau, wie die Konten in der Buchhaltung begeglichen werden, so werden all die konten von Karma beglichen. Und aufgrund der Entwicklung bist du in der Lage, diese Konten zu verstehen. Das ist der Grund, warum Menschen zu spuren beginnen: ,,Wir haben eine Wiedergeburt (Punarjanma)", und sie haben begonnen, daran zu glauben! Aber sie konnen nicht mit Sicherheit sagen, dass es Reinkarnation
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________________ 36 Aptavani-8 (Punarjanma) gibt. Niemand kann ihnen einen eindeutigen Beweis dafur geben, dass es sie gibt. Weil sie jedoch viele dieser Beispiele dafur gesehen haben, dass Reinkarnation tatsachlich existiert, hat sich das in ihrer Uberzeugung etabliert. Diese Dame wird sich fragen, warum die andere Dame mit so einer liebenswurdigen Schwiegermutter gesegnet ist, und warum sie so ungluckselig ist, die ihre bekommen zu haben! Man wird also allen moglichen unterschiedlichen Umstanden begegnen. Die Planung ist der Ursprung von Karma Fragender: Erhalt man die guten oder schlechten Resultate des Karmas in diesem Leben oder im nachsten? Dadashri: Das Karma, das gemacht wurde, besteht in Form eines Plans (Yojana). Genau, wie die Regierung Plane erstellt, wie etwa einen Damm am Fluss Narmada zu bauen. Nun, kann dieser Plan derzeit das Wasser daran hindern, hier zu fliessen? Das wird erst geschehen, wenn sich der Plan hier materialisiert hat und der Damm gebaut ist. Ansonsten wurde wahrend der Planung alles vollstandig entworfen, einschliesslich des Damms, aber er ist nur auf Papier! So entsteht alles Karma in Form eines Plans, was wir als Ursachen bezeichnen. Und dann, wenn eben diese Ursachen Gestalt annehmen, nennt man es Wirkung. Aber sie nehmen im nachsten Leben (Avatar, Geburt) Gestalt an, was bedeutet, dass du das Karma des vorherigen Lebens erlebst, und das Karma von diesem Leben wirst du im nachsten Leben erfahren. Aber dieses Karma ist in Form eines Plans, den du im nachsten Leben erleben wirst. Findest du nicht, dass genau jetzt, obwohl du es womoglich nicht mochtest, dennoch Karma geschieht? Fragender: Ja, das tut es. Dadashri: Warum ist das so? Das ist so, weil es bereits in Form eines Plans besteht. Und heute hat es sich materialisiert (ist zur Wirkung gekommen). Wenn du es tatsachlich heute tun wurdest, konntest du immer noch einige Anderungen anbringen. Findest du nicht, dass du keinerlei Anderungen vornehmen kannst? Begegnet dir das nicht?
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________________ Aptavani-8 37 Planung im letzten Leben, Wirkung in diesem Leben Fragender: Gibt es also so etwas wie Schicksal (Kismat)? Dadashri: Das, was Schicksal (Kismat) ist, ist eine Wirkung (Prarabdha). Der Vorrat, der aus dem letzten Leben mitgebracht wurde, wird heute verbraucht (entfaltet sich). Fragender: Wenn wir also im letzten Leben irgendwelche schlechten Taten (Paap) begangen hatten, wurden wir die Folgen davon in diesem Leben erleben, oder hatten wir bereits im letzten Leben damit zu tun gehabt? Dadashri: Nein. Die Resultate der im letzten Leben begangenen Verfehlungen (Paap) werden einzig in diesem Leben fallig. Es ist so, dass die Verfehlungen, die du im letzten Leben getan hast, als Plan vorkamen. Wenn man einen Damm am Narmada-Fluss bauen musste, was wurde als Erstes passieren? Wurde man nicht zuerst einen Plan zeichnen? So geschieht es (das Karma) zuerst als Plan (Ursache), und dann materialisiert er sich jetzt in diesem Leben (als Wirkung). Man fertigt einen Plan fur den Damm an, dann wird er auf Papier abgebildet. Und wenn zu dem Zeitpunkt der Plan an der Stelle, wo der Damm ist, reisst, wird das Wasser dann herausstromen? Nein, das wurde es nicht. Also kannst du an der Karte Anderungen vornehmen, aber spater ware dir das nicht mehr moglich. Wahrend des Planungsstadiums in deinem letzten Leben, hattest du Anderungen vornehmen konnen, aber wie kannst du jetzt irgendwelche Anderungen daran vornehmen? Daher werden alle Anderungen, die du in diesem Leben vornimmst, Veranderungen fur das nachste Leben sein. Wenn nicht, dann wird im nachsten Leben der Genehmigungsstempel entsprechend dem Schicksal (Vidhata) gegeben und versiegelt, und es kann nicht umgedreht werden. Fragender: Wenn die Planung im letzten Leben vorgenommen wurde, wann werde ich dann die Planung in diesem Leben vornehmen? Dadashri: Die innere Planung geht bei jeder einzelnen Geburt weiter, und ohne Planung kann nichts vorwartskommen. Fragender: Wenn all die Dinge in diesem Leben
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________________ 38 Aptavani-8 entsprechend der Planung aus dem Vorleben geschehen, wie kann ich dann die Planung fur mein nachstes Leben machen? Dadashri: Lass mich dir erklaren, wie das Planen geschieht. Wenn in diesem Leben keinerlei Planung erfolgt, dann wird sich endgultige Befreiung (Moksha) ereignen. Nun, Planen bedeutet, Karma aufzuladen. Wahrend das alte Karma entladen wird, wird innerlich ein neues Karma aufgeladen. Wie wird es aufgeladen? Wie geschieht das Planen? Jemand erzahlt dir vielleicht in diesem Moment: ,,Ich habe 20.000 Rupien fur eine Wohltatigkeitsorganisation gespendet." Und wenn du ihn fragst: ,,Chef (Sheth), du wurdest niemals irgendjemandem 20.000 Rupien geben, wie also hast du es geschafft, in diesem Fall zu spenden? Und er wurde antworten: ,,Der und der hat mich dazu gezwungen." Folglich ist seine Planung (die Ursache fur das nachste Leben) negativ, obwohl er 20.000 Rupien gegeben hat (seine karmische Wirkung aus dem letzten Leben). Wenn er das Geld in Bezug auf die Planung mit einer hoheren inneren Absicht (Bhaav) gegeben hatte, dann ware die Saat dementsprechend gesat worden, und er wurde (im nachsten Leben) eine grossere Belohnung ernten. Wenn nun ein Mensch irgendeine Art von Gewalt (Himsa) begeht und dann spurt, dass das, was er getan hat, falsch ist, und es wirklich bereut, dann geschieht die Planung dementsprechend. Auch wenn du eine Luge erzahlst, und in deinem Geist ist deine innere Intention (Bhaav), dass es etwas Falsches ist, dann wird die Planung entsprechend erfolgen. Nun gibt es nur eine Ursache fur Geburt und Tod, und das ist der Mangel an Gewahrsein davon, ,,wer Du bist", was die einzige Ursache ist. Im Jainismus heisst es, dass man aufgrund von Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) und durch Unwissenheit (Agnanta) gebunden wird. In der Vedanta-Philosophie heisst es hingegen, dass man aufgrund von Unreinheit (Mudd), Projektion durch Illusion (Vikpesh) und Unwissenheit des Selbst (Agnanta) gebunden wird. Beide stimmen bei Unwissenheit (Agnan) uberein. Ein Mensch wird daher durch die Unkenntnis des Selbst (Agnan) gebunden,
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________________ Aptavani-8 39 und er wird durch das Wissen des Selbst (Gnan) befreit. Wenn du dein eigenes Selbst verwirklichst, dann wirst du frei. ... und die Entscheidungen bleiben Ganz egal, wie viele falschlicherweise zugeschriebene Absichten (Aropit Bhaav) man hier vorgenommen hat, es sind allesamt weltliche Intentionen (Sansari Bhaav). Und wegen dieser weltlichen Intentionen (Sansari Bhaav) kommen andere ,Parlaments-Mitglieder' (Verstand, Intellekt, Chit und Ego) zusammen. Alle diese zusammengekommenen Mitglieder kommen gemeinsam zu einer Entscheidung, und der Wirkungs- (Karya) Korper wird geformt. Danach gehen Wirkung und Ursache, Ursache und Wirkung, Wirkung und Ursache ... unaufhorlich einfach immer weiter und weiter. Bewirkt dieser Name ,Chandubhai' etwas, oder nicht? Wenn jemand sagen wurde: ,,Dieser Chandubhai, der das Kino besitzt, ist ein schlechter Mensch!" - dann wird es eine Wirkung auf dich haben, nur, indem er das sagt. Hat dieser Korper Wirkung oder nicht? Auch diese Sprache hat Wirkung. Hat deine Sprache nicht Wirkung auf manche Menschen? Und auch der Verstand hat Wirkung. Wenn der Geist ruhelos wird, wird er dich nicht schlafen lassen. Um halb elf Uhr nachts macht man sich bereit zu schlafen. Jeder sagt: ,,Chandubhai, geh ins Bett", also geht er ins Bett. Dann erinnert er sich daran, dass er jemandem 25.000 Rupien geliehen hat, aber dass er noch nichts Schriftliches daruber hat. Sobald dieser Gedanke aufkommt, wird sein Geist ruhelos und lasst ihn nicht schlafen. Also, hat dieser Verstand nicht auch Wirkung? Demzufolge haben Verstand, Sprache und Korper allesamt Wirkung. Sie schworen Ursachen herauf. Aus der Anhaftung und der Abscheu (Raag-Dwesh), die durch sie auftauchen, entstehen Ursachen, was der Kausalkorper ist, welcher im nachsten Leben zum Wirkungs-Korper wird. Den Kausalkorper bezeichnet man als ,Karan Sharira', und den Wirkungs-Korper als ,Karya Sharira' (der aktive Korper, der die Wirkungen gibt'). Nachdem er zu einem Kausalkorper (Karan Sharira) geworden ist, kommt somit der ,parlamentarische Prozess' zusammen. Nachdem der parlamentarische Prozess
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________________ 40 Aptavani-8 (die Interaktion von Verstand, Intellekt, Chit und Ego) stattgefunden hat, bleiben nur die Entscheidungen des Parlaments ubrig, wahrend die Parlaments-Mitglieder alle gehen. Jede dieser Entscheidungen wird eine nach der anderen durchgefuhrt. All die Entscheidungen, die wahrend der Planung getroffen wurden, laufen weiter ab und kommen zur Wirkung (Rupak). Du wirst das verstehen mussen, nicht wahr? Mit dem Selbst (Atma) ... Fragender: Wenn ich ein weiteres Leben (Punarjanma) haben werde, dann wird auch mein Selbst (Atma) mitgehen, oder? Dadashri: Es kommt mit dir! Das Selbst (Atma) geht von hier. Zu diesem Zeitpunkt werden die inneren Feinde (Kashays - Arger, Stolz, Tauschung und Gier) des Korpers und alles andere eingesammelt! Das geschieht aufgrund der falschen Uberzeugung ,,Ich bin das." Und wenn du sagst ,,Ich bin", bedeutet das, dass dann alles ,meins' wird, und deshalb treten Arger, Stolz, Tauschung und Gier auf. Wenn das Selbst (Atma) aufbricht, werden Arger, Stolz, Tauschung und Gier eingesammelt, und es geht. Und es verlasst den Korper auf eine Weise, die sicherstellt, dass nichts zuruckbleibt. Was geht noch mit dem Selbst (Atma) mit? Mit ihm zusammen gehen der Kausalkorper (Karan Sharira) und der subtile Korper (Sookshma Sharira), den man elektrischen Korper nennt. Solange dieser grobstoffliche Korper existiert, und solange er an der weltlichen Interaktion (Sansari) beteiligt ist, gibt es in jeder Seele (Jiva) einen elektrischen Korper. Und wenn du zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehst, wird dieser elektrische Korper freigegeben, und die wirkliche Form (Swaroop) des Selbst (Atma) geht allein. Hier [ist] die Garantie fur nur ein weiteres Leben! Fragender: Wenn erst einmal die Sicht (Darshan) der wahren Form (Swaroop) des Selbst (Atma) erlangt wurde, und das Lebewesen (Jiva) konstant in der Form des Selbst (Atma) bleibt, muss das Lebewesen dann immer noch durch eine weitere Geburt gehen (Punarjanma)? Dadashri: Nein. Ein weiteres Leben (Avatar) verbleibt
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________________ Aptavani-8 41 jedoch vor der endgultigen Befreiung (Moksha). Das ist so, entsprechend meiner Agnas (Instruktionen). Den Agnas zu folgen, gilt als Abwesenheit einer nachteiligen innereren Geisteshaltung (Dharma Dhyan). Und du musst fur ein weiteres Leben (Avatar) bleiben, um dafur die Fruchte zu ernten, und es wird sich anfuhlen, als wenn du bereits hier und jetzt Befreiung (Moksha) hattest! Welchen Sinn hatte es, wenn du die endgultige Befreiung (Moksha) nicht gleich hier und jetzt erfahren wurdest? Du wurdest sonst in diesem aktuellen Zeitalter (Kaliyug, wo es keine Einheit zwischen Verstand, Sprache und Handeln gibt) nur von allen betrogen werden. Wenn du jemanden, den du kennst, zum Markt schicken wurdest, um Gemuse zu kaufen, wurde er eine Provision dafur berechnen. Kann man dieses Zeitalter (Kaliyug) einschatzen? Also muss sie (die Befreiung, Moksha) garantiert sein. Das ist die Garantie, die ,wir' dir geben. Dann hangt der Umfang des Nutzens, den du erhaltst, davon ab, wie sehr Du unseren Agnas folgst. Ausserdem wird das Gewahrsein deines eigenen Selbst die ganze Zeit mit dir sein, es wird immerfort da sein. Auch wenn du im Buro bei der Arbeit bist, wird das Gewahrsein da sein. Wenn die Arbeit etwas , klebrig' (herausfordernd) ist, dann wird das Gewahrsein zuruckkehren, wenn du diese Arbeit erledigt hast. Wenn die Handlung klebrig (schwierig) ist, wird es wie Wasser sein, das aus einem Halb-Zoll-Wasserrohr (1,3 cm) kommt. Und wenn du deine Hand unter den Wasserhahn haltst, wird sie sich unter seinem Strahl nicht bewegen. Aber wenn du deine Hand unter ein Eineinhalb-Zoll-Wasserrohr (3,8 cm) haltst, aus dem das Wasser mit Wucht herausschiesst, wird deine Hand sich wegbewegen. Es gibt viel sehr klebriges Karma wie dieses, und dann kann es dich wirklich aufrutteln. Auch damit haben wir keinerlei Problem. Denn mochtest du nicht deine Konten in nur einem Leben bereinigen? Du kannst nicht zur endgultigen Befreiung (Moksha) gelangen, ohne deine karmischen Konten (Hisaab) zu bereinigen! Fragender: Bedeutet das, dass wir durch eine Wiedergeburt (Punarjanma) gehen mussen, wenn wir unsere Konten nicht klaren? Dadashri: Ja, genau aus diesem Grund gibt es die
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________________ Aptavani-8 Wiedergeburt (Punarjanma). Also muss das karmische Konto (Hisaab) vollstandig geklart sein, und dann kannst du weiterkommen. Illusion ist die Ursache von Geburt und Tod Fragender: Das wurde also bedeuten, dass dasselbe Selbst (Atma) dort hingeht, wenn es eine weitere Geburt gibt? Dadashri: Ja, genau dieses Selbst (Atma), kein anderes. Fragender: Konnen wir dann also nicht sagen, dass auch das Selbst (Atma) wiedergeboren wird? Dadashri: Nein. Das Selbst (Atma) kann niemals geboren werden. Es ist nicht die Natur (Swabhaav) des Selbst (Atma), geboren zu werden. Geburt geschieht dem NichtSelbst-Komplex (Pudgal), und auch der Tod geschieht dem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Aber weil er die Uberzeugung hat: ,,Ich bin dieser (Chandubhai)", muss er mitgeschleppt werden. Davon abgesehen, ist es der Nicht-Selbst-Komplex, der geboren wird, und es ist der Nicht-Selbst-Komplex, der stirbt! Fragender: Aber ist das Selbst (Atma) nicht beim NichtSelbst-Komplex (Pudgal)? Dadashri: Wegen der Illusion (Bhranti) ist es beim Nicht-Selbst-Komplex; andernfalls haben, sobald die Illusion weggeht, das Selbst (Atma) und der Nicht-Selbst-Komplex nichts miteinander zu tun. Wenn die Illusion (Bhranti) einmal weg ist, wird alles entladen, was aufgeladen war, was bedeutet, dass alles beendet wurde; und nichts Neues wird mehr aufgeladen. Bei allem Karma, das sich derzeit abspielt, wenn du da sagst: ,,Ich bin der Eigentumer" dieses Karmas, und wenn du sagst: ,,Ich habe das getan", dann wird ein neues Konto (Hisaab) erschaffen. Und wenn du verstehst, dass alles von den sich bedingenden Umstanden (Vyavasthit) getan wird, und dass ,,Ich Reine Seele (Shuddhatma) bin", dann hast du mit dem Karma nichts zu tun. Fragender: Dann gabe es keine weitere Geburt? Dadashri: Ja, dann bist du frei. Aber in diesem Zeitalter
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________________ Aptavani-8 (Kaad) ist es nicht moglich, eine vollstandige Entladung zu haben. Das bedeutet, dass die Wucht des Karmas so uberwaltigend ist, dass es ein oder zwei Leben braucht. Sobald die Intention (Bhaav), der Handelnde zu sein, aufhort, dann war es das, es ist zu Ende. Kein weiteres Karma wird gebunden. Fragender: Ich mochte deine Gedanken uber vergangenes Karma wissen. Zum Beispiel: Welche Art von Karma laden beispielsweise diese winzigen Insekten auf, das ihnen in ihren kunftigen Leben helfen wird? Dadashri: Anders als beim Menschen, hat das Karma, das andere Wesen , tun', keine Folgen. Sie , tun' einfach ihr Karma, und dann sind sie befreit. Fragender: Welche Lebensform haben Insekten also im nachsten Leben? Wird ein Insekt ein Insekt bleiben? Dadashri: Nein. Vom Leben als Insekt ausgehend, wird es eine zweite Geburt (Avatar) haben, und eine dritte. Es geht an einen anderen Schopfungsort' (Yoni, Mutterleib), und Tag fur Tag entledigt es sich seines Karmas. Es kann nur das Karma erleiden, das es gebunden hatte, es kann kein neues Karma binden. Nur Menschen konnen neues Karma binden. Auch die himmlischen Wesen (Devas) ertragen ihr Karma. Die himmlischen Wesen ertragen das , Guthaben' (positives Karma), und Tiere erleiden das ,Solli (negatives Karma). Die Menschen hingegen erleiden sowohl ,Guthaben' als auch ,Soll'. Obwohl die Menschen es jedoch erleiden, werden sie auch zum Handelnden' und binden somit neues Karma. Fragender: Ist dieser Korper nicht das Resultat von Karma? Dadashri: Ja, er ist in der Tat das Resultat von Karma. Fragender: Muss Karma nicht vollstandig entladen werden? DaaASI Dadashri: Wenn Karma vollstandig entladen ist (Nirjara), dann geht man an den Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra). Wenn allerdings das Chit14 rein (Shuddha) wird, 14 Innere Aufmerksamkeit und visuelle Vorstellungskraft
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________________ 44 Aptavani-8 kann man sagen, dass die Entladung von Karma (Nirjara) geschehen ist. Die Krafte der Entladung verursachen in Unwissenheit Aufladung Genau wie Batteriezellen (mit Energie) geladen sind, genauso wurde auch der Korper aufgeladen. Es gibt kein Leben (Chetan) im Korper. Das Leben ist im Inneren, das Leben ist im Selbst (Atma). Der Korper ist Leben (Chetan), das aufgeladen wurde! Der Mensch hat nicht die Macht (Shakti) zu schlafen, er hat nicht die Macht aufzuwachen, die Macht zu gehen oder die Macht zu kommen. Er hat in sich absolut keine Macht. Menschen haben nur die Macht aufzuladen, und auch das ist nicht ihre eigene unabhangige Macht (Shakti), sondern es ist das Resultat der Wucht, die durch die Entladung ausgeubt wird, welche das Aufladen anstachelt! Wenn der Mensch die unabhangige Macht (Shakti) hatte, aufzuladen, dann ware er niemals in der Lage, zur endgultigen Befreiung (Moksha) zu gehen. Das ist so, weil er dann verantwortlich ware, und wenn er verantwortlich wird, dann konnte er niemals nach Moksha gehen. Du glaubst einfach:,,Ich tue das!" Aber es geschieht aufgrund der Wucht der Entladung (von Karma). Und wenn es zu viel Druck gibt, geschieht das Aufladen einfach. Also ist es in erster Linie die Unwissenheit des Selbst, die dich behindert. Sobald die Unwissenheit geht, ist Befreiung greifbar nahe. Ursachen resultieren in Zyklen von Geburt und Tod Fragender: In welchem Zustand ist das Selbst (Atma) zum Zeitpunkt des Todes? Dadashri: Es ist im gleichen Zustand wie gerade jetzt. Es wird keine Veranderung in seinem Zustand geben. Das Einzige ist, dass es beim Tod den physischen (Sthool) Korper hinter sich lasst; sonst lasst es nichts zuruck. Es nimmt nur andere Umstande mit sich. Welche anderen Umstande? Das Karma, das gebunden wurde, Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh), und den subtilen Korper (Sookshma Sharira). All das sind Dinge, die mit ihm gehen.
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________________ Aptavani-8 45 Das Einzige, was zuruckbleibt, ist der physische Korper (Shtool Sharira). Die Kleidung (der Korper) ist jetzt nutzlos, also wird sie abgelegt. Fragender: Und es bekommt einen neuen Korper? Dadashri: Ja. Es tut nichts anderes, als die Kleidung ZU wechseln. Nichts sonst verandert sich. Denn solange Unkenntnis (vom Selbst) vorherrscht, werden standig Samen ausgesat, und erst nachdem sie ausgesat wurden, bewegt es sich weiter. Aber sobald es Gnan hat, ist es befreit. Wenn man sich gewahr wird: ,,Wer bin ich?", wird man frei. Nach dem Tod gibt es eine Geburt, und nach der Geburt gibt es einen Tod. Das ist alles, was unaufhorlich weitergeht. Nun, warum treten Geburt und Tod auf? Wegen Ursache und Wirkung, Wirkung und Ursache. Wenn jedoch in diesem Kreislauf von Ursache und Wirkung die Ursachen zerstort werden, werden all die Wirkungen zu einem Ende kommen, und dann wird man keine weitere Geburt auf sich nehmen mussen. Wenn du wahrend deines gesamten Lebens Ursachen erzeugt hast, wohin wurden dann diese deine Ursachen gehen? Und wenn du Ursachen erschaffen hast, dann werden sie es nicht unterlassen, dir die Resultate ihrer Wirkungen zukommen zu lassen. Verstehst du, dass du Ursachen erschaffen hast? Jede Tat (Karya) ruft Ursachen hervor. Wenn jemand sagt, du seist wertlos, werden im Inneren Ursachen von Vergeltung in dir entstehen, die sagen werden: ,,Dein Vater muss wertlos sein." Das wurde als deine Ursache gelten. Der Mensch, der dich als wertlos bezeichnet, befindet sich eindeutig innerhalb der Gesetze (von Karma). Verstehst du hingegen nicht, dass tatsachlich du derjenige bist, der sich ausserhalb des Gesetzes bewegt? Warum sagst du nichts? Fragender: Das ist richtig. Dadashri: Ursachen geschehen also in diesem Leben, und deren Wirkungen werden im nachsten Leben erfahren werden mussen. Hier gilt Wirkungs-Anhaftung (Moha, illusionare
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________________ 46 Aptavani-8 Anhaftung) als Ursachen-Anhaftung. Du glaubst nur: ,,Ich werde wutend." Aber die Wut ist nur wegen der Illusion (Bhranti) da. Ansonsten ist das gar keine Wut, es ist eine Wirkung (aus dem vergangenen Leben). Und wenn all die Ursachen gestoppt werden, ist alles, was ubrig bleibt, die Wirkung. Und weil die Ursachen aufgehort haben, ist man fur die Wirkung nicht verantwortlich. Die Wirkung wird nicht aufhoren, ihr Ergebnis zu zeigen. Der Gnani zerstort die Zyklen von Geburt und Tod Was ist die wahre Natur des Selbst? Das ursprungliche Selbst (Atma), das richtige Selbst (Atma), ist Reines Selbst (Shuddha Chetan), und an sich ist es das Absolute Selbst (Paramatma). Das jedoch, was die Welt als Seele (Chetan) erachtet, ist eigentlich lebloses Leben (Nischetan Chetan). Wenn du eine Eisenkugel erhitzt, wird sie wie Feuer (rotgluhend); so ist lebloses Leben (Nischetan Chetan). (Es erscheint lebendig, ist es aber nicht. Es scheint das Selbst [Atma] zu sein, ist es aber nicht.) Was ist lebloses Leben (Nischetan Chetan)? Etwas, das in der Gegenwart des ursprunglichen Selbst (Muda Chetan) aufgeladen wird, und was sich dann weiter entladt, das nennt man lebloses Leben (Nischetan Chetan). Die Komponenten (Parmanus, subatomare Teilchen) wurden aufgeladen, und die geladenen Teilchen nennt man Ursachen (Karan). Diese Ursachen sammeln sich wahrend des gesamten Lebens eines Menschen an, und wenn er stirbt, werden diese Ursachen oder der Kausalkorper (Karan Sharira) im nachsten Leben zum Wirkungskorper (Karya Sharira). Wirkungskorper bedeutet, dass die drei Batterien von Verstand, Sprache und Korper bereit sind, und durch sie entstehen weiterhin neue Ursachen. In diesem Leben also entladen sich Verstand, Sprache und Korper kontinuierlich, wahrend auf der anderen Seite im Inneren eine neue Aufladung geschieht. Die Batterien von Verstand, Sprache und Korper, die aufgeladen werden, sind fur das nachste Leben, wahrend diese aus dem letzten Leben sind, die sich in diesem Leben entladen. Der Gnani Purush stoppt das neue Aufladen, und daher entladen sich nur noch die alten. Nach dem Tod also siedelt die Seele uber zu einer
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________________ Aptavani-8 47 anderen Geburtsstatte (Yoni, Mutterleib). Bis ein Mensch das Selbst verwirklicht, wandert die Seele umher, von einer Geburtsstatte (Yoni) zur andern. Solange man sich vom Verstand vereinnahmen lasst (Tanmayakarl5), vom Intellekt vereinnahmen lasst, besteht das weltliche Leben (Sansar). Das ist so, weil, sich vereinnahmen zu lassen (Tanmayakar), bedeutet, einen Samen am Ort der Schopfung (Yoni) Auszusaen, und Lord Krishna hat uns gesagt, dass das weltliche Leben existiert, weil die Saat am Ort der Schopfung (Yoni) ausgesat wird. Wenn die Saat nicht langer am Ort der Schopfung ausgesat wird, endet das weltliche Leben. Funf Sinne fur nur ein weiteres Leben! Fragender: Wenn ein Lebewesen (Jiva) wiedergeboren wird, gehen dann die funf Sinne und der Verstand mit ihm? Dadashri: Nein, nein, nichts dergleichen. Alle Sinne sind erschopft und gehen zu Ende. Die Sinne sind gestorben. Also, es geht keiner der Sinne oder sonst etwas mit dem Selbst (Atma) weiter. Nur Arger, Stolz, Tauschung und Gier gehen mit ihm mit. Im Kausalkorper (Karan Sharira) sind Arger, Stolz, Tauschung und Gier inbegriffen. Und der subtile Korper (Sookshma Sharira), wie ist der? Er bleibt mit dem Selbst (Atma) zusammen, bis es endgultige Befreiung (Moksha) erlangt. Egal, wo die Geburt stattfindet, dieser subtile Korper (Sookshma Sharira) ist immer bei ihm. Alle Sinne und alles andere jedoch sterben. Und aus dem Kausalkorper entsteht ein neuer. Die Sinne sind nur zu dem Zweck entstanden, aufgebraucht zu werden. Sie werden somit unentwegt aufgebraucht. Und wenn sie aufgebraucht sind, enden sie. Wenn du also einen Sterbenden bittest: ,,Sag etwas! Onkel, sag etwas", wird er nur ,,ah...ah..." von sich geben, weil die Zunge gegangen ist und er nicht mehr sprechen kann. Seine Sprache hat sich erschopft und horte auf. Dasselbe geschieht mit den Augen. Auch die Ohren sind betroffen, folglich ist alles aufgebraucht. Also gehen diese Sinne oder irgendetwas anderes nicht mit ihm. Es wird neue und frische Sinne erhalten. Die Augen werden erstklassig sein, die Ohren werden erstklassig sein. Dann hor einfach weiter Radio mit deinen Kopfhorern! 15 Tanmayakar: eins mit etwas werden
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________________ 48 Aptavani-8 Wie lange dauert die Beziehung mit dem subtilen Korper an? Das Selbst (Atma) verlasst also den Korper nach dem Tod nicht alleine. Das Selbst (Atma) wird vom Karma begleitet, Kausalkorper (Karan Sharira) genannt. Und drittens kommt auch der elektrische Korper mit. Die drei gehen Zusammen forf. Solange das weltliche Leben (Sansar) besteht, tragt jedes Lebewesen (Jiva) mit Sicherheit einen elektrischen Korper in sich! Wenn der Kausalkorper (Karan Sharira) erschaffen wird, ist der elektrische Korper definitiv bei ihm. Der elektrische Korper bildet einen naturlichen Teil der Existenz eines jeden Lebewesens (Jiva) und ist immer da. Seinetwegen funktionierst du. Wenn du isst, ist es der elektrische Korper, der die Verdauung ausfuhrt. Er ist an der Produktion von Blut beteiligt, der Zirkulation des Blutes, was alles im Inneren geschieht. Der elektrische Korper ist fur das Licht verantwortlich, das deinen Augen ermoglicht zu sehen. Auch Arger, Stolz, Tauschung und Gier geschehen aufgrund des elektrischen Korpers. Das Selbst besitzt keinerlei Arger, Stolz, Tauschung und Gier. Der ganze Arger und all das wird dem elektrischen Korper zugeschrieben. Fragender: Ist wahrend des Aufladens also der elektrische Korper am Werk? Dadashri: Nur wenn es einen elektrischen Korper gibt, kann Aufladen stattfinden, und ohne den elektrischen Korper passiert nichts. Und auch wenn der elektrische Korper da ist, das Selbst (Atma) aber nicht anwesend ist, wird nichts passieren. Das sind alles kollektive Ursachen. Fragender: Wenn ein Lebewesen (Jiva) stirbt, wie geht [dann] der elektrische Korper (Tejas Sharira) mit ihm? Dadashri: Fur wie lange bleibt der elektrische Korper (Tejas Sharira) bestehen? Es gibt ihn so lange, wie ein Saldo von Karma besteht. Sobald der Saldo des Karmas beendet ist, wird es keinen elektrischen Korper mehr geben. Er bleibt also, bis die Lebenszeiten enden (bis man Moksha erlangt). In jedem Lebewesen, in Baumen und allem, gibt es einen elektrischen Korper. Und wie wurden sie funktionieren, wenn es diesen elektrischen Korper nicht gabe? Im Englischenlo 16 Gujarati verwendet zahlreiche englische Begriffe; Dada hat also gelegentlich englische Worte benutzt.
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________________ Aptavani-8 nennt man , Tejas Sharira' den Electrical Body', den elektrischen Korper. Und im Haus wurde ohne Elektrizitat nichts funktionieren, und du konntest nichts sehen. Wenn Elektrizitat aufhort, dann wars das. Alles hort auf! Es ist, wie wenn du den Herd anmachst, um Wasser zu erhitzen. Dann wird sich das Wasser irgendwann ganz verfluchtigen, ganz gleich, wie viele Gallonen Wasser du hast, oder? Fragender: Ja. Dadashri: Das Wasser selbst besteht in grobstofflicher (Shtool) Form, und was verdampft, hat eine subtile (Sookshma) Form. Gleichermassen hat dieser Korper eine grobstoffiche (Shtool) Form, die man sehen kann. Die andere, subtile (Sookshma) Form ist jedoch eine, die du nicht sehen kannst. Aber der subtile Korper (Sookshma Sharira) ist diesem sehr ahnlich, da besteht kein Unterschied. Subtiler Korper an sich bedeutet elektrischer Korper! Fragender: Aber zu dem Zeitpunkt, da die Seele (Jiva) weggeht, wie gehen der Kausalkorper (Karan Sharira) und der elektrische Korper (Tejas Sharira) mit ihr mit? Warum geht alles andere nicht mit ihr? Dadashri: Wenn man Wasser kocht, werden Wasserstoff und Sauerstoff im Wasser zusammen verdampfen. Und spater trennen auch sie sich. Aber wenn sie verdampfen, verdampfen sie zusammen. Sie trennen sich und kommen wieder zusammen. Das ist ein Konto (Hisaab). Wegen des karmischen Kontos bleibt der elektrische Korper an das Selbst (Atma) gebunden. Deshalb gibt es da keine andere Vermischung. Der elektrische Korper bleibt wahrend der gesamten Existenz derselbe, Leben um Leben, und nichts von aussen kann ihn beruhren. Genau wie dieser physische Korper keinem anderen physischen Korper gestattet, mit ihm Zu verschmelzen, so gilt dasselbe fur den subtilen Korper (Sookshma Sharira). Der einzige Unterschied ist, dass der grobe und greifbare (Shtool) Korper fur die Augen sichtbar ist, wohingegen der subtile Korper es nicht ist. Er hat sogar eine Form und alles andere. Ausser, dass du den physischen Korper sehen kannst, und den subtilen Korper kannst du nicht sehen. Das ist alles. Es gibt also keinerlei Vermischung irgendeiner
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________________ 50 Aptavani-8 Art. Der subtile Korper vermischt sich mit nichts anderem. In diesem physischen Korper ist die tiefe Uberzeugung: ,,Das ist meins" (Mamata, My-ness), und auch im subtilen Korper ist die tiefe Uberzeugung: ,,Das ist meins." Es ist so: Solange es den Zustand von weltlichem Leben (Sansar Avastha) gibt, bleibt der subtile Korper bei ihm. Der Zustand des weltlichen Lebens (Sansar Avastha) bedeutet Zustand von Illusion (Bhranti). Er besteht so lange, wie es den subtilen Korper gibt. Fragender: Ist das Selbst (Atma) im subtilen Korper also separat oder gebunden? Dadashri: Es ist separat, nicht gebunden. Es ist das weltlich interagierende selbst (Vyavahar Atma), das gebunden ist, aber das wirkliche Selbst (Atma) ist nicht gebunden. Das Wort ,relatives selbst', das du in der weltlichen Interaktion (Vyavahar) verwendest, ist dasjenige, das gebunden ist. Fragender: Wenn man erneut geboren wird, ist es der subtile Korper, der geboren wird? Dadashri: Ja, warum nicht einfach sagen, dass es das Eao ist, welches geboren wird! Wir kennen den subtilen Korpe nicht, noch haben wir den subtilen Korper je gesehen. Man hat gelernt, die Worte ,subtiler Korper' (Sookshma Sharira) zu sagen, aber auch das ist nur wie in einem Buch gelesen. Also ist es das Ego an sich, das geboren wird, sag es einfach so! kennst du das Ego oder nicht? Es ist das Ego, das sich den neuen Korper aneignet, wieder und wieder. Es gibt das weltlich interagierende selbst (Vyavahar Atma), und es gibt das wahre Selbst (Atma). Das wahre Selbst (Atma) ist nicht gebunden und wahrlich rein. All diese Probleme sind Probleme des Egos. Wenn das Ego weggeht, erlangst du Befreiung (Moksha). Das ist alles, was es damit auf sich hat. Du wirst das, so kurz gefasst, verstehen konnen, oder? Der subtile Korper (Sookshma Deha), von dem wir sprechen, ist der, der weiter ins nachste Leben geht. Du verstehst diese Tatsache, oder? Wie kann das Subtile ansonsten erkannt werden? Das Subtile ist etwas anderes,
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________________ Aptavani-8 51 nur die Gnanis konnen es verstehen. Die Leute sagen einfach subtiler Korper, subtiler Korper, weil sie das in Buchern gelesen haben. Aber wenn sie nicht einmal das Grobstoffliche (Sthool) verstehen, wie wollen sie das Subtile (Sookshma) verstehen? Wer haftet an wem? Fragender: Haftet das Selbst (Atma) am Korper (Pudgal), oder haftet der Korper (Pudgal) am Selbst (Atma)? Dadashri: Tatsache ist: Nichts haftet an etwas anderem. Alles dient als Mittel (Naimitik). Nur in der weltlichen Interaktion (Vayavahar) sagen die Leute: ,,Die Seele klebt daran fest." Deshalb sagen die Leute Dinge wie:,,Warum lasst du nicht einfach diesen Baum los, an dem du dich festhaltst?" Aber ist es so leicht, loszulassen? Das sind alles sich bedingende Umstande. Fragender: Aber es scheint, als ob das Selbst (Atma) am Korper (Pudgal) klebt. Das geschieht, weil das Selbst (Atma) in den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) hineingezogen wird (Tanmayakar). Dadashri: Das ist fur die Seele zwingend notwendig. Fragender: Warum ist es fur die Seele zwingend notwendig? Wer machte das zwingend? Dadashri: Es ist so, dass die Seele (Atma) die Eigenschaften von Wissen und Sehen hat (Chaitanya), und der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist aus Materie (Jada). Wenn man demnach die beiden zusammenbringt, entsteht das Ego (Vihesh Bhaav,,,Ich bin Chandubhai"). Eigentlich macht da niemand etwas, aber weil die zwei zusammenkommen, erscheint die zusatzliche Absicht (Vihesh Bhaav), und infolge der zusatzlichen Absicht (Vihesh Bhaav) wird das weltliche Leben (Sansar) erschaffen. Aber wenn die Seele in ihre wahre Form gelangt und realisiert:,,Wer bin ich?", wird sie befreit, und dann geht auch der Korper (Pudgal)! Fragender: Wie sind die beiden sich so nahe gekommen? Dadashri: Dies ist in der Tat der Beweis! All das
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________________ Aptavani-8 kommt beim Eintritt in die weltliche Interaktion (Vyavahar) zusammen. Hier ist die weltliche Interaktion (Vyavahar) voller Umstande (Saiyogo), und wir mussen dorthin gelangen, wo es keine Umstande gibt, zum Zustand vollstandiger Befreiung (Siddha Pad). Und dafur findest du in den Schriften oder beim Gnani Purush Hilfe, sodass du deine eigene Form (Swaroop, das Selbst) verwirklichst. Und von dem Punkt an beginnt die Befreiung. Deshalb erreichst du nach einem, zwei oder funfzehn Leben dein Ziel! Das Selbst (Chetan, Atma) an sich fallt ganz und gar nicht in den Zyklus des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal, Korper). Die blosse Tatsache, dass du fuhlst, als sei es so, ist Illusion (Bhranti). Wenn die Tauschung sich weiter wegbewegt, gibt es nur Trennung! Das Selbst (Atma) ist rein, nur die Uberzeugung ist falsch Fragender: Das Selbst (Atma) in seiner ursprunglichen Natur (Swabhaav) ist rein, wie also haben es diese inneren Feinde (Kashays: Arger, Stolz, Tauschung und Gier) beeinflusst? Wie kam es dazu, dass Karma gebunden wurde? Dadashri: Das ist eine Wissenschaft! Wenn wir hier ein Stuck Eisen aufbewahren, und wenn dieses Eisen lebendig ware, wurde es sagen: ,,Lass mich nicht rosten." Aber das Gesetz der Wissenschaft ist so, dass es zwangslaufig rosten muss, wenn es mit anderen Umstanden (Saiyogo) in Beruhrung kommt. In gleicher Weise ist die grundlegende Natur des Selbst (Atma) rein, aber wegen des Drucks der Umstande hat es , Rost' angesetzt. Fragender: Derzeit ist das Selbst (Atma) von Karma bedeckt. Aber sobald das Selbst (Atma) all das Karma abgeworfen hat, wird es dann wieder , Rost' ansetzen? Dadashri: Bis man in das Gewahrsein des Selbst gelangt, wird es weiter ,Rost' ansetzen, und der ,Rost' wird sich weiterhin bilden. Weil du das Gewahrsein verloren hast, und weil du die falschlich zugeschriebene Intention (Aropit Bhaav, ,,Ich bin Chandubhai") hast, macht der ,Rost' weiter. ,,Ich bin Chandubhai" ist die falsche Zuschreibung (Aropit Bhaav), und deshalb sammelt sich standig , Rost' an. Sobald die falsche Zuschreibung (Aropit Bhaav) weggeht und du in
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________________ Aptavani-8 deine eigene Natur (Swabhaav; das Selbst) hineingelangst, wird sich der , Rost' nicht mehr bilden! Fragender: Wie muss ganz am Anfang die Hauptsubstanz des Selbst (Atma) sein, sodass es diesen ,Rost' ansetzt? Dadashri: All diese Elemente sind im Universum (Lok) prasent. Und solange sie sich im Universum befinden, werden sie kontinuierlich von anderen Elementen beeinflusst. Das nennt man sich bedingende Umstande. Wenn das Selbst (Atma) die Ebenen der Existenz, das Universum (Lok), transzendiert, wenn es zum Reich der Befreiten Seelen (Siddha Gati) aufsteigt, wird es dort keinen , Rost' mehr ansetzen. Es ist so: Kein anderes Karma hat es beeinflusst. Nur das Karma, wo das Gewahrsein verloren gegangen ist, hat sich um es herum angehaftet. Ansonsten ist das Selbst rein. Auch jetzt ist dein Selbst (Atma) rein. Jedermanns Selbst (Atma) ist rein, aber weil die aussere Form (Swaroop) zustande kam, ist in dieser Form deine falsche Uberzeugung entstanden. Von Geburt an wird dir in dieser Form Unwissenheit (Agnan) gegeben. Es ist das weltliche Leben (Sansar). Also wird dem kleinen Jungen von dem Moment an, da er geboren ist, Unwissenheit vermittelt. Und sie werden sagen: ,,Oh, es ist ein Junge, ein Junge, ein kleiner Junge!" Dann bekommt er den Namen Chandu, und sie beginnen, ihn ,,Chandu, Chandu" zu nennen. Also beginnt er zu glauben: ,,Ich bin Chandu." Dann stellen sie ihm seinen Papa vor, und sie stellen ihm seine Mama vor, und all diese Unwissenheit wird ihm prasentiert. Denn dann wird ihm gesagt: ,,Du bist Chandu, das ist deine Mama, das ist dein Papa." Jetzt hat er eine falsche Uberzeugung, die er nicht loswerden kann. Nur, wenn der Gnani Purush diese falsche Uberzeugung zerbricht, setzt die richtige Uberzeugung ein, und dann werden die Dinge gelost! Das Selbst (Atma) ist also wirklich rein, aber das ist lediglich eine Frage der unterschiedlichen Sichtweise (Uberzeugung). Fragender: Aber wie hat das begonnen? Dadashri: All diese Situationen sind aufgekommen, weil all diese ewigen Elemente zusammenkommen! Dieses
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________________ Aptavani-8 weltliche Leben bedeutet der Weg der Evolution (Samsaran Marg), und Evolution (Samsaran) bedeutet, dass es sich standig verandert. Und aufgrund dieser Veranderungen empfindest du dein Selbst (Atma) als unrein. Ich hingegen sehe dein Selbst (Atma) nur als rein. Nur wegen deiner falschen Uberzeugung nimmst du es als unrein wahr. Ich werde diese falsche Uberzeugung zerbrechen und sie durch die richtige Uberzeugung ersetzen, damit auch du es als rein sehen kannst. 54 Es ist einfach eine verblendete Sicht (Mithya Darshan), die eingekehrt ist Du glaubst, dass Glucklichsein (Sukh) dort ist, wo es kein Glucklichsein gibt. Wenn, wir' (der Gnani Purush) Gnan geben, findet ein Mensch die Strasse in die richtige Richtung. Und sobald er den Weg findet, werden die Dinge sich von selbst ergeben. Wenn, wir seine verblendete Sicht (Mithya Darshan) andern, und ihm die richtige Uberzeugung (Samyak Darshan) geben, werden die Dinge fur ihn gelost sein. Aber bis dahin wird er keine Losung haben. Das Selbst (Atma) ist wahrlich rein. Dein Selbst (Atma) ist in diesem Augenblick rein - bis auf die Uberzeugungen, die falsch sind, die sich in dir festgesetzt haben. Und wegen dieser glaubst du, dass Glucklichsein (Sukh) in verganglichen Dingen liegt. Alles, was du mit deinen Augen siehst, mit deinen Ohren horst, mit deiner Zunge schmeckst, sind vorubergehende Anpassungen', also glaubst du, dass Glucklichsein (Sukh) in diesen verganglichen Dingen liegt. Zurzeit lebst du unter dem Einfluss dieser falschen Uberzeugung. Wenn die falsche Uberzeugung zerbrochen ist, wirst du in vorubergehenden Dingen kein Glucklichsein (Sukh) mehr finden. Du wirst im Permanenten Gluck finden. Permanentes Glucklichsein ist ewiges Glucklichsein. Wenn es erst einmal da ist, wird es nie mehr weggehen. Das an sich betrachtet man als Verwirklichung des Selbst (Atma), und als die Erfahrung des Zustands vom Selbst (Swanubhaav). Mit der Erfahrung dieses Zustands vom Selbst bewegt man sich allmahlich weiter zum absoluten Zustand (Purnahuti). Wie kann es ein Kommen und Gehen fur das geben, was ewig ist? Fragender: Woher kamen all diese Lebewesen (Jiva), all diese Seelen in dieser Welt?
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________________ Aptavani-8 Dadashri: Niemand ist gekommen. Die gesamte Welt ist an sich eine Darstellung der sechs ewigen Elemente (Tattva). Diese sechs Elemente bilden die Welt, die du siehst. Es sind einfach die sich bedingenden Umstande! Niemand hat das gemacht, niemand musste irgendetwas tun. Sie hat keinen Anfang und kein Ende. Ich sage es, wie es ist: Die Welt hat keinen Anfang und kein Ende. Das Einzige ist, dass du aus der einen Perspektive die Welt siehst, wahrend die andere Perspektive dir Befreiung (Moksha) zeigt! Es ist alles eine Frage der Veranderung der Perspektive, das ist alles! Und was ,kommt', kann niemals ewig sein, und das Selbst (Atma) ist etwas Ewiges. Folglich kann es kein Kommen oder Gehen aufweisen. Das Selbst (Atma) ist nicht so. Der erste in der Welt ...? Fragender: Wie wurden also all diese Lebewesen (Jivas) erschaffen? Dadashri: Diese Lebewesen (Jivas) wurden nicht erschaffen. Das Selbst (Atma) ist unzerstorbar (Avinashi), und was unzerstorbar ist, kann niemals erschaffen werden. Es ist fur immer da. Es kann weder erschaffen werden, noch kann es zerstort werden. Niemand wurde erschaffen oder zerstort. Alles, was du siehst, ist einfach nur eine Illusion (Bhranti). Es sind die Zustande (Avastha), die zu einem Ende kommen. Der Zustand (Avastha) von Alter, der Zustand von Jugend: Alle werden langsam zerstort, aber das Selbst ist immer das gleiche geblieben. Es ist also das Stadium, das zu einem Ende kommt. Fragender: Aber vorher gab es auf unserer Erde keine Lebewesen (Jivas), oder? Woher sind sie also alle gekommen? Dadashri: Wer hat gesagt, dass sie nicht hier waren? Fragender: Die Wissenschaft sagt das. Dadashri: Die Wissenschaft sagt das ganz und gar nicht. Die Wissenschaft akzeptiert alles. Diese Erde war niemals ohne Lebewesen (Jivas). Fragender: Die Wissenschaft (Vignan) sagt auch, dass zuerst die Lebewesen (Jiva Shrushti) kamen, und dann kamen die Menschen (Manushaya Shrushti).
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________________ 56 Aptavani-8 Dadashri: Diese Wissenschaft (Vignan) gab es damals nicht. Diese Welt ist seit Menschengedenken da. Sie hatte keinen Anfang und sie wird zu keinem Ende kommen. Fragender: Oft frage ich mich, wer der erste Vorfahr (Purvaj) war, der geboren wurde. Aber ich habe keine Antwort gefunden. Dadashri: Wenn es einen [aller]ersten Vorfahren gabe, wurde es bedeuten, dass er einen Anfang hatte, und sobald es einen Anfang gibt, gibt es (auch] ein Ende. Also wurde die Welt enden. Aber die Welt wird nicht zu Ende gehen, und sie hatte niemals einen Anfang. Also gab es niemals einen ersten Vorfahr. Es ist, wie es ist, es ist, wie es immer war. Es ist, wie es ist. Seit Aonen war es so, und es wird so sein, und es wird fur immer so bleiben! Das bedeutet, dass es genauso weitergehen wird, wie es seit Menschengedenken abgelaufen ist. Es wird fur immer weitergehen. Fragender: Aber die Wissenschaftler sagen, dass der Affe zuerst hier war. Dadashri: So einen Affen gab es nicht. Nenne es einen Affen oder sonst etwas, aber ist es nicht im Wesentlicher ein Selbst (Atma)? Und es ist das Selbst (Atma), das an allen Orten der Schopfung (Yonis) ist, genauso wie das Nicht-Selbst (Anatma). Da ist der Korper, der Nicht-SelbstKomplex (Pudgal), und da ist auch das Selbst (Atma). Also gibt es so etwas wie den ersten Affen nicht. Aus all den unzahligen Geburtsorten (Yoni) werden diese Lebewesen (Jivas) nur den speziellen Ort der Schopfung betreten, mit dem sie ein karmisches Konto (Hisaab) haben. Ansonsten existierte das Selbst (Atma) seit Urzeiten, ebenso wie das Nicht-Selbst (Anatma). Fragender: Es heisst, dass ein Mensch als Folge seines vergangenen Karmas an das weltliche Leben (Sansar) gebunden ist. Welche Art von vergangener Gebundenheit haben also die ersten Menschen mit sich gebracht, die auf dem Planeten geboren wurden? Dadashri: Es gibt keinen Menschen, der als erster geboren wurde. Diese Welt wurde niemals geboren. Alles, was einen Anfang hat, hat mit Sicherheit auch ein Ende.
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________________ Aptavani-8 57 Diese Welt wird nicht enden, und gleichermassen ist sie nicht entstanden. Die Welt hat keinen Anfang, noch hat sie ein Ende (Anaadi Anant). Und all diese Menschen und alle Lebewesen in ihr, sie alle sind ohne einen Anfang oder ein Ende (Anaadi Anant). Das Lebewesen (Jiva) im Baum oder in den winzigsten Organismen, sie existieren alle fur immer (Anaadi Anant - ohne Anfang, ohne Ende! Es gab nie ein Zunehmen oder Abnehmen in ihrer Zahl. Es sind genau so viele an der Zahl, wie sie immer gewesen sind! Es wurde keine einzige Seele (Jiva) mehr, und es ist nicht eine einzige Seele weniger geworden. So ist die Welt. Es hat sich kein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) vermehrt oder verringert. Ob du sie verbrennst oder ihnen etwas anderes antust, auch dann ist seit Urzeiten nicht ein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) verloren gegangen oder dazugekommen. So ist diese Welt. Also ist das Selbst (Atma) weder gekommen noch gegangen. Dieses , kommen und Gehen' ist nur die Sprache des Intellekts (Buddhi). Sobald du in die Sprache von Gnan hineinwachst, wirst du verstehen, dass nichts dergleichen passiert ist. Wegen des Intellekts (Buddhi) erscheinen dir die Dinge so. Sobald der Intellekt weggeht und das Ego weggeht, bist du wahrlich frei. Es sind der Intellekt (Buddhi) und das Ego, die all das verursacht haben, und deshalb nimmst du Dinge auf diese Weise wahr. Wer wird die in den Umstanden verwickelte Uberzeugung entfernen? Wenn ein Mensch nach draussen geht, woher kommt sein Schatten? Von all den Umstanden (Saiyogo)! Wenn der Umstand (Saiyog) der Sonne auftaucht, erscheint der Schatten, und wenn der Umstand eines Spiegels auftaucht, gibt es eine Reflexion. Also ist all dies aufgrund der Umstande (Saiyog) zustande gekommen, und das hat deine Uberzeugung vollig gewandelt. Das Selbst (Swaaroop) ist das gleiche geblieben, aber es ist die Uberzeugung: ,,Was ist hier passiert?", die sich verandert. Ein kleiner Vogel pickt an den Spiegel, nicht wahr? Pickt ein kleiner Spatz nicht an sein eigenes Spiegelbild? Nun, ein Mann wurde das nicht tun, denn er weiss, dass
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________________ 58 Aptavani-8 das sein eigenes ,Foto' (Bild, Reflexion) im Spiegel ist. Aber die Uberzeugung des Vogels ist verandert, sodass er es als einen anderen Vogel wahrnimmt und ihn immer wieder pickt. Wenn sich die Erfahrung jedoch auf mehrere Tage ausdehnt, zerbricht die Uberzeugung. So hat sich die Uberzeugung verandert. Die ganze Uberzeugung wurde fehlerhaft, weshalb das Ego (Ahamkar) entstanden ist, und weshalb auch der Intellekt (Buddhi) entstanden ist. Weil das Licht des Intellekts (Buddhi) eingeschaltet ist, ist der Intellekt nun die Unterstutzung und Orientierungshilfe, wahrend das Hauptlicht des Selbst (Atma) ausgeschaltet wird. Deshalb gibt es so viel Verwirrung! Das Selbst (Atma) hat sich uberhaupt nicht verandert. Nichts vom Selbst (Atma) wurde verdorben, und es wurde auch von nichts beeintrachtigt. Wenn ein Mensch hinausgeht, folgt ihm dann sein Schatten nicht uberall hin? All das ist einfach wie ein Schatten. Wenn jemand so im Schatten gestikuliert, einen Finger in die Luft streckt, zwei Finger in die Luft streckt, sich hierhin und dahin dreht, um hierhin und dorthin zu schauen, und all sowas, wurdest du dann nicht denken, dass er verruckt geworden ist? Genauso ist es, wenn ein Mensch das Gewahrsein seines eigenen Selbst erlangt: Es ist, als ob nichts geschehen ist, da er von den Umstanden frei wird. Dies ist alles nur ein Zusammentreffen von Umstanden, und nichts anderes. Und wenn jemand auf der Strasse herumrennen wurde, und versuchte, sich seines Schattens zu entledigen, wurde der Schatten dann weggehen? Wenn er in diese Richtung rennt, wurde er ihn hinter sich sehen, und wenn er sich umdrehen wurde, wurde er ihn immer noch sehen. Wurde er also nicht immer noch etwas sehen, ganz egal, in welche Richtung er sich wendet? Der Schatten wird ihn somit nicht verlassen. Wenn ihm nun jemand sagen wurde: ,,Geh in dein Haus", wurde der Schatten aufhoren. Es ist demnach nur die Uberzeugung, die falsch geworden ist, und nichts sonst. Das Selbst (Atma) hat keinerlei Karma gebunden. Und all das, was da vor sich gegangen ist, ist nur eine Masse von fortgesetzten Ungenauigkeiten. Wenn es Karma binden wurde, dann wurde das (Binden von Karma) zu seiner dauerhaften Natur (Swabhaav, Neigung) werden, und eine dauerhafte Neigung (Swabhaav) wurde niemals verschwinden. Das sind einfach falsche Vorstellungen,
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________________ Aptavani-8 59 die den Menschen eingehammert wurden. Der Lord hat etwas anderes gesagt, und die Menschen haben es anders verstanden. Sie konnen in dieser Zeit nicht ein einziges Wort von dem verstehen, was der Lord gesagt hat! Sie konnen nichts loslassen und sind von standigen Sorgen und ausseren Problemen (Upadhi) beeintrachtigt. Der Gnani Purush weiss, was das alles ist! Lord Mahavir wusste das, aber wie hatte , Er' etwas sagen konnen? Man kann nicht frei sprechen. Ich kann vielleicht in dieser kleinen Gruppe von Menschen frei sprechen, aber ich konnte vor funfhundert Menschen nicht so offen sein. Wenn du einem, der gebunden ist, sagen wurdest: ,,Du bist in Wirklichkeit frei", was wurde mit dem armen Mann geschehen? Er ware nicht fahig, das zu erfahren, und wurde nur das Falsche fur Muss dieser Vogel vor dem Spiegel irgendetwas tun? In dem Moment, da der Umstand eines Spiegels vor ihn kommt findet sich augenblicklich, ein anderer Vogel' vor ihm ein. Er wird genau die gleichen Augen, den gleichen Schnabel USW. haben. Und was immer der Vogel vor dem Spiegel macht, der Vogel im Spiegel macht genau das Gleiche. Auf gleiche Weise ist das Selbst (Atma) von Umstanden umgeben. Genau wie der Umstand (Saiyog) der Sonne einen Schatten wirft, so liegt es an den Umstanden, dass man seine eigene wahre Natur (das Selbst) verzerrt sieht. Nur wer frei von all den Umstanden geworden ist, kann uns befreien, kein anderer kann das. Wie kann der, der selbst gebunden ist, andere befreien? Woher kam das Selbst (Atma)? Nur im Relativen habe ich erklaren mussen, dass sich das Selbst auf dem Weg der Evolution (Samsaran Marg) befindet. Es begegnet auf dem Weg allen moglichen Umstanden (Saiyogo), und aufgrund des Drucks dieser Umstande wurde sein Wissen fehlerhaft (Vibhaavik: falsches Wissen, falsche Zuordnung: ,,Ich bin Chandubhai"). Das Selbst (Atma) hat nichts sonst getan. Weil das Wissen fehlerhaft (Vibhaavik) geworden ist, wird der Korper so geformt - der Absicht (Bhaav) entsprechend. Das Selbst (Atma) hat dabei nichts zu tun. Dann wird man also zu dem, was man sich vorstellt. Man wird zu dem, was man sich vorstellt, und darin liegt die Verwirrung! Dann entwickelt sich alles gemass den Naturgesetzen, es wird nun von den Gesetzen der sich bedingenden Umstande
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________________ 60 Aptavani-8 (Vyavasthit) geregelt. Anschliessend geht der Zyklus von Batterie zu Batterie (das Aufladen von Verstand, Sprache und Korper), von Batterie zu Batterie weiter. Erst wenn der Gnani Purush dich von der Batterie befreit, kann Freiheit erlangt werden. Wenn er die drei Batterien von Verstand, Sprache und Korper von dir trennt, werden keine weiteren solcher Batterien mehr aufgeladen, und die alten Batterien fahren damit fort, sich zu entladen. Deshalb bezeichnen die Gnanis es als ,ohne Anfang und ohne Ende! All dies sind Umstande, die das Selbst (Atma) angehauft hat! Im Moment sitzt du hier, aber wenn du dich hinauswagst, und plotzlich ist da ein dichter Nebel, waren du und ich nicht in der Lage, uns von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Ware das nicht moglich? Fragender: Ja. Dadashri: Ja, wenn also der Nebel aufkommt, kannst du nichts sehen. Genauso ist es fur das Selbst (Atma), das in einen Nebel von Umstanden eingehullt worden ist: So viele Umstande tauchen auf! Und genau wie der andere (atmospharische) Nebel, hat dieser unzahlige Arten von Schichten (Schleier der Illusion). Diese Schleier sind so schwerwiegend, dass sie dir nicht erlauben, das Gewahrsein des Atmas zu erlangen, dein Selbst. Das Selbst (Atma) jedoch ist nie gekommen, noch ist es je gegangen. Das Selbst an sich ist das Absolute Selbst (Paramatma)! Aber was unvorstellbar ist, ist, dass sie (die Schichten der Umstande) dem Gewahrsein nicht gestatten werden, durchzudringen. Das ist, was der Gnani gesehen hat. Der Gnani, der frei geworden ist, hat das gesehen. All dies sind Fragen des Intellekts (Buddhi). Das sind alles einfach nur Fragen des Intellekts, und es ist moglich, dass dieses Gnan zum Vorschein kommen kann, wenn der Intellekt aufhort. Die Menschen fragen: ,,Was ist sein Anfang?" He! Wo hast du das Wort , Anfang' gelernt? All das ist intellektuelle Einmischung (Vikalp). Nur, um die Neugier der Menschen zu befriedigen, haben die Gnanis gesagt, dass es keinen Anfang und kein Ende (Anaadi Anant) hat.
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________________ Aptavani-8 61 Fragender: Ich habe die Bedeutung von, kein Anfang und kein Ende' (Anaadi Anant) nicht verstanden. Dadashri: Was ist endlos (Anaadi Anant)? Du wirst bei etwas, das rund ist, keinen Anfang und auch kein Ende finden. Ware es dir moglich, bei dieser Halskette das Ende zu finden? Es ware dir auch nicht moglich, ihren Anfang zu finden, oder? Deshalb nennt man das,niemals beginnend und niemals endend' (Anaadi Anant). Wurde man das den Menschen nicht in ihrer eigenen Sprache erklaren mussen? Aber das geschieht nie. Sogar in genau diesem Moment ist man im Zustand des Absoluten Selbst (Paramatma), aber man ist sich dessen nicht gewahr. Aufgrund des Drucks der Umstande ging das Gewahrsein verloren. Wenn jetzt hier ein Steuereintreiber ware, der sein Gewahrsein verloren hat, und du ihn fragst:,,Wer bist du?" - welche Antwort wird er dir geben, wo er sich doch seiner selbst nicht gewahr ist? Kommt es nicht oft vor, dass lebendige Menschen bewusstlos werden? Genauso haben sie ihr Gewahrsein vollig verloren. Die Menschen wurden mehr und mehr von dem beeinflusst, was man ihnen erzahlt hat, und dann haben sie das schliesslich selbst geglaubt! Wie kann es fur das Ewige einen Anfang geben? Fragender: Wer hat das Selbst (Atma) erschaffen? Dadashri: Niemand hat es erschaffen. Wenn es erschaffen worden ware, dann hatte es ein Ende. Das Selbst (Atma) ist etwas, das stets da ist; es ist ein ewiges Element. Es hatte niemals einen Anfang. Niemand hat es gemacht. Wenn es einen Schopfer hatte, dann wurde es auch fur den Schopfer zu Ende gehen, genauso fur seine Schopfung. Fragender: Warum kommt so ein Ding wie das Selbst (Atma) ins Dasein? Dadashri: Es ist nicht ins Dasein gekommen oder etwas Ahnliches. Es gibt sechs ewige Elemente (Tattva) in dieser Welt, und diese Elemente durchlaufen standig Veranderungen. Und aufgrund dieser Veranderungen siehst du all diese Umstande (Avastha). Die Menschen erachten diese Umstande (Avastha) als:,,Das ist meine naturliche Form (Swaroop)." Die Umstande (Avastha) sind vorubergehend,
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________________ 62 Aptavani-8 wahrend die Elemente (Tattva) immerwahrend sind. Deshalb muss das Selbst uberhaupt nicht entstehen' (erschaffen werden). Fragender: Also muss nur das Selbst zur absoluten Befreiung (Moksha) gehen, es betrifft nicht die anderen? Dadashri: Das Selbst (Atma) an sich ist ein Zustand von Befreiung (Moksha Swaroop), aber es kommt unter den Druck der anderen Elemente. Wenn es von diesen Elementen freigegeben wird, kann es Befreiung (Moksha) erlangen. Es ist selber der Zustand der Befreiung (Moksha Swaroop). Aber wegen der Unwissenheit (Agnan) glaubt man weiterhin: ,,Ich bin dies, ich bin das", und damit ist man weiterhin in der falschen Uberzeugung gefangen! Und durch das Wissen vom Selbst (Gnan) wird man befreit. Die Richtigkeit der Anordnung der weltlichen Lebensformen Fragender: Kommen neue Seelen in die Welt, oder bleibt ihre Anzahl die gleiche, wie sie derzeit in der Welt ist? Dadashri: Fragst du mich, woher die neuen gekommen sind, weil es einen Anstieg in der Weltbevolkerung gibt? Fragender: Nein, das nicht. Als die erste Ara der Zeitzyklen (Ara) eintrat, die zweite ara, oder die dritte ar Hatten alle Aren die gleiche Anzahl von Seelen wie gerade jetzt, oder gab es bei ihnen eine Zunahme oder einen Ruckgang? Dadashri: Es gibt keine Zunahme oder Verminderung um eine einzige Seele. Ganz gleich, wie viele von hier aus Befreiung erreichen, genauso viele Seelen kommen von anderen Orten hierher, in die weltliche Interaktion (Sansar Vyavahar). Weltliche Interaktion (Vyavahar) bedeutet, dass diese lebenden Wesen (Jivas), die eine Identifikation (Name und Form) besitzen, in das weltliche Leben eingetreten sind. Man konnte sagen, dass dieser Rosenstrauch in die Interaktion des weltlichen Lebens (Vyavahar) eingetreten ist. Und alles, was sich jetzt noch keine Identitat erworben hat, ist uberhaupt noch nicht in die weltliche Interaktion (Vyavahar) eingetreten. Es gibt unbegrenzt viele lebendige Wesen wie diese, die noch nicht in die weltliche Interaktion (Vyavahar) gekommen sind; also mach dir nicht die Muhe,
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________________ Aptavani-8 63 sie zu zahlen. Genauso viele, wie von hier zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen, so viele kommen von anderen Orten hierher. Die Anzahl von lebenden Wesen, die sich in weltlicher Interaktion (Vyavahar) befinden, bleibt also die gleiche. In dem nimmt nichts je zu oder ab. Das nennt man das weltliche Leben (Sansar): kein Zunehmen oder Abnehmen um auch nur eines. Hast du das verstanden? Es gibt unendlich viele lebende Wesen (Jivas), die noch keinen Namen erhalten haben; und von dort kommen sie alle her. Sobald sie alle von hier zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen, werden die anderen sofort hier bei uns zugelassen. All das ist ein Naturgesetz. Wie viele also auch derzeit hier sind, das bleibt gleich. Wenn du sie zahlst, sind sie immer von gleicher Zahl. Weltliches Leben (Vyavahar) bedeutet, dass irgendein Name gegeben wurde. Ob es nun Rose genannt wird oder Kartoffel, oder Luftkorper-Lebewesen (Vayukaya), sie alle sind in die weltliche Interaktion (Vyavahar) eingetreten. Aber all diejenigen ohne einen Namen sind noch nicht in die weltliche Interaktion eingetreten! Fragender: Wo befinden sich diese lebenden Wesen? Dadashri: Sie sind woanders. Das zu verstehen ist sehr wichtig, und es ist sehr tiefgrundig. Aber du musst dich nicht zu stark in die kleinste Komplexitat einlassen, andernfalls wirst du das Selbst (Atma) aufgeben. Uberlass das alles dem Gnani Purush! Du musst nur die Fakten verstehen! Wenn du versuchst, dich an all die kleinsten Details zu erinnern, wirst du vergessen, das zu tun, was grundlegend viel wichtiger ist. Probiere und verstehe es fur dich allein, und du wirst es fur dich selbst einsehen. Wenn du fortfahrst, dem zu folgen, was ,wir' dir zeigen, wirst auch Du diese Station erreichen. Unterwegs wirst Du beginnen, alles zu sehen'. Also frage jetzt nicht weiter daruber nach. Wenn gerade Bharooch (eine Station auf dem Weg von Ahmedabad nach Mumbai) erreicht ist, und du sagst: ,,Dada, wie sieht der Marine Drive' in Mumbai aus?", wurde ich sagen: ,,Warum wartest du nicht, bis du in Bombay ankommst, und siehst es dann selbst?" Was also geschieht, ist, dass du es nicht wertschatzt, wenn am Bahnhof von Surat susses Geback 17 Eine beruhmte kilometerlange Meerespromenade
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________________ 64 Aptavani-8 (Ghaari, eine Spezialitat aus Surat) angeboten wird, weil du zu sehr mit den Gedanken an den Marine Drive beschaftigt bist. Deshalb sagen , wir' dir, dass du einstweilen einfach weiter dein Essen und Trinken geniessen sollst! Es gibt keinen Grund, sich jetzt den Kopf daruber zu zerbrechen, wenn du es jetzt nicht sehen kannst. Fragender: Das wurde also bedeuten, dass die Anzahl der Seelen nicht zunimmt oder abnimmt, richtig? Dadashri: Sie nimmt weder zu noch ab, es ist, was es ist. Es gibt nie ein Zunehmen und auch keine Verminderung. In dieser Welt wird nicht nur ein einzelnes subatomares Teilchen (Paramanu) vom Selbst (Atma) nicht mehr oder weniger, sondern auch keines vom Nicht-Selbst (Anatma). Sogar inmitten all dieser Kriege und Katastrophen, und da so viele Menschen sterben, wird nicht ein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) weniger, und nicht ein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) mehr. Die Anzahl der Seelen verandert sich nicht. Die Welt bleibt, wie sie ist, und nichts kann das andern. Fragender: Wie bestimmt man also die Energie, die all das antreibt? Dadashri: Die all das antreibt? Die Energie, die all das antreibt, ist so: Angenommen, funf Menschen schikanieren dich. Welchen von den funfen wurdest du als denjenigen benennen, der dich schikaniert? Fragender: Ich wurde sagen, alle funf. Dadashri: Ja, das Gleiche geschieht hier. Du kannst nicht nur einen benennen, weil sie alle es kollektiv tun. Es sind alles , die sich bedingenden Umstande' (Vyavasthit akti). Wenn sie also alle zusammenkommen und das tun, wessen Namen wurdest du nennen? Konntest du nur einen benennen? Und zudem ist all dies obligatorisch (Farajiyat). Dies ist ein Weg des weltlichen Lebens (Sansar), und das Selbst (Atma) durchlauft den Weg des weltlichen Lebens, und das ist die Wirkung davon (des weltlichen Lebens]. Es gibt nichts anderes, ausser dieser Wirkung. Die Seelen werden also nicht mehr, noch werden sie weniger. Auch der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) nimmt
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________________ Aptavani-8 65 weder zu noch ab. Auch diese unbelebten subatomaren Teilchen (Jada Parmanu) nehmen weder zu noch ab. Ganz gleich, wie viele du verbrennst oder abschneidest, auch dann wird nicht ein einziges subatomares Teilchen (Parmanu) dazugewonnen werden oder verloren gehen! Alles wird gleich bleiben. Fragender: Und wie sind dann die neuen aufgetaucht? Hat die Zahl der Menschen nicht zugenommen? Dadashri: Die, die bei der Anzahl der tierischen Lebensform verringert wurden, sind alle in die menschliche Lebensform gekommen. Aber sie sind auch mit ein Ruckfahrschein hierhergekommen. Sie sind mit einem Ruckfahrschein gekommen, von wo auch immer sie herkamen. Wenn wir fragen: ,,Aber was werdet ihr tun, wo ihr nun hier seid?" Und sie werden sagen: ,,Wir werden uns an allem erfreuen, was anderen gehort; alles, WOZU wir kein Recht haben. Wir werden Hauser bauen, Strassen bauen, Brucken bauen, und nach all der harten Arbeit werden wir sterben." Egal, wie viele es waren, sie alle kehren dahin zuruck, woher sie kamen! Diejenigen, die Dinge korrumpieren, sammeln nur Punkte, um dorthin zuruckzukehren. Wenn sie So viele Punkte erwerben, kehren sie wieder dorthin zuruck. Das Ratsel der Erschaffung und der Auflosung der Welt Fragender: Wann wird Gott diese lebendige Welt auflosen, und wenn er das tut, in welchem Zustand wi sie dann sein? Dadashri: Gott hat nicht die Macht (Shakti), diese Welt aufzulosen. Im Gegenteil, Gott selbst ist in dieser Welt gefangen und versucht weiter, sich zu befreien! Und wenn der Gnani Purush den Weg zeigt, kann er aus ihr herauskommen. Niemand in dieser Welt hat die Energie (Shakti), die Welt zu einem Abschluss zu bringen. Daher hat Gott diese Welt nicht erschaffen. Es gibt nicht so etwas wie den Schopfergott in dieser Welt, das sind nur , die sich bedingenden Umstande'. Und: ,,Die Welt ist das Ratsel an sich." Sie selbst ist verwirrt worden. Wie sie verwirrt wurde, das ist, was wir' (der Gnani) dir berichten, die wir es gesehen haben. Wenn alle diese Elemente auf
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________________ 66 Aptavani-8 diese Weise zusammenkommen, entsteht das (die Illusion, das Ego) aus zwei der [ewigen] Elemente. Und durch Gnan kann es zerstort werden. Aufgrund von Unwissenheit (Agnan) ist all das entstanden. Unwissenheit (Agnan) bedeutet zusatzliche Intention (Vishesh Bhaav, ,,Ich bin Chandubhai"), und so ist das weltliche Leben zustande gekommen, aufgrund dieser Extra-Intention (Vishesh Bhaav). Sie kann durch Gnan, das Wissen vom Selbst, zerstort werden. Niemand hat diese Welt erschaffen. Da gibt es keinen Schopfer. Wer baut diese Hauser und alles hierherum? Baut Patel sie? Patel bezahlt nur dafur. Die Hauser selbst werden von den Maurern, den Zimmerleuten und den Schmieden gebaut. Ist Gott also ein Schmied oder ein Steinmetz? Er ist Gott. Alles geschieht infolge Seiner Prasenz. Genau, wie die Hauser in der Gegenwart von Patel gebaut werden, funktioniert diese Welt in der Gegenwart Gottes, und es muss nichts getan werden! Diese subatomaren Teilchen (Parmanus) in diesem Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) besitzen so viele Eigenschaften (Guna). Im Materie-Teil (Jada) des Nicht-Selbst (Anatma) gibt es unzahlige Eigenschaften (Guna), sodass die Augen und all das von allein auftreten. Niemand muss etwas tun. Siehst du, wie leuchtend die Augen der Kuhe, Buffel und Ziegen sind? Und wie sind die Augen der Affen? Das alles geschieht von allein. Das Nicht-Selbst (Prakruti) passiert von allein. Welche Wissenschaft hinter all dem steckt, haben wir' (der Gnani Purush) ,gesehen' und , erkannt18', aber konnen es nicht beschreiben. Es kann nicht in Worten beschrieben werden. Es wurde in den Schriften nicht erklart. Abgesehen davon ist die ursprungliche Offenbarung dessen ganz anders. Die Welt wird also fur immer so bleiben. Und wenn du das wissenschaftlich verstehen willst, dann komm zu mir. Es ist nicht moglich, diese Welt mit deinem Intellekt (Buddhi) zu ermessen, denn selbst in dieser Welt gibt es Seelen (Jivas), die zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen, und dennoch wird die Welt unverandert bleiben. Niemand wird diese Welt auflosen. 18 Im Sinne von 'Wissen', der Eigenschaft des Selbst
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________________ Aptavani-8 67 Gott hat diese Welt nicht erschaffen. Diese auslandischen Wissenschaftler haben zu mir gesagt: ,,Gott ist der Schopfer. Unser Christus hat das gesagt, warum also verneinst du das?" Also antwortete ich ihnen: ,,Gott ist der Schopfer, das ist korrekt aus Sicht der Christen, aus Sicht der Inder, aus Sicht der Muslime. Nicht gemass der Tatsachen." Die Absolute Seele (Paramatma) hat diese Welt keineswegs erschaffen. Diese Welt kam von alleine in die Existenz, und das Ratsel ist von allein aufgetreten. Und durch Wissenschaft ist dieses Ratsel entstanden. Die Extra-Intention (Vishesh Bhaav) - nicht die des Selbst - entsteht, wenn zwei von den sechs ewigen Elementen (Tattva) zusammenkommen. Wenn die zwei Elemente zusammenkommen, gibt keines seine individuellen innewohnenden Eigenschaften (Guna) auf, und eine zusatzliche Eigenschaft (Vishesh Gunadharma) wird erschaffen. Sie haben es zusatzliche Eigenschaft' (Vyatirek Guna) genannt (wenn zwei Elemente zusammenkommen, entsteht eine dritte, neue Komponente mit vollig neuen Eigenschaften). So wie Arger, Stolz, Tauschung und Gier keine Eigenschaften des Selbst (Atma) sind, so sind diese (auch) nicht die Eigenschaft des Nicht-Selbst (Anatma). Es sind zusatzliche Eigenschaften (Vyatirek Guna). Weil also diese zusatzlichen Eigenschaften (Guna) aufgekommen sind, ist die Welt zustande gekommen, das ist alles. Da ist niemand sonst im Universum, der irgendetwas tut! Diese Leute sagen auch, dass Gott den Wunsch hatte, die Welt zu erschaffen! Aber wer Wunsche hat, wird als Bettler betrachtet. Gott hat keinerlei Art von Wunschen. Wie kann es einen Wunsch geben, wo absolute Zufriedenheit und absolute Gluckseligkeit sind? Demnach hat Gott niemals Wunsche! Die Menschen wurden einfach nur irregeleitet zu glauben, dass Gott einen Wunsch hatte und die Welt erschaffen hat. Aber so ist es nicht. Das ist ganz und gar Wissenschaft (Vignan)! Und sie entstand aufgrund von Wissenschaft. Die ganze Welt an sich ist Wissenschaft (Vignan)! Diese Schopfung an sich ist Wissenschaft Fragender: Die Welt entstand nicht durch die Energie
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________________ 68 Aptavani-8 von Aktivitat (Kriya Shakti), sondern durch die Energie des Verlangens (Ichchha Shakti, Wunsche)? Dadashri: Nein, es ist auch nicht die Energie des Verlangens (Ichchha Shakti). Jemand mit einem Verlangen wurde als Bettler gelten. Wenn Gott ein Verlangen hatte, dann hatten sie ihn einen Bettler genannt. Fragender: Wer auch immer der allerhochste Lord (Purna Brahma) ist, ist das einzig durch seine Energie von Begierde (Ichchha Shakti). Er selbst musste dazu nichts tun. Dadashri: Nein, ganz und gar nicht. Es gibt so etwas wie Energie von Begierde (Ichchha Shakti) nicht. Wenn es so etwas gabe, dann wurde er als Bettler gelten. Gott ist frei von Wunschen (Nirichchhak)! Dies alles ist nur aufgrund von Wissenschaft (Vignan) entstanden! Fragender: Passiert es aufgrund der Extra-Intention (Vishesha Bhaav), dass man es Energie von Begierde (Ichchha Shakti) nennt? Dadashri: Nein, es besteht ein grosser Unterschied zwischen den beiden. Extra-Intention (Vishesha Bhaav) bezeichnet das, was geschieht, wenn zwei ewige Elemente zusammenkommen. Wenn die Sonne und das Meer zusammenkommen, geschieht Verdunstung von Wasser, aber das ist weder der Wunsch der Sonne noch der des Ozeans. Auf ahnliche Weise steigt ein zusatzliches Merkmal (Vyatyrek Guna) auf, wie etwa Arger-Stolz-Tauschung-Gier. Man nennt sie Extra-Eigenschaften (Vishesha Guna), und diese Welt ist aus ihnen entstanden. Die Elemente mit Form sind in diesem Universum sichtbar Es gibt sechs permanente (ewige) Elemente. Die funf Elemente, die es gibt, sind: Erde (Pruthvi), Feuer (Tej), Luft (Vayu), Wasser (Pani) und Raum (Akash). Von diesen ist nur das Raum-Element permanent, wahrend die anderen vier Elemente vorubergehend (Vinashi) sind. Alle, Erde, Licht, Luft und Wasser, sind vorubergehende (Vinashi) Dinge. Fragender: Sind sie nicht alle aus Raum hervorgegangen? Dadashri: Nein, nein. Nichts in dieser Welt ist aus [dem Element] Raum hervorgegangen. Es ist aus dem Element
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________________ Aptavani-8 69 des subatomaren Teilchens (Parmanu) [entstanden], das wir Atom (Anu) nennen. Das subatomare Teilchen (Parmanu) ist das einzige Element, das eine Form hat. Und aus dieser elementaren Form hat sich alles materialisiert. Diese subatomaren Teilchen (Parmanu) sind immer da, uberall in der gesamten Welt. Und wenn es an einem bestimmten Ort eine Zusammenballung von ihnen gibt, werden sie Atom (Anu) genannt. Subatomare Teilchen sind aus keiner Perspektive sichtbar! Nur Derjenige mit Absolutem Wissen (Keval Gnani) kann sie sehen, kein anderer jedoch kann sie sehen! Es ist so: Subatomare Teilchen (Parmanu) haben eine Form (Roopi), und Raum (Aakash) hat keine Form (Aroopi). Und alle vier Elemente, Erde, Feuer, Luft und Wasser, haben eine Form (Roopi). Also wird eine Form (Roop) von etwas erschaffen, das eine Form (Roopi) hat. Es ist dasselbe, wann immer du es anschaust ... Fragender: Kann eine Welt, die Gestalt und Form (Sakaar) hat, von etwas Formlosen (Nirakar) erschaffen werden? Dadashri: Diese Welt, die Gestalt und Form (Saakar) hat, ist nicht aus etwas entsprungen, das keine Gestalt und keine Form (Nirakar) hat. Eine Form (Sakaar) zu haben, ist etwas vollig anderes. Diese Vorstellung von Gestalt und Form (Sakaar) ist ganz anders, als du das verstehst. Es ist nicht die gleiche Gestalt oder Form, auf die du dich beziehst. All das sind Stadien (Paryaya). Und alle Stadien und Phasen sind vorubergehend (Vinashi). Sie tauchen auf, und sie kommen zu einem Ende. Dann tauchen sie wieder auf. Und sie enden wieder. Wohingegen das, was permanent ist, fur immer bleibt. Die permanenten Dinge konnen niemals erschaffen werden, noch konnen sie je zerstort werden. Daher bleiben die permanenten Dinge fur immer, die Stadien (Paryaya) jedoch, die sie antreiben, entstehen und vergehen und entstehen, immerfort. Nur wer geboren wurde, wird sterben. Deshalb hat das Selbst (Atma) damit nichts zu tun. So anders funktioniert diese Welt! Also brauchst du keine Angst zu haben, dass die Welt eines Tages auseinanderfallen konnte. Dafur besteht kein Grund. Sie wird genau so bleiben, wie
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________________ 70 Aptavani-8 sie ist. Die Sonne, der Mond und die Sterne werden immer gleich aussehen, wann auch immer du geboren wirst. Fragender: Es gibt viele Menschen, die es als ,,Es war Gottes Wille" interpretieren. Aber tatsachlich war Er in einem Zustand von Nicht-Dualismus (Advaita). Er fuhlte sich einsam, und so traf Er die Entscheidung, in die Dualitat (Dvaita) einzutreten. Und das resultierte in der Erschaffung der Welt. Dadashri: Wenn er Entscheidungen (Sankalp) trifft, ist er nicht Gott. Fragender: Nein, nicht Entscheidungen. Aber die Absicht von Dualitat (Dvaita Bhaav) ist aufgetreten. Dadashri: Nein, Gott kann keine Absicht von Dualitat (Dvaita Bhaav) haben, noch kann Er Absicht von NichtDualitat (Advaita Bhaav) haben. Dualismus (Dvaita) und Nicht-Dualismus (Advaita) sind Dualitaten (Dvandva), und Gott steht uber der Dualitat (Dvandvatita). Er transzendiert die Dualitat. Fragender: Aber gibt es nicht die Schopfung des weltlichen Lebens (Srushti), weil es die Dualitat (Dwandva) gibt? Dadashri: Ja, Dualitat (Dvandva) an sich ist Schopfung (Shrushti). Die Schopfung (Shrushti) selbst ist Dualitat. Und wenn du dich uber die Dualitat (Dvandvatita) erhebst, ist deine Arbeit getan. Vom Zustand ohne Anfang mit einem Ende, zum Anfang der Ewigkeit Es ist so: Es gibt nicht so etwas wie den Anfang der Welt, und es gibt auch nicht so etwas wie ein Ende. Mit ihrem Intellekt (Buddhi) fragen die Leute nur immer wieder: ,,Wann hat es angefangen?" Das ist so, weil sie glauben, dass wenn sie selbst einen Anfang hatten, auch die Welt einen haben muss. Es gibt nicht so ein Wort wie ,Anfang' (Aadi), wie bei , Anfang der Welt', und auch das Wort , Ende' (Anta) existiert nicht. Der Fluss des weltlichen Lebens (Sansar) war seit jeher vorhanden (Anaadi), und dennoch hat er ein Ende (Anta). Und sie fragen: ,,Aus welcher Perspektive hat
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________________ Aptavani-8 11 er ein Ende?" Und die Antwort ist: All die Lebewesen (Jiva) treiben in einem Zustand der Illusion (Branthi) im Strom des weltlichen Lebens (Sansar). Wenn sie jedoch einem Gnani Purush begegnen, kommt in dem Moment ihre Illusion zu einem Ende. Also kommt die Illusion (Bhranti), die sich unaufhorlich fortgesetzt hat, zu einem Ende und lasst die rechte Sicht (Samyaktva) entstehen. ,Sa-aadi' bedeutet das Einsetzen von ,Sa', der richtigen Sicht (Samyaktva). Wie lange wird die richtige Sicht (Samyaktva) anhalten? Sie wird nicht enden, bis Absolutes Wissen (Keval Gnan) erlangt wurde. Dieser Beginn der richtigen Sicht (Sa-aadi) wird als das Ende der richtigen Sicht (Sa-anta) erachtet. Der Anfang der richtigen Sicht (Sa-aadi) und das Ende der richtigen Sicht (Sa-anta) - Anfang und Ende der richtigen Sicht (Samyaktva)! Wahrend es in der endgultigen Befreiung (Moksha) einen Beginn der richtigen Sicht (Sa-aadi) geben wird, die bis in alle Ewigkeit (Anant) bestehen bleiben wird. Und deshalb wird es , SaadiAnant' genannt. Der erste Teil ist , Anaadi-Saant', der zweite ist ,Saadi-Saant', und der letzte Teil ist ,Saadi-Anant'! Demzufolge gibt es nicht so etwas wie einen Anfang (Aadi) in dieser Welt, und es gibt auch nicht so etwas wie ein Ende (Anta). Es wird kein Ende geben, falls du dir daruber Gedanken machen oder es dir vorstellen solltest. Veranderung der Umstande ist die Natur der Welt Fragender: Aber dennoch, was war die instrumentelle Ursache (Naimitik Karan) hinter dem Ursprung (Utpatti) der Welt, ihrer Existenz (Shiti) und ihrem Untergang (Laya)? Dadashri: Aber was bezeichnest du als Ursprung? Fragender: Wir wissen, dass diese Welt existiert, weil es eine standige Veranderung im Korper (Pudgal) gibt. Aber zu welcher Zeit auch immer die Welt entstanden ist, diesem Anfang (Utpatti) folgte ein stabiler Zustand (Shiti), der dann zu einem Ende (Laya) kommt. Was ist die instrumentelle Ursache (Naimitik Karan) dahinter? Dadashri: Aber wo hast du die Welt entstehen sehen? Fragender: Ich habe es nicht gesehen, aber geht sie nicht trotzdem durch Veranderungen?
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________________ 72 Aptavani-8 Dadashri: Veranderung an sich bedeutet, dass sie entsteht, bewegungslos, ruhig bleibt und durch Zerstorung geht. Das genau ist es, was Veranderung bedeutet! In ihrer elementaren Form (Vastu Swaroop) hat diese Welt also keinen Ursprung, noch wird sie zerstort. Es geschieht gar nichts. Veranderungen geschehen nur in der Beschaffenheit oder dem Zustand (Avastha) der Dinge! Fragender: Ist die Energie (Shakti) des Selbst (Atma) auch eine instrumentelle Ursache (Naimitik Karan)? Dadashri: Sie hat nichts damit zu tun. Warum sollte das Selbst (Atma) irgendetwas damit zu tun haben? Schreiben diese Apotheker nicht das Datum auf, an dem die Arzneiflasche versiegelt wurde, sagen wir 1977, und es heisst auch, dass man den Inhalt wegwerfen sollte, wenn man ihn nicht bis 1979 verbraucht hat? Fragender: Weil er seine Wirksamkeit verloren hat. Dadashri: Warum sollte man dafur das Selbst (Atma) benotigen? So sind die Dinge. Zeit (Kaad) ist etwas, das alles verschlingt. Die Zeit lasst alles altern, aber sie erneuert auch die Dinge. Veranderung enthalt alles. Was ist Veranderung in der Form (Roopantar)? Sie bedeutet, ins Dasein zu kommen, eine Weile zu existieren und dann zu verschwinden. Fragender: Eine Sache verstehe ich immer noch nicht. Man sagt, der Ursprung der Welt ware seit jeher da, aber sollte es nicht einen Grund hinter dem Ursprung geben? Dadashri: Der Hauptgrund dahinter ist dieses Ratsel. Fragender: Aber sollte es nicht eine Art von Energie (Shakti) geben, um dieses Ratsel zu losen? Dadashri: Nein, dabei gibt es keinen Bedarf fur eine Energie (Shakti). Sobald du diese Wissenschaft kennst, wird das Ratsel gelost sein. Die gesamte Welt besteht aus sechs ewigen Elementen (Tattva). Ewiges Element (Tattva) bedeutet, dass sie ewig sind. Und diese ewigen Elemente bewahren immerwahrend ihre eigene Natur (Swabhaav). Aber diese Elemente
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________________ Aptavani-8 73 (Tattva) interagieren miteinander. Darum sehen wir all diese verschiedenen Erscheinungen. Fragender: Welche sind diese sechs ewigen Elemente (Tattva)? Dadashri: Eins ist das Selbst (Chetan). Das zweite ist Materie (Jada, nicht-selbst), welches eine Form (Roopi) hat. Das ewige Element Selbst (Chetan Tattva) ist unsichtbar (Aroopi). Das dritte ist eins, das der Materie (Jada) und dem Selbst (Chetan) Bewegung verleiht, und es wird das Element der Bewegung oder Dynamik (Gatisahayak Tattva) genannt. Wenn es nun lediglich das Element der Bewegung gabe, dann ware alles standig in Bewegung! Um also Materie (Jada) und Selbst (Chetan) bewegungslos werden zu lassen, gibt es das Element der Tragheit oder Unbewegtheit (Sthitisahayak Tattva), welches einen Korper ruhig sein lasst! Das sind vier der Elemente (Tattva). Das funfte ist Raum (Akash), und das sechste ist das Element der Zeit (Kaad). Aufgrund dieser sechs Elemente ist die Welt entstanden. Alle sechs Elemente sind ewig. Die geheimnisvolle Planung der Natur Diese Welt funktioniert auf naturliche Weise. Alles befindet sich in seinem naturlichen Zustand (Swabhaav), und nichts hat sich je von seiner eigenen Natur entfernt. Da ist nur die weltliche Interaktion (Vyavahar), die den gesamten Weg der Evolution (Samsara Marg) bildet, und in diesen Weg der Evolution sind all diese Lebensformen (Jiva) eingetreten. Es sind also drei Kategorien geschaffen worden ist die Lebensform (Jiva), die keine Identitat (Avyavahar Rashi) hat. Sie wartet auf den Eintritt in das weltliche Leben. Die zweite ist die Lebensform, die Identitat hat (Vyavahar Rashi) und in das weltliche Leben eintritt. Und die dritte ist die der letztendlichen Befreiung des Selbst (Atma) im Reich der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra). Die Lebensformen (Jiva), die im Zustand ohne Identitat existieren (Avyavahar Rashi), sind unzahlige, und auch die Lebensformen, die in die weltliche Interaktion (Vyavahar) eingetreten sind, sind unbegrenzt. Wenn man jedoch die Anzahl von Menschen ermitteln wollte, die sich in der weltlichen Interaktion befinden, dann ist das moglich. Und
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________________ 74 Aptavani-8 diejenigen, die von weltlicher Interaktion (Vyavahar) befreit wurden, die zum Ort der Absoluten Befreiung (Siddha Gati) gegangen sind, auch sie sind unendlich viele! Die lebenden Wesen (Jiva), die keine Identitat haben (Avyavahar Rashi), kommen hierher in die weltliche Interaktion (Vyavahar). Glaube einfach, dass 50.000 Lebewesen (Jivas) zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen, und 50.000 Lebewesen (Jivas) aus dem nicht identifizierten Zustand (Avyavahar Rashi) kommen und in die weltliche Interaktion (Vyavahar) eintreten. Darum bleibt die weltliche Interaktion immerwahrend dieselbe. Was gilt als weltliche Interaktion (Vyavahar)? Diese Lebensformen (Jivas), die sich allmahlich auf dem Weg der Evolution (Samsaran Marg) entwickelt haben, denen ein Name gegeben wurde - das heisst, dass sie durch einen Namen identifiziert werden konnen, was bedeutet, dass sie nun in die Interaktion der Welt (Vyavahar) eingetreten sind. Also konnte man sagen: ,,Mensch, das ist eine Zwiebel, das ist eine Rose, das ist ein Reiskorn, das sind Algen." Auf dem ganzen Weg zur endgultigen Befreiung (Moksha) verandern sich also standig die Umstande und Zustande (Avastha), und die Lebensform entwickelt sich allmahlich weiter und weiter, von einem Organismus mit einem Sinn (Ekindriya Jiva), den ganzen Weg, bis er funf Sinne (Panchindriya) entwickelt. Nachdem die Lebensform funf Sinne (Panchindriya) erlangt hat, wird sie ein Mensch in anderen Landern (ausserhalb Indiens), wo sie sich in der menschlichen Form immer weiterentwickelt, ehe sie in Indien (Hindustan) geboren wird. Die Lebewesen (Jiva), die kommen, um nach Indien (Hindustan) zu gelangen, haben die hochste spirituelle Entwicklung, was ihnen ein grosseres Anrecht auf endgultige Befreiung (Moksha) gibt. Diejenigen in anderen Landern sind fur Befreiung (Moksha) noch nicht berechtigt, da sie sich noch in Entwicklungsstadien befinden! Wer voll entwickelt ist, geht dann von hier zur endgultigen Befreiung! Genauso viele Lebewesen, wie zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen, die an den Ort der endgultigen Befreiung (Siddha Gati) gehen, genau die gleiche Anzahl an Lebewesen tritt aus der nicht-interagierenden Form (Avyavahar) in die weltliche Interaktion (Vyavahar) ein. Was
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________________ Aptavani-8 wurdest du also weltliche Interaktion (Vyavahar) nennen? Die weltliche Interaktion ist so, dass es in ihr keinen Zuwachs oder keine Verringerung um auch nur eine einzige Lebensform gibt. Das nennt man weltliche Interaktion (Vyavahar)! Wenn es nur ein einziges lebendes Wesen mehr oder weniger wurde, wurde die gesamte Ordnung zusammenbrechen. Fragender: Was wurde passieren, wenn es ein einziges Lebewesen (Jivas) weniger wurde oder ein einziges Lebewesen hinzukame? Dadashri: Die gesamte Planung der Natur wurde zusammenbrechen! Wenn sich die Sonne heute nicht zeigt, dann wird sich morgen der Mond nicht zeigen, oder aber, es wurden zahlreiche Sterne fehlen. Oder vielleicht wird ein bestimmter Planet nicht mehr da sein. Dann wurden sie sagen: ,,Sie sind alle zur endgultigen Befreiung (Moksha) gegangen", wahrend es hier stockdunkel ware! Aber all das, die gesamte Gestaltung, wird immer gleich bleiben. Sonne, Mond, Sterne werden auch nach Milliarden von Jahren immer noch gleich erscheinen. Du wirst genau den gleichen Saturn-Planeten sehen, und den gleichen Venus-Planeten, aber die Lebewesen (Jiva) darinnen werden immer wechseln. Die aussere Verpackung bleibt die gleiche, sie werden immer noch reflektieren, wahrend das lebende Wesen darinnen herausfallt und an einen anderen Ort geht. Auch die Sonne wird herausfallen, wie auch die anderen Lebewesen. Doch sobald es [das Wesen] herausfallt und verschwindet, nimmt ein anderes Lebewesen (Jiva) seinen Platz ein. Und das nennt man , die sich bedingenden Umstande' (Vyavasthit). Was fur ein wunderschones Gefuge das ist! Wenn ein Lebewesen (Jiva) um 3:03 Uhr ankommt, geht das andere in exakt diesem Moment. Andernfalls konnten wir sagen: ,,Warum ist es dunkel geworden?" Aber nichts dergleichen passiert. Demzufolge ist nicht ein einziges Lebewesen (Jiva) falsch platziert, und jedes einzelne Lebewesen (Jiva) bleibt im eigenen Dienst (um seiner Existenz zu dienen). So viele Seelen (Jiva), wie von hier zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen, genauso viele Seelen treten aus
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________________ Aptavani-8 dem namenlosen Zustand (Avyavahar Rashi) in den Zustand weltlicher Interaktion (Vyavahar) ein. In der weltlichen Interaktion gibt es keinen Anstieg oder Ruckgang. Die weltliche Interaktion bleibt genau so, wie sie ist. Also besteht kein Grund zur Sorge, dass bestimmte Fruchtsorten aussterben konnten. Wenn einige Fruchtsorten verschwinden, wird eine andere Sorte auftauchen, aber die weltliche Interaktion (Vyavahar) wird immer dableiben! Fragender: Man sagt, die Seele (Atma) kommt aus der niedrigsten Lebensform (Nigod), dass alle Seelen zuerst in einem Schlafzustand sind und auf Entwicklung warten (Nigod). Was also ist diese niedrigste Lebensform (Nigod)? Dadashri: Niedrigste Lebensform (Nigod) bedeutet, dass in einem Korper unzahlige Lebewesen (Jivas) sind. So wie in einer einzigen Kartoffel - so viele von ihnen sind darin, nicht wahr? In gleicher Weise ist in der niedrigsten Lebensform (Nigod) eine ubermassige Zahl an lebenden Wesenheiten. Diesen lebenden Wesenheiten wurde noch kein Name gegeben. Die Kartoffel hat einen Namen bekommen. Fragender: Startet der Anfang von dem Zeitpunkt, an dem das Lebewesen (Jiva) einen Namen erhalt? Dadashri: Nein, der Anfang beginnt noch davor. Das nennt man den namenlosen Zustand (Avyavahar Rashi), was bedeutet, dass diese Lebewesen (Jivas) noch nicht in den Zustand weltlicher Interaktion (Vyvahar) eingetreten sind. Fragender: Wo befindet sich der Ort der Seelen in der niedrigsten Lebensform (Nigod)? Dadashri: Dies ist der gesamte Ort! Er ist uberall im Raum. Der gesamte Raum dieses Universums ist mit Wesen der niedrigsten Lebensform (Nigodo) gefullt! Fragender: Gibt es nicht auch im namenlosen Zustand (Avyavahar Rashi) einen Anfang fur die Lebewesen? Dadashri: Nein. Es gibt dort keinen Ursprung (Utpatti). Es gibt dort unendlich viele Lebewesen (Jivas). Ganz gleich, wie viele Lebewesen (Jivas) von der unendlichen 19 Verschwindend kleine, nicht wahrnehmbare, ruhende (inaktive) Lebewesen, die aufwachen und in den Weg der Evolution eintreten.
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________________ Aptavani-8 77 Zahl weniger werden, ihre Unbegrenztheit geht nicht weg. Es lohnt sich nicht, das mit deinem Intellekt (Buddhi) zu bemessen, denn was das angeht, so kann der Intellekt dorthin nicht vordringen. Nichts von der Unendlichkeit kann sich je verringern. Ganz gleich, wie viel du von der Unendlichkeit herausnimmst, sie besteht dennoch genauso als Unendlichkeit weiter. Und das nennt man Unendlichkeit. Also gibt es dort niemals eine Minderung! Selbst am Ort der endgultigen Befreiung (Siddha Gati) ist Unendlichkeit, sodass auch dann, wenn die unzahlbare Anzahl dort weiter zunimmt, sie grenzenlos unendlich bleibt. Die Menschen sind im Universum die einzigen Wesen, die zahlbar (Sankhyat) sind, alle anderen Lebensformen sind unzahlbar (Asankhyat). Zahlbar (Sankhyat) heisst, dass die Anzahl zunimmt und abnimmt, und es gibt bestimmte Gesetzmassigkeiten, die diese Schwankungen (Zunahme und Abnahme) regeln. Die Schwankung ist ihr Normalzustand. Wenn es eine Zunahme in einer bestimmten Zahl gibt, dann steigt die Bevolkerung bis zu einem gewissen Grad. Und wenn es zahlenmassig einen Ruckgang gibt, dann geht die Bevolkerung auf einen bestimmten Stand zuruck. Das ist ihr Normalzustand (die Norm). Wenn es nun an der Zeit ist, zu beginnen, weniger zu werden, wird zuerst der unendliche Teil (Anant) abnehmen, dann wird der unzahlbare Teil (Asankhyat) abnehmen, dann wird der zahlbare Teil (Sankhyat) abnehmen, und dann werden die zahlbaren Eigenschaften (Sankhyat Guna) abnehmen. Dann werden die unzahlbaren Eigenschaften (Asankhyat Guna) abnehmen, und dann werden die unendlichen (Anant Guna) Eigenschaften abnehmen, und dann wird alles erneut zunehmen (Vardhaman). Und nach dem Zunehmen nimmt es [erneut] ab (Heeyaman). Fragender: Was bedeutet zahlbar (Sankhyat) und unzahlbar (Asankhyat)? Dadashri: Zahlbar (Sankhyat) bedeutet, dass es etwas ist, das man zahlen kann. Die menschliche Bevolkerung ist zahlbar (Sankhyat), so wie die Tiere und Pflanzen (Tiryancha). Die Population der niedrigeren Lebensformen ist unzahlbar (Asankhyat). Unzahlbar (Asankhyat) bedeutet, es kann nicht gezahlt werden, dir werden die Zahlen ausgehen.
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________________ 78 Aptavani-8 Auch wenn man mehr als eine Milliarde zahlt, kann man weiterzahlen, und es wird nie enden. Das nennt man unzahlbar (Asankhyat). Es wird nicht enden, selbst wenn einem die Zahlen ausgehen. Einzig die Menschen sind zahlbar. Du kannst vielleicht bis zu vier oder funf Milliarden zahlen, und das ware eine gute Schatzung. Die Tiere und Pflanzen jedoch (Tiryancha) sind unzahlbar (Asankhyat), und auch die himmlischen Wesen (Devas) sind unzahlbar. Die Lebewesen im Reich der Holle (Narak Gati) sind unzahlbar. Mit Ausnahme der Menschen, sind alle anderen Lebewesen (Jivas) in der weltlichen Interaktion (Vyavahar) unzahlbar (Asankhyat). Die Lebewesen im namenlosen Zustand (Avyavahar Rashi) sind unendlich (Anant), und auch im Reich der Befreiten Seelen (Siddha Gati) gibt es unendlich viele befreite Seelen (Siddha). Unendlich (Anant) bedeutet jenseits des Zahlbaren (Asankhyat), grenzenlos, nie endend, es ware also vergeblich, sie zu zahlen. Du kannst versuchen, das Zahlbare (Sankhyat) zu zahlen, aber was kannst du tun, wenn es fur das Unzahlbare (Asankhyat) keine Zahl (Sankhya) gibt? Zehn Millionen, hundert Millionen, eine Milliarde ... egal, wie weit du zahlst, dieses Konto (Hisaab) wird dennoch nicht zu einem Ende kommen. Deshalb wurde es als unzahlbar (Asankhyat) kategorisiert, weil es nicht zu zahlen ist (Sankhya) - man kann ihm keine Zahl zuordnen! Diese Welt hat sich selbst verwirrt. Warum ist das so? Weil diese Lebewesen (Jivas) sich auf immer in der fliessenden Stromung des ewigen (Anadi) Stroms bewegen. Genauso wie die fliessenden Wasser des Flusses Narmada, fliessen diese Lebewesen (Jivas) immerfort weiter. Materie (Dravya), Ort (Kshetra), Zeit (Kaad) und innere Absicht (Bhaav) verandern sich standig. Selbst ihr Ort andert sich standig. Wenn wir also im letzten Leben an der zehnten Meile waren, kommen wir in diesem Leben zur elften Meile. Nun gab es an der zehnten Meile wundervolle Garten und wunderbare Menschen, und nachdem wir das alles gesehen haben, begegnen wir jetzt, da wir an der elften Meile ankommen, einer Wuste. Also denkst du bei dir: ,,Wie um alles in der Welt kann ich so leben?" Du erinnerst dich an all das, was du an der zehnten Meile gesehen
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________________ Aptavani-8 hast. Wegen deines inneren Konflikts befindest du dich in einer misslichen Lage. Alles, was du immerzu fuhlst, ist: ,,Das ist schrecklich, das ist schrecklich." Das heutige Wissen ist es, das dich innerlich plagt. Ist es nicht das, worauf all die Konflikte zuruckzufuhren sind? Dieser Konflikt wird immer weitergehen, bis du Selbst-Realisation (Atmagnan) erlangst. Die Welt wird also fur immer so bleiben, wie sie ist. Und von ihr werden gesetzmassig unaufhorlich Lebewesen (Jivas) zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen. Letztendlich wird die Losung durch den Gnani kommen Fragender: Wird ein Lebewesen (Jiva), sobald es in einen Zustand kommt, in dem es eine Identitat hat (Vyavahar Rashi) und in das Leben in der Welt eintritt, dann zwangslaufig zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen? Ist auch der Zeitpunkt festgelegt, an dem es nach so und so vielen Geburten zur endgultigen Befreiung gehen wird? Ist der Zeitpunkt, wann es zur endgultigen Befreiung geht, bereits vorherbestimmt? Dadashri: Das Lebewesen (Jiva) ist bereits von dem Moment an bereit, zur endgultigen Befreiung zu gehen, wo es in den Zustand mit einem Namen (Vyavahar Rashi) eintritt. Fragender: Aber ist sein Zeitpunkt festgelegt? Dadashri: Der Zeitpunkt ist tatsachlich entschieden. Aber nachdem es (das Lebewesen) in die menschliche Lebensform gekommen ist, dann ist der Zeitpunkt entschieden, vorausgesetzt, dass es keinerlei Egoismus (Ahamkar) ,macht'. Wenn man Egoismus begeht, fallt man von dort wieder hinab, und keiner kann vorhersagen, was von da an passieren wird. Wenn man sich zuruck in Richtung Egoismus (Ahamkar) wendet, dann gibt es keine Gewissheit. Dann wird man fur unzahlige Leben umherwandern. Solange man keinen Egoismus begeht, ist die Zeit gesichert. Wenn man auf die gleiche Art wie die Tiere lebt, mit anderen zusammenlebt, wie es die Tiere tun: ohne die Scherereien des Stolzes (Maan), die Scherereien des Egos (Ahamkar), ohne die Scherereien der Gier (Lobh), wird man direkt zur endgultigen Befreiung (Moksha) gelangen. Aber diese Menschen leben nicht so wie die Tiere!
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________________ 80 Aptavani-8 Fragender: Wie kann man wie die Tiere leben, nachdem man ein Mensch geworden ist? Dadashri: Was ich meine, ist, wenn ein Wesen (Jiva) wie ein Tier lebt, dann kann es zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen. Aber indem man andere beobachtet, wird man genau wie sie: ,,Sie haben das getan, und ich bin so." Indem man das standig tut, lauft alles schief. Wenn man dann spirituelle Gesellschaft (Satsang) findet und einem Gnani Purush begegnet, nur dann gibt es Freiheit. Andernfalls gibt es keine Freiheit. Fragender: Ist es bestimmt, dass man einem Gnani Purush nur zu einem bestimmten Zeitpunkt begegnen wird? Dadashri: Nein. Das ist nicht bestimmt. Es hangt davon ab, wann man diesem Umstand begegnet. Wenn jemand solch einen Schubs erfahren sollte, wurde er egoistisch (Ahamkari) werden! Wenn jemand egoistisch (Ahamkari) wird, bedeutet das, dass er unabhangig (Nirashrit) wird. Ausser den Menschen sind alle Lebewesen (Jivas) von Gott abhangig (Aashrit). Diese Menschen jedoch sind die Einzigen, die unabhangig (Nirashrit) sind! Das alles ist also das Ego des Menschen: ,,Ich werde dies tun" und ,,Ich werde das tun"! Daruber hinaus hat er Unmengen von Wunschen: ,,Ich mochte das tun!" Also werden Menschen unabhangig, und dann behaupten sie: ,,Ich kann das tun!" Also sagt Gott: ,,Also gut, dann geh, mach dein eigenes Ding!" Das bedeutet, dass Gott von jeglicher Verantwortung frei geworden ist. Was sagt der Arzt? Er sagt: ,,Ich fuhre die Behandlung durch. Ich habe ihn auf diese Weise geheilt, und ich habe das getan ..." Wird Gott sich dann nicht von da wegbewegen? Also hat das ganze Problem mit dem Wissen zu tun, das aus dem Umgang mit weltlichen Menschen (Loksangnya) entsteht. Die Menschen haben von dem gelernt, was sie gesehen haben, und wir lernen von dem, was die [anderen] Menschen gelernt haben. Mit einer weltlichen Sicht (Loksangnya) kannst du nie zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen. Verstehst du ,Umgang mit
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________________ Aptavani-8 81 anderen' (Loksangnya)? Wenn du den Eigenheiten der Uberzeugungen von anderen folgst, daruber, wo Gluck (Sukh) liegt, wirst du niemals endgultige Befreiung erlangen. Nur wenn man der Gesellschaft (Sangnya) des Gnani folgt, wird man eine Losung finden. Fragender: Aber von dem Moment an, in dem man geboren wird, ist alles, was man vorfindet, weltlicher Einfluss (Loksangnya) und nichts anderes. Dadashri: Ja, aber was kannst du tun? Da du mit anderen zusammenlebst, muss es so sein. Andernfalls, wenn ein Mensch naturlich und spontan (Sahajik) ist, wird er geradewegs zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen. Schau nur, wie naturlich (Sahajik) die Tiere sind. Sie haben keinerlei Arger, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh). Selbst wenn ein Tier dich mit seinem Kopf stosst, hat es keine Wut (Krodh). Es ist naturlich und spontan (Sahajik). Und wenn es sein Futter schnell verschlingt, hat es keine Gier (Lobh), weil das naturlich fur es ist. Moksha (Endgultige Befreiung) ist gewiss, der Zeitpunkt von Moksha nicht Fragender: Sollen wir das also so verstehen, dass fur jede Seele (Atma) der Zeitpunkt, zur endgultigen Befreiung zu gehen, vorherbestimmt ist, fur manche indessen nicht? Dadashri: Jedes Selbst (Atma) wird zu seiner endgultigen Befreiung (Moksha) gehen, so viel ist wahr. Aber der Zeitpunkt, zur endgultigen Befreiung zu gehen, ist nicht festgelegt. Das hangt davon ab, was man in der Geburt als Mensch tut. Es hangt davon ab, ob man als Mensch Verstrickungen erschafft oder Verstrickungen verringert, oder ob man sie ganz und gar beendet. Fragender: Erreicht jedes Selbst (Atma) zum selben Zeitpunkt das menschliche Leben? Erreicht es das zu einer vorbestimmten Zeit? Dadashri: Jedes Selbst (Atma) muss ein Leben als Mensch erhalten. Fragender: Aber erhalt es dies zu einem Zeitpunkt, der vorherbestimmt ist?
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________________ 82 Aptavani-8 Dadashri: Ja, die menschliche Lebensform wird zu einem bestimmten Zeitpunkt erlangt. Der Beginn der Zeit des menschlichen Lebens (Avatar) ist vorbestimmt. Sobald man das menschliche Leben erlangt, ist man frei und kann unabhangig umherwandern! Das ist so, weil es nun in den eigenen Handen liegt, ob man Verstrickungen erschafft oder nicht. Danach ist nichts mehr gewiss. Aber der Weg bis dahin ist auf jeden Fall vorhanden und klar vorgezeichnet. Es ist fur ein Lebewesen (Jiva) absolut gesetzmassig, eine erste menschliche Geburt (Avatar) zu erhalten, und das passiert prazise und punktlich. Aber spater begegnet es den Verstrickungen! Und wenn es sich darin verwickelt, wird es so verwickelt, wie du es nicht glauben wurdest. So viele Leben werden dabei vergeudet! Der Grund liegt darin, dass mit der menschlichen Geburt das Handelnder-Sein (Kartapanu) im Lebewesen entsteht, und im Handelnder-Sein (Kartapanu) liegen alle moglichen Freiheiten, die Freiheit, in jedwede Lebensform zu gehen. Das Lebewesen kann Dinge tun, die es in das Reich der Holle (Nark Gati) bringen, oder es kann Dinge tun, die es in das Tierreich (Janvar Gati) bringen. Es kann in der menschlichen Form auch barmherzige Taten und ubermenschliche Heldentaten vollbringen. Es kann Taten vollbringen, die es in die menschliche Form zuruckkehren lassen, oder sogar Taten, die es in das Reich der himmlischen Wesen (Deva Gati) eintreten lassen! Und wenn die Seele (Jiva) je einem Gnani Purush begegnet, oder einem Vitarag (der absolut frei ist von Anhaftung und Abscheu), vollbringt sie keine Taten mehr, die im Zusammenhang mit dem weltlichen Leben (Sansar) stehen, und startet auf dem Weg der Vitarags. Ihre Taten (Karya) sind jetzt auf das Selbst (Atma) bezogen. Folglich geht sie weiter zur Befreiung. Befreiung geschieht also nur in der menschlichen Lebensform. Nirgendwo sonst, nicht einmal im himmlischen Reich (Deva Gati), kann man Befreiung erlangen. In anderen Existenzbereichen (Gatis) gibt es das Handelnder sein' (Karta) nicht, wahrend es in der menschlichen Lebensform das Handelnder-Sein gibt. Ego zu einem Ende bringen - der Vitarag-Weg Fragender: Wenn also das Selbst (Atma) zum allerersten Mal in die menschliche Lebensform kommt, muss es zu diesem Zeitpunkt sehr wachsam sein.
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________________ Aptavani-8 Dadashri: Aber es unterliegt nicht seiner Kontrolle, wachsam zu sein. Es begegnet all den Umstanden (Saiyogo), und den Umstanden entsprechend wird es selber verstrickt. Jeder hat die gleichen Verstrickungen. Wenn jedoch ein Mensch sein eigenes Ego (Ahamkar) kennen wurde und dennoch nichts tut, um es zu vermindern, dann solltest du wissen, dass er absichtlich versucht, verstrickt zu werden. Fragender: Ich habe immer gedacht, dass nicht jede Seele (Atma) die gleiche Moglichkeit hat, sodass eine Seele (Atma) ganz schnell zur endgultigen Befreiung (Moksha) geht, wahrend eine andere viel spater zur endgultigen Befreiung geht. Hangt das also alles von Gluck ab? Dadashri: Nein, das ist kein Gluck. Wenn man in menschlicher Form geboren wird, geschieht das aufgrund der Umstande. Wenn sie (die Seele] zum ersten Mal hier im menschlichen Leben geboren wird, wird diese Geburt SO sein, dass nichts ihrem Weg in Richtung der endgultigen Befreiung schaden wird. Aber das alles hangt davon ab, in welche Richtung man das Ego (Ahamkar) wendet. Wenn man in eine Familie von Dieben geboren wird, und wenn man nicht selbst sein Ego umdreht, dann wird nichts erreicht. Der Grund ist: Weil man als Mensch geboren wurde, hat man dieses Recht! Also ist man der Handelnde (Karta) vom Ego (Ahamkar) geworden. Wenn man jedoch sein Ego nicht allein umwendet, dann passiert nichts. Die Geburt kann irgendwo stattfinden, und unter irgendwelchen Umstanden. Aber in welche Richtung lenken wir das Ego (Ahamkar)? Genau wie ein Schiff einen Kompass benutzt um damit zu navigieren, musst du in dieser Angelegenheit auch einen ,Kompass' verwenden. Das bedeutet, dass die Weise, wie man das Ego anleitet, ware, dass man sagt: ,,Ich muss das jetzt durchfuhren, also muss ich vorsichtig sein. Ich muSS sehr langsam in diese Richtung gehen." Ab dem Zeitpunkt der Geburt in der menschlichen Lebensform musst du das Ego selbst lenken. Sobald man die Geburt als Mensch erlangt, muss man so das Ego leiten. Fragender: Und das ist nicht leicht. Dadashri: Wenn es leicht ware, hatte es jeder getan. Es ist an sich schwierig. Es ist nicht leicht. Es ist extrem
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________________ 84 Aptavani-8 schwierig. Weil es so schwierig ist, wurden so viele Schriften geschrieben, nur um das zu verstehen. Aber es ist an sich sehr schwierig. Es gibt gewisse Dinge, die dir gefallen, und manchmal Dinge, die dir nicht gefallen. ,Man' (das Selbst) begegnet angenehmen Umstanden und unangenehmen Umstanden. Wenn sich ein angenehmer Umstand (Saiyog) ergibt, sagt der Vitarag20: ,,Nichts ist es wert, gemocht zu werden, noch ist es wert, nicht gemocht zu werden." ,DU', das Selbst, solltest frei davon bleiben. Weil es nicht so etwas gibt, das , nicht zu mogen' ist. Ausserdem bindest Du dich selbst, wenn du etwas als gut' erachtest. Wenn du etwas als gut bezeichnest, wirst du etwas anderes als schlecht bezeichnen. Weil du sagst, dass etwas gut ist, wirst du zweifellos sagen, das andere ist schlecht. Was also sagt der Vitarag (der ohne Anhaftung und Abscheu ist)? Dass das alles Umstande (Saiyogo) sind. Und dass du derjenige bist, der die Unterschiede erschaffen hat: dass dieser Umstand (Saiyog) gut ist und jener Umstand schlecht. Alles, was die Vitarags uber Umstande gesagt haben, ist, dass sie allesamt Umstande sind. Und uberdies, dass es die Natur dieser Umstande ist, sich aufzulosen (Viyogi). Somit erlaube keinem Umstand, angenehm fur dich zu sein, damit du nicht irgendeinen Umstand wegstossen musst, der dir vielleicht nicht gefallt. Wenn du versuchst, ihn wegzustossen, gibst du deine endgultige Befreiung (Moksha) auf. Wenn irgendein widriger Umstand (Saiyog) auftreten sollte, und du stosst diesen Umstand weg, verfangst du dich wieder in den Verstrickungen. Beende deshalb den Umstand mit der Absicht von Gleichmut (Samata Bhaav), anstatt ihn wegzustossen. Umstande sind ihrem Wesen nach verganglich (Viyogi). Der Umstand wird sich von alleine auflosen, also brauchst du nicht verdriesslich zu werden. Und wenn du dennoch mit Umstanden konfrontiert wirst, die du nicht magst, und du versuchst, sie zu vermeiden, indem du den falschen Weg nimmst, wird die Zeit dich auch dann nicht verschonen: Du wirst fur diese Zeitdauer Schlage einstecken mussen. Daher ist der Umstand von Natur aus verganglich (Viyogi), mit dieser Unterstutzung, und mit Geduld, musst du weitergehen. 20 Der ohne jegliche Anhaftung oder Abscheu ist.
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________________ Aptavani-8 Wurde Gajasukumar nicht der Kopf von seinem Schwiegervater mit einem ,Turban' aus Lehm (einem Topf) bedeckt? Er hatte den Topf mit gluhender Kohle gefullt. In diesem Moment verstand Gajasukumar, dass er diesem Umstand (Saiyog) begegnete, in welchem sein Schwiegervater ihm - entsprechend seiner Uberzeugung - einen Turban fur Moksha', gefullt mit Kohle, um seinen Kopf gewunden hatte. Nun, Lord Neminath21 hatte zu Gajasukumar gesagt: ,,Das ist Deine Natur und Form (Swaroop), und diese Umstande (Saiyogo) sind nicht Deine. ,Du bist der Wissende (Gnata) der Umstande. Alle Umstande sind etwas, das es zu , wissen' gilt (Gneya)." Also war er als das Selbst in der Lage, inmitten dieser Umstande (Gneya) der Wissende zu bleiben. Da er zum Wissenden geworden war, blieb er in diesem Umstand getrennt, und auch er erlangte die endgultige Befreiung. Andernfalls werden die Menschen, trotz all der Wehklagen und des Kummers (Kalpant), sowieso sterben! Wenn du im Sterben liegst und du stirbst voller Wehklagen, wirst du die Folgen dieses Wehklagens (Kalpant - endloser Kummer) erleiden mussen. Gesetzmassigkeit nach der Selbst-Verwirklichung Fragender: Konnen wir nicht sagen, dass es in der Religion (Dharma) dasselbe ist wie bei einem Kind, das seine Zahlen lernt, es beginnt mit der Eins und macht Schritt fur Schritt in systematischer Ordnung (Kramsar) Fortschritte? Dadashri: Genauso ist es in der Religion (Dharma). Aber bezuglich Religion (Dharma) andert sich alles, sobald man ins menschliche Leben eintritt. Es wird alles verzerrt. Aus dem menschlichen Leben geht man hier entweder in eine niedrigere oder eine hohere Lebensform. Fragender: Wenn man also ins menschliche Leben gelangt ist, gibt es keine Ordnung (Kram) mehr? Dadashri: Nein. Aber nach der Selbst-Verwirklichung (Atmagnan) kehrt es wieder zur Ordnung (Kram) zuruck. Nach der Selbst-Verwirklichung wird es also wieder geordnet (Kramvaar). Solange du als Mensch geboren wirst, wirst du 21 Der 22. Tirthankara
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________________ 86 Aptavani-8 umherwandern, wenn du nicht Selbst-Verwirklichung erlangst, und jede Regel oder Ordnung (Kram-Bram) wird einfach verschwinden. Wenn das allerdings nicht in der Mitte des menschlichen Lebens passieren wurde, dann wurde Gott sagen, dass alles von einer genau festgelegten Route in Richtung Befreiung (Niyati) abhangt. Es ist die eigene Natur, aufzusteigen - aber wann? Fragender: Es ist die grundlegende Natur des Selbst (Atma), aufzusteigen (Urdhvagami). Man sagt, dass wi diesen menschlichen Korper aufgrund dieser Natur erreicht haben. Nun, die Resultate einigen Karmas, die man im menschlichen Leben gemacht hat, schicken einen ins Reich der Pflanzen und der Tiere (Tiryancha Gati). Und nachdem man Zeit im Tier- und Pflanzenreich (Tiryancha Gati) verbracht hat, kehrt man in den menschlichen Korper zuruck. Welches Gesetz reguliert das? Dadashri: Tatsache ist: Wenn man hier Karma bindet, heisst das, dass das zum Nicht-Selbst-Komplex gehorende (Paudgalik) ,Gewicht' ansteigt. Und wenn das Gewicht' des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) steigt, steigt er in die niedrigeren Bereiche der Existenz (Gati) hinab. Dann, wenn der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) in der niedrigeren Lebensform aufgebraucht ist, bedeutet das, dass die Last des Nicht-Selbst-Komplexes sich verringert hat. Und dann kommt man zuruck ins menschliche Leben! Sobald man als Mensch zuruck ist, wenn dann seine menschliche Intention eines menschlichen Lebens (Dharma) zerbricht, und in ihm die Intention fur ein himmlisches Leben (Deva Dharma) entsteht, wird man leichter und steigt ins himmlische Reich (Deva Gati) auf. Wenn die Last zunimmt, steigt man dahin ab, wo es sieben Abgrunde gibt, sieben niedrigere Bereiche (Lokas), in die man hinuntersinkt. Und wenn man leichter wird, steigt man den ganzen Weg hinauf, dorthin, wo es sechs Bereiche (Lokas) gibt. So umfasst dieses Universum vierzehn Orte! Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist Dunkelheit, und das Selbst (Atma) ist Licht. Wenn du in die Dunkelheit gezogen wirst, wirst du hinabgehen, und wenn du ins Licht gezogen wirst, wirst du hinaufgehen.
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________________ Aptavani-8 Abwarts wegen des Egos Fragender: Aber ist die Natur des Selbst (Atma) nicht naturlich und spontan (Sahaj)? Warum mussen wir dann fur spirituelle Gluckseligkeit (Shreya) eine spirituelle Anstrengung (Sadhana) unternehmen? Dadashri: Das Selbst (Atma) hat weder spirituelles Glucklichsein (Shreya), noch hat es weltliches Glucklichsein (Preya). Es ist die innewohnende Natur des Selbst (Swabhaav), aufzusteigen (Urdhvagami). Das Selbst (Atma) befindet sich in einem standigen Zustand des Aufsteigens. Demgegenuber ist es die Natur des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal), hinabzusinken (Adhogami). Fragender: Erklare also , Aufsteigen' (Urdhvagami). Dadashri: Aufsteigen (Urdhvagami) bedeutet, dass allein die eigene Natur einen zur endgultigen Befreiung (Moksha) bringen wird. Solange du dich nicht einmischst, ist das Selbst (Atma) aufgrund seiner eigenen Natur (Swabhaav) fahig, von allein zur endgultigen Befreiung (Moksha) zu gehen - und du musstest dafur nicht eine einzige Sache tun! Und der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) sinkt (Adhogami) aufgrund seiner Natur. Je mehr Starke der Nicht-SelbstKomplex (Pudgal) gewinnt, desto tiefer wird er gestossen, und er steigt auf, je geringer seine Starke wird. Wenn das Selbst (Atma) jedoch komplett frei ist vom Nicht-Selbst-Komplex, dann steigt es zur endgultigen Befreiung (Moksha) auf. Fragender: Aber die Natur des Selbst (Atma) ist es, aufzusteigen (Urdhvagami). Warum sinkt es dann wieder tiefer (Adhogami)? Dadashri: Wenn man irgendwelche verletzende Gedanken gegenuber irgendeinem Menschen oder einer anderen Seele (Jiva) hat, oder Gedanken daruber, irgendjemanden in irgendeiner Weise zu verletzen, dann werden sich schwere subatomare Teilchen (Parmanus) anheften. Das bedeutet, dass er [Nicht-Selbst-Komplex] schwerer wird, und man wird hinuntergezogen. Wenn du hingegen altruistische Gedanken daruber hast, Gutes fur die Welt zu tun, dann werden sich leichtere subatomare Teilchen (Parmanus an ihn heften, was dich hoher nach oben bringen wird.
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________________ 88 Aptavani-8 Fragender: Aber wird nicht gesagt, dass das Selbst (Atma) kontinuierlich in Richtung endgultiger Befreiung (Moksha) steuert? Dadashri: Unbedingt. Es geht in der Tat aufwarts, aber wenn es schwere subatomare Teilchen (Parmanus) ansammelt, wird es beginnen, abwarts zu gehen. Seine eigene Natur ist, aufzusteigen (Urdhvagami), aber es ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der es hinunterzieht. Und so hat dieses Tauziehen begonnen. Aus diesem Grund sage ich dir, werde frei von Karma! Deshalb wird die Zugkraft des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) nachlassen, wenn du den Zustand der Reinen Seele (Shuddhatma) erlangst. Andernfalls werden dich bis dahin Zeit, Karma und illusionare Anhaftung (Maya) allesamt behindern. Folglich wird, wenn die gesamte Materie (Prasang - die zusatzliche Verbindung) des Nicht-Selbst-Komplexes beglichen ist, das Selbst (Atma) - in seiner eigenen Natur verbleibend - zur endgultigen Befreiung gehen. Nun ist es die Natur des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal), hinabzusinken (Adhogami). Aber wie wird die Natur des Nicht-Selbst-Komplexes noch starker hinabsinken? Die Antwort ist: Es liegt nicht daran, dass der Korper (Sharira) zu dick ist, noch liegt es daran, dass der Korper zu schwer ist, sondern es hangt davon ab, wie gross, wie lang und wie breit das eigene Ego (Ahamkar) ist. Der Korper eines Menschen mag sehr dunn sein, aber sein Ego kann so riesig wie das Universum sein. Wohingegen jemand, der einen starken Korper hat und zweihundertfunfzig Kilo wiegt, aber kein Ego hat, nicht sinken wird. Ego (Ahamkar) bedeutet Gewicht. Die eigentliche Bedeutung von Ego ist Gewicht. Demzufolge ist die Welt grenzenlos, aber sie existiert innerhalb von festgelegten Gesetzen. Deshalb ist es die Natur des Selbst (Atma), aufzusteigen. Seine Natur ist es, in Richtung des Aufenthaltsortes der Befreiten Seelen (Siddha Gati) aufzusteigen. Von der menschlichen Lebensform in eine niedrigere Fragender: Wie kann man das Konzept der Evolutionstheorie, in Hinsicht auf die weltliche Wissenschaft,
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________________ Aptavani-8 89 mit der Vorstellung von der ewigen Existenz der Welt in Einklang bringen? Wurdest du das bitte erlautern? Dadashri: Diese Welt ist ohne Anfang und ohne Ende (Anaadi-Anant). Die Lebewesen (Jivas) in ihr entwickeln sich unaufhorlich. Die Lebewesen sind in drei Abschnitte aufgegliedert. In einem von den drei Abschnitten findet uberhaupt keine Entwicklung statt. Diese Lebewesen sind einfach in einem , Vorrat' eingelagert. Sie werden, namenlos' (Avyavahar Rashi, ohne Identitat) genannt. Aus diesem Vorrat kommen sie hierher, in die weltliche Interaktion (Vyavahar), wo sich die Lebewesen (Jivas) in der weltlichen Interaktion bestandig weiterentwickeln. Die Seelen (Jivas) entwickeln sich immer weiter, bis hin zur endgultigen Befreiung (Moksha). Wahrend sie sich entwickeln, eignen sie sich alle Arten von Erfahrungen an, und gehen weiter nach Moksha. hatten zunachst vier Sinne (Indriya), und als Letztes kommen die Ohren dazu. Der allerletzte, der sich entwickelt, ist das Gehor. In der Entwicklungsstufe vor dieser haben die Lebewesen (Jivas) da, wo sonst die Ohren waren, nur Locher. Ansonsten haben sie nur vier Sinne. Der vierte Sinn (Indriya) sind die Augen, also wird es ein Insekt mit Flugeln, ahnlich wie eine Motte. Sobald sich seine Augen offnen, hat es eine illusionare Anhaftung (Moha) an Licht. Also stirbt es daran, dass es dem Licht nachjagt. Wenn sich das Gehor offnet, stirbt es am Horen. Den ganzen Tag sucht es nach Dingen, die es horen kann, also hort es Radio oder es hort sich Lieder an. So ist das immer mit irgendetwas, das sich neu geoffnet hat. Was die Ameisen betrifft, so huschen sie hin und her, wegen ihres neu entwickelten Sinnes (dem Geruchssinn). Und wenn da ein Topf drei Fuss22 unter der Decke hangt, werden sie hier, vom Boden aus, mit der Nase wahrnehmen, dass Butterschmalz (Ghee) darinnen ist. Nun wissen sie, wie sie da rankommen konnen. Also klettern sie die Wand hinauf, dann klettern sie hinab und schlecken das Butterschmalz (Ghee). Den ganzen Tag rennen sie umher, infolge dieses neu entwickelten Sinnes, mit dem sie geboren wurden. Wenn man von 8.400.000 Schopfungsorten (Yonis, 22 etwa 90 cm
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________________ 90 Aptavani-8 Geburten) spricht, dann bedeutet das die Gesamtsumme aller Schopfungsorte (Yonis) der verschiedenen LebensformArten (Jivas). Wenn es das Lebewesen) erneut durch all die 8.400.000 gehen musste, wurdest du es nie wiedersehen! Wie auch? So ist das jedoch nicht. Es muss nur hier umherwandern. Wenn ein lebendes Wesen vom Menschsein aus ins Tierreich geht, bleibt es dort fur acht Leben, ehe es wieder ins menschliche Leben zuruckkehrt. Fragender: Aber entsprechend der Evolutionstheorie (Utkranti) kann man nicht vom Menschsein aus in eine niedrigere Lebensform gehen, oder? Dadashri: Es ist so: Nur im Menschenreich finden sowohl Aufladen (engl. Charging) als auch Entladen (engl. Discharging) statt, wohingegen das himmlische Reich (Deva Gati) nur in Form (Swaroop) von Entladung besteht. Das Pflanzen- und Tierreich (Tiryancha Gati) besteht in Form von Entladung, und das infernalische Reich oder die Holle (Nark Gati) besteht in Form von Entladung. Demzufolge sind die, die in die tierische Lebensform, in die himmlische Lebensform oder in die infernalische Lebensform gegangen sind, nur aus dem menschlichen Leben dorthin gegangen. Die Theorie von Darwin ist nicht vollig falsch, sie ist zu zehn oder funfzehn Prozent korrekt. Es sind aber dreihundertsechzig Grad bis zum vollstandigen Wissen! Er hatte nicht das vollstandige Wissen davon. Er entdeckte es mithilfe seines Intellekts (Buddhi), was in Ordnung und korrekt ist. Aber er wusste nicht, dass der gesamte Weg danach eine Kurve nimmt, wo Menschen sich auch zu Kuhen oder Buffeln zuruckentwickeln konnen, deren Reich (Gati) nicht eines von Entwicklung ist. Denn sie kommen einzig aus der menschlichen Lebensform. Und deshalb ist die Evolutionstheorie nur zu etwa zehn Prozent korrekt. Er wusste nichts von den anderen neunzig Prozent. Schliesslich reicht seine Zehn-ProzentEntdeckung nur bis zum Menschenreich (Gati). Er wusste nichts von der Ruckentwicklung (,Devolution', Vakragrati), die den Menschen geschieht. Wie ist es letztendlich dazu gekommen, dass ein Mensch zum Elefanten wurde? Wie entstand der Bulle? Wie entstand das Pferd? Wie entstand der Fisch? Wie entstand der Wal? Das ist es, was sie nicht
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________________ Aptavani-8 91 verstehen. Heute jedoch ist seine Evolutionstheorie, die Theorie nach Darwin, richtig. Aber sie ist zu zehn Prozent wahr. Es kommt noch so viel mehr hinzu. Wie kommt der Wal ins Dasein? Welche Evolutionsregel trifft da zu? Das ist Ruckentwicklung (,Devolution', Vakragrati), wobei er sich aus dem menschlichen Leben zuruckentwickelt hat. Woher kam das Nashorn? Auch das ist aus der menschlichen Lebensform zuruckgekommen. Woher sind die Lowen und Tiger zuruckgekehrt? Sie sind aus der menschlichen Lebensform zuruckgekehrt. Die Lowen und Tiger, und auch ihre Jungen, essen von klein auf Fleisch, nicht wahr? Und was ist mit den Kalbern der Kuhe und Buffel? Selbst wenn sie wachsen, essen sie kein Fleisch. Warum ist das so? Die Begrundung ist, dass sie Vegetarier (Herbivoren, Pflanzenfresser) sind, wahrend die Ubrigen Nichtvegetarier (Carnivoren, Fleischfresser) sind. Du kannst hier die gleiche Vorstellung anwenden und verstehen, dass Menschen, die Vegetarier waren, jetzt in Gestalt von Kuhen und Buffeln hier sind. Du kannst all das verstehen. Fragender: Gehen sie, nach der Geburt als Mensch, jemals in Lebensformen mit Erdkorpern (Pruthvikaya) oder Lebensformen mit Feuerkorpern (Teukaya)? Dadashri: Sie gehen nicht in Lebensformen mit Erdkorpern oder Feuerkorpern. Sie konnen hochstens in unbewegliche Korper (Sthavarkaya) gehen, in Baume. Aus dem menschlichen Leben konnen sie, fur maximal acht Leben, in ein Leben als Pflanze und Tier (Tiryancha) gehen. Daher stammen das ganze himmlische Reich (Deva Gati), das gesamte infernalische Reich (Nark Gati) sowie ein Teil des Tier- und Pflanzenreichs (Tiryancha Gati) von menschlichen Wesen (Manushya) ab. Die Menschen tun beides, sie laden und entladen (Karma), und sie konnen auch jenseits von Laden und Entladen bleiben. Also haben Menschen die Energie, um zur endgultigen Befreiung (Moksha) zu gehen! Wenn die menschlichen Tugenden nicht verloren gehen, geht auch die menschliche Form nicht verloren. Und wenn jemand die ganze Zeit bestialische Gedanken hat, wird ihn das in das Leben der Pflanzen und Tiere (Tiryancha)
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________________ 92 Aptavani-8 bringen. Es gibt eine Grenze fur das Leiden. Wenn etwas dir gehort, kannst du es geniessen. Aber wenn es dir nicht gehort, dann denk nicht einmal daran. Die Tatsache, dass man Dinge geniesst, die einem nicht rechtmassig zustehen, ist genau das, was einen in die Lebensform der Pflanzen und Tiere (Tiryancha) befordert. Daher sind es unsere eigenen Gedanken, die uns in andere Existenzbereiche (Gati) schicken. Es gibt einige unbewegliche (Sthavar) Lebensformen, Fruchte tragende Baume, in die Menschen eintreten, die Betrug und derlei Sittenlosigkeit begangen haben. Sie werden zu Kokospalmen, Mangobaumen und anderen Obstbaumen. Ihre gesamte Lebenszeit wird damit verbracht, anderen Fruchte zu geben, damit sie ihre karmischen Konten abbezahlen konnen und sie frei von ihren Bindungen an Menschen werden. Ganz gleich, wie verlockend ihre Mangos sind, sie konnen ihre eigenen wundervollen Fruchte nicht geniessen, nicht wahr? Indem sie also anderen solche Mangos zur Verfugung stellen, werden sie frei von dem Karma. Das ist der Grund, warum das alles wissenschaftlich ist, und niemand kann etwas daran andern. Danach geht es nach Moksha Fragender: Nach der Evolutionstheorie entwickelt sich ein Lebewesen (Jiva) zu einem Organismus mit einem Sinn (Ekindriya), mit zwei Sinnen (Beyidriya), und entwickelt sich den ganzen Weg bis hin zu einem menschlichen Wesen. Und dann kann es vom Menschen in ein Tier zuruckkehren. Das scheint etwas im Widerspruch zur Evolutionstheorie zu stehen. Kannst du das klarstellen? Dadashri: Nein, da ist kein Widerspruch. Die gesamte Evolutionstheorie ist in Ordnung. Sie ist allerdings nur bis zum Punkt der Menschen korrekt. Daruber hinaus wissen sie jedoch gar nichts. Fragender: Geht der Mensch wirklich in die Lebensform als Tier zuruck? Das ist meine Frage. Dadashri: Es ist so: Der Theorie von Darwin entsprechend entwickelt sich ein Lebewesen (Jiva) im Prozess der Evolution mehr und mehr, bis es das menschliche Leben erlangt.
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________________ Aptavani-8 93 Und sobald es ein Mensch wird, wird es wegen des Egos (, Egoismus") zum Handelnden' (karta). Und wenn es zum Handelnden von Karma wird, dann muss es, dem Karma entsprechend, gehen und es ertragen. Wenn es ein Soll erschafft (negatives Karma, Paap), muss es ins Tierreich gehen oder gar in die Holle (Nark Gati). Und wenn es ein Guthaben erschafft (positives Karma, Punya), muss es in das Reich des Himmels (Deva Gati) gehen oder ein konigliches, edles Leben als Mensch leben. Es hangt also alles von Guthaben und soll ab, nachdem es das Reich der Menschen betreten hat. Gibt es hier also keine Menschen, die Guthaben und Soll erschaffen? Heutzutage machen sie mehr Schulden, oder? Sie haben keine Ahnung, worauf sie zusteuern. Und selbst wenn, fahren sie nicht damit fort, ein Soll zu erschaffen? Von zwei Beinen bekommen sie also vier Beine und einen Schwanz! Sie mussen wieder ins Menschenreich zuruckkehren, aber sie mussen nicht noch tiefer gehen. Wenn sie einmal die menschliche Form erlangt haben, mussen sie einen Zeitraum von einhundert oder zweihundert Jahren ertragen, bevor sie wieder in das Menschenreich zuruckkehren. Dann verlassen sie diesen menschlichen Ort nicht mehr. Sie behalten ihre menschliche Form den ganzen Weg, bis hin zur endgultigen Befreiung (Moksha). Wenn es ein Soll gibt, landen sie einhundert oder zweihundert Jahre im Tierreich, und einhunderttausend Jahre in der Holle. Und wenn ein Guthaben besteht, verbringen sie hunderttausend Jahre im himmlischen Reich. Wenn jedoch das Leiden 23 der verkorperten Seele (Jiva) dort endet, kommt sie wieder hierher. Und wenn sie bereit fur die endgultige Befreiung (Moksha) ist, wird sie sodann zur endgultigen Befreiung gehen. Aber bis dahin muss sie weiter umherwandern. Fragender: Wenn es [das Wesen) die menschliche Lebensform erlangt, ist auch sein Verstand entwickelt. Bedeutet das also, dass es seinen entwickelten Verstand wieder verliert, wenn es zur tierischen Lebensform zuruckkehrt? Dadashri: Nein. Aber der Verstand wird von einem 23 Dada weist immer wieder darauf hin, dass auch positives Karma 'erlitten' werden muss.
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________________ 94 Aptavani-8 Schleier (der Unwissenheit) bedeckt. Die verkorperte Seele (Jiva) hat im Tierreich einen Verstand. Aber ihr Verstand ist begrenzt, und ihre Ernahrung wird dementsprechend sein. Ihr Blut und alles andere werden das eines Tieres sein. Aber sie muss zu diesem Ort gehen, um alles zu erleiden. Wenn das nicht so ware, dann wurden die Menschen nicht fur ihren Lebensunterhalt arbeiten und stattdessen nur stehlen und essen! Im nachsten Leben jedoch erntet man sofort die Fruchte von alldem. Hier isst man nun, was nicht rechtmassig sein Eigen ist. Man verfalscht Waren und verkauft sie dann. Man geniesst Dinge, die einem rechtmassig nicht gehoren. Das ist alles verrohtes Denken, was einen auf ein Leben im Tierreich vorbereitet. Du solltest erkennen, dass solche Gedanken einen nur in das Tierreich fuhren, wahrend tugendhafte (Sajjanta) Gedanken einen ins menschliche Leben zuruckbringen. Und wenn man anderen gibt, was einem rechtmassig gehort, und wenn man grossherzige, ubermenschliche Gedanken hat, dann wird man in den himmlischen Existenzbereich (Deva Gati) gehen. Fragender: Hat man im Leben (Yoni, Geburt) als Tier gute und schlechte Gedanken? Dadashri: Nein. Es gibt dort keine Gedanken oder etwas Derartiges. Die Geburt als Tier ist eine Geburt, in der man nur die Wirkungen (Entladung) des Karmas erleiden soll. Auch das himmlische Reich ist eines, das nur erlitten werden muss, ebenso wie das Reich der Holle. Nur Menschen binden Karma und erleiden es gleichzeitig auch. Fragender: Was ist, wenn beides endet, das Guthaben und das Soll? Dadashri: Wenn beides, Guthaben und Soll, positives Karma (Punya) und negatives Karma (Paap), zum Ende kommt, dann geht man nach Moksha! Von einem Reich in das andere Reich zu wandern ist ein Naturgesetz Fragender: Aber es heisst, dass man das menschliche Leben nur erlangt, nachdem man fur 8.400.000 Leben umhergewandert ist. Heisst das also, dass man wieder so
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________________ Aptavani-8 95 viele Male umherwandern muss, ehe man eine andere menschliche [Wieder-] Geburt erhalt? Dadashri: Nein, so ist es nicht. Wenn man erst einmal eine menschliche Geburt erlangt hat, muss man nicht erneut durch den Zyklus von 8.400.000 Geburten gehen. Wenn jedoch die eigenen Gedanken verroht sind, wird man fur acht Leben an einem tierischen Ort der Schopfung (Yoni) geboren werden mussen; und auch die werden einhundert bis zweihundert Jahre andauern. Erst nach dieser Zeit kehrt man wieder hierher zuruck. Nachdem man einmal ein Mensch geworden ist, muss man nicht allzu viel umherwandern. Fragender: Ist es dieselbe Seele (Atma), die durch 8.400.000 Geburten geht? Dadashri: Ja, nur diese eine Seele (Atma). Fragender: Aber die Seele (Atma) ist rein, oder? Dadashri: Die Seele (Atma) ist auch jetzt rein. Sie ist trotz ihrer Wanderungen durch 8.400.000 Geburten (Yonis) rein geblieben! Sie ist immer rein geblieben, und sie wird immer rein bleiben. Fragender: Was ist dann der Grund fur ihr Umherwandern? Dadashri: Die Seele (Atma) hat keinen Grund, sie befindet sich einzig in Gluckseligkeit. Derjenige, der Schmerz verspurt, hat den Wunsch, den Schmerz loszuwerden. Die Seele (Atma) jedoch ist gluckselig! Illusion erzeugt Unterschiede Fragender: Warum sind in der Welt Unterschiede (Bhinnatva) entstanden? Wenn es keine Unterschiede gabe, hatte sich die Einheit des Selbst (Atma) auf der ganzen Welt verbreitet. Es gibt einen Unterschied zwischen Glucklichsein (Sukh) und Unglucklichsein (Dukh), es gibt auch einen Unterschied zwischen Wohlstand und Armut. Warum kam es zu diesen Unterschieden? Dadashri: Nichts Derartiges ist entstanden, und nichts ist zerstort worden. Schopfung und Zerstorung sind einfach
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________________ 96 Aptavani-8 nur Umstande (Avastha), die man sieht. Dem Hauptelement geschieht nichts. Diejenigen mit Illusion (Bhranti) sehen die Unterschiede der Stadien. Das Hauptelement verandert sich nicht. Es ist der verblendete Intellekt (Vipirit Buddhi), der dir all das zeigt. Der Intellekt (Buddhi) wurde geboren. Bis zum Ende wird der Intellekt dich in all dem gefangen halten. Wenn sich der Intellekt je zur Ruhe setzen wurde, ware deine Arbeit getan. Aber er wird sich nicht zur Ruhe setzen, auch nicht mit achtzig Jahren. Fragender: Es gibt einen Unterschied zwischen Wasser und Taady (fermentierter Palmensaft, engl. Toddy). Dadashri: Naturlich gibt es Unterschiede zwischen all diesen Dingen! Sie sind von Natur aus verschieden. Taady sieht weiss aus, aber wenn man ihn trinkt, steigt er dir zu Kopf (macht betrunken), und Wasser wird dir nicht zu Kopf steigen. Beides kann nicht daran gehindert werden, seine Wirkungen zu zeigen, nicht wahr? Fragender: Zwischen den verschiedenen Lebewesen (Jiva), einschliesslich der Menschen, gibt es Unterschiede in der Ernahrung. Dadashri: Es gibt einen Unterschied! Es gibt Unterschiede in allem und jedem. Es gibt sogar einen Unterschied zwischen zwei Senfsamen. Fragender: Warum ist diese Unterschiedlichkeit entstanden? Wenn sie nicht da ware, gabe es nur Gluck (Sukh). Dadashri: Ja, aber das sind alles nur Vorstellungen! Es ist dieser Intellekt (Buddhi), der dafur verantwortlich dafur ist, dass du dir Vorstellungen machst:,,Wenn das nicht da ware, dann ware es so gewesen, und das ware passiert." Aber du solltest diese Worte einfach aus dem Worterbuch streichen.,,Wenn es so ware, dann ware das passiert" sind Worte, die es nicht geben sollte, und du solltest sie in deinem Worterbuch nie behalten. Fragender: Hat somit die Absolute Seele (Atma Paramatma) diese Unterschiedlichkeit erschaffen? Hat sie es absichtlich getan, oder ist das auf naturliche Weise passiert?
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________________ Aptavani-8 97 Dadashri: Nein, es gibt keinerlei Unterschiede irgendeiner Art. Was immer man wahrnimmt, ist einfach die eigene falsche Uberzeugung. Das ist wie bei einem Mann, der tagsuber ein Buch liest und dabei auf einen Abschnitt uber Geister stosst. Und wenn er nachts alleine ist und in sein Zimmer schlafen geht, wird er sofort aufschrecken, wenn er hort, wie die Mause nebenan eine Tasse zum Klirren bringen! Von dem Moment an, wo der Geist in seinen Kopf gekommen ist, wird ihn das weiter beeinflussen, ausser wenn er ihn ganz verlasst. Fragender: Auch in diesem gesamten Universum existieren Unterschiede zwischen den Lebewesen (Jiva). Dadashri: Es gibt keine Unterschiede in den Lebewesen. Alle Lebewesen sind von Natur aus eins. Die Unterschiede existieren nur durch die unterschiedliche Wahrnehmung (Drashti Bhed). Und diese Unterschiede werden durch die Natur bestimmt. Daruber hinaus sind diese Unterschiede ausserlich. Es sind Unterschiede in der, Kleidung', aber nicht auf der wesentlichen Ebene im Innern. Fragender: Es gibt Unterschiede im Verhalten. Etwa, dass Kuhe, Ziegen, Buffel alle Vegetarier sind, und Lowen und Tiger Fleischfresser. Wer hat diese Unterschiede erschaffen? Warum gibt es Unterschiede? Ist das so, weil die verkorperten Seelen (Jiva) verschieden sind? Ist das so, weil ihre physischen Korper verschieden sind? Oder ist es eine weltliche Unterschiedlichkeit? Ist es aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebensformen (Jiva), dass es einen Unterschied in der Art und Weise gibt, wie sie leben? Dadashri: Nein, so ist es nicht. Hore, was ich dazu sagen werde! Es gibt so viele Kasten und Gemeinschaften, aber nicht alle essen Fleisch, nicht wahr? Wenn sie also ins Tierreich gehen mussten, wohin wurden sie gehen? Sie wurden in eine Gemeinschaft gehen, wo kein Fleisch gegessen wird. Das bedeutet, dass sie in eine nicht fleischfressende Spezies hineingehen wurden, wie etwa die der Kuhe und Buffel. Wohingegen Fleisch essende Konige, Aristokraten und so weiter alle ins Tierreich gehen werden. Und was glaubst du, wohin sie gehen? Sie werden nicht zu Kuhen und Buffeln. Sie werden Lowen und Tiger. Demnach sind all
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________________ 98 Aptavani-8 diese Regelungen sehr systematisch! In jedem Land werden ublicherweise Krieger geboren! In dieser Welt denkt jeder Mensch der gleichen Rasse anders als die anderen. Warum ist das so? Das ist rund, es ist ein Kreis, siehst du das? Menschen leben innerhalb dieser 360-Grad-Grenze. Das bedeutet: An welchem Punkt oder Grad jemand auch steht, er wird dir nur davon erzahlen, was er von da aus sieht, wo er steht. Er hat keine Schuld. Alle Meinungsverschiedenheiten hangen von der Gradzahl ab. Das ist so, weil die Grade variieren. Wenn man aber ins Zentrum kommt, realisiert man, was die Absolute Seele (Paramatma) ist, was die Welt ist und wie die Welt funktioniert. Die gottliche und ausserordentliche Absicht von der Erlosung der Welt (Jagat Kalyan) Fragender: Die Jains und die Vedantis haben alle gesagt, dass die Seele (Atma) existiert. Warum aber akzeptieren sie nicht uberall den wissenschaftlichen Gedanken von heute? Dadashri: Das werden sie nicht. Sie werden ihn nicht verstehen konnen! Jede Glaubensrichtung in Indien (Hindustan) akzeptiert die Existenz (Astitva) des Selbst (Atma). Auslander (Nicht-Inder) glauben nicht an die Existenz des Selbst (Atma). Das liegt daran, dass sie Reinkarnation (Punarjanma) noch nicht verstehen. Nur die, die Reinkarnation verstehen, glauben, dass das Selbst (Atma) existiert. Fragender: Wenn es also die universelle Wahrheit ist, warum wird sie dann nicht uberall akzeptiert? Dadashri: Es ist so: Die Wahrheiten mogen universell sein, dennoch sind sie relative (Sapeksha) Wahrheiten. Auch wenn ich zu dir spreche, wird dieser Mann, der hier sitzt, nicht verstehen, was ich zu sagen versuche, wahrend du es sofort verstehen wirst. Jeder hat unterschiedliche Sichtweisen, und deshalb wird niemand, ausser den Menschen aus Indien (Hindustan), Dinge verstehen, die das Selbst (Atma) betreffen. Wenn auslandische Wissenschaftler zu mir kamen, wurde ich ihnen alles erlautern. Allein Wissenschaftler konnen das verstehen, aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Das liegt
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________________ Aptavani-8 daran, dass sie sich noch (weiter-)entwickeln mussen. Was Spiritualitat anbelangt, sind Auslander (Nicht-Inder) immer noch unterentwickelt. Fragender: Warum kann nicht jemand aus Indien (Hindustan) eine Anstrengung unternehmen, diese Botschaft universell zu verbreiten, sodass sie jeden erreicht? Dadashri: Diese Botschaft kann ankommen. Aber in der gegenwartigen Zeit sind das Licht der erleuchteten Lords (Vitarag Lords) und ihre Botschaft verdeckt worden! Zurzeit bin ich der einzige Gnani Purush. Ich bin bereit, detaillierte Erklarungen auf alle Fragen der ganzen Welt zu geben. Ich bin bereit, allen vier Milliarden Menschen dieser Welt detaillierte Erlauterungen zu geben. Aber zuerst mussen sie mit mir zusammenkommen. Was kann ich ansonsten tun? Wie wurde ich sie alle erreichen? Die Tatsache, dass du mir begegnet bist, beruht auf sich bedingenden Umstanden. Und weil wir uns getroffen haben, wird deine Arbeit getan. Andernfalls werden die, die mir nicht begegnen, ihre Arbeit nicht erledigt bekommen. Fur den Menschen, der zu mir kommt, wird alles gelost werden. Sonst wird er nichts losen! Ich denke jedoch daran, eines Tages alle Wissenschaftler zusammenzubringen - und zwar alle Wissenschaftler der ganzen Welt! Und dann werde ich ihnen offen die Wahrheit aufzeigen: Woraus ist der Korper gemacht? Was ist der Verstand? Wie wird der Verstand geboren? Wie kommt der Verstand zu einem Ende? Was ist Intellekt? Was ist das Selbst (Atma)? Wie funktioniert diese Welt? Dies alles ist eine Wissenschaft (Vignan), und wenn sie die Menschen erreicht, werden sie ausserordentlich davon profitieren! Fragender: Das ist genau, was ich zu sagen versuche. Wenn sie von dir das Wissen erhalten: ,,Ich bin das Selbst (Atma). Ich bin frei von jeglicher materiellen Verbindung (Asang)" und all das, dann beruhrt sie das, genau wie eins und eins zwei ergibt. ,,Ich habe nicht die Energie (Shakti), irgendetwas zu bewegen." Und wenn sie das die ganze Zeit erfahren konnen, stell dir vor, wie sehr ihnen das helfen wurde! Das wurde von hochstem Nutzen sein! Dadashri: Es ist so: Die Welt sieht die Dinge nicht nur auf eine Weise. Denn der Standpunkt eines jeden ist
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________________ 100 Aptavani-8 verschieden, also braucht das nicht jeder. Alles, was ich tun kann, ist, zu sagen, dass ich ihnen das Selbst (Atma) erlautern werde. Aber am nachsten Tag werden sie nichts davon behalten haben. Diese Sicht (Darshan) wird sie nicht erreichen, und all die Bemuhungen werden vergeudet sein. Diese Bemuhung kann nur fruchtbar sein, wenn sie sich an die Menschen in Indien (Hindustan) richtet! Kannst du dir vorstellen, wie nutzlich sie fur die im Ausland ware? Wir konnen die Wissenschaftler bezuglich dieses Weges anleiten, sodass sie ihn ihren Leuten in ihrer Sprache erklaren konnen. Nur dann wird sie [die Wissenschaft] jedes Haus erreichen. Meine Vorstellung ist, dass diese Wissenschaft (Vignan) jeden Winkel dieser Welt erreicht, und dass uberall Frieden herrscht. Meine innere Absicht (Bhaavna), mein Wunsch oder mein Verlangen nenne es, wie du willst - ist nur das! Dann leuchtet das Licht von Gnan Das wirkliche Wissen der Welt, die universelle Wahrheit, ist etwas, das der Intellekt (Buddhi) nicht greifen kann. Es ist jenseits des Intellekts. Hier kommt der Intellekt zu einem Ende. Wenn man die letzte Schicht des Intellekts (Buddhi) durchquert, betritt man das Licht des Wissens (Gnan), man ist in die universelle Wahrheit eingetreten. Wenn also all die Schichten des Verstandes zum Ende kommen, beginnen die Schichten des Intellekts (Buddhi). Und nachdem die Schichten des Intellekts (Buddhi) zu Ende gehen, betritt man das Licht des Wissens (Gnan Prakash). Aber niemand kann dahin gelangen. Ach, sie haben es noch nicht einmal geschafft, die Schichten des Intellekts (Buddhi) zu erreichen! Also verweilen sie in den Schichten des Verstandes. Nur der Gnani wirft Licht auf die Realitat der Welt Der Gnani Purush kann dir alles in der Welt zeigen. Der Gnani Purush kann dir all die Dinge zeigen, die nicht in den Veden, noch in den Schriften stehen, weil der Gnani Purush dein Medium ist, und durch dieses Medium kannst du alles wissen. Davon abgesehen, ist die Wahrheit etwas, das nicht in Buchern aufgezeichnet werden kann, weil sie nicht in Worten auszudrucken und unbeschreiblich ist. Wie also kannst du den Veden die Schuld geben? Naturlich kann ich dir die Dinge erklaren, indem ich Beispiele und Bezuge -
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________________ Aptavani-8 101 (Sangya) verwende. Wie viele von solchen Bezugen jedoch konnen dir die Veden geben? Die Veden werden dir dazu keine Antworten geben. Was die Veden nicht gegeben haben, ist die Aufgabe des Gnani Purush! Was die Menschen fur das Selbst (Chetan, Atma) halten, ist in Wirklichkeit alles weltlich, darin liegt keine Spiritualitat. Das Selbst (Atma) ist die Hauptsache, und das, was du fur das Selbst (Atma) haltst, all das ist auch weltlich (Bhautik). Nicht einmal eine Haaresbreite vom Selbst (Atma) ist darinnen, nur dass du das falschlicherweise glaubst. Das liegt daran, dass das eigentliche Selbst (Atma) nicht mechanisch ist. Und du glaubst vom mechanischen selbst, dass es das eigentliche Selbst (Atma) sei. Das mechanische selbst jedoch ist das weltliche selbst. Dadashri: Haben all diese Menschen ein Selbst (Chetan), oder haben sie keines? Fragender: Sie haben ein Selbst (Chetan). Dadashri: Wie kannst du sagen, dass sie ein Selbst (Chetan) haben? Anhand welcher Merkmale? Fragender: Anhand der Korperbewegungen! Es tritt in den Korper ein, und nur es lasst ihn sich bewegen. Dadashri: Es lasst ihn sich bewegen? Den Korper? Das Selbst (Atma) tut nichts dergleichen. Das, was den Korper sich bewegen lasst, ist das mechanische selbst. Was du derzeit als das Selbst (Atma) betrachtest, ist in Wirklichkeit das mechanische selbst. Niemand ausser dem Gnani kann das wirkliche Selbst (Atma) erkennen. Das wirkliche Selbst (Atma) befindet sich auf der anderen Seite des mechanischen selbst, und es ist dieses Selbst (Atma), das im Korper bleibt. Abgesehen davon ist das wirkliche Selbst (Atma) nicht in der Lage, irgendeine Bewegung (Halan-Chalan) auszufuhren. Es ist nicht fahig, irgendeine Art von Aktivitat (Kriya) auszufuhren. Wenn ein Teil des Schwanzes einer Eidechse abgeschnitten wird, bewegt dieser sich noch weiter. Hat der Schwanz eine Seele (Jiva) in sich? Warum zuckt er dann? Fragender: So gesehen ist das eine unabhangige Eigenschaft des Nicht-Selbst-Komplexes (Prakruti).
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________________ 102 Aptavani-8 Dadashri: Somit ist alles, was sich umherbewegt, nicht das Selbst (Chetan, Atma). Was ist dann das Unterscheidungsmerkmal (Lakshan) vom Selbst (Chetan, Atma)? Man konnte sagen: ,,Da, wo Wissen (Gnan) und Sehen (Darshan) vorhanden sind, kannst du sicher sein, dass das Selbst (Chetan, Atma) prasent ist." Das Wissen und Sehen, das man derzeit in der Welt sieht, ist nicht das Selbst (Chetan, Atma). Dieses Wissen und Sehen ist das Unterscheidungsmerkmal des Intellekts (Buddhi). Also ist das in Wirklichkeit auch nicht das Selbst (Chetan), aber die Tatsache, dass dort das Selbst (Chetan) ist, ist gewiss. In dieser Tonbandaufnahme gibt es weder Wissen (Gnan) noch Gefuhle. Deshalb ist darin kein Selbst (Chetan). Es spricht (produziert Klang), aber es ist kein Selbst (Chetan) darin. Wer spricht in diesem Moment zu dir? Du stimmst zu, dass jemand zu dir spricht, nicht wahr? Solltest du nicht feststellen mussen, wer das Sprechen ausfuhrt? Wer spricht zu dir? Fragender: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Dadashri: Ja, es ist der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), der spricht, und er sagt: ,,Ich spreche." Das Selbst (Chetan) besitzt nicht die Eigenschaft (Gunadharma) von Sprache. Wenn Sprache eine Eigenschaft des Selbst (Atma) ware, ware es dann nicht moglich, dass ein Mensch manchmal aufhoren konnte zu sprechen? Sprache ist also keine Eigenschaft des Selbst (Atma). All die Eigenschaften des Selbst sind Eigenschaften der Absoluten Seele (Paramatma). Wenn es sprechen und sich umherbewegen musste, wurde es ermuden. Wurde es nicht mude werden? Daher besitzt das Selbst (Atma) nicht eine einzige Eigenschaft, die zum Ende kommen konnte. Wenn Bewegung tatsachlich eine seiner Eigenschaften (Guna) ware, dann wurde es am Ende des Tages mude werden, und du musstest schlafen gehen. Bewegung ist deshalb keine Eigenschaft des Selbst (Atma). Alle Eigenschaften des Selbst (Atma) sind permanent. Die, von denen du sprichst, sind alles vorubergehende Eigenschaften. Es sind relative Eigenschaften, und relative
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________________ Aptavani-8 103 Eigenschaften gehoren zum relativen selbst. Was du momentan fur dein eigenes Selbst (Atma) haltst, ist in Wirklichkeit das relative selbst, und das wirkliche Selbst (Atma) ist darinnen. Wenn du die Realisation dieser wirklichen Seele (Atma) hast, dann kannst du deine Arbeit erledigt bekommen. Spricht man nicht davon, das Selbst Zu verwirklichen? Du hast das Wort Selbst-Verwirklichung gehort, oder? Fragender: Ja. Dadashri: Du kannst das Selbst verwirklichen, wenn du die Realisation der wirklichen Seele (Atma) hast! Die Seele (Atma), wie die Welt sie versteht Hast du in dieser Welt je die Seele (Chetan, Atma) gesehen? Fragender: Alles, was wir sehen, ist Seele (Chetan). Dadashri: Nein. Du kannst die Seele (Chetan) nicht mit deinen Augen sehen, du kannst sie nicht mit deinen Ohren horen, noch kannst du sie mit deiner Zunge schmecken. Die Seele (Chetan) ist nicht etwas, was du je mit deinen funf Sinnen erfahren kannst. Die Welt hat die Seele (Chetan) nie gesehen, noch hat sie sie je gehort, und sie ist nie in die Uberzeugung und in den Glauben gelangt. Das, was die Menschen als Seele' bezeichnen, ist tatsachlich ein mechanisches selbst (Chetan), das sie ,Selbst, Seele' (Atma, Chetan) nennen! Das mechanische selbst ist das, was isst, trinkt und atmet. Wie lange wurde dieses selbst uberleben, wenn du deine Nase zuhalten wurdest und aufhoren wurdest zu atmen? Fragender: Eine Viertelstunde. Dadashri: Dann kann es also nicht die Seele (Chetan) sein. Das ist die illusionare Energie (Mayavi Shakti) des relativen selbst, die entstanden ist. Das relative selbst wurde im Innern von der Seele (Atma) beruhrt (Sparsha), und so erscheint es in der Gestalt der Seele (Chetan), aber in Wahrheit ist das nicht die Seele (Chetan). Es ist illusionares selbst. Das, was die Welt fur die Seele (Chetan) halt, ist
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________________ 104 Aptavani-8 das, selbst ihrer Wahrnehmung. Es ist nicht wirklich das Selbst (Chetan). Dieses,selbst' nennt man, energetisiertes selbst oder,mechanisches selbst' (Nischetan Chetan). Es ist also etwas sich Entladendes. Wenn es sich entladt, ist es das mechanische selbst (Nischetan Chetan). Alles, was Menschen tun: laufen, sich umherbewegen und alles andere, all das ist mechanisches selbst (Nischetan Chetan). Nur aufgrund der Prasenz der Seele (Atma) lauft diese ganze Maschine. Wenn das Selbst (Atma) nicht anwesend ware, dann wurde diese Maschine uberhaupt nicht funktionieren, sie wurde stillstehen. Was wurde geschehen, wenn du deinen Mund verschliessen und die Nase zuhalten wurdest? Derjenige, der im Innern weilt, wird den ganzen Raum verlassen und weggehen. Wie kann man das Seele (Chetan) nennen? Das ist das mechanische selbst. Wenn die Welt jemals die wirkliche Seele (Chetan) erkannt hatte, dann ware sie heute gesegnet! Sie ist noch nicht einmal in einem Zustand, dass sie sie erkennen wurde. Von diesem mechanischen selbst sagt man, dass es in Bewegung sei (Sachar), und vom wirklichen Selbst (Chetan) sagt man, es sei still (Achar). Folglich ist die Welt beweglich-unbeweglich (Sacharachar). Es gibt im Korper tatsachlich ein selbst (Chetan), aber es ist ein, Wirkungs-selbst'. Was fur eine Art von selbst ist das? Es ist ein aufgeladenes selbst, aufgeladene Seele. Wenn es nun ein aufgeladenes selbst ist, dann kann man es keinesfalls als ursprungliche Seele (Muda Chetan) bezeichnen! Liegt hier ein Fehler vor oder nicht? Begreifst du, dass das die ganze Zeit missverstanden worden ist? All die Uberzeugungen waren angefullt mit Fehlern. Sollte es nicht genau sein? Fragender: Ist es also das mechanische selbst, das sich uberall im Korper befindet? Dadashri: Ja, das mechanische selbst. Fragender: Wo ist dann das wirkliche Selbst (Chetan)? Dadashri: Das wirkliche Selbst (Chetan) ist uberall im Korper! Und das mechanische selbst ist nur die aussere Schicht. In Wahrheit ist das, was die Menschen fur das Selbst
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________________ Aptavani-8 105 (Atma) halten, tatsachlich das mechanische selbst. Wir geben dir nicht das mechanische selbst. Wir geben dir das unbewegte, stille Selbst (Achad Atma). Auf dem traditionellen spirituellen Weg (Kramic Marg, Stufe-fur-Stufe-Weg zur Selbst-Verwirklichung) glaubt man vom mechanischen selbst, es sei das wirkliche Selbst (Atma). Das mechanische selbst wird fur das [wahre) Selbst (Atma) gehalten. Wenn das Ego rein (Shuddha) wird, was heisst, dass kein Raum mehr da ist fur Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh), wenn das Ego in dieser Weise rein wird, vollig rein, dann werden die Reine Seele (Shuddhatma) und das reine Ego (Shuddha Ahamkar) eins. So ist es auf dem traditionellen spirituellen Weg (Kramic Marg)! Dies hingegen ist Akram Vignan, die spirituelle Wissenschaft des stufenlosen Wegs zur Selbst-Realisation! Hier legt der Gnani Purush die Reine Seele, das unbewegte, stille Selbst (Achad Atma), direkt in deine Hande. Es ist nicht einmal namentlich mechanisch. Solch ein unbeflecktes und reines (Nirlep) Selbst (Atma) gibt er dir! Fragender: Wurden wir den Zustand von Bewusstheit (Sabhaan Avstha), den wir in uns tragen, der uns das Gute und das Schlechte zeigt, als die Seele (Chetan) bezeichnen? Dadashri: Nein. Das ist alles energetisiertes selbst (Nischetan Chetan), das ist ganz und gar nicht die Seele (Chetan). Deshalb erklare ich dir, dass es eine extreme ausserst schwierige Aufgabe ist, das Selbst, die Seele (Chetan) zu erkennen. Was die Menschen die ganze Zeit uber gekannt haben, ist energetisiertes selbst (Nischetan Chetan). Wenn du es auf Englisch sagen wolltest, dann ist das , Mechanical Chetan' (mechanisches selbst). Etwas, das Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh) besitzt, Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh), Verstand, Intellekt, Chit und Ego (Mun-Buddhi-Chit-Ahamkar), ist mechanisches selbst. Wenn das Selbst (Atma) Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh) ausfuhren wurde, wenn es sprechen oder irgendetwas tun wurde, dann wurde seine Gewohnheit, all das zu tun, niemals weggehen. Das, woran die Menschen glauben, ist das mechanische selbst. Das
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________________ 106 Aptavani-8 mechanische selbst spricht, lauft und macht alles. Es ist ein illusionares (Bhrant) selbst. Das wirkliche Selbst (Atma) ist das Absolute Selbst (Paramatma)! Wenn du es erfahrst, wird deine Arbeit getan sein. Ansonsten wirst du bis dahin deine Arbeit nicht erledigt bekommen. Nun, wenn du glaubst, das mechanische selbst sei dein wahres Selbst (Atma), wann wirst du dann zur Vernunft kommen? Genau darum sage ich, dass die Welt niemals erkannt hat, was das Selbst (Atma) wirklich ist. Daruber hinaus schreiben sie dem, was nicht das Selbst (Atma) ist, genau das zu: Das, was denkt, was sich bewegt, lauft, spricht, handelt, springt, lacht, singt, isst, trinkt, Geld verdient, kampft, schlaft - all das sei das Selbst (Atma)! Meditative Innenschau (Samayik) zu machen, Mantras zu wiederholen (Japa), Busse (Tapa) ZU tun, religiose Meditation (Dharma Dhyan) sei das Selbst (Atma) - das es, was die Leute sagen. Und was ich also dazu sagen wurde, ist: Darin ist absolut kein Selbst (Atma). Nun, wenn man so viele riesige Fehler allein in der Berechnung hat, kann man dann je auf ein Tagesguthaben kommen? Die Geschafte, die sie fuhren, die Tochter, die sie unter die Haube bringen, die Sohne, die sie verheiraten, all das wird vom mechanischen selbst getan, wahrend das unbewegte, stille Selbst (Achad Atma) das alles einfach sieht. Die beiden sind von unterschiedlicher Natur (Dharma). Dieses mechanische selbst wirkt vielleicht so, als sei es lebendig. In deiner Vorstellung erscheint es dir so, als sei das tatsachlich das Selbst (Chetan), aber in Wahrheit ist es nicht das Selbst (Chetan). Aus Sicht der Vitarags ist das Selbst (Atma) ... Was du siehst, ist alles Maschinerie, es ist nicht das Selbst (Atma). Das, was andere als Selbst (Atma) bezeichnen, nennen ,wir' (der Gnani Purush) nicht Selbst (Atma). Auch die vollstandig Erleuchteten (Vitarags) nennen es nicht selbst (Atma). Die Erleuchteten (Vitarags) nannten das wirkliche Selbst , Atma', wahrend diese Leute alles, was Nicht-Selbst (Anatma) ist, als Selbst (Atma) bezeichnen. Wenn du losgingest und sie alle fragtest: ,,Sir, mussen Sie Selbst-Verwirklichung (Atmagnan) noch erlangen?",
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________________ Aptavani-8 107 dann wurden sie antworten: ,,Naturlich muss ich SelbstVerwirklichung erfahren." Und du wurdest sagen: ,,Ist das Selbst (Atma), von dem Sie sprechen, nicht das wirkliche Selbst (Atma)?" Dann wurde die Person antworten: ,,Ja, das ist richtig, das ist auch ein Selbst (Atma). Trotzdem muss ich Selbst-Verwirklichung noch erfahren!" Was bedeutet das also? Dass das Selbst (Atma), das die Erleuchteten (Vitarags) gesehen haben, dieses Selbst (Atma) niemals auch nur im Gewahrsein (Laksha) dieser Leute aufgetaucht ist. Ach! Es ist ihnen nicht einmal in Gedanken eingefallen. Dieses Selbst (Atma) ist unbewegt, still (Achad), wahrend diese Menschen das mechanische selbst als das Selbst (Atma) bezeichnen. Das mechanische selbst ist nicht das wirkliche Selbst (Atma), es besteht in Form von Entladung. Man nennt es das , entladende selbst' (Discharge Chetan). Eines ist das , aufladende selbst' (Charge Chetan) und das andere ist das , entladende selbst' (Discharge Chetan). Es ist das [weltliche] selbst, aber es ladt und entladt fortwahrend. Verstehst du einigermassen, was ich dir erzahle? Das Selbst (Atma) ist nicht so, wie die Welt es meint. Wenn ein Mensch einmal das Selbst, die Seele (Atma) kennt, gibt es nichts mehr in der Welt, was er wissen muss. Nur Derjenige, fur den es in dieser Welt nichts mehr zu wissen gibt, , kennt' das Selbst (Atma). Deshalb haben wir es als mechanisches selbst (Pratishthit Atma: die Uberzeugung ,,Ich bin Chandubhai"; das relative oder aufgeladene selbst) bezeichnet. Die Menschen glauben weiterhin, dass dies das Selbst (Atma) sei, und das ist es, was sie versuchen, still und stabil (Shtir) werden zu lassen. Versuchen sie nicht, es still werden zu lassen? Seine grundlegende Natur jedoch ist es, ruhelos und aktiv (Chanchal) zu sein. Seine eigentliche Natur (Swabhaav) ist, aktiv zu sein; es ist mechanisch. Wenn du versuchst, es still werden zu lassen, ist das eine Vergeudung von Zeit und Kraft. Die gesamte Welt halt es fur das Selbst (Atma) und glaubt, dass sie ihre Arbeit nur erledigen wird, wenn sie es still werden lasst. Aber dieses mechanische selbst (Pratishthit Atma) ist immer in Bewegung (Sachar), wahrend das wirkliche Selbst (Atma) bewegungslos (Achad) ist.
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________________ 108 Aptavani-8 Fragender: Das ist mechanisch und der,Schalter' ist eingeschaltet, ist das nicht so? Dadashri: Das Mechanische (Teil) ist bereits erschaffen (gemacht), also brauchst du dir darum nicht allzu viele Gedanken zu machen. Es ist bereits mit der richtigen Menge Treibstoff gefullt. Also wird es weiter funktionieren, und du musst keinen weiteren Treibstoff mehr einfullen, du wirst gar nichts tun mussen. Du musst fortfahren, dieses Mechanische (Ding) zu sehen. Zu,sehen und zu,wissen ist die Natur (Swabhaav) des Selbst. Fragender: Mussen wir gar nichts tun? Dadashri: Du musst gar nichts tun. Wo immer du etwas tun musst, das an sich ist das mechanische selbst! Deshalb jagen die Menschen weiterhin dem mechanischen selbst hinterher. Sie verkunden sogar: ,,Das ist das Selbst (Atma)! Wer sonst ausser dem Selbst (Atma) kann all das tun?" Das ist es, was sie wissen. In Wirklichkeit geschieht alles aufgrund der Prasenz des Selbst (Atma), und seine eigenen wirklichen Eigenschaften (Gunas Merkmale, Beschaffenheiten) bleiben in ihrer eigenen Natur (Swabhaav). Aber aufgrund der falschen Uberzeugung ist ein Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) mit anderen Eigenschaften (Vyatirek Guna) entstanden, und dann wird alles vom NichtSelbst-Komplex (Prakruti) in Gang gehalten! Die falsche Uberzeugung aber bleibt dieselbe:,,Ich bin dies, und ich bin das." Der Mensch hat kein Konzept vom Wirklichen. Das liegt daran, weil man von Geburt an diese Art von Eindrucken (Sanskar) empfangen hat. Erst bezeichnen sie ihn als Baby, dann bekommt er einen Namen. Wenn der Name einmal gegeben ist, wird man unter diesem Namen als Neffe, Onkel vaterlicherseits, Onkel mutterlicherseits bekannt. Und so werden all diese Eindrucke von schrecklicher Unwissenheit (Agnanta) eingeflosst. Weltliches Leben (Sansar) bedeutet, dass man tiefer und tiefer in Unwissenheit (Agnanta) sturzt. Wenn ein Mensch im letzten Leben ein Gnani gewesen ware, wurde sogar er in diesem Leben wieder die Echos der Unwissenheit (Agnanta) horen. Aber wenn sich das Karma erneut entfaltet, wird er Gewahrsein (Jagruti) zuruckgewinnen. Aber die eigentliche
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________________ Aptavani-8 109 Regel dieses weltlichen Lebens ist, dass die Leute einen Menschen mit den falschen Uberzeugungen ausstatten werden. Wenn ein Mann unverheiratet ist, fragen wir ihn vielleicht: ,,Hast du eine Frau?", und er wird antworten: ,,Nein, ich bin nicht verheiratet." Aber wenn er heiratet, wird er zum Ehemann. Wenn die Ehefrau stirbt, wird er gar zum Witwer! So ist diese Welt. Die Stadien (Avastha) in dieser Welt sind alle vorubergehend, und Du (das Selbst, Atma) selber bist ewiglich! Aber man ist sich dessen nicht gewahr. Man glaubt: ,,Ich bin ein Sunder (Paapi)", und auch das ist das mechanische selbst. Es ist der Teil, der aufgewuhlt (Chanchal) ist. Das, was dieses weltliche Leben (Sansar) in Gang halt, bleibt ausschliesslich im weltlichen Leben vertieft. Es ist das selbst, welches das komplett mechanische selbst ist. Selbst wenn du es nicht am Laufen halten wolltest, wird die Maschinerie weiterlaufen. Das ursprungliche, wirkliche Selbst (Atma) ist still (Achad), nicht mal ein bisschen aufgewuhlt (Chanchal). Weil man dieses Selbst (Atma) nicht kennt, wurde gesagt: ,,Erkenne die Selbst-Verwirklichung (Atmagnan)." Selbst die bekanntesten Heiligen und spirituellen Fuhrer (Sant Purush) sagen alle: ,,Erkenne die Selbst-Verwirklichung (Atmagnan)." Wir konnen einen fragen: ,,Du bist ein spiritueller Fuhrer (Sant Purush), und nicht einmal du weisst es?" Und er wird antworten: ,,Nein! Nur Selbst-Verwirklichung (Atmagnan) ist es wirklich wert, erkannt und erfahren zu werden!" Folglich ist das Wissen vom Selbst (Atmagnan) eine Aufgabe nur fur den Gnani Purush und niemanden sonst. Niemand hat je das Wissen vom Selbst (Atmagnan) gekannt. Worauf auch immer sie sich alle beziehen, ist das, was sie aus der Perspektive des mechanischen selbst verstanden haben. Das Selbst (Atma) zu kennen, hiesse, der eigene Zustand ware wahrlich ganz einzigartig! Die gesamte Welt konnte nicht mal einen Bruchteil des Selbst (Atma) kosten. So ist das Selbst (Atma), es ist still (Achad), und es ist wahrlich die Absolute Seele (Paramatma)! Indem sie nur das Wort , Atma' aussprechen, haben die Leute sich eingeklinkt und sagen: ,,Ich bin das Selbst (Atma), ich bin Reine Seele, Shuddhatma." He! Du kannst nicht
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________________ 110 Aptavani-8 Reine Seele sein. Siehst du die Reine Seele (Shuddhatma) in anderen? Wenn jemand irgendeinen Schaden anrichtet, warum wirst du so verargert? Deshalb ist all dies also nichts als ein mechanisches selbst. Was die ganze Welt bis jetzt herausgefunden hat, ist das mechanische selbst. Oder, wenn sie das Selbst' entdecken, nach dem sie suchen, dann werden sie nur das mechanische selbst gefunden haben! Abgesehen von der hauptsachlichen Reinen Seele (Shuddhatma), ist der Rest ein sich bewegender (Sachar) Teil, er ist mechanisch. Und die Reine Seele (Shuddhatma) ist der stille (Achad) Teil. Die Natur der Reinen Seele ist zu wissen' (Gnayak). Aber dieses bewegt sich, was bedeutet, dass es dazu veranlagt ist, mechanisch zu sein und Tatigkeiten auszufuhren. Es sind also zwei voneinander getrennte und unterschiedliche Dinge. Sie funktionieren unterschiedlich. Es ist jedoch moglich, das Getrenntsein zu erfahren, ausser dass man dieses Gewahrsein nicht hat. Und um solches Gewahrsein zu ermoglichen, geben wir dir dieses Gnan (Atmagnan - das Wissen vom Selbst). Das vermischte selbst (Mishra Chetan) wird dann mechanisch Fragender: Du hast irgendwo das Wort ,vermischtes selbst' (Mishra Chetan) verwendet. Worin besteht der Unterschied zwischen dem Vermischten selbst (Mishra Chetan) und diesem mechanischen selbst? Dadashri: Es ist alles eins. Aber am Anfang kannst du es vermischtes selbst nennen (Mishra Chetan - das ,Ich' mit der falschen Uberzeugung). Zu dem Zeitpunkt ist es nicht mechanisch. Aber wenn es beginnt, sich zu entladen, wird es mechanisch. Sobald es fest etabliert ist, wird es zu einer entladenden Form, und dann wird es mechanisch. Zu Beginn ist es nicht mechanisch. Von dem Moment an, wo man hier beginnt, negative Gedanken zu haben, fangt das vermischte selbst (Mishra Chetan) an, sich zu formen. Dann wird es fest etabliert, und es gilt als mechanisch, wenn es im nachsten Leben Resultate zeigt. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man es nicht als mechanisch bezeichnen. Das vermischte selbst (Mishra Chetan) wird nach einer gewissen Zeit als mechanisch betrachtet. Anfangs nennt man es noch nicht mechanisch.
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________________ Aptavani-8 111 Man nennt es mechanisch, wenn es beginnt, sich zu entladen. Es ist ein sich entladendes selbst. Egoismus, aber immer noch in Form eines Werkzeugs Fragender: Der Teil, den du,energetisiertes selbst' (Nischetan Chetan, lebloses Leben) nennst, dessen Manifestation wir uberall in der Welt sehen, ist das energetisierte selbst (Nischetan Chetan) das glaubt, es konne das Selbst (Chetan) verstehen, es fassen und es in den Einflussbereich des Intellekts bringen. Inwieweit ist diese Behauptung wahr? Dadashri: Welches andere Mittel (Sadhan) haben sie, ausser diesem? Es mag energetisiertes selbst (Nischetan Chetan) darin enthalten sein, aber darin ist Egoismus (Prasenz des Egos). Es ist dieser Egoismus, der hier am Werk ist. Und weil dieser Egoismus da ist, werden sie zweifellos Erfolg haben. Ansonsten kann man das Selbst (Chetan) nicht einfach nur mit dem energetisierten selbst (Nischetan Chetan) erlangen. Was ist das,Ich' als ein Element? Jedes Lebewesen in der Welt hat das Bewusstsein seiner Existenz (Astitva): ,,Ich bin", aber es hat kein Gewahrsein seiner elementaren Essenz (Vastutva):,,Was bin ich?" Und deshalb haben Illusion und Tauschung (Bhranti) die Oberhand in dieser Welt. Sobald das Gewahrsein von,,Was bin ich?" aufkommt, wird das als Gewahrsein des eigenen Selbst (Vastutva) erachtet. Und sobald das Gewahrsein des eigenen Selbst erlangt ist, stellt sich auf naturliche Weise von alleine vollstandiges (Purnatva) Gewahrsein ein. Das Gewahrsein des Selbst (Vastutva) geschieht durch die Wissenschaft, die das Selbst vom Nicht-Selbst trennt (Bheda Vignan). Wenn die Trennung des Nicht-Selbst (Jada) und des Selbst (Chetan) geschieht, dann stellt sich das Gewahrsein des Selbst (Vastutva) ein. Und du kannst in dieser Welt niemanden als, ohne Existenz' bezeichnen (Naastik - jemand, der glaubt, dass Gott nicht existiert, Atheist). Kannst du irgendjemand als ,existenzlos' (Naastik) bezeichnen? Wen kann man Naastik nennen? Niemand in dieser Welt wird als Naastik geboren. Und wenn jemand sagt:,,Ich bin Naastik", dann ist das seine
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________________ 112 Aptavani-8 falsche Uberzeugung (Vikalp). Ausserdem wird niemand als Naastik geboren. Was bedeutet ,Naastik'? Es ist das, was keine Existenz (Astitva) hat. Aber du selbst bist der Beweis der Existenz (Astitva)! Die Tatsache an sich, dass jemand sagt: ,,Ich bin ein Existenzloser (Naastik)", ist ein Beweis seiner Existenz! Nur das zu sagen, gilt an sich als Existenz. Nebenbei bemerkt ist das Wort ,Naastik' eine falsche Uberzeugung (Vikalp). Falsche Uberzeugung (Vikalp) heisst, dass es eine Art von Ego (Ahamkar) ist, wie etwa: ,,Ich bin ein Atheist (Naastik), und er ist ein Theist (Aastik, jemand, der an die Existenz Gottes glaubt)!" Fragender: Im Moment ist es so, als ob ein Mensch seine Existenz (Astitva) nicht begrunden kann, und er kann sein eigenes Existieren nicht spuren (erfahren), und obwohl die Existenz (Astitva) da ist, ist er davon nicht uberzeugt. Stimmt das nicht? Dadashri: Nein. Es kann niemals solch einen Menschen geben, der nicht das Gefuhl von ,,Ich bin" (Existenz) hat. Jeder hat das Gefuhl von ,,Ich bin". Die Worte ,,Ich bin" an sich verkunden die eigene Existenz. Es ist so: Jedes Lebewesen (Jiva) hat seine Existenz, und es ist sich dieser Existenz (Astitva) bewusst. Es hat also eine Art Gewahrsein von ,,Ich bin", und dieses Gewahrsein geht niemals weg. Selbst nachts, wahrend man schlaft, ist man sich dieses ,,Ich bin" bewusst. Also hat man definitiv dieses Gewahrsein der Existenz. Man hat jedoch nicht das Gewahrsein des Selbst (Vastutva): ,,Wer bin ich?" Nun, wenn ein Gnani Purush einem dieses Wissen (Gnan) geben wurde und es sich manifestiert, dann wurde man Fortschritte machen. Was wir' sagen, ist, dass jedes Lebewesen ein Bewusstsein seiner eigenen Existenz (Astitva) hat, aber es hat nicht das Gewahrsein seines Selbst (Vastutva). Wenn jemand realisiert ,,Wer er ist" (Vastutva), dann geht er weiter in Richtung des absoluten Zustands (Purnatva). Und der absolute Zustand ist unabhangig (Niralamb), er geschieht von alleine, naturlich und spontan (Sahaj Swabhaav). Genau, wie nach dem zweiten Tag des zunehmenden Mondes (Bija) der dritte Mondtag (Trija) folgt, und dann der
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________________ Aptavani-8 113 vierte (Choth). All das geschieht auf naturliche Weise von alleine, oder? Solange du nicht eigensinnig wirst, gibt es kein Problem. Aber wenn du auf diese Weise dieses GnanBaumchen entwurzelst, dann wird es ein Problem. Und sollte es je entwurzelt werden, dann solltest du wissen, wie man es wieder einpflanzt! Wenn dir alles erklart wird, wirst du sehen, dass das Selbst (Atma) das gleiche bleibt. Egal, wie viele Arten von Menschen es gibt, und egal, wie viele Arten von Lebewesen (Jiva) es gibt, so viele Arten von Seelen (Atma) gibt es. Allerdings ist kein wahres Selbst (Darasal Atma) darin. Sie sind alle mechanische Seelen. Verstehst du diese Tatsache? Sollte man Selbst-Verwirklichung (Atmagnan) kennen? Oder ... Fragender: Konnen wir sagen, dass jemand, der SelbstVerwirklichung (Atmagnan) kennt, auch Wissen uber den Nicht-Selbst-Komplex (Paudgalik) hat? Dadashri: In Wahrheit muss man Selbst-Verwirklichung (Atmagnan) nicht kennen. Man muss nur das Gewahrsein seiner eigenen Natur (Swaroop, das Selbst) haben. Der Mensch befindet sich im Zustand von Unbewusstheit (Bebhaan). Er hat kein Gewahrsein (Bhaan) seiner eigenen Natur (Swaroop). Das ist das Gewahrsein (Bhaan), das er bekommen muss. Man kann Worte verwenden, um zu sagen, dass er es kennen muss, aber er muss zuerst das Gewahrsein seines eigenen Selbst erlangen. Deshalb wissen unsere Experten des Wissens der Schriften (Shastra Gnanis) zwar alle Bescheid uber die Selbst-Verwirklichung (Atmagnan), aber sie konnen das Gewahrsein (Bhaan) nicht erlangen. Sie wissen alles. Sie konnen all die Schriften auswendig rezitieren: ,,So ist das Selbst (Atma), es ist genau so." Sie wissen das alles, aber sie konnen nicht das Gewahrsein (Bhaan) davon erlangen. ... was ist die leichtere Methode? Bei alldem gibt es nur zwei Dinge: Das Selbst (Atma) und den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Wer das Selbst (Atma) kennt, hat den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) verstanden, und wer den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)
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________________ 114 Aptavani-8 kennt, hat das Selbst (Atma) verstanden. Es ist jedoch nicht moglich, den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) zu verstehen. Es ist keine sehr einfache Sache. Mithilfe des Gnani Purush ist es moglich, das Selbst (Atma) zu erkennen. Die Vedantis (die sich mit dem Vedanta befassen, den Hindu-Schriften) haben sich bemuht, den Nicht-SelbstKomplex (Pudgal) zu verstehen, und dafur haben sie die vier Veden verfasst. Der Grund dafur ist, dass man das Selbst (Atma) verstehen kann, nachdem man den Nicht-SelbstKomplex (Pudgal) verstanden hat. Aber sie wurden durch diese Versuche mude. Deshalb steht in den vier Veden: ,,Dies ist nicht Das. Dies ist nicht Das. Dies ist nicht Das." Die Vedantis haben also versucht, es mithilfe des NichtSelbst-Komplexes (Pudgal) ZU untersuchen, wohingegen die mit Absolutem Wissen (Keval Gnanis) einen anderen Untersuchungsansatz wahlten: ,,Wer sind wir tatsachlich." Untersuche das, und der ganze Rest ist der Nicht-SelbstKomplex (Pudgal)! Den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) allein zu verstehen, ist keine einfache Sache, er ist etwas ausserst Tiefgrundiges. Und ohne den Gnani Purush wird niemand in der Lage sein, ihn zu verstehen. Er hat eine solch tiefgrundige Bedeutsamkeit, und die speziellen Fahigkeiten (Karamat) des Nicht-SelbstKomplexes (Pudgal) sind so aussergewohnlich, dass das etwas vollig anderes ist. Die Welt selbst wurde verwirrt. Schau nur, wie ein Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) es geschafft hat, die gesamte Welt durcheinanderzubringen. Obwohl man nicht streiten mochte, muss man es dennoch tun. VA Wenn man den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) vollstandig kennt, dann kennt man das Selbst (Chetan, Atma). Oder wenn man das Selbst (Chetan) vollstandig kennt, dann kennt man den Nicht-Selbst-Komplex. Genau, wie wenn du weisst, was Weizen ist, dann wirst du die Steinchen darin erkennen, und wenn du die Steinchen erkennst, dann wirst du den Weizen erkennen. Fragender: Man kann also auf beiden Wegen ankommen? Dadashri: Ja, du kannst auf jedem Weg ankommen. Es wird sogar funktionieren, wenn du eine Vorliebe fur einen
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________________ Aptavani-8 115 bestimmten Weg hast. Das ist der Grund, warum ich den Leuten sage - denn viele von ihnen kommen hierher und sagen: ,,Sir, ich bin einfach unwissend (Agnanta)" -, du dummer Mensch, wie kannst du unwissend (Agnan) sein? Selbst wenn du dich vollstandig in Unwissenheit befandest, wurdest du das Wissen (Gnan) erkennen. Noch nicht einmal hier hast du vollstandige Unwissenheit. Das ist weder hier noch dort. Was bedeutet das? Die Halfte des Holzscheits ist verkohlt und die andere ist Holz. Wie nennt man das? Fragender: Halb verbrannt (Ardhadagdha). Dadashri: Ja. Darum sagst du zum Holzhandler: ,,Sir, nehmen Sie das." Und er wird antworten: ,,Nein, was sollen wir damit anfangen?" Und wenn du den Kohlenhandler fragst, wird er sagen: ,,Warum sollten wir ein Stuck Holz wollen?" Keiner wurde es also nehmen. Uberhaupt niemand mochte es erwerben. Der Holzhandler will es nicht nehmen, und der Kohlenhandler auch nicht. Sogar bei vollstandiger Unwissenheit kann man das Selbst (Atma) finden! Und der ganze Tag wird nur in Sorge verbracht, wahrend das Wissen der Schriften im Bucherregal steht. Ach! Selbst wenn es dort Unwissenheit (Agnan) gabe, ware es dennoch gut. Zeige mir einen solchen Menschen in Indien (Hindustan), der Unwissenheit (Agnan) erlangt hat. Auch wenn er Unwissenheit (Agnan) erlangt hatte, wurde ich zu ihm sagen: ,,Junge, du hast diese Seite der Kustenlinie (Kinaro) verstanden, also wirst du auch die andere Seite der Kustenlinie verstehen." Aber er hat noch nicht einmal diese Seite verstanden. Egal, auf welcher Seite er steht, auch dort hat er kein Gewahrsein (Bhaan) davon, wo er steht. Also ist er auch nicht zu einem Unwissenden geworden (Agnani). Er sollte entweder den , Weizen' oder die Steinchen' kennen, dann wird er beides kennen. Die vier Veden (Hindu-Schriften) sagen: ,,Dies ist nicht Das, dies ist nicht Das (Na Iti, Na Iti24)." Aber sie haben nicht einmal das Nicht-Wissen (Agnan) vervollstandigt. Wenn sie es vervollstandigt hatten, gabe es keinen Grund zu sagen: ,,Dies ist nicht Das (Na Iti)", und das andere Wissen (Gnan) 24 Auch bekannt als Neti Neti
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________________ 116 Aptavani-8 hatte sich dann gezeigt. Sie wurden jedoch uberdrussig zu sagen: ,,Dies ist nicht Das (Na Iti, Na Iti)." Die Veden geben selbstverstandlich eine Erklarung von Wissen (Gnan) und Nicht-Wissen (Agnan). Wenn man jedoch zugelassen hatte, das Nicht-Wissen (Agnan) zu vervollstandigen, dann hatte sich die Seele (Atma) selbst gezeigt. Aber sie liessen nicht zu, dass es sich vervollstandigt. Die Welt, wie sie ist Besprich offen, was immer du mochtest. Wir werden hier uber die Welt sprechen, wie sie ist. Wir werden ,,Nein" sagen zu dem, was nicht ist", und ,,Ja" zu dem, ,was ist'. Wir konnen nicht ,,Ja" sagen zu dem, ,was nicht ist, und ,,Nein" zu dem, ,was ist'. , Wir sind fur jedes einzelne Wort verantwortlich. Wir haben all die Informationen, die man braucht, damit du dort hinkommst. Denn ich bin nicht fur eine einzige Sekunde zum Besitzer dieses Korpers geworden, noch zum Besitzer dieses Verstandes. Diese Sprache ist die ursprungliche ,Bandaufzeichnung', die spricht; ich spreche nicht. Diese ursprungliche Bandaufzeichnung ist der Sprechende' (Vakta), und du bist der Horende' (Shrota), wahrend ,Ich' der Wissende und Sehende (Gnata-Drashta) bin. Und das macht dies zu einer einzigartigen Art von Zusammenwirken. Deshalb stellt sich jede Losung ein. Und wenn keine einzige Losung mehr ubrig gelassen ist, dann solltest du wissen, dass Gnan sich wahrhaftig manifestiert hat. Da ist nur innere Zufriedenheit (Samadhan). Da ist immerzu bestandige innere Zufriedenheit, und das nennt man Gnan (Wissen). Alles, was dir in jedem Zustand, unter allen Umstanden und zu jeder Zeit innere Zufriedenheit und einen Abschluss25 (der Debatte] (Samadhan) bringt, wird Gnan genannt. Sprich also uber alles, was du mochtest. Der Gnani Purush wird als hoher als die vier Veden erachtet. Du kannst jede Frage stellen, denn wir' sehen, und dann sprechen, wir'. Ich aussere nicht ein einziges Wort, das in Buchern gelesen wurde! Ich sage es, wie ich es sehe, und deshalb ist es fur andere hilfreich. Und selbst dann bin ich nicht der Sprechende. Es ist eine Bandaufzeichnung, die 25 Englisch: Closure - Schliessung, Losung
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________________ Aptavani-8 117 das Sprechen ausfuhrt. Ich bin der Wissende und Sehende (Gnata-Dhrashta). Die Veden sind theoretisch, die Wissenschaft ist praktisch , Wir' (der Gnani Purush) stehen hoher als die vier Veden. Wenn man das Studium der Veden beendet hat, dann sagen die Veden: ,,Dies ist nicht Das." Fragender: Warum sind , Veda' und Gnan' zwei verschiedene Worte26? Dadashri: Die Veden basieren auf dem Intellekt (Buddhijanya), sie beinhalten Aktivitat (Kriya), und umfassen Aspekte der drei Eigenschaften (Trigunatmak, die drei Gunas27: Rajas - Leidenschaft und Begierde, Sattva - Gute und Gewahrsein, und Tamas - Nicht-Gewahrsein und Dunkelheit). Und Wissen (Gnan) kann nicht die drei Eigenschaften (Trigunatmak) beinhalten, es kann nicht auf dem Intellekt basieren (Buddhijanya), und von Natur aus kann es nur das Selbst (Chetan) sein. Gnan ist immer das Selbst (Chetan). Fragender: Sind die Veden somit nicht voll von Wissen? Dadashri: Dieses Wissen ist fur die endgultige Befreiung (Moksha) nicht nutzlich. Es ist ein Mittel, um Wissen zu erlangen (Sadhan Gnan). Darin befindet sich kein Wissen vom Ziel, dem Selbst (Sadhya Gnan). Da es die Mittel enthalt, um Wissen zu erlangen (Sadhan Gnan), heisst das, dass es auf dem Intellekt basiert (Buddhijanya). Und deshalb sagen die Veden: ,,Dies ist nicht Das." Das Selbst (Atma), nach dem du suchst, kann hier nicht sein. Es ist unbeschreiblich (Avarnaniya), es ist unaussprechlich (Avyaktvya), und es ist nicht in Worten zu finden. Und die Veden bestehen in Form von Worten (Shabdaroop). Deshalb ,,gehe zu einem Gnani", wo das Selbst (Atma) in deine Hande kommen kann. Er wird sagen: ,,Dies ist Das!" Die Veden sind Wissen, das auf dem Intellekt beruht. Und dieses Wissen (Gnan) ist Wissen vom Selbst (Chetan 26 Veda bedeutet 'Wissen', und Gnan bedeutet auch 'Wissen! 27 Gunas sind im Hinduismus die drei Eigenschaften der feinstofflichen Materie.
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________________ 118 Aptavani-8 Gnan). Wissen, das auf dem Intellekt (Buddhijanya Gnan) beruht, bedeutet: Was ist der Unterschied zwischen Intellekt und Wissen? Dieses direkte Wissen nennt man Gnan. Indirektes Wissen nennt man Intellekt (Buddhi). Die Veden sind Wissen in Form von Worten, also sind sie vom Intellekt nachvollziehbar (Buddhigamya). Die Veden sind theoretisch und Gnan ist praktisch. Fragender: Bedeutet das, dass es erfahren werden (Anubhavgamya) kann? Dadashri: Ja, es ist etwas, das erfahren werden kann (Anubhavgamya), und das ist das wirkliche Wissen (Gnan). Alles andere jedoch ist theoretisch. Das Theoretische besteht in Form von Worten. Und das Wissen vom Selbst (Chetan Gnan) liegt davor, weit vor den Worten. Es ist unaussprechlich (Avyaktvya) und unbeschreiblich (Avarnaniya). Es ist unmoglich, das Selbst (Atma) zu beschreiben. Die Veden konnten das in keiner Weise leisten! Trotz alledem sind die Veden eine Art von anleitendem Werkzeug (Sadhan). Sie sind nicht etwas, das dir dabei hilft, das Ultimative zu erlangen. Du wirst deine Arbeit nie erledigt bekommen, es sei denn, du begegnest einem Gnani Purush. Fragender: Der Unterschied, der zwischen ,Gnan' und dem Veda' besteht, ist das lediglich ein sprachlicher Unterschied? Ist daran eine Art von intellektueller Ubung beteiligt? Dadashri: Es ist nur intellektuell. Die Veden an sich sind intellektuell. Sie besitzen die drei Eigenschaften (Trigunatmak28). Und das wirkliche Gnan kann nicht die drei Eigenschaften (Trigunatmak) besitzen. Es ist Wissenschaft (Vignan) an sich. Wissenschaft (Vignan) ist wirkliches Wissen (Gnan), und dieses Wissen (der Veden) ist deren Hilfsmittel (Werkzeug, Sadhan Vastu). Fragender: Das ist richtig. Aber beide Worte, ,Gnan' (Wissen) und ,Vignan' (Wissenschaft) wurden an einer Stelle in den Veden verwendet. Dadashri: Du kannst das Wort Wissenschaft (Vignan) 28 Trigunatmak: Sattva - Gute und Gewahrsein, Rajas - Leidenschaft und Begierde, Tamas - Nicht-Gewahrsein und Dunkelheit
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________________ Aptavani-8 119 nicht in diesem Kontext verwenden. Die Veden fuhren dich in Richtung der Wissenschaft (Vignan), sie weisen darauf hin. Aber die Wissenschaft selbst kann nicht beschrieben werden, und sie kann nicht ausgedruckt werden. Daruber hinaus wirst du sie nicht in Buchern finden. Fragender: Es heisst: ,,Wissen ist Wahrheit (Satyam Gnanam)"! Sagen sie nicht auch: ,,Ich bin das unendliche Selbst (Anantam Brahma)"? Dadashri: Wie auch immer die Worte lauten, sie sind korrekt! Trotzdem besitzen die Veden die drei Eigenschaften des Nicht-Selbst-Komplexes (Trigunatmak); sie haben mit nichts anderem zu tun. Fragender: Aber Gnan besitzt doch die drei Eigenschaften (Trigunatmak) von Leidenschaft, Tugend und Dunkelheit, oder? Dadashri: Wissen, das auf diesen drei Eigenschaften (Trigunatmak) beruht, nennt man Intellekt (Buddhi). Die Veden tun nur eines, und das ist, das weltliche Leben (Sansar) zu entwickeln. Langsam und allmahlich entwickeln sie alles, was auf dem Intellekt basiert (Buddhijanya). Und wenn du dann, damit zusammen, auch noch einem Gnani Purush begegnen solltest, dann ware deine Arbeit getan. Du musst jemanden finden, der als Instrument (Nimit) dient, das ist alles. Wenn du kein Nimit (Instrument) findest, wird deine Arbeit nicht getan werden. Was sagen die Veden? Sie sagen, dass sie alles auf dem Intellekt beruhende Wissen (Buddhijanya Gnan) umfassen, und darum sind sie als der Vedanta bekannt geworden. Nun, das auf Erfahrung beruhende Wissen vom Selbst, das durch Gnan aufsteigt (Gnanjanya Gnan), bedeutet Wissenschaft (Vignan). Du musst in sie eintreten, um damit vertraut zu werden. Der Gnani ist der Beweis fur Moksha Fragender: Die Veden haben zwolf Stufen genannt, die einen vom menschlichen Glucklichsein (Manyusha Anand) zur Gluckseligkeit des Selbst (Brahmanand) fuhren. Sie haben beschrieben, wie man von einer Stufe zur nachsten kommen kann.
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________________ 120 Aptavani-8 Dadashri: Und selbst auf der letzten Stufe, der zwolften Stufe, wissen sie nur, dass Zucker suss ist. Das ist alles, was sie wissen. Aber was mit suss' gemeint ist, das wissen sie nicht. Aber beim Erreichen der zwolften Stufe gelangen sie zu der Uberzeugung, dass dies das Susseste von allem ist, und dass sie nichts weiter als das brauchen. Aber was bedeutet ,suss'? Das ist es, wonach sie dort suchen. Wenn ein Mensch dann dort einem Gnani Purush begegnet, wird diese instrumentelle Person (Nimit) es ihm in den Mund legen: ,,Dies ist Das." Fragender: Sagst du mir also, dass ,Gnan' etwas Inneres ist, oder dass , Veda' ein inneres Wissen29 ist? Ist also Gnan in den Veden, oder sind die Veden im Gnan? Dadashri: Gnan ist in den Veden, und die Veden sind im Gnan, aber Wissenschaft (Vignan) befindet sich ausserhalb der Veden. Fragender: Beide, Gnan (Wissen) und Vignan (Wissenschaft), werden in den Veden genannt. Dadashri: Das sind alles Worte, die man verwendet hat. Sie sind nicht das Eigentliche. Es ist suss, das ist es, wass geschrieben haben. Die Erfahrung jedoch haben sie nicht aufgeschrieben. Im Theoretischen gibt es keine Erfahrung. Fragender: Die alten Weisen (Rushi-Munis) haben es erfahren. Dadashri: Ja, aber diese Erfahrung wird nicht so leicht erlangt. Solch eine Erfahrung erlangt man nur durch eine erfahrene Person (Purush), die in dem Prozess als Mittel dient (Nimit). Andernfalls passiert es nicht. Nicht jeder kann das tun. Der Gnani Purush steht im Zentrum als das Instrument (Nimit)! Fragender: Selbst in den Veden heisst es, dass man es ohne einen spirituellen Lehrer (Guru) nicht schaffen kann. Dadashri: Jegliche Rede, die den spirituellen Lehrer (Guru) fur unbedeutend erklart, ist verrucktes Gerede. Fragender: Was diese verburgte (Siddha) Tatsache 29 Veda bedeutet wortlich 'Wissen'.
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________________ Aptavani-8 121 anbelangt, sind all die Weisen und Asketen, die Beweis fur diese feststehende Tatsache sind, nicht mehr in der Nahe. Dadashri: Wie ist der Gegenstand dessen, was festgelegt (Siddha) worden ist? Es ist naturlich (Sahaj), es ist leicht zu verstehen (Sugam), aber es zu erlangen, ist sehr schwer (Durlabh). Das ist deshalb so, weil du dem, der es erlangt hat (Prapta Purush), begegnen musst, und dann kannst du es erlangen. Wie ist ein ,Prapta Purush'? Er ist jemand, der selbst befreit (Mukta) ist, der unabhangig (Swatantra) ist, der niemals einen einzigen Gedanken an das weltliche Leben (Sansar) hat. Er hat keine Gedanken in Bezug auf Frauen (Sexualitat), noch hat er Gedanken an seine Existenz (Astitva), und in ihm ist keine Ich-heiti (Potapanu). Dort, wo keine Ich-heit' (Potapanu) ist, da kann deine Arbeit getan werden. Jemand wie du kommt und bittet mich: ,,Zucker ist suss, also gib mir einen Geschmack davon." Also werde ich es in seinen Mund legen und sagen: ,,Dies ist Das!" Von da an wird er dauerhaft im Selbst (Atma) sein und sich danach nicht mal fur einen Augenblick davon wegbewegen. Dauerhaft im Selbst (Atma), vierundzwanzig Stunden in vollstandigem Gewahrsein (Jagruti)! Hier schlaft die ganze Welt mit offenen Augen. Wir schliessen nur die wirklichen Denker davon aus; der Rest der Welt jedoch schlaft mit offenen Augen. Sogar das Wort ist vorubergehend Fragender: Nun, das Wort (Shabda) ist ewig (Nitya), aber viele sagen, dass das Wort verganglich (Anitya) sei; was stimmt also? Dadashri: Das Wort (Shabda) ist verganglich (Anitya). Fragender: Einige sagen, das Wort sei ewig. Dadashri: Egal, wie viele Leute das sagen; ich werde dir dennoch die Wahrheit geben, ein fur alle Mal. Und was immer sie danach zu uns' sagen, das ist in Ordnung. Unsererseits gibt es keinerlei Beharren (Agraha). Sogar die Wahrheit (Satya) in dieser Welt ist nicht Wahrheit. Sie ist auch Unwahrheit (Asatya). Wahrheit ist immer ewig (Avinashi) und von eigener Natur (Swabhavik).
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________________ 122 Aptavani-8 Und dieses Wort (Shabda) ist nicht naturlich. Worte kommen hervor, wo Reibung ist. Demzufolge sind Worte Umstande. Sie passieren infolge von zwei oder drei Umstanden, und deshalb sind sie nichts Naturliches. Fragender: Was daruber gesagt wird, dass Worte verganglich (Anitya) sind, ist zutreffend. Nun sind die Veden AUS Worten zusammengesetzt, und dennoch wird angenommen, dass die Veden ewig (Nitya) sind. Dadashri: In diesen anerkannten Uberzeugungen ist nichts. Was wurdest du als ewig (Nitya) bezeichnen? Es ist etwas, das immer ewig (Avinashi) ist, und das an sich in ewiger Form (Vastu Swaroop) besteht. Es gibt darin keinerlei Veranderung. Es hat nur eine einzige Eigenschaft (Swabhav), und diese Eigenschaft verandert sich nie. Das Selbst (Atma) ist ewig (Avinashi). Dieses Element des Raumes (Akash Tattva) ist ewig (Avinashi). Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal), dieses Element aus subatomaren Teilchen (Parmanus), welche die kleinsten Teile eines Atoms (Anu) sind; das nicht teilbare Teilchen (Parmanu): Das ist ein ewiges Element (Avinashi Tattva). Das Element der Bewegung (Gatisahayak Tattva), das all diesen Dingen Bewegung verleiht, ist ewig (Avinashi). Und das, was dabei hilft, den unbeweglichen (statischen) Zustand aufrechtzuerhalten, dieses Element nennt man Tragheit (Sthitisahayak Tattva), und es ist ewig. Auch Zeit (Kaad) ist ein ewiges Element. Also das, was nicht von seiner Natur abweicht (Nirvikalpi), die Nirvikalpi-Wahrheit (Satya) in dieser Welt, das sind diese sechs Dinge (die ewigen Elemente). Nur sechs Dinge (die ewigen Elemente) sind die Wahrheit (Nirvikalpi Satya), in der keinerlei Veranderung vorkommt, und die ihre eigene Natur (Swabhavik) innehaben. Auch das Mittel, um das Selbst zu erlangen, ist Ego (Vikalp) Fragender: Die Methode der Veden, die uns eine Herangehensweise aufzeigt; ist das die Wahrheit? Dadashri: Sie hilft dir. Du hast den falschen Weg eingeschlagen, also hilft sie dabei, dich zuruckzubringen. Wenn du nicht den falschen Weg gegangen warest, dann ware auch kein Helfen da gewesen.
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________________ Aptavani-8 123 Diese Veden, gleichgultig, welchen Namen die Menschen ihnen zuordnen, stammen aus dem Mund von Lord Rushabhdev (dem ersten Tirthankara dieses Zeitzyklus). Fragender: Das ist wahr. Und was fur eine Wahrheit liegt im [Zeichen) ,Omkar'? Dadashri: Da liegt viel Wahrheit im [Zeichen] ,Omkar'. Aber selbst dann, was fur eine Wahrheit ware das? Es ist eine Wahrheit durch das Ego (Vikalpi Satya). Dennoch kann diese falsche (Vikalpi) Wahrheit dich zum Ewigen (Nirvikalpi) fuhren. Das ist der Pfad, das ist der Fahrweg! Fragender: Nun, das Ziel (Sadhya) ist vollstandig (Purna), das Selbst oder Brahma (Atma) ist vollstandig (Purna). Das Mittel (Sadhan) ist unsicher und unvollstandig (Vikalpi); aber ist es hinsichtlich Zeit und Ort moglich, die Absicht zu unterstutzen, das hochste Ziel zu erreichen (Purna Bhaav)? Dadashri: Wenn andere Umstande (Saiyogo) zusammenkommen, dann ist es moglich. Aber letztlich muss es den Umstand (Saiyogo) eines ,Fuhrers' geben, der das Selbst erlangt hat (Nirvikalpi Guru), was ein Gnani Purush sein muss, fur den es in der Welt nichts mehr zu wissen gibt. In dieser Welt ist keine einzige Sache mehr ubrig, die er noch wissen musste! Fragender: Wie ist ein egoloses Wesen (Nirvikalp Purush)? Dadashri: In einem egolosen Wesen (Nirvikalp Purush) gibt es nicht einen einzigen Tropfen von Intellekt (Buddhi). Da gibt es keinen Tropfen von Intellekt, und deshalb bezeichnet man ihn als egoloses Wesen. Fragender: Und dann gibt es in der Gita3o eine Beschreibung, sowohl des verganglichen selbst (Kshar Purush) als auch des unverganglichen Selbst (Akshar Purush). Bezeichnet, unvergangliches Selbst' (Akshar Purush) demnach eine Person ohne Ego (Nirvikalp Purush)? Dadashri: Verganglich (Kshar) ist dieser Korper an sich. Unverganglich (Akshar) ist das Ego und all die falschen Uberzeugungen (Vikalpi). Das Selbst, der Egolose (Nirvikalpi), ist jenseits von verganglich und unverganglich (Kshar-Akshar). 30 Gita: eine der zentralen Schriften des Hinduismus, Bhagavad Gita
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________________ 124 Aptavani-8 Ego (Vikalp) vereitelt die letzte Chance Im Ubrigen kenne ich das Selbst (Atma). Wenn du mir sagst, ich soll dir das Selbst (Atma) geben, dann wurde ich dir das Selbst (Atma) geben. Fragender: Aber ich mochte im Zusammenspiel des weltlichen Lebens (Vyavahar) leben. Dadashri: Aber wenn du in der weltlichen Interaktion (Vyavahar) leben mochtest, dann sollte diese Interaktion (Vyavahar) ideal (Aadarsha) sein. Wann kannst du sagen, dass du das Selbst (Atma) erlangt hast? Du wirst nur in der Lage sein, das Selbst (Atma) zu erlangen, wenn die Interaktionen (Vyavahar) in deinem Zuhause vollkommen und ideal (Aadarsha) sind. Wenn nicht, dann ist das nicht einfach nur eine Angelegenheit davon, in eine Hohle auszureissen, woruber sie alle sprechen! Das Selbst (Atma) ist nichts, das Hohlen beinhaltet. Hohlen sind etwas, das versuchsweise besteht. Wenn andererseits die eigenen weltlichen Interaktionen bewundernswert und ideal (Aadarsha) sind, dann gibt es darin keinerlei Arger, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh). Es gibt mit den Nachbarn gute Beziehungen, und zu Hause hat man eine gute Beziehung mit seiner Frau. Fragender: Aber nach dem Selbst (Atma) muss man nicht suchen. Geschieht das ,Sehen' (Darshan) nicht von allein? Dadashri: Was passiert ist, dass dort, wo der Weg abgebrochen ist, die Leute Wege errichtet haben, die allesamt zur Zierde sind. Der Hauptweg ist nach Dutzenden von Trockenperioden und Hungersnoten (Dukaad) vollstandig zerstort worden; also haben sie dekorative Wege erschaffen. Deshalb kam es dazu, dass man sagte: ,,Die Wahrheit kann nur durch eigene Anstrengung entdeckt werden!" Schau dir das nur an! Fur alles andere muss man zur Hochschule gehen, wahrend man diese Wahrheit (Satya) im eigenen Zuhause entdecken kann! Ansonsten kann ein Mensch mit Ego (Vikalpi) niemals zu einem egolosen Menschen (Nirvirkalpi) werden. Ein Samen mit Ego (Vikalpi) wird niemals egolos (Nirvikalpi). Man sucht vergeblich. Es ist ein Nimit (als Instrument dienlicher Mensch)
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________________ Aptavani-8 125 notig. Beides, mit Ego (Vikalpi) und ohne Ego (Nirvikalpi), sind einfach zwei unterschiedliche Sichtweisen (Drashtipher). Wenn die Sicht eines Menschen zu einer mit dem Wissen vom Selbst wird (Nirvikalpi), wenn jemand das fur ihn tut, dann etabliert er sich in der Absoluten Wahrheit (Nirvikalp). Nur die Sicht (Drashti) muss verandert werden. Das ist durch Studieren (Abhyaas) nicht moglich. Wenn es durch Studieren bewaltigt werden konnte, dann wurden sie studieren. Aber tatsachlich ist die ganze Sichtweise (Drashti) anders. Wenn daher ein Mensch seine eigene wahre Natur (Swaroop, das Selbst) erkennt, dann wird er in der Wahrheit (Nirvikalp) gefestigt. Wenn er in der Wahrheit (Nirvikalp) gefestigt ist, verschwinden das Ego (Ahamkar) und die Uberzeugung ,,Das ist meins" (Mamata, My-ness) - das ist alles! Das Ego und die Uberzeugung ,,Das ist meins" (My-ness) gehen weg. All die fremden Eigenschaften31 (Vyatirek Gunas) verschwinden. Die Uberzeugung ,,Das ist meins, das gehort mir" (Mamata, My-ness), das sind Gier (Lobh) und Tauschung (Kapat). Und das Ego (Ahamkar), das sind Wut (Krodh) und Stolz (Maan). So sind diese vier Eigenschaften (Gunas) entstanden. Daher frennt der Gnani Purush zwei Dinge: Er nimmt eine Teilung vor, [zieht] eine Grenzlinie zwischen dem Selbst (Atma) und dem NichtSelbst (Anatma), sodass sie voneinander getrennt sind! Daruber hinaus ist es fan sich bereits) getrennt. Es ist in der Tat getrennt. Wenn man vom Intellekt frei wird, kann man mit allem eins werden Fragender: Aber die Veden geben uns eine Beschreibung des Eins-Seins (Abheda), oder? Dadashri: Ja. Aber haben nicht alle uns eine Beschreibung von Eins-Sein (Abheda, Abwesenheit von Unterscheidung, Nicht-Dualitat) gegeben? Aber es ist schwierig, Eins-Sein (Abheda) zu erlangen. Ausser, wenn du die Veden , auflost und trinkst', wirst du kein Eins-Sein haben. Der Grund dafur ist, dass Eins-Sein nicht aufkommen wird, solange der Intellekt (Buddhi) nicht gegangen ist. Der Intellekt erschafft eine Trennung (Bhed). Wer erschafft 31 Vyatirek Gunas - Eigenschaften, die entstehen, wenn zwei ewige Elemente, Selbst und Materie, zusammenkommen.
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________________ 126 Aptavani-8 Trennung (Bhed)? Es sind diejenigen mit Intellekt; sie sind die, die Trennung erschaffen. Nun, wenn du dein ganzes Dorf frei von Intellekt (Abuddha) werden lassen wolltest, wie lange wurde es dauern? Wie lange wurde es dauern, einen Menschen zu jemand ganz ohne Intellekt werden zu lassen? Konnte das im Handumdrehen getan werden? Fragender: Nein, kann es nicht. Dadashri: Bis dahin kann es also kein Eins-Sein (Abheda) geben. Du wirst Eins-Sein haben, wenn der Intellekt (Buddhi) geht. Es ist der Intellekt, der Unterschiede erschafft: ,,Das ist meines, und das ist deines." Er macht einen Menschen emotional. Fragender: Ist es der Intellekt, der einen emotional macht, oder ist es das Herz, das einen emotional macht? Dadashri: Nein, nur der Intellekt (Buddhi). Auch jemand ohne Intellekt (Abhuddha) hat ein Herz. Fragender: Haben die Schriften den Intellekt nicht , Nischayatmika' genannt - der, der Entschlusse fasst und Entscheidungen (Nischay) trifft? Dadashri: Ja. Der Intellekt (Buddhi) trifft Entscheidungen, und dennoch macht er einen emotional. ,,Das ist Es (Sa-Iti)", einzig durch Vignan, die Wissenschaft der Trennung Das Selbst (Atma) ist nicht etwas, das in den Veden enthalten sein kann. Die Worte der Veden gehoren zu einer groben und offenkundigen (Shtool) Sprache, wahrend das Selbst (Atma) ausserst subtil (Shookshmattam) ist. Wie konnen die beiden ubereinstimmen? Das eine ist grob (Shtool), und das andere ist subtil (Shookshma); wie konnten die Veden das wohl beschreiben? Das Selbst (Atma) ist unausdruckbar (Avyavaktya) und unbeschreiblich (Avarnaniya). Es gibt dafur keine Worte, es [Atma] wurde also niemals in die Veden hinuntergelangen. Und so sagen sie vielleicht: ,,Sind die Veden nicht die einzig Wissenden von allen Dingen in dieser Welt? Wer also konnte etwas uber die Grenzen der Veden hinaus erkennen?" Und , wir wurden antworten: ,,Niemand
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________________ Aptavani-8 127 unterhalb32 der Veden kann das wissen. Nicht einmal die Veden konnen das wissen. Aber er, der uber den Veden steht, der Gnani Purush, ist der Einzige, der weiss, was das Selbst (Atma) ist!" Der Gnani Purush sagt vielleicht sogar zu dir: ,,Dies ist Das. Dies ist Das." Fragender: Wie kann man von ,,Dies ist nicht Das" zu ,,Dies ist Das" gelangen? Dadashri: Es erfordert die Wissenschaft der Trennung (Bhed Vignan), um von ,,Dies ist nicht Das" zu ,,Dies ist Das" zu gelangen: Dass das Selbst (Atma) nicht dies ist - es ist Dies; es ist nicht dies - es ist Das. Und kein anderer ausser dem Gnani Purush verfugt uber diese Wissenschaft der Trennung. Wann immer Gnanis auftauchen, nehmen sie nur wenige Menschen mit sich. Dies aber ist die stufenlose Wissenschaft, Akram Vignan. Wissenschaft (Vignan) bedeutet, dass dies das Selbst (Chetan) ist, was bedeutet, dass du gar nichts tun musst. Das Gnan selber wird dich fuhren und warnen. Dieses Gnan an sich wird die Arbeit tun. Darum ist es die stufenlose Wissenschaft, Akram Vignan. Die Veden bestehen in der Form von Wissen, und der Wissende (Vetta) besteht in der Form von Wissenschaft (Vignan). Wissen kann aus sich selbst keine Resultate vermitteln (Kriyakari), und Wissenschaft erbringt Resultate (Kriyakari). Fragender: Selbst die Veden waren erschopft, als es darum ging, den zu beschreiben, der sich in der Form der Wissenschaft (Vignan Swaroop, die Form des Absoluten Wissens) befindet! Dadashri: Ja, sie wurden mude. Denn wie konnen die Veden den Wissenden (Vetta) verstehen? Der Wissende kann die Veden verstehen, aber wie konnen die Veden den Wissenden verstehen? Was bedeutet, Vetta'? Der Wissende. Er ist der Wissende und Sehende (Gnata-Drashta). Das Wort ,Vetta' an sich erscheint wirklich klein, nicht wahr? Durch wen erlangen wir das Selbst (Atma)? Du kannst hier alles fragen, du kannst Fragen uber 32 Auf einer niedrigeren Stufe der Entwicklung
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________________ 128 Aptavani-8 die vier Veden stellen, und du kannst auch uber die vier Anuyogas (der Jain-Literatur) Fragen stellen. Hier kannst du alle Fragen uber den Jainismus, den Vedanta oder den Koran stellen, weil du jemand fragen kannst, der uber die Veden hinausgegangen ist! Fragender: Wie kann man hoher hinausgelangen als die Veden? Dadashri: Wenn das Licht von Gnan' (Gnan Prakash) auftaucht, kann man uber die Veden hinauswachsen. Fragender: Das ist also nicht etwas, das vom Intellekt erfasst wird (Buddhigamya)? Dadashri: Nein, es ist nichts, das durch den Intellekt verstanden (Buddhigamya) wird. Alles, was durch den Intellekt verstanden wurde, findet man in den Veden. Und wenn du uber das intellektuelle Verstehen (Buddhigamya) hinausgehen willst, geh zu einem Gnani, der absolut keinen Intellekt (Buddhi) hat. Geh zu einem Gnani Purush, der als frei von Intellekt gilt (Abuddha33): Dann kannst du von ihm das Selbst (Atma) erlangen. Wenn nicht, wirst du das Selbst (Atma) nicht erlangen. Dort, wo das Selbst (Atma) ist, gibt es keinen Intellekt (Buddhi), und wo der Intellekt ist, kann kein Selbst sein! Fragender: Sagst du, dass man durch das Studium der Jain-Religion das Wissen vom Selbst (Atmagnan) erlangen kann? Dadashri: Nein. Und auch durch das Lesen der vier Veden des Vedanta 34 ist es nicht moglich, das Wissen vom Selbst (Atmagnan) zu erlangen. Wenn alle vier Veden enden, sagen sie selbst: ,,Dies ist nicht Das." Das Selbst (Atma), nach dem du suchst, kann in diesen [Veden] nicht gefunden werden. Deshalb: ,,Geh zum Gnani." Man kann das Selbst (Atma) nicht in einem Buch niederschreiben. Das Selbst (Atma) ist unbeschreiblich (Avarnaniya) und unausdruckbar (Avyaktvya), und deshalb kann es nicht in Buchern vermittelt werden. Deshalb ist das die Arbeit eines Gnani Purush. Nur er, der das Selbst (Atma) erlangt hat, 33 Abuddha: ein Zustand, in dem der Intellekt nicht eingesetzt wird 34 Sehr alte spirituelle Schriften der Hindus
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________________ Aptavani-8 129 kann uns das Selbst (Atma) zeigen. Das ist nicht das Werk fur irgendeinen anderen in der Welt. Fragender: Sie konnen es uns vielleicht nicht zeigen, aber konnen sie uns nicht helfen, das zu studieren? Dadashri: Sie geben dir nur eine Richtung, sie geben dir Hinweise, sodass du eine ungefahre Idee davon bekommst. Aber sie geben dir nicht die Erfahrung der wahren Sache. Fragender: Aber man kann sein eigenes Selbst (Atma) alleine erfahren, nicht wahr? Dadashri: Nein, so ist es nicht. Ohne einen Gnani Purush kann man die Erfahrung nicht bekommen; niemandem ist das passiert. Nur der, der frei ist, kann andere befreien. Wie soll jemand, der selbst in weltlichen Verstrickungen gefangen ist, andere befreien? Deshalb braucht man einen Erloser (Tarantaaran Purush). Er selbst hat (den Ozean des Lebens) uberquert, und er kann das Gleiche fur jeden tun. Und da liegt deine Losung. Fragender: Kann man also das Selbst realisieren (Atmagnan erlangen), indem man die gesprochenen Worte der Erleuchteten (Shruta Vani) hort? Dadashri: Die Worte der Erleuchteten (Shruta Vani) und alles andere sind eine hilfreiche Unterstutzung. Das Chit wird durch die Worte der Erleuchteten (Shruta Vani) gestarkt, und taglich wird das Chit sauber und rein (Nirmal). Und wenn du mit reinem Chit einem Gnani Purush begegnest, wurdest du das Wissen (Gnan) immer schneller und sehr gut aufnehmen. Fragender: Von einem Lehrer (Guru) kann man Wissen erlangen, aber Gnan (wahres Wissen) kann man nur von einem Guru erhalten, der selbst die Seele (Atma) erfahren hat, ist das richtig? Dadashri: Er muss ein Gnani Purush sein, und daruber hinaus ist es nicht genug, dir einfach nur die Erfahrung des Selbst (Atma) zu geben. Du kannst deine Arbeit nur vollenden, wenn der Gnani Purush dir Antworten darauf gibt: ,,Wer bin ich?", ,,Wie funktioniert diese Welt?", ,,Wer bist Du selbst?", ,,Wer ist dies?" Nichtsdestotrotz kannst du weiterhin Bucher lesen; aber
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________________ 130 Aptavani-8 sie sind Helfer. Sie sind nicht das Wesentliche. Sie sind nur gewohnliche Verursacher, es sind keine aussergewohnlichen Verursacher. Was ist ein aussergewohnlicher Verursacher? Der Gnani Purush! Nur ein Treppenaufgang, aber unterschiedliche Stufen Fragender: Jainismus, Vedanta, Adwita Vaad, Soham, Aham Brahmasmi, Ekoham Bahushyam, Sarva ldam Brahma, sind sie alle ein und dasselbe? Dadashri: Genau, wie ein Treppenaufgang und eine Leiter dasselbe sind, so sind sie alle gleich. Aber was das Hinaufsteigen angeht, werden sie alle als unterschiedlich erachtet. Weder dualistisch noch nicht-dualistisch - Das Selbst (Atma) ist dualistisch-nichtdualistisch Fragender: Ich mochte ,dualistisch' (Dvaita) und nichtdualistisch' (Advaita) verstehen, bitte erlautere sie. Dadashri: Sag mir, was du unter ,nicht-dualistisch' (Advaita) verstehst. Fragender: Dass ich die einzige Wahrheit (Satya) bin, und dass es ausser mir keine andere Wahrheit gibt. Was ich bin, ist an sich die Wahrheit, und alles andere, das die Wahrheit zu sein scheint, ist nicht die Wahrheit. Ich nenne das Nicht-Dualitat (Advaita 35). Dadashri: Ist es dann uberhaupt notig, nach der Wahrheit (Satya) zu suchen? Wenn ich also selbst Wahrheit (Satya) bin, dann ist es nicht notig, nach der Wahrheit zu suchen. Wozu liest du dann Bucher? Sagt deine spirituelle Lehre (Siddhant) nicht genau das: ,,Einzig ich bin die Wahrheit (Satya)"? Fragender: Man muss Bucher lesen, um Vertrauen und Hingabe (Nishtha) in die spirituellen Lehren zu haben, und um das spirituelle Prinzip (Siddhant) zu starken, das das hochste Ziel vollendet, oder? 35 Gujarati kennt nur einen Buchstaben fur V oder W. Im englischen Aptavani wird Dvaita und Advaita geschrieben. Im Deutschen ist 'Advaita' gebrauchlich. Advaita bezeichnet auch eine Glaubenslehre, die besagt, dass die individuelle Seele und die Absolute Seele eins sind.
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________________ Aptavani-8 131 Dadashri: Aber diese Lehre (Siddhant) kann nicht richtig sein. Wie ist dein Name? Fragender: Chandubhai. Dadashri: Ist Chandubhai also die Wahrheit? Fragender: Chandubhai ist der Name, und der Name ist nicht die Wahrheit. Dadashri: Was ist dann die Wahrheit? Werde zur Wahrheit (Satya), und dann sprich. Fragender: Die Wahrheit kann mit Worten nicht vermittelt werden, oder? Dadashri: Trotzdem, wer bist du dann? Du wurdest dich angegriffen fuhlen, wenn wir sagen wurden: ,,Chandubhai hat keinen Verstand." Es trifft dich; demnach bist du wirklich Chandubhai. Fragender: Solange es mich trifft, bin ich Chandubhai, ist es das? Dadashri: Ja. Und selbst wenn mich jemand beleidigt, beruhrt es mich nicht, oder auch wenn sie mich verletzen, beruhrt es mich nicht. Und auch wenn mich jemand bestiehlt, beruhrt es mich nicht, weil ich dann weiss, dass ich den Winkel von Nicht-Dualitat (Advaita) betreten habe. Bis jetzt hast du Nicht-Dualitat (Advaita) noch gar nicht verstanden. Nun, ich werde dir Dualitat (Dvaita) und Nicht-Dualitat (Advaita) erlautern. Du mochtest das verstehen, oder? Fragender: Ja, auf jeden Fall. Dadashri: Ist Nicht-Dualitat (Advaita) abhangig oder ist sie unabhangig? Fragender: Unabhangig (Niradhari). Dadashri: Und Dualitat (Dvaita)? Fragender: Sobald man in der Nicht-Dualitat (Advaita) ist, gibt es uberhaupt keine Dualitat (Dvaita) mehr. Dadashri: Nun, sie lehren all die falschen Dinge, wie: ,,Es gibt keine Dualitat (Dvaita)!" Und wenn es um das
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________________ 132 Aptavani-8 weltliche Leben (Sansar) geht, wenn man bestohlen wird, beginnen sie zu brullen. Meine Gute! Was glaubst du, woher all diese Dualitat (Dvaita) kommt? Dann wird man sagen: ,, Ruft die Polizei, er ist ein Dieb, er ist der, der mich bestohlen hat." Du narrischer Mann, hast du nicht gerade gesagt: ,,Es gibt keinen Dualismus (Dvaita)"? Woher kam also dieser Dualismus? Auch du bist voller Dualismus (Dvaita). Ich kritisiere dich hier nicht, aber wenn du die Wahrheit verstehen willst, dann ist die Nicht-Dualitat (Advaita) so nicht. Und wie kann man bis dahin das wahre Gluck, das Gluck deines eigenen Selbst, auch nur fur einen Augenblick erfahren? Erreicht das dein Verstehen? Nicht-Dualismus (Advaita) ist nicht etwas, das ohne Unterstutzung besteht (Niradhari). Den Nicht-Dualismus gibt es auf der Grundlage von Dualismus. Verstehst du, auf welcher Grundlage? Fragender: Dualismus ist fur Nicht-Dualismus erforderlich. Dadashri: Ja, Nicht-Dualismus (Advaita) existiert auf der Grundlage von Dualismus (Dvaita). Und alles, was auf etwas anderem beruht, gilt als abhangig (Sapeksha). Und etwas Abhangiges kann sich nicht in etwas Unabhangiges (Nirpeksha) verwandeln. Daher haben die Menschen den Nicht-Dualismus als unabhangig definiert! Wenn du diese Tatsache verstehen konntest, dann hattest du die Losung. Fragender: Aber wir glauben nur an das Unabhangige (Nirpeksha). Dadashri: Man sollte nur an das Unabhangige (Nirpeksha) glauben. Aber sollte man nicht auch das Unabhangige verstehen mussen? Fragender: Wir meinen, dass Nicht-Dualitat (Advaita) unabhangig (Nirpeksha) bedeutet. Dadashri: Ja. Du hast das alles auf eigene Faust getan. Die Bedeutung davon jedoch beruht auf dem, was dein Verstand akzeptiert. Aber als Regel kann das nicht akzeptiert werden, oder? Wenn du der Unabhangigkeit (Nirpeksha) durch das, was dein Verstand akzeptiert, einen Sinn geben mochtest, dann kannst du das machen. Aber das kann nicht als legitim erachtet werden. Berechtigterweise wurde ich
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________________ Aptavani-8 133 sagen: ,,Wird Nicht-Dualismus (Advaita) unterstutzt (Aadhari), oder wird er nicht unterstutzt (Niradhari)?" Und die Antwort ware: ,,Er wird unterstutzt (Aadhari)." Auf welcher Grundlage wird er dann unterstutzt? ,,Auf der Grundlage des Dualismus (Dvaita)", werden sie sagen. In Bezug auf Dualitat (Dvaita) gibt es die Nicht-Dualitat (Advaita). Nicht-Dualitat (Advaita) ist relativ (Sapeksha). Und die Menschen nennen es ,ohne Abhangigkeit' (Nirpeksha)! Stimmt deine Seele (Atma) dem zu, was ich sage? Deine Seele (Atma) sollte das, was ich sage, akzeptieren, weil ich dir das Richtige zeige. Ich bin ein Mann, der jenseits von Parteilichkeit ist. Diejenigen, die in Voreingenommenheit verwickelt sind, konnen niemals der Wahrheit entsprechen. Du solltest denen zuhoren, die nicht in Voreingenommenheit verwickelt sind. Verstehst du jetzt, dass Nicht-Dualismus (Advaita) abhangig (Sapeksha) ist? Fragender: Ja. Dadashri: Der Nicht-Dualismus (Advaita), von dem du glaubtest, er sei unabhangig (Nirpeksha), stellte sich als abhangig (Sapeksha) heraus. Erkennst du nun, wo bisher dein Fehler lag? Fragender: Ja. Dadashri: Wenn diejenigen, die an Nicht-Dualismus (Advaita) glauben, mich fragen: ,,Wie ist dieses Selbst (Atma)?", dann sage ich ihnen: ,,Das Selbst (Atma) besteht keineswegs in Form von Nicht-Dualitat (Advaita), und es ist auch nicht dualistisch (Dvaita). Das Selbst (Atma) ist sowohl Dualismus wie auch Nicht-Dualismus (Dvaita-Advaita)!" Was bedeutet dualistisch-nichtdualistisch (DvaitaAdvaita)? Es bedeutet, dass das Selbst (Atma) ,vom relativen Standpunkt aus' dualistisch (Dvaita) ist. Solange es den Korper gibt, wird dieser ,relative Standpunkt' immer da sein. Musst du nicht auf die Toilette gehen? Musst du nicht essen? Aufgrund dieses relativen Standpunktes ist das Selbst (Atma) dualistisch (Dvaita). Und ,vom wahren Standpunkt aus' ist das Selbst (Atma) nicht-dualistisch (Advaita). Aber wenn es von hier zur endgultigen Befreiung (Moksha) geht, wird
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________________ 134 Aptavani-8 es dort kein Adjektiv mehr haben. Es hat nur ein Adjektiv, solange da ein Korper ist. Weil dieser Korper existiert, hat es diese Adjektive dualistisch (Dvaita) und nicht-dualistisch (Advaita). Nachdem es nach Moksha gegangen ist, gibt es kein Adjektiv mehr. Vom relativen Standpunkt aus bin , Ich' dualistisch, und vom wahren Standpunkt aus bin , Ich' nicht-dualistisch. Deshalb bin Ich' jenseits von Dualismus und Nicht-Dualismus (Dvaita-Advaita)! Solange es den Korper gibt, kann der Nicht-Dualismus (Advaita) nicht allein existieren. Was ist der wahre Grund dafur, ,Nicht-Dualismus' (Advaita) zu sagen? Damit man sein angewandtes Gewahrsein (Upayog) nicht auf das , Ministerium fur aussere Angelegenheiten' richtet (das Nicht-Selbst). Das war die wirkliche Absicht, aber stattdessen wurde sie falsch ausgelegt. Platziere dein angewandtes Gewahrsein (Upayog) nicht im Auswartigen', und bleibe nur im Zuhause '36. ZU Hause ist nicht-dualistisch (Advaita), und das Auswartige ist dualistisch (Dvaita). Wahrend du im Moment glaubst, das ,Auswartige' sei dein Zuhause. ,,Ich bin dieser Chandubhai", sagst du. Du hast dein Zuhause noch nicht gesehen. Wenn du das Zuhause' sehen wurdest, gabe es keinerlei Sorgen und Frustration, und inmitten all der von aussen verursachten Probleme, die Leiden (Upadhi) verursachen, wirst du EinsSein mit deinem Selbst (Samadhi) erfahren! Dualismus und Nicht-Dualismus: Beide sind Dualitaten Ein Mann kam zu mir und erzahlte mir: ,,Ich bin nichtdualistisch (Advaita) geworden." Und ich sagte zu ihm: ,,Wie bist du auf dieses Wort gekommen? Was nennst du nichtdualistisch?" Er antwortete: ,,Ich lebe nicht im Dualismus (Dvaita)." ,,Worin haltst du dich dann auf?", fragte ich. Dann sagte er: ,,Ich bleibe nur im Selbst (Atma)." Meine Gute! Wie ist er so geworden? Man kann nicht einfach nicht-dualistisch (Advaita) bleiben. Nicht-Dualismus (Advaita) wird unterstutzt (Aadhari). Wodurch wird er unterstutzt? Er wird vom Dualismus (Dvaita) unterstutzt. Andernfalls wurde er absturzen. Weil er vom Dualismus (Dvaita) unterstutzt wird, blieb der NichtDualismus (Advaita) bestehen. Wenn du sagst, dass du nicht-dualistisch (Advaita) geworden bist, belegst du im 36 Englisch: Foreign Department, Foreign and Home (Department)
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________________ Aptavani-8 135 Grunde den Dualismus (Dvaita) mit Abscheu. Was wird dann passieren? Schliesslich werdet ihr beide miteinander kampfen. Dann sagte er: ,,Das ist richtig. Aber entsprechend unserem Glauben war der Nicht-Dualismus (Advaita) unabhangig (Nirpeksha)." He! Wie kannst du etwas, das Unterstutzung benotigt (Aadharik), unabhangig (Nirpeksha) nennen? NichtDualismus ist abhangig (Sapeksha). Es gibt so viele Worte, die die Dualitat transzendieren. Bestimmte Worte wie Mitgefuhl (Karuna) transzendieren die Dualitat. Wahrend das Wort, Nicht-Dualismus' (Advaita) ,Nicht-Dualismus' lautet, weil es Dualismus (Dvaita) gibt, was der Grund dafur ist, dass man von ihm annahm, es besasse Dualitat (Dwandva). Genauso, wie ,Gewinn und Verlust' und all die Wortpaare, die im Gegensatz zueinander stehen (Antonyme), als Dualitaten (Dwandva) gelten. Weil wir also Dualismus (Dvaita) haben, haben wir auch Nicht-Dualismus (Advaita). Folglich ist er noch nicht uber die Dualitat (Dwandva) hinausgegangen. Er befindet sich immer noch in der Dualitat. Auch Nicht-Dualismus gilt als Dualitat (Dwandva), verstehst du das? Genauso, wie ,Gewinn und Verlust' als Dualitat gilt; so gelten auch .gut und schlecht', ,Gluck und Ungluck' als Dualitaten; und gleichermassen bilden dieser ,Dualismus (Dvaita) und Nicht-Dualismus (Advaita)' ein Paar, das eine Dualitat bildet (Dwandva). Genau wie dort, wo Freundlichkeit ist, zweifellos auch Grausamkeit besteht! Wenn da also ein freundlicher Mensch ist, dann solltest du auch wissen: ,,Ohoho! In ihm ist auch Grausamkeit!" Also existieren Dualismus (Dvaita) und Nicht-Dualismus (Advaita) als eine Dualitat. Das ist kein Zustand jenseits von Dualitat (Dwandvatita). Also ist jemand, der behauptet: ,,Ich bin nicht-dualistisch (Advaita)", immer noch in einem Zustand von Dualitat (Dwandva). Wie viele Schwierigkeiten (Upadhi) gibt es dann in dieser Dualitat?! Der Mensch, der nicht-dualistisch (Advaita) ist, wird Tag und Nacht Gedanken uber die Dualitat (Dvaita) haben: Dass dies Dualismus ist, und das Dualismus ist, und jenes Dualismus ist; und das ist es, was man den ganzen Tag uber macht. Als ob der Dualismus ihn gleich bei lebendigem Leibe auffrisst?! Daher sind dieser ,Dualismus und dieser Nicht-Dualismus' Dualitaten (Dwandva). Man muss sogar daruber noch hinausgehen.
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________________ 136 Aptavani-8 Du kannst es als dualistisch (Dvaita) bezeichnen, wenn du sagst: ,,Karma und ich, wir beide sind da." Das nennt man Dualismus. Diejenigen, die nicht-dualistisch (Advaita) sind, sagen: ,,Es gibt nur das Ich. So etwas wie Karma gibt es nicht." Somit existieren Dualismus und Nicht-Dualismus nicht fur sich alleine. Das liegt daran, dass das Selbst (Atma) dualistisch-nichtdualistisch (Dvaita-Advaita) ist. Das Selbst (Atma) kann nicht nur nicht-dualistisch sein, und es kann auch nicht allein dualistisch sein. In Bezug auf das weltliche Leben (Sansar), wenn es eine Verbindung zur weltlichen Interaktion (Vyavahar) hat, ist es dualistisch (Dvaita). Wenn es jedoch in seinem wesentlichen Zustand verbleibt, in seiner wahren Form (Swaroop), dann ist es nicht-dualistisch (Advaita). Wenn ,wir' somit in unserem Selbst verbleiben, sind , wir' vollkommen nicht-dualistisch. Wann tritt die Erfahrung von Nicht-Dualismus auf? Fragender: Kann der Nicht-Dualismus (Advaita) erfahren werden? Wer erfahrt ihn? Dadashri: Nicht-Dualismus kann erfahren werden. Nachdem die Erfahrung des Dualismus (Dvaita) eingetreten ist, kommt die Erfahrung des Nicht-Dualismus (Advaita). Dieses weltliche Leben (Sansar) ist von Natur aus dualistisch. Nachdem du die Erfahrung davon gemacht hast, kannst du die Erfahrung von Nicht-Dualismus machen. Wenn du keine Unstimmigkeiten mehr mit deiner Frau hast, wenn du keine Unstimmigkeiten mit deinem Vater hast, und keine Streitereien mit irgendjemandem hast - wenn du solch eine Erfahrung hast, dann hast du die Erfahrung von Nicht-Dualismus (Advaita). Nur der, der die Erfahrung von Dualismus (Dvaita) hat, kann die Erfahrung von NichtDualismus (Advaita) machen. Was bedeutet nicht-dualistisch (Advaita)? Das muss man verstehen! All dies dient dem Zweck, das Selbst (Atma) zu erkennen. Wenn man das Selbst (Atma) nicht kennt, dann fahrt man bloss damit fort, umherzuwandern! Und diejenigen, die in der Dualitat (Dwandva) existieren, sind alle in der Schwebe (wandern umher)! Die, die in der Dualitat sind, konnen nicht als nicht-dualistisch (Advaita) betrachtet werden. Was bedeutet Dualitat? Es bedeutet,
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________________ Aptavani-8 137 dass diejenigen, die ,gut und schlecht', , Vorteil und Nachteil' und diese Art von Dualitaten haben, nicht als nicht-dualistisch betrachtet werden konnen. Werde nicht-dualistisch, wachse uber die Dualitat hinaus! Nicht-Dualismus (Advaita) ist die Bezeichnung fur jemanden, der Dualitat transzendiert hat (Dwandvatita). Nicht-Dualismus ist nicht etwas Vorgetauschtes. Weil der Dualismus existiert, kann der Nicht-Dualismus bestehen. Auf welcher Grundlage existiert er? Fragender: Er existiert auf der Grundlage des Dualismus. Dadashri: Ja, deshalb ist es etwas Relatives, und etwas Relatives kann niemals real werden. Aufgrund des Dualismus bleibt Nicht-Dualismus bestehen, aber er ist eine relativ Sache. Und etwas Relatives kann niemals real werden. Und das Selbst (Atma) ist etwas, das real ist. Wenn also jemand uber Nicht-Dualismus (Advaita) spricht, dann schwingt er nur grosse Reden; in dem, was er sagt, ist jedoch keine Substanz. Wenn er nicht-dualistisch (Advaita) ist, dann sollten wir es auf seine Richtigkeit uberprufen, indem wir ihn fragen: ,,Sir, sagen Sie uns, ob Sie jenseits der Dualitat (Dwandvatita) sind oder nicht." Und wenn er sagt: ,,, Wir' befinden uns jenseits der Dualitat", solltest du glauben, dass es richtig ist. Man muss uber die Dualitat (Dwandvatita) hinausgelangen. Man muss uber diese Dualitaten Gewinn und Verlust, Gluck und Ungluck hinauswachsen. Man sollte davon ganz und gar nicht beruhrt sein. Wen also kannst du als nicht-dualistisch (Advaita) bezeichnen? Den, der , Dwandvatita' geworden ist, den, der sich jenseits von Dualitat befindet. Dann wurde ihn etwas wie Vorteil und Nachteil niemals je beruhren. Fur ihn ist es dasselbe, ob ihn jemand bestiehlt oder man ihn mit Blumen uberschuttet. Ob ihn jemand anschreit oder schlagt, fur ihn ist alles ein und dasselbe. Dann nennt man das NichtDualismus (Advaita). Welch Mitgefuhl, damit Wahrheit verstanden wird Du mochtest also den Nicht-Dualismus (Advaita) verstehen, nicht wahr? Wenn du das exakte Verstehen
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________________ 138 Aptavani-8 mochtest, dann verstehe es auf systematische Weise. Gefahrde nicht deine Stille (Shtirata). Mit systematisch' meine ich, dass es, was immer, wir' sagen, fur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gilt. Keine Anderungen konnen daran vorgenommen werden. ,Wir vermitteln dir das Ultimative, wodurch die Menschen die wirkliche Wahrheit erhalten werden. Dieses gesamte Thema des Nicht-Dualismus (Advaita) hat alles unterwandert! Deshalb muss gesagt werden: ,,Jeder, der ,Advaita' verstehen will, sollte hierher zu Dada kommen. Warum haltet ihr am Falschen fest?" Und wenn je einer kame, um mir zu widersprechen, dann wird es mir nichts ausmachen. Es wurde mich auch nicht beschaftigen, wenn man mich wust beschimpfen wurde. Ich wurde ihm ein Essen anbieten. Und wenn ich ihn beruhigt hatte, wurde ich ihm begreiflich machen, was ich meine. Ich kann auch schlafen, wenn er mich wust beschimpft. Wenn ich hingegen ihn beschimpfen wurde, konnte er nicht schlafen. Ich konnte ihn also nicht verletzen, und ausserdem werde ich schlafen konnen! Also wirst du das in Ordnung bringen mussen, nicht wahr? Wie lange kann das weitergehen? Ich mochte nichts dabei tun. Ich bin ein Nimit (Instrument), und ich habe diese Anweisung (Aadesh) erhalten. Fragender: Wessen Anweisung (Aadesh) hast du erhalten? Dadashri: Ich habe die Anweisung aus gegenwartiger Zeit und Raum (Deshkaad) erhalten. Fragender: Deine Rede ist wissenschaftlich! Dadashri: Ja, das ist ein wissenschaftliches Gesprach. Der Grund dafur ist, dass es keinen Vorgesetzten uber mir gibt, der mir Weisungen (Aadesh) gibt. Aber ich habe aus Zeit und Raum (Deshkaad) Weisungen erhalten. Wenn Menschen das Wort, Weisung' horen, wird immer jemand vermuten, dass ich einen Vorgesetzten uber mir (Upari) habe. Nein, ich habe keinerlei Vorgesetzten. Dazu kommt, dass ich in der weltlichen Interaktion (Vyavahar) der Kleinste von allen (Laghuttam, der Geringste der Geringen) bin; aber in Wahrheit bin ich der Hochste von allen (Guruttam). Worin also besteht das Problem? Ich mochte in
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________________ Aptavani-8 139 der weltlichen Interaktion (Vyavahar) nicht der Hochste (Guruttam) sein, weil all die, die in weltlicher Interaktion uberlegen waren, aus Zweibeinern zu Vierbeinern wurden. Das ist die Regel! Wenn du in der weltlichen Interaktion uber anderen stehst, wirst du ohne Zweifel am Ende vier Beine haben. Und nur, wenn du in deiner weltlichen Interaktion die demutigste Absicht (Laghuttam Bhaav) hast, wird es eine Losung geben. Das Beharren auf einem einzigen Standpunkt blockiert die Selbst-Realisation (Atmagnan) Nun, der eine sagt, das Selbst (Atma) sei nicht der Handelnde, wahrend der andere sagt, das Selbst (Atma) sei der Handelnde; also stecken beide in einem Loch. Der eine steckt im Loch des Nicht-Dualismus (Advaita), der andere im Loch des Dualismus (Dvaita)! Das Selbst ist nicht so. Das Selbst (Atma) ist dualistisch-nichtdualistisch (Dvaita-Advaita). Aufgrund des Korpers (Nicht-Selbst) ist es auch dualistisch, und als Selbst ist es ebenso nicht-dualistisch. Wenn also jemand das Loch des Nicht-Dualismus (Advaita) nimmt, kann er das Selbst (Atma) nicht beweisen. Derjenige, der nichtdualistisch (Advaita) ist, wird immerzu verworrene Gedanken uber den haben, der dualistisch (Dvaita) ist. Und derjenige, der dualistisch ist, wird immerzu verworrene Gedanken uber den haben, der nicht-dualistisch ist. Nun, sie konnen uber diese Verwirrung, die auf dem Ego (Vikalp) beruht, nicht hinausgelangen. Wenn man sagt, das Selbst (Atma) sei dualistisch-nichtdualistisch (Dvaita-Advaita), bedeutet das, dass man uber die auf dem Ego (Vikalp) beruhende Verwirrung hinausgelangt ist; und das nennt man einen egolosen Zustand (Nirvikalp). Deshalb sagt der Gnani Purush es genau so, wie es ist: dass das Selbst (Atma) dualistisch-nichtdualistisch (DvaitaAdvaita) ist; es ist dualistisch (Dvaita), und es ist auch nicht-dualistisch (Advaita). Wie lange wird dieses Adjektiv ,dualistisch-nichtdualistisch' (Dvaita-Advaita) angewendet? Es ist dualistisch, solange es im weltlichen Leben verstrickt ist. Und wenn es uber sein eigenes Selbst kontempliert (SwaDhyan), ist es nicht-dualistisch. Es gibt den Korper, und es gibt auch das Absolute Wissen (Keval Gnan), also gilt es als dualistisch-nichtdualistisch (Dvaita-Advaita). Die Menschen
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________________ 140 Aptavani-8 sehen den Mann, und sie sehen auch den absoluten Gnani (Keval Gnani). Wie auch immer man es sieht, so wird es einem erscheinen! Demzufolge wird das Selbst (Atma) niemals nicht-dualistisch (Advaita). Denn sobald es den Korper hier verlasst und die endgultige Befreiung (Moksha) erlangt, dann wird es dort, am Aufenthaltsort der Befreiten Seelen (Siddha Gati), sein Adjektiv verlieren. Das Adjektiv gibt es so lange, wie es den Korper gibt. Daher mussen wir diese Adjektive akzeptieren. Diejenigen, die in der Grube des Nicht-Dualismus (Advaita) feststecken, gelten als , an einem bestimmten Standpunkt festhaltend, der alle anderen ausschliesst (Ekantik)', und wenn sie in der Grube des Dualismus (Dvaita) feststecken, gelten sie auch als ,an einem bestimmten Standpunkt festhaltend (Ekantik)'. Und wenn du irgendeinen Pfad akzeptierst, der ausschliesslich ist und andere ausschliesst (Ekantik), dann wird die endgultige Befreiung (Moksha) niemals in deinen Handen sein. Wenn man die Wahrheit erlangen will, muss man sich auf die Seite des Nichtbeharrens bezuglich der eigenen Wahrheit oder Sichtweise (Niragraha) stellen. Beharren (Aagraha) an sich ist Ego. Wahrheit (Satya) ist mit Sicherheit in jedem vorhanden, aber nur der eigenen Gradzahl entsprechend. Die Wahrheit eines jeden entspricht dem eigenen Massstab. Und die Wahrheit der Welt (Vyavaharik Satya) ist in der Sprache des Lord die Unwahrheit (Asatya). Wenn du sagst: ,,Ich bin Chandubhai, ich bin sein Onkel" und all das, dann ist das in der Sprache des Lord Unwahrheit. Es ist abhangig und mit einer Erwartungshaltung (Sapeksha). Es ist nicht unabhangig und frei von Erwartung (Nirpeksha). Es ist falsch, in Parteilichkeit (Pakshapati - auf einer Seite sein, Partei ergreifen) verwickelt zu sein. Parteilichkeit bedeutet Norm', und bei der Norm' zu bleiben, gilt als Festhalten an der eigenen Wahrheit (Ekantik). Nichtsdestotrotz sollten die Menschen sich an ihre eigenen Regeln halten. Im allerhochsten Zustand (Aatyantik) jedoch gibt es keine Regeln. Er ist allumfassend und akzeptiert alle Standpunkte (Anekant). Darin liegt uberhaupt kein Insistieren oder keine Starrkopfigkeit (Aagraha). Er (der allerhochste Zustand) setzt sich in Exaktheit fort. Damit kannst du die allerhochste Erlosung erlangen. Davon abgesehen, sind all diese Sekten
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________________ Aptavani-8 141 und Konfessionsgemeinschaften einfach nur , Normen'. Wenn man unparteiisch wird und fur keinen Standpunkt Partei ergreift (Nishpakshapati), dann zahlt es sich aus. Dann, wenn man unparteilich wird, ist man ausserhalb der Norm. Ich bin nur hier, um dir alles zu erzahlen, was korrekt ist. Und wenn du mir sagst: ,,Nein, ich habe recht!", dann wurde ich nicht langer mit dir herumsitzen. Solche Zeit habe ich nicht. Dann wurde ich mich nicht auf einen Streit mit dir einlassen. Ich wurde zu dir sagen: ,,Du hast von deinem Standpunkt aus recht", und indem ich das sage, wurde ich (, wir") es loslassen. Wenn du die Wahrheit verstehen mochtest, bin ich da, um dir zu helfen, (sie) zu verstehen; sonst ware die Zeit vergeudet, und es ware eine Vergeudung von Zeit und Kraft! Viele haben das Gnan aufgrund ihrer eigenen Wahrnehmung missverstanden. Wie kann ich umhergehen und jeden verandern? Wenn du Hilfe brauchst, solltest du mich fragen. Daher solltest du Dualismus (Dvaita) und NichtDualismus (Advaita) verstehen. Wie kannst du in dies Zeitzyklus (Kaad) ,, nicht-dualistisch" (Advaita) sagen? NichtDualismus hat auch zuvor nicht existiert! Ausserdem kann noch nicht einmal ich nicht-dualistisch" sagen. Es hat keinen Sinn, irgendetwas zu akzeptieren, ohne es vorher zu prufen. Wenn du nicht weisst, wie du es prufen kannst, dann solltest du nicht einfach sagen: ,,So ist es." Selbst die auslandischen Wissenschaftler sagen nicht: ,,Es ist so." Sie werden sagen: ,,So sehen wir es." Das Selbst (Brahma) ist Wahrheit (Satya), und die Welt ist auch Wahrheit (Satya), aber ... Dieses ganze Konzept ist grundlegend falsch, die ganze Sache ist eine Illusion und Tauschung (Branthi)! Aber dann ist es wiederum auch nicht vollig falsch. Was, wenn du mit offenem Mund schlafst und jemand dir eine kleine Chilischote hineinsteckt? Wird es sich dann wie eine Illusion (Mithya) anfuhlen? Man sagt: ,,Brahma Satya Jagat Mithya", was bedeutet, das Selbst (Atma) ist real (Brahma Satya) und die Welt ist eine Illusion (Jagat Mithya); aber wurde es dann immer noch als Illusion erscheinen? Diese Welt (Jagat) ist relativ korrekt, und das Selbst (Atma, Brahma) ist wirklich
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________________ 142 Aptavani-8 (real) korrekt. Das ist der einzige Unterschied. Versuche einmal, ,,Illusion, Illusion" (Mithya, Mithya) zu sagen, wenn du Zahnschmerzen hast. Hattest du je Zahnschmerzen? Wurdest du in dem Moment sagen, dass es eine Illusion (Mithya) ist? Sagen sie das nicht? Folglich ist das Selbst (Atma) wahr (Brahma Satya), und die Welt ist ebenfalls wahr (Jagat Satya). Du musst deinen Zahn einer Behandlung unterziehen. Wenn nicht, wird es zu einem Problem. Fragender: Ist diese Welt nun wahr (Satya), oder ist sie eine Illusion (Mithya)? Dadashri: Denkst du, dass sie wahr (Satya) ist, oder denkst du, dass sie eine Illusion (Mithya) ist? Wie erscheint sie dir? Was sagt dir deine Erfahrung? Fragender: Eine Illusion. Dadashri: Du empfindest sie als Illusion? Nun, trifft es dich nicht, wenn dich jemand wust beschimpft? Und trifft es dich nicht, wenn jemand dich ohrfeigt? Fragender: Doch, das tut es. Dadashri: Wie kannst du dann die Welt als eine Illusion (Mithya) bezeichnen? Wie kannst du etwas, das dich trifft, als Illusion bezeichnen? Sie hat eine Wirkung: Deshalb ist diese Welt keine illusion! Weint die Schwiegermutter nicht, wenn ihr Schwiegersohn stirbt? Oder ist das keine Tradition in deiner Kultur? Fragender: Ja, sie wird weinen. Dadashri: Ja, wie kannst du dann behaupten, dass das eine Illusion (Mithya) ist? Folglich ist diese Welt wahr (Satya), aber sie ist eine relative Wahrheit (Vinashi Satya). Die Welt ist keineswegs eine Illusion! Die Welt ist mitnichten eine Illusion (Mithya). Wenn die Welt eine Illusion ware, dann hatten sich die Menschen langst davongemacht und sie verlassen! Diese Welt ist real (Satya). Wenn sie eine Illusion ware, was wurde dann passieren, wenn du einem Mann, der nachts mit weit geoffnetem Mund schlaft, aus einiger Entfernung eine Chilischote in den Mund wirfst?
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________________ Aptavani-8 143 Wird er schreien oder nicht? Musstest du hingehen und ihn aus seinem Schlaf aufwecken? Wozu? Wurde es ihn tangieren, auch wenn du ihn nicht aufweckst? Wie konnte er das feststellen? Demzufolge wurde das, wenn die Welt eine Illusion ware, nie passieren! Schau nur, ist nicht auch die Welt real? Aber die Welt ist eine relative Wahrheit; das Selbst (Atma, Brahma) ist wirkliche Wahrheit. Fragender: Sie wird vom Licht des Selbst (Brahma, Atma) beleuchtet. Ist das der Grund, warum sie eine relative Wahrheit ist? Dadashri: Ja, sie wird von seinem Licht beleuchtet, und deshalb ist sie eine relative Wahrheit (Satya). Und weil das eine relative Wahrheit ist, ist es tatsachlich Wahrheit, jedoch ist es eine vorubergehende (Vinashi) Wahrheit, wohingegen das Selbst (Brahma) eine ewige (Avinashi) Wahrheit ist. Wenn die Welt wirklich eine Illusion (Mithya) ware, dann hatten die Menschen das Selbst (Atma) gewahlt. Aber auch diese Welt ist wahr (Satya). Deshalb konnen sie die Welt nicht loslassen. Spricht da draussen irgendjemand davon, sie loszulassen? Jemand wird sagen: ,,Komm schon, lass uns shoppen gehen." Ich wurde sagen: ,,Komm, ich werde dir Befreiung (Moksha) geben." Und er wird erwidern: ,,Vergiss es! Lass mich einfach vergnugt meine Geschafte machen." Folglich ist die Welt real (Satya). ,,Meine Frau, meine Kinder" - spricht man nicht so? Und dann wird man besessen von der Frau; man stirbt fur sie und begeht sogar Selbstmord! Wurde das irgendwer tun, wenn es eine Illusion (Mithya) ware? Selbst das Pestizid, mit dem man Bettwanzen totet, ist keine illusion (Mithya). Wurdest du nicht wissen, ob es Illusion ist oder nicht, wenn du es trinken wurdest? Und wenn du es trinkst, wurde das dann nicht einen Aufruhr verursachen? Demzufolge ist die Seele (Brahma) real (Satya), und die Welt ist ebenso real. Die Welt ist eine relative Wahrheit (Satya), und die Seele (Brahma) ist eine reale Wahrheit. Du wirst die Tatsachen verstehen mussen Fragender: Ist dann also die Interpretation des Satzes, den sie uns geben: ,,Die Welt ist eine illusion (Mithya)", komplett falsch, oder nicht?
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________________ 144 Aptavani-8 Dadashri: In welchem Zeitzyklus (Kaad) auch immer diese Bedeutung notwendig war, in [genau] dem Zeitzyklus wurde sie interpretiert. Aber genau genommen (in Wahrheit) war diese Welt niemals unwirklich (Mithya). Fragender: Erscheint sie also aufgrund von Tauschung (Maya) als Illusion (Mithya)? Dadashri: Das kann keine Tauschung (Maya) sein! Was wurdest du als Illusion (Maya) bezeichnen? Wenn jemand zaubert und dir in deinen Handen einige Rupien (Geld) zeigt, aber auch dann hat es auf dich uberhaupt keine Wirkung: das nennt man Illusion (Maya). Illusion (Maya), so wie Menschen sie verstehen - diese Welt ist nicht wie diese [Art von] Illusion (Maya). Illusion (Maya, Tauschung) bedeutet, dass man das [Element] Selbst (Vastu: bestehend aus Materie - Dravya, Eigenschaften - Guna, und Stadien - Paryaya) nicht versteht; genau so, wie es ist. Das nennt man Tauschung (Maya). Es ist diese Illusion und Tauschung (Maya), die dich etwas nicht so verstehen lasst, wie es ist; das nennt man Illusion (Maya). Was verstehen die Menschen von Illusion (Maya)? Sie sagen:,,So ist das alles; alles ist nur Illusion (Maya)." So ist das nicht. Illusion (Maya) bedeutet, dass es dich das [Element] Selbst (Vastu) nicht genau so verstehen lasst, wie es ist. Das nennt man Illusion (Maya). Ansonsten ist das Selbst (Atma) wirklich (Brahma Satya), und die Welt ist unwirklich (Jagat Mithya). Man hat all das gesagt, um die Menschen dazu zu bringen, [Dingen] zu entsagen (Tyaagi):,,Mein lieber Freund, all dies ist unwirklich (Mithya). Was hast du von dieser Unwirklichkeit (Mithya)? Also, gib deine weltlichen Gewohnheiten auf, werde ein Tyaagi, entsage und schreite voran." Die Aussage wurde mit dieser Intention gemacht. Aber eigentlich sollte man sagen, was die Welt ist, [genau] so, wie sie ist. Dann ware es leichter, diesen Weg zu erklimmen! Beziehungsweise, nicht jeder wurde die Illusion (Mithya) akzeptieren! Nur einige Menschen werden die Unwirklichkeit (Mithya) akzeptieren. Sie sprechen vielleicht davon, aber niemand akzeptiert Illusion. Wenn diesem kleinen Jungen ein Papierdrachen in die Hand gegeben wird, wurde er ihn dann wegwerfen? Wir sagen vielleicht zu ihm: ,,Er ist nicht real (Mithya), wirf ihn weg."
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________________ Aptavani-8 145 Wurde er ihn wegwerfen? Er wurde ihn nicht wegwerfen. Somit ist die Welt eine relative Wahrheit (Satya). Ja, niemand wird sagen, dass sie eine wirkliche Wahrheit (Satya) ist. Weil er [der Papierdrachen] leicht zerreissen kann, nicht wahr? Und in dem Moment verschwindet die Zuneigung fur ihn von ganz alleine, augenblicklich. Wohingegen es bei dem ewigen Element (Avinashi Tattva) keine Frage ist, ob es zerreissen kann. Also ist die Welt auch nicht unecht (Mithya). Die Welt ist relativ korrekt, und das Selbst (Atma) ist wirklich korrekt. Relativ korrekt bedeutet, etwas ist vorubergehend korrekt, es besteht nur fur eine bestimmte Zeitspanne. Manches halt hundert Jahre, manches halt funfhundert Jahre, manches wird tausend Jahre uberdauern, und einiges funftausend Jahre; wahrend anderes funf Jahre andauern wird, oder es halt auch nur ein einziges Jahr. Dinge, die fur eine bestimmte Zeit andauern, sind alle relativ korrekt, und Dinge, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Trikaad) uberdauern, sind wirklich korrekt! Einige Menschen kommen und sagen zu mir: ,,Nein, aber die Welt ist nur eine Illusion (Mithya)!" Dann sage ich zu ihnen, wenn die Welt eine Illusion ist, sehen sie dann irgendjemand, wie er Geld auf der Strasse wegwirft? Wenn du draussen auf den Strassen umhergehst, wirst du dann Geld herumliegen sehen? Die Leute verlieren ihr Geld, oder nicht? Sie verlieren Geld, und dann konnen sie es nicht finden. Wenn also die Welt eine Illusion (Mithya) ware, dann wurde niemand das Geld aufheben! Darum ist die Welt keine Illusion. Sie ist tatsachlich Wahrheit (Satya). Allerdings ist das eine relative Wahrheit (Satya), und sie ist vorubergehend (Vinashi). Das Selbst (Brahma) ist wirklich korrekt. Und alles andere, was du mit den Augen siehst, alles, was du mit den funf Sinnen erfahrst, das ist alles relativ korrekt! Es gibt absolut nichts Falsches in dieser Welt. Solange du jedoch materielles Glucklichsein (Sukh) brauchst, fluchtiges (Vinashi) Glucklichsein, dann solltest du dich an die relative Wahrheit (Satya) halten und weiter im Relativen umherwandern. Und es gibt so viel Elend und von aussen zugefugtes Leid (Upadhi) hinter all dem weltlichen, materiellen Gluck (Bhautik
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________________ 146 Aptavani-8 Sukh), dass man sich nur Schwierigkeiten einladt. Wenn ein Mensch diesen Kampf erlebt, dann versteht er, wie er ihn ertragt! Und wenn du ewiges Gluck (Avinashi Sukh) willst, dann geh dorthin, wo es ewige Wahrheit gibt. Wahrheit, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Trikaad) besteht. Das Relative ist das , Aussenministerium' und das Reale ist das Innenministerium'. Wenn du also nach Hause gehen mochtest, dann geh nach Hause, und wenn du in der Fremde bleiben mochtest, dann bleib in der Fremde. Wenn du jedoch das Fremde fur das Zuhause haltst, wirst du nirgendwo ankommen. Nachdem man die ewige Wahrheit erlangt hat, bleibt die relative Wahrheit bestehen Wahr (Satya) und unwahr (Mithya) sind in Wirklichkeit zwei [verschiedene] Dinge, richtig? Oder ist es nur eine Sache? Ich werde dir jetzt erlautern, was wahr (Satya) ist. Wie heisst du? Fragender: Chandubhai. Dadashri: Nun, bist du wirklich Chandubhai? Fragender: Ja. Dadashri: Ja, das ist also wahr (Satya). Auch andere werden sagen, dass dies wirklich Chandubhai ist. Auch dein Vater wurde sagen: ,,Das ist wirklich Chandubhai." Daher ist das wahr. Allerdings ist das eine temporare Wahrheit. Vor Gericht wird man die Wahrheit (Satya) der Welt akzeptieren, aber der Lord wird sie nicht akzeptieren. Nun, in Wirklichkeit bist du nicht Chandubhai. Dein Name ist Chandubhai, oder? Dein Name ist Chandubhai, und du bist Chandubhai - siehst du zwischen den beiden einen Widerspruch? Fragender: Ja. Dadashri: Die Wahrheit der Welt ist also fur den Lord eine vergangliche Wahrheit. Dieser Name, diese Form und alles andere, was als wirklich (Satya) gilt, sie alle sind fur den Lord temporar (Vinashi). Und die Wahrheit (Sat) des Lord, das, was in Sat Chit Anand enthalten ist, diese Wahrheit (Sat) ist ewig (Avinashi). Ich werde dir helfen, diese ewige
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________________ Aptavani-8 147 Wahrheit zu erlangen, und danach wird diese [relative] Wahrheit (Satya) verschwinden! Was bedeutet Wahrheit (Sat)? Es bedeutet permanent. Dann bedeutet Chit Wissen und Sehen (Gnan-Darshan). Und wenn Wissen und Sehen (Gnan-Darshan) permanent bleiben, dann bleibt die Gluckseligkeit (Anand) fur immer. Hast du verstanden? Verstehst du jetzt Wahrheit (Satya) und Unwahrheit (Mithya)? Oder hast du es nicht verstanden? Es liegt beides darin, sowohl Wahrheit als auch Unwahrheit. Was du fur Wahrheit (Satya) haltst, hat sich als falsch (Mithya) herausgestellt. Aber diese unwirkliche (Mithya) und die wirkliche (Satya) Wahrheit sind zufallig auch noch getrennt! Dieser ,Chandubhai', der die Wahrheit zu sein pflegte, ist jetzt falsch (Mithya) geworden. Wie sollte die wirkliche Wahrheit (Sat) sein? Dieser Chandubhai ist relativ korrekt'. Und wer ist der , wirklich Korrekte'? Das ist etwas, das du noch herausfinden musst. Das ist es, was ich dir zeigen werde. Das ist die wirkliche Wahrheit (Sat), welche immer Wahrheit ist! Mochtest du die ewige Wahrheit (Sat) erkennen oder nicht? Oder ein andermal? Oder ist es egal, wann es geschieht? Dein Haar ist noch schwarz, wenn du also nicht in Eile bist, dann musst du es nicht. Leute mit grauem Haar haben Sorgen. Du mochtest also auch deine Arbeit erledigen? Ist das richtig? Unwissenheit verhullt das Selbst (Brahma) All diese Schriften wurden zum Zweck, das Selbst (Brahma, Gott) zu erkennen, geschrieben. Sie wurden fur das Erlangen des Selbst (Brahma) geschrieben. Und da die Menschen das Selbst (Brahma) nicht erlangt haben, wandern sie unablassig umher! Nichts wird gelost sein, ehe nicht diese Unwissenheit (Agnanta) des eigenen Selbst (Swaroop) verschwindet. Alles andere ist nur Einbildung oder Verrucktheit (Kalpana). Die von Menschen entworfenen Vorstellungen (Kalpana) haben kein Ende. Fragender: Wer behindert dann das Erlangen des Selbst (Brahma)? Dadashri: Das Hindernis (Badhak) ist die Unwissenheit
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________________ 148 Aptavani-8 (Agnan)! Unreinheit (Mudd), Schwierigkeiten aufgrund von illusion (Vikshep) und Unwissenheit (Agnan), diese drei Dinge sind die Hindernisse. Was machen also diese Menschen? Sie versuchen einfach, die Unreinheit (Mudd) und die Schwierigkeiten aufgrund von Illusion (Vikshep) loszuwerden. Aber nirgendwo versuchen sie, die Unwissenheit (Agnan) loszuwerden. Nun, warum wird keine Anstrengung unternommen, um die Unwissenheit (Agnan) loszuwerden? Weil keine Gnani Purushs (Selbst-Realisierte, die anderen Selbst-Realisation geben konnen) in der Nahe sind. Nur sehr selten, einmal in Tausenden von Jahren, kommt die Inkarnation (Avatar) eines Gnani Purush vor! Ansonsten gibt es keinen Gnani. Wenn ein Gnani Purush da ist, dann wird die Unwissenheit gehen, und wenn die Unwissenheit (Agnan) weg ist, dann ist alles weg. Demzufolge ist die grosste Ursache fur Behinderung die Unwissenheit (Agnan). Wenn diese Unwissenheit einmal weg ist, hat man die Erkenntnis von ,,Wer bin ich". Und wenn das realisiert ist, wird das Gewahrsein nie mehr weggehen. Fragender: Kann man also sagen, dass das Ego (Ahamkar) eine Abdeckung (Avaran, Verschleierung) uber dem Erlangen der Selbst-Realisation (Brahma) darstellt? Dadashri: Ja, es ist wahr, dass das Ego (Ahamkar) eine Abdeckung (Avaran) ist, aber das Ego wird nicht als Abdeckung betrachtet. Es gibt so viele andere Dinge, die Schleier sind. Es ist nicht nur allein das Ego (Ahamkar). Die hauptsachliche Abdeckung (Verschleierung) ist die Unwissenheit (Agnan) des eigenen Selbst (Swaroop). Wenn du nur einmal kommst und durch uns' erkennst, ,,Wer du bist", dann wird diese Unwissenheit vertrieben. Dann sollte es uberhaupt kein Problem mehr geben. Fragender: Was ist die Frucht (das Ergebnis) davon, das Selbst (Brahma) zu erlangen? Dadashri: Die Frucht davon, das Selbst (Brahma) zu erlangen, ist ein Zustand von absoluter Gluckseligkeit (Parmanand). Trotz des Korpers wirst du einen Zustand wie Konig Janak Videhi geniessen - ein gottgleicher Zustand! 37 Ein Selbst-realisierter Konig im Konigreich Videha. Ein Konig Janak wird im Ramayana 'Epos' genannt, der Vater von Lord Ramas Ehefrau Sita.
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________________ Aptavani-8 149 Das weltliche Leben (Sansar) wird dich nicht langer beruhren oder beeintrachtigen. Man ist weder beruhrt, wenn einem jemand einen Blutenkranz Umhangt, noch wenn jemand Steine nach einem wirft; selbst das wurde einen nicht beruhren. Der Unterschied zwischen der Sicht Gottes und der Sicht des Selbst Fragender: Was ist der Unterschied zwischen dem Schauen Gottes (Brahma Darshan, Gottesschau) und dem Schauen des Selbst (Atma Darshan)? Dadashri: Es besteht ein grosser Unterschied zwischen dem Schauen des Selbst (Atma Darshan) und dem Schauen von Gott (Brahma Darshan). Du wirst uber die Gottesschau (Brahma Darshan) hinausgehen mussen. Wenn deine innere Intention (Bhaav) die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft transzendiert (Trikaadi), nennt man das Gottesschau (Brahma Darshan), Trikaadi. Und das Selbst (Atma) ist sowieso das Absolute Selbst (Paramatma). Wenn ein Mensch jemals die grundlegende Natur (Swaroop) des Selbst erlangt, ist er wahrlich das Absolute Selbst. Auch Gott (Brahma) wird zum Absoluten Gott (Parabrahma), weil er in die kontinuierliche Intention (Trikaadi Bhaav) gelangt ist. Zuerst Glaube und Hingabe an Gott (Brahmanishtha), dann Glaube und Hingabe an das Selbst (Atmanishtha)! Es gibt auch einen Unterschied zwischen Gotteserkenntnis (Brahmagnan) und dem Wissen vom Selbst (Atmagnan). Gotteserkenntnis (Brahmagnan) ist das Tor zum Wissen vom Selbst (Atmagnan). Das Wissen vom Selbst taucht auf, nachdem man in das Wissen von Gott getreten ist. Fragender: Was ist der Unterschied zwischen den beiden? Dadashri: Wenn Gotteserkenntnis geschieht, ist dies das Resultat der Beschaftigung mit spirituellen Werkzeugen (Sadhan: Schriften, Verehrung, Gurus, Busse usw.), um fokussierte Konzentration (Ekagrata) auf das eigene Selbst (Swaroop) hervorzubringen. Aber was ist das Selbst
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________________ 150 Aptavani-8 (Swaroop)? Dieses Gewahrsein wurde nicht erlangt. Das Gewahrsein vom Selbst geschieht nur, nachdem das Wissen vom Selbst (Atmagnan) erlangt wurde. Es gilt von dem Zeitpunkt, wo man die Kenntnis des Nicht-Selbst (Abrahma) hat, als Gotteserkenntnis (Brahmagnan). Welches andere Wissen bleibt, nachdem man das Nicht-Selbst kennt? Die Antwort lautet: Gotteserkenntnis (Brahmagnan). Gotteserkenntnis (Brahmagnan) geschieht, wenn Glaube und Hingabe (Nishtha) an das weltliche Leben (Sansar) aufhoren, und danach beginnt die Hingabe (Nishtha) an Gott (Brahma). Worein setzen die Menschen derzeit Vertrauen und Hingabe? Nur in weltliches Gluck. Ihr Glaube und ihre Hingabe (Nishtha) richten sich auf die Freuden der funf Sinne. Wenn sich die Hingabe eines Menschen verandert, sodass er an weltlichen Dingen nicht langer Gluck (Sukh) findet, und er spurt, dass materielles (Bhautik) Gluck nicht gut ist, und dass Gluck nur im Selbst (Atma) liegt, es einzig in Gott liegt - wenn er das entscheidet, dann ist sein Glaube, seine Hingabe an Gott etabliert, er wird zu Brahmanishtha. Von dem Zeitpunkt an, wo der Glaube an Gott etabliert ist, von diesem Punkt an gilt es als Gotteserkenntnis (Brahmagnan), und man gilt als Form Gottes (Brahmaswaroop). Und dann, wenn das Wissen vom Selbst (Atmagnan) auftaucht, gilt man als jemand, der dem Selbst (Atma) hingegeben ist (Atmanishtha Purush). Man gilt als Gott (Bhagwan, Lord). Man nennt ihn das in jeder Hinsicht Absolute Selbst (Sakal Paramatma). In dem Menschen, der dem Selbst (Atma) hingegeben ist (Atmanishtha), gibt es niemals einen Intellekt (Buddhi). Erst nachdem der Intellekt gegangen ist, steigt dieses Licht (des Selbst) auf. In einem Menschen, der an Gott hingegeben ist (Brahmanishtha), ist der Intellekt prasent. Folglich hat er dieses Licht nicht. Brahma ist auch jenseits von Worten Fragender: Gibt es nicht auch das Wort Shabda Brahma? Dadashri: Aber das Wort Shabda Brahma bedeutet, dass es einen klingenden Ton in den Ohren erzeugt. Welchen
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________________ Aptavani-8 151 Nutzen hast du davon? Deshalb braucht man den exakten Brahma. Es gibt so viele Brahmas wie diesen! Shabda Brahma (Wort Gottes), Naad Brahma38 (gottlicher Klang)! Aber du brauchst das wirkliche Selbst (Atma), welches unfassbar (Agamya) ist, das nicht in den Schriften (Shastras) notiert werden kann, das unbeschreiblich (Avarnaniya) ist und Unaussprechlich (Avyaktvya)! Wo Worte nicht hingelangen, wo auch die Sicht nicht hingelangt, dort ist das Selbst (Atma). Und es weilt in einem Zustand, der unberuhrt und unbefleckt (Nirleyp Bhaav) ist. Es bleibt nur in einem Zustand von Losgelostsein. Und das Wort (Shabda) und der Klang (Naad) sind alles ,Stationen'. Das ist nicht so wichtig. Es bedeutet nicht, dass du das Selbst (Atma) erlangt hast. Das Selbst (Atma) ist etwas, das nie mehr weggeht, wenn es einmal erlangt wurde - das nennt man Selbst (Atma). Nicht einmal fur eine Sekunde weicht es von der Stelle - das nennt man das Selbst (Atma). Fragender: Wann kann man den Klang von Brahma (Naad Brahma) horen? Dadashri: Du kannst den Klang von Brahma (Gott) horen, wenn du aufhorst, auf alles andere zu horen. Wenn deine Ohren nichts anderem mehr lauschen, dann kannst du den Klang von Brahma (Naad Brahma) horen. Aber du hast auch so viele Wunsche, alle moglichen anderen Dinge zu horen. Du mochtest dies wissen, und du mochtest jenes wissen; du mochtest diesem zuhoren, und du mochtest jenem zuhoren! Wenn jemand anfangt, etwas Sinnloses zu erzahlen, fragst du sofort: ,,Was ist passiert?" Du kannst den Klang von Brahma (Naad Brahma) muhelos horen, sobald alle diese Wunsche zu einem Ende kommen. Es ist eine naturliche Eigenschaft. Nichtsdestotrotz ist auch der Klang von Brahma (Naad Brahma) nicht das Selbst (Atma). Es ist eine Art von musikalischem Klang, ein Mittel, um Konzentration (Ekagrata) herbeizufuhren. Das Selbst (Atma) geht weit daruber hinaus. Fragender: Steht der Zustand, den Klang von Brahma (Naad Brahma) zu horen, in irgendeiner Verbindung mit der spirituellen Entwicklung? Dadashri: Ja, naturlich tut er das! Man braucht 38 In anderen Kontexten auch als Nada Brahma bekannt.
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________________ 152 Aptavani-8 fokussierte Konzentration (Ekragrata) fur den spirituellen Fortschritt, und fokussierte Konzentration entsteht daraus. Im Klang von Brahma (Naad Brahma) entsteht eine sehr gute Konzentration. Spiritualitat beginnt nur, wenn Konzentration (Ekragrata) geschieht. Andernfalls wird keine Spiritualitat aufkommen, oder? Aber das Selbst (Atma) ist sehr weit davon entfernt. Fragender: Da ist Shabda Brahma (Wort Gottes). Jeder spricht auf unterschiedliche Art uber dieses Wort, aber die innere Explosion (das exakte Verstehen) des Wortes sollte geschehen. Dadashri: Die Wirkung ist geschehen. Ein Mensch versteht bereits das Wort (Shabda). Wenn es wahr ist, wenn Derjenige [ein Gnani] da ist, der diese Erfahrung gewahren kann, dann hat das Wort wahrlich einen Eindruck gemacht. Alle Worte, die dir keine Erfahrung vermitteln, sind falsch. Und wenn auch keine Worte mehr da sind, ist das der hochste Zustand: absolut unabhangig (Niralamb)! Dort sind keine Worte. Jedoch erreicht man zuerst die Form eines Wortes, und danach wird man absolut unabhangig (Niralamb). Gelobt sei solche Sicht! Fragender: Wenn man den Zustand Gottes (Brahma) erlangt, dann erscheinen einem alle als eins. Eine Frau wird nicht als Frau gesehen, ein Mann nicht als Mann; man sieht jeden als Gott (Brahma). Dadashri: Alles, was man sieht, erscheint einem als rein (Shuddha). Ich werde dir sagen, was wir sehen. Wie ist unser Gewahrsein (Jagruti)? Vollstandiges Gewahrsein! Was fur ein Gewahrsein (Jagruti) haben diese Leute? Sie tun alles in einem Zustand von Unbewusstheit: ,,Ich bin der Ehemann dieser Frau. Ich bin sein Schwiegervater, ich bin ihr Onkel, ich bin sein Angestellter." Spricht man nicht so? Dies alles sind Anzeichen von Illusion. Man ist sich seiner eigenen Krafte oder seines eigenen Selbst nicht einmal bewusst. , Wir' sehen das Selbst in allem (Brahmamaya). Unser Gewahrsein (Jagruti) ist: Was sehe ich als Erstes, wenn ich einen Mann und eine Frau sehe? Sie sind nicht bekleidet, sie sind nackt. In der zweiten Sicht wirken sie, als ob ihre
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________________ Aptavani-8 153 Haut entfernt wurde. Und was sehe ich in der dritten Sicht? Ich sehe all die Eingeweide (Fleisch, Knochen und Gedarme), , exakt', wie in einem Rontgenbild. Folglich fuhlen , wir keinerlei Anhaftung oder Abscheu (Raag-Dwesh), und schliesslich werden sie fortwahrend als das Selbst (Brahma Swaroop) ,gesehen'. Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Ego (Ahamkar) und ,,Ich bin Brahma (Aham Brahmasmi)"? Dadashri: Mit ,,Ich bin Brahma (Aham Brahmasmi)" trainiert man sein eigenes Ego. Und Ego (Ahamkar) bedeutet, dass man seinem eigenen [relativen) selbst [etwas] zuschreibt, wo man nicht ist. Das Selbst wird zu Fussen des Gnani Purush erlangt Fragender: Ich brauche etwas, das meine inneren Tendenzen (Antar Vrutti) in Richtung des Selbst (Swa Swaroop) wendet. Dadashri: Weisst du, was wir als das eigene Selbst (Swa Swaroop, die eigene Form) erachten? Fragender: Es bedeutet, Zeuge (Beobachter] zu sein (Sakshibhaav). Dadashri: Aber wie ist es, ein Zeuge [Beobachter) zu sein? Fragender: Alles geschieht in seinem Licht. Dadashri: Aber du musst es erkennen. Du kannst Brahma erkennen, wenn du das Wissen vom Selbst (Atmagnan) erlangst. Wie wirst du sonst Gott (Brahma) erkennen? Hast du das Wissen vom Selbst (Atmagnan) erlangt? Fragender: Das ist etwas, das meinen Intellekt (Buddhi) ubersteigt. Dadashri: Du sprichst davon, Zeuge zu sein (Sakshibhaav). Aber wenn du zum Gnani Purush kommst, wirst du das Selbst (Swa Swaroop) genau hier erlangen. Eine Veranderung in der Sicht fuhrt zur Erfahrung des eigenen veranderten Zustands Fragender: Sind die Worte Atma-Paramatma (Selbst
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________________ 154 Aptavani-8 und Absolutes Selbst), Brahma-Parabrahma (Brahma und Absoluter Brahma) alle die gleichen Worte, oder drucken sie unterschiedliche Stadien ein und derselben Sache (Paryayvachak) aus? Dadashri: Diese Worte sind alle synonym. Paryaya bedeutet Stadien, Phasen oder Zustand (Avastha). In einem bestimmten Zustand (Avastha) gilt das Selbst (Atma) als Selbst. Und das gleiche Selbst (Atma) wird in einem gewissen [anderen] Zustand (Avastha) als Absolute Seele (Paramatma) bezeichnet. Und das gleiche Selbst (Atma) wird in manchem Zustand als sich des Selbst nicht gewahr (Mudhatma) erachtet. Das Selbst, welches sich des Selbst nicht gewahr ist (Mudhatma), bedeutet ein externalisiertes (Bahirmukti) Selbst (Atma), aber auch das ist das gleiche Selbst (Atma). Was man die innerlich erwachte Seele (Antaratma) nennt, auch das ist genau dasselbe Selbst (Atma). Und was man als Absolute Seele (Paramatma) bezeichnet, ist auch das gleiche Selbst (Atma)! Demzufolge sind dies nur verschiedene Zustande (Dasha) des Selbst (Atma)! Es ist wie der Anwalt, der anfangs kein Geld verdient. Er ist in einer schlechten Lage, also werden die Leute sagen: ,,Dieser Anwalt verdient uberhaupt kein Geld, er ist arm." Und wenn genau der gleiche Anwalt plotzlich eine Glucksstrahne hat und beginnt, viel Geld zu verdienen, werden sie sagen: ,,Er ist ein sehr cleverer Anwalt, er ist ein reicher Mann." Und wenn der gleiche Anwalt all sein Geld verliert, werden sie sagen: ,,Er ist pleite." Aber im Grunde ist er derselbe! Derart sind die Zustande des Selbst (Atma). Solange es die Freuden des weltlichen Lebens (Sansar) begehrt, wird es als sich ,des Selbst nicht gewahr (Mudhatma) erachtet. Man nennt es, dem weltlichen Leben zugewendet' (Bahiramookhi Atma). Fragender: Und wenn sich der Schleier von Unwissenheit (Avaran) luftet, wird es dann zur Absoluten Seele (Paramatma)? Dadashri: Aber der Schleier (Avaran) wird sich nicht von alleine luften! Zuerst andert sich die eigene Sichtweise (Drashti). Wie ist diese Sichtweise derzeit? Deine Sicht ist auf diese Seite gerichtet, also siehst du nur, was auf dieser
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________________ Aptavani-8 155 Seite ist. Ist deine Sicht (Drashti) nicht einfach: ,,Ich bin Chandubhai"? Oder hast du eine andere Sicht (Drashti)? Fragender: Ich bin auch das Selbst (Atma)! Dadashri: Nein, aber derzeit nimmst du Briefe auf den Namen von Chandubhai an, oder nicht? Wurde es dich treffen, wenn dich jetzt jemand wust beschimpfen wurde? Fragender: Ja, das wurde es. Dadashri: Wenn du das Selbst (Atma) warst, wurde es dich nicht treffen. Daher bist du Chandubhai. Nun, es ist nichts falsches daran, zu sagen: ,,Ich bin Chandubhai." Auch ich stimme zu, dass ich A.M. Patel bin. Allerdings habe ich nicht die Uberzeugung, dass ich A.M. Patel bin. Du hingegen glaubst: ,,Ich bin Chandubhai." Ein Mann erzahlte mir: ,,Nur im Vedanta wird gesagt, dass Lebewesen (Jiva) und Gott (Brahma) eins sind. Niemand sonst weiss das." Ich antwortete ihm: ,,Jeder weiss ganz sicher, dass Lebewesen (Jiva) und Gott (Brahma) eins sind." Sagen die alten Menschen nicht: ,,Ich sterbe. Ich werde sterben, Herr Doktor, bitte retten Sie mich"? Wenn sie glauben, dass sie sterben, sind sie Lebewesen (Jiva). Die den Tod furchten, sind allesamt Lebewesen (Jiva). Und wenn sie keine Furcht mehr vor dem Sterben haben, bedeutet es, dass das gleiche Lebewesen (Jiva) zu Gott (Brahma) geworden ist! Man ist das Selbst (Shiva), aber aufgrund der Illusion ist man ein Lebewesen (Jiva) Fragender: Warum musste Gott (Brahma) ein Lebewesen (Jiva, das relative selbst) werden? Dadashri: Du bist wahrlich das Selbst (Shiva, Atma)! Aber du bist zu der Uberzeugung gelangt, dass ich nicht das Selbst (Shiva, Atma) bin", du wurdest in die Irre gefuhrt. Du glaubst: ,,Ich bin Chandubhai." Nur, weil sie dir diesen Namen gegeben haben; bedeutet das, dass du das glauben musst? Du bist wahrlich das Selbst (Shiva, Atma), aber nur, wenn du den Unterschied zwischen dem verkorperten selbst (Nicht-Selbst, das Sterbliche, Jiva) und dem Selbst (das Unsterbliche, Shiva) verstehst!
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________________ 156 Aptavani-8 Fragender: Wird es dann nicht zum Nicht-Dualismus (Advaita)? Dadashri: Wenn es keinen Unterschied mehr zwischen Nicht-Selbst und Selbst (Jiva und Shiva) gibt, dann wird es zum Nicht-Dualismus (Advaita). Wenn ein verkorpertes selbst (Jiva) und das Selbst (Shiva) als eine Form erscheinen, ist das Nicht-Dualismus (Advaita)! Und wenn das verkorperte selbst (Jiva) separat ist, und das Selbst (Shiva) ist separat, ist es Illusion (Bhranti)! Fragender: Aber das Selbst (Atma) war Shiva; wie ist es zu einem Lebewesen (Jiva) geworden? Dadashri: Aufgrund von falscher Uberzeugung. Aufgrund von falscher Uberzeugung wurde es zu einem Lebewesen (Jiva). Der Gnani Purush zerbricht (zerstort) diese falschen Uberzeugungen und installiert die richtige Uberzeugung, damit man wieder zum Selbst (Atma) wird. Man wird die Form des Selbst (Shiva Swaroop). Ein Sterblicher (Jiva) braucht nicht lange, um zum Unsterblichen (Shiva, Atma) zu werden. Du selbst bist Atma (das Selbst, Shiva)! Aber weil diese Illusion (Bhranti) eingekehrt ist, haben sich all diese falschen Uberzeugungen in dir festgesetzt. Dieses Ratsel wird gelost, wenn sich die falsche Uberzeugung andert und die richtige Uberzeugung etabliert ist. Nur der Experte kann die Trennung bewirken Fragender: Aber was ist der Unterschied in der Definition dieser drei: der materiellen Welt, dem [relativen) selbst und dem Selbst (Bhautik Jagat, Jiva und Atma)? Warum sind sie unterschiedlich? Dadashri: Das Lebewesen (Jiva, das selbst) an sich ist die materielle Welt (Bhautik Jagat). Es besteht also fur dich keine Notwendigkeit, die materielle Welt zu kennen. Wo kommt der Unterschied vor? Sag du es mir. Fragender: Beim Lebendigen (Jiva) und dem NichtLebendigen (Ajiva). Dadashri: Aber das Lebewesen (Jiva) an sich ist weltlich (Bhautik). Warum wird es eine verkorperte Seele (Jivatma)
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________________ Aptavani-8 157 genannt? Weil seine Sicht auf die materielle (Bhautik) Welt gerichtet ist, und es nur in der materiellen Welt verweilt. Deshalb wird es eine verkorperte Seele (Jivatma) genannt. Es ist in das Gluck und in die Vergnugungen (Sukh) des materiellen Lebens eingetaucht, und aalt sich darin; man nennt es eine verkorperte Seele (Jivatma). Und das nennen wir die materielle Welt (Bhautik Jagat). Denn solange es weltlich (Bhautik) ist, wird es immer in weltlichen Gefilden verweilen. Verstehst du das? Wenn du Trennung wunschst, wenn du sie voneinander trennen willst, werde ich das fur dich tun. Gleichwohl ist diese materielle Welt an sich die verkorperte Seele (Jivatma). Dasjenige, worin es (Jiva, das selbst) nach vorubergehendem Gluck strebt, und wo es relatives Gluck sucht, ist nur eine materielle Welt. Wonach es sucht, ist auch die materielle Welt (Bhautik Jagat), und der Suchende an sich ist die materielle Welt. Wenn man das versteht, wird die Arbeit getan sein. Fragender: Das selbst (Jiva) kommt in den Korper. Das Selbst (Atma) kommt in den Korper, und auch die materielle Welt (Bhautik Jagat) kommt in den Korper. Eine Mischung von allen dreien ist darin. Dadashri: Er enthalt alles. Das gesamte Universum ist in den Korper gekommen; nichts wird ausgelassen. Fragender: Wie also konnen wir sie getrennt voneinander verstehen? Wie kann ich sie voneinander trennen, und sie dann verstehen? Dadashri: Um sie zu trennen, musst du ein Wissenschaftler werden. In diesem Ring befindet sich eine Mischung aus Gold, Kupfer und zwei oder drei anderen Metallen; und wie wurdest du sie voneinander trennen, da sie vermischt wurden? Kann irgendeine gewohnliche Person sie voneinander trennen? Nur wer darin ausgebildet ist, kann sie voneinander trennen. Nur ein Experte, der weiss, wie man sie separiert, kann das bewerkstelligen. Kein anderer wird fahig sein, das zu tun! Abgesehen davon, werden deine Anstrengungen von endlosen Leben vergebens sein, wenn du selbst darin herumpfuschst. Daruber hinaus wirst du nur sterben, weil du Medizin trinkst, die zur ausseren Anwendung gedacht war. Wie kann es Gottes Fehler sein, wenn du
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________________ 158 Aptavani-8 Medizin trinkst, die nur zur ausseren Anwendung angefertigt wurde [Salbe zum Auftragen]? Das verkorperte selbst (Jiva) und das Selbst (Atma): Weder getrennt noch verbunden Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Jiva (Nicht-Selbst) und Atma (Selbst)? Dadashri: Solange es sich im weltlichen (Sansar) Zustand befindet, lebt und stirbt es, und so lange wird es Jiva (Nicht-Selbst, verkorpertes selbst, Lebewesen) genannt. Weltlicher Zustand bedeutet: ,,Ich lebe dieses weltliche Leben (Ich bin ein Sansari)." Und wenn man von dem weltlichen Zustand (Sansar Dasha) glaubt, es sei der eigene, lebt und stirbt man folglich, und somit wird man Jiva (Nicht-Selbst) genannt. Und von dem Zeitpunkt an, da Leben und Sterben ein Ende finden, gilt man als Shiva (Gott, Atma, Selbst), und man wird Reine Seele (Shuddhatma) genannt. Das Nicht-Selbst (Jiva) ist immer in der Welt (Sansari) versunken. Es hat Karma, wahrend das Selbst (Atma) kein Karma hat. Fragender: Dann sind also das verkorperte selbst (Jiva) und das Selbst (Atma) getrennt voneinander, nicht wahr? Dadashri: Das verkorperte selbst (Jiva) und das Selbst (Atma)? Nein. Es ist das gleiche Selbst (Atma), aber mit Karma wird es Nicht-Selbst (Jiva) genannt, und ohne Karma nennt man es Selbst (Atma). Wenn es mit Karma ist, lebt und stirbt es. Das ist das verkorperte selbst (Jiva). Fragender: Und das Selbst (Atma) ist ewig (Amar), nicht wahr? Dadashri: Ja, es ist ewig. Fragender: Und das verkorperte selbst (Jiva) ist an ihm befestigt? Dadashri: Nein, es ist nicht daran befestigt. Es ist wie folgt: Es gibt die verkorperte Seele (Jivatma), das Selbst (Atma) und die Absolute Seele (Paramatma). Die verkorperte Seele (Jivatma) ist der Zustand des [relativen) selbst mit Karma, und es hat ebenso ein Ego. Derjenige mit der Uberzeugung: ,,Ich bin dieser Korper (Dehadhyas)" gilt als
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________________ Aptavani-8 159 verkorperte Seele (Jivatma). Und derjenige, der kein Ego hat, und der weder lebt noch stirbt, das ist das Selbst (Atma). Fragender: Und wo ist der Zustand der Absoluten Seele (Paramafma)? Dadashri: Es ist die Absolute Seele, wenn man das Gewahrsein seines eigenen Selbst (Swaroop) erlangt, und deshalb zur Form des Selbst (Atmaroop) wird. Dann fahrt der Zustand der Absoluten Seele (Paramatma) fort, sich zu manifestieren. Und wenn er voll manifestiert ist, dann ist man die Absolute Seele geworden. Wenn daher die dreizehnte Stufe (Gunthanu) der vierzehn Stufen (Gunasthanak) in der spirituellen Entwicklung des Selbst endet, dann geschieht Absolutes Wissen (Keval Gnan), und man ist die vollstandige Absolute Seele (Paramatma) geworden. Diese verkorperte Seele (Jiva) ist also der eigene Zustand (Avastha) des Selbst (Atma). Aber es ist ein illusionarer Zustand, und warum nennt man sie verkorperte Seele (Jiva)? Alles, was Zustande (Avastha) von Leben und Sterben durchlauft, wird als verkorpertes selbst (Jiva) bezeichnet. Und das Selbst (Atma) ist von Natur aus das Reine Selbst (Shuddha Chetan), es ist an sich die Absolute Seele (Paramatma). Aber dieses Gewahrsein sollte erfolgen. Solange man dieses Gewahrsein nicht hat, weiss man noch nicht einmal: ,,Ich bin das Selbst (Atma)." Man hat immer noch das Bewusstsein davon: ,,Ich bin ein Lebewesen (Jiva)." Im illusionaren Zustand des [relativen selbst besteht die Uberzeugung von ,,Ich bin", ,,Ich lebe, ich werde sterben". Verstehst du das? Verkorpertes selbst (Jiva) und Selbst (Atma) sind weder eins, noch sind sie voneinander getrennt. Wenn du ,,getrennt" sagst, dann wird es ein separater Teil. So ist es nicht. Wenn du sagst, sie sind eins, dann erzeugt das eine Unreinheit im Selbst (Atma), und das wurde bedeuten, dass das Selbst (Atma) mit Illusion (Bhranti) verunreinigt ist. Aber auch das ist nicht geschehen. Der Grund dafur ist, dass man nie zum Selbst (Atma) geworden ist. Dies ist einfach ein illusionarer Zustand des Selbst (Atma), der entstanden ist, und das ist das verkorperte selbst (Jiva). Demzufolge sind Jiva und Atma (verkorpertes selbst und Selbst) tatsachlich eins. Wenn sie kocht, nennt man
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________________ 160 Aptavani-8 sie Kochin, und wenn sie zum Tanzen ausgeht, wird sie als Tanzerin bezeichnet. Aber die Frau ist ein und dieselbe. Ich, der Bettelmonch (Bavo) Mangaldas Wenn jemand an unsere Tur kommt, fragen wir: ,,Wer ist da?" Und er sagt: ,,Ich bin es." Dann wurdest du sagen: ,,,Ich', aber wer [ist das]? Sprich lauter!" Er wird antworten: ,,Ich bin der Bettelmonch (Bavo)", und du fragst: ,,Welcher Bettelmonch?" Und dann sagt er: ,,Ich bin's, der Bettelmonch (Bavo) Mangaldas39!" Dann wirst du ihn erkennen. Wenn er andernfalls einfach nur ,,Ich" sagt, wurde niemand ihn erkennen. Wenn er ,,Ich, der Bettelmonch (Bavo)" sagen wurde, dann wurdest du dich auch fragen: ,,War es dieser Bettelmonch (Bavo) oder der andere?" Wenn er demnach alle drei Wortel sagt - Ich, der Bettelmonch (Bavo), Mangaldas - dann wurdest du erkennen, dass es tatsachlich dieser Bettelmonch (Bavo) Mangaldas ist. Du stellst ihn dir bildlich vor. Dann also offnest du die Tur. Und wenn es passiert, dass da zwei oder drei Mangaldas (Individuen) sind, muss er dir erklaren: ,,Ich bin der Bettelmonch (Bavo) Mangaldas von Mahadevji40." Dann erkennst du ihn. Also: ,,Ich", ,,der Bettelmonch (Bavo)", ,,Mangaldas". Nun sag mir, wie viele Leute sind da? Und wer von all diesen ist das Ich'? Wer ist der Bettelmonch (Bavo)? Wer ist Mangaldas? Hast du das nicht schon mal gehort? Aber es hat dir nichts genutzt. Und als ich es horte? Es wurde sofort nutzlich fur mich. Jeder einzelne Satz, den ich hore, ist fur mich nutzlich. Selbst wenn ich ihn auf der Strasse finden wurde, ware er immer noch hilfreich fur mich. Du wirst also wissen mussen, wer das ,Ich' ist, nicht wahr? Und musst du nicht davon uberzeugt sein, wer das Ich' ist? Gleichermassen ist hier das Ich' das Selbst (Atma), und wenn du das ,Ich' kennst (realisierst), hast du am Ende eine Losung. Nur dieses Gewahrsein wird benotigt Fragender: Man wird also nur durch das Selbst (Atma) zur Absoluten Seele (Paramatma)? Dadashri: Das Selbst (Atma) an sich ist die Absolute Seele 39 Mangaldas ist ein Mannername. 40 Ein Anhanger von Lord Shiva.
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________________ Aptavani-8 161 (Paramatma). Man muss das nur realisieren. Wenn du das auch nur fur eine einzige Minute realisierst, hast du die Erkenntnis: ,,Ich bin die Absolute Seele (Paramatma)", und dann beginnst du, zur Absoluten Seele (Paramatma) zu werden. Fragender: Konnen wir also sagen: ,,Ich bin die Absolute Seele (Paramatma)"? Dadashri: Wenn du sagst: ,,Ich bin die Absolute Seele (Paramatma)", werden die Leute dich schelten, dich verfluchen und dich verspotten. Und wenn sie dich nicht verspotten und dich nicht verfluchen, dann kannst du sagen: ,,Ich bin die Absolute Seele (Paramatma)." Wenn du eine kunstliche Mango nimmst, kannst du daraus Mangosaft gewinnen? Nein, da wird keiner herauskommen! Das verstehst du, nicht wahr? Deshalb bist du tatsachlich die Absolute Seele (Paramatma). Aber du bist noch nicht zur Absoluten Seele (Paramatma) geworden. Du hast diesen Zustand (Swaroop) noch nicht verwirklicht. Im Moment hast du das Gewahrsein: ,,Ich bin Chandubhai." Du solltest das Gewahrsein haben: ,,Ich bin die Absolute Seele (Paramatma)." Nun, kannst du also sagen: ,,Ich bin die Absolute Seele (Paramatma)"? Fragender: Nein, ich kann das nicht sagen. Dadashri: Ja, sonst werden die Leute dich verspotten. Die Leute werden sogar etwas lacherlich machen, das wahr ist, oder jemanden, der recht hat. So ist diese Welt. Du kannst dich damit nicht herumschlagen. Bist du jetzt uberzeugt, dass du das Selbst (Atma) bist? Was ist deine Erfahrung mit ,,Du bist das Selbst (Atma)"? Wie bist du zu dieser Uberzeugung gekommen? Fragender: Zumindest bin ich davon uberzeugt, dass da drinnen das Selbst (Atma) ist. Dadashri: Aber was macht dich so sicher? Gibt es da nicht eine Art von Thermometer, welches du verwenden kannst, und das dir sofort mitteilt, dass es ein Selbst (Atma) im Inneren gibt? Gibt es so ein Thermometer? Fragender: Wenn ein Mensch stirbt, werden seine Hande nutzlos, alles ist nutzlos.
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________________ Aptavani-8 Dadashri: Es ist die verkorperte Seele (Jivatma, sterbliches Wesen), die stirbt. Hast du in all dem dein Selbst (Atma) erkannt? Hast du die Erfahrung: ,,Ich bin das Selbst (Atma)"? 162 Fragender: Ich sage, dass ich sehr wohl die Erfahrung vom Selbst (Atma) gemacht habe, und du sagst, dass ich diese Erfahrung nicht habe. Erklare mir also, was fur eine Erfahrung habe ich? Dadashri: Es ist so: Im Moment erlebst du die verkorperte Seele (Jivatma). Allerdings ist das nicht das ursprungliche, fundamentale Selbst (Muda Atma). Das ursprungliche Selbst (Atma) ist lebendig (Chetan), und die verkorperte Seele (Jivatma) ist lebendig-nicht-lebendig (Nischetan Chetan). Die gesamte Welt nimmt das LebendigNicht-Lebendige (Nischetan Chetan) als das Lebendige (Chetan, Selbst) wahr, und deshalb ist sie verwirrt. Lebendignicht-lebendig (Nischetan Chetan) bedeutet, dass seine Eigenschaften denen des Lebendigen (Chetan, Selbst) ahneln. Es scheint sich zu bewegen, aber es ist nicht das Lebendige (Chetan). Nach dem Gewahrsein des Selbst (Atmagnan) ist man unsterblich Fragender: Die Leute sagen, dass ein Mensch stirbt, weil die Seele (Jiva) seinen Korper verlassen hat. Sind also hier die verkorperte Seele (Jiva) und das Selbst (Atma) ein und dasselbe, oder sind sie verschieden? Und wenn sie nur eins sind, in welchem Zustand wird sie dann verkorperte Seele (Jiva) genannt? In welchem Zustand wird sie Selbst (Atma) genannt? Dadashri: Was lebt und stirbt, wird verkorperte Seele (Jiva) genannt, und was weder lebt noch stirbt, ist das Selbst (Atma). Die verkorperte Seele (Jiva) ist nur eine vorubergehende Anpassung, es ist bloss ein Zustand (Avastha). Fragender: Gehen die verkorperte Seele (Jiva) und das Selbst (Atma) aus einem Korper in einen anderen, bis sie endgultige Befreiung (Moksha) erlangen? Dadashri: Es ist nicht allein die verkorperte Seele
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________________ Aptavani-8 163 (Jivatma). Alles andere geht mit ihr. Das Karma und alles andere gehen mit ihr. Bis sie Freiheit findet und frei von Karma wird, kommt alles mit, wohin auch immer sie geht. Auch all das Karma, das man erschaffen hat, wird bei der verkorperten Seele (Jivatma) bleiben. Alles, was man tun muss, ist, zu realisieren: ,,Wer bin ich?" Das ist alles, was du wissen musst. Du bist eine verkorperte Seele (Jiva) und du lebst; deshalb wirst du sterben. Und wenn du das Selbst (Atma) bist, bist du unsterblich. Das Leben ist ein Zustand (Avastha), und alles, was lebt und stirbt, nennt man Lebewesen (Jiva). Das Lebewesen befindet sich im Zustand (Avastha) des weltlichen Lebens (Sansar). Schlechte Taten (Paap) und gute Taten (Punya) sind alle darin enthalten, ebenso wie alle Dinge, die den Korper betreffen (Paudgalik), und zusammen mit dem Karma nennt man das verkorperte Seele (Jiva). Fragender: Und was also wird als Verstand (Mun, engl.:Mind) bezeichnet? Dadashri: Der Verstand ist das, wo Gedanken auftauchen. Das bezeichnet man als Verstand (Mind). Verstand, Intellekt, Chit und Ego (Mun, Buddhi, Chit und Ahamkar) bilden das innerlich arbeitende Instrument (Antahkaran) in jedem Menschen. Und die verkorperte Seele (Jiva) ist der Chef (Upari) von allen. Das [relative] selbst ist wahrlich das Jiva, und das Atma ist etwas anderes. Das Selbst (Atma) unterscheidet sich von der verkorperten Seele (Jiva). Die verkorperte Seele (Jiva) ist die, die lebt und stirbt. Das Selbst (Atma) stirbt nicht. Das Selbst (Atma) ist unsterblich, und es ist tatsachlich deine ureigene Form (Swaroop)! Fragender: Also kann man sagen, dass die verkorperte Seele (Jiva) der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) ist? Dadashri: Ja, du kannst definitiv sagen, dass die verkorperte Seele (Jiva) der Nicht-Selbst-Komplex ist. Aber uns erscheint er als lebendig. Er bewegt sich, er spricht und tut alles. Aber tatsachlich ist es der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Das selbst (Jiva) ist einfach eine Statue, die lebendig geworden ist!
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________________ 164 Aptavani-8 Die Trennung verschwindet, wenn die Illusion geht Fragender: Wie kann man das Lebewesen (Jiva) den Absoluten Gott (Parameshwar) nennen? Das Lebewesen ist eine Art von Tauschung. Dadashri: Wegen des Intellekts, der unterscheidet (Bhed Buddhi), nennt man es Lebewesen (Jiva). Es ist dieser unterscheidende Intellekt (Bhed Buddhi), der sagt: ,,Ich bin separat, und Gott ist separat", und dann kann man sagen, es ist ein Lebewesen (Jiva). Und wenn der Intellekt (Buddhi) aufhort, Unterschiede zu sehen, und wenn Einheit besteht [wenn er , Abheda' wird)] ,,Ich bin Gott (Bhagwan, der Lord)", dann wird er zum erleuchteten Intellekt (Shiva Buddhi). Fragender: Mit der Sicht (Drashti) von ,,Ich bin das Selbst (Atma)", liegt darin nicht die Trennung vom Selbst (Atma)? Dadashri: Wenn du das Gewahrsein: ,,Ich bin das Selbst (Atma)" hast, dann ist die Trennung zwischen Lebewesen (Jiva) und Selbst (Shiva) zerbrochen. Fragender: Das ist richtig, aber was ist der Unterschied zwischen einem Lebewesen (Jiva) und dem Absoluten Gott (Parameshwar)? Dadashri: Das Lebewesen (Jiva) verlangt nach Vergnugen aus Dingen, die nicht von Dauer und verganglich (Vinashi) sind. Und sein Glaube und seine Uberzeugung (Shraddha) liegen in vorubergehenden Dingen. Das Absolute Selbst (Parameshwar) hat nur das Vertrauen und den Glauben in das Permanente und Unzerstorbare (Avinashi), und das Absolute Selbst (Parameshwar) glaubt nur an seinen eigenen Zustand. Das Absolute Selbst glaubt nur an seinen eigenen ewigen Zustand. Es misst den Dingen, die zerstorbar und nicht von Dauer (Vinashi) sind, keinen Wert bei. Das ist der einzige Unterschied. ,Lebewesen' (Jiva) bedeutet, dass es selber in Illusion (Bhranti) vertieft ist. Und wenn diese Illusion geht, werden der Wahn und die Besessenheit (Murchha) bezuglich der verganglichen Dinge verschwinden, und es wird selber zum Absoluten Selbst (Parameshwar)! Um frei von Anhaftung und Abscheu (Vitarag) zu
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________________ Aptavani-8 165 werden, mussen zuerst die negative innere Geisteshaltung, die das relative selbst verletzt (Artadhyan), und die negative innere Geisteshaltung, die das relative selbst und andere verletzt (Raudradhyan), vollig aufhoren. Wenn diese beiden ungunstigen Geisteshaltungen (Artadhyan und Raudradhyan) aufhoren, wirst du keine Sorgen mehr haben. Und obwohl du ein weltliches Leben lebst, wirst du auch dann keine Sorgen haben. Wozu soll es gut sein, wenn du immer noch Sorgen hast? So geradlinig ist diese grundsatzliche Lehre (Siddhant, das unumstossliche Prinzip, welches das Hochste erreicht) von Lord Mahavir, vorausgesetzt, ein Gnani Purush ist da. Und wenn kein Gnani Purush in der Nahe ist, dann wird man nicht mal einen Bruchteil des unumstosslichen Prinzips (Siddhant) des Lords erreichen, auch nicht mit Tausenden von Versuchen. Ich und Du und Gott voneinander getrennt zu halten fuhrt nicht zur Selbst-Realisation Daher ist es gut, den Lord hingebungsvoll zu verehren (Bhakti). Dadurch wirst du weltliches Gluck (Bhautik Sukh) erlangen und den weiteren Weg finden! Du schreitest auf dem spirituellen Weg voran, findest die Gesellschaft von guten Menschen, und du findest auch eine spirituelle Gemeinschaft (Satsang). Aber du wirst dort keine Erfahrung des Selbst (Anubhuti) finden. Die Erfahrung des Selbst geschieht nur, wenn der unterscheidende Intellekt (Bhed ddhi), der die verkorperte Seele (Jiva) und das Selbst (Shiva) voneinander trennt, aufhort. Und dann kann man es Erfahrung des Selbst (Anubhuti) nennen. Hat dir irgendetwas von dem gefallen, was ich dir uber den Intellekt erzahlt habe, der die verkorperte Seele (das weltliche Wesen) und das Selbst (Atma) voneinander unterscheidet (Jiva-Shiva Bhed Buddhi)? Nur dann kannst du es als Erfahrung des Selbst (Anubhuti) bezeichnen! Ist ansonsten die Erfahrung des Selbst, von der du uberzeugt bist, nicht ganzlich falsch? Die Menschen haben sich an so viele dieser Selbst-Erfahrungen festgeklammert, die sie sogar auf dem Wochenmarkt vom Freitag aufgelesen haben. Sie kaufen Waren, die andere weggeworfen haben, und die jetzt verkauft werden! Darum muss der unterscheidende Intellekt (Bhed Buddhi), der das selbst (Jiva, Lebewesen)
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________________ 166 Aptavani-8 und das Selbst (Shiva, Atma) voneinander trennt, gehen. Darum hat Akha Bhagatal gesagt: ,,Jo tu Jiva toh karta Hari, jo to Shiva to vastu khari." Wenn du ein Lebewesen (Jiva) bist, dann ist Gott (Hari) der Handelnde. Wenn du das Selbst (Shiva) bist, dann ist das das Wahre." Ist es nicht wahr, was Akho42 sagt? Sobald also demzufolge dieser unterscheidende Intellekt, der das Lebewesen und das Selbst voneinander trennt (JivaShiva Bhed Buddhi), weggeht, bist du die Reine Seele (Shuddhatma); und anschliessend bist du allein die Absolute Seele (Paramatma)! Man sagt: ,,Gott ist separat und ich bin separat." Wenn man jedoch den unterscheidenden Intellekt (Bhed Buddhi), der das Lebewesen (Jiva) und das Selbst (Shiva, Atma) voneinander trennt, zu verstehen beginnt, und dass zwischen den beiden kein Unterschied besteht, [dann) wird man frei werden! Eines Tages wirst du das verstehen mussen, nicht wahr? Wirst du ausserdem nicht irgendwann das Selbst (Atma) verstehen mussen? Wenn man das Selbst (Atma) kennt, verschwindet der unterscheidende Intellekt, der das Lebewesen (Jiva) und das Selbst (Atma) voneinander trennt. Und sobald der unterscheidende Intellekt (Bhed Buddhi) zerbricht, der das Lebewesen (Jiva) und das Selbst (Shiva) voneinander trennt, [dann] zerbricht die Furcht, und es herrscht ein Zustand des Losgelostseins von Anhaftung und Abscheu (Vitaragata). Wann wird das je enden, wenn sie weiterhin sagen, dass Gott separat ist, und ich separat bin? Ist es nicht seit unendlichen Leben so gewesen? Dann sind du und ich' ohnehin da! Seit ungezahlten Leben haben sie gesungen: ,,Thou art, Thou art43" (,,Du bist, Du bist"; Gott als etwas Getrenntes ansprechend). Du selber bist der Eigentumer dieser Welt! Aber diese gesamte Eigentumerschaft ging verloren! Wozu das alles?! Deshalb muss man erkennen: ,,Ich bin das Selbst" 41 Ein spiritueller Poet aus Gujarat, 17. Jahrhundert 42 Der Name, unter dem Akha Bhagat auch bekannt ist. 43 Althergebrachte Form im Englischen
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________________ Aptavani-8 167 (Shiva, Atma), und das nennt man die Erfahrung des Selbst (Anubhuti). Wenn du das Gewahrsein von ,,Ich bin Reine Seele (Shuddhatma)" erlangt hast, dann kannst du es die Erfahrung des Selbst (Anubhuti) nennen! Im Ubrigen hat jedes Lebewesen (Jiva) das Gewahrsein von ,,Ich bin ein Lebewesen". ... aber der Weg ist tatsachlich der gleiche Fragender: Kann die Trennung zwischen Lebewesen (Jiva) und Selbst (Shiva, Atma) in einem anderen Korper als dem menschlichen zerstort werden? Dadashri: Nein. Das kann nicht in einem anderen Korper passieren. Fragender: Kann Busse durch den subtilen Korper (Sookshma Deha) getan werden? Dadashri: Busse? Um das zu verstehen? Nein, Bube kann die Trennung nicht beseitigen. Auch sie kann das nicht bewerkstelligen. Fragender: Gibt es irgendwelche subtilen Rituale, um diese Trennung zu zerstoren? Kann man das durch den subtilen Korper erfahren? Dadashri: Der Gnani Purush selbst kann all diese Dinge fur den weiteren Fortschritt vollbringen. Fur den Gnani Pur ist die Trennung zwischen Lebewesen und Selbst (Jiva-Shiva) bereits verschwunden. Und wenn er noch mehr als das erkennen will, kann er das mit anderen subtilen Mitteln tun. Jemand jedoch, der Busse (Tapa) praktiziert, kann nichts erkennen. Fragender: Aber ist es moglich, die Trennung zwischen der verkorperten Seele und dem Selbst (Jiva-Shiva) mittels des subtilen Korpers zu entfernen? Dadashri: Nein. Man entfernt sie, aber nur entsprechend der eigenen Uberzeugung. Das ,Psychologische' wird nicht ausreichen! Es muss methodisch durch Wissen (Gnan) vorgenommen werden, und es muss auf richtige Weise geschehen. Aber der Weg ist der gleiche, ob du ihn Vedanta, Jainismus oder sonstwie nennst. Es gibt nur eine Art von Wissen.
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________________ 168 Aptavani-8 Fragender: Also kann diese Trennung zwischen der verkorperten Seele und dem Selbst (Jiva-Shiva) nur in der menschlichen Form gebrochen werden? Dadashri: Das kann in keiner anderen Lebensform geschehen als in der menschlichen Lebensform. Fragender: Und im Reich der himmlischen Wesen (Deva Gati)? Dadashri: Nein, auch dort kann nichts geschehen. Im himmlischen Reich ist das nicht moglich. Bestenfalls konnen diejenigen im himmlischen Reich, wahrend sie dort leben, hierherkommen, wenn sie einen Besuch machen mochten, um den Darshan44 zu machen. Also konnen die aus dem himmlischen Reich (Deva Gati) hierherkommen, um den Darshan zu machen. Fragender: Kann jemand, der im Zustand eines Videhi ist (der das Selbst erlangt hat, obwohl er einen physischen Korper hat), die Trennung zwischen dem Lebewesen (Jiva) und dem Selbst (Atma, Shiva) zerbrechen? Dadashri: Ein Videhi? Ein Videhi ist zum Selbst (Atma, Shiva) an sich geworden! Jemand, be zwischen dem Lebewesen und dem Selbst (Jiva-Shiva) fort ist, und der daruber hinaus zur Verkorperung des Selbst (Shiva Swaroop) geworden ist, wird ein Videhi genannt. Fur uns war es Konig Janak, der dazu wurde. Handeln und Leiden ist der Zustand des Lebewesens (Jiva) Die unwissende Uberzeugung eines Lebewesens ist: ,,Ich werde sterben." Also lebt das Lebewesen (Jiva), solange es da ist. Ansonsten stirbt es. Die Situation oder den Zustand (Avastha) des Lebens und Sterbens bezeichnet man als Lebewesen (Jiva). Das Nie-Geborene und Unsterbliche (Ajanma Amar) wird als Selbst (Atma) bezeichnet, es wird Shiva genannt. Die Reine Seele (Shuddhatma) ist Shiva. Wenn man versteht: ,,Ich bin das Selbst (Shiva)", erlangt man Befreiung! Solange man das Bewusstsein hat: ,,Ich handle, und ich leide", ist man ein Lebewesen (Jiva). Das Lebewesen ist 44 Vor den Gnani treten und ihm in die Augen schauen. Darshan = sehen
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________________ Aptavani-8 169 der Handelnde und Leidende (Karta-Bhokta). Und sobald das Gewahrsein ,,Ich bin der Nicht-Handelnde und der Nicht-Leidende (Akarta-Abhokata)" im eigenen Glauben (Shraddha) verankert ist, wird man das Selbst (Atma). Sobald es in der Uberzeugung (Pratiti) etabliert wird, ist man zum Selbst (Atma) geworden. Und ob sich das danach manifestiert oder nicht, ist eine andere Angelegenheit. Das ist deshalb so, weil die Manifestation (Rupak) spater kommen wird. Fragender: Ich habe nicht verstanden, auf welche Situation oder auf welchen Zustand (Avastha) des Lebewesens (Jiva) du dich bezogen hast. Dadashri: Handeln und Leiden (Karta-Bhokta) ist der Zustand oder die Situation (Avastha) des Lebewesens (Jiva)! ,,Ich mache das, ich erleide das", das ist die Situation des Lebewesens. ,,Ich erleide das" ist ein vorubergehender (Vinashi) Zustand. Sagt man nicht: ,,Ich werde sterben"? Man sagt vielleicht sogar: ,,Ich werde noch weitere funfzehn Jahre leben." Man sagt das, oder nicht? Fragender: Ja, das sagt man. Dadashri: Das ist das Lebewesen (Jiva). Fragender: Ist das Lebewesen selbst der Handelnde? Dadashri: Sein Bewusstsein ist: ,,Ich bin der Handelnde, ich bin der Leidende." Es ist die [verkorperte] Seele (Jiva), die leben mochte, und die nicht sterben will. Das Selbst (Atma) ist der Nicht-Handelnde und der Nicht-Leidende. La Hast du den Unterschied zwischen dem verkorperten selbst und dem Selbst (Jiva-Shiva) verstanden? Wann hort das widerspruchliche weltliche Leben auf? Deshalb wurde gesagt: ,,Jo tu Jiva toh karta Hari, jo to Shiva to vastu khari." ,,Wenn du ein Lebewesen (Jiva) bist, dann ist Gott (Hari) der Handelnde. Wenn du das Selbst (Shiva) bist, dann ist das das Wahre." Wenn du zum Selbst (Shiva) wirst, dann ist nichts
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________________ 170 Aptavani-8 anderes mehr ubrig, dann steht niemand uber dir (Upari). Solange du jedoch ein Lebewesen (Jiva) bist, magst du all die weltlichen (Bhautik) Freuden, und du magst alle deine Verwandten. ,,Hier kommt der Schwiegervater meiner Tochter." Man verliert sich sogar, wenn der Schwiegervater der Tochter kommt. Worin auch immer man sich verliert, zu dem wird man. Wenn der Schwiegervater der Tochter kommt, verliert man sich gar im Schwiegervater der Tochter. So sind unsere Leute! Dann heisst es: ,,Karta meetey toh chootey karma; aey chey mahabhajan no marma." ,,Man wird von den Fesseln des Karmas frei, wenn der Handelnde verschwunden ist; das ist die Essenz aller Schriften, die Essenz von Befreiung (Mahabhajan no Marma)." Was ist die Essenz von Befreiung (Mahabhajan)? Wenn man nicht frei von Karma wird, dann ist das Karma dem Handelnden unterworfen; der Handelnde ist dem Karma unterworfen; das Karma ist dem Handelnden unterworfen, [und] der Handelnde ist dem Karma unterworfen. Ist das nicht ein Laufrad? Ursachen und Wirkungen, Wirkungen und Ursachen, Ursachen und Wirkungen, Wirkungen und Ursachen. Und in alldem lehren sie dich, der Handelnde zu sein, und machen dich zum Handelnden: ,,Unterlasse das! Tue Gutes!" Auf der einen Seite wollen sie frei von ihrem Karma werden, wahrend sie auf der anderen Seite dies tun wollen. Fragender: Widerspruchlich. Dadashri: Ja, und deshalb wird dieser Zug Kashi45 niemals erreichen. Seit ungezahlten Leben sind ihre Zuge dort nicht angekommen. He! Wer weiss, wo er vielleicht herumbummelt; aber der Zug von niemandem erreicht jemals Kashi. Ich gebe dir einen Reisepass fur Kashi! Der Reisepass allein wird dich nach Kashi bringen. Die Rader des Zuges werden dich nicht hinbringen, aber dieser Reisepass wird es tun. Und zwar deshalb, weil dein Handelnder-Sein 45 Heiliger Pilgerort der Befreiung fur Hindus, auch bekannt als Varanasi
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________________ Aptavani-8 171 weggehen wird. Wird danach in dieser Welt irgendetwas anderes ubrig sein? Nur der Gnani kann dich von falschen Uberzeugungen befreien Fragender: Ich glaube, dass das Lebewesen (Jiva) uns veranlasst, all das zu tun. Dadashri: Aber wer ist der Handelnde? Wenn das Lebewesen (Jiva) dich dies tun lasst, wer ist dann der Handelnde? Tatsachlich ist es nicht einmal das Lebewesen das dich veranlasst, etwas zu tun. Fragender: Nein, es ist das Lebewesen, das uns Dinge tun lasst. Dadashri: Es erscheint dir so, als sei es das Lebewesen (Jiva), das dich Dinge tun lasst. Fragender: Darum empfinde ich es so, dass man erst das Lebewesen (Jiva) unter seine Kontrolle bringen muss, bevor man vorankommen kann. Dadashri: Oh, das Lebewesen (Jiva) lasst dich gar nichts machen, das arme Ding! Das Lebewesen (Jiva) hat nicht einmal die Fahigkeit, zur Toilette zu gehen. Man wird merken, dass nichts in der eigenen Macht (Shakti) liegt, wenn man Verstopfung hat. Nur wenn der Arzt einem etwas dafur gibt, wird man zur Toilette gehen konnen. Fragender: Aber zeigt es einem nicht von innen her, dass man auf die Toilette muss, und deshalb geht man? Dadashri: Das ist wahr. Der Drang kommt nur von innen. Das Lebewesen (Jiva) jedoch besitzt keine eigene Macht (Satta), auf die Toilette zu gehen. Das Lebewesen (Jiva) funktioniert aus einer anderen Kraft heraus. Es ist auch nicht die Kraft vom Selbst (Atma). Es stimmt jedoch, dass es sich dir von innen her mitteilt. Was mochte es dir mitteilen? Wenn der Drang von innen anfangt, sagt der Verstand den Sinnesorganen (Indriya) sofort, was er tun mochte, und so halten sich all die Sinnesorgane bereit. Somit funktioniert alles durch den inneren Drang oder durch die Kraft des Befehls (Prerana Shakti).
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________________ 172 Aptavani-8 Fragender: Aber stimmt es nicht, dass man nur vorankommt, wenn man das Lebewesen (Jiva) unter seine Kontrolle bringt? Dadashri: Probiere, das Lebewesen (Jiva) ZU kontrollieren! Du hast nicht einmal die Energie (Shakti), um auf die Toilette zu gehen. Du hast nicht die Energie zu leben, und du hast nicht die Energie zu sterben. Wenn man die Energie zu sterben hatte, wurde man niemals sterben. Aber solch eine Energie gibt es nicht. Fragender: Wer hat diese Energie? Dadashri: Es ist genau die Energie, die ich dir zeige, und durch diese Energie funktioniert diese Welt. Fragender: Wir nennen das die Energie Gottes. Dadashri: Ja, die Welt nennt sie Gott. Aber diese Energie ist eine leblose Energie (Jada Shakti). Es ist eine leblose Energie, weshalb wir sie nicht Gott nennen. Die Menschen dieser Welt verstehen das nicht, oder? Und deshalb glauben sie, es sei Gott. Wer sonst, wenn nicht Gott, macht das? Aber es ist eine andere Energie, die das macht. Das ist es, was ich dir zeigen werde! Fragender: Ich habe auch geglaubt, dass ein Lebewesen (Jiva) etwas ist, das all die Abdeckungen (Avaran) hat. Und wenn diese Abdeckungen immer weiter abfallen, dann wird es von der verkorperten Seele (Jivatma) zum Selbst (Atma). Dadashri: Das glauben so viele Menschen: Dass man es verkorperte Seele (Jiva) nennen sollte, wenn Schich (Avaran) von Karma uber ihm liegen; und dass man es Selbst (Atma) nennen kann, wenn es keine Abdeckungen (Niravaran) mehr hat. Aber was versuche ich, dir zu sagen? Dass, obwohl man diese Abdeckungen (Schleier, Avaran) hat, das Selbst (Atma) dennoch erlangt werden kann. Ist das somit nicht etwas Neues? Fragender: Das ist etwas Neues. Sonst hat man uns dazu angeleitet, es so Zu verstehen: Wenn sich das Wasser im Ozean durch den Wind in Wellen verwandelt, dann sind die Wellen das Selbst (Atma), und der Ozean ist die Absolute Seele (Paramatma).
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________________ Aptavani-8 173 Dadashri: All das kannst du eine vom Ego (Vikalp) verursachte Verwirrung nennen. Ein verrucktes Missverstandnis (Vikalp)! Ja, man kann sagen, dass der mit den Abdeckungen (Avaran) das Lebewesen (Jiva) ist; und denjenigen ohne die Abdeckungen sollte man selbst (Atma) nennen. Wir konnen ein solches Missverstandnis (Vikalp) hinnehmen. Aber alle weiteren entworfenen Uberzeugungen (Vikalp) wie diese sind nutzlos. Das Selbst (Atma) ist nicht etwas, das man kennen kann. Kaum jemals gibt es einen, der das Selbst (Atma) erkannt hat (einen Atmagnani), noch nicht einmal in tausend Jahren oder so; und es gibt vielleicht nur einen, aber keinen weiteren. So einzigartig ist es. Einzigartig bezeichnet etwas, mit dem man sich nicht messen kann (Binharif). So viele Folgen der Illusion Fragender: Das Lebewesen (Jiva) ist das Selbst (Shiva, Atma), und das Selbst an sich ist die Absolute Seele (Paramatma). Warum toten dann die Menschen einander, morden und verletzen einander? Dadashri: Das ist ein Kampf zwischen den Nicht-SelbstKomplexen (Prakrutis), es ist kein Kampf zwischen den Atmas (Selbst). Der Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) kampft. Es ist, wie wenn zwei Puppen kampfen. Solange die Illusion (Bhranti) besteht, heisst es: ,,Mein Enkel (der Sohn meines Sohnes) ist gestorben!" Aber ach! Das Selbst (Atma) ist geblieben, wie es ist. Wenn jedoch die Verpackung (Khokha) stirbt, trauern sie ungemein! ,,Er war das einzige Kind meines Sohnes!" Man weint, als wurde man selber sterben! Ein Element, viele Zustande Es gibt unendlich viele Seelen (Atmas), und sie alle sind wurdig, Gott zu werden. Aber im Moment befinden sie sich im Zustand des Nicht-Gewahrseins des Selbst (Mudhatma), was die aufs Aussen gerichtete Sicht des selbst (Bahirmukhi Atma) ist. Eine Seele, deren Sicht auf das Aussen gerichtet ist (Bahirmukhi Atma), bedeutet, dass sie sich des Selbst (Mudhatma) nicht gewahr ist. Die Sicht, die auf das Aussen gerichtet ist (Bahirmukhi), bedeutet, dass man in verganglichen Dingen nach Gluck sucht: ,,Das gehort mir,
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________________ 174 Aptavani-8 das wird mir Gluck (Sukh) schenken, so werde ich glucklich sein", und man wandert fur ungezahlte Leben umher, aber nichts bringt einem Gluck. Und so wird man mude. Sogar dann wird man sagen:,,Das wird Gluck bringen." Aber es gibt so viele solcher Dinge, unzahlige Dinge, wo man eines wegstosst und ein anderes aufnimmt, dieses bewegt und dann ein anderes! Und wahrend man das weiterhin tut, vergeht die Zeit, und nirgendwo ist Gluck zu finden. Alle weltlichen Freuden sind vorubergehend, und sie sind eingebildet (Kalpit). Sie sind kein wirkliches Gluck. Eingebildet (Kalpit) heisst, dass man vielleicht Reispudding mag, wahrend ein anderer ihn nicht mag. Kommt das nicht vor? Fragender: Ja, das tut es. Dadashri: Folglich mag jeder wirkliches Gluck (Sukh). Gluck, das ewig und wahr ist, ist etwas, das jeder mag. Dies ist eingebildetes Gluck (Kalpit Sukh). Fur jeden ist das anders. Diese Hindus essen vegetarisches Essen, wahrend Muslime etwas anderes bevorzugen. Also hat jeder unterschiedliche Vorstellungen und Ansichten (Kalpit). Das bedeutet, dass man als verkorperte Seele (Jivatma) lebt, solange man den Genuss eingebildeter Freuden begehrt, und solange man dafur eine Leidenschaft empfindet. Bis zu diesem Zeitpunkt gilt man als verkorperte Seele (Jivatma). Wenn man dem Gnani Purush begegnet, gelangt man in den Interimszustand46 der Seele (Antaratma, innerlich erwachtes Selbst). Und hier wird, um zu dieser innerlich erwachten Seele (Antaratma, Interimszustand des Selbst) zu werden, nicht einmal ein Selbst-verwirklichter Mensch (Sat Purush) ausreichen. Ein Selbst-verwirklichter Mensch kann dir helfen voranzukommen. Sobald man die Seele im Interimszustand (Antaratma) geworden ist, lost sich der Wunsch nach weltlichem Gluck und materiellem Vergnugen (Bhautik Sukh) auf, und das Verlangen wendet sich dem Gluck (Sukh) des eigenen Selbst (Atma) zu, dem ewigen Gluck. Und wenn der Gnani Purush einen ein wenig dieses Glucks schmecken lasst, dann findet man keinen Geschmack mehr an dem 46 Der Zwischenzustand oder Interimszustand der Seele beginnt mit der Uberzeugung ,,Ich bin Reine Seele" und endet mit der absoluten Erfahrung.
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________________ Aptavani-8 175 anderen Gluck. Genau wie der Tee, den du am Morgen trinkst. Wenn aber jemand einen Teller mit Krapfen (Jalebi47) vor dich hinstellt, wahrend du diesen Tee trinkst, was wurdest du wahlen? Was wurdest du zuerst nehmen? Wurdest du die Krapfen (Jalebi) essen, oder wurdest du den Tee trinken? Fragender: Den Tee. Dadashri: Du trinkst zuerst den Tee. Warum? Weil der Tee48 fade schmecken wurde, wenn du [erst] die Krapfen (Jalebi) essen wurdest. Du wirst deiner Frau dafur die Schuld geben: ,,Warum ist kein Zucker im Tee?" Wegen der Krapfen (Jalebi) schmeckt er fade. Das passiert, wenn du das Gluck (Sukh) des Selbst (Atma) kostest - all das weltliche Gluck und die Freuden (Bhautik Sukh) werden geschmacklos, sodass du das Interesse an ihnen verlierst. Du hast keine Freude daran. Dennoch musst du sie ertragen, obwohl du sie nicht magst. Dann erlangst du den Interimszustand zwischen der verkorperten Seele (Jivatma) und der Reinen Seele (Shuddhatma) - das Antaratma. Solange man also weltliche Freuden mochte, ist man eine Seele, deren Sicht nach aussen gerichtet ist (Bahirmurkhi Atma). Und wenn man das eigene Selbst (Swaroop) realisiert: ,,Das bin ich nicht. Ich bin die Reine Seele (Shuddhatma). Ich bin unsterblich, und ich will nichts im weltlichen Leben (Sansar)", dann ist der eigene Zustand zum Interimszustand (Antaratma) geworden. Der Interimszustand der Seele (Antaratma) bewirkt zwei Dinge: Eines ist fur das weltliche (Bhautik) Gluck; man muss Arbeiten fur die weltliche Interaktion (Vyavahar) ausfuhren. Zeitweise wird das angewandte Gewahrsein (Upayog) in jene Richtung gezogen. Aber wenn man die eigene Arbeit verrichten muss, ist das Gewahrsein auf dieser Seite. Und so besitzt man zwei Arten von angewandtem Gewahrsein (Upayog). Es gibt nur ein angewandtes Gewahrsein. Zu bestimmten Zeiten jedoch, entsprechend der zusammenkommenden besonderen Umstande, richtet sich das angewandte Gewahrsein (Upayog) auf diese Seite. Und wenn diese Umstande zusammenkommen, richtet man angewandtes Gewahrsein auf sie. Antaratma Dasha bedeutet: das 47 Die in Fett gebackenen Krapfen sind in Sirup eingetaucht. 48 Schwarzer Tee wird in Indien mit Milch und viel Zucker getrunken.
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________________ 176 Aptavani-8 Stadium der Interims-Regierung'. Dann allmahlich, wahrend man weiterhin sein ausseres weltliches Leben (Sansar) regelt, entwickelt sich der Zustand dieser Interims-Regierung' (Antaratma) in eine vollstandige Regierung'. Nun, was mochtest du sonst noch fragen? Fragender: Das ist genau das, was ich versuche, bestatigt zu bekommen: ob die verkorperte Seele (Jivatma), der Interimszustand der Seele (Antaratma) und die Absolute Seele (Paramatma) drei verschiedene Namen fur ein und dasselbe sind? Dadashri: Sie sind drei Adjektive fur ein und dasselbe. Zu Hause betrachtet man einen Mann als den Vater des Jungen. Wenn man in seinen Laden geht, ist er als Chef (Sheth) bekannt. Und vor Gericht kennt man ihn als Anwalt. ,,He, warum sagst du das, wenn er als Vater derselbe, als Chef derselbe und als Anwalt derselbe ist?" Und die Antwort lautet, dass er ein Adjektiv hat fur jede Art von Arbeit, die er zu erfullen hat. Alles wird von der Art der Umstande bestimmt, die fur ihn zusammenkommen. Wenn er in den Laden kommt, wird er als Chef betrachtet, und wenn er vor Gericht einen Prozess fuhrt, wird er als Anwalt betrachtet. So ist das alles. Wenn sie also verkorperte Seele (Jivatma) und Selbst (Atma) sagen, ist das alles ein und dasselbe. Genau wie dich jeder Professor nennt, aber was ist mit den Kindern zu Hause? Fragender: Sie nennen mich Papa. Dadashri: Ja, und am College ist er Professor. In gleicher Weise werden Adjektive zugewiesen, entsprechend der Art von Arbeit, die du tust. Genau wie du ein und dieselbe Person bist, aber an einem Ort bist du ein Papa, und am anderen bist du Professor. Und auch hierbei wird ein Adjektiv zugeordnet, entsprechend der Arbeit, die verrichtet wird. Man ist eine verkorperte Seele (Jivatma), solange man glaubt, Gluck (Sukh) liege nur in vorubergehenden und verganglichen (Vinashi) Dingen. Und wenn diese Uberzeugung zum Ende kommt, und die Uberzeugung einsetzt, dass Gluck nur im Ewigen liegt, ist man die
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________________ Aptavani-8 177 Seele im Interimszustand (Antaratma). Derjenige, der frei von Anhaftung und Abscheu (Vitarag) wurde, der keinerlei Anhaftung (Raag) oder Abscheu (Dwesh) gegenuber irgendjemandem hat, wird als die Absolute Seele (Paramatma) erachtet. Wer ist also die Seele im Interimszustand (Antaratma, die innerlich erwachte Seele)? Die Antwort ist: Wessen Sicht (Drashti) darauf gerichtet ist, frei von Anhaftung und Abscheu (Vitarag) zu werden, der ist die Seele im Interimszustand (Antaratma). Und wer aus weltlichem, materiellem Gluck (Bhautik Sukh) Freude zieht, und weiterhin Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) hat, ist die verkorperte Seele (Jivatma)! Hast du das alles verstanden? Fragender: Es gibt so viele Schleier (Avaran) von Illusion (Maya)... Dadashri: Das sind alles tatsachlich nur Schleier der Illusion (Mayas Avaran)! Fragender: Wegen dieser Schleier der Illusion wird man daran gehindert, in den Interimszustand der Seele (Antaratma) einzutreten, oder man macht daruber hinaus sogar keinerlei weiteren Fortschritt aus dem Interimszustand (Antaratma). Dadashri: Nein. Sobald du zur Seele im Interimszustand (Antaratma) wirst, wird der Fortschritt immer weitergehen. Fur den Fall jedoch, dass kein Fortschritt passiert, ist man noch gar nicht zur Seele im Interimszustand (Antaratma) geworden. Die Seele im Interimszustand (Antaratma) wird ,abhangigunabhangig. Wenn man bis zu einem bestimmten Grad unabhangig geworden ist, warum kann man dann keinen Fortschritt machen? Man kann alles tun. Folglich ist das Lebewesen (Jiva) noch nicht zur Seele im Interimszustand (Antaratma) geworden! Man ist immer noch die verkorperte Seele (Jivatma). Man weiss immer noch nicht, was der Unterschied ist zwischen dem selbst (Jiva) und dem Selbst (Shiva, Atma). Es gibt nur eine Sache: Solange man nach weltlichem Gluck (Bhautik Sukh) verlangt, ist man ein Lebewesen (Jiva). Und wenn man sich der Gluckseligkeit im Innern gewahr wird und sich ihr zuwendet, ist man das Selbst (Shiva, Atma)!
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________________ 178 Aptavani-8 Man ist ein Lebewesen (Jiva), solange man Karma bindet, und wenn man aufhort, Karma zu binden, wird man das Selbst (Shiva, Atma)! Fur die Befreiung verehre den Befreiten (Purush) Fragender: Nun, das Selbst (Atma) ist im Zustand des gluckseligen Gewahrseins des Ewigen (Sat Chit Anand Swaroop), wahrend das Lebewesen (Jiva) funf Gebrechen hat: Unwissenheit, Ego, Anhaftung an Vergnugen, Abneigung gegen Schmerz, und Angst vor dem Tod (Panchklesha). Wie also kann das Lebewesen (Jiva) den Zustand des gluckseligen Gewahrseins des Ewigen (Sat Chit Anand Swaroop) erlangen? Dadashri: Es wird wie der, den es verehrt. Wenn es den Zustand der ewigen Gluckseligkeit (Sat Chit Anand) verehrt, wird es zur Verkorperung der ewigen Gluckseligkeit (Sat Chit Anand), und wenn es einen Verbrecher bewundert, dann wird es zu einem Verbrecher. Die Natur (Swabhaav) des Lebewesens (Jiva) ist so, dass es zu dem wird, was immer es bewundert oder verehrt. Wenn man den Befreiten (Mukta Purush) verehrt, wird man frei, und wenn man jemanden verehrt, der gebunden ist, wird man gebunden. Demzufolge werden wir selbst zu dieser Form, wenn wir den verehren, der sich im gluckseligen Gewahrsein des Ewigen, dem Selbst (Sat Chit Anand Swaroop), etabliert hat. Eigenschaften des neuen, veranderten Zustands Fragender: Welche deutlichen Veranderungen geschehen, wenn man vom Zustand der verkorperten Seele (Jivatma) zum Interimszustand der Seele (Antaratma) geht? Dadashri: Du meinst die deutlichen Veranderungen, die [im Ubergang) vom Zustand der verkorperten Seele (Jivatma) in den Interimszustand der Seele (Antaratma) passieren? Fragender: Ja. Dadashri: Die eigenen Neigungen (Vrutti) horen auf, nach aussen zu gehen. Die nach aussen gehenden Neigungen, wie etwa: ,,Ich werde dies tun, ich werde jenes tun. Wir werden dies tun, wir werden jenes tun", werden sich alle umkehren und zuruckkommen. Genau wie die Kuhe,
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________________ Aptavani-8 179 die morgens hinausgehen, um zu grasen. Aber kehren sie nicht heim, wenn es Abend wird? Auf gleiche Weise kehren die Neigungen (Vrutti) alle um. So kannst du erkennen, dass ein Mensch beginnt, zur Reinen Seele (Shuddhatma) zu werden. Die Neigungen, die umherzustreunen pflegten, haben mit dem Streunen aufgehort und gehen heimwarts. Wenn du deine eigenen Neigungen betrachtest, wenn du sie untersuchst, dann scheinen sie uberall umherzustreifen. Also konnte die eine in diese Richtung davonziehen, eine [andere] dorthin, sogar den ganzen Weg bis zu den grossen Snackbars und Restaurants, ist es nicht so? Die grossen Snackbars sind sehr nett, und wenn du einfach eines Tages losgehst und es ausprobierst, dann werden die Neigungen (Vrutti) eben immer wieder dort hinwandern. Folglich werden die Neigungen weiter umherstreunen. Aber sobald du die Seele im Interimszustand (Antaratma) wirst, kehren die Neigungen zuruck. Fragender: Welche deutlichen Veranderungen finden statt, wenn man von der Seele im Interimszustand (Antaratma) zur Absoluten Seele (Paramatma) fortschreitet? Dadashri: Es ist wie folgt: Die Existenz (Astitva), das Selbst (Vastutva, zu wissen,,Wer ich bin") und der Zustand, das vollstandige Absolute Selbst zu sein (Purnatva), sind drei Abstufungen. Jedes Lebewesen (Jiva) hat das Bewusstsein seiner Existenz (Astitva):,,Ich bin." Hat es das Bewusstsein von ,,Ich bin" oder nicht? Nicht nur Menschen, sondern auch die Tiere haben das Bewusstsein von ,,Ich bin". Selbst dieser Baum hat das Bewusstsein: ,,Ich bin." Daher ist sich jedes einzelne Lebewesen seiner Existenz (Astitva) bewusst. Und wenn es die im Interimszustand erwachte Seele (Antaratma) wird, dann wird es sich des Selbst (Vastutva) gewahr:,,Wer bin ich?" Danach geht der Absolute Zustand (Purnatva) auf naturliche Weise von allein weiter. Spirituelle Bemuhung (Purusharth) wird nur in den Phasen der Existenz (Astitva) bis zum Gewahrsein des Selbst (Vastutva) benotigt. Und danach wird es [das Gewahrsein] naturlich weiter aufsteigen. So ist die Veranderung in der Sicht (Drashti). Anstatt hier entlangzugehen, nimmt man den anderen Weg, im Glauben, dass die vollstandige Verwirklichung (Paripurnata) in jener Richtung liegt. Wenn man einen Gnani
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________________ 180 Aptavani-8 Purush trifft, der einen umkehren lasst und die Sicht in diese Richtung wendet, dann ist der Zustand der verkorperten Seele (Jivatma) zerbrochen. Und wenn man an seinen Ursprunglichen Platz (Muda Sthan) kommt, erlangt man den Interimszustand der Seele (Antaratma). Dann beginnen alle Neigungen (Vrutti) zuruckzukehren. Wenn man umkehrt, beginnen somit auch die Neigungen umzukehren, und man wird immer naturlicher und spontaner (Sahaj). Man braucht die Unterstutzung des Gnani, bis der Interimszustand der Seele (Antaratma) erlangt ist, bis die Interims-Regierung' etabliert ist. Sobald die Interims-Regierung' etabliert ist, wird die vollstandige , Regierung' weiter etabliert werden. Durch den Nimit des Gnani erlangst Du deine eigene Vollendung Fragender: Dada, du bist das Absolute Selbst (Paramatma), und wir sind Lebewesen (Jivas), das ist der einzige , Unterschied zwischen uns und dir! Dadashri: Das ist der Unterschied'. Aber nachdem du hier Darshan machst49 und Gnan erhaltst, wirst du anschliessend zur Seele im Interimszustand (Antaratma). Die Seele im Interimszustand kann die Absolute Seele (Paramatma) sehen. Und durch das Sehen' wird diese Form (Paramatma) zu deiner eigenen. Was mehr konntest du dir dann noch wunschen? Im Moment sind da so viele falsche Uberzeugungen, die sich eingestellt haben. Wir mussen diese falschen Uberzeugungen ,zerbrechen' und die richtige Uberzeugung einflossen; damit wirst Du zur Seele im Interimszustand (Antaratma). Dann wird der absolute Zustand (Purnahuti) auf naturliche Weise eintreten. Und das ist nicht das Konigreich von gesetzlosen Vorschriften irgendeines ,Popabaai'. Ich gebe dir Befreiung (Moksha) innerhalb nur einer Stunde, und das geschieht nicht infolge von ,Popabaais Regeln'. Das ist niemals geschehen. Ich bin lediglich ein hilfreiches Wesen (Instrument, Nimit). Dies ist ein aussergewohnlicher Weg. Wo eine Regel ist, gibt es auch immer eine Ausnahme. Dieser Weg ist ein aussergewohnlicher, und ich bin gekommen, um sein Nimit zu sein. 49 Hier: sehen, besuchen
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________________ Aptavani-8 181 Die Uberzeugung vom Absoluten Selbst (Paramatma) fuhrt zum Absoluten Wenn man in den Zustand von Irrglauben und Unwissenheit des Selbst (Mudha Dasha) gelangt, wird man als verblendetes selbst (Mudhatma - weltliches Selbst, der Realitat nicht gewahr, nicht zum Selbst erwacht) bezeichnet. ,,Ich bin Chandubhai, ich bin ein Steuereintreiber", wie wurdest du das nennen? Es ist ein Zustand von Selbsttauschung der Verblendeten Seele (Mudhatma). Man glaubt, dass Gluck in zerstorbaren, verganglichen (Nashavant) Dingen liegt. Du bist unzerstorbar und ewig (Avinashi). Und das Vergangliche (Nashavant) ist zerstorbar und unbestandig (Vinashi); und diese beiden kannst du niemals multiplizieren, nie. Nichtsdestotrotz glaubt man aufgrund von Illusion (Branthi), dass in den weltlichen Dingen Gluck liegt, und deshalb wird es als verblendetes selbst (Mudhatma) bezeichnet. Wenn ihm nun der Gnani Purush die Uberzeugung (Pratiti) der Absoluten Seele (Paramatma) gibt: ,,Diese Welt gehort mir nicht. Ich bin die Absolute Seele", dann wird das ,,Ich bin dies" (Hoo Panu) eins mit der Absoluten Seele (Paramatma). Zunachst ist das keine vollstandige Einheit, aber sie werden eins durch die Absicht der Uberzeugung (Pratiti Bhaav). Zuerst geschieht dies durch die Absicht der Uberzeugung (Pratiti Bhaav), und dann werden sie eins durch die Absicht des Wissens (Gnan Bhaav). Deshalb muss zuerst die Uberzeugung (Pratiti) eintreten: ,,Ich bin die Absolute Seele (Paramatma)." Derzeit hat sich die falsche Uberzeugung von ,,Ich bin Chandubhai" etabliert. ,,Ich bin ein Steuereintreiber" ist eine falsche Uberzeugung. Das sind alles falsche Uberzeugungen, die der Gnani Purush zerbrechen (zerstoren) wird, und er wird die richtige Uberzeugung installieren. Du selber wirst sie akzeptieren, dein Verstand-Intellekt-Chit-Ego und alles andere werden sie akzeptieren, sodass du frei wirst von Zweifeln (Nishank). Dann wird deine Arbeit erledigt werden. Du bist voller Zweifel (Sanshaya) aus unendlichen Leben. Und sobald der Gnani Purush sie alle fur dich zerbricht, wirst du frei von Zweifeln (Sanshaya) und erlangst dann die Absolute Seele (Paramatma). Und die Uberzeugung und
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________________ 182 Aptavani-8 das Vertrauen (Shraddha), die sich [dann) zeigen, sind die richtige Uberzeugung. Jede Seele ist eine eigenstandige Wesenheit, auch am Aufenthaltsort der Absoluten Seelen (Siddha Kshetra) Fragender: Sind alle Seelen verschieden, oder sind sie verschiedene Formen der einen Absoluten Seele (Paramatma)? Dadashri: In Hinsicht auf die weltlichen Interaktionen (Vyavahar) sind sie alle unterschiedlich. Wenn wir sie duro weltliche Interaktion (Vyavahar) anhand ihrer Namen und ihrer physischen Form betrachten, sind sie alle verschieden, aber in Wirklichkeit sind sie eins. Relativ gesehen, sind sie alle verschieden, aber in Wirklichkeit sind sie gleich! Was also mochtest du wissen? Fragender: Dieser Brahma (dieses Selbst), der da ist; warum hatte er den Wunsch, aus nur einem integral Ganzen in etwas winzig Kleines geteilt zu werden? Warum hatte er den Wunsch: ,,Ich bin Einer, moge ich viele sein (Ekoham Bahusyam)"? Dadashri: Es ist so, dass er nur einer ist. Er ist nicht zu vielen geworden, er ist nur einer. Aber wegen der Illusion (Bhranti) erscheint es so, als gabe es viele. Das ist alles nur eine Natur (Swabhaav). Ganz gleich, wie viele Goldbarren du hast, wenn du sie alle zusammentust, waren sie dann nicht alle dasselbe Gold? Aber wenn Messing hineingemischt wird, entsteht ein Schaden! Sie alle sind wahrlich Gott (Bhagwan). Ihre Form (Swaroop) ist Gott (Bhagwan). Aber der Grund, warum sie alle unterschiedlich erscheinen, ist die Illusion (Bhranti). Fragender: Ist also das Element des Selbst (Chetan Tattva) in allen das gleiche? Dadashri: Ja, es ist das gleiche. Aber mit gleich meinen wir, dass sie ihrer Natur (Swabhaav) nach gleich sind! Fragender: Aber nach dem Tod, wenn die Seele (Chetan) weggeht, vereinen sie sich dann nicht wieder? Wie kann sie eine separate Existenz uberleben? Dadashri: Alles in dieser Welt ist eigenstandig. Die
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________________ Aptavani-8 183 Trennung, die hier gefuhlt wird, ist die gleiche Trennung wie dort! Das Getrenntsein dort bedeutet, dass von Natur aus (Swabhaav) alles als eines erscheint, aber ihrer Existenz (Astitva) nach sind sie getrennt. Um die eigene Gluckseligkeit (des Selbst, Sukh) zu erfahren, ist man eigenstandig. Ihrer innewohnenden Natur (Swabhaav) nach sind sie eins, aber aufgrund des unterscheidenden Intellekts (Bhed Buddhi) erscheinen sie unterschiedlich. Solange du diesen Intellekt (Buddhi) hast, wird es Storung, Einmischung geben. Wenn der Intellekt zum Ende kommt, dann wirst Du Eins-Sein (Abhedta) erleben. Was macht der Intellekt? Er erschafft Spaltung. Sobald der Intellekt (Buddhi) weg ist, wirst du in der Lage sein, das zu verstehen. Wenn das, was du uber die Wiedervereinigung dort oben gesagt hast, wahr ware, dann wurde niemand je in die endgultige Befreiung (Moksha) gehen! Wenn das tatsachlich passieren wurde und wir alle in einem einzigen Licht verschmelzen, was hatten wir dann davon? Stattdessen beschimpft dich hier vielleicht deine Frau, aber sie macht dir wenigstens wurzige Krapfen (Bhajiya)! Was ist also falsch daran? Folglich wirst du dort druben nicht zu Einem. Dort druben gibt es keinerlei Leiden. Du lebst dort einfach in ewiger Gluckseligkeit (Parmanand). Und uberdies ist jede Seele (Atma) unabhangig. Ihre Natur (Swabhaav) ist dieselbe, aber sie alle sind einzelne Wesen. Wenn sie dort also alle zu Einem werden wurden, was wurde dann mit den Seelen (Atmas) hier geschehen? Fragender: Wenn es also nur eine Art von Selbst (Chetan) gibt, wie kann seine Existenz separat bestehen? Dadashri: Sie bleiben separat, wie also konnen sie eins werden? Sie konnen niemals zu Einem werden. Diese Goldbarren sind alle separat, aber im Wesentlichen ist alles Gold. Das Gleiche kannst du uber das Selbst (Atma) sagen, dass es eins ist. Aber genau wie diese Goldbarren, sind sie alle voneinander getrennt. Zwischen ihnen besteht kein Unterschied. Durch den Intellekt (Buddhi) siehst du sie aus dem falschen Blickwinkel. Ansonsten erfahren sie, im absolut befreiten Zustand (Siddha Stithi), alle ihre eigene Gluckseligkeit (Sukh)!
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________________ 184 Aptavani-8 Diejenigen, die einen unterscheidenden Intellekt (Bhed Buddhi) haben, finden es sehr schwierig, das zu verstehen! Obwohl sie viele sind, sind sie eins; das ist wert, verstanden zu werden, und es ist] auch etwas sehr subtiles! Wenn sie dort druben alle zu Einem verschmelzen wurden, was hat man dann davon? Auch ich habe das Gleiche gehort, als ich jung war, dass ein Licht (Deevo) mit einem anderen verschmilzt, um zu Einem zu werden. Aber inwiefern hat mir das geholfen? Du mochtest die Gluckseligkeit der Befreiung (Moksha); welche Art von Gluckseligkeit wurdest du erlangen, wenn alle zu Einem werden? Wenn du eins mit Gott (Bhagwan) wirst, was ist dann von dir ubrig? Und im Ubrigen sind sie alle Gott (Bhagwan). Ramchandrajiso ist nach Moksha gegangen, und genau jetzt geniesst er die Gluckseligkeit der Befreiung (Moksha). Wohingegen wir hier sind, und somit mussen wir die Probleme, die wir hier haben, durchstehen. Auch im weltlichen Leben (Sansar), auch im Universum, gibt es nicht nur eine Seele (Atma). Es gibt unzahlige Lebewesen (Jiva), aber sie alle haben eine ihnen innewohnende Natur (Swabhaav). In ihren innewohnenden Eigenschaften oder Merkmalen (Gunadharma) gibt es niemals irgendeine Veranderung. Es wird wissenschaftlich sein mussen Fragender: Aber was ich glaube, ist, dass es ausser dem Element der Absoluten Seele (Paramatma Tattva) nichts anderes gibt. Und dass das, was wir Selbst, Seele (Atma) nennen, nichts anderes ist als eine Manifestation der Absoluten Seele (Paramatma). Dadashri: Du kannst das glauben, aber erleidest du nicht gleichzeitig auch Unglucklichsein und Schmerz (Dukh)? Wenn also das Selbst (Atma) die Manifestation der Absoluten Seele (Paramatma) ware, wurdest du dann Unglucklichsein erfahren? Fragender: Ja, ich habe Unglucklichsein (Dukh) erlebt. Dadashri: Da du ja Unglucklichsein erfahrst, wirst du an alle Zahlen glauben mussen, von eins bis hundert. Und 50 Shrimad Rajchandra, Gnani Purush in Gujarat, 1867-1901
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________________ Aptavani-8 185 wenn du kein Unglucklichsein (Dukh) erlebst, dann ist es in Ordnung, wenn du nicht an sie glaubst. Andernfalls wirst du an alle Zahlen glauben mussen, von eins bis hundert: funfundvierzig, dann sollte sechsundvierzig folgen, und auf sechsundvierzig sollte siebenundvierzig folgen. Alles muss systematisch sein. Keine Unkorrektheit und keine Unstimmigkeiten. Das mag uberall sonst funktionieren, aber in der Wissenschaft funktioniert Unkorrektheit nicht! Fragender: Bedeutet das also, dass das Selbst (Atma) jetzt ein separates Element ist, da es sich von der Absoluten Seele (Paramatma) getrennt hat? Dadashri: Nein, nicht getrennt. Das Selbst (Atma) ist an sich die Absolute Seele, und auch die verkorperte Seele (Jivatma) ist die Absolute Seele (Paramatma). Der Unterschied liegt einzig im Verstehen. Wenn jemand zu Hause ist, sagen die Leute: ,,Er ist der Ehemann dieser Frau." Und wenn er ins Geschaft geht, sagen sie: ,,Er ist der Boss." Und wenn er vor Gericht geht, sagen sie: ,,Er ist der Anwalt." Aber an sich ist er ein und dieselbe Person. Daher ist es dieselbe verkorperte Seele (Jivatma), dieselbe Seele im Zwischenzustand (Antaratma), und dieselbe Absolute Seele (Paramatma)! Und jeder wird ein Adjektiv zugeschrieben, entsprechend der Arbeit, die sie verrichtet. Es gibt kein Verschmelzen der Seelen Fragender: Dann ist es also wahr, dass das Selbst (Atma) wirklich mit der Absoluten Seele (Paramatma) verschmilzt, wenn nicht in einem Leben (Avatar), dann vielleicht im nachsten Leben (Avatar), oder auch im dritten? Dadashri: Nein, nein! Dort druben gibt es kein Verschmelzen. Das Selbst (Atma) an sich ist die Absolute Seele (Paramatma). ,,Ich bin Chandubhai" ist das Bewusstsein, das du derzeit hast. Und wenn du das Gewahrsein hast: ,,Ich bin das Selbst (Atma)", dann wirst du das Gewahrsein der Absoluten Seele haben. Dieses Selbst (Atma) an sich ist die Absolute Seele. Auch dein Selbst (Atma) ist die Absolute Seele, und sein Selbst (Atma) ist auch die Absolute Seele (Paramatma). Aber das ganze Konzept des Verschmelzens, woruber die Leute geschrieben haben, hat bloss das Denken der Menschen ruiniert. Wie soll es ein Verschmelzen des
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________________ 186 Aptavani-8 Selbst (Atma) geben? Es ist das gleiche Selbst (Atma), aber sie sind sich dessen noch nicht gewahr. Im Augenblick bist du dir des Selbst (Atma) nicht gewahr. Du hast nicht das Gewahrsein des Selbst (Atma). Im Moment hast du das Bewusstsein ,,Ich bin Chandubhai". Du hast das Bewusstsein ,,Ich bin Desai". Das Gewahrsein ,,Ich bin das Selbst (Atma)" jedoch hast du nicht! Sie alle (die Mahatmas51) sehen das Selbst (Atma), das in dir wohnt, und das an sich ist die Absolute Seele (Paramatma). Wenn da irgendein Verschmelzen passieren wurde, wurde man auch nicht die Absolute Seele sehen! Sogar in einer Ziege kann man die Absolute Seele sehen! Die ganze Absolute Seele (Paramatma) befindet sich im Innern einer Ziege. Selbst in einem Esel sitzt die Absolute Seele. Es gibt also nicht so etwas wie Verschmelzen. Du solltest alles, was du bisher (daruber] gelesen hast, zur Seite legen. Wenn man daraus [aus der Sahne] keine Butter gewinnen kann, obwohl man sie buttert, wozu ist sie dann gut? Werde sie einfach los, schutte sie aus. Daruber hinaus wurde all die Bemuhung, die da hineingesteckt wurde, verschwendet und hat den Kopf mit der Arroganz von: ,,Ich weiss etwas!" verklumpt. Hallo, was wisst ihr? All das gnadenlose Stolpern und Straucheln hat seinen Tribut von dir gefordert! Wird sich ein Mensch nicht ausgebremst fuhlen, wenn er solche Niederlagen einsteckt? Und wer weiss, was er uber sich selber denkt! Fragender: Aber es wurde gesagt, dass jede Seele (Atma) ein getrennter Teil der einen Seele (Atma) ist. Sie ist ein getrennter Teil des Absoluten (Brahma), dann geht sie wieder in ihm auf. Dadashri: Wer hat dir das gesagt? Fragender: Ich habe gelesen, dass jede Seele (Atma) in das Absolute (Brahma) hinein verschmilzt. Wenn das Selbst (Atma) den absoluten Zustand erlangt, geht es im Absoluten (Brahma) auf. 51 Die das Selbst durch das Gnan Vidhi erlangt haben
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________________ Aptavani-8 187 Dadashri: Was bleibt dann fur dich ubrig? Fragender: Wir werden eins mit dem Absoluten (Brahma)! Dadashri: Aber was hast du davon? Fragender: Ich mochte den Zustand von Ich' und meins' loswerden, der zum Ego gehort (Apnapanu), und den Zustand von Gott (Ishwarpanu) erlangen. Dadashri: Ja, aber wie willst du davon profitieren, ein integrierter Teil von Gott (Ishwar) zu werden? Stattdessen hast du deine eigene unabhangige Identitat, und im Augenblick bekommst du deine Sussigkeiten (Laadva) und Krapfen (Bhajiya) und all das. Geht es nicht nur darum, ein paar Beleidigungen einzustecken? Welche anderen Probleme hast du? Was sagen die Menschen hier ausserdem? Sie sagen: ,,Wir wollen nur nach Moksha (endgultige Befreiung) gehen, wenn es dort mehr Gluck (Sukh) gibt als hier. Aber wenn wir dort druben verschmelzen mussen, wollen wir nicht hingehen." Wenn Licht sich mit Licht vereinigt, was bleibt dann von dir ubrig? Fragender: Aber diejenigen, die sagen: ,,Ich bin das Absolute (Aham Brahmasmi)", reden von dem Aufgehen im Licht; sie behaupten, dass Moksha bedeutet, im Licht aufzugehen. Ist beides dasselbe? Dadashri: Was sie fur endgultige Befreiung (Moksha) halten: dass endgultige Befreiung bedeutet, im Licht aufzugehen - ist nicht das richtige Moksha. Das Moksha, von dem diejenigen gesprochen haben, die keine Anhaftung und Abscheu mehr haben (die Vitarags), ist, dass man am Aufenthaltsort der Befreiten Seelen (Siddha Gati) seine Eigenstandigkeit und seine eigene Unabhangigkeit erlebt - das ist das Richtige! Wenn wir die Erfahrung von Separat-Sein und Unabhangigkeit nicht haben, und wir in der endgultigen Befreiung (Moksha) verschmelzen und eins werden mussen, dann macht dieses Moksha keinen Sinn, es ware bedeutungslos. Demnach sind all dies gedankenlose Vorstellungen.
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________________ 188 Aptavani-8 Bestandiges Versunkensein in die ewige Gluckseligkeit, das ist Moksha! Fragender: Was haltst du, nach deiner Einschatzung, fur Moksha (endgultige Befreiung)? Dadashri: Moksha bedeutet: kein Chef, kein Untergebener, und dass man permanent im eigenen naturlichen Zustand von Gluckseligkeit verbleibt. Und man geniesst die eigene Gluckseligkeit, selbststandig, unabhangig. Jede Befreite Seele (Siddha) befindet sich in ihrem eigenen Zustand. Fragender: Und verhalten sich diese vielen Befreiten Seelen (Siddha Atma) dort druben auf ihre eigene unterschiedliche Art und Weise? Dadashri: Nein, nicht auf unterschiedliche Weise. Sie alle haben die gleiche Natur (Swabhaav), die nur von einer Art ist. Sie haben Wissen ( Gnan), Sehen (Darshan) und Gluckseligkeit (Sukh). Sie haben kein Verhalten (Charitra). Wenn es hier einen Tirthankara Bhagwan52 gabe, besasse Er Wissen, Sehen und Verhalten (Gnan, Darshan und Charitra), ebenso wie einen Korper. Die Befreiten Seelen (Siddhas) dort druben weisen kein Verhalten (Charitra) auf. Dort druben befinden sie sich stets in ihrer eigenen, naturlichen Gluckseligkeit! Dort druben gibt es also kein Verschmelzen. Du kannst dort ganz unabhangig deine eigene Gluckseligkeit geniessen. Am Aufenthaltsort der Befreiten Seelen (Siddha Gati) existieren all die Befreiten Seelen (Siddhas) in unabhangiger Weise. Und sie alle erleben ihre eigene Gluckseligkeit. Sie erleben bestandige, absolute Gluckseligkeit (Parmanand). Wenn jemals auch nur der Wert einer einzigen Minute ihrer Gluckseligkeit (Sukh) auf die Erde herunterfallen oder irgendwie herabgleiten wurde, wurde die gesamte Welt fur Tausende von Jahren Gluckseligkeit (Anand) erfahren. Solcher Gluckseligkeit erfreuen sie sich dort. Und das ist die Art von Gluck (Sukh), worum diese Menschen ringen, es zu finden. Deine eigene Gluckseligkeit (Sukh) ist genauso. Was mich betrifft, kann ich, basierend auf der Gluckseligkeit, die ich trotz des Hindernisses dieses Korpers erfahre, sagen: 52 Ein vollstandig Befreiter, der Tausende und Abertausende befreit
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________________ Aptavani-8 189 Wenn der Korper kein Hindernis ware, welche Art von Gluckseligkeit (Sukh) gabe es da! Ihr sitzt bei mir, und sogar dann erlebt ihr alle die Freude und Gluckseligkeit (Sukh)! Das ist meine Gluckseligkeit, die uberfliesst, und du bekommst eine Kostprobe davon! Fragender: Wie konnen wir ohne einen physischen Korper Gluckseligkeit (Sukh) erfahren? Dadashri: Wenn du versuchst, uber Gluckseligkeit ohne einen physischen Korper nachzusinnen, ist dein Korper bei dir. Also wird die Gluckseligkeit, uber die du nachsinnst, nicht so sein wie diese andere. Daraus kann man schliessen, dass wenn hier so viel Gluckseligkeit (Sukh) ist, welche Art von Gluckseligkeit mag dann dort druben sein?! Die Erfahrung der Gluckseligkeit des Selbst am Ort der Befreiten Seelen (Siddha Gati) Fragender: Diejenigen, die im Reich der Befreiten Seelen (Siddha Ghati) sind, die nach Moksha (zur endgultigen Befreiung) gegangen sind, und die Gluckseligkeit ohne einen Korper erleben - wer erlebt diese Gluckseligkeit? Dadashri: Das Selbst erlebt die Gluckseligkeit des Selbst. Sie erleben ihre eigene bestandige Gluckseligkeit, und sie sind bestandig in ihrem eigenen Bereich. Und welche Arbeit tun sie? Es ist die Arbeit zu wissen53. (Gnan Kriya) und die Arbeit zu ,sehen' (Darshan Kriya), die ununterbrochen vor sich geht. Fragender: Wozu brauchen sie dort druben diese Arbeit des , Wissens' und des , Sehens'? Dadashri: Das ist ihre Natur! Wurde dieses Licht uns nicht immerfort sehen? Wenn dieses Licht lebendig (Chetan) ware, wurde es uns dann nicht fortwahrend sehen? So fahrt dieses Selbst (Chetan) fort, zu sehen. Nun, was sehen sie von dort druben? Das Wissen und Sehen (Gnan-Darshan), uber das sie verfugen, ist ihr eigenes unendliches Wissen (Anant Gnan) und unendliches Sehen (Anant Darshan), das angewandt wird. Und das 53 ,Wissen' und , Sehen' als Eigenschaften des Selbst, nicht vergleichbar mit dem relativen Wissen und Sehen
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________________ 190 Aptavani-8 Resultat davon ist Gluckseligkeit (Anand). Die Gluckseligkeit kommt also nicht zuerst. Da ist nicht zuerst Gluckseligkeit, und dann Wissen (Gnan) und Sehen (Darshan). Wenn ihr Wissen und Sehen angewandt werden, ist die Gluckseligkeit immer da! Sie besitzen nichts anderes als Wissen und Sehen. Ihre ganze Form ist eine des Wissens (Gnan Swaroop) und Sehens (Darshan Swaroop). Wenn du also deine Hand hebst, konnen sie das sehen. Auch fur sie nimmt das Sehen zu und ab. Wenn es Nacht wird, nimmt diese Halfte ab, und die andere Halfte nimmt zu. Auf diese Weise nimmt es zu und ab. Und wenn es bei uns funf Uhr am Morgen ist, konnen sie all diese Menschen hier sehen. Aber wann kann die Zunahme wirklich gesehen werden? Um zehn, elf, zwolf Uhr, wenn all die Leute unterwegs sind, von hier nach da gehen, sehen sie all das. Alles, was sie tun mochten, ist, zu sehen' und zu , wissen'. Und sie gehen nicht zu tief da hinein, wie etwa: ,,Macht dieser Mann sich bereit zu stehlen, oder was?" Sie konnen auch sehen, wie er jemanden bestiehlt, aber sie ,sehen' und , wissen' es nur - die einzigen beiden Dinge, die sie tun! Sie sind mit keiner Sache oder keinem Thema beschaftigt. Was ist das fur eine Sache oder ein Thema? Es ware das des Stehlens. Das ist fur sie ein Thema, das zu , wissen' ist. Es hat nichts mit ihnen zu tun! Wenn ich meine Hand hebe, sehen all die Befreiten Seelen (Siddhas) es in ihrem Wissen (Gnan). Diese Befreiten Seelen , wissen' fortwahrend das zu Wissende (Gneya). Es gibt nur zwei Dinge in dieser Welt: das, was zu wissen' ist (Gneya), und das, was zu sehen' ist (Drashya). Sie (die Befreiten Seelen) , wissen' fortgesetzt die Dinge, die zu wissen sind (Gneya), und ,sehen' die Dinge, die zu sehen sind (Drashya). Und was ist das Ergebnis davon? Es ist grenzenlose Gluckseligkeit (Sukh), unendliche Gluckseligkeit. Das ist die Gluckseligkeit des Selbst (Swabhaavik). Eins in ihrer Natur, aber gesondert im Sein Nun, was fur ein Problem haben die Menschen? Ist es das, warum es dort druben nicht einfach nur eine Sache gibt? Ach! Es ist wirklich nur eine, aber inwiefern? Wenn wir hier einen Stapel von funfhunderttausend Goldbarren
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________________ Aptavani-8 191 hatten, alle aufeinandergestapelt, mussten wir nicht sagen, dass das Gold ist? Wir konnen es so bezeichnen, oder nicht? Fragender: Man kann es als Gold bezeichnen, oder man kann es auch Goldbarren nennen. Dadashri: Nein. Aber konnte man nicht einfach fragen, ob das alles Gold ist? Auch wenn es sich in Form von Goldbarren befindet, ist nicht dennoch alles Gold? Und in gleicher Weise ist die Absolute Seele (Paramatma) auch nur eine. Die Seele (Atma) ist eine, und wie Gold, hat sie nur eine Form, aber in Form von Goldbarren ist sie getrennt. Jeder Einzelne gibt seine individuelle, ihm innewohnende Natur nicht auf. Fragender: Das bedeutet also, dass eine einzelne Seele (Atma) die ganze Seele (Atma) ist? Konnen wir das sagen? Dadashri: In Bezug auf das Gold ist jede Seele (Atma) an sich Gold, aber wenn es um die Goldbarren geht, gibt jede Seele (Atma) ihren individuellen Zustand nicht auf. Fragender: Bedeutet das, dass die individuelle Seele (Atma) eines jeden letztlich nur eine ist? Dadashri:, Eine' bedeutet, dass sie von Natur (Swabhaav) aus eine ist. Es gibt keinen Unterschied in der Seele (Atma). Genau, wie es keinen Unterschied zwischen den Goldbarren gibt, da sie letztlich alle Gold sind, auf gleiche Weise gibt es keinen Unterschied in jeder Seele (Atma). Fragender: Wenn die Seele (Atma) nur eine ihr innewohnende Eigenschaft (Gunadharma) hat, warum wurden sie dann alle einzeln abgetrennt? Dadashri: Der Grund, warum sie einzeln abgetrennt wurde, liegt an der Anderung ihrer Zeit und ihres Raums! Eines jeden Zeit und Raum sind verschieden. Sitzt diese Person am gleichen Platz wie du? Wenn sie nun von dort aufsteht, und du wurdest hingehen und dich auf ihren Platz setzen, dann hattest du den gleichen Platz, aber dann hatte sich die Zeit verandert. Die Welt ist also wie ein fliessender Strom. Diese Welt ist nicht still, sondern fliessend, in Form des weltlichen
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________________ 192 Aptavani-8 Lebens (Sansar). Weltliches Leben (Sansar) bedeutet, sich zu entwickeln (Samsaran), sich standig zu verandern und nicht einmal fur einen Moment stillzustehen! Wie wenn eine Armee von zweihunderttausend Mannern vorbeimarschieren wurde. Da waren Reihen von funf, zehn oder funfzehn, und waren sie nicht alle in einer Linie aufgestellt? Und warst du nicht in der Lage, alles zu sehen, wahrend sie vorbeiziehen? So sehen die Gnanis die Welt vorbeiziehen. Wenn sich die Augen des Wissens (Gnan) offnen, sehen sie immerfort die Welt, wie sie fliesst. Und weil sie fliesst, nimmt niemand den Platz ein, den du einnimmst, und wenn jemand kommt und deinen Platz einnimmt, dann andert sich die Zeit. Kannst du das verstehen? Folglich sind dieser Korper (Deha), diese Gestalt (Aakar), gutes Karma (Punya) und schlechtes Karma (Paap) alle separat voneinander. Aber als das Selbst sind sie alle von einer Natur. Die Seele kann nicht geteilt werden Fragender: Konnen wir also wirklich sagen, dass alle Seelen (Atmas) ein Bruchteil von nur einer Seele (Atma) sind? Dadashri: Nein, nein! All die Seelen (Atmas) konnen nicht Teil von nur einer Seele (Atma) sein. Alles, was immer es ist, alles, was eine Form hat (Roop), wird immer Teile haben. Alles jedoch, was ohne Form ist (Aroopi), hat keine Teile. Das Formlose (Aroopi) besteht nur in der Form von einem. Wenn es in Teile zerlegt werden oder in Stucke gebrochen und zerteilt werden konnte, wurde es nie mehr ganz werden. Die Seele (Atma, das Selbst) besteht also in Form von Vollstandigkeit. Fragender: Bin ich also im Innern die vollstandige Reine Seele (Shuddhatma)? Dadashri: Du bist vollstandig, du bist das Ganze! Fragender: Die Seele (Atma) kann also nicht zerteilt werden? Dadashri: Die Seele (Atma) an sich ist die Absolute Seele (Paramatma), und sie besteht in elementarer Form (Vastu Swaroop). Deshalb kann nicht ein einziges Stuck von ihr abgetrennt werden, sie ist vollkommen heil. Eine Aufteilung wurde eine Portion erschaffen, und sie wurde das Element
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________________ Aptavani-8 193 (Vastu) zerstoren, aber so ist das nicht. Die Seele (Atma, das Selbst) kann nicht geteilt werden. Fragender: Die Lebensformen (Jivas), die man als Amoben bezeichnet, vermehren sich systematisch durch Teilung, von einer in zwei, und von zwei in vier. Deshalb habe ich gefragt, ob sich die Seele (Atma) teilt. Dadashri: Das ist wahr. Aber das Selbst (Atma) durchlauft keine Teilung. Es ist der Korper, der der Teilung unterzogen wird. Es gibt unzahlige Lebensformen (Jivas) im Korper, und sie haben ihre eigenen Teilungen. In einer einzigen Kartoffel sind viele, viele Lebensformen (Jivas). Wenn du sie zerschneidest, konntest du dieses kleine Stuck einpflanzen, und sogar das wurde wachsen. Und es gibt so viele andere Dinge, die nicht wachsen wurden, wenn du sie zerschneidest! Alles, was du zerschneidest und das wachst, wenn du es einpflanzt, hat zahlreiche Wesenheiten (Jivas) in sich. Pflanzen mit milchigen Sekreten und Sukkulenten wie Kakteen, wachsen, wenn du ein kleines Segment einpflanzen wurdest. Sie enthalten die meisten Lebewesen (Jivas), die weiterwuchern. Fragender: Was ist dann der Unterschied zwischen dem, was man als subtiles Selbst (Sookshma Atma) bezeichnet, und dem groben 54 Selbst (Shtool Atma)? Dadashri: Es gibt bei der Seele (Atma) keine Aufteilung in subtiles Selbst (Sookshma Atma) oder grobes Selbst (Shtool Atma) oder etwas Derartiges. Nichtsdestotrotz gehen die Leute herum und sagen ,grobes Selbst', ,subtiles Selbst' und all das. All das ist das vergangliche oder zerstorbare Selbst (Vinashi Atma). Und das, was die wirkliche, ursprungliche Seele (Atma) ist, ist ewig und unzerstorbar (Avinashi). Sie hat keinen subtilen Teil, noch hat sie einen groben Teil! Die Seele (Atma), auf die ich mich beziehe, ist eine, worin sich kein subtiler (Sookshma) Anteil und auch kein grober (Shtool) Anteil befindet. Sie ist untrennbar und unteilbar (Avibhagi-Avibhajya); das ist die Absolute Seele (Paramatma). Und du sprichst uber ein Selbst, das grob (Shtool) und subtil (Sookshma) ist, das geteilt werden kann. All dieses Grobe und Subtile ist unbestandig und 54 Grob meint physisch, sichtbar
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________________ 194 Aptavani-8 zerstorbar (Vinashi). Es ist ein mechanisches selbst. Es wird nur funktionieren, wenn du Luft in es (den Korper) hineinlasst; aber wenn du die Luft daran hinderst einzustromen, wird es umkommen. Das ursprungliche und grundlegende Selbst (Muda Atma) hingegen stirbt niemals. Wenn also das Selbst (Atma) ein Teil der Absoluten Seele (Paramatma) ware, wurde es niemals absolut werden. Und wenn es nicht absolut wird, dann kann es nicht das Selbst (Atma) sein! ,Du' bist absolut. Aber du bist dir dessen nicht gewahr. Dein Gewahrsein ist nur ein Bruchteil. , Du bist die ganze Absolute Seele. Die Absolute Seele kann niemals ein Teil sein. Du kannst keine Teilstucke aus der Absoluten Seele machen. Kann man je eine Rupie aus einer Pai-Munze machen? Verstehst du nun, dass Gott (Bhagwan) in absoluter Form existiert? Du dachtest, Gott existiere als ein Teilstuck (Ansha)? Wenn also diese Leute sagen, dass Gott als Teilstuck existiert, kann es nicht falsch sein, oder? Ist das falsch? Es ist nicht falsch, aber was passiert, wenn ein Mensch eine Arznei einnimmt, die zum Einreiben bestimmt war? Was ist die Form eines Stuckchens (Ansha Swaroop)? Es ist so, dass Gott (Bhagwan) in dir komplett und vollstandig (Sarvansha) ist. Aber entsprechend der Menge der Abdeckungen (Avaran), die zerreissen, so viel Wissen (Gnan) wird fur dich freigelegt. Der Gott (Bhagwan) im Innern jedoch ist vollstandig (Sarvansha). Und es ist in diesem Leben moglich, dass sich das vollstandige Wissen (Gnan) fur dich manifestiert. Es muss jemand aus Indien (Hindustan) sein. Das ist so, weil jemand von hier, aus Indien (Hindustan), ,voll entwickelt' (spirituell entwickelt) ist. Dieses Gnan ist fur die im Ausland nicht nutzlich, weil sie Reinkarnation (Punarjanma) nicht verstehen. Sie haben keine Verwendung fur dieses Wissen (Gnan)! Diejenigen, die Reinkarnation verstehen, verstehen die vollstandige Form Gottes! Demnach werden die Energien der Menschen in Indien (Hindustan), wenn sie von so einer Wissenschaft horen, erwachen. Ansonsten glauben die Menschen in ihren Kopfen: ,,Was werden wir jemals tun konnen? Wir sind ein Teilstuck (Ansha) Gottes!" Das wurde den Menschen zu sagen
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________________ Aptavani-8 195 beigebracht: ,,Wir sind ein Teilstuck Gottes!" Nun, welches Wissen diese Menschen sich auch immer aneignen, welches Verstandnis sie empfangen, und nach welchem Wissen sie auch leben mogen, das ist genau das Wissen, das sehr abhangige Wissen, das darauf beruht: ,,Ich bin ein Teilstuck von Gott." Wann wirst du je vollstandig (Sarvansha) werden? Das wird dich nirgendwohin bringen. Du bist kein Teilstuck von Gott. Was ein Bruchteil ist, hat nicht die Energie (Shakti), vollstandig zu werden. Ein Teil oder ein Bruchteil (Ansha) wird immer in Form eines Bruchteils bleiben. Und das Vollstandige (Sarvansha) wird nie in Form eines Bruchteils bestehen! Das Vollstandige (Sarvansha) wird immer vollstandig bleiben. Man sagt vielleicht: ,,Warum hat sich so viel Unwissenheit verbreitet? Warum glauben sie, dass dies die Form Gottes (Swaroop) ist?" An dieser Stelle erlautert der Gnani Purush, dass Gott im Innern vollstandig (Sarvansha) ist, dass ein Teil seiner Form entschleiert worden ist, und in dem Masse profitiert er. Aber das eigene Selbst ist in Wirklichkeit vollstandig. Hast du das verstanden? Wenn du sagst: ,,Ich bin ein Teilstuck Gottes", wohin bringt dich das? Als ich Leuten begegnete, die mir davon erzahlten, ein Bruchteil Gottes zu sein, dachte ich bei mir: ,,Was fur eine Sache ist das!" Als ich klein war, bin ich denjenigen begegnet, die behaupteten: ,,Wir sind ein Teilstuck von Gott (Ansha Swaroop)!" Da wurde ich argerlich und dachte: ,,Du magst vielleicht ein Bruchteil sein, aber warum sollte ich ein Bruchteil sein?" Er ist das Teilstuck (Ansha Swaroop)! Abgesehen davon kann ein Pai55 (Penny) niemals zu einer Rupie (Dollar) werden. Wenn ein Pai fur Tausende von Jahren herumliegen wurde, wurde er je zu einer Rupie werden? Folglich muss man das verstehen! Das wahre Verstandnis des Allgegenwartigen Fragender: Die Seele (Atma) ist vollstandig (Sarvansha), ist sie demnach auch omniprasent, allgegenwartig (Sarvavyapi)? Dadashri: Nein. Die Seele (Atma) ist im relativen Sinne allgegenwartig. Das ist jedoch nicht immer so. Ist die Omniprasenz, auf die du dich beziehst, aus der 55 Die Pai-Munze (auch Pie) war bis Mitte des 20. Jh. die kleinste indische Munze, 1/3 Paisa (Pice) und 1/192 Rupie.
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________________ 196 Aptavani-8 unabhangigen Perspektive (Nirpeksha) oder aus der abhangigen Perspektive (Sapeksha)? Fragender: Im wirklichen Sinne. Dadashri: Erleuchtet dieses Licht den ganzen Raum oder nicht? Fragender: Ja, das tut es. Dadashri: Und was ware, wenn du es mit Papier oder etwas anderem abdecken wurdest? Fragender: Dann wurde es dunkel werden. Dadashri: Dann wurdest du hier kein Licht sehen, oder? Fragender: Nein. Dadashri: Ware es demnach zu diesem Zeitpunkt allgegenwartig (Sarvavyapi)? Fragender: In dem Moment empfinden wir die Illusion (Bhranti), aber nichtsdestotrotz ist das Licht immer noch uberall (Sarvavyapi)! Dadashri: Nein, so ist es nicht. Die Menschen haben die Bedeutung von Omniprasenz (Sarvavyapi) fehlinterpretiert und sie im falschen Kontext verwendet. Du sagst: ,,Die Seele ist allgegenwartig", aber dein Verstandnis ist falsch. Ich werde dir die Bedeutung von Omniprasenz (Sarvavyapi) erlautern. Im allerletzten Leben (Geburt, Avatar), wenn es den letzten Korper (Charam Deha) gibt, wird die Seele (Atma) vollstandig freigelegt. Und zu diesem Zeitpunkt ist die Seele (Atma) im gesamten Universum omniprasent (Sarvavyapi). Das ist jedoch nicht fur alle Seelen (Atmas) der Fall. Nur diejenige Seele (Atma) wird allgegenwartig, die auf die endgultige Befreiung (Moksha) zusteuert, und die vollig frei von Schleiern (Niravaran) geworden ist. Aber nicht all diese anderen Seelen, hast du das verstanden? Fragender: Ist die Seele (Atma) an sich als das Selbst (Chetan) allgegenwartig? Dadashri: Nein, sie ist als das Selbst (Chetan) nicht
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________________ Aptavani-8 197 allgegenwartig; ihre inharente Natur (Swabhaav) ist allgegenwartig (Sarvavyapi). Im letzten Leben (Avatar), wenn sie den letzten Korper (Charam Sharira) hat, dann breitet sich ihr Licht im gesamten Universum aus. Deshalb ist das eine abhangige Sache (Sapeksha). Es ist nicht fur jeden so. Ausserdem sterben die Menschen immerzu, oder nicht? Gibt es nicht jeden Tag Beerdigungen? Daher wird gesagt, dass die Seele (Atma) alldurchdringend und allgegenwartig (Sarvayapak) ist. Aber aufgrund ihres Lichts ist sie allgegenwartig. Sie ist durch ihre Erleuchtung allgegenwartig; sie selbst ist nicht uberall. Folglich ist es das Licht der Seele (Atma), das allgegenwartig (Sarvayapak) ist. Und dieses Licht erleuchtet andere Dinge. Gibt es in dieser Welt nicht beides, das zu Wissende (Gneya, Objekte, die es zu wissen gilt) und den Wissenden (Gnata)? Oder gibt es nur den Wissenden (Gnata)? Fragender: Es gibt beides, den Wissenden (Gnata) und das zu Wissende (Gneya). Dadashri: Hast du also akzeptiert, was ich gesagt habe? Gibt es gleichermassen nicht beides, das Objekt, das es zu sehen' gilt (Drashya) und den Sehenden (Drashta)? Es gibt beides, die Objekte, die es zu sehen' gilt (Gneya), und den Wissenden ( Gnata), und das Objekt, was es zu ,sehen' gilt (Drashya), und den Sehenden (Drashta). Alles, ausser der Seele (Atma), ist zu sehen' (Drashya) und zu wissen' (Gneya). Das Licht der Seele (Atma) ist nun derart, dass seine Erleuchtung uberall hinreicht, wo es etwas zu , wissen' (Gneya) und etwas zu sehen' (Drashya) gibt. Wenn du beispielsweise ein Licht in diesen Topf stellen und einen Deckel darauflegen wurdest, wurde kein Licht nach aussen dringen; es wurde nur das Innere des Topfes beleuchten. Wenn du dann den Topf zerbrichst, wie weit wird das Licht dann reichen? Das Licht wird sich ausbreiten, in welches Behaltnis auch immer es gestellt wurde, und egal, in welchen Raum es platziert wurde. Genauso kann das Selbst (Atma), wenn es frei von
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________________ 198 Aptavani-8 Abdeckungen (Niravaran) wird, alle Bereiche des Universums und daruber hinaus (Lok-Alok) durchdringen. Aber das Selbst (Atma) gibt nur genugend Licht, um die Welten und die Ebenen der Existenz zu erleuchten (Lok). Es gibt im Raum jenseits der Welt, dem grenzenlosen Raum (Alok), nichts zu erkennen (Gneya). Folglich geht das Licht der Seele (Atma), das von dem Wissenden (Gnata), nicht dorthin. Es gibt Lok (Welten, Ebenen von Existenz), und darum wird der andere Teil Alok genannt (der Raum jenseits der Welt, grenzenloser Raum). Im Raum jenseits der Welt (Alok) gibt es uberhaupt keine Objekte, die zu , wissen sind (Gneya). Dort ist nur Raum (Aakash). Und weil es dort kein Objekt gibt, das zu , wissen' ist, kann das Licht des Selbst (Atma) dort nichts erleuchten. Und darum kann es das gesamte Universum (Lok) erleuchten. Und das schliesst jede Seele (Atma) mit ein, vorausgesetzt, dass die Abdeckungen zerstort sind! Genau, wie wenn du ein Licht in einen Topf stellst, und du stichst soundso viele Locher hinein, so viel Licht wurde sukzessive herauskommen. Gleichermassen kommt das Licht des Selbst (Atma) durch die funf Sinne heraus. Nun, im ganzen und vollstandigen (Purna) Zustand, wenn der Korper verschwindet, breitet sich sein Licht im gesamten Universum aus. Das ist seine Natur (Swabhaav). Derzeit ist es [das Selbst] im Korper. Folglich musst du zuerst das Wissen vom Selbst kennen. Sobald du es kennst, bedeutet das, dass die Unwissenheit uber der Seele aufgehoben wird. Danach wird sich all das Karma von alleine wegbewegen, und die Dinge werden allmahlich klarer fur dich. Es gibt unzahlige Bereiche (Pradesh) auf der Seele (Atma), die mit Schleiern und Schichten von Karma bedeckt sind. Wahrend das Karma allmahlich beginnt, sich zu entladen, beginnen die Schleier abzufallen. Das Selbst (Atma) fullt den Raum aus, in dem es sich befindet Folglich ist die Bedeutung von Omniprasenz (Sarvavyapak) eine andere. Es ist nicht so, wie diese Leute es verstehen. Die Bedeutung von Omniprasenz ware wie bei dieser Gluhlampe. Es ist die einzige Gluhlampe, es gibt keine Gluhlampen irgendwo im Zimmer. Nur ihr Licht erfullt den Raum. So hat eine einzige Seele (Atma) die Energie (Shakti), das gesamte Universum zu erleuchten. Nachdem
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________________ Aptavani-8 199 man die Reine Seele (Shuddhatma) geworden ist, wird das restliche Karma vollstandig entladen, und wenn sie frei von Karma wird, hat sie die Energie, das gesamte Universum zu erleuchten. Aber die Art, wie die Leute es verstanden haben, ist, dass das Selbst (Atma) in allem ist, dass das Selbst (Atma) in diesem und das Selbst (Atma) in jenem ist. Sie haben es falsch verstanden. Was passiert, wenn du die Arznei trinkst, anstatt sie aufzutragen? Dann ist weder die aussere Krankheit geheilt, noch ist die Krankheit im Innern geheilt! Wenn man also sagt: ,,Dieses Licht ist uberall", dann bedeutet das, dass die Gluhlampe an einem Ort ist, und ihr Licht sich im ganzen Raum ausbreitet. Wenn du diese Gluhbirne nimmst, und sie in einen Topf steckst und mit einem Deckel abdeckst, konntest du dann ihr Licht uberall sehen? Fragender: Nein, man konnte es nicht sehen. Dadashri: Demzufolge ergiesst sich das Licht des Erleuchtenden (Pramaata, engl.: Illuminator) entsprechend dem Gefass (Prameya, umgebender Raum), in dem es sich befindet. Das Gefass (Prameya) ist etwa so gross. Wenn du eine Gluhbirne in den Topf legst, wird die Lichtmenge nur den Topf ausfullen. Dann wurdest du ihr Licht nirgendwo im Aussen sehen. Wenn das Universum das Gefass (Prameya) ist, dann ist die Absolute Seele (Paramatma) das Erleuchtende (das Illuminierende, Pramaata)! Fragender: Ich habe irgendwo gelesen, dass man eine lange spirituelle Diskussion (Satsang) mit einem Gnani Purush haben sollte, um die Bedeutung von Pramaata, Praman und Prameya zu verstehen. Wurdest du sie also erklaren? Dadashri: Ja. Prameya (der enthaltende Raum, Behaltnis, Gefass) bedeutet: Dieser Korper wird als Gefass (Prameya) erachtet, und auch dieses Universum wird als ,Gefass' (Prameya) betrachtet. Die Seele (Atma) selbst ist das Erleuchtende (Pramaata, das Illuminierende). Im Moment ist die Seele (Atma) im Korper; wie ware also im Augenblick die Ausdehnung des Lichts der Seele? Wie ware ihre Ausdehnung? Sie ist auf den Korper begrenzt. Wenn
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________________ 200 Aptavani-8 nun das Selbst (Atma) uber vollstandiges Wissen (Gnan) verfugt und vom Korper frei wird, wie weit wurde sich dann das Licht ausdehnen? Das Licht wird das gesamte Gefass (Prameya) erleuchten, das gesamte Universum. Die Lichtquelle (Pramaata) wird den Raum des Gefasses (Prameya) einnehmen. Das Licht wird den Raum des Gefasses einnehmen, in dem es sich befindet! Wenn also das Selbst Absolutes Wissen (Keval Gnan) erlangt, wenn das Selbst (Atma) frei vom Korper wird, dann wird sich dieses Erleuchtende (Pramaata) im gesamten Gefass (Prameya) ausbreiten. Das Licht des Selbst (Atma) wird sich uber das gesamte Universum ausbreiten. Wie ist sein Ausmass zurzeit? Man wurde dann sagen: ,,Nur im Umfang des Korpers." Wenn du ein Licht in einen Topf stellst, wird es sehr intensiv sein, und wenn der Topf zerbricht, wird das Licht den Raum durchfluten, und seine Intensitat wird abnehmen. Demzufolge wird das Licht weniger intensiv, je weiter es sich ausbreitet. Das ist so, weil es ein physikalisches (Paudgalik) Licht ist. Wohingegen das Licht des Selbst (Atma) niemals an Intensitat verliert, ganz egal, wie weit es sich verbreitet. Selbst wenn es sich im gesamten Universum verbreitet, es bleibt immer das gleiche. Allgegenwartig vom relativen Standpunkt aus Daher ist die Seele (Atma) allgegenwartig (Sarvavyapak), und solche Aussagen sind relativ (Sapeksha). Allerdings haben die Menschen sie als reale Tatsache (Nirpeksha) wortlich genommen, und die Uberzeugung wurde falsch ausgelegt. Was zum Einreiben gedacht ist, trinken sie stattdessen. Das ist relativ (Sapeksha); was bedeutet das also? Es bedeutet, dass die Seele (Atma) nicht allgegenwartig (Sarvavyapak) wird, wenn alle Menschen sterben. Wenn diejenigen, die Absolutes Wissen haben (Kevalis), und die Tirthankaras das Nirvana (Moksha, endgultige Befreiung) erlangen, erleuchtet ihre erloste Seele (Atma) das gesamte Universum. Sie wird omniprasent (Sarvavyapak). Aus dieser Perspektive, aus der relativen (Sapeksha) Perspektive, ist das Selbst (Atma) allgegenwartig (Sarvavyapak). Es ist nicht immer allgegenwartig. In dieser Angelegenheit gehen die Leute umher und nennen es allgegenwartig, allgegenwartig, allgegenwartig. Trotzdem
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________________ Aptavani-8 201 wird das Licht des Selbst (Atma) nicht nach aussen dringen, solange die Menschen in Unwissenheit (Agnan) sind. Erst wenn das Wissen (Gnan) vollstandig wird, verbreitet sich das Licht im gesamten Universum. Dein eigenes Selbst (Atma) ist so, ausser dass es mit Schichten (von Karma) bedeckt ist. Wenn das Selbst (Atma) nach Moksha geht (zur endgultigen Befreiung), erleuchtet sein umfassendes Licht das gesamte Universum. Das allgegenwartige Licht breitet sich uberall im Universum aus. Aus dieser Perspektive ist es allgegenwartig. Den Gott (Bhagwan) jedoch, den du ansonsten siehst, ist das, was du durch die gottliche Sicht (Divya Chakshu) siehst. Und auch den wirst du nur sehen, wenn sich vor dir ein Geschopf (Kreatur) befindet. Wenn jedoch Erschaffenes (Kreiertes) beteiligt ist, warest du nicht in der Lage, ihn zu sehen. Daraus folgt:,,Gott ist in jeder Kreatur, ob sichtbar oder unsichtbar, [aber] nicht in Erschaffenem (Kreiertem)!" In dieser Maschine ist kein Gott. Aber so viel ist hangen geblieben: ,,,Gott ist uberall", an jedem Ort. Gibt es uberall in der Welt das Selbst (Atma)? Das gesamte Universum ist vollgepackt mit Geschopfen, Lebewesen (Jivas), und innerhalb dieser Lebewesen ist eine Seele (Chetan). Ja, und es gibt zwei Komponenten in diesen Lebewesen (Jivas): das Nicht-Lebendige (Jada) und das ewige Element, die Seele (Chetan). Und das ewige Element (Chetan) ist rein (Shuddha Chetan), was an sich das Selbst (Atma) ist, die Absolute Seele (Paramatma) an sich. Fragender: Gibt es also nirgendwo etwas anderes, ausser dem Selbst (Atma)? Dadashri: Nein. Das Selbst (Atma) ist nicht allein. In jedem Lebewesen (Jiva) gibt es das Nicht-Selbst (Anatma), und es gibt auch das Selbst (Atma). Und die Bedeutung von Allgegenwartigkeit (Sarvavyapi) ist eine andere, aber sie haben es nicht verstanden, und davon lassen sie sich leiten. Wenn es [das Selbst] in dieser Art allgegenwartig (Sarvavyapi) ware, wo wurden sie dann hingehen, um den Darm zu entleeren? Halten sie fur gewohnlich im Haus nicht die Toilette und die Kuche voneinander getrennt? Wenn Gott uberall ware, welches Holz wurdest du dann verbrennen, und welches Holz wurdest du nicht verbrennen? Musstest
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________________ 202 Aptavani-8 du nicht nach deinem eigenen Ermessen handeln? Lord Krishna hat uns von beidem erzahlt, dem Nicht-Lebendigen (Jada) und dem Lebendigen (Chetan): Atma und Anatma. Das Lebendige (Chetan) und das Nicht-Lebendige (Jada) sind zwei ganzlich verschiedene Dinge. Du kannst alles benutzen, was nicht lebendig ist (Jada), wenn du jedoch etwas Lebendiges (Chetan) verletzt, begehst du eine Sunde (Paap). In einem Baum ist Leben, eine Seele (Chetan). Wenn du ihn fallst oder verbrennst, ladst du Sunde (Paap) auf dich. Und wenn du irgendein Stuck Holz findest, das einfach nur herumliegt, und du es verbrennst, dann macht das nichts aus. Das ist so, weil keine Seele, kein Leben (Chetan) darin ist. Ursprungliche Offenbarung durch die exakte Sicht Daher hat uns Lord Krishna den klaren Unterschied davon vermittelt, dass es zweierlei gibt: das Selbst (Atma) und das Nicht-Selbst (Anatma). Wenn du vom Nicht-Lebendigen (Jada) glaubst, es sei die Seele (Atma), was wird dann aus dem Selbst (Atma) werden? Wenn es uberall nur Weizen gibt, warum solltest du dann die Steinchen aussortieren? Wenn Weizen und Splitt zusammengemischt sind, und man dir sagt, dass es nur Weizen ist, warum sollte man sie voneinander trennen mussen? Wenn du zum Lebensmittelhandler gehst, um Weizen zu kaufen, wonach wurdest du den Handler fragen? Wurdest du zu ihm sagen: ,,Gib mir etwas Splitt", oder wurdest du sagen: ,,Gib mir etwas Weizen"? Fragender: Ich musste ihm einfach sagen, dass er mir etwas Weizen geben soll. Dadashri: Wurdest du ihm nicht sagen mussen, welche Weizensorte du haben mochtest? Fragender: Ja, Weizen aus Gwalior56. Dadashri: Ja. Und wenn du ihn bitten wurdest, dir Zu zeigen, wie die Weizenkorner aussehen, dann wurde er sofort den Sack aufstechen und ein paar Weizenkorner 56 Gwalior ist eine Grossstadt zwischen Mumbai und Delhi, unter anderem beruhmt fur ihren Getreidehandel.
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________________ Aptavani-8 203 herausnehmen: ,,Schau, der ganze Sack ist voll von dieser Weizensorte", wurde er sagen. Er nennt es einen Sack Weizen. Auch die Leute nennen es einen Sack Weizen. Und wenn du ihn nach Hause bringst, was wird deine Frau sagen? ,,Das muss aussortiert werden." ,,Was? Ich habe dir nur Weizen mitgebracht; was muss da entfernt werden?", sagst du. ,,Ich habe dir nur Weizen mitgebracht!" Dann wird deine Frau sagen: ,,Du hast keinen gesunden Menschenverstand! Weizenkorner und Splitt kommen immer zusammen. Man nennt es Weizen." Dann sagst du: ,,Aber auch im Laden haben sie Weizen dazu gesagt!" So spricht man in der Interaktion des weltlichen Lebens (Vyavahar). In der weltlichen Interaktion (Vyavahar) kann man es als Weizen bezeichnen, aber er ist mit Steinchen durchsetzt. Also musst du ihn nach Hause bringen und die Steinchen herauslesen. So ist die weltliche Interaktion. Die Interaktion der Welt (Vyavahar) besagt: ,,Das ist ein Sack Weizen." Vielleicht sagst du: ,,Aber schau! Da sind Steinchen drin!" Und sie werden dir entgegnen: ,,Das kannst du nicht sagen; dieser Sack enthalt nur Weizen!" Das nennt man weltliche Interaktion (Vyavahar). Du musst die weltliche Interaktion verstehen! Wenn ich in dein Haus komme und am Morgen meine Zahne putzen muss, werde ich sagen: ,,Gib mir eine Zahnburste." Was fur Dinge wurdest du dann zur Verfugung stellen? Fragender: Eine Zahnburste, Zahnpasta und all das sollte bereitgestellt werden. Dadashri: Ja, und wurdest du nicht auch einen Wasserkrug bringen, einen Hocker und all das? Fragender: Ja. Dadashri: Aber wenn ich nach einer Zahnburste frage, warum bringst du all die anderen Dinge? Ja, so sind die weltlichen Interaktionen (Vyavahar). Nur so viel wird gesagt, aber du musst alles verstehen. Deshalb musst du diese weltliche Interaktion (Vyavahar) verstehen. Was wurde er sagen, wenn du nur eine Zahnburste vor ihn hinlegst? Er wird sagen: ,,Bring mir Zahnpasta, bring mir Wasser, ich brauche dies und jenes." Und das wurde ein Problem erschaffen.
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________________ 204 Aptavani-8 Stattdessen solltest du einfach die weltliche Interaktion (Vyavahar) verstehen. Also kannst du es in der weltlichen Interaktion (Vyavahar) sicherlich Weizen nennen, aber es wird auch Splitt darin sein. Entsprechend meinen sie es in diesem Kontext, wenn sie in der weltlichen Interaktion (Vyavahar) sagen:,,Das Selbst (Atma) ist uberall." Da ist Weizen, und darin ist Splitt enthalten. Ebenso gibt es das Selbst (Atma), und damit auch das Nicht-Selbst (Anatma). Dass das Selbst (Atma) uberall ist, ist in Wirklichkeit nicht wahr. Aber wenn du das verstehen wurdest, dann wurden die Dinge ins Lot kommen. Das ist der Grund, warum die Leute das falsch verstanden haben; indem sie dachten, dass alles das Selbst (Atma) sei, dass auch in diesem Mast das Selbst (Atma) ist, dass auch in der Wand das Selbst (Atma) ist. Ihr Verstehen ist ganzlich falsch. Und folglich ist es egal, ob es Weizen oder Splitt ist. Es ist alles nur Weizen, sagen sie, und wir verneinen das nicht, weil es fur diese Handler (Geschaftsleute) alles nur Weizen ist. Aber ist es fur den, der es isst, nicht Weizen und Splitt zusammen? Was ist es fur die Geschaftsleute? Fragender: Es ist einfach nur Weizen. Dadashri: Ja, fur all die Geschaftsleute, die es gibt, ist das so. Aber auch der, der ihn isst (der Konsument), muss das verstehen! Wie wird man sonst den wirklichen Gott finden, wenn Gott uberall ist? Daher haben die Menschen nur verstanden, dass das Selbst (Atma) in allem ist. Das macht keinen Sinn!,,Alles ist Weizen", ist etwas, das ein Geschaftsmann sagen wurde. Wurde dir je irgendein Handler sagen: ,,Das ist beides, Weizen und Steinchen"? Dann wurden wir sagen:,,Nimm die Steinchen heraus." Aber der Handler wird behaupten: ,,Das ist alles Weizen." Aber fur den, der ihn essen will, ist es beides, Weizen und Steinchen. Folglich musst du entweder den Weizen erkennen, oder [du musst] die Steinchen erkennen; aber es genugt, wenn du nur eins von beiden kennst. Wenn du die Steinchen vom Weizen trennen wolltest, wurde es dann nicht reichen, nur die Steinchen zu erkennen?
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________________ Aptavani-8 205 Fragender: Wenn du die Steinchen kennst, wird der ganze Rest Weizen sein. Dadashri: Was sie also sagen, ist: ,,Wenn du eines kennst, wirst du beides kennen." Und deswegen lassen, wir dich die Reine Seele (Shuddhatma) erkennen. Und damit wirst du auch den Rest erkennen. Wie reden diese Menschen? ,,Oh, Ben57 (Schwester), hast du den Weizen schon aussortiert?" Was sie tatsachlich tut, ist, die Steinchen herauszusuchen. Nun, schau dir nur unsere Sprache an! Du gehst hin und sagst: ,,Du sagst, du nimmst den Weizen heraus, aber du nimmst die Steinchen heraus!" Und sie antwortet: ,,Nein, ich suche nur den Weizen heraus!" Trotzdem schaffen sie es immer noch, die Steinchen herauszusuchen. Warum reden die Leute so? Fragender: Sie haben einfach nicht das richtige Verstandnis! Dadashri: Das weltliche Leben (Sansar) besteht in Form von Illusion (Bhranti), also ist auch alles, was die Leute sagen, falsch! Hat das Selbst (Atma) keine Eigenschaften oder unendliche Eigenschaften? Wenn man nur die wahre Bedeutung dessen verstehen konnte, was Lord Krishna enthullt hat, konnte man ein wahrer Anhanger werden. Lord Krishna hat die gesamte Wissenschaft enthullt, und er hat gesagt, dass die vier Veden Trigunatmak sind (dass sie drei Eigenschaften haben: Sattva, Rajas und Tamas, die Qualitaten des Nicht-Selbst-Komplexes, Prakruti). Diese vier Veden sind fur die Menschen. Aber diejenigen, die endgultige Befreiung (Moksha) erlangen wollen, mussen uber die vier Veden hinausgehen und in die Gita hineinkommen. Fragender: Du hast uber die drei Eigenschaften (Trigunatmak) gesprochen, aber wird nicht gesagt, dass das Selbst (Atma) keine Eigenschaften hat (Nirguna)? 57 In Gujarati konnen Frauen mit Ben (Schwester) angesprochen werden, und Manner mit Bhai (Bruder). Es ist eine Hoflichkeitsform. Ben oder Bhai wird auch an den Namen angehangt, z.B. Deepakbhai oder Niruben.
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________________ 206 Aptavani-8 Dadashri: Diese Uberzeugung, dass das Selbst (Atma) keinerlei Eigenschaften (Gunas) besitzt, ist eine Uberzeugung, die voller Fehler ist. Sogar einem Stein fehlt es in dieser Welt nicht an Eigenschaften. Dieser Stein kann sowohl zum Bauen als auch zum Werfen verwendet (Dhekhado) werden, nicht wahr? Deshalb ist das Selbst (Atma) die Absolute Seele (Paramatma). Es besitzt viele unbegrenzte Eigenschaften (Gunas). Ich werde dir erlautern, was ,ohne Eigenschaften' (Nirguna) bedeutet. Die Autoren der Heiligen Schriften (Shastras) haben ,ohne Eigenschaften' (Nirguna) gesagt, aber die Menschen haben es in ihrer eigenen Sprache interpretiert. Wurdest du einen Nutzen daraus ziehen, wenn du es in deiner eigenen Sprache verstehst? Fragender: Nein. Dadashri: Was versuchen sie zu sagen? Dass das Selbst (Atma), in Bezug auf die Eigenschaften des Nicht-Selbst (Gunas des Prakruti), ohne Eigenschaften (Nirguna) ist. Nicht eine einzige Eigenschaft (Guna) des Nicht-Selbst-Komplexes (Prakruti) ist im Selbst (Atma) zu finden. Es hat allerdings eine Fulle seiner eigenen naturlichen Eigenschaften (Swabhaavik Gunas). Hast du das verstanden? Das Selbst (Atma) tragt in sich nicht eine einzige Eigenschaft (Guna) des Nicht-SelbstKomplexes (Prakruti), und deshalb bezeichnet man es als , ohne Eigenschaften' (Nirguna). In dieser Welt ist nichts ohne Eigenschaften Fragender: Aber man sagt: Egal, wie man Brahma58 (Atma) - den Formlosen (Nirakar), welcher ohne Eigenschaften (Nirguna) ist - verehrt, das ist die Art und Weise, wie er sich direkt vor einem zeigen wird. Das bedeutet, dass man mittels Vision einer Gestalt (Sakaar Swaroop) solch einen Darshan (Begegnung) bekommen kann. Dadashri: Es war so: Der Brahma (Atma, Selbst), der diesen Menschen gegeben wurde, ist in Wirklichkeit der Brahma einer Illusion (Bhramanaa). Das Selbst (Atma, Brahma) ist in Wirklichkeit nicht eigenschaftslos (Nirguna). Dies ist eine Illusion der Illusion (Bhramanaa noh Brahma). 58 Atma, das Selbst; Brahma ist auch der Name einer der hinduistischen Hauptgotter.
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________________ Aptavani-8 207 Das ist es, was sie wahllos, ohne zu verstehen, in ihre eigene Sprache eingehammert haben, wie es ihnen beliebte. Fragender: Aber was ist Brahma? Bitte erzahle uns das! Dadashri: Es ist das ursprungliche Element (Muda Vastu). Es ist ewig (Avinashi). Es besitzt unzahlige, grenzenlose Eigenschaften (Gunas). Ach! Indem sie es unermudlich mit diesem ,ohne Eigenschaften, ohne Eigenschaften' (Nirguna, Nirguna) bezeichnet haben, haben sie alle indoktriniert sodass auch sie das Gleiche meinen. Deshalb muss ich [es] euch sagen und dabei sogar strenge Worte verwenden: ,,Hey ihr! Sogar ein Stein hat Eigenschaften (Gunas)!" Ist er nicht fur das Zerkleinern von Chutney hilfreich? Fragender: Ja. Dadashri: Und mehr noch, sag du es mir! Ist es das Selbst (Atma) allein, das keine Eigenschaften (Gunas) hat? Muss ich nicht starke Worte verwenden, damit sie (das] verstehen? Wie lange wollt ihr das noch glauben? Und wenn es das ist, woran du glaubst, wann wirst du [dann] das Selbst (Atma) erlangen? Daher besitzt in Wirklichkeit sogar ein Stein Eigenschaften (Gunas). Aber die Menschen bezeichnen das Selbst (Atma) als eigenschaftslos (Nirguna), und weil alle das Gleiche gesagt haben, wurde die gesamte Wahrheit verzerrt, Deshalb musste ich sagen, dass es wahr ist, dass das Selbst (Atma) eigenschaftslos (Nirguna) ist. Aber ihr habt das in eurer eigenen Sprache interpretiert. Es bedeutet also, dass es, aus der Perspektive der Eigenschaften des Nicht-SelbstKomplexes, eigenschaftslos (Nirguna) ist. Nicht eine einzige Eigenschaft des Nicht-Selbst ist im Selbst (Atma), aber das Selbst (Atma) ist voll seiner eigenen Eigenschaften (Gunas). Nun, sie sind sogar so weit gegangen, das Selbst als , eigenschaftsloses Selbst' (Nirguna Atma) zu bezeichnen. Hort hier zu! Nicht einmal ein Stein ist eigenschaftslos (Nirguna)! Und du nennst das Selbst (Atma) , eigenschaftslos' (Nirguna)? Wie wirst du dich jemals, selbst in Hunderttausenden von Leben, in die Richtung des einzig wahren (das Element des Selbst, Vastu, Atma) wenden? Nicht einmal ein Stein ist eigenschaftslos (Nirguna). Wenn ein Wasserbuffel einen
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________________ 208 Aptavani-8 Haufen macht, mangelt es sogar seinem Kot nicht an Eigenschaften (Nirguna); er kann vielfaltig verwendet werden, nicht wahr? Ist er nicht als Fussbodenbelag und zum Verputzen der Wande (Leyp) nutzlich? Deshalb hat jedes einzelne Ding seine Eigenschaften (Gunas). Ist es nicht die Eigenschaft, die nutzlich ist? Ist nicht sogar Dreck nutzlich? Diese Art von Fehlvorstellung ist seit ewigen Zeiten passiert, und deshalb haben die Menschen so viel Verheerung und Verzweiflung erlitten. Fehler in der Religion (Dharma) sind nicht akzeptabel! In der Religion sollte es niemals Fehler geben. Und was geschieht, wenn es da Fehler gibt? Im Ubrigen ist dies eine Wissenschaft (Vignan). Der kleinste Fehler darin, wird sie aus der Ausgewogenheit kippen. Hast du , eigenschaftslos' (Nirguna) verstanden? Fragender: Ja. Dadashri: Deshalb hat das Wirkliche (Muda) an sich Eigenschaften (Saguna), es ist der Hort unendlicher Eigenschaften (Gunas). Es hat viele naturliche Eigenschaften (Swabhaavik Gunas). Es sind jedoch keine Eigenschaft des Nicht-Selbst im Selbst (Atma) vorzufinden, und deswegen wird es als , eigenschaftslos' (Nirguna) bezeichnet. Stattdessen haben die Leute verstanden, dieses bedeute jenes. Weil keine dieser Eigenschaften im Selbst (Atma) sind, sei das Selbst (Atma) ohne Eigenschaften (Nirguna). He du! In dieser Welt ist selbst ein Stein nicht frei von Eigenschaften (Nirguna). Ob gut oder schlecht, kein einziges Ding ist ohne Eigenschaften. Wenn alles Eigenschaften besitzt, wie konnen dann keine Eigenschaften (Nirguna) im Selbst (Atma) sein? Letztendlich bedarf es nur der Eigenschaften (Gunas) des Nicht-Selbst (Prakruti) Fragender: Wir haben die drei Qualitaten oder Merkmale (Gunas): Sattva (Tugendhaftigkeit, Starke), Rajas (Leidenschaft; das, was Leidenschaft und Aktivitat anregt) und Tamas (Dunkelheit, Tragheit). In welcher Beziehung stehen sie zu den Elementen? Dadashri: Was wirst du mit diesen Qualitaten (Gunas) von Tugendhaftigkeit, Leidenschaft und Dunkelheit (Sattva, Rajas, Tamas) machen? Sie sind unbestandige (Vinashi)
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________________ Aptavani-8 209 Eigenschaften (Gunas), sie gehoren zum Nicht-SelbstKomplex (Prakruti). Und die Elemente (Tattva) sind ewig (Avinashi). Tugendhaftigkeit, Leidenschaft und Dunkelheit (Sattva, Rajas, Tamas) sind die Merkmale (Gunas) der Hauptgottheiten (Adhisthata Deva). Wer immer also diese Eigenschaften braucht, sollte Brahmaa, Vishnu oder Mahesh59 verehren. Das ist alles, wozu sie da sind, fur nichts anderes! Fragender: Sie gelten also als Gottheiten? Dadashri: Auf jeden Fall! Allerdings gibt es fur jede Eigenschaft (Guna), die es gibt, fur diese spezielle Eigenschaft, eine dazu passende herrschende Gottheit (Adhisthata Deva). Diejenigen mit dunklen Merkmalen (Tamo Guna) sind Shiva, diejenigen mit leidenschaftlichen Merkmalen (Rajo Guna) werden als Vishnu bezeichnet, und die mit tugendhaften Merkmalen (Sattva Guna) werden als Brahmaak bezeichnet. Es ist also gut, wenn du diese spezielle Gottheit verehrst, da es diese entsprechende Eigenschaft (Guna) zunehmen lasst. Aber letztendlich wirst du das Selbst (Atma) erkennen mussen. Fragender: Aber was ist mit den Beschreibungen von Brahmaa, Vishnu und Mahesh, die in den Schriften (Shastras) gegeben werden? Dadashri: Diese Gotterbilder wurden zum Zweck eingesetzt, das Nicht-Selbst (Prakruti) zu starken. Vishnu ist die Charaktereigenschaft von Leidenschaft (Rajo Guna), Mahesh ist die Charaktereigenschaft von Dunkelheit oder Inaktivitat (Tamo Guna), und Brahmaa ist die Charaktereigenschaft von Tugend (Sattva Guna). Die Leute haben diese drei Formen (Murti) eingefuhrt, um diese drei Qualitaten (Gunas) zu starken. Wenn man also einem davon die Ehre erweist (Puja), verstarken sich die entsprechenden Eigenschaften. Uberdies kommen diese Qualitaten (Gunas) irgendwann zu einem Ende. Fragender: Dann macht es also keinen Sinn, Brahmaa, Vishnu und Mahesh zu verehren, oder? 59 Mahesh oder Maheshvar ist ein anderer Name fur Shiva. 60 Brahmaa: Hier ist die Gottheit Brahma gemeint.
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________________ 210 Aptavani-8 Dadashri: Naturlich macht es Sinn! Muss man nicht sein Nicht-Selbst (Prakruti) starken? Man wird nur weiterkommen, wenn man sein Nicht-Selbst (Prakruti) starkt. Symbole aus der Perspektive der weltlichen Sicht und der nicht-weltlichen Sicht Fragender: Im Shiva-Tempel (Shivalaya) sind symbolische Abbildungen der acht Teile des AshtangaYoga aufgestellt, und zwar: moralische Richtlinien (Yama), Disziplin, Selbst-Reinigung und Lernen (Niyam), Korperhaltungen, Sitzpositionen (Asana), Kontrolle des Atems (Pranayama), Kontrolle uber die Sinne (Pratyahar), Meditation (Dhyan), Intention-Bewahren-Unterstutzung (Dhaarna), und die Einheit mit dem reinen Selbst (Samadhi) wurden dargestellt. Die Schildkrote symbolisiert die Kontrolle uber die Sinne (Pratyahar). Die stehende Haltung auf dem Bullen (Nandiswar) reprasentiert die stehende oder sitzende Position (Asana). Die Gemahlin von Lord Shiva, Parvartiji, reprasentiert das Fokussieren des Chits auf eine Stelle (Dhaarna). Und Lord Shiva (Shankar Mahadev62) symbolisiert die Einheit mit dem reinen Selbst (Samadhi) ... Dadashri: Das sind symbolische Reprasentationen. Wie tief auch immer man sich da hineinwagt, man muss so schnell wie moglich zuruck nach Hause eilen. All diese Symbole wurden zum Nutzen von anderen erschaffen. Wenn sie jedoch helfen, mogen sie hilfreich sein; ansonsten bleiben die Symbole nichts als blosse Symbole. Aber diese Menschen sind dazu ubergegangen, die Symbole selbst als Wahrheit anzusehen. Es gibt nicht so etwas wie Brahmaa, Vishnu und Mahesh. Sie sind einfach nur symbolische Reprasentationen der drei Eigenschaften (Guna) von Starke und Tugend (Sattva), Leidenschaft (Raja) und Dunkelheit (Tamas). Fragender: Schopfer, Bewahrer und Zerstorer. Dadashri: Ja, und weisst du, was sie in der Sprache der Tirthankaras sind? Ursprung (Utpaad), Bewahren (Dhrauv) und Zerstorung 61 Innere Komponente von Aufmerksamkeit und visueller Vorstellungskraft 62 Ein weiterer der uber 1000 Namen fur Shiva
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________________ Aptavani-8 211 (Vyava) ist die Sprache der Tirthankaras. Diese drei Worte haben wegen all der Symbole, die ihnen zugewiesen wurden, so viel Verwirrung verursacht, und die Symbole an sich hatten nur fur die Menschen jener Zeit eine Bedeutung. Die Menschen verstehen die Bedeutung in der jeweiligen Zeitperiode, in der sie sich befinden. Wenn sich jedoch die Zeitperiode andert, dann kommt Verwirrung auf. Diese Menschen haben alles durcheinandergebracht! Wenn du jetzt losgingest, um Brahmaa zu finden, wo wurdest du ihn finden? Wurdest du ihn irgendwo in dieser Welt finden? Und wenn du versuchen wurdest, Vishnu zu suchen, wurdest du Vishnu finden? Und was ist mit Maheshwar? Wir fragen: ,,Was fur eine Arbeit tun sie? Was ist ihre Aufgabe?" Und sie sagen: ,,Brahmaa erschafft, Vishnu halt alles im Gange und bewahrt es, wahrend Maheshwar (Shiva) fur Zerstorung steht." He du! So Zerstorer verneigen? So ist das alles. Wenn du die Wahrheit daruber wissen mochtest, dann gibt es in dieser Welt sechs Elemente (Tattva), die sich standig entfalten. Und die sechs Elemente sind ewig. Und bedeutet ,ewig', dass es einen Schopfer [davon] gibt? Braucht man jemanden, der es (das Ewige] erschafft? Ist es falsch zu sagen, dass etwas Ewiges nicht gemacht' [erschaffen] werden kann, ausser jemand macht es? Folglich gibt es niemanden, der es erschafft. Dennoch sagen die Leute immer noch: ,,Muss es da nicht jemanden geben, der es erschafft?" Meine Gute! Warum verstehst du nicht die Bedeutung des Wortes ,ewig'! Was ist die Natur (Swabhaav) dieser sechs ewigen Elemente? Sie besitzen ihre eigenen Qualitaten und Rollen (Gunadharma). Deshalb kann man etwas nur dann ewig nennen, wenn es mit seinen eigenen Qualitaten (Guna) ausgestattet ist. Es hat seine eigenen Eigenschaften (Gunas), und es hat auch Rollen und Merkmale (Dharma). Dharma bedeutet Situation oder Zustand (Avastha); Stadien, Phasen (Paryaya)! All diese sechs Elemente sind mit ihren eigenen Eigenschaften und Stadien ausgestattet. Und sie verandern sich regelmassig und interagieren bestandig miteinander. Genau, wie es eine Finsternis durch die Veranderungen (Parivartan) von Mond, Erde und Sonne gibt, so verursachen
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________________ 212 Aptavani-8 die Veranderungen von jedem dieser sechs Elemente all die Umstande und Zustande (Avastha), die entstehen. Nun, die Eigenschaften (Gunas), die vorhanden sind, sind immer bei ihnen. Somit nehmen sie weder zu noch ab. Allerdings andern sich die Stadien (Paryaya) und die Umstande (Avastha). Was wurde daruber gesagt? Dass Stadien entstehen und vergehen, und dass sie damit fortfahren, zu entstehen und zu verschwinden; und dass es kein Abrucken vom Zustand der Permanenz gibt oder vom konstanten Zustand (Drauvata). Das Entstehen und Vergehen geschieht aufgrund von Umstanden (Avastha), und der konstante Zustand besteht aufgrund der inharenten Natur (Swabhaav). Und somit erscheinen diese ewigen Elemente immer mit ihren eigenen Eigenschaften (Guna) und ihren eigenen Stadien (Paryaya). Und welcher Art sind diese Stadien? Und die Antwort lautet: Entstehen und Vergehen, Entstehen und Vergehen. Das Element (Vastu) an sich ist immer permanent. Es lebt fur immer. Und die Umstande (Avastha) entstehen und losen sich auf. Deshalb werden sie als Ursprung (Utpaad), Bewahren (Dhrauv) und Zerstorung (Vyava) betrachtet. Diese drei haben die Leute Brahmaa, Vishnu und Mahesh genannt. Und das war zum Nutzen fur andere. Aber die Menschen haben das fehlinterpretiert und haben das, was zum Einreiben auf die Haut gedacht war, stattdessen eingenommen. Welchen Nutzen hast du davon, wenn du etwas trinkst, das zum Einreiben gedacht war? Hast du verstanden, was Brahmaa, Vishnu und Mahesh sind? Fragender: Sie sind die drei Elemente (Tattva). Dadashri: Nein, in Wirklichkeit sind sie nicht einmal Elemente. Daher haben die Menschen den Ursprung (Utpaad) Brahmaa genannt. Die Zerstorung (Vyaya) nannten sie Mahesh, und das Bewahren (Drauvata) haben sie Vishnu genannt. Die Leute haben diesen eine Form gegeben. Betrachte das einfach als eine Art der Suche! Sie haben versucht, etwas Gutes zu tun, aber wird sich das nach langer Zeit nicht als Eigentor erweisen? Das ist der Grund, warum
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________________ Aptavani-8 213 die Leute Bildnisse und ikonenhafte Darstellungen (Murtis) von Brahmaa errichtet haben. Daruber hinaus haben diese Leute sogar eine Ikone (Murti) von der Gita63 aufgestellt und von Gayatri Mata64 ein Gotterbild angefertigt! Sie haben gar nichts in Ruhe gelassen! Ihr dummen Leute! Hort auf, Bildnisse von Gayatri Mata zu machen. Das ist ein Mantra (heiliges Wort), das Beste der besten Mantras. Und dieses Mantra muss als Mantra rezitiert werden, und nicht in Form eines Bildnisses angebetet werden. Die Gita ist zum Lesen, zum Studieren und Verstehen gedacht. Aber stattdessen haben sie sie zu einer Ikone (Murti) gemacht, und jetzt beten sie zu ihr. Und indem sie die Gita verehren, haben sie Lord Krishna vergessen. Lord Krishna wurde zuruckgelassen, und die Ikone hat ihn ersetzt. So haben die Menschen alles verpfuscht! Ach! Die gesamte Aussagekraft, die dies umgibt, ist verloren gegangen; die Bedeutung wurde ausgemerzt! Sie war dafur gedacht, die Menschen auf einen guten Weg anzuheben. Wenn das jedoch schiefgeht, sollte man es dann nicht entwurzeln und verwerfen? Sollte man dann nicht eine neue Grundlage errichten? Durch das Aufstellen dieser Symbole haben sie die Massen unterdruckt. Wenn sie es einfach in einer wissenschaftlichen Art und Weise belassen hatten, so wie es ist; was war daran falsch? Ist daran irgendetwas falsch? Dass sie Brahmaa, Vishnu und Maheshvar da hineinbringen mussten! Fragender: Aber Dada, sie wurden mittels Vorstellungskraft aufgestellt, und diese Vorstellung hat sic uber die Jahre erhalten. Dadashri: Und sie konnen das Wirkliche nicht finden. Also habe ich es entdeckt, und jetzt habe ich begonnen, es den Menschen zu prasentieren. Folglich sind es bloss die Umstande (Avastha) der Elemente, die die Menschen auf diese Weise symbolisiert haben. Und es geschah einfach nur, damit die Menschen ses) nicht vergessen. Somit war es die Art, wie die Menschen 63 Bhagavad Gita, eine der zentralen Schriften des Hinduismus 64 Eine weibliche Gottheit
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________________ 214 Aptavani-8 es interpretiert haben, dass diese drei alles bestimmen. Vishnu halt dies am Laufen und so und so das! Wie viele Vorgesetzte (Upari) hast du also uber dich gestellt? Fragender: Drei. Dadashri: Nein, nein, nicht nur drei, viel mehr. Dazu kommt, dass auch der Gott des Todes (Yamraj65) dein Vorgesetzter ist! Uberall gibt es einen Vorgesetzten (Upari). Ist es da ein Wunder, dass der arme Mensch so verangstigt wirkt? Deshalb sage ich, dass kein Vater ein Vorgesetzter (Upari) ist. Lass deine Besorgnis stillschweigend los. Deine Irrtumer und deine groben Fehler 66 sind an sich deine Vorgesetzten (Upari). Was konnen Brahmaa, Vishnu und Mahesh dann ausrichten, da du das nicht verstanden hast? Folglich sind Ursprung (Utpaad), Erhaltung (Dhrauv) und Zerstorung (Vyaya) die Natur (Swabhaav) eines Elements! Dort, am Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra), erscheint diese gesamte Welt den Befreiten Seelen (Siddha Bhagwans) immer als Entstehen, Erhalten und Ende. Sie wird nicht in den ursprunglichen Eigenschaften (Muda Guna) gesehen. Sie wird als Ursprung (Utpaad), stabiler Zustand (Dhrauv) und Zerstorung (Vyaya) gesehen. Nun, diese Umstande (Avastha) tauchen auf, und deshalb wurden sie auf die Formel Entstehen (Uttpad), stabiler Zustand (Dhrauv) und Zerstorung (Vyaya) gebracht. Und das hat man wiederum auch in anderen Worten geschrieben: Utpaneva (Ursprung), Vighneva (Zerstorung) und Dhruveva (Erhaltung). Aber ansonsten sind Brahmaa, Vishnu und Mahesh einfach nur Symbole in dieser Welt. Diese Symbole erwiesen sich fur kurze Zeit als sehr nutzlich. Und genau diese Symbole sind jetzt zerstorerisch geworden. Deshalb versuchen wir, diese Symbole zu beseitigen: Bruder, so etwas wie Brahmaa, 65 Auch bekannt als Yama 66 Schwerwiegender Irrtum, grober Fehler, englisch: blunder, ist der Glaube: ,,Ich bin Chandubhai", und Fehler ist jegliches Karma, das in dieser Unwissenheit erschaffen wurde.
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________________ Aptavani-8 215 Vishnu und Mahesh gibt es nicht. Es gibt nur dich und Gott (Bhagwan). Es gibt sonst niemanden. Es gibt keineswegs einen Gott des Todes (Yamraj). Werde diesen Unsinn in deinem Kopf los. Ich versuche, es zu sagen, wie es ist; denn besteht jetzt noch eine Notwendigkeit fur diese Symbole? Wann wurden diese Symbole benotigt? Als sie Kuhe hielten, die Milch tranken und sich niedersetzten, um zu meditieren! Ihr Intellekt (Buddhi) jedoch war nicht kultiviert. Das war eine gute Zeit, als die Dinge, die man sich wunschte, von alleine zu einem kamen. Wurde der Intellekt des Menschen je kultiviert werden? Und heutzutage bekommt man keinen Zucker, man findet kein gutes Ghee (Butterschmalz), man findet auch alles mogliche andere nicht. Schau nur, wie , kultiviert' der Intellekt geworden ist. Nie zuvor ist so ein kultivierter Intellekt (Buddhi) zustande gekommen. Dieser Intellekt ist allerdings fehlgeleitet und widerspruchlich (Viparit). Du brauchst jemanden, der ihn wieder in Ordnung (Samyak) bringt. Genau dieser widerspruchliche (Viparit) Intellekt ist es, den der Gnani wieder in Ordnung (Samyak) bringt. Er ist Licht, aber er wird falsch verwendet. Damit man ihn jetzt in der richtigen Weise verwendet, braucht man jemanden, der einem zeigt, wie das geht. Aber momentan gelten sie als Denker. Wohingegen es zuvor keinerlei solche Art von Denken gab. Daruber hinaus war die Ara des Satyug (Zeitzyklus von Einheit in Denken, Sprechen und Handeln) nicht eine Zeit zum Nachdenken. Im Satyug kam alles zu deiner Turschwelle, also war es nicht notwendig nachzudenken! Daher muss man in dieser Zeit des Kaliyug (gegenwartige Ara des Zeitzyklus, in der es keine Einheit im Denken, Sprechen und Handeln gibt) wirklich nachdenken! All das ist falsch, trugerisch. In dieser Welt wurde nicht ein einziger Mensch geboren, der die unabhangige Fahigkeit hat, seinen Darm willentlich zu entleeren. All das sind einfach nur Symbole, die festgelegt wurden. Also ist alles, was bislang geschrieben wurde, falsch. Wenn du es nicht mit deinem Intellekt verstehen kannst, dann solltest du wissen, dass es falsch ist. Warum verstehen all diese Leute hier das mithilfe ihres Intellekts (Buddhi)? Die Antwort ist, dass unser Volk die Kraft des kritischen Denkens verloren hat (Lihat). Du solltest auslandische Wissenschaftler befragen, da ihr Intellekt sauber ist. Und was fur eine Art von Intellekt besitzen die Leute hier?
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________________ 216 Aptavani-8 Frei von Denken (Lihat)! Die im Ausland werden dir sagen, ob etwas moglich ist oder nicht. Selbst mein Intellekt (Buddhi) war von Anfang an niemals frei von Denken. Ich habe leicht durchschaut, wenn jemand nicht offen und ehrlich war. Ausserdem habe ich sofort gesagt, wie es ist, wenn etwas der Wahrheit entsprach. Und was muss ich von dem Sitz aus, wo ich jetzt sitze, sagen? Ich muss , Ja' zu dem sagen, was ist, und zu dem, was nicht ist, muss ich , Nein' sagen. Wenn ich nicht , Nein' sagen wurde, wurden die Menschen in die Irre gefuhrt. Ich habe kein Problem damit, wenn sie mich nicht fragen. Aber wenn sie mich fragen, dann muss ich ihnen sagen, ob es korrekt ist oder nicht! Schau nur: Haben sie nicht jeden mit dem Gott des Todes, Jamraja, einer Gehirnwasche unterzogen? So einen Vorgesetzten (Bapo) gibt es absolut nicht! Es gibt noch nicht einmal ein Insekt mit dem Namen Jamraj. Er reprasentierte den Tod, der von der Natur geregelt wird (Niyamraj). Das wurde in die Menschen hineingehammert. Welche Palaste wir auch gebaut haben, sie sind nun alt geworden, und deshalb bringt das die falschen Resultate. Also zerstore sie. Denn wie lange werden sie gute Resultate erzielen? So lange, wie sie neu sind. Spater wird das Ergebnis, das sie erbringen, mittelmassig sein, dann weniger als mittelmassig, und danach wird es schlecht sein. Folglich sind zu dieser Zeit die Auswirkungen, die sie erbringen, schlecht. Also nimm ihre Zerstorung vor. Solange ein Haus neu ist, ist es fur kurze Zeit hilfreich; aber was geschieht, wenn es alt wird? Wird es nicht zu einer Burde? Die Stutzbalken werden verfallen, die Abflussrohre werden brechen, und die Dachziegel werden sich lockern. Das ist heutzutage der Zustand der Dinge! Wo ist das Hilfreiche hingegangen? Uber so viele Jahre war das nicht hilfreich. Aber es hat die Menschen in Verwirrung gesturzt! Uberdies ist nichts darin enthalten. Wenn wir sie nun fragen, was Brahmaa, Vishnu und Maheshwar ist, werden sie antworten: ,,Bruder, sie sind einfach nur Gottheiten (Devas)." Sie verstehen das nicht. Niemand anderer als ein Gnani Purush kann dem auf den Grund gehen. Nur wenn es jenseits des Wissens ist, das vom Intellekt vermittelt wird (Buddhijanya Gnan), kann dies
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________________ Aptavani-8 217 erklart werden. Ansonsten kann das nicht durch Wissen gelost werden, das auf dem Intellekt basiert (Buddhijanya Gnan); und die ganze Welt steckt fest im Wissen, das uber den Intellekt vermittelt wird! Und weil all dies nicht verstanden wurde, hat Tauschung Einzug gehalten. Fragender: Meine Tauschung ist verschwunden. Dadashri: Ja, ist das so? Wenn du magst, frag mich irgendetwas. Hier kannst du alles fragen. Moksha bedeutet, in den Eigenschaften des Selbst zu verbleiben und zu wachsen Fragender: Sie sprechen uber endgultige Befreiung (Moksha). Was ist das fur eine Sache, Moksha? Dadashri: Moksha bedeutet, zu der Rolle oder zu den Eigenschaften (Gunadharma) des Selbst zuruckzukehren. Und indem man in seiner eigenen Natur (Swa-Swaroop) und in bestandiger, ewiger Gluckseligkeit (Sanatan Sukh) verbleibt - das nennt man Moksha! Korrektheit durch den Gnani verstehen Fragender: Viele rechthaberische Leute fragen, warum wir nach Moksha gehen wollen. ,,Dort druben gibt es kein unabhangiges Gluck (Sukh)." Sie machen abfallige Bemerkungen wie diese. Dadashri: Sie bewerfen den finalen Ort (Bhumika) einfach mit Schmutz. Nur damit sie ihre eigene Unternehmung am Laufen halten konnen, werfen sie mit diesem Schmutz um sich. Ich habe danach gesucht, was Korrektheit ist! Ich habe alle moglichen Untersuchungen angestellt und alles auf dem Weg erkundet, und ich stelle dieses ganze Forschungsergebnis bereit. Wenn also je einer hierherkame, der so etwas behauptet, wurde er selbst sagen: ,,Sir, geben Sie mir Moksha!" Das ist deshalb so, weil es gar nicht lange dauern wird, seine Meinungen und Uberzeugungen zu verandern. Eine Uberzeugung sollte ein unumstossliches Prinzip (Siddhantik) sein.
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________________ 218 Aptavani-8 Fragender: Das ist deine kraftvolle Aura! Dadashri: Nein, so ist das nicht. Hier wird jedoch etwas, das falsch ist, nicht funktionieren. Wenn es die Wahrheit ist, dann muss jeder sie umarmen. Wenn sie wahr ist, kann niemand ihr im Wege stehen. Seine [Wahrheit] ist nicht die Wahrheit, weshalb er sie loslassen muss! Nichtsdestotrotz ist dies die Welt, also ist die Entwicklung derer, die das behaupten, einfach so. Und wenn es bis zu diesem Punkt keine Entwicklung gegeben hatte, dann wurden sie keine Rituale (Kriyakand) und all das machen, und der Intellekt (Buddhi) wurde nicht starker werden. Innere Unruhe und Leiden (Badapo) wachsen weiter, nachdem der Intellekt starker geworden ist. Und nachdem das innere Leiden zugenommen hat, beginnt man, die Notwendigkeit von endgultiger Befreiung (Moksha) zu spuren. Wenn der Intellekt (Buddhi) eines Menschen wachst, nimmt auch sein inneres Leiden (Badapo) als ein Gegengewicht weiter zu. Ja, Vedanta und all das sind also ein Mittel, um den Intellekt wachsen zu lassen. Leider fahren sie damit fort, den Intellekt zu entwickeln. Und wahrend der Intellekt wachst, entsteht innerer Aufruhr. Und dann sagen sie:,,Wohin werde ich jetzt gehen?" Und die Antwort lautet:,,Geh zu dem, der frei von Anhaftung und Abscheu ist, dem Vitarag!" Ausserdem akzeptiert der Lord beides. Man kann die richtige erleuchtete Uberzeugung (Samkit) auf beiden Wegen erlangen: auf dem Weg des Vedanta und auf dem Weg des Jainismus. Auf beiden Wegen kann man auf seinem individuellen Weg bleiben, wahrend man Erleuchtung (Samkit) erlangt. Das Gebundensein des Selbst (Atma) Fragender: Ist das Selbst (Atma) also an sich unabhangig (Swatantra) und frei (Mukta), ist es auf ewig gluckselig (Sat Chit Anand)? Dadashri: Es ist nicht unabhangig (Swatantra). Ich frage dich, wer dir erzahlt hat, dass das Selbst (Atma) unabhangig ist? Fragender: Die Schriften (Shastras) sagen, dass das Selbst (Atma) unabhangig sei.
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________________ Aptavani-8 219 Dadashri: Nein. Seine Natur ist, im gluckseligen Gewahrsein des Ewigen (Sat Chit Anand Swaroop) etabliert zu sein. Aber es ist nicht unabhangig (Swatantra), und deshalb ist es in einer so misslichen Lage. Wenn es unabhangig ware, wurde es sofortige Befreiung (Mukti) erlangen! Wie lange wurde das dauern? Es ist so gefesselt, dass du, angenommen, es ware mit einer dicken, schweren Eisenkette gefesselt, in der Lage warst, die Kette mit einem Schneidbrenner zu zerschneiden. Aber es ist auf eine Art gefesselt, dass die Kette nicht zertrummert werden kann. Was fur Kettenglieder das sind! Was hat Kaviraj geschrieben? ,,Adhaatu saankadiye Paramatma bandivaan." ,,Die Absolute Seele (Paramatma) ist mit einer nichtmetallenen Kette gefesselt." Die nicht-metallene Kette (Adhaatu Saankadiye) bezieht sich auf die Fessel des Nicht-Selbst-Komplexes (Prakruti), durch den sie gebunden ist. Wo bist du auf unabhangig' (Swatantra) gestossen? Diese Art von Buchern, die du liest, sind das Bucher, die ,zertifiziert' sind, oder liest du Bucher, die nicht zertifiziert' sind? Fragender: Aber die Schriften (Shastras) sagen, das Selbst (Atma) sei unabhangig (Swatantra) und frei (Mukta). Dadashri: Niemand sagt das. Wenn es frei ware, dann gabe es keine Notwendigkeit, die endgultige Befreiung (Moksha) zu erlangen. Gabe es dann noch den Weg zur Befreiung? Du solltest zu den Schriften (Shastras) sagen: ,,Warum seid ihr Bucher geworden? Wozu brauchen wir euch hier? Da das Selbst (Atma) nicht unabhangig (Swatantra) ist, wurdet ihr , geboren, um es von seinen Fesseln zu befreien!" Und ausserdem, wenn es unabhangig ware, gabe es dann eine Notwendigkeit fur die Schriften (Shastras)? Diejenigen, die sagen: ,,Das Selbst (Atma) hat keine Fesseln (Bandhan)", konnten ebenso gut sagen: ,,Es hat auch keine endgultige Befreiung (Moskha)." Und diejenigen, die sagen: ,,Das Selbst (Atma) hat Fesseln (Bandhan)", mussen auch sagen: ,,Ebenso hat es endgultige Befreiung (Moksha)." Das ist nicht etwas, dem widersprochen werden kann. Hast
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________________ 220 Aptavani-8 du verstanden? Diejenigen, die glauben, das Selbst (Atma) habe keine Fesseln (Bandhan), meinen [damit], dass es keine Befreiung braucht. Das ist deshalb so, weil das Selbst (Atma) sich in endgultiger Befreiung (Moksha) befindet. Aber sie mussen verstehen, was die Natur der Befreiung (Moksha Swaroop) ist. Viele sagen: ,,Das Selbst (Atma) ist nicht in Gefangenschaft (Bandhan, Gebundensein, Knechtschaft)." Das ist wahr. Aber wenn das Selbst (Atma) nicht in Gefangenschaft ist, warum gehst du dann in die Tempel? Warum liest du die Schriften (Shastras)? Warum hast du Sorgen? Ware das dann nicht alles widerspruchlich? Das Selbst (Atma) hat keinerlei Gebundenheit, so viel ist zu hundert Prozent wahr. Das ist eine unabhangige (Nirpeksha) Aussage. Aus Sicht des [wahren] Wissens (Gnan Bhaav) ist das Selbst (Atma) nicht gefesselt, und aus Sicht der Unwissenheit (Agnan Bhaav) ist es gefesselt. Wenn du den Blickpunkt des Wissens hast, der da ist: ,,Ich bin Reine Seele (Shuddhatma)", dann bist Du nicht in Gefangenschaft (Bandhan). Solange du jedoch die innere Intention (Bhaav hast: ,,Ich bin wahrlich Chandubhai", dann ist da mit Sicherheit Gebundenheit. Alles, was dir schmerzlich erscheint, kannst du als Fessel bezeichnen. Ansonsten haben die Leute in dieser Welt nicht einmal das Bewusstsein davon, gefesselt zu sein. Sie haben nicht das Bewusstsein: ,,Ich bin gefesselt." Keinem lebenden Wesen (Jiva) gefallt sein eigenes Gebundensein (Bandhan). Gefallt es dir, gefesselt zu sein? Fragender: Nein. Dadashri: Nichtsdestotrotz, was ist es, worin du leben musst? Fragender: In Knechtschaft (Bandhan). Dadashri: Den ganzen Tag musst du in knechtschaft (Bandhan) leben. Jedes einzelne Lebewesen (Jiva) steckt fest in der Knechtschaft. Ein Gnani Purush wie ,wir' ist frei, aber nur ganz selten gibt es in irgendeiner Ara des Zeitzyklus einen solchen Gnani Purush. Ansonsten konnen niemals in dieser Welt Gnanis gefunden werden. Ein Gnani Purush ist frei, und somit ist er durch nichts gebunden. Folglich fuhlt er
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________________ Aptavani-8 221 keinerlei Last, er hat keine Furcht, nichts kann ihn beruhren. Und er ist das, wozu du selbst werden musst. Aber du kannst das nur in der Gegenwart eines Gnani Purush werden. Uber Tausende von Jahren ist kein Gnani Purush in der Nahe. Ganz selten, wenn ein Gnani Purush hier ist, kannst du frei werden. Wenn du den Spender von Moksha findest, findest du Moksha Fragender: Kann man sagen, dass Befreiung (Moksha) das Ende von Erwartungen ist? Dadashri: Nein, die Natur (Swabhaav) des Selbst ist Befreiung (Moksha). Fragender: Warum haben dann die Menschen immer wieder nur uber die Wege gesprochen, wie man Moksha erlangen kann? Dadashri: Das, woruber sie sprechen, ist in Wirklichkeit das Moksha ihrer eigenen Sprache. Aber niemand schert sich wirklich um Moksha. Jeder interessiert sich nur fur: ,,Was ist mit mir, ich bin jemand [Besonderes]!" Das ist alles, was sie wollen. Und wenn sie je einem wahren Purush (Gnani) begegnen, denn werden sie zweifelsohne den Weg finden, der nach Moksha fuhrt! All das sind nur eigennutzige Intentionen, und sie [die Menschen) sind in einem Kampf von Stolz (Maan-Taan) und Ego (Hum) verschlungen; sie haben dadurch nichts gewonnen. Ich' (Hum) bedeutet Ego (Ahamkar). Daher wird man zu Gott (Bhagwan), wenn das Ego endet. Fragender: Kann man Moksha erlangen, indem man darum bittet? Dadashri: Du kannst durch Bitten alles erlangen, vorausgesetzt, dass ein Spender der Befreiung (Mokshadata) anwesend ist. Es muss ein Spender von Moksha sein, der selbst in Moksha weilt. Du solltest jedoch ausserhalb mit niemandem uber Moksha sprechen. Du solltest dort uber Religion (Dharma) sprechen, und sie werden dich zu einer guten Religion fuhren. Fragender: Wo kann man jemanden finden, der einem Befreiung (Moksha) gibt?
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________________ 222 Aptavani-8 Dadashri: Dieser hier ist der Einzige. Du kannst kommen, wann immer du mochtest. Oder aber du kannst kommen, nachdem dein Freund Moksha erlangt hat. Sobald er einen Geschmack davon bekommen hat, komm, nachdem du ihn befragt hast. Wessen Absicht ist es, Moksha zu erlangen? Fragender: Muss Moksha nicht fur das lebende Wesen (Jiva) ,getan' [ihm gegeben] werden? Dadashri: Fur den, der gebunden ist, muss Moksha ,getan' [gegeben] werden. Fragender: Wer ist der, der gebunden ist? Dadashri: Der, der leidet! Derjenige, der im Zustand des Gebundenseins (Bandhan) leidet, ist der, der gebunden ist. Fragender: Was genau ist sein Name? Dadashri: Wer erleidet den Zustand (Avastha von Gebundensein (Bandhan)? Fragender: Ist es nicht einfach nur das Lebewesen (Jiva), welches leidet? Dadashri: Leidest du nicht darunter? Fragender: Wen meinst du mit, du'? Dadashri: Wer also ist der, der leidet? Das Lebewesen (Jiva)? Und siehst du das immerfort? Du sprichst aus: ,,Ich (Hoo) leide." Fragender: Wer ist mit ,,Ich' gemeint (Hoo)? Diese Frage bleibt offen. Dadashri: Das an sich ist das Ego (Ahamkar)! Fragender: Ist das Ego (Ahamkar) nicht sowieso der Zustand (Swaroop) des Lebewesens (Jiva)? Dadashri: Lass das Lebewesen (Jiva) beiseite. Was hat das Lebewesen (Jiva) damit zu tun? Ein Jiva ist kein Ding (Element, Vastu)! Es ist ein Adjektiv fur das Selbst (Atma), die verkorperte Seele (Jivatma) - das, Bruder, ist die verkorperte Seele (Jivatma), solange wir dieses Ego haben. Wenn das
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________________ Aptavani-8 223 Ego (Ahamkar) aufhort, ist das Selbst (Atma) befreit! Wenn jedoch das Ego weniger wird, und man das Gewahrsein seines eigenen Zustands (Swaroop) hat, bedeutet das, dass man die Seele im Interimszustand (Antaratma) geworden ist. Und sobald man zur Seele im Interimszustand (Antaratma) wird, geht man weiter, um zur Absoluten Seele (Paramatma) zu werden. Fragender: Wessen innere Absicht (Bhaav) ist es also, endgultige Befreiung (Moksha) zu erlangen? Dadashri: Moksha zu erlangen, ist die innere Absicht dessen, der gebunden ist. Der, der gebunden ist, hat den Wunsch, befreit zu werden, was bedeutet, dass es die Absicht des Egos (Ahamkar) ist. Das Selbst (Atma) besitzt eine solche Art von Absicht (Bhaav) nicht. Das Selbst (Atma) ist sowieso frei! Fragender: Wenn das Selbst (Atma) nicht der Leidende ist, von was versucht es dann frei zu werden? Dadashri: Es hat nicht die Absicht, frei zu sein. Es ist bereits frei. Derjenige, der gebunden ist, mochte frei sein. Der, der gebunden ist, ist der Leidende, und er ist auch der Handelnde' (Karta). Der Handelnde ist auch der Leidende. Und er ist derjenige, der frei sein mochte! Es ist so: Sogar dieses Gebundensein (Bandhan, Knechtschaft) wurde vom Ego (Ahamkar) erschaffen, und es ist auch das Ego, das nach Freiheit (Mukti) sucht. Das liegt daran, dass das Ego das Leiden nicht langer ertragen kann. Es dachte, dass es hier etwas auszukosten gabe, aber da es nichts auszukosten gab, sucht es jetzt nach Freiheit (Mukti). Das Selbst (Atma) jedoch ist tatsachlich frei, seiner Natur nach (Swabhaav) ist es frei! ,,Das Selbst (Atma) ist von Natur aus frei" - wenn man nur so viel verstehen konnte, ware die Arbeit getan. ... und auch das kommen und Gehen gehoren zum Ego Fragender: Und ist das Selbst (Atma) nicht ohne Geburt (Ajanma)? Dadashri: Ja, das Selbst (Atma) wird von Natur (Swabhaav) aus nie geboren (Ajanma), und Du (das Selbst)
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________________ 224 Aptavani-8 bist auch nie geboren. Allerdings gilt das erst, wenn du zur Form des Selbst (Atmaroop) wirst, dass du ohne Geburt (Ajanma) bist. So wie die Dinge stehen, bist du jedoch zu ,Chandubhai' geworden, [und] deshalb ist es zu diesen ,vorubergehenden Anpassungen' gekommen. Du wurdest zum Besitzer des Korpers, und du hast geglaubt:,,Ich bin Chandubhai", und: ,,Dieser Korper ist tatsachlich, was ich bin." Wenn dieser also stirbt, musst auch du mit ihm sterben! Fragender: Das Selbst (Atma) ist ohne Geburt und ohne Tod (Ajanma-Amar). Was ist es also, das kommt und geht (Avagaman)? Dadashri: Das Selbst (Atma) ist tatsachlich ohne Geburt und Tod (Ajanma-Amar), und es ist immer rein. Ausser, dass es von den funf ewigen Elementen (Tattva) beeinflusst wurde; wenn es jedoch frei von ihrem Einfluss wird, ist das Selbst (Atma) in der Tat frei. Es besteht wahrlich ohne Geburt und Tod (Ajanma-Amar). Wenn es seinen eigenen Zustand herausfindet, dann kommen all die Zyklen von Kommen und Gehen (Avagaman) zu einem Ende. Fragender: Aber wer durchlauft den Zyklus von Kommen und Gehen, von Geburt und Tod (Avagaman)? Dadashri: Es ist das Ego (Ahamkar), das den Kreislauf von Geburt und Tod (Avagaman) durchlauft. Das Selbst (Atma) bleibt im gleichen Zustand. Das Ego kommt zu einem Ende, und so endet sein Zyklus! Folglich geschehen Geburt und Tod nicht dem Selbst (Atma). Das Selbst (Atma) ist etwas Permanentes. Geburt und Tod geschehen dem Egoismus. Der Egoismus selber wird geboren. Und daruber hinaus sagt er [Egoismus] zum Arzt:,,Sir, retten Sie mich, retten Sie mich." He du, bist du nicht permanent? Und er wird sagen: ,,Nein, ich bin verganglich." Das alles ist also nichts als eine Schlacht des Egoismus. Nur der Gnani Purush kann diesen Egoismus entfernen. Egoismus ist ein Ergebnis von Unwissenheit (Agnan), und wegen dieser [Unwissenheit besteht nach wie vor dieses weltliche Leben (Sansar). In,uns' ist der Egoismus vollstandig verschwunden. Fragender: Wo sind das Ego (Ahamkar) und das Selbst
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________________ Aptavani-8 225 (Atma) und all das zusammengekommen? Ich kann das immer noch nicht verstehen. DUU ein zusatzliches Ergebnis Dadashri: Es ist einfach (Vishesha Parinam). Es gibt keinen Schmerz fur den, der im Selbst verankert ist (Atma Swaroop) Fragender: Ob ein Mensch nun in den Himmel (Swarg) oder in die Holle (Nark) geht, bleibt das Selbst (Atma) nicht dennoch getrennt von Glucklichsein (Sukh) und Unglucklichsein (Dukh)? Dadashri: Das Selbst (Atma) bleibt getrennt, aber was nutzt uns das? Solange das Ego (Ahamkar) da ist, erlebt man Freude (Sukh) und Schmerz (Dukh), und man mag den Schmerz nicht. Fragender: Aber dem Selbst (Atma) geschieht nichts, oder? Das ist meine Frage. Dadashri: Es ist so. Wenn du eine Goldguinee 67 hattest, dann wurde sie, egal, wo du sie hinlegst, keinen Rost ansetzen. Aber wenn diese Guinee verloren ginge, ist es nicht die Guinee, die Traurigkeit (Dukh) erlebt. Aber wurdest du nicht Traurigkeit (Dukh) erleben? Gleichermassen erlebt das Selbst (Atma) uberhaupt keine Traurigkeit (Dukh); es ist das Ego, das den Schmerz erleidet. Wenn das Ego verschwindet, wirst du zum Selbst (Atma), und slange das Ego da ist, bist du nicht das Selbst (Atma). Fragender: In dem Beispiel sind die Guinee und ich getrennt voneinander, aber sind sie [Ego und Selbst] hierbei wirklich ebenso getrennt voneinander? Dadashri: Auch sie sind getrennt voneinander. Aber du kannst das nicht sehen. Genauso, wie du die Guinee als separat wahrnimmst, so konnen wir' das Selbst (Atma) als getrennt sehen. Fragender: Konnen wir also sagen, dass sich das Selbst (Atma), obwohl es im Korper ist, in Moksha befindet? Dadashri: Ja, es ist immer frei (Mukta). Aber wenn 67 alte britische Goldmunze
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________________ 226 Aptavani-8 , wir' dir dieses Gnan geben, wird es sich seiner eigenen Freiheit gewahr. Allerdings ist das Selbst (Atma) im Innern tatsachlich frei; es hat kein Unglucklichsein (Dukh). Wer aber erlebt das Unglucklichsein? Das Ego (Ahamkar)! Sobald es verschwunden ist, ist das Unglucklichsein weg. Es ist das Ego, das all dies hat entstehen lassen, es hat sich selbst von Gott (Bhagwan) getrennt, es hat eine Trennung (Bhed) erschaffen. Wenn das Ego geht, gibt es kein Unglucklichsein (Dukh) mehr. Fragender: Wo ist also der Platz des Selbst (Atma)? Dadashri: Das Selbst (Atma) an sich besteht in Form von Befreiung (Moksha Swaroop). Es hat keinen anderen Ort. Seine eigentliche Natur (Swabhaav) ist Moksha. All dies ist als Ergebnis einer Eigenschaft entstanden, die nicht zum Selbst gehort, einer zusatzlichen Intention (Vibhaav - die Uberzeugung ,,Ich bin Chandubhai"). Genau wie die Natur (Swabhaav) dieses Goldes: Seine Natur wird sich nicht andern, selbst wenn du es fur tausend Jahre aufheben wurdest. Und wenn Gold in eine Mischung mit Kupfer zusammengebracht wird, dann wird es Veranderungen geben. Fragender: Was bedeutet es, Moksha erlangt zu haben? Dadashri: Die Arbeit des Selbst (Atma) hat bereits geendet. Der, der gebunden war, ist jetzt frei. Der, der Unglucklichsein (Dukh) erlitten hat, war der, der gebunden war. Und als sein Unglucklichsein aufhorte, wurde er selbst frei (Mukta). Das, was vom Selbst (Atma) getrennt wurde, das Ego (Ahamkar), ist das Ego, das sich in der eigenen Form des Selbst (Swaroop) aufgelost hat. Also ist die Arbeit getan. Weil es getrennt war, hat es Schmerz (Dukh) erlitten. Aufgrund des falschen Verstehens hatte es die Trennung erschaffen, und nun bestand eine Spaltung. Sie haben dir den Namen ,,Chandu" gegeben, und so wurdest du in diesen Namen verwickelt. Somit war seine Arbeit beendet. Das Selbst (Atma) ist ewig und unzerstorbar (Avinashi). Seine Arbeit ist bereits getan. Aber wann wird es je von hier entbunden?
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________________ Aptavani-8 227 Die Antwort lautet: Es wird freigegeben, sobald der Trennung erschaffende Intellekt (Bhed Buddhi) zerbrochen ist. Fragender: Was macht es, nachdem es frei wird? Dadashri: Danach gelangt es an den Ort der Befreiten Seelen (Siddha Gati). Und dort weilt es in einem konstanten Zustand von Absoluter Gluckseligkeit (Parmanand). Solange der Korper verbleibt, hat es eine Last. Sogar der Korper ist eine Last. Der Korper, durch den man kein Glucklichsein (Sukh) erfahrt, ist der Korper, mit dem die Gnanis belastet sind. Aber das kann nicht verhindert werden! Bis das ausserste an Entladung erreicht ist, gibt es kein Entkommen! Dualitaten halten das Gebundensein aufrecht Fragender: Das Selbst (Atma) nimmt keinen weiteren Korper mehr an, sobald es nach Moksha geht, aber ist nicht jedes Selbst (Atma) bereits in der Befreiung (Moksha)? Dadashri: Nein, so ist das nicht. Zahllose Seelen (Atmas) wurden auf diese Weise in den Umstanden gefangen. Um nach Moksha zu gelangen, versuchen sie alle, zuruck in ihre eigene Natur (Swabhaav) zu kommen. Dieses bestehende Nicht-Selbst (Anatma) jedoch lasst es nicht in seine eigene Natur des Selbst (Swabhaav) gelangen. Also sind noch nicht alle Seelen in die Befreiung (Moksha) eingetreten. Fragender: Bedeutet das also, dass das Selbst (Atma) Moksha noch nicht gesehen hat? Dadashri: Nein, das hat es nicht. Dennoch ist Moksha seine eigene Natur (Swabhaav). Aber wie sind diese Umstande (Saiyogo)? Sie bestehen in Form von Dualitat (Dwandva Swaroop)! Dieser Materie-Teil (Jada), der Teil, der das Nicht-Selbst (Anatma) ist, besteht in Form von Dualitaten (Dwandva Swaroop). Dualitat bedeutet: Gewinn und Verlust, Glucklichsein und Unglucklichsein (Sukh-Dukh), Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh), die alle von Natur aus Dualitaten sind, von denen es annimmt, es seien seine eigenen. Darum bleibt es fortwahrend gebunden. Wenn der Druck der Umstande (Saiyogo) nachlasst, dann begegnet es dem Gnani Purush. Es begegnet Menschen, die das
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________________ 228 Aptavani-8 Erreichen eines Instruments68 ermoglichen, und dann findet es Befreiung (Moksha). Ansonsten ist Moksha nichts, das von allein geschieht. Nichtsdestotrotz bewegen sich alle Seelen (Atmas) tatsachlich in Richtung Moksha. Allerdings streift man immer wieder umher, abhangig von der Art des Nimits (Instruments), dem man begegnet. Dann wiederum findet dieses Umherstreifen nur hier in der menschlichen Form statt. Oder wo auch immer man sonst umherwandert, es ist korrekt. Und sollte man auf ein falsches Nimit (Instrument) stossen, kann man sogar in ein Leben in der Holle (Nark Gati) gefuhrt werden, oder an einen Entstehungsort (Yoni) im Tierreich! Es lohnt sich, wenn Moksha erworben wird Fragender: Ist dieser Korper ein notwendiges Instrument, um Moksha zu erlangen? Dadashri: Der menschliche Korper ist das grossartigste Instrument, um Moksha (endgultige Befreiung) zu erlangen. Nicht einmal im Reich der himmlischen Wesen (Devag kann man es erlangen, auch im Tierreich kann man es nicht erlangen. Man kann es in keiner anderen Lebensform (Avatar, Geburt) erlangen. Nur in der Inkarnation (Avatar) als Mensch stehen einem alle funf Bereiche von Lebensformen offen. Ist Moksha fur jede Seele moglich? Fragender: Wann werden all die Seelen (Atmas) den vollstandigen Zustand erreichen? Dadashri: Wenn alle Seelen (Atmas) nach Moksha gingen, wurde dieses weltliche Leben (Sansar) nicht mehr existieren. Mochtest du also das weltliche Leben zerstoren? Was ist dein Wunsch? Fragender: In der Seele (Atma) ist Wissen (Gnan) vorhanden, wird dann dieses Stadium nicht kommen, wenn sie nach Moksha gehen kann? Dadashri: Ja, dieses Stadium kommt. Sie tritt tatsachlich in dieses Stadium ein, und sie [die Seelen] befinden sich auf dem Weg zur endgultigen Befreiung (Moksha). Aber 68 Das Instrument (Nimit) ist der Gnani Purush.
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________________ Aptavani-8 229 wenn du das sagst: ,,Wenn alle Seelen dieser Welt nach Moksha gingen", dann hast du die Absicht (Bhaavna) fur die Zerstorung des weltlichen Lebens (Sansar) getroffen: ,,Lass dieses weltliche Leben nicht [fort]bestehen!" Und dieses weltliche Leben ist etwas, das die Entwicklung des Selbst (Atma) darstellt! Das ursprungliche Selbst (Muda Atma) ist bereits entwickelt. Das Selbst (Atma) an sich ist vollstandig und komplett (Purna). Aber derzeit ist deine Entwicklung, die sich ergeben hat, derart, dass sie in den Uberzeugungen des Nicht-Selbst-Komplexes (Paudgalik) fest verwurzelt ist. Diese Uberzeugungen verlagern sich durch Veranderung, Veranderung, Veranderung in Richtung der grundlegenden Absicht (Bhaavna) der Form des Selbst (Chaitanya Swaroop). Und dann tritt Vollendung (Purnahuti) ein. Fragender: Bedeutet das, dass gar keine Seele (Atma) endgultige Befreiung (Moksha) erlangen kann? Dadashri: Meine Gute! Es gibt so viele, die Moksha in der Tat erlangen! Auch ich bin gerade jetzt in Moksha! Fragender: Konnte es je passieren, dass alle Seelen (Atmas) sich auf nach Moksha machen? Dadashri: Konnen eine Mutter und ihr Sohn je das gleiche Alter haben? Der Tag, an dem ein Sohn und seine Mutter das gleiche Alter haben, ist der Tag, an dem die gesamte Welt nach Moksha geht! Es ist so: ,,Moge die gesamte Welt nach Moksha gehen" ist eine Absicht (Bhaavna), zu der du berechtigt bist. Allerdings wird sie sich niemals verwirklichen. Sie wird sich erst verwirklichen, wenn eine Mutter und ihr Kind das gleiche Alter haben! Ein Mann sagte zu mir: ,,Warum nimmst du nicht die gesamte Welt mit nach Moksha?" Also sagte ich ihm: ,,Ich werde es dir erklaren. Wenn alle Lebewesen (Jivas) zu Kriegern wurden, wen wurden sie angreifen? Wenn alle Lebewesen der Welt zu Arzten wurden, wen wurden sie heilen? Wenn alle Lebewesen in der Welt zu Friseuren wurden, wessen Haare wurden sie schneiden?" Und er sagte: ,,Ich verstehe, ich verstehe. Ich werde das nicht wieder fragen!" Es ist die Regelung der Natur, folglich sagen wir nicht,
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________________ 230 Aptavani-8 dass mehr [Menschen] zusammenkommen sollen. Das ist ihre Regelung, dass sie alle durch die sich bedingenden Umstande (Vyavasthit) zusammenkommen. Wurden wir sonst nicht jedem Briefe (Einladungen) schicken? Nein, sondern diese karmischen Konten (Hisaab) wurden bereits arrangiert. Also mussen wir uns nicht darum kummern. Wir kommen nur hierher und gehen wieder. Hast du all das verstanden? Dieses weltliche Leben (Sansar) an sich ist wie ein Strom, der seit ewigen Zeiten fliesst. Jedes Lebewesen (Jiva) darin wird definitiv endgultige Befreiung (Moksha) erlangen, fruher oder spater, und das ist die turnusgemasse Ordnung (Kram). Turnusgemasse Ordnung bedeutet, dass in einer allerkleinsten Zeiteinheit (Samaya) einhundertacht Lebewesen (Jiva) definitiv nach Moksha gehen; im Fluss des Stromes! Fragender: Woher kommen all die einhundertacht Lebewesen (Jiva), die nach Moksha gehen? Dadashri: Sie kommen aus all den funfzehn Orten (Kshetras) im Universum. Einhundertacht von ihnen gehen nach Moksha. So wie eine Parade von Polizisten, die in Vierer-Reihen vorbeiziehen, eine nach der anderen, so haben wir auf dieser Seite einen Strom von einhundertacht Seelen (Jivas), die von der weltlichen Interaktion (Vyavahar) zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen; sie ziehen in den Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) ein. Und die gleiche Anzahl von Seelen tritt aus dem unbestimmten, nicht-interaktiven Zustand (Avyavahar Rashi, Seelen ohne Namen und Gestalt) ein in den weltlichen Zustand (Vyavahar Rashi). Deswegen gibt es in der weltlichen Interaktion (Vyavahar) weder ein Zunehmen noch ein Abnehmen in der Anzahl von Seelen. Nicht eine einzige Seele kommt hinzu oder fallt weg. Wie wurdest du eine Seele nennen, die in der Welt interagiert (Vyavahar Jiva)? Alle, die einen Namen erhalten haben, interagieren im weltlichen Leben (Vyavahar), und die, denen noch kein Name gegeben wurde, sind noch nicht in die Interaktion der Welt (Vyavahar) eingezogen. Und diejenigen, die ihre Namen verloren haben, sind zum Aufenthaltsort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) gegangen.
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________________ Aptavani-8 231 ,,Namo Siddhanam" - das Ziel der Verehrung Fragender: Du sagst, dass niemand uber uns steht, [aber] liegt der Ort der Befreiten Seelen (Siddha Lok) nicht uber uns? Dadashri: Das ist das Reich der Befreiten Seelen (Siddha Lok), das ist der Ort der Absoluten Seelen (Siddha Kshetra), es sind all diejenigen, die zur endgultigen Befreiung (Moksha) gegangen sind; sie haben es geschafft. Sie werden dir nicht zuhoren, und sie werden uber niemanden etwas sagen. Sie haben keine Gefuhle fur irgendjemanden, sie haben gar nichts. Sie sonnen sich nur in ihrer eigenen Gluckseligkeit (Sukh)! Sie werden uns nicht helfen. Sie reprasentieren unser Ziel. Wenn du sagst: ,,Namo Siddhanam69", steht das einzig fur ein Ziel, das besagt: ,,Das ist der Zustand, den ich will!" Fragender: Wenn wir sagen: ,,Namo siddhanam", erreicht diese Huldigung (Namaskar) sie dann? Dadashri: Selbst wenn sie sie nicht erreicht, so erreicht sie zumindest den Siddha (die Absolute Seele) in dir. Das Selbst (Atma), das in dir wohnt, ist tatsachlich absolut (Siddha)! Wir sollten uns nur damit befassen, dass unsere Arbeit erledigt wird! Du solltest deine Huldigung dorthin schicken. Und es ist deine Verantwortung, sicherzustellen, dass sie dort ankommt. Also musst du ihnen einen Brief schicken. Keine Aktivitat fur den Absolut Befreiten (Siddha), dennoch gibt es Aktion Fragender: Schickt Gott die, die absolut (Siddha) geworden sind, fur einen bestimmten Zweck hierher? Dadashri: Niemand schickt sie. Dort ist niemand, der sie hierherschickt. Niemand hat das Bedurfnis, irgendetwas hierherzuschicken. Die Welt ist so, dass sie niemanden braucht. Du hast uberhaupt keinen Vorgesetzten (Upari). In dieser Welt hat keine Seele (Jiva) einen Vorgesetzten (Upari). Deine eigenen Irrtumer und groben Fehler sind deine Vorgesetzten (Upari). 69 Im Trimantra: ,,Ich verneige mich vor Jenen, die vollstandige und endgultige Befreiung erlangt haben."
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________________ 232 Aptavani-8 Fragender: Was sind dann am Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) die Aktivitaten der Absolut Befreiten Lords (Siddha Bhagwan)? Dadashri: Das, was Handlungen (Pravrutti) vollziehen muss, gilt als mechanisch. Sie sind nicht mechanisch. Fragender: Nein, aber gibt es dort irgendeine Aktivitat (Pravrutti) oder Inaktivitat (Nivrutti), sobald sie zur endgultigen Befreiung (Moksha) gehen? Dadashri: Dort ist weder Inaktivitat (Nivrutti) noch Aktivitat (Pravrutti). Nichtsdestotrotz gibt es dort immer noch die Aktivitat des Wissens (Gnan Kriya) und die Aktivitat des Sehens (Darshan Kriya). Dort ist Inaktivitat, und dort ist auch dieses Handeln (Kriya). Man kann nicht behaupten, es sei eine Aktivitat, aber dennoch gibt es Aktion. Siddha Kshetra - was fur ein Juwel! Fragender: Bleiben also all die Seelen (Atmas) am Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) fur sich allein? Dadashri: Ja, sie haben mit niemandem etwas zu tun. So ist das in dieser Welt, dass niemand mit irgendeinem anderen irgendetwas zu tun hat. Und was immer da ist (geschieht]: Es geschieht nur durch ein Instrument (Nimit). Auch ich bin nur ein Nimit (instrumentell wirkende Person). Fragender: Wenn wir an den Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) gehen, mussen wir dort einfach alleine sitzen? Und ,sehen' wir einfach nur immerfort? Dadashri: Es ist nicht das ,Herumsitzen' deiner Sprache. Du musst dort nicht herumstehen oder herumsitzen. Du musst nicht herumliegen. Es ist etwas ganz anderes. Fragender: ,Sehen' wir die ganze Zeit einfach nur? Dadashri: Ja, aber das ist nichts, das du dir vorstellen kannst. Du versuchst, es anhand deiner Vorstellungskraft zu sehen, aber es ist nichts dergleichen. Fragender: Wie ist der Ort der Befreiten Seelen (Siddha Shila)? Dadashri: Siddha Shila ist ein Ort, wo Karma nicht
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________________ Aptavani-8 233 an einem haftet, selbst wenn man es wollte, wahrend hier Karma an dir anhaftet, auch wenn du es nicht mochtest! Die subatomaren Teilchen (Parmanu) sind immer uberall. Hier ist ein subatomares Teilchen stets bereit, aber dort druben beeinflusst es sie keineswegs. Gott! Das ist der ewige Zustand! Fragender: Gibt es am Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) keine subatomaren Teilchen (Parmanu)? Dadashri: Dort ist gar nichts. Die Siddha Lords ihrerseits sind in der Lage, alle Dinge zu , wissen', die hier zu , wissen' sind (Gneya). An ihrem Ort jedoch gibt es nichts zu , wissen' (Gneya). Der Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) ist eine Art Ort fur alle Befreiten Seelen, um sich dort aufzuhalten. Fragender: Ist der Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) innerhalb dieses Universums oder ausserhalb dieses Universums? Dadashri: Er ist am Rande des Universums, am aussersten Rand. Du solltest das in deiner eigenen Sprache verstehen, und dann wird jeder andere es in seiner eigenen Sprache auslegen. Jedoch existiert der Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) nicht ausserhalb des Universums, sondern an seinem Rand! Der wundersame Sitz der Absolut Befreiten (Siddhas) - das ultimative Ziel Fragender: Konnen die Befreiten Seelen (Siddhas), die am Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) befreit wurden, individuell identifiziert werden? Dadashri: Nein, sie sind keine derartigen Individuen. Sie haben jedoch ein Gewahrsein von Existenz (Astitva), der elementaren Natur (Vastutva) und des absoluten Zustands (Purnatva); das Gewahrsein von ,,Ich bin", und das ist alles. Dort gibt es nichts Derartiges, nicht wahr? Jeder Einzelne von ihnen verweilt im Gewahrsein (in der Intention) von ,,Ich bin"! Dort gibt es kein Gesprach uber irgendetwas anderes, dort gibt es keine Art von Wortwechsel oder von Unterscheidung zwischen Individuen, und es gibt keine wechselseitige Beziehung. All diese wechselseitigen Beziehungen kann man hier vorfinden, und sie sind relativ. Wohingegen es dort real ist, es ist absolut, und darin gibt
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________________ 234 Aptavani-8 es keine gegenseitige Abhangigkeit. Sie haben dort das Gewahrsein der Existenz (Astitva), der elementaren Natur (Vastutva) und des absoluten Zustands (Purnatva)! Fragender: Jeder dort ist in Gluckseligkeit (Sukh), nicht wahr? Dadashri: Sie erleben alle die gleiche Gluckseligkeit. Im Gewahrsein der elementaren Natur (Vastutva) besteht immer enorme absolute Gluckseligkeit (Parmanand)! Fragender: Genauso, wie es im Kino einen vollen Saal gibt, besteht dort die gleiche Art von , vollem Haus'? Dadashri: Das ist deine Vorstellung (Kalpana). Dort ist eine so unermessliche Weite, dass trotz der unendlichen Zahl an Befreiten Seelen (Siddhas), immerfort eine unendliche Zahl an Befreiten Seelen (Siddhas) dorthin geht. Alles dort ist unendlich! Fragender: In dieser Welt kann die Seele (Atma) nur in der Gegenwart von Materie (Jada) existieren; und wenn nicht, kann die Seele (Atma) dann allein existieren? Dadashri: Was du gesagt hast, ist korrekt. In dieser Welt kann die Seele (Atma) niemals allein existieren. Nur am Ort der Befreiten Seelen (Siddha Gati) konnen die Seelen (Atma) allein existieren. Fragender: Gibt es, abgesehen vom Ort der Befreiten Seelen (Siddha Gati), also keine andere Umgebung, wo die Seelen (Atma) allein existieren konnen! Dadashri: Ja, das ist wahr Fragender: Konnte es auch sein, dass wir all diesem wieder begegnen, wenn wir nach Moksha gehen? Dadashri: Nein, dort gibt es nichts dergleichen. Der Grund, warum das hier so passiert, ist, weil wir hier all diese Umstande (Saiyogo) haben. An diesem Ort (Erde) sind dies die Umstande, die wir haben und deshalb passiert es auf diese Weise. Aber dort existieren diese Umstande nicht. Deshalb ist es nicht moglich, dass das passiert. Nichts Derartiges kann jemals wieder vorkommen. Wenn zwei Dinge zusammenkommen, gibt keines von
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________________ Aptavani-8 235 beiden seine eigenen Eigenschaften (Gunas) auf. Allerdings lasst das eine zusatzliche Eigenschaft und ein zusatzliches Merkmal (Vishesh Gunadharma) entstehen. Dies nun ist eine zusatzliche Absicht (Vishesh Bhaav), und es ist diese zusatzliche Eigenschaft, die das weltliche Leben (Sansar) bildet. Nun, wenn sie den Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) am Ort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) hatten, dann wurde auch dort die zusatzliche Absicht (Vishesh Bhaav) auftreten. Aber dort gibt es keinen Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal)! Fragender: Die Seele (Atma) wird im Reich der Befreiten Seelen (Siddha Gati) gebadet; aber gibt es da an der Aussenseite keine subatomaren Teilchen des Nicht-SelbstKomplexes (Pudgal Parmanus)? Dadashri: Aber sie sind ausserhalb des Ortes der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra), was bedeutet, dass sie nur im unteren Teil sind. Sie sind in einem Zustand, der die Befreiten Seelen (Siddhas) nicht beeintrachtigt. Der Aufenthaltsort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) ist in der Mitte zwischen den Welten oder Existenzebenen (Lok) und dem Raum jenseits der Welten angesiedelt, dem grenzenlosen Raum (Alok). Fragender: Konnen die Umgebung oder die Umstande des Aufenthaltsorts der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) andere Welten oder Ebenen der Existenz (Loka) beeinflussen? Dadashri: Uberhaupt nicht. Was hat eine Wirkung uberhaupt mit irgendetwas zu tun? Da gibt es uberhaupt keinen Zusammenhang. Und dort gibt es keinerlei Wirkung auf die Befreiten Seelen (Siddhas). Fragender: Es mag sein, dass sie nicht beeinflusst werden, aber beeinflussen sie das Aussen oder nicht? Dadashri: Nein. Hier wird nichts von ihnen beeinflusst. Nichtsdestotrotz, es ist unser Ziel. Dorthin wollen wir gehen!
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________________ Teil Zwei Wer bin ich? Wie kann ich das erkennen? Wie kann der Zyklus nun enden ? Fragender: Jetzt mochte ich dich einfach fragen, was wir tun mussen, um die Zyklen von Geburt und Tod zu einem Ende zu bringen. Dadashri: Du stellst diese Frage jetzt, in der funften Ara des gegenwartigen Zeitzyklus?0 (Ara)? In der vierten Ara (Ara) ware es moglich gewesen, den Zyklus zu beenden, aber du hast versaumt, das zu tun, weil du zu sehr damit beschaftigt warst, ,Chutney'7l zu probieren. Einfach nur wegen Chutney (Materiellem, weltlichen Vergnugungen); das war alles, was du dir gewunscht hast, und deshalb bist du zuruckgeblieben. Als du damals den Zyklus von Geburt und Tod hattest beenden konnen, hast du nichts unternommen. Jetzt, da du hier bist, ist fur dich keine Zuflucht mehr ubrig. Vielleicht hast du jetzt dein Chutney, aber die Losung ist nicht mehr verfugbar. Nun, meinst du, dass du das Chutney loslassen kannst? Fragender: Es kann gehen. Dadashri: Ja, um die Zyklen von Geburt und Tod zu beenden, wirst du das Wissen daruber erlangen mussen, wer du bist. Du musst die rechte Sicht (Samkit) erlangen. Fragender: Jede andere Diskussion ist bedeutungslos, bis der Sinn dieses Lebens erkannt ist. Man muss nur diesen Sinn erkennen. Dort liegt die grundlegende Frage. Dadashri: Ja. Diese grundlegende Frage ist in der Tat wahr. Es ist so: Da ist ein Geschaftsmann (Sheth), der ein sehr zufriedener Mensch ist. Er besitzt eine Muhle, er erfreut all seine zweitausend Mitarbeiter, wann immer er uber irgendetwas spricht. So spricht er, und so verhalt er sich. Er geniesst grosses Ansehen. Aber wie ware er, wenn er am 70 Eine Ara (Ara) ist eine der sechs Zeiteinheiten in einer Halfte des Zeitzyklus. Wir sind gegenwartig in der funften Periode oder Ara der absteigenden Halfte des Zeitzyklus, welche vor etwa 2500 Jahren begann. 71 scharf gewurzte Sosse aus Fruchten
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________________ Aptavani-8 237 Ende des Tages mude ist und einen Drink zu sich nimmt? Er beginnt, den Rausch durch den Brandy zu spuren, sodass er seiner eigenen Stellung gegenuber blind wird. Sein eigenes Bewusstsein trubt sich, bis er von Dunkelheit umhullt ist.. Fragender: Im Alkoholrausch verliert man all sein Gewahrsein. Wie also verlieren die Menschen ihr spirituelles Gewahrsein? Dadashri: In der Spiritualitat (Adhyatma) ist es der Rausch durch die Illusion (Moha), welcher nicht abklingt. In diesem Rauschzustand sprechen die Menschen. Alles, woruber du jetzt sprichst, geschieht, nachdem du einen kraftigen Schluck von dem Alkohol zu dir genommen hast. Das ist Moha, die Berauschung aufgrund der Illusion. Bei all diesen Mahatmas habe ich die Berauschung entfernt. Aber deine ist noch nicht aufgehoben, also bist du in einem bestandigen Rauschzustand, wenn du sprichst. Wenn also dieser Rausch aufgehoben ist, wirst du verstehen, was der Sinn dieses Lebens ist. Du wirst es sofort begreifen. Ebenso wie der Geschaftsmann genau der gleiche ist wie vorher, nachdem sein Rausch abgeklungen ist! Dann beginnt er wieder, angenehm zu sprechen! Bei ihm also ist es der Alkoholrausch, wohingegen die Welt durch die Illusion (Moha) berauscht ist. Aber die Benommenheit durch den Alkohol kann bei einem Menschen aufgehoben werden, indem man einige Schusseln kalten Wassers uber ihn schuttet. Allerdings kann hier der Rausch durch die Illusion (Moha) niemals aufgehoben werden. Dann wurdest du, wo auch immer du hinschaust, nur Betrunkenen begegnen, selbst wenn du in den Himalaya oder sonst wo hingingest. Sie verlassen ihr Zuhause, ihre Frauen und ihre Kinder, aber sie entsagen nicht dem Ich (Hum, Ego); ihr Ich (Hum) geht nie fort. Sie sind standig im ,,lch, ich, ich". Wenn das Ich (Ego) verschwindet, dann wird man zur Absoluten Seele (Paramatma). Du' selber bist die Absolute Seele (Paramatma). Allerdings bist du dir dessen nicht gewahr, weil du das Gewahrsein (Jagruti) nicht hast. Fragender: Lass uns zum Hauptthema zuruckkommen: Wofur in dieser Welt sollten die Menschen leben? Dadashri: Sie sollten fur Befreiung (Moksha) leben.
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________________ 238 Aptavani-8 Dessen ungeachtet - wenn sie das Verstehen nicht haben - leben sie alle fur Frauen, sie leben fur Geld, oder sie leben fur wer weiss was. Aber das alles ist aufgrund eines falschen Verstehens. Sie wissen nicht, was das Ziel oder der Zweck (Hetu) ist, und so machen sie irgendetwas zum Ziel! Wenn sie das Ziel kennen wurden, wussten sie, dass diese menschliche Geburt, diese menschliche Geburt in Indien (Hindustan), nur fur das Erreichen der endgultigen Befreiung (Moksha) bestimmt ist. Aber weil sie von diesem Weg zur Befreiung (Moksha) nichts wissen, machen sie irgendetwas, das ihnen uber den Weg lauft, zu einem Ziel; und das Ziel verandert sich. Was immer die Menschen der Welt tun, es ist alles weltliches Leben (Sansar). Ganz gleich, was sie tun, es ist immer weltliches Leben. Nicht ein einziges Mal treten sie aus ihm heraus. Dies bezeichnet man als das Versunkensein im Nicht-Selbst (Par-Ramanata). Folglich ist es die Absicht (Hetu, Ziel), die wichtig ist. Nur die Absicht (Hetu) ist von Wert: Was ist die Absicht hinter ihrem Handeln. Alles, was mit der Absicht fur das Selbst (Atma) getan wird, egal, welche Tat oder Handlung (Kriya) es ist - selbst dann ist es das Ziel (Hetu), das wertvoll ist. Die Tat (Kriya) ist dann nicht relevant. Wenn Befreiung (Moksha) dein Ziel ist, und wenn dein Bestreben (Hetu) stark ist, wirst du diesen Weg definitiv erreichen. Nebenbei bemerkt, haben die anderen alle moglichen Ziele in ihrem Inneren. Sie sagen dir, dass ihr Ziel ist, Befreiung (Moksha) zu erlangen. Innerlich jedoch sind all ihre Ziele auf das weltliche Leben (Sansar) ausgerichtet. So viele kosmische Zeitzyklen (Aras) sind vergangen, und wenn auch noch dieser funfte Zeitzyklus uber dich hereingebrochen ist, wie kannst du dessen nicht mude sein? Eine Seele (Jiva, Lebewesen), die qualifiziert' (Yogya) ist, wird es das weltliche Leben) ermudend finden. Aber die leidenschaftliche Seele geniesst es sehr und kostet es aus! Wer dessen mude ist, wird den Weg zur Befreiung (Moksha) sehr schnell finden. Und wer dessen niemals mude wird, wird weiter ganz mutterseelenallein in den Basaren (,Shops' der Verfuhrung) umherwandern! Es ist nicht abzusehen, wie viele weitere Leben (Avatar) er darin umherwandern muss! Das ist das weltliche Leben (Sansar).
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________________ Aptavani-8 239 Das, was das Vorubergehende ,sieht', ist das Permanente Wie funktioniert diese Welt? Wer halt sie am Laufen? Warum lauft sie? Wer sind wir? - Bis der Mensch das wahre Wissen (Gnan) erlangt, werden diese Ratsel nicht gelost werden! kannst du sehen, wie viele Arten von Ratseln sich ergeben haben? Fragender: Es ist nur dann ein Ratsel, wenn wir glauben, es sei eines. Ansonsten ist es keines. Dadashri: ,,Wenn wir glauben." Dieser Ausdruck ist so popular geworden. Das stimmt nicht ganz, und zwar, weil du vielleicht glaubst, es sei kein Ratsel; wenn du es jedoch erlebst, dann wird es zum Ratsel. Etwas zu glauben, halt nicht lange an! Du glaubst vielleicht, dass du zweihunderttausend auf deinem Bankkonto hast; also schreibst du einen Scheck aus, und der wird zuruckgehen. Zu glauben ist nicht das Richtige. Etwas, das man glaubt, wird nur eine kurze Zeit Bestand haben. Es bedeutet gar nichts. Uberdies kann glauben' nur bei bestimmten Angelegenheiten angewendet werden. Fragender: Bleibt nicht alles, abgesehen vom Selbst (Atma), nur fur eine kurze Zeit? Dadashri: Ja! Deshalb wird alles nur geglaubt! All dies sind nur falsche Uberzeugungen, und sie sind allesamt vorubergehende Anpassungen! ,, All dieses Relative72 ist eine vorubergehende Anpassung, und das Selbst (Atma) an sich ist permanent!" Die Menschen haben das genommen, was leicht kaputtgeht und zerbrechlich (Takalaadi) ist; und im Glauben, es sei permanent, haben sie damit Geschafte gemacht! Ist es dir je in den Sinn gekommen, dass all diese Dinge zerbrechlich (Takalaadi) sind? Fragender: Die gesamte Welt ist zerbrechlich! Dadashri: Ja, genau das versuche ich, dir zu erklaren. All dieses Relative ist eine vorubergehende Anpassung! Und Du bist permanent, ewiglich. Nun, wenn Du an sich permanent 72 Im Englischen ein Sprachwitz: all these relatives: all diese Verwandten - all dieses Relative
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________________ 240 Aptavani-8 bist, und diese Anpassungen sind alle vorubergehend, wie kannst du die beiden miteinander vereinbaren? Bist nicht auch Du permanent? Fragender: Woher kann ich das wissen? Dadashri: Hast du ein nachstes Leben (Punarjanma) oder nicht? Hattest du ein vergangenes Leben (Avatar, Geburt, Inkarnation) oder nicht? Du bist dir dessen nicht einmal sicher, oder? Aber wenn du an Reinkarnation glaubst, bedeutet das, dass du permanent geworden bist. Jedwede Art von Verganglichem kann nicht etwas anderes Vergangliches verstehen. Nur etwas Permanentes kann etwas Vergangliches als verganglich verstehen. Weisst du nicht, dass dieses Glas kaputtgehen kann? Wird diese Brille (nicht] kaputtgehen? Folglich bist du permanent, und diese Brille ist nur etwas Vergangliches. Nur das Permanente kann das Vergangliche als verganglich begreifen. Etwas Vergangliches kann nicht ein anderes Vergangliches begreifen. Wie kann das Vergangliche das Vergangliche verstehen? Also kann nur das, was permanent ist, das Vergangliche als verganglich verstehen. Wenn es nichts Permanentes in dieser Welt gabe, wurde es dann Sinn machen, das Vergangliche als verganglich zu bezeichnen? Du bist in der Lage, , verganglich zu sagen, weil es etwas Permanentes gibt. Ware andernfalls nicht alles verganglich? Kann dein Intellekt (Buddhi) dies erfassen? Fragender: Ja, weil es etwas Permanentes gibt, gibt es auch etwas Vergangliches. Dadashri: Ja, weil es etwas Permanentes gibt. Auf dem basierend gelten all diese anderen Dinge als verganglich. Und man kann verstehen, das ist zerbrechlich (Takalaadi), das ist zerbrechlich. Ein Glasbecher ist zerbrechlich. Bist du nicht in der Lage, das zu begreifen? Wenn du diesen Kupferbecher fallen lassen wurdest, warst du nicht allzu besorgt. Aber was passiert, wenn du ein Glas fallen lasst? Fragender: Ich hatte Angst davor, das Glas zu zerbrechen. Dadashri: Ja. Das Glas ware also total kaputt, wahrend der Kupferbecher vielleicht eine Beule hatte, die du wieder
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________________ Aptavani-8 241 richten kannst, so wie er vorher war. Dennoch ist all das verganglich. Manches halt vielleicht funfundzwanzig Jahre, anderes funfzehn Jahre. Dieser Korper mag funfundsiebzig Jahre halten. All das ist verganglich. ,Du' selbst bist permanent. Allerdings betrachtest du dich als verganglich: ,,Ich bin Chandubhai, ich bin dieser Korper, ich bin ihr Sohn." All das sind Missverstandnisse, die ich loszuwerden suche. Mochtest du von deinen Fehlern (falschen Uberzeugungen) frei werden? Wenn die Menschen alles als verganglich bezeichnen, ist derjenige, der diese anderen Dinge verganglich nennt, selbst permanent. Sonst gabe es das Wort ,,verganglich" gar nicht. Folglich beweist dies an sich, dass man selbst permanent ist, wenn man andere Dinge verganglich nennt. Aber man ist sich dessen nicht gewahr. Nichtsdestotrotz sagen die Menschen immer noch , verganglich'! Deshalb solltest du herausfinden, dass dieser Mensch sich dessen nicht gewahr ist, obwohl er, verganglich' sagt. Und somit ist er selber permanent. Aber dass er den Fehler selber macht, ist eine andere Angelegenheit. Was sind deine Eigenschaften? Sogar darin liegen Fehler Dieses Wissen ging nicht verloren. Es ist moglich, all dieses Wissen wiederzuentdecken, wenn du ,hinzuzahlst und abziehst', vorausgesetzt, ein Gnani Purush zeigt dir den Weg! Andernfalls kommt es niemals in deine Vorstellungskraft; dein Verstand wird das nicht erfassen. Hier geht es nur um: ,,Wie kann ich den Lebensunterhalt verdienen? Wie kann ich das machen?" Solche Probleme und das Geld haben den Verstand vollig in Beschlag genommen. Also ist man tatsachlich permanent, aber man selber ist sich dessen nicht bewusst! Sollte man nicht das Gewahrsein haben, wer man ist? Fragender: Man wurde erkennen, was die eigenen Eigenschaften (Gunas) sind, oder nicht? Dadashri: Nein, keiner wurde das erkennen. Es gibt keinen einzigen Menschen, der sich seiner Qualitaten (Gunas) bewusst ware. Was sie als ihre eigenen Eigenschaften erachten, sind tatsachlich die Eigenschaften von einem anderem. Alle Eigenschaften, die du siehst, sind nicht
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________________ 242 Aptavani-8 die deinen; sie sind falschlich zugeschriebene (Aropit) Eigenschaften. Es sind nicht deine Eigenschaften. Dennoch sagst du: ,,Das sind meine Eigenschaften (Gunas)." Fragender: Ich habe einige gute Eigenschaften, und ich habe auch einige schlechte Eigenschaften (Gunas). Dadashri: Nein. Beide sind zu Unrecht zugeschriebene Eigenschaften (Aropit Guna). Und gute und schlechte Eigenschaften sind beide falsch. Beide sind ,kultivierte' Eigenschaften (Gunas) und ,kultivierte' Dinge! Diese guten und schlechten Eigenschaften sind keineswegs die deinen. ,Deine Eigenschaften sind etwas ganz anderes. Nicht eine einzige deiner Eigenschaften hast du gesehen oder erkannt. Auch andere haben ihre eigenen Eigenschaften (Gunas) nicht erkannt. Aus diesem Grund kommen all diese Menschen hierher, um ihre eigenen Eigenschaften zu erkennen! Weil sie endloses Gluck (Sukh) wollen. Sie wollen dieses vorubergehende Gluck nicht! Die Eigenschaften (Gunas), die zurzeit bestehen, sind Chandubhais Eigenschaften. Es sind nicht Deine Eigenschaften. Chandubhai und Du sind voneinander getrennt. In diesem Korper bist auch Du getrennt, und Chandubhai ist getrennt. , Wir' sehen, dass beide getrennt sind, , wir sehen Chandubhai, und, wir' sehen auch Dich (das Selbst). Wer du also, in Wahrheit und wirklich gesprochen, tatsachlich bist, das ist die Entscheidung, die du treffen musst! In diesem Korper ist Dein Bereich (Kshetra) getrennt. Wenn Du in Deinem Bereich wohnst, dann bist Du der Wissende deiner Statte (Kshetragnya). Und wenn du nicht in deinem Bereich (Kshetra) wohnst, dann wirst du eins mit der Statte (Kshetrakaar - Chandubhai). Indem Du zum Wissenden (Kshetragnya) wirst, musst Du sehen, was in dieser Statte (Kshetra) passiert! Was bedeutet , Wissender der Statte' (Kshetragnya)? Es ist jemand, der die Statte kennt. Also ist alles, was Du tun musst, einfach weiterhin zu , wissen', was geschieht, wer spricht; und das ist alles, was Du ,wissen' musst, wahrend Du in deinem eigenen Reich (Kshetra) bleibst - das ist alles! Zu der Entscheidung zu kommen: ,,Ich bin Reine Seele (Shuddhatma)", das an sich wird als Erfahrung des Selbst
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________________ Aptavani-8 243 (Atmanubhav) bezeichnet. Und ist es etwas Gewohnliches, diese Erfahrung des Selbst (Atma) zu haben? Das verborgene Selbst, wundersam, wundersam! Was also ist in dieser Welt wissenswert? Was meinst du? Fragender: Die Form und Natur des Selbst (Swa Swaroop). Dadashri: Das ist alles. Abgesehen davon gibt es nichts sonst in dieser Welt, das wissenswert ware! Nur die Form des Selbst (Swaroop) ist wissenswert. Fragender: Ja, aber wie mag diese wundersame Sicht (Darshan) sein? Dadashri: Die verborgene Form (Swaroop) ist wundervoll! Was vor der Welt vollstandig verborgen ist, ist eine verborgene Form (Gupta Swaroop). Was die gesamte Welt nicht kennt, ist die verborgene Form, die an sich wundersam ist. Ausser diesem gibt es nichts anderes in dieser Welt, das wundersam (Adabhoota) ist! Alles andere kann man finden. Das jedoch, was eine verborgene Form (Gupta Swaroop) ist, ist das Einzige, was in dieser Welt wundersam ist! Deshalb haben die Verfasser der Heiligen Schriften (Shastras) wiederholt gesagt, wieder und wieder, und mehr als tausend Mal, dass es wundersam, wundersam, wundersam ist! Der grundlegende Fehler ist die Uberzeugung Fragender: Aber haben wir keine Illusion (Bhranti)? Dadashri: Was fur eine Illusion? Fragender: Gibt es nicht bereits eine Illusion (Bhranti) bezuglich der Form des Selbst (Swa-Swaroop)? Dadashri: Aber welche deiner Formen (Swaroop) hat Illusion (Bhranti), und welche deiner Formen ist frei von Illusion? Weisst du nicht, welcher Teil keine Illusion hat, und welcher Teil die Illusion hat? Du hast nichts unternommen, um sie irgendwie zu trennen, oder? Fragender: Wie ist deine Definition von Illusion (Bhranti)? Was erachtest du als, keine Illusion zu haben?
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________________ 244 Aptavani-8 Dadashri: ,DU' (das Selbst) bist ewig und unzerstorbar (Avinashi), und auch die Dinge, die zu dir gehoren, sind ewig. Und zu glauben, dass vorubergehende und zerstorbare Dinge (Vinashi) dir gehoren, das nennt man Illusion (Bhranti). Fragender: Also wurdest du das nicht als eine Art von Unwissenheit (Agnan) bezeichnen? Dadashri: Schwerwiegende Unwissenheit! Zu glauben, das Aussenministerium 736 sei das Innenministerium74', ist grosse Unwissenheit (Agnan). Wenn es ein , Aussenministerium' gibt, und du glaubst, es sei das Innenministerium', was haltst du dann fur das Innenministerium'? Deshalb weiss man nicht, was Zuhause, Innen75' ist. Welchen Nutzen hast du davon, zu glauben, das , Aussenministerium' sei das Ministerium fur innere Angelegenheiten'? Fragender: Darin liegt kein Nutzen. Dadashri: Welchen Schaden verursacht es dann? Fragender: Wenn wir unsere wahre Form (Swaroop) nicht kennen, dann ist alles schadlich. Dadashri: Es ist in der Tat schadlich. Die Form deines eigenen Selbst (Swaroop) an sich ist das Ministerium fur innere Angelegenheiten'. Und im Aussenministerium' hast du: ,,Ich bin Chandubhai, ich bin ein Professor, ich bin der Ehemann dieser Frau, ich bin sein Onkel, ich bin dick, ich bin dunn." Alles, was immerfort in deinen Ohren klingelt, nennt man Illusion (Bhranti). Es ist in Ordnung, das zu sagen. Aber du hast dein Vertrauen in den gesetzt, der diese Dinge sagt. Du vermischst die beiden, die weltliche Interaktion (Vyavahar) und das, was zum Selbst (Nischay) gehort, und sagst: ,,Ich selbst bin Chandubhai." Oh, oh! Schau dir nur diesen grossartigen Chandubhai an! Er hat das vollig Falsche zu fassen bekommen. Kannst du dir das alles leisten? Wie fuhlst du dich? Fragender: Wir konnen uns nicht leisten, das zu tun. Dadashri: Also brauchst du eine Art von Wissen, das 73 Engl.: Foreign department 74 Engl.: Home department 75 Engl.:Home
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________________ Aptavani-8 245 dies zu einem Ende bringt. Du kannst von diesem Ozean des weltlichen Lebens (Sansar) aus nirgendwo die Kuste sehen. Dort werden sie hin und wieder sagen: ,,Lass uns nach Norden gehen." Wenn du nach Norden gehst, wirst du jemanden treffen, der sagt: ,,Lasst uns dorthin gehen." ,,DU Narr! Ich bin gerade von da gekommen." Und er wird sagen: ,,Macht nichts, komm den Weg einfach wieder zuruck." Auf diese Art wandert man umher, wandert, wandert, wandert umher. Aber nirgendwo kann man das Ufer, die Kuste oder irgendwas sehen, nirgends. Wer zerstort diese Illusion? Alles, was innerhalb kurzer Zeit verschwindet, nennt man illusion (Bhranti). Und jeden Tag starken wir diese Illusionen. Wir erschaffen taglich neue Illusionen, wenn wir taglich sagen: ,,Ich bin Chandubhai, ich bin Chandubhai", wahrend die alten Illusionen geloscht werden. Wenn wir keine neue Illusion erschaffen wurden, wurden die alten verschwinden. Alles ist von Natur aus so, dass es sich auflost und zu einem Ende kommt (Viyogi). Sogar die Natur der Illusion (Bhranti) ist kurzlebig (Viyogi). Dein ganz eigenes Selbst (Atma) ist, wer Du wahrlich bist. Aber im Moment hast du die Illusion (Bhranti), was bedeutet, dass du falschlicherweise ,,Ich bin Chandubhai" dem zuschreibst (Aarop), der du nicht bist. Der Unterschied zwischen dem Vorubergehenden und dem Permanenten Wenn ein Mensch stirbt, werden die verganglichen und zerstorbaren Dinge (Vinashi) von den permanenten Dingen (Avinashi) getrennt. Die permanente Sache (Avinashi) ist wirklich, was bedeutet, dass sie ewig (Sanatan) ist. Und alles Relative ist zeitlich begrenzt (Vinashi). Fragender: Du hast gesagt, dass alles Relative verganglich ist, und dass es zerstorbar ist. Nun gibt es aber nach Aussage der Wissenschaftler und aus der Perspektive des Hinduismus nicht ein einziges Element, das verganglich (Vinashi) ist. Worauf beziehst du dich, wenn du zerstorbar sagst? Dadashri: Genau das sage ich, dass kein Element in dieser Welt verganglich ist. Und dieses Element entspricht
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________________ 246 Aptavani-8 der Perspektive (Drashti) des Elements. Dieses Element hast du nicht einmal gesehen! Erlebst du permanente Dinge (Avinashi) oder vergangliche Dinge (Vinashi)? Fragender: Weder Permanentes noch Vergangliches. Dadashri: Wenn Tassen und Untertassen kaputtgehen, wurdest du sagen, dass sie zerstorbar (Vinashi) oder unzerstorbar (Avinashi) sind? Fragender: Ich bezeichne sie uberhaupt nicht. Sie sind ein und dasselbe. Dadashri: Ein und dasselbe? Aber erachten all die anderen Menschen sie als ein und dasselbe? Jeder andere erachtet Tassen und Untertassen als verganglich (Vinashi, zerstorbar), weil Tassen und Untertassen kaputtgehen. Fragender: Aber was ist deine Auffassung von verganglich und zerstorbar (Vinashi)? Dadashri: Zerstorbar bedeutet, dass du Furcht fuhlst, wenn Tassen und Untertassen kaputtgehen. Du empfindest Furcht, wenn deine Kleidung Feuer fangt. Darum sind all diese Dinge verganglich (Vinashi). Was ist mit diesem Korper, ist er permanent (Avinashi) oder verganglich (Vinashi)? Fragender: Auch der Korper ist nicht verganglich (Vinashi). Dadashri: Er ist nicht verganglich? Also haben all diese Menschen nicht dasselbe Wissen wie du. All diese Menschen haben eine andere Art von Wissen. Sie alle sagen, dass der Korper verganglich (Vinashi) ist, und du sagst, dass der Korper nicht verganglich (Vinashi) ist. Wurdest du nichts empfinden, wenn die Tassen und Untertassen in deinem Haus kaputtgingen? Fragender: Ich frage dich, was verganglich aus wissenschaftlicher Sicht bedeutet. Dadashri: Nein, hier brauchst du keine wissenschaftliche Sichtweise, du brauchst die Sichtweise der weltlichen Interaktion (Vyavahar). Hier in den Interaktionen der Welt (Vyavahar) brauchst du die Sichtweise der weltlichen Interaktion (Vyavahar).
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________________ Aptavani-8 247 Ich kann dir auch erklaren, was es aus wissenschaftlicher Sicht bedeutet. Die wissenschaftliche Sichtweise sagt: ,,Es gibt in dieser Welt keine Verminderung in einem einzigen subatomaren Teilchen (Parmanu)." Egal, wie viel Zerstorung etwas durchmacht, es gibt keine Verminderung um ein einziges subatomares Teilchen. Und gleichermassen gibt es keine Zunahme um ein einziges subatomares Teilchen. Aber verursacht es keine Aufregung, wenn die Tassen und Untertassen bei den Leuten zu Hause kaputtgehen? Gibt es kein Theater, wenn Kleider verbrennen? Warst du nicht verstort, wenn dein Haus abbrennen wurde? Deshalb wird es als verganglich und zerstorbar (Vinashi) bezeichnet. Das Selbst (Atma) verbrennt bei all dem nicht. Fragender: Bedeutet verganglich, dass es nur eine Veranderung des Zustands ist? Dadashri: Verganglich (Vinashi) bedeutet, dass die Umstande (Avastha) zerstort werden. Das elementare Ding (Vastu) selbst ist nicht zerstorbar (Vinashi). Das Element (Tattva) ist nicht zerstorbar. Aber es sind die Umstande, die zerstort werden. Auch die Menschen in der Welt sind in den Umstanden gefangen, und darum mussen wir sagen, dass sie verganglich sind (Vinashi). Wenn diese Leute zum Arzt gehen und sagen:,,Doktor, ich habe Fieber", und der Arzt sagt: ,,Es ist permanent (Avinashi)", dann ware es das gewesen. Der arme Mann wurde sich sehr furchten. Verstehst du, was ich zu sagen versuche? Fragender: Ja, jetzt verstehe ich. Dadashri: Jeder Umstand (Avastha) ist verganglich (Vinashi). Die gesamte Welt ist in diesen Situationen versunken. In diesen Umstanden zu leben, macht sie [die Welt] rastlos. Indem man in den Situationen verweilt, wird man ruhelos (Avastha). Wenn man hingegen in der Form des eigenen Selbst (Swaroop) verweilt, findet man Frieden und Trost. Daher sind die Umstande (Avastha) der Dinge verganglich (Vinashi), und die originare und grundlegende (Muda) Sache ist permanent (Avinashi). Nur der Gnani Purush
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________________ 248 Aptavani-8 weiss um das Grundelement (Muda Tattva). Die Menschen jedoch sind in den Umstanden (Avastha) gefangen. Die Illusion des Permanenten im Zustand des Vorubergehenden Solange man sich nun in der Illusion (Bhranti) befindet, werden beide, das Vergangliche Vinashi) und d Permanente (Avinashi), als eine Form funktionieren. Was macht man, wenn beide gemeinsam funktionieren? Man sagt: ,,Ich weiss dies, und ich tue jenes." Also sprechen beide Zustande (Dharma) zusammen, der Zustand des Verganglichen und der Zustand des Permanenten sprechen als eines, und zusammen zu sprechen, nennt man Illusion (Bhranti)! Daraufhin sagt man: ,,Ich bin tatsachlich Chandubhai." Obwohl du permanent (Avinashi) bist, sagst du in einem Zustand des Unbewusstseins: ,,Ich bin Chandubhai." Warum ist das so? Weil das Permanente und das Vergangliche zusammengekommen und jetzt zu einem geworden sind. Die Illusion (Bhranti) ist also aufgrund dieser Einheit zustande gekommen. Fragender: Aber wird die Illusion nicht vom Verganglichen (Avinashi) allein erschaffen? Dadashri: Niemand hat dies erschaffen. Das Ewige (Avinashi) wurde dies nicht erschaffen. Verstehst du? Diese Illusion ist aufgrund wissenschaftlicher Ursachen zustande gekommen. Daruber hinaus erschafft niemand Illusion. Fragender: Wenn in einem Menschen beides ist, das Vergangliche und das Permanente, wurde dann sein Verhalten (Vartan) nicht nur von dem Permanenten herruhren? Ist das nicht so, weil nur die Dominanz des Permanenten vorherrscht? Dadashri: Es gibt uberhaupt keine Dominanz des Permanenten (Avinashi). Auch das Verhalten (Vartan) gehort nicht zum Ewigen (Avinashi). Die gesamte Dominanz liegt beim Verganglichen (Vinashi). Darum trennen , wir fur dich das Vergangliche (Vinashi) und das Permanente (Avinashi) in zwei separate Teile. Wenn wir' all das negative Karma (Paap) zerstoren,
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________________ Aptavani-8 249 fallen die beiden Teile auseinander und werden getrennt. Danach verbleibt das Selbst (Atma) als der Wissende und Sehende (Gnata-Drashta). Deswegen kommt das Permanente (Avinashi) in seine ursprungliche (Muda) Natur, und was verganglich ist (Vinashi), verbleibt als Handlungen und Taten (Kriya). Zu ,wissen' liegt nicht in der Natur des Verganglichen (Vinashi). Seine Natur ist nicht, Gefuhle oder Derartiges zu haben. Daher verbleibt alles, was verganglich ist (Vinashi), in den Aktivitaten (Kriya), und das Permanente (Avinashi) verbleibt als Wissender und Sehender (GnataDrashta). Beide behalten ihre eigene Natur (Swabhaav) bei. Was macht man in Illusion (Bhranti)? ,,Ich weiss und ich handle", und darum sind all diese Schwachen von Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh) entstanden. Die Absolute Seele schickt Licht und ewige Gluckseligkeit Fragender: Welche Funktion fuhrt also das Permanente (Avinashi) aus, wahrend es im Verganglichen (Vinashi) bleibt? Dadashri: Es spendet nur das Licht (Prakash), nichts sonst. Es besitzt unendliches Licht, es spendet Licht. Und es gibt auch Gluckseligkeit (Anand). Aber diese Gluckseligkeit erreicht dich nicht, sie wird falsch projiziert. Und wie verwendest du diese Gluckseligkeit? Du glaubst nicht, dass diese Gluckseligkeit aus deinem Inneren kommt, und deshalb sagst du, dass du Freude an diesem Nachtisch (Jalebi) findest. Du machst diese falsche Projektion des Ursprungs der Freude, und deshalb sagst du, dass du Freude im Nachtisch (Jalebi) findest Aber sie kommt nicht von dem Nachtisch (Jalebi), sie kommt aus deinem Inneren, das projiziert wurde. Deshalb kann nichts Gluckseligkeit (Anand) geben, es liegt keine Gluckseligkeit in Gold oder irgendetwas anderem. Wenn im Gold Gluckseligkeit lage, und wenn du eine Matratze daraus herstellen wurdest, konnte man gut darauf schlafen? Fragender: Nein, das konnte man nicht. Dadashri: Deshalb liegt im Gold kein Gluck. Wir erschaffen dieses Gluck (Anand) durch Fantasie (Kalpana), in der Meinung, dass Freude (Anand) in diesem und Vergnugen in jenem liegt, deshalb erscheint es so. Daher wird die grundlegende (Muda), wirkliche Gluckseligkeit (Anand)
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________________ 250 Aptavani-8 eingebusst. Fur uns' ist es die wahre, direkte Gluckseligkeit (Anand), die , wir' erleben. Wir' verweilen immerwahrend in der wahren Gluckseligkeit; diese Gluckseligkeit ist die wahre Natur des Selbst (Swabhavik), welche naturlich ist und zu einem gehort. Und diese ganze Gluckseligkeit (Anand) ist eingebildet (Kalpit), dieses Gluck und dieses Vergnugen (Sukh) sind eingebildet, und auch das Unglucklichsein (Dukh) ist eingebildet (Kalpit). Die Verehrung der Natur des Selbst bewirkt Gluckseligkeit des Selbst Darum separieren wir das Selbst, sodass Du in Deine naturliche Gluckseligkeit hinein kommst (Swabhaavik Sukh). Danach wirst du keine Sorgen oder Angste haben. Warum hast du Sorgen? Du hast sie, weil du sagst: ,,Ich bin Chandubhai" und: ,,Ich bin derjenige, der handelt". Darum hast du Sorgen! Ist der Mensch fahig irgendetwas zu tun? Tut er es oder geschieht es einfach'? Fragender: Bedeutet ,es geschieht', dass man selbst nichts tun kann? Dadashri: Ja, genau. Wenn man versucht, es selbst zu tun, entsteht Illusion (Bhranti), und weil man dann zum ,Handelnden' wird, kommen Sorgen auf. Verstehst du jetzt? ,Du' an sich bist ein Nicht-Handelnder (Akarta), aber du hast den Zustand des Handelnden' (Karta) ubernommen. Und indem du den Zustand des Handelnden ubernommen hast, ubernimmst du den Zustand des Leidenden (Bhokta). Weil du hinausgegangen bist, um zu handeln, wurdest du zum Leidenden. Und darum gibt es den ganzen Tag Sorgen, Angste und Probleme. Deswegen fuhlst du dich verletzt, wenn dich jemand beleidigt. Der Grund, weshalb ich dir dieses Gnan (Wissen) geben muss, ist, damit du in deine eigene Natur (Swabhaav) kommst. Danach wird das Selbst (Atma) im Selbst verbleiben, und das Nicht-Selbst (Anatma) wird im Nicht-Selbst verbleiben. In jedem Lebewesen (Jiva) gibt es eine Seele (Chetan), und alles, was sie tut, ist, Licht zu spenden. Sie tut sonst nichts. All dies Vergangliche ist relativ (Vinashi), und all diese relativen Dinge sind vorubergehende Anpassungen. Und du
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________________ Aptavani-8 251 bist wirklich und permanent. Allerdings sind das Vergangliche und das Permanente beide miteinander verbunden worden. Wir trennen die beiden voneinander, indem , wir eine Grenzlinie zwischen beiden ziehen. Somit gilt: ,,Dies ist das, und dies ist nicht jenes." Fragender: Was geschieht mit dem Permanenten (Avinashi), wenn es sich vom Verganglichen (Vinashi) trennt? Dadashri: Dann hat man diesen Kummer (Dukh) nicht mehr. Ein Mensch hat diese Schmerzen des weltlichen Lebens (Sansar) nicht mehr, wie etwa: ,,Dies ist geschehen und jenes ist geschehen". Und selbst wenn es Zeit zum Sterben ist, hat man keine Angst. Sogar, wenn man bestohlen wird, spurt man keinen Kummer (Dukh), oder wenn die Ehefrau einen beschimpft, fuhlt man keinen Kummer - man fuhlt uberhaupt kein Unglucklichsein (Dukh). Deshalb bleiben, wenn das Permanente (Avinashi) sich vom Verganglichen trennt, beide in ihrer eigenen Natur (Swabhaav). Was konnte sonst geschehen? Fragender: Was geschieht mit jemandem, der diese Trennung hat, nach dem Tod? Dadashri: Nach dem Tod hat er noch ein weiteres Leben (Avatar, Geburt). Das ist so, weil fur ihn, wenn er den Funf Agnas folgt, die , wir geben, noch ein weiteres Leben (Avatar) ubrig ist. So ist die Natur der Welt Fragender: Es gibt so viele Dinge uber das Funktionieren dieser Welt, die ich nicht verstehe. Zum Beispiel, warum kommen manche zu dir und erhalten von dir SelbstVerwirklichung (Atmagnan); warum aber geschieht das anderen nicht? Dadashri: Das ist nicht fur jeden. Es ist so: Die ganze Welt ist wie ein fliessender Strom. So viel davon den Ozean erreicht, so viel Wasser wird frei (Mukti), wahrend der Rest die Freiheit finden wird, wenn er dorthin gelangt. Daher besteht diese ganze Welt in Form eines fliessenden Stroms; was der Grund dafur ist, warum nicht jeder dies sofort erlangen wird.
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________________ 252 Aptavani-8 Fragender: Warum erreichen einige Kiesel den Ozean, wahrend manche mittendrin stecken bleiben? Dadashri: Dies alles basiert auf den sich bedingenden Umstanden. Solange es Illusion (Bhranti) gibt, findet man keine Befreiung (Mukti). Handelnder zu sein an sich ist Illusion Fragender: All diese Menschen unterliegen der Illusion (Bhranti). Wie also werden wir diese Illusion los? Zeig es uns. Dadashri: Worin besteht die Illusion? Verstehst du das? Fragender: Man hat sich selbst nicht erkannt. Dadashri: Das ist alles. Nur so viel an Illusion (Bhranti) ist entstanden. Man ist sich seiner selbst nicht bewusst. Und darum hat man die Illusion (Bhranti). Es gibt keine andere Illusion. Fragender: Auf welche Weise konnen wir diese Illusion (Bhranti) loswerden? Segne uns mit diesem Verstehen. Dadashri: Man ist der Handelnde (Karta) von Karma, und deswegen ist man der Erleidende (Bhokta) dieses Karmas. Was ist das? Es bedeutet, dass man dem Karma Unterstutzung gibt, wenn man sagt: ,,Ich habe das gemacht." Es gibt kein Lebewesen (Jiva) in dieser Welt, das irgendetwas , tun' kann. Zu sagen ,,Ich mache" ist an sich die Illusion, und das an sich ist Egoismus (Ahamkar). Es ist das Ego, das sich zur Schau stellt. Ansonsten ist all dies ,,es geschieht". Alles geschieht einfach. Wahrend es geschieht, sagt man: ,,Ich habe es gemacht. Ich tue es." All dies geschieht einfach. Auch wenn man nichts tut, wird man dennoch ein schones Fruhstuck und alles andere bekommen, wenn man morgens aufwacht. Auf welche Weise entfernen wir nun diese Illusion (Bhranti)? Diese Illusion wird weggehen, wenn ein Gnani Purush einen dazu bringt, zu erkennen, ,,wer man selber ist". Dann wird diese Illusion verschwinden, das ist alles. Deshalb wird die Illusion (Bhranti) weggehen, wenn man einen Gnani Purush trifft. Wenn in dieser Welt die beiden Absichten (Bhaav) -
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________________ Aptavani-8 253 ,,Ich tue es" und ,,Ich weiss" - zusammengetroffen werden, nennt man es Illusion (Bhranti). , Wir' (der Gnani Purush) haben uberhaupt kein Gewahrsein von ,,Ich handle". Seit , wir das Selbst (Atma) erlangt haben, ist das Gewahrsein von ,,Ich handle" niemals aufgetreten. Daruber hinaus bin Ich' nicht mehr der Eigentumer dieses Korpers. Wahrend der letzten funfundzwanzig Jahre war ich nicht in Besitz von Verstand, Sprache und Korper Vom Selbst (Atma) nicht gehort, nicht an es geglaubt, es nicht erkannt, dann ... Daher ist das Selbst (Atma) etwas anderes. Das Selbst (Atma) zu kennen, ist gleichbedeutend damit, das Absolute Selbst (Paramatma) zu kennen. Und wer das Absolute Selbst (Paramatma) erkannt hat, hat tatsachlich vollstandige Befreiung (Moksha) erlangt. All dies dient dazu, das Selbst (Atma) zu erkennen. Und wenn du das Selbst (Atma) nicht erkannt hast, dann ist das Selbst (Atma) da, um daran zu glauben (zu vertrauen). Du solltest an das Selbst (Atma) glauben; du solltest die Uberzeugung (Pratiti) haben: ,,Ich bin das Selbst." Und wenn du versaumst, das zu erlangen, dann ist das Selbst (Atma) dazu da, gehort oder angehort zu werden, sodass du taglich Gesprache und Diskussionen uber das Selbst (Atma) anhoren solltest. Daher haben die Verfasser der Heiligen Schriften (Shastras) geschrieben: ,,Derjenige, der nicht vom Selbst (Atma) gehort hat, an es geglaubt oder es erkannt hat, ist in keiner Weise wurdig fur den Pfad der Befreiung." Wenn du das verstehst, wirst du eine Losung finden; andernfalls wirst du keine Losung finden. Der Gnani lost die spirituelle Dunkelheit auf In den letzten zweitausendfunfhundert Jahren herrschte in diesem Land Dunkelheit. In dieser Zeit sind ein oder zwei Gnanis aufgetaucht, aber dieses ganze Licht (Gnan; Wissen) kann nicht uberall hinreichen. Wohingegen dieses Licht dich erreicht, nachdem es alle Schichten des Verstandes und alle Schichten des Intellekts (Buddhi) durchquert hat. Die Leute im Ausland haben nicht einmal die Oberflache des
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________________ 254 Aptavani-8 Verstandes angekratzt (sind in die Schichten eingedrungen). Sie sind immer noch in Aktivitaten involviert, die sich auf der Ebene der Wirkung des sich entladenden Verstands (Nischetan-Mun) befinden. Sie haben noch nicht einmal den aufladenden oder den lebendigen Verstand (Chetan-Mun) entdeckt. Sie haben nicht davon gehort, noch haben sie ein Bedurfnis danach. Wenn du diesen Auslandern heute sagen wurdest, dass es ein Selbst (Atma) im Inneren gibt, waren sie mehr oder weniger in der Lage zu verstehen, dass eine Art Element (Tattva) anwesend ist. Aber sie wurden nicht glauben, dass es das Selbst (Atma) ist. Jedoch wurden sie zugestehen, dass es da noch etwas anderes gibt. Wenn du ihnen sagst, dass es Reinkarnation (Punarjanam) gibt, werden sie das nicht akzeptieren. Also musst nur du das Selbst (Atma) erkennen. Was sagen all die Religionen in Indien (Hindustan)? Dass du das Selbst (Atma) erkennen solltest. In anderen Landern gibt es keine Gesprache uber das Selbst. In anderen Landern werden sie sagen: ,,Ich bin William, ich selbst bin William." Solange sie nicht an Reinkarnation glauben, werden sie kein Gewahrsein vom Selbst (Atma) haben. Diejenigen, die an Reinkarnation glauben, wurden um das Selbst (Atma) wissen: ,,Mein Selbst ist separat, und Ich bin separat." Und das Selbst ist eines von den Dingen, die nie jemand gefunden hat. Nur die mit Absolutem Wissen (Keval Gnanis) haben es gefunden. Wenn du das sagen wurdest, ware es gut. Und diejenigen, die Absolut Erleuchtete (Kevalis) wurden, erreichten das durch hingebungsvolle Ehrerbietung (Darshan) derer, die Absolutes Wissen hatten (Keval Gnanis). Jedoch wurde die wahre Entdeckung von den Tirthankaras gemacht, denjenigen mit Absolutem Wissen (Keval Gnanis). Deswegen ist es nicht moglich, das Selbst (Atma) zu finden. Wie kann man das Selbst in diesem Korper finden? Das Selbst (Atma) ist etwas, das durch Hauser hindurchgehen kann, es kann auch durch Tausende von Wanden gehen. Wie also ist es jemandem moglich, das Selbst (Atma) im Korper zu finden? 76 Tirthankara: ein vollstandig Erleuchteter in einem menschlichen Korper
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________________ Aptavani-8 255 Der Gnani verleiht die Erfahrung des Selbst Fragender: Dann konnen weltliche Menschen also nie das Selbst (Atma) erlangen? Dadashri: So ist es nicht. Du selbst bist das Selbst (Atma). Aber du selbst hast nicht das Gewahrsein davon, wie,,ich das Selbst bin". Davon abgesehen bist du selbst das Selbst (Atma). Wenn der Gnani Purush dir die Selbst-Realisation (Atmagnan) gibt, wie gibt er sie? Er zieht eine Grenzlinie zwischen illusorischem Wissen (Bhrantgnan) und diesem Wissen vom Selbst (Atmagnan); zwischen diesem Wissen vom Nicht-Selbst (Jadagnan) und dem Wissen des Selbst (Chetan Gnan). Danach besteht keine Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler je wieder auftritt. Und das Selbst (Atma) wird weiterhin im eigenen Gewahrsein verbleiben. Nicht einmal fur einen Moment wird dieses Gewahrsein verschwinden. In genau diesem Moment sind beide Eigenschaften und Funktionen (Dharmas) des Selbst (Atma) und des Nicht-Selbst (Anatma) vollkommen getrennt. Aber fur dich kommen ihre Resultate gemeinsam zum Vorschein, darum findest du keinen Geschmack daran. Die Endmischung der Funktionen (Dharmas) von beidem macht es fade. Und fur den Gnani Purush bleiben die Resultate des Selbst (Chetan) und die Resultate des Nicht-Selbst (Anatma) getrennt. Beide Strome verlaufen getrennt; aus diesem Grund verbleibt er immerwahrend in absoluter Gluckseligkeit (Paramanand). Es ist so: essen, trinken, baden, aufstehen, schlafen, aufwachen; all das sind Funktionen oder Rollen (Dharmas) des Korpers. Und die Menschen sind alle in den Funktionen des Korpers verstrickt. Nicht ein einziges Mal ist man in die wahre Natur (Dharma) des Selbst (Atma) eingetreten. Und ware man in die wahre Natur (Dharma) des Selbst (Atma) eingetreten, nur fur eine Sekunde, ware man nie von Gottes Seite gewichen, niemals. Anhaltende ununterbrochene Gedanken uber das Selbst sind hilfreich Fragender: Sollte ein lebendes Wesen (Jiva) nachdenken?
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________________ 256 Aptavani-8 Dadashri: Woruber? Fragender: Sollte man uber das, was man von dir gehort hat, oder was man vielleicht gelesen hat, nachdenken? Dadashri: Ja, durch Nachdenken extrahiert man die Bedeutung. Fragender: Ist Denken also notwendig? Dadashri: Ja, es besteht eine Notwendigkeit, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Es geht so: Das Denken sollte nur bis zu dem Punkt stattfinden, an dem man das Selbst (Atma) erlangt, und danach gibt es kein Denken mehr. Das ist deshalb so, weil Denken die Funktion (Dharma) des Verstandes ist. Deshalb besteht, nachdem man die wahre Natur des Selbst (Atmadharma) erlangt hat, keine Notwendigkeit mehr fur die Natur des Verstandes (Manodharma). Danach gibt es keine Notwendigkeit mehr fur die Natur des Korpers (Dehaharma), die Natur des Verstandes (Manodharma), die Natur (Dharma) des Intellekts (Buddhi), die Natur des inneren Mechanismus, der aus dem Verstand, Intellekt, Chit und dem Ego besteht (Antahkaran), oder irgendeiner anderen Art von Natur (Dharma, Zustande der Natur oder der Religion). Und das ist so, weil du deine eigene wahre Natur des Selbst (Swadharma) erlangt hast. Fragender: Gibt es dann noch eine Notwendigkeit fur irgendetwas, nachdem man die Natur des Selbst erlangt hat (Swadharma)? Dadashri: Nachdem man in die Natur des Selbst eingetreten ist, besteht keine Notwendigkeit mehr fur irgendetwas anderes. All diese Mahatmas sind in die Natur des Selbst (Swadharma) gekommen, deshalb besteht fur sie keine Notwendigkeit zu denken. Solange man nicht in die Natur des Selbst gekommen ist, gibt es eine Notwendigkeit zu denken. Fragender: Weil Krupadudev (ein Gnani des Schritt-furSchritt-Weges) gesagt hat: ,,Wenn du denkst, wirst du [es] erlangen (Kar vichaar toh paam)." Dadashri: Ja, er sagte: ,,Wenn du denkst, wirst du [es]
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________________ Aptavani-8 257 erlangen." All diese Gedanken jedoch sind nur Schichten von Verhullungen (Avaran). Nichtsdestotrotz ist das, was Krupadudev gesagt hat, richtig. Solche Gedanken sind sehr erhaben. Sie sind nicht wie die Gedanken, die weltliche Menschen denken. Fragender: Nein, nein! Solche Gedanken nicht, nur Gedanken uber das Selbst (Atma). Dadashri: Das ist alles. Nur Gedanken, die sich auf das Selbst (Atma) beziehen. Und auch dann sollten es was fur Gedanken sein? Es sollten solche sein, deren Verbindung nicht durchbrochen wird. Der Denkprozess ist also ununterbrochen. Nur wenn deine Gedanken derart sind, verstehst du vielleicht ein bisschen von dem, worum es beim Selbst (Atma) geht. Andernfalls ist es sehr schwierig, das Selbst (Atma) zu verstehen. Und wenn du den Gnani Purush triffst, ist es moglich, das Selbst ganz leicht zu erlangen. All diese Mahatmas haben bereits das Selbst (Atma) erlangt, und sie alle konnen dein Selbst (Atma) sehen. Durch eine gottliche Sicht (Divya Chakshu) konnen sie alle dein Selbst (Atma) sehen. Sobald die Natur des Selbst (Swadharma) erlangt worden ist, besteht fur die Natur des Verstandes (Manodharma) keine Notwendigkeit mehr. Also besteht keinerlei Notwendigkeit fur irgendeine Religion (Dharma). Deswegen gibt es keinen Zusammenschluss bzw. kein Identifiziertsein mit dem Korper (Dehadhyas). Fragender: Wir konnen immer noch nicht frei werden von unserer Verbindung mit dem Korper (Dehadhyas). Dadashri: Wie kannst du durch die Identifikation mit dem Korper (Dehadhyas) die Verbindung mit dem Korper (Dehadhyas) loswerden? Du willst von der Verbindung mit dem Korper (Dehadhyas) frei werden, dabei bist du im Korper involviert (Dehadhyas). Wie also kann das geschehen? Dehadhyas kann nicht mit Dehadhyas entfernt werden. Krupadudev hat geraten, zu solch einem Gnani zu gehen, der ein Erloser (Tarantaaran) geworden ist, und du wirst die Losung finden.
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________________ Aptavani-8 Er kann kein Spender von Moksha sein, wenn er Moksha nicht gibt 258 Fragender: Es muss einige Schlussel geben, um das Selbst (Atma) zu erkennen, oder nicht? Dadashri: Es gibt keine Schlussel oder etwas Derartiges. Alles, was du tun musst, ist, zu einem Gnani Purush zu gehen und ihm zu sagen:,,Ich habe keine Ahnung, ich bin ein Narr. Ich bin uber endlose Leben umhergewandert, aber ich habe nicht einmal einen Bruchteil oder eine Haaresbreite des Selbst (Atma) erkannt. Also schenke mir wenigstens so viel." Das ist dann alles, und deine Arbeit ist erledigt. Das ist so, weil der Gnani Purush gekommen ist, um dir das Geschenk der Befreiung zu geben: Moksha. Dann beklagen sich die Menschen: ,,Was wird aus unseren weltlichen Interaktionen (Vyavahar) werden?" Nachdem man das Selbst erkannt hat, wird der Rest als weltliche Interaktion (Vyavahar) betrachtet. Und sogar fur die Interaktionen in der Welt gibt dir der Gnani Purush spezielle Anweisungen (Funf Agnas) und sagt dir:,,Mein Sohn, folge diesen meinen Funf Agnas. Geh hin, deine weltliche Interaktion ist jetzt rein (Shudda), und dein Entschluss (Nischay, das Selbst) ist rein (Shuddha), und jedwede Verantwortung liegt bei,uns' (dem Gnani)." Und du solltest Befreiung (Moksha) gleich hier erfahren. Wenn du es nicht hier erfahrst, dann ist es keine wirkliche Befreiung (Moksha). Nachdem du,uns' hier begegnet bist, wenn du danach keine Befreiung (Moksha) erfahrst, dann ist weder der, Gnani' echt, noch ist die Befreiung (Moksha) echt. Du solltest Befreiung (Moksha) hier in diesem funften Zeitzyklus (Ara) erfahren. Gleich hier, in Hut und Mantel solltest du Befreiung (Moksha) erfahren. Es ist nicht abzusehen, was du dort (im nachsten Leben), erleben wirst. Deswegen solltest du durch den Gnani Purush herausfinden, wie du selber das Selbst (Atma) bist. Unablassige Fehler bei der Definition des Selbst durch alle Zeiten Fragender: Ich fuhle: Wozu die Eile beim Versuch, zu bestimmen, was fur eine Form (Swaroop) das Selbst (Atma) hat?
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________________ Aptavani-8 259 Dadashri: Ja, es besteht kein Grund, sich zu beeilen. Hier kannst du so viele Fragen stellen, wie du willst. Wir sind bereit, dir Erklarungen zu geben. Welche Entscheidung auch immer du treffen willst, hier kannst du es tun. Du musst dir jedoch, bevor du die Entscheidung triffst, nur zu diesem Zeitpunkt, sicher sein. Sobald du die Entscheidung getroffen hast, besteht kein Bedarf an Sicherheit. Es gibt also keinen Grund, die Entscheidung eilig zu treffen. Das ist So, weil es ein Fehler aus unendlichen vergangenen Leben ist, der zerstort werden muss. Das ist ein Fehler, der uber unendliche Leben nicht zerstort wurde, und dieser Fehler muss zerstort werden. Und welcher ist der Fehler, den man fur unendliche vergangene Leben (Avatar) begangen hat? Uber unendliche vergangene Leben hinweg hast du den Fehler begangen, zu bestimmen, was die Natur des Selbst (Atma) ist, und dieser Fehler muss zerstort werden. Also besteht kein Grund zur Eile, oder? Diese Natur (Swaroop) des Selbst (Atma) ist etwas, das nicht in deine Sicht (Drashti) kommen wird. Jetzt erkennt dein eigenes Wissen es in gewissem Masse, jedoch geht die Natur des Selbst (Atma) weit daruber hinaus. Deswegen kann dein eigenes Wissen es nicht erreichen. Wo deine Sicht nicht hinreicht, wo dein eigenes Wissen nicht hinreicht - das ist deine eigene Selbst-Form (Swaroop), das ist die Form des Selbst (Atma Swaroop)! Deshalb ist zu wissen ,,Wer ich bin" tatsachlich die Form des eigenen Selbst (Swaroop). Und nur der Gnani Purush allein kann dich dazu bringen, das zu erkennen. Danach kann es kein Sterben und Geborenwerden geben, Danach ist das Sterben ein Sterben des Korpers. Das Selbst stirbt nicht. Und nach einem oder zwei Leben gibt es die endgultige Befreiung (Moksha). Alle Instrumente der Freiheit wurden zu einer Fessel Fragender: Kannst du uns die Methode (Sadhan) zeigen, mit der wir das Wissen vom Selbst (Atmagnan, Selbst-Realisation) erlangen konnen? Dadashri: Es gibt viele Wege (Sadhano). Aber die Seele (Jiva) hat sich selbst in den Wegen verfangen. Die Menschen werden in Bezug auf einen einzigen Standpunkt dogmatisch
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________________ 260 Aptavani-8 (Abhinivesh), bei genau diesem Instrument (Sadhan), das sie haben. Solange ein Mensch bewusst und wach genug ist, und es nicht zulasst, dass irgendeine Krankheit beginnt, macht er vielleicht einige Fortschritte. Aber die Menschen sind genau in diesen Wegen, Werkzeugen und Instrumenten (Sadhan) verfangen, und sie werden dogmatisch. Deswegen wird, wenn du einen Gnani Purush triffst, der befreit ist, er auch dir helfen, frei zu werden. Oder andernfalls kannst du bis dahin bei einem Heiligen (Sant Purush) verweilen; es gibt sonst kein besseres Karma (Punya). Wie sonst kann man der Hitze des dreifaltigen Leidens (Trividha Taap) entkommen: mentalem Leiden (Aadhi), korperlichem Leiden (Vyadhi) und der Bedrangnis von ausseren Quellen (Upadhi) des weltlichen Lebens (Sansar)? Gleichwohl wirst du ein wenig kuhlenden Trost finden, wenn ein Heiliger dich mit Wasser besprenkelt. Fragender: Aber wie kann man dann ohne Unterstutzung irgendeines Sadhan (Instrument, Weg, Schriften, Rituale) voranschreiten? Braucht man nicht irgendeine Art von Werkzeug (Sadhan)? Dadashri: All diese Mittel und Wege (Sadhan, Heilige Schriften, Rituale) sind zu einer Fessel (Bandhan) geworden. Wer hat dich gebunden? Die Mittel und Wege (Sadhan) selbst haben dich gebunden. Alle Mittel und Wege, die Menschen erschaffen haben, sind Mittel und Wege, die sie gebunden haben. Fragender: Welche Art von Gedanken sollten wir haben, um voranzukommen? Und wie kommen wir aus dem Schlamassel wieder heraus? Dadashri: Es ist so: Wenn dich jemand fragt: ,,Hast du die Blume am Himmel gesehen?" Was wurdest du dann sagen? Fragender: Ich wurde sagen: ,,Das ist eine Illusion." Dadashri: Dann ist dies hier das Selbst (Atma). Wie kannst du es finden? Es ist keine Sache der Vorstellung. Wie also willst du das Selbst (Atma) erkennen? Das Selbst an sich ist Wissenschaft (Vignan). Und alle Mittel und Wege (Sadhan, Werkzeuge, Heilige Schriften, Rituale), die dir einfallen, die Werkzeuge des Wissens, bei denen du Zuflucht
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________________ Aptavani-8 261 suchst, auch dieses Wissen ist ausgetrocknet und erzielt keine Resultate (Shushka Gnan). Also musst du dabei alles tun. Wohingegen Wissenschaft an sich von allein funktioniert und Resultate erzielt (Kriyakari). Und sie erledigt all die Arbeit von allein, du musst nichts tun. Und durch Wissenschaft ist es moglich, das Selbst (Atma) zu finden. Es gibt keinen anderen Weg (Sadhan), durch den man das Selbst (Atma) finden kann. Ich habe dir den Weg (Sadhan) gezeigt. Wirst du nun diese Wissenschaft anwenden? Fragender: Ich habe nicht verstanden, welche Wissenschaft? Dadashri: Die Wissenschaft der Selbst-Realisation (Atma Vignan). Atma Vignan bedeutet die Wissenschaft (Vignan) vom Erlangen des Selbst (Atma). Du kannst nur das Selbst (Atma) erlangen, wenn du diese Wissenschaft hast. Im Ubrigen steht immer das Wissen daruber, wie man das Selbst (Atma) erlangt, in den Heiligen Schriften. Allerdings ist es mit jenem Wissen nicht moglich, das Selbst zu finden. Das ist deshalb so, weil das Selbst (Atma) nicht in Form von Worten besteht, die in den Schriften aufgezeichnet werden konnen. Es ist jenseits von Worten (Nihshabdha), unaussprechlich (Avyaktvya) und unbeschreiblich (Avarnaniya). Es ist nicht so, wie die Menschen es sich vorgestellt haben. Sie glauben das einfach in ihrem Verstand, und so machen sie weiter, den ganzen Tag und die Nacht, ziellos dahintreibend und uber endlose Leben umherwandernd, ohne auch nur ein einziges Leben (Avatar) zu verlieren. Die ,,Ichheit kann nicht durch deine Bemuhungen aufhoren Dadashri: Wie heisst du? Fragender: Chandubhai. Dadashri: Bist du davon uberzeugt, wirklich Chandubhai Zu sein? Fragender: Die Leute haben mir diesen Namen gegeben. Dadashri: Wer bist du also wirklich? Sagst du nicht: ,,Mein Name ist Chandubhai?" Wer ist dann der, der ,,mein" sagt?
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________________ 262 Aptavani-8 Fragender: Danach suche ich. ,,Wer bin ich?", das ist es, wonach ich suche. Dadashri: Wie lange hast du danach gesucht? Fragender: Seit zwei Jahren. Dadashri: Hattest du nicht schon vorher gesucht? Warum nicht? Fragender: Ich brauchte es nicht, und ich hatte nicht dieses Verstandnis. Dadashri: Meine Gute! Du hast nicht verstanden, dass du dieses Wissen brauchtest! Das ist gut. Aus diesem Grund musst du dieses Wissen von ,,Wer bin ich" kennen. Wenn du das weisst, wird alles gelost sein. Nun, ist bei all dem Chandubhai' dein Name. Wer aber bist du? Fragender: Ich bin in der Tat ein menschliches Wesen. Dadashri: Menschlich, weil dieser Korper so aussieht. Deswegen kannst du ihn nur als menschlich erachten. Die Form des Korpers ist wahrlich menschlich. Aber Du wurdest nicht als menschlich erachtet werden. Ist dies dein Korper? Fragender: Der Korper gehort mir nicht. Dadashri: Beeintrachtigt dieser Korper dich nicht? Ist dir kalt? Oder ist dir warm? Fragender: Es ist der Korper, der das erlebt. Dadashri: Der Korper erlebt es, aber du erlebst es nicht, oder? Du erlebst die Wirkungen des Korpers, oder? Wodurch wirst du beeintrachtigt? Du kannst die Wirkung dessen fuhlen, was dir gehort. Alles, was dir nicht gehort, wird dich nicht beeintrachtigen. Kannst du das begreifen? Was ist es demzufolge, was dich beeintrachtigt? Es ist etwas, von dem du glaubst, es sei deins. Du wirst beeintrachtigt, wenn du sagst: ,,Dieser Korper gehort mir." Sogar im Schlaf hast du dieses Gewahrsein. Sogar wenn du schlafst, sagst du: ,,Dieser Korper gehort mir. Dieser Name gehort mir." Also, wenn er einem gehort, ist er etwas, das wir einfach loslassen konnen? Daher ist dieses ,Ich' (Hoo) nicht etwas, von dem du
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________________ Aptavani-8 263 aller Voraussicht nach frei werden kannst. Das ,Ich' ist der grosste Geist. Viele sagen: ,,Der Korper gehort mir nicht. Das ist nicht mein Sohn. Dies ist nicht meine Frau. Niemand gehort mir." Diese Art von fruchtloser Muhe bringen sie auf. Nichtsdestotrotz bist du schliesslich da, oder nicht? Wo wirst du nun hingehen? Und wohin wirfst du diesen Verstand, diese Sprache und diesen Korper? Wo wirfst du diesen Korper hin? Alle anderen Arten von materiellen Sachen kann man entsorgen, aber wie entsorgst du diese? Wenn man zum Gnani Purush geht, wird der Gnani Purush einen befreien. Wird das Bestreben, zu verstehen, Fruchte tragen? Fragender: Eigentlich versuche auch ich, das Selbst (Atma) zu verstehen. Dadashri: Wann wird dieser Versuch zu verstehen auftauchen? Wie willst du zu verstehen versuchen, wenn du , Chandubhai' bist? Und in Wirklichkeit bist du ganz und gar nicht Chandubhai. Chandubhai ist dein Name. Du bist der Vater dieses Jungen, auch das ist weltliche Interaktion (Vyavahar). Im Ubrigen akzeptieren wir all das ohnehin. Was ist Neues daran? Er ist ein Werkzeug (Sadhan) zur Identifikation. Deshalb musst du durch den Gnani Purush herausfinden, wer du bist. Das ist etwas, das du erkennen musst. Hast du die Post eines anderen erhalten? Dadashri: Du bist definitiv davon uberzeugt: ,,Ich bin Chandubhai." Fragender: Nein, das ist ein Name, den die Menschen ublicherweise verwenden. Jedoch: ,,Ich bin das Selbst (Atma)", das ist alles, sonst nichts. Dadashri: Ja, du bist das Selbst (Atma), aber wenn jemand Chandubhai beschimpft, nimmst du dann nicht seine ,Post' an? Wenn du das tust, dann bist du Chandubhai. Dann kannst du nicht behaupten, dass nur die Leute dich so nennen. Warum nimmst du die Post an, wenn es Chandubhai ist, der beschimpft wird? Daher bist du zu Chandubhai geworden. Fragender: Man muss alles tun, um in Interaktion mit der Welt (Vyavahar) zu leben.
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________________ 264 Aptavani-8 Dadashri: Nein. Du musst in den weltlichen Interaktionen (Vyavahar) leben. Aber du solltest nicht Chandubhais Post annehmen. Du kannst sagen: ,,Verehrter Herr, dies ist Chandubhais Post. Ich habe keine Probleme. Sie konnen schimpfen, so viel Sie wollen." Aber so, wie es ist, lebst du als Chandubhai. Du nimmst alle Gewinne von Chandubhai an, und dann sagst du: ,,Ich bin das Selbst (Atma)." Ist es moglich, einfach so das Selbst (Atma) zu werden? Losgelostsein vom weltlichen Leben, mit Gnade erlangt Dadashri: Wie kannst du sicher sein, dass du das Selbst (Atma) bist? Fragender: Dafur wurden wir zu einem Guru wie dir gehen, bei dem wir herausfinden konnen, wie der Korper und das Selbst (Atma) getrennt sind; durch die spirituellen Abhandlungen, die wir gehort haben. Aber besteht im Ubrigen nicht ein grosser Unterschied zwischen uns und dir? Wir, die wir weltliche Menschen (Sansari) sind, die in illusorischer Anhaftung (Moha-Maya) versunken sind ... Dadashri: Und sind wir (der Gnani) kein weltlicher Mensch (Sansari)? Auch , wir sind ein weltlicher Mensch (Sansari). Jeder, der in der Welt die Toilette benutzt, ist ein weltliches Wesen (Sansari). Jeder, der auf die Toilette gehen muss, und der losgeht, um eine zu suchen, gilt als weltlicher Mensch (Sansari). Fragender: Aber ist es fur unsereins, die wir im weltlichen Leben (Sansar) leben, moglich, das Wissen vom Selbst (Atmagnan) zu erlangen? Dadashri: Es ist so: Es gibt zwei Arten weltlichen Lebens (Sansar): Derjenige, der dem weltlichen Leben entsagt (Tyaagi), ist weltliches Leben, und die Welt eines Familienvaters (Grahasthi) ist auch weltliches Leben. Beide sind eine Art von weltlichem Leben. Der Entsagende (Tyaagi) lebt in dem Wissen: ,,Ich habe diesem entsagt, ich habe jenem entsagt." Und der Familienvater (Grahasthi; der, der ein weltliches Leben lebt) lebt in dem Wissen: ,,Ich nehme dies, ich gebe das, und ich muss jenes erwerben." Dies ist das Wissen, in dem er lebt. Wenn sie jedoch das Selbst (Atma) erkennen, dann werden sie Befreiung (Moksha) haben. riy
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________________ Aptavani-8 265 Fragender: Aber ist es denn nicht moglich, davon losgelost zu bleiben, obwohl man ein weltliches Leben (Sansar) lebt und die Pflichten des weltlichen Lebens erfullt? Dadashri: Genau das ist, was der Gnani Purush hat. Der Gnani Purush gibt dir die Wissenschaft, die er hat, und danach bist du in der Lage, ebenso Dinge fur das weltliche Leben (Sansar) zu erledigen wie fur das Selbst (Atma). Das ist die Art von Wissenschaft, die der Gnani Purush besitzt. Ich bin in der Lage, ein Gesprach mit dir zu fuhren. Deswegen kann ich ein weltliches Leben (Sansar) leben, und ich kann ebenso in meinem eigenen Selbst (Atma) leben. Ich kann beides tun. Ich kann auch alle im weltlichen Leben (Sansar) notwendigen Aktivitaten (Kriya) verrichten. Es ist moglich, im weltlichen Leben und auch im Selbst (Atma) zu leben. Der Gnani Purush hat die vollstandige Wissenschaft (Vignan), die du in keinen Heiligen Schriften (Shastras) finden kannst. Nach Aussage der Heiligen Schriften (Shastras) kannst du nur frei werden, wenn du allem entsagst. Wie konnen Menschen zusammenleben, ihre Tage verbringen und auf solche Art leben, dass sie kein Karma binden? Ich werde dir alle Wege beibringen. Mit dem Wissen, das ich dir gebe, wirst du kein an dir haftendes (Lepayman) Karma mehr haben. So wie die Lotusblume unberuhrt (Nirlep) auf dem Wasser bleibt, werde ich dir denselben Zustand zeigen, unberuhrbar (Nirlepta) zu sein. Von wem also lernst du uber das Selbst (Atma)? Vom Gnani Purush. Die Gnanis' der Heiligen Schriften (Shastras) haben dieses Selbst nicht. Wenn sie das Selbst (Atma) erlangt hatten, dann hatten sie Erleuchtung und den rechten Glauben und die Sicht (Samkit). Und den rechten Glauben zu haben, bedeutet, dass einen das weltliche Leben (Sansar) nicht beruhrt, obwohl man im weltlichen Leben lebt. Und solch ein Zustand ist durch die Gnade (Krupa) des Gnani Purush erreichbar. Verwirrung lost sich durch vollstandige Erklarungen auf Viele beziehen das Selbst (Atma) in ihre spirituellen Lehren (Updesha) mit ein. Sie flustern dir ins Ohr und lassen dich sagen: ,,Ich bin das Selbst (Atma)!" He du! Aber
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________________ 266 Aptavani-8 was bedeutet Selbst (Atma)? Und daruber hinaus: Wenn ,,ich das Selbst (Atma) bin", was ist dann alles andere? Tauchen solche Fragen nicht auf? Hier jedoch sagen wir ,,Vom relativen Standpunkt aus ist es ,dies' und vom wahren Standpunkt aus ist es, das'. Du solltest beides sagen." Ihnen zufolge gibt es so etwas wie einen Standpunkt nicht. Sie sind also auf beiden Seiten betriebsblind. Das Flustern im Ohr mag eine Weile anhalten aber spater ist man wieder verwirrt. Sollten die Schienen eines Gleises nicht parallel verlaufen? Oder wurde es klappen, wenn sie krumm waren? Du kannst sie krumm biegen, wenn du willst, oder sie in einem Kreis verlegen, aber vergewissere dich, dass du beide Schienen, das , Wirkliche' und das ,Relative', parallel haltst. In Beziehungen des Selbst vergessen Dieser Chandubhai ist also nur dafur bestimmt, in weltlicher Interaktion eingesetzt zu werden. Du' an sich warst immer wirklich, aber du wurdest relativ. Weil so viele Beziehungen entstanden sind, hat fur dich Illusion (Bhranti) begonnen. Und dann behauptet man: ,,Ich bin Chandubhai", und das nennt man Egoismus. Die Uberzeugung bezuglich des Selbst (Atma) hat sich verandert Fragender: Was ist wirklich und relativ? Wie hangen beide zusammen? Dadashri: Alles, was relativ (Sapeksha) ist, ist verganglich (Vinashi). Im Englischen wird Sapeksha als relativ uberset und all dieses Relative ist vorubergehende Anpassung, und das Reale ist permanent. Sie nennen das Absolute und Unabhangige (Nirpeksha) permanent. Relativ (Sapeksha) bedeutet, dass es auf etwas anderes angewiesen ist. Es lebt durch die Unterstutzung anderer Dinge. Es gibt Licht, weil es Dunkelheit gibt. Wer sonst bezeichnet das Licht als Licht? Wer wurde das Licht als Licht bezeichnen, wenn es immer Licht gegeben hatte? Deshalb haben wir Licht in Relation zur Dunkelheit. Und warum haben wir Dunkelheit? Wir haben Dunkelheit in Relation zum Licht. Und das nennt man relativ (Sapeksha). Alles, was Erwartungen (Apeksha) hat, nennt man relativ
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________________ Aptavani-8 267 (Sapeksha). Und das Relative ist verganglich, sich immerfort verandernd. Das Reale ist etwas Permanentes. Es gibt in dieser Welt sechs ewige Elemente", die permanent sind. Von den sechs ewigen Elementen ist das Reine Selbst (Atma, Chetan) permanent. Und die restlichen [Elemente] haben kein Selbst (Chetan). Nichtsdestotrotz sind diese funf dennoch permanent, und sie besitzen unendliche ihnen innewohnende Eigenschaften (Gunadharma). Nur diese relative Absicht (Bhaav) ist durch die ihnen innewohnenden Eigenschaften entstanden. Das Selbst (Atma) bleibt immer das Selbst (Atma). Es bleibt immer in Form des Selbst (Chetan, Atma). Es hat sich nie verandert, nicht einmal fur einen Augenblick hat es sich je geandert. Nur die Uberzeugung ist falsch. Was du bist, ist nicht die Uberzeugung, die du hast, und was du nicht bist, ist die Uberzeugung, die sich eingestellt hat. Das sind alles falsche Uberzeugungen. Und all diese Uberzeugungen sind relativ, nicht real. Fragender: Was muss man tun, um zum wirklichen Zustand zu gelangen? Dadashri: Du musst das Wirkliche erkennen. Wenn ,wir dir dieses Wissen (Gnan) geben, dann erkennst du das Wirkliche. Befreiung erfordert das Verstehen der unumstosslichen Prinzipien (Siddhant) Fragender: Aber im Buch wird gesagt, dass man den Verstand auf das Selbst (Atma) anwenden soll, und man wird Befreiung finden. Dadashri: Ja, aber nur, nachdem man das Selbst (Atma) erkannt hat, kann man es anwenden. Solange du das Selbst nicht erkannt hast, wen wurdest du als das Selbst bezeichnen? Steht nicht auch geschrieben, dass man das Selbst (Atma) nicht verbrennen kann, und dass man es nicht mit Wasser nass machen kann? Fragender: Ja. Dadashri: Heutzutage gibt es sogar Uhren, die 77 Raum, Zeit, Bewegung, Stillstand, Materie und Selbst
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________________ 268 Aptavani-8 wasserdicht und feuerfest sind. Was ich also zu sagen versuche, ist: Bekommt man heutzutage nicht solche Uhren? So ist das Selbst (Atma) nicht. Das Selbst (Atma) ist das Zuhause unendlicher Eigenschaften (Gunas), und es an sich ist das Absolute Selbst (Paramatma). Wenn es in den Zustand derer mit Absolutem Wissen (Kevali) kommt, gilt es als Absolute Seele. Wenn es jedoch nicht im Zustand des Absoluten Wissens ist, und es in Form von Worten besteht; dann wird es Ubergangszustand (Antaratma, das erwachte Selbst) genannt. Wenn es Abhangigkeit von Worten hat, bezeichnet man es als Seele im Ubergangszustand (Antaratma). Aber da besteht kein grosser Unterschied zwischen dem Ubergangszustand der Seele und der Absoluten Seele. Die Seele im Ubergangszustand (Antaratma) ist auf dem Weg, die Absolute Seele (Paramatma) zu werden, wahrend die andere bereits die Absolute Seele geworden ist. Das ist der einzige Unterschied Fragender: In vielen Versen der Heiligen Schriften (Shastras) wird gesagt, dass man alle Freuden des weltlichen Lebens (Sansar) geniessen und das Absolute Selbst (Paramatma) erlangen kann, wenn man es zu seiner taglichen Praxis macht, bestimmte Verse zu lesen. Warum sollte man sich, wenn das der Fall ist, uberhaupt bemuhen, Selbst-Realisation (Atmagnan) zu erlangen? Dadashri: Es ist so: Das zeigt dir einen Weg, auf dem du aufsteigen wirst, wenn du positives Karma (Punya) gebunden hast, sodass du eines Tages vielleicht einen Weg in Richtung der Selbst-Realisation (Atmagnan) finden wirst. Aber wie will jemand, der nichts als negatives Karma (Paap) gebunden hat, diesen Weg finden? Dies wurde also gesagt, um die Menschen zu ermutigen. Das ist allerdings nicht der exakte Grund. Religion (Dharma) sollte immer auf unumstosslichen Prinzipien beruhen (Siddhantik). Ein unumstossliches Prinzip (Siddhant) bedeutet, dass es nie Anlass zu irgendwelchen Streitigkeiten gibt, und dass es Resultate erzielt. Etwas ist eine unumstossliche Wahrheit (Siddhant), wenn es unmittelbare Resultate hervorbringt. Wenn nicht, wenn es nicht sofortige Resultate erzielt, wie kann man es dann eine unumstossliche Lehre (Siddhant) nennen? Alles, was vollendet (Siddha) wird,
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________________ Aptavani-8 269 bedeutet, dass es zu einem Ende gekommen ist, und dass man es nicht erneut vollenden (Siddha) muss. Es bleibt fur immer vollendet (Siddha), durch alle Zeiten, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Trikaad). Das bezeichnet man als ein unumstossliches Prinzip (Siddhant). Das Atma ist das Selbst. Wenn du das Selbst realisiert hast, dann hast du die Welt realisiert. Wenn du das Selbst (Atma) kennst, verschwinden beide, das Ego (Ahamkar) und die Uberzeugung ,,Das ist meins, das gehort mir" (Mamata, My-ness). Beide gehen gleichzeitig. Sagen wir, du besitzt ein Haus, das du sehr magst, aber du hast Schulden und musst es verkaufen. Wird die Uberzeugung ,,es gehort mir" (Mamata, My-ness) am nachsten Tag, wenn du es verkauft und Geld dafur bekommen hast, nicht weg sein? Fragender: Ja, sie wird weg sein. Dadashri: Warum? Vierzig Jahre lang war es dein Haus. Warst du betrubt (Dukh), wenn es niederbrennt, nachdem du es verkauft hast? Fragender: Nein, das ware ich nicht. Dadashri: Das ist so, weil deine Uberzeugung von ,,das gehort mir" (Mamata, My-ness) weg ist. Genauso verschwinden das Ego (Ahamkar) und , My-ness' (Mamata) gleichzeitig in dem Moment, da du das Selbst (Atma) erkennst. Im Zustand des Selbst herrscht ein Zustand der Gluckseligkeit Du selber bist das Absolute Selbst (Paramatma), aber was kannst du machen, wenn du das Gewahrsein davon nicht hast? Bis dahin verhaltst du dich entsprechend dem Gewahrsein, das du hast. ,,Ich bin Chandub einzige Uberzeugung, die du hast. ,,Ich bin Chandubhai, ich bin der Ehemann dieser Frau." Und du verweilst in dieser Art von falschen Uberzeugungen. Fragender: Ist das nicht die Art, wie alle Lebewesen (Jivas) einander im weltlichen Leben (Sansar) erkennen? Darum nennt jeder mich Chandubhai.
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________________ 270 Aptavani-8 Dadashri: Chandubhai ist lediglich ein Mittel, um dich in der weltlichen Interaktion (Vyavahar) zu identifizieren. Daran ist nichts falsches. Wenn mich jemand fragt: ,,Wie heisst du?", wurde ich sagen: ,,Ambalal". Aber ich glaube nicht einmal im Traum, dass ich Ambalal bin. Wahrend du nicht nur im Traum, sondern auch, wahrend du wach bist, im Glauben umhergehst: ,,Ich bin Chandubhai". Nun ist ,,Ich bin Chandubhai" die falsche Uberzeugung, die dir Probleme bereitet. Und ich verbleibe im Gewahrsein des Selbst (Swabhaan), in meinem eigenen Selbst (Swa Swaroop); folglich bin ich konstant in einem Zustand der Gluckseligkeit (Samadhi), die Einheit mit dem Selbst aufrechterhaltend. Wenn ich in den Zustand des Selbst (Swa Swaroop) hineingehe, geht mit ihm der Zustand der Absoluten Seele (Paramatma) einher, und die Energie (Shakti) der Absoluten Seele manifestiert sich. Im Augenblick sind es Chandubhais Energien (Shakti), die zum Ausdruck gebracht werden. Seit du in die menschliche Gestalt gekommen bist, haben sich Chandubhais Energien manifestiert. Bisher jedoch haben sich die Energien der Menschen noch nicht manifestiert. Sie werden im gewohnlichen Menschenleben vergeudet. Zahlen Bemuhungen sich in diesen Zeiten aus? Fragender: Muss man sich dafur anstrengen? Dadashri: Du wirst nicht in der Lage sein, diese Anstrengung aufzubringen. Das ist so, weil es dir an Einheit in Verstand, Sprache und Handlung mangelt. Du bist unbestandig (Vyagra, fehlende Einheit in Verstand, Sprache und Handlung) geworden. Also wirst du nicht in der Lage sein, es zu versuchen. Nur wenn du uber absolute Einheit in Verstand, Sprache und Handlung (Ekagra) verfugst, werde ich es dir zeigen konnen. Aber in dieser Zeit (Kaad) kann kein Mensch diese Einheit (Ekagra) aufrechterhalten. Wie konnte man ausserdem in dieser Ara des Zeitzyklus, in so einem Tumult, in einer Zeit von Turbulenzen, die Einheit in Verstand, Sprache und Handlung (Ekagra) aufrechterhalten? Deshalb zerstore ich zuerst dein negatives Karma (Paap), und dann flosse ich dir die richtige Uberzeugung ein. Fragender: Ist es notwendig, fokussierte Aufmerksamkeit und Konzentration zu praktizieren (Ekagrata), um Fortschritte zu machen?
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________________ Aptavani-8 271 Dadashri: Es ist so, dass es Mittel gibt, die fokussierte Aufmerksamkeit (Ekagrata) beinhalten, die hilfreich sind. Nichts in dieser Welt ist falsch. All diese Dinge helfen. Aber wenn du vollig unabhangig werden willst, sollte der intensive Wunsch da sein, das Selbst zu erfahren. Zucker ist suss - was bedeutet suss? Dein Fokus und dein Gewahrsein sollten einzig darauf liegen. Um das Hochste zu erlangen, wird man hierherkommen mussen (zum Gnani Purush). Ansonsten gibt es all diese anderen Dinge, bei denen du Zuflucht suchen kannst, und sie geschehen schrittweise (ein allmahlicher Aufstieg zum Selbst). Nicht das Handeln, sondern das Gewahrsein muss verandert werden Fragender: Wie konnen Menschen, die in den Verantwortlichkeiten des weltlichen Lebens (Sansar) verwickelt sind, das Selbst (Atma) erlangen? Dadashri: Chandubhai und das Selbst (Atma) sind vollig getrennt voneinander. Und sie zeigen ihre eigenen unterschiedlichen Eigenschaften und Funktionen (Gunadharma). Wenn man das mithilfe des Gnani Purush versteht, werden alle weltlichen Aufgaben glatt laufen, und auch dies wird gut weitergehen. Auch Gnanis essen, trinken, baden und machen alles. Sie verrichten dieselben Tatigkeiten (Kriya) wie du; aber sie haben das Gewahrsein (Bhaan): ,,Ich bin nicht der Handelnde." Im Zustand der Unwissenheit (Agnan) hingegen herrscht das Gewahrsein von ,,Ich bin der Handelnde" vor. Der Unterschied liegt also einzig im Gewahrsein (Bhaan). Keine Widrigkeiten bei der Entwicklung in Richtung des Selbst (Atma) Fragender: Warum scheint es so, dass die Schwierigkeiten, denen ich bei der Arbeit in Bezug auf den Fortschritt in Richtung des Selbst (Atma) begegne, grosser sind, obwohl ich einen inneren Wunsch habe? Dadashri: Es gibt niemals irgendwelche Schwierigkeiten bei der Arbeit in Bezug auf den Fortschritt in Richtung Selbst (Atma). Nur dass man nicht den inneren Wunsch hat. Wenn der innere Wunsch da ist, gibt es nie irgendwelche Schwierigkeiten bei der Arbeit in Richtung des Selbst (Atma).
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________________ 272 Aptavani-8 In Wirklichkeit ist das so, weil man mehr Liebe in Richtung des weltlichen Lebens hat; dort liegt die Anziehung. Darum fuhlst du die Schwierigkeiten. Im Ubrigen ist das Erlangen des Selbst (Atma) naturlich, leicht und einfach. Wie lange braucht das Selbst (Atma), um heimzukehren? Ich fragte einen Bauern: ,,Wenn du deinen Ochsen von hier aufs Feld fuhrst, wie ist dann seine Stimmung?" Er antwortete: ,,Er geht sehr langsam, wenn wir ihn aufs Feld bringen." Und auf dem Heimweg?" Er sagte: ,,Nach Hause? Er versteht, dass er nach Hause geht, also geht er ganz schnell!" Genauso bewegt sich das Selbst, wenn es weiss, dass es zur endgultigen Befreiung (Moksha) geht, sehr schnell. Es geht in sein eigenes Zuhause! Und uberall sonst bewegt es sich langsam, als wurde es dort hingetrieben. Mach dir den lebendigen Gnani Purush zunutze Fragender: Wie viel starkes Bemuhen (Purusharth) ist erforderlich, um den Zustand jenseits des Korpers (Deha) zu erlangen? Und wie viel davon ist Gottes Gnade (Krupa)? Dadashri: Gottes Gnade wird all die Umstande zusammenbringen. Wenn die Gnade Gottes (Krupa) geschieht, wird man, um den Zustand jenseits des Korpers (Dehatita) zu erlangen, jemandem begegnen, dessen Zustand jenseits des Korpers (Dehatita Purush) ist.Der wird einem helfen, den Zustand, der jenseits des Korpers ist, zu erlangen. Jedoch wird er dir, obwohl er vielleicht selbst in des Korpers sein mag, nicht helfen konnen, den Zustand jenseits des Korpers zu erlangen. Nur selten wird man einem solchen Gnani Purush begegnen, der dich den Zustand jenseits des Korpers (Dehatita) erlangen lasst. Im Ubrigen ist es keine leichte Sache, Dehatita zu werden! Fragender: Welche Art von starken Bemuhungen (Purusharth) bringen wir auf, und wie viel von diesem Bemuhen mussen wir selbst aufbringen, sodass wir die Gnade Gottes (Krupa) erhalten konnen, um den Zustand jenseits des Korpers (Dehatita) zu erreichen? Dadashri: Du bist mir aufgrund deiner starken Bemuhungen (Purusharth) begegnet. Welches starke
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________________ Aptavani-8 273 Bemuhen (Purusharth) du auch immer aufgebracht hast, du musst eine starke Anstrengung unternommen haben, sodass wir zusammengekommen sind. Nun, da wir uns begegnet sind, solltest du wissen, wie du daraus etwas Nutzen ziehst. Hier wirst du alles bekommen, worum du bittest. Die Menschen suchen nach Dingen in ihrer eigenen Sprache, sie suchen nach Dingen, die sie verstehen konnen. Du bittest darum, den Zustand jenseits des Korpers (Dehatita) zu erlangen, und dieser Zustand jenseits des Korpers kann genau hier erreicht werden. Die Menschen sind sich nicht einmal bewusst, dass es so einen Zustand jenseits des Korpers gibt. Nur sehr wenige Menschen suchen den Zustand jenseits des Korpers (Dehatita). Sie sind nicht in der Nahe. Mit welchem Erfolg sucht man ohne Verstehen? Fragender: Aber wird die direkte Erfahrung des Selbst (Atma) nicht erst erlangt, nachdem man sich vielen, vielen Kasteiungen und Ritualen unterzogen hat? Dadashri: Nein. Sogar nachdem man viele Kasteiungen durchgemacht hat, kann man dennoch als Esel geboren werden. Warum bist du zweiundzwanzig Meilen herumgewandert, wenn der Bahnhof von Dadar nur eine halbe Meile entfernt war? Du hast die Strasse verwustet! Also werde ein Esel! Er war nur eine halbe Meile entfernt, aber du hast zweiundzwanzig Meilen zuruckgelegt, und sogar dann erschien Dadar nicht, sondern stattdessen eine andere Stadt. Dann wird man sagen: ,,Ich war zweiundzwanzig Meilen unterwegs, also habe ich wenigstens den Nutzen von einundzwanzigeinhalb Meilen gewonnen!" Aber die Antwort wird sein: ,,Nein, du bist der, der umhergewandert ist, also musst du fur die Abnutzung der Strasse bezahlen!" Deshalb musst du eine Strafe bezahlen. So ist es! Das Selbst (Atma) ist nicht leicht zu erlangen, und niemand hat je das Selbst (Atma) gefunden. Jeder wird sagen: ,,Ich bin das Selbst (Brahmaswaroop)! Ich bin das Selbst (Atma)!" Aber du wirst es merken, sobald du ihn beleidigst. Er wird sofort zuruckschlagen. Behindernde Ursachen in der Spiritualitat Fragender: Stellen Rasse, Kaste, religiose Sekten (Pantha) und all das ein Hindernis fur die direkte Erfahrung des Selbst (Atma-Sakshatkar) dar?
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________________ 274 Aptavani-8 Dadashri: Nichts behindert sie. Jeder kann die direkte Erfahrung des Selbst (Atma-Sakshatkar) machen. Fragender: Nein, aber sicherlich waren doch all diese religiosen Sekten (Pantha), die Rassen und Kasten (Jaati) ein Hindernis? Dadashri: Sie sind ein Hindernis, solange das Ego (Ahamakar) einer Rasse oder Kaste (Jaati) besteht. Das Ego, einer bestimmten religiosen Sekte anzugehoren, und das Ego, einer bestimmten Rasse oder Kaste anzugehoren, das ist alles hinderlich. Und wenn man es bewerkstelligt, sich selber herauszuziehen, und einen Gnani Purush findet, dann werden alle eigenen Probleme gelost sein. Im Ubrigen mussen diese dogmatischen Menschen in religiosen Sekten noch viel umherwandern. Der Grund dafur ist, weil im Reich des Lord keine Notwendigkeit besteht, eine Meinung (Matt), eine Rasse (Jaat) oder sonst etwas zu haben. Es besteht keine Notwendigkeit irgendeiner religiosen Sekte oder auch einer Bekleidung. Fragender: Stellen die karmischen Schichten der Umhullungen' (Avaran), angefangen bei der Kleidung bis hin zu Kindern, ein Hindernis fur die Spiritualitat dar? Dadashri: Nichts von alledem ist wirklich ein Hindernis. Aber weil von ihnen so viel Druck ausgeht, sind sie bis zu einem gewissen Grad hinderlich. Und bis zu einem gewissen Grad sind sie nicht hinderlich, es gibt einige solcher Beschrankungen. Es gibt nichts, das mich behindert. Was immer ich trage, und alles, was ich besitze, nichts davon behindert mich. Ausserdem, auch wenn mir jemand meine Bekleidung wegnehmen oder meine Kleider ausziehen wurde, es wurde mich nicht storen, und wenn man sie mir spater wieder anlegen wurde, hatte ich immer noch kein Problem damit. Ich habe mit gar nichts ein Problem. Dieser Korper verhalt sich den Umstanden entsprechend, die ihn umgeben. Und ich bin der Wissende und Sehende (Gnata-Drashta) dessen. Dieser Korper ist mein Nachbar, nur ein Nachbar! Fragender: Heisst das also, dass in der Spiritualitat nur ein Hindernis besteht, solange es den Egoismus (Ahamkar) gibt und die tiefe Uberzeugung ,,das ist meins, das gehort mir" (Mamata, My-ness)?
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________________ Aptavani-8 275 Dadashri: Nur der Egoismus (Ahamkar) stellt ein Hindernis dar. Die tiefe Uberzeugung das ist meins" (Myness, Mamata) ist nur da, solange es ein Ego (Ahamkar) gibt. Andernfalls, wenn kein Ego vorhanden ist, gibt es uberhaupt keine Uberzeugung von ,,das ist meins" (My-ness, Mamata). Nun ist die, Ichheit kein Egoismus (Ahamkar). Das ,,Ich bin" ist ohnehin die eigene Existenz (Astitva). Jedoch ist das fehlende Gewahrsein von ,,Was bin ich?" die Ursache davon, warum das Ego (Ahamkar) bestehen bleibt. Wo in dieser Welt ist der spirituelle Weg? Deswegen kann man auch mit einem Mahatma oder einem Selbst-realisierten Wesen (Sat Purush), dessen Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh) abgenommen haben, auskommen. Dort wird es etwas Spiritualitat (Adhyatma) geben, ein wenig, was bedeutet, dass sie auf einer Primarstufe ist. Wahre Spiritualitat jedoch existiert in dieser Welt nicht. Die Menschen singen nur uber die Spiritualitat, und das ist alles. Aber in der Welt gibt es keine Spiritualitat. Was bedeutet Spiritualitat? Was ist Spiritualitat? Der Weg der Spiritualitat ist einer, bei dem du, wenn du diesen Weg genommen hast, keinen anderen weltlichen Weg sehen kannst. Dieser Weg ist ein ganz anderer. Wo beginnt also Spiritualitat (Adhyatma)? Da, wo du aufhorst, die Dinge auf dieser Seite (dem weltlichen Leben) zu sehen. Nichtsdestotrotz wird es (das weltliche Leben) immer noch im Kopf bleiben. Diese Zustande (Paryaya) und Umstande (Avastha), die es gibt, werden in deinem Verstand haften bleiben, aber du wirst aufhoren, diesen Weg zu sehen. Es wird also Spiritualitat (Adhyatma) genannt, wenn es in deinem Kopf bleibt, du es aber nicht mehr mit deinen Augen siehst. So ist es. Auf dem spirituellen Weg musst du zunachst zwischen dem unterscheiden, was gut und forderlich fur dich ist, und dem, was nicht forderlich ist. Du musst das ergreifen, was forderlich ist, und du musst dich von dem fernhalten, was nicht forderlich ist. Das ist die Unterscheidung, die du zunachst vornehmen musst. Dieser, Chandubhai' ist lediglich ein Name, um in den weltlichen Interaktionen (Vyavahar) zu bleiben. Du bist nicht einfach nur Chandubhai, du bist auch der Ehemann dieser
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________________ 276 Aptavani-8 Frau. Du bist der Vater dieses Jungen, du bist sein Onkel mutterlicherseits (Mama), du bist sein Onkel vaterlicherseits (Kaka). Wie viele solcher Verstrickungen (Lafra) halten dich gefangen? Spiritualitat (Adhyatma) und weltliche Verstrickungen (Lafra) sind sehr weit voneinander entfernt. Nur wenn es keine Verstrickungen gibt, kann Spiritualitat an die Oberflache kommen. Nun, es ist keine leichte Sache, diese Verstrickungen loszuwerden. Werden sie je gehen, einfach, indem du sie aufgibst? Selbst wenn du hierherkommst, werden diese Verstrickungen kommen und dich von hier fortziehen. Ist es wahrscheinlich, dass diese Verstrickungen dich jemals in Ruhe lassen? Also ist ,,Ich bin Chandubhai" in Ordnung, solange es um weltliche Interaktionen (Vyavahar) geht, aber in der Wirklichkeit ist es nicht so. Mussen wir demnach nicht wissen, was wir wirklich sind? Der wahre Weg ist das, was mit uns gehen wird, und die weltlichen Interaktionen werden zuruckgelassen werden. Dein Name und alles andere wird zuruckgelassen werden, nicht wahr? Du bist namenlos (Anami). Nun, du wirst als jemand erachtet, der in die Spiritualitat eingetreten ist, wenn du die erleuchtete Sicht des Selbst (Samyak Darshan) hast. Andernfalls hast du die Spiritualitat ganz und gar nicht betreten. Dann wird, ganz gleich, wie viele Bucher du liest, keine Spiritualitat aufkommen. Wenn man die erleuchtete Sicht (Samyak Darshan) erlangt, und nan die Sicht (Darshan) davon erlangt, wie es ist, betritt man die Spiritualitat. Daher setzt die richtige Uberzeugung ein, sobald die falschen Uberzeugungen zerbrochen' sind. Fragender: Was muss ich fur die richtige Uberzeugung tun? Muss ich dafur immer wieder sagen: ,,Ich bin nicht dieser Korper, ich bin nicht dieser Korper?" Dadashri: Nein, das wird dich nirgendwo hinfuhren! Wenn du das tatest, wurdest du verruckt, und die Leute werden sagen: ,,Wenn du nicht der Korper bist, was bist du dann?" Das musst du nicht tun. So viele Menschen machen das, und sie sind verruckt geworden! Fragender: Sage ich dann also: ,,Ich bin das Selbst (Atma)"?
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________________ Aptavani-8 277 Dadashri: Nein, das kannst du auch nicht sagen. Wenn ein Mensch im Schlaf zu dir sagt: ,,Warte einen Moment. Ich will auch mit dir ins Kino kommen", wurdest du dir dann nicht ausrechnen, dass er nicht aufgestanden ist, nachdem du eine halbe Stunde oder einer Stunde dort gesessen und gewartet hast? Wurdest du nicht begreifen, dass er im Schl gesprochen hat? Auf gleiche Weise: Wozu ist es gut, wenn man im Schlaf sagt: ,,Ich bin das Selbst (Atma), ich bin das Selbst (Atma)"? Fragender: Sollte man nicht die Erfahrung von ,,Ich bin das Selbst (Atma)" haben? Dadashri: Ja, du kannst die Erfahrung haben! Du wirst die Erfahrung machen, wenn der Gnani Purush es dir ermoglicht. Fragender: Aber wenn ich die Erfahrung des Selbst (Atma) alleine machen will, wie konnte ich das machen? Dadashri: Wenn ich sage, wie es gemacht wird, wirst du nicht in der Lage sein, das zu bewerkstelligen, obwohl es recht einfach ist. In dieser Zeit ist die Kraft des Verstandes (Manobud) der Menschen zusammengebrochen. Nichtsdestotrotz werde ich dir einen Weg zeigen: Wenn du bestohlen wurdest, und du funftausend Rupien verloren hast, was sagt dir dann die Gerechtigkeit Gottes? Sie wurde sagen: ,,Mein Sohn, das ist die Folge deines eigenen Karmas, darum bist du einem Taschendieb begegnet." Hast du verstanden? Das ist die Frucht deines Karmas, und er ist nur ein Nimit (Instrument, hilfreiches Wesen). Aber was machen diese Menschen? Stattdessen beissen (greifen an) sie den, der in dem Prozess behilflich (Nimit) ist. Sie sollten ihn nicht beissen. Sie sollten ihn segnen (Ashirwad): ,,Du warst es, der mich von meinem Karma befreit hat." Kannst du es schaffen, so [in so einer Einstellung] zu bleiben? Auch wenn du nur so viel verstehen kannst, ware es mehr als genug! Zuerst musst du uberzeugt sein, dass die Tat des Taschendiebs dich von deinem Karma befreit hat. Oder aber, wenn dich jemand beleidigt, solltest du zu diesem Zeitpunkt das Gewahrsein haben: ,,Das geschieht aufgrund meines sich entfaltenden Karmas, und dieser Mensch ist ein
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________________ 278 Aptavani-8 Instrument." Wenigstens so viel Gewahrsein sollte prasent sein. Wenn dich dann jemand schlagt oder deine Hande abtrennt: ,,Das ist die Entfaltung meines Karmas. Er ist nur ein Nimit (instrumental)" - wenn so viel Wissen waltet - dann geh! Du wirst das Selbst (Atma) erlangen. Aber dieses Wissen bleibt aufgrund des derzeitigen Zeitzyklus (Dushamkaal, keine Einheit von Verstand, Sprache und Handlungen) nicht bestehen. Daruber hinaus kann der Verstand eines Menschen nicht so stark bleiben! In diesem Zeitalter geht das nicht, nicht wahr? Der Verstand ist sehr bruchig geworden! Darum wird das Gewahrsein, sobald , wir' es dir geben, niemals weggehen. Wenn das negative Karma zerstort ist, nimmt dein Gewahrsein zu Wann wird nun das Gewahrsein (Jagruti) kommen? Das Gewahrsein wird kommen, wenn dein negatives Karma (Paap) vollstandig zerstort ist. Lord Krishna sagte, dass der Gnani Purush all dein negatives Karma (Paap) zerstort, und sobald das negative Karma zerstort ist, herrscht ein konstantes Gewahrsein vor. Allerdings ist, konstant bewusst zu bleiben, der endgultige Zustand. Die Hauptsache ist also, dass man das Gewahrsein (Jagruti) benotigt. Hast du weniger Gewahrsein? Fragender: Ja, Dada. Also mussen wir die bestandige Erfahrung des Selbst (Atma) erlangen. Dadashri: Ja, bestandig, was konstant bedeutet, dass du es noch nicht einmal des Nachts vergisst. Dann weisst du, dass du etwas erlangt hast. Wenn nicht, wird alles andere von keinerlei Nutzen sein! Seit vielen Leben (Geburten, Avatars) hatte man dieses Vermischte Selbst (Bhelvaado Atma) angenommen. Die Bhel-Knabber-Mischung (ein indischer Snack) kostet pro Kilo zwolf Rupien, und auch das vermischte Selbst kostet pro Kilo zwolf Rupien. Und folglich beziehen sich alle Menschen, die laut das Selbst herausposaunen, auf das Zwolf-Rupien-pro-Kilo-Selbst! Niemand sagt: ,,Hier, ich gebe dir das wahre Selbst (Atma), komm und nimm es!" Oder aber sie geben dir eine Rezitation (Smaran), einen Namen zum Rezitieren (Naam Smaran), und sagen: ,,Behalte es bei den zu rezitieren"! He du! Man kann nur
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________________ Aptavani-8 279 etwas rezitieren (Smaran), wenn man eine Anhaftung (Raag) dafur erwirbt. Und wo Anhaftung ist, da ist es das weltliche Leben (Sansar). Und wo das weltliche Leben ist, da ist Rezitation (Smaran). Es sollte uberhaupt keine Rezitation geben. Rezitation sollte die letzte Zuflucht sein. In einer Weise hilft es dabei, dich in fokussierter Konzentration (Ekagrata) zu halten, aber es ist die letzte Zuflucht. Im Ubrigen ist das, was bestandig im Gewahrsein verbleibt, das Selbst (Atma). Alles andere ist das vermischte Selbst (Bhelvaado Atma). Die Null hat ohne die Eins keinen Wert Fragender: Bedeutet Selbst-Realisation (Atmagnan), das Selbst zu kennen? Dadashri: Ja, das Selbst zu kennen, das ist alles; sonst nichts. Fragender: Nun muss man, um etwas zu erkennen, sich tief in es versenken. Mussen wir uns also, wenn wir das Selbst (Atma) kennen wollen, auf gleiche Weise tief in uns selbst versenken? Dadashri: Sie alle tun das ohnehin von selber! So sind all die, welche die Veden (Hinduschriften) verfasst haben, dazu gekommen. Letztendlich sagten sie, nachdem sie die vier Veden erschaffen haben: ,,Dies ist nicht das. Dies ist nicht das. Dies ist nicht das." Du kannst das Selbst (Atma) nicht durch die Veden finden. Fragender: Wenn das Selbst (Atma) nicht gefunden werden kann, welcher Art ist es dann? Dadashri: Es kann nicht gefunden werden, und es kann nicht beschrieben werden. Sogar daruber zu sprechen, birgt eine grosse Verantwortung in sich. Die vier Veden selbst haben , Nein' dazu gesagt. Es kann nicht mittels Sprache beschrieben werden, und es ist nicht moglich, es auszudrucken. Fragender: Kann man dann also das Selbst (Atma) erfahren? Dadashri: Uber welche Erfahrung verfugst du jetzt? Fragender: Gerade jetzt versuche ich, den Zustand von ,Null', der frei von Gedanken ist (Shunyavastha), zu erlangen.
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________________ 280 Aptavani-8 Dadashri: Was bedeutet ,Null' (Shunya)? Fragender: Man bezeichnet es als Null (Shunya), wenn man keine Wunsche und gegensatzliche Gedanken (Sankalp-Vikalp) hat. Dadashri: Was geschieht, wenn zwei Lokomotiven mit voller Geschwindigkeit aufeinander zufahren? Eine aus dieser Richtung, und die andere aus der anderen Richtung. Was wurde geschehen? Fragender: Es gabe ein gewaltiges Ungluck. Dadashri: Sie werden so zusammenstossen, dass die Lokomotiven am Ende sogar senkrecht stehen werden. Wenn diese Menschen Meditation (Dhyan) des Selbst (Atma) betreiben, und was auch immer sie ansonsten fortwahrend tun, es ist einfach wie ein Zustand frei vor Gedanken (Shunyavastha). Ohne auch nur zu verstehen, was der Nullzustand (Shunyavastha) bedeutet, haben sie sich darauf eingelassen, den Nullzustand (Shunya) zu erreichen. Alle Nullen ohne Eins sind nutzlos. Nur wo eine Eins ist, ist eine Null nutzlich. Wie also versuchst du, den Nullzustand (Shunyavastha) zu erreichen? rray Fragender: Wir sitzen in Stille und versuchen dann, alle Wunsche (Sankalp) und entgegengesetzte Gedanken und Aufruhr (Vikalp) am Entstehen zu hindern. Dadashri: Und auch dann tauchen Wunsche und innere Unruhe (Sankalp-Vikalp) immer wieder auf, nicht wahr? Ja, aber wer macht das, wenn es nicht dein Wunsch ist? Ist es nicht etwas Ratselhaftem gelungen, hereinzukommen? Fragender: Das ist der Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti). Dadashri: Sag mir, bist du im Nicht-Selbst (Prakruti), oder bist du im Selbst (Purush)? Fragender: Im Selbst (Purush). Dadashri: Wer machte dich zum Selbst (Purush)? Fragender: Das ist das Wissen, uber das wir nicht verfugen.
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________________ Aptavani-8 281 Dadashri: Wenn jemand zu dir sagt: ,,Chandubhai hat das vermasselt", wird dich das beruhren? Fragender: Wenn ich es vermasselt hatte, dann musste ich es eingestehen. Dadashri: Aber angenommen, du hattest nichts vermasselt, und jemand sagt: ,,Chandubhai hat das vermasselt", wurde es dich beruhren? Fragender: Sie konnen das weiter behaupten. Dadashri: Ist das so? Nichts im Namen von Chandubhai beruhrt dich also? Fragender: Nein. Dadashri: Und wenn jemand funftausend Rupien aus deiner Tasche stiehlt, bist du dann immer noch unberuhrt? Fragender: Es wurde mich beruhren. Das ist mein Lebensunterhalt. Dadashri: Wo ist nun die Null (Shunya) geblieben? Dennoch ist es eine gute Sache, wenn du auf diese Weise ruhig bleiben kannst, es ist keine schlechte Sache. Aber all das kann nicht der Pfad der Null (Shunya) sein. Fur die Null (Shunya) musst du das Selbst (Atma) erlangen. Nachdem du das Selbst (Atma) kennst, dann kommt der Zustand der Null (Shunya). Das Selbst (Atma) geht weit uber den Beobachter der Gedanken hinaus Fragender: Was ist also die beste Art, das Selbst (Atma) zu erfahren? Dadashri: Hast du irgendwelche anderen Methoden (Sadhan), das zu machen? Du versuchst, zu dem Objekt zu werden, das erreicht werden soll (Sadhya), aber gibt es deiner Meinung nach einen anderen Weg (Sadhan)? Fragender: Wir machen fur eine halbe Stunde das Beobachten des Selbst (Atma-Nirikshan). Dadashri: Machst du das Beobachten, nachdem du das Selbst (Atma) erkannt hast, oder tust es, ohne es zuerst erkannt zu haben?
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________________ 282 Aptavani-8 Fragender: Was bleibt dann noch ubrig, nachdem ich das Selbst (Atma) erkannt habe? Dadashri: Welche Beobachtung des Selbst (Atma) machst du dann? Fragender: Die der auftauchenden Gedanken. Dadashri: Meine Gute! Der Gedanken! Gedanken steigen aus dem Verstand auf, und der Verstand an sich ist leblos (Jada), er ist vollkommen korperlich. Du studierst also die Gedanken des Verstandes. Der, der das Studieren macht, ist (der] Egoismus. Und das Selbst (Atma) liegt jenseits des Egoismus. Der verstrickte Zustand der Erfahrung Fragender: Bei meiner Erfahrung vom Selbst (Atma) beziehe ich mich auf die Freude, die ich innerlich fuhle, sie ist wie eine sprudelnde Wasserfontane. Dadashri: Ja, manche fuhlen vielleicht eine Empfindung wie von Wasserfontanen, oder sie sehen gar eine Art Licht oder andere Dinge, allein wenn sie vom Selbst (Atma) horen. Fragender: Es geht nicht um die sprudelnden Wasserfontanen, aber man fuhlt im Inneren so viel Freude. Dadashri: Ja, aber sie sind eine Art von Vorstellung (Kalpana), die sich im Inneren abspielt. Aber wenn du uber die Dinge auf jener Seite nachdenkst, fuhlst du so viel Freude - kannst dir dann vorstellen, wie viel Freude du fuhlen wurdest, wenn du diese Seite erreicht hast? Ein Mann, einfach und von reinem Herzen, ging zu einem Heiligen. Dann kam er zu mir und sagte: ,,Ich hatte die Erfahrung." Ich fragte ihn: ,,Eine Erfahrung wovon?" Dann sagte er: ,,Ich hatte die Erfahrung vom Selbst (Atma)." Ich sagte ihm: Niemand hat je auch nur den Schatten des Selbst (Atma) gesehen. Unabhangig davon, dass man das Selbst (Atma) nicht erreicht, dennoch - genau wie die Schatten, die den Menschen ringsumher folgen, auf die du deinen Fuss stellen kannst: Sobald der Schatten des Selbst (Atma) erreicht ist, wird er dir die erleuchtete Sicht (Samkit) bringen. In Indien behaupten viele, dass sie die Erfahrung
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________________ Aptavani-8 283 erlangt haben. Wenn ein Mensch nun die Erfahrung gemacht hatte, wurden sie ihn definitiv zu Gott (Bhagwan) machen. Er wurde als Lord Krishna angesehen werden! Und die ganze Erfahrung, die sie verkunden, ist mit Kontroversen angefullt, und nichts ist dabei herausgekommen. Ich fragte den Mann: ,,Was bezeichnest du als Erfahrung (Anubhuti)?" Also sagte er: ,,Daruber weiss ich nichts. Aber ich spure, dass diese Gluckseligkeit (Anand), wenn ich sie fuhle, die Gluckseligkeit vom Selbst (Atma) sein muss." Dann sagte ich zu ihm: ,,Es kann nicht die Gluckseligkeit vom Selbst (Atma) sein! Du hast das Selbst (Atma) noch nicht erlangt. Du hast noch nicht einmal vom Selbst (Atma) gehort. He! Du hast noch nicht einmal seinen Schatten gesehen. All das sind Freuden (Anand) des Verstandes. Wenn die Umstande (Saiyogo) zusammenkommen, entsteht die Freude (Anand) des Verstandes." Und er antwortete: ,,Wann immer ich Freude (Anand) fuhle, ist alles, was ich weiss, dass es die Freude (Anand) vom Selbst (Atma) ist, die herauskommt." ,,Meine Gute! Das kann nicht die Gluckseligkeit vom Selbst (Atma) sein. Das ist die Freude vom Verstand! Wenn du die Gluckseligkeit des Selbst (Atma) einmal hast, wird diese Gluckseligkeit nie mehr weggehen." Dann sagte er: ,,Das macht jetzt Sinn. Aber all unsere Gurus (Lehrer) haben uns gesagt, dass das die Gluckseligkeit des Selbst (Atma) war. Das ist die einzige Erfahrung (Anubhuti), die ich habe." ,,Nein, mit dieser Art von Erfahrung wirst du von einem Zweibeiner zu einem Vierbeiner!" Solche falschen Dinge haben sie diesen armen Menschen beigebracht! Sich an den Freuden (Anand) des Verstands zu erfreuen, im unwissenden Zustand, wird an sich die Ursache fur ein Leben in einer niedrigeren Lebensform (Adhogati) genannt. Wirklich, du solltest nur Freude aus der Gluckseligkeit von Gnan beziehen! Deshalb, wenn du aus Unwissenheit (Agnan) heraus mentales Vergnugen geniesst, wird das eine Ursache (Karan) fur ein Leben in einer niedrigeren Lebensform (Adhogati) sein. Die Menschen in der Welt werden immer in mentalem Gluck (Maansik Anand) verweilen. Sie haben vielleicht ein paar ausserliche Leiden (Upadhi), aber dann finden sie wieder einen Weg in das mentale Gluck (Maansik Anand) zuruck, also geht alles wieder von vorne los!
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________________ 284 Aptavani-8 Man braucht nicht das Geglaubte, sondern das Gewusste Alles, was du wissen musst, ist, ob die Krankheit des weltlichen Lebens (Sansar) abgeklungen ist oder nicht. Wenn du Arzte hast, und deine Krankheit nicht besser wird, dann ist es dein eigener Fehler. Fragender: Sie ist abgeklungen. Dadashri: Was ist abgeklungen? Fragender: Wenn es mit dem Verstand weniger wird, dann wird alles weniger. Durch den Verstand hat man allem entsagt, also ist alles erledigt. Dadashri: Ja, aber was hast du bekommen (Grahan)? Entsagung (Tyaag) bedeutet, dass du leer geworden bist. Also ist fur dich nichts mehr ubrig, oder? Dann bist du arm, und Armut bricht herein. Fragender: Du fragst nach dem weltlichen Leben (Sansar), nicht wahr? Fur das Weltliche Leben braucht man nur Entsagung (Tyaag)! Was auch immer fur eine Anschaffung (Grahan) wir tatigen mussen, wir tun es ohnehin. Dadashri: Etwas zu erwerben (Grahan) ist an sich schwer, wohingegen Entsagung (Tyaag) recht gut machbar ist. Fragender: Selbst Entsagung (Tyaag) ist unmoglich. Wie kann Entsagung (Tyaag) moglich sein? Das ausserliche Entsagen ist eine Sache, das innere Entsagen eine andere. Muss das Entsagen nicht von innen kommen? Dadashri: Du brauchst das innere Entsagen (Tyaag), damit das alles moglich wird. Viele Menschen machen das. Du musst darauf schauen, welche Art von Errungenschaft (Grahan) du getatigt hast. Durch Entsagung wird ein Vakuum erschaffen, was willst du stattdessen dort hinstellen? Fragender: Was konnte sonst dort anderes sein als: ,,All dies ist wirklich das Absolute Selbst (Sarva Khalvidam Brahma)"? Dadashri: Aber was ist Brahma? Fragender: Brahma bedeutet das Selbst (Atma).
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________________ Aptavani-8 285 Dadashri: Wie wird man das Selbst (Brahma)? Das Selbst (Brahma) manifestiert sich nicht! Wann manifestiert sich das Selbst (Brahma)? Das geschieht, wenn Wut, Stolz, Tauschung, Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh) und die Uberzeugung ,,das ist meins, das gehort mir" (Mamata, My-ness) verschwinden! Dann wird sich das Selbst (Atma) manifestieren. Andernfalls wird es sich nicht manifestieren! Bis dahin wird das Bewusstsein von ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas) nicht weggehen! Fragender: Nun, du kannst meine Unzulanglichkeiten sehen. Wie kann ich das tun? Dadashri: Nein, warum sollten wir auf deine Unzulanglichkeiten schauen? Du solltest in der Lage sein, deine eigenen Unzulanglichkeiten zu sehen. ,,Ich habe immer noch Gier (Lobh)", oder: ,,Ich habe Wut (Krodh)". Das ist etwas, das nur du sehen kannst. ,Du' (das Selbst) hast keine Wut, keinen Stolz, keine Tauschung und keine Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh), oder? Was ist, wenn dich jemand provoziert? Es ist so: Wenn ein Mann am Bahnhof von Udhana sitzt, und er sagt: ,,Ich wollte zur letzten Station der westlichen Bahnstrecke, und ich bin hier angekommen", so wurde ich zu ihm sagen: ,,Lieber Mann, sitz nicht hier herum. Du musst noch viel weiter reisen!" ,,Steig in den Zug, ohne langes Federlesen!" Was ist also meine Aufgabe? Sie ist, die Menschen zu bewegen, von dort aufzustehen, wo auch immer sie herumsitzen, und sie [im richtigen Zug] abzusetzen. Das ist meine Aufgabe. Nichts kann dabei herauskommen, wenn man alles im eigenen Kopf glaubt. Fragender: Jetzt fuhle ich mich, als wollte ich frei vom weltlichen Leben (Nivrutti) sein, also hilf mir bitte, auf diese Weg unerschutterlich zu werden. Ich will nichts anderes. Dadashri: Das ist gut. , Wir werden das fur dich erledigen. Du hast recht. Es ist nur gut, wenn die Krankheit des weltlichen Lebens (Sansar) weggeht! Die Sache ist die, dass es nicht leicht ist, sie loszuwerden! Diese Krankheit des weltlichen Lebens ist nichts, das weggeht! Wenn die Krankheit auf dieser Seite abnimmt, vergrossert sie sich auf der anderen Seite.
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________________ 286 Aptavani-8 Fragender: Das geht im Leben ohnehin weiter. Dadashri: Ja, es wird weitergehen. Das ist genau, was ich sage! Folglich geht weder der Name noch die tiefe Uberzeugung ,,das ist meins" (Mamata, My-ness). Wenn du etwas irgendwo hinlegst, wirst du dich immer daran erinnern. Was ist der Grund, dass du dich daran erinnerst? Hast du ein Bindeglied, eine Verbindung dort (Taar) angebracht? Hast du eine Verbindung (Taar) hergestellt? Aber nein! Selbst ohne ein Bindeglied (Taar) bleibt es in deinem Bewusstsein: ,,Ich habe diese Sache da abgelegt, ich habe es an dieser und jener Stelle gelassen." Fragender: Aber wenn man es irgendwo abgelegt hat, muss man sich zwangslaufig erinnern. Woran muss man sich erinnern, wenn man es dort gar nicht erst abgelegt hat? Dadashri: Nein, das ist nicht, was ich dir sage. All diese Dinge, uber die ich spreche, sind naturlich (Sahajik). Wir konnen uns nicht nur auf eine einzige Person beziehen. Aber du solltest diese Dinge berucksichtigen. Nebenbei gesagt, ist es wahrscheinlich, dass du irgendwo hingelangst, wenn du am Bahnhof von Udhana sitzt, und denkst, das sei die letzte Station der Western Railway78, und du glaubst, das sei die Endstation? Fragender: Aber solltest du nicht schon entschieden haben, wohin du reisen mochtest? Dadashri: Alle wissen, dass sie Freiheit (Mukti) wollen, und dass sie Befreiung (Moksha) wollen. Sie wissen es als Worte. Die Menschen wissen, dass sie das Selbst (Atma) werden wollen, aber sie haben keine Ahnung, wo sie sich befinden! Sollten sie es wissen, oder nicht? Also muss ich die Fakten sehr eindeutig darlegen, nicht wahr? Sollten sie nicht wissen, wo sie sitzen? Deswegen muss ich ganz klar sein! Sie wurden ihr Gepack nicht loswerden, wenn ich es nicht klar sagen wurde, oder? Deswegen mussen wir dieser Sache auf den Grund 78 Die Western Railway beginnt ab Mumbai und fuhrt Bahnlinien durch die Nachbarstaaten Gujarat und Madhya Pradesh. Udhana ist ein Bahnhof in Surat, etwa in der Mitte zwischen Mumbai und Ahmedabad.
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________________ Aptavani-8 287 gehen. Daruber hinaus wurde ein Mensch nicht von sich aus erkennen, an welchem Bahnhof er sich befindet. Das geschieht nur, wenn der Gnani Purush ihm sagt: ,,Mein Sohn, du hast noch viele Bahnhofe vor dir. Sitz nicht unnotig herum, komm und setze dich in einen dieser Zuge!" Fragender: Aber Dada, was hier geschieht, ist, dass es viele gibt, die uns sagen, wir sollen in diesen Zug einsteigen. Man sitzt also in einem und steigt dann wieder aus. Das ist das einzige Problem, das auftaucht. Dadashri: Das genau ist die Angelegenheit, die die Menschen begonnen haben. Sie steigen ein und steigen aus, steigen ein und steigen aus! Ohne den Gnani sind endlose Bemuhungen vergeblich Um die Krankheit des weltlichen Lebens (Sansar) zu heilen, entfernen die Menschen die Blatter vom Baum, oder sie schneiden die Blatter ab. In ihrer Denkweise glauben sie, dass der Baum jetzt austrocknen wird. Aber nach zwei Monaten spriessen sie wieder, und sie argern sich erneut. So viele Menschen schneiden die Blatter von den Baumen. So viele Leute schneiden grosse Zweige ab, und auch dann kommen sie durcheinander, da nichts zu funktionieren scheint. Alles spriesst einfach wieder hervor. Und so viele Leute hacken grosse Aste ab. Auch sie bleiben stecken. Und viele Leute schneiden den Stamm ab. Ach, der Baum spriesst wieder hervor. Die Menschen sind durch die muhevollen Versuche, eine Heilung fur die Krankheit des weltlichen Lebens (Sansar) zu finden, so mude geworden. Darum hat der Lord gesagt: ,,Nur einmal vielleicht wird es in der ganzen Welt einen raren Gnani Purush geben. Das geschieht nicht jeden Tag, auch nicht von einem Augenblick zum anderen (Saike Saike), aber wenn es zu irgendeiner Zeit geschieht, dass einer da ist, dann kann dort deine Arbeit erledigt werden." Ansonsten werden hier all diese Ladeninhaber sagen, dass ihr Laden gut ist. In unserem Laden haben wir das Beste. Nur in unserem Laden gibt es die ultimative Ware! Und diese armen Leute sind so naiv - naiv und leicht zu verfuhren -, dass sie eingefangen werden. Wenn sie im Ubrigen keine Versuchung in sich
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________________ 288 Aptavani-8 hatten, wurden sie die Wahrheit herausfinden. Wer nicht nach Stolz (Maan), nach physischer Wichtigkeit (Taan) giert, oder irgendeine andere Sehnsucht besitzt ausser derjenigen, das Selbst (Atma) zu erkennen, und wer keinen anderen Wunsch hat, der wird es finden! Wenn die Menschen der Welt es jemals schaffen konnten, ruhig zu bleiben, und gar aufgrund von Egoismus (Ahamkar) Abstand von Arger, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh) nehmen, wurde ihr Wissen so sehr zunehmen. Dies ist deshalb so, weil sie fur einen Tag die Erfahrung machen konnen, ohne Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Kashay) zu verbleiben. All diese Menschen haben noch nicht einmal fur die Dauer einer Stunde diese Erfahrung gemacht. Warum bekommen sie diese Erfahrung nicht? Weil ihr Chit (subtile Komponente von Wissen und Sehen) immer in Arger, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh) verweilt. Kann man dann die Erfahrung machen? Damit du in der Lage bist, diese Erfahrung zu machen, musst du das Selbst (Chetan, Atma) kennen! Wann kannst du das Selbst (Chetan) in der Welt sehen? Fragender: Wie definierst du Chetan (Seele, Atma)? Dadashri: Gott (Bhagwan). Und Gott an sich ist Chetan (Seele). Das kann nur eines bedeuten. Es kann niemals zwei Bedeutungen geben. Es ware etwas anderes, wenn man es auf andere Weise versteht. Ansonsten gibt es in der Realitat nur eine Bedeutung! Zu glauben, Kupfer sei Gold, wird dann nicht ausreichen. Du wurdest es bald realisieren, wenn du auf den Markt gingest, um es zu verkaufen. Dr. Fragender: Wie kann man das Selbst (Chetan) sehen? Welche Werkzeuge (Sadhan) brauchen wir, die uns ermoglichen, das Selbst (Chetan) zu sehen? Dadashri: Du brauchst diese Sicht (Drashti). Du brauchst dieses Wissen (Gnan). Fragender: Woher bekommen wir das? Dadashri: Du wirst das von einem bekommen, der da ist, um das Geschenk der Befreiung (Moksha) zu geben, jemand wie ein Gnani Purush. Dort bekommst du die Sicht
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________________ Aptavani-8 289 (Drashti), und du wirst das Wissen (Gnan) empfangen. Und das geschieht nur sporadisch, nur einmal in tausend Jahren. Fragender: Ist dann also die Erfahrung (Anubhuti), die andere haben, richtig oder falsch? Dadashri: Erfahrung? Diese Erfahrung ist dieselbe, wie zu glauben, Kupfer sei Gold. Damit kommst du nirgendwohin. Selbst wenn man hunderttausendmal wiedergeboren wurde, wurde man nirgendwohin gelangen. Fragender: Gibt es in dieser Welt niemanden, der so eine Erfahrung hat? Dadashri: So einen Menschen kann es niemals geben. Diejenigen, die eine solche Erfahrung (Anubhuti) hatten, sind selber zur Absoluten Seele (Paramatma) geworden. Ist hier irgendwo so eine Absolute Seele? Fragender: Wenn zufallig so jemand da ist, waren wir nicht in der Lage, ihn zu erkennen, oder? Dadashri: Nein, du wurdest ihn sofort erkennen. Selbst wenn er eines Tages nur zwei Worte spricht, wurdest du es sofort wissen. Und er hatte sogar funf seiner Schuler beruhigt. Ihre Meinungsverschiedenheiten (Matbhed) waren verschwunden. Tatsache ist, dass das Selbst (Atma) nicht leicht zu finden ist. Der Mensch hat nicht die Werkzeuge (Sadhan), um das Selbst (Chetan) zu erkennen. Fragender: Also sollte ein Mensch keine Anstrengung unternehmen, es zu erkennen? Dadashri: Derjenige, der es versucht, halt uberhaupt keine Macht in seinen Handen! Dir erscheint es so: ,,Ich halte alles am Laufen. Ich bin der, der schlafen geht. Ich bin der, der aufsteht." Du fuhlst: ,,Ich bin derjenige, der die Anstrengungen unternimmt", wahrend all das von etwas anderem (Par-Satta) gesteuert wird. Und du glaubst, es unterliegt deiner Kontrolle. Du kannst das Selbst (Chetan) nur durch die gottliche Sicht (Divyachakshu) finden, und die gottliche Sicht kann nur durch die Gnade des Gnani Purush erlangt werden!
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________________ 290 Aptavani-8 Tatsache ist, dass du in diesem Augenblick eine verblendete Sicht (Mithya Drashti) hast. Eine verblendete Sicht (Mithya Darshan) bedeutet, dass sie dir nur die Dinge zeigt, die verganglich (Vinashi) sind, und nicht die Dinge, die permanent (Avinashi) sind. Also warest du nicht in der Lage, das Selbst (Chetan) uberhaupt zu erblicken. Verstehst du das? Fragender: Ist die Erfahrung (Anubhav) des Selbst die erleuchtete Sicht (Samyak Darshan) an sich? Dadashri: Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Kashays) werden unterdruckt (Upsham). Es gibt absolut keine Kashays, und fur die Dauer von achtundvierzig Minuten siehst (erfahrst) du Gluckseligkeit (Anand), und das nennt man erleuchtete Sicht (Samyak Darshan). Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Kashays) werden unterdruckt, und auch das fur die Dauer von achtundvierzig Minuten, und nicht fur neunundvierzig Minuten. Fragender: Wovon hangt das Unterdrucken (Upsham) von Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Kashays) ab? Dadashri: Es hangt von den umgebenden Umstanden (Saiyogo) ab. Es ist nicht nur von einer Ursache (Karan) abhangig. Es kann irgendeine Ursache haben. Nur durch das Erblicken von etwas, konnen die eigenen Kashays (Wut, Stolz, Tauschung und Gier) unterdruckt (Upsham) werden. Wenn sich die Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" auflost, hat man die Erfahrung des Selbst (Atma) erlangt Fragender: Woher weiss man, ob man die Sicht des Selbst (Atma Darshan) erlangt hat? Dadashri: Bist du in der Lage zu erkennen, dass das die Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas) ist? Hast du nicht die Erkenntnis ,,Ich bin Chandubhai"? Hast du nicht realisiert: ,,Ich bin der Ehemann dieser Frau"? Wenn du deinen Sohn siehst, weisst du nicht sofort: ,,Ich bin sein Vater", oder vergisst du es? Fragender: Nein. Dadashri: All das entsteht aufgrund der Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas). Wenn du also die
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________________ Aptavani-8 291 Sicht des Selbst (Atma Darshan) hast, wird all das (Gnan) hervorkommen. In Unwissenheit (Agnan) taucht dies auf, und im Wissen des Selbst (Gnan) taucht all jenes auf. Die Erfahrung vom Selbst (Anubhuti) liegt bei dem, dessen Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas) verschwunden ist. Wenn du in Indien jemand suchen wurdest, bei dem die Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas) verschwunden ist, wurdest du niemanden finden, selbst wenn du mit einer Lampe herumgingest. Wenn du mit einer Lampe herumforschen wurdest und sogar in den Hohlen suchtest, wurdest du ihn immer noch nicht finden. In den Hohlen ware so jemand ohnehin nicht. Alles, was sie in Hohlen tun, ist, Busse und Entsagung (Tapa) zu praktizieren! In den Hohlen wirst du niemals Wissen (Gnan) finden! Deshalb solltest du erkennen, dass wenn die Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas) verschwunden ist, dort Erfahrung (Anubhuti) besteht. Ansonsten gibt es keine Erfahrung. Wenn nun also die Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas) verschwunden ist, was von ihm ist dann zusammen mit ihr noch verschwunden? Und auch das wird nur bis zu einem gewissen Grad - nicht vollstandig - der Fall sein. Hin und wieder magst du jemanden finden, dessen Egoismus (Ahamkar) weniger geworden ist, aber die tiefe Uberzeugung ,,Das ist meins" (Mamata, My-ness) ist bei niemandem weggegangen. Und wenn der Teller mit dem Abendessen vor einem steht, glauben alle, wenn man [dann] hinschaut: ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas), ob es ein spiritueller Meister oder ein Guru (Maharaj) ist, oder irgendjemand sonst. Sie schirmen immer ihren eigenen Teller ab (passen auf ihn auf)! Wie kann man behaupten, ihre Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" sei verschwunden, wenn da nichts ist wie etwa: ,,Lass es mich einem anderen geben"? Wie sollen sie uber die Identifikation mit dem Korper (Dehadhyas) hinauswachsen? Oh! Wie wunderbar ist das Wissen vom Selbst (Atmagnan)! Fragender: Wenn Selbst-Realisation (Atmagnan) geschieht, welche korperlichen Veranderungen passieren dann, die uns sagen, dass Selbst-Realisation (Atmagnan) geschehen ist?
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________________ 292 Aptavani-8 Dadashri: Nach der Selbst-Realisation wurde es nicht ins Innere gelangen, wenn dich jemand beleidigt, und im Geist wurdest du spuren, dass er ein Nimit (instrumentelle Person) bei der Entfaltung deines Karmas ist. Wie kann es der Fehler des armen Menschen sein? Sogar der, der dich beleidigt, wird dir als Instrument (Nimit) erscheinen. Auch der dich Beleidigende erscheint dir als Nimit (instrumentelles Wesen). Auch der Taschendieb erscheint dir als Nimit (instrumentelles Wesen). In falscher Weise zu sprechen, ist Unwissenheit (Agnan), und auf rechte Weise zu sprechen, ist Wissen (Gnan). Der Wissende vom Selbst (Atmagnani) sagt die Dinge immer auf rechte Weise! Wahrend ein Unwissender (Agnani) immer falsch sprechen wird. Sie fassen den Taschendieb und beissen den (greifen an), der hilfreich (instrumental, Nimit) ist. Fragender: Kann man also sagen, dass man Selbst-Realisation (Atmagnan) hat, wenn man frei von ubermassigem Stolz (Nirabhimaani) ist, und man niemanden beschuldigt? Dadashri: Ja, wenn man von ubermassigem Stolz (Nirabhimaani) frei wird, und in niemandem Fehler sieht, und das Leid der anderen Menschen auf sich nimmt, dann kann man sagen, dass man frei geworden ist. Das Ungluck des weltlichen Lebens beeintrachtigt den Selbst-Realisierten (Atmagnani) nicht. Auch wenn nach dem Erlangen des Selbst (Atma) das Fieber um funf Grad ansteigt, bleibt das Selbst (Atma) separat. Wahrend das Fieber steigt, bleibt das Selbst (Atma) getrennt. Und du wirst weiter tagelang dieses Getrenntsein erleben. Ein gelahmter Mann sagte: ,,Sie alle kommen, um mich Zu sehen, aber ich selbst sehe denjenigen, der gelahmt wurde; dass dies meinen Beinen geschehen ist, und dass dies meinen Armen geschehen ist. Auch ich beobachte das alles immerzu!" Also ist er selbst der Sehende, und diejenigen, die zu Besuch kamen, waren auch Sehende! Das ist die Wirkung von Gnan. Die Wirkung von Gnan ist trotz der Lahmung so. Und wenn das Gnan nicht da ware, hiesse es: ,,Ich bin gelahmt. Ich habe Fieber." Und das ware ein Anzeichen von Sterben!
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________________ Aptavani-8 293 Wenn du sagst: ,,Es passiert mir", wer sollte dann die Reparatur vornehmen? Und wenn das Ich davon befreit wird, ist es moglich, dass es sich alleine repariert. Es ist eines der Naturgesetze, dass es sofort repariert wird. Wann kann man also sagen, dass man das Selbst (Atma) erlangt hat? Ich werde dir die Anzeichen davon zeigen: Nach dem Erlangen des Selbst (Atma) wirst du sogar, wenn der Korper schmerzt oder der Kopf wehtut, innerlich einen Zustand des Wohlbefindens erleben, der von ausseren Quellen unberuhrt (Samadhi) ist. Du erlebst sogar dann Samadhi, wenn dich jemand (von aussen) beschimpft. Es ist das Zeichen der Selbst-Realisation, wenn man selbst inmitten von Schmerz und Sorgen (Dukh) einen gluckseligen Zustand (Samadhi) erlebt. Im gegenwartigen Zeitalter (Kaad) kann das nicht vorgefunden werden, und trotz alledem ist es geschehen! Nachdem du das Selbst (Atma) erlangt hast, werden die Erfahrungen, die du zurzeit hast, alle verschwinden. Alle Erfahrungen wie: ,,Dies ist mein Sohn und das ist mein Onkel" werden verschwinden. Selbst alle Erfahrungen wie: ,,Ich habe dieses und ich habe jenes getan" werden verschwinden. Alle Erfahrungen, die du jetzt machst, werden allesamt verschwinden. Du selbst wirst die Erfahrung der Absoluten Seele (Paramatma) haben: ,,Ich bin die Absolute Seele (Paramatma). , Dann gibt es keine Sorgen oder kein Ungluck (Dukh) mehr. Dort druben wird es nichts von dem geben, was du im Augenblick erfahrst. Da gibt es keine Sorgen. Da gibt es keine von aussen verursachte Bedrangnis (Upadhi), kein korperliches Leiden (Vyadhi), kein mentales Leid (Aadhi), nichts von alldem. Wurdest du das verstehen konnen? Viele Dinge werden nicht da sein. Trotz all dem, was im Augenblick vorhanden ist, wirst du dort keinen Schmerz oder kein Leiden von aussen (Upadhi) haben. Wie kraftvoll der Wissende ist! Dadashri: Im Augenblick erlebst du wirklich: ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas)! Fragender: Im Augenblick ist das Selbst (Atma) eins mit dem Korper.
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________________ 294 Aptavani-8 Dadashri: Ja, das an sich bezeichnet man als die Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas). Und da ist Freiheit, wenn Dehadhyas zu Ende geht. Fragender: Du hast ihn gefragt, ob er immer noch die Uberzeugung ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas) erlebt, und er sagte, dass der Korper (Deha) eins mit dem Selbst (Atma) geworden ist. Woher konnte er wissen, dass sein Korper und das Selbst (Atma) eins geworden sind (Ekatmata)? Dadashri: Weil das wahre Selbst (Muda Atma) getrennt ist, deshalb kann er das wissen. Das grundlegende Selbst (Atma) ist davon getrennt. Dein geglaubtes' Selbst (Atma) ist ein mechanisches selbst. Viele haben das als Selbst bezeichnet, was in der Welt in Interaktion ist (Vyavahar Atma). Und wir haben es jetzt das relative selbst (Pratishthit Atma) genannt. Aber du glaubst von diesem (relativen) selbst: ,,Das bin ich." Von dem, was isst, trinkt und schlaft, glaubst du: ,,Ich ging schlafen." Und eben das wurde als Selbst (Atma) bezeichnet; es ist jedoch das (relative) selbst, welches in der Welt interagiert (Vyavahar Atma). Das wirkliche Atma wird nicht in die Dinge des weltlichen Lebens (Sansar) verwickelt. Das wirkliche Selbst (Atma) fahrt einfach fort, all dies zu wissen'. Und weil Es , weiss', spurst du von innen heraus: ,,Ich stehe unter dem Einfluss der Uberzeugung ,Ich bin der Korper (Dehadhyas). Ich erfahre die Folgen des Versunkenseins (Tanmayakar) im Korper- und Verstandeskomplex." Wer , weiss' all das? Es ist der Wissende, der , weiss'! Die Ergebnisse des Verwickeltseins (Tanmayakar) werden vom Leidenden erlitten! Stelle dir also vor, wie kraftvoll der Wissende sein muss! Wenn du diesen Wissenden erkennst (, weisst'), nur ein einziges Mal, dann ist alles beendet! Wenn du (es) nur ein einziges Mal ,kennengelernt' hast, dann ist deine Arbeit erledigt. Das Unsichtbare erkennt das Unsichtbare Fragender: Wie kann ich die direkte Erfahrung (Sakshatkaar) vom Selbst (Atma) machen, wenn es unsichtbar (Aroopi) ist? Dadashri: Tatsache ist, dass derjenige, der die direkte Erfahrung macht, selbst unsichtbar (Aroopi) ist. Wer die direkte Erfahrung macht, ist nicht sichtbar (Roopi). Deshalb
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________________ Aptavani-8 295 kommen sie aufgrund ihrer innewohnenden Eigenschaft (Swabhav) zusammen. : Was passiert, wenn die direkte Erfahrung des Selbst (Sakshatkar) geschieht? Dadashri: Das Gewahrsein (Jagruti) nimmt enorm zu. Das hat Krupadudev79 gesagt: ,,Vartey nija swabhaavnu, anubhav-laksha pratita, Vrutti vahey nijabhaavma, parmarthey Samkit." ,,Wenn die Erfahrung, das Gewahrsein und die Uberzeugung bestehen bleibt, dass ich das Selbst (Atma) bin, kehren die Neigungen (Vrutti) nach Hause zum Selbst (Atma) zuruck, und das ist die ewige Sicht." Deshalb kehren alle Neigungen (Vrutti) zum Selbst zuruck, wenn die direkte Selbst-Realisation (Sakshatkar) geschieht, und verbleiben in der Natur (Swabhaav) des Selbst! Auch wenn die Neigungen hinausgegangen sind, kehren sie sofort zuruck. Hier hingegen werden die Neigungen nicht kommen, selbst wenn du sie zuruckrufen wolltest, und so viele werden ausserhalb ihres Heimes ,herumliegen'! Erfahrung ist anders; Selbst-Realisation ist anders Fragender: Was ist der Unterschied zwischen den beiden Wortern Atma-Anubhav und Atma-Sakshatkar (Erfahrung des Selbst und direkte Selbst-Realisation)? Dadashri: Direkte Realisation des Selbst (Sakshatkar) ist eine eigene Sache, und Erfahrung (Anubhav) kommt, wenn du weiter fortschreitest. Fragender: Was bezeichnen die Menschen als die direkte Realisation' des Selbst (Sakshatkar)? Dadashri: Dieses Wissen (Gnan), das ,wir' dir geben, gilt als direkte Erfahrung des Selbst (Sakshatkar). Fragender: Also steht die direkte Realisation des Selbst (Sakshatkar) unter der Uberzeugung (Pratiti) ? Dadashri: Die Uberzeugung (Pratiti) setzt ein, wenn einem Menschen die direkte Realisierung des Selbst 79 Gnani Purush Krupadudev Shrimad Rajchandra 1867-1901
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________________ 296 Aptavani-8 (Sakshatkar) widerfahrt. Andernfalls wird seine Uberzeugung (Pratiti) von ,,Ich bin Chandubhai" nicht weggehen! Nur der Erfahrene verleiht die Erfahrung des Selbst (Atma) Fragender: Auf welcher Stufe des spirituellen Fortschritts80 (Gunthanu) erfahrt man das Selbst? Dadashri: Die Erfahrung (Anubhav) kann sogar auf der vierten Stufe (Gunthanu) geschehen, sie kann auf der funften geschehen, oder der sechsten. Fragender: Ist es einem Menschen in dieser gegenwartigen Ara des Zeitzyklus (Kaad) moglich, die Erfahrung des Selbst (Atma) zu erreichen? Dadashri: Du kannst die Erfahrung des Selbst in diesem Zeitzyklus (Kaad) machen; hinzu kommt, dass etwa zehn- bis zwolftausend Menschen dies erfahren haben! All die Menschen, die hier sitzen, haben die Erfahrung des Selbst (Atma) gemacht. Du musst jemanden finden, der diese Erfahrung gemacht hat (Anubhavi Purush). Nur dann wirst du das Selbst (Atma) erfahren konnen, andernfalls wird es nicht geschehen. Es ist keine leichte Sache. Deswegen wird deine Arbeit nicht erledigt werden, wenn du nicht einem erfahrenen Menschen (Anubhavi Purush) begegnest. Es ist nicht die Erfahrung, wenn sie keinen Bestand hat Fragender: Wie lange wird die Erfahrung des Selbst (Atma-Anubhav) andauern? Dadashri: Sie wird ewig wahren. Nicht nur fur eine oder zwei Minuten. Es gibt Dinge in der Welt, die sowieso (nur) eine oder zwei Minuten dauern, nicht wahr? All die Dinge, die wir essen und trinken, bleiben nur so lange bestehen, wie sie auf der Zunge bleiben, dann sind sie weg. Halt diese Erfahrung (Anubhav) an? Wie lange halt die Erfahrung an, wenn du Sussigkeiten isst? Oder wenn du einen Tropfen Parfum verwendest? Er halt vielleicht ca. zehn oder zwolf Stunden, aber das Selbst (Atma), auch wenn du es nur einmal erfahren hast, wird fur immer bestehen 80 Es gibt 14 Stufen der spirituellen Entwicklung (Gunthanu). Eine Seele durchwandert diese schrittweise, ehe sie endgultige Befreiung erlangt.
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________________ Aptavani-8 297 bleiben. Wenn nicht, hat es keine Bedeutung! Dann ist es etwas Bedeutungsloses! Erst kommt die Erfahrung, dann das Verhalten Fragender: Was ist der Unterschied zwischen dem Verhalten als das Selbst (Atma) und der Erfahrung des Selbst (Atma)? Dadashri: Man kann sagen, dass sich das Selbst (Atma) in der Haltung zeigt, wenn es im Verhalten (Vartan) angekommen ist. Fragender: Und die Erfahrung (Anubhav)? Dadashri: Die Erfahrung ist der Person bereits vorab geschehen. Fragender: Kommt sie nach der Erfahrung (Anubhav) ins Verhalten (Vartan)? Dadashri: Ja. Diese Erfahrung (Anubhav) ist zuvor bereits geschehen, und dann zeigt sie sich im Verhalten. Das ,Ich' nimmt die reine Form des Selbst an Fragender: Wer trifft den Entschluss, das Reine Selbst (Shuddha Swaroop) zu erlangen? Ist es das Selbst (Atma), das ihn trifft? Dadashri: Das Selbst (Atma) an sich ist rein (Shuddha). Derjenige, der den Juckreiz hat, ist derjenige, der sich kratzt! Wer sonst wurde sich kratzen? Derjenige, der den Juckreiz hat, kratzt sich. Und es ist das Ego (Ahamkar), das all das macht. Es ist das ,Ich', welches das macht. Wer ist derjenige, der daruber nachdenkt, diese Form rein (Shuddha) machen zu wollen? Es ist das Ego (Ahamkar), das das tut. Wir sind fix und fertig davon, uns mit diesem Geschaft' des weltlichen Lebens herumzuschlagen. Also mochte es (das Ego) nun anfangen, das Geschaft auf dieser Seite zu betreiben. Und indem es das tut, verliert es schliesslich seine eigene Existenz (Astitva). Und es wird schliesslich zur Hauptform des Selbst (Muda Swaroop). Das Ego existiert, solange es Unwissenheit gibt Fragender: Wenn man nicht anfangt, uber das Selbst
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________________ 298 Aptavani-8 (Atma) nachzudenken, wird es keine Bewegung in Richtung des Selbst (Atma) geben, oder? Dadashri: Ja, naturlich wird das nicht geschehen! Fragender: Also wird das Ego (Ahamkar) anfanglich nicht am Denken beteiligt sein? Etwa wie: ,,Ich werde dieses und ich werde jenes tun"? Dadashri: Ja, das Ego (Ahamkar) wird ganz bis zum Ende bleiben. Es wird so lange bleiben, wie Unwissenheit (Agnan) besteht. Die Erfahrung des Selbst (Atma) - vollig anders als alle anderen Erfahrungen Fragender: Einerseits sagen wir, dass es nichts ausser dem Selbst (Atma) gibt, und andererseits verwenden wir den Ausdruck , Erfahrung des Selbst' (Atmanubhav); das ruft Unsicherheit hervor. Wenn es nichts als das Selbst (Atma) gibt, konnte dann etwas wie Erfahrung (Anubhav) auch bei den Gedanken oder beim Verstand eingefugt werden, oder ist es einfach eine Einmischung? Dadashri: Nein, so ist es nicht. Fragender: Ich frage nur, weil wir den Ausdruck ,Erfahrung des Selbst" (Atmanubhav) verwenden mussen. Dadashri: Der einzige Grund, warum dieser Ausdruck verwendet werden muss, ist, weil man eine Leiter braucht, bis das Selbst (Atma) realisiert ist. , Wir' (der Gnani) mussen dir von dort, wo du stehst, die Schritte zeigen (dir den Weg ebnen), um es dir verstandlich zu machen. Und was ist die Bedeutung von der Erfahrung des Selbst' (Atmanubhav)? Im Augenblick hast du die Uberzeugung, dass du der Korper bist (Dehadhyas). Welche Art von Erfahrung (Anubhav) hast du also? Deine Art von Erfahrung ist: ,,Ich bin der Korper", ,,Ich bin auch dieser Name", ,,Ich bin ebenso dieser Verstand". Was ,wir' deshalb durch die ,,Erfahrung des Selbst" (Atmanubhav) zu sagen versuchen, ist, dass diese Erfahrung eine ganz andere ist als die des Korpers (Dehadhyas). Deshalb kann man sagen, dass man das Selbst (Atma) erlangt hat, nachdem man so eine Erfahrung gemacht hat. Wie kann man ansonsten sagen, man habe das Selbst
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________________ Aptavani-8 299 (Atma) erlangt, wenn man nicht einmal die Erfahrung (Anubhav) hatte? Deshalb muss man das Wort , Erfahrung' (Anubhav) einfugen, um beim Verstehen zu helfen. Dies ist So, weil man nicht direkt , Selbst' (Atma) sagen kann. Wenn du neuartige Erfahrungen machst, anders als die Erfahrung ,,Ich bin dieser Korper" (Dehadhyas), die du im Moment hast, wirst du im Geist verspuren, dass diese Erfahrung (Anubhav) eine andere ist, und du wirst sicher sein, dass es tatsachlich die Erfahrung des Selbst (Atmanubhav) ist. Nur dann wird die Uberzeugung (Pratiti) eintreten; ansonsten wird nicht einmal die Uberzeugung etabliert. Fragender: Wir erfahren Gedanken und Gefuhle; aber sollte diese Erfahrung des Selbst (Atmanubhav) nicht ein Zustand sein, der all die anderen Erfahrungen ubertrifft? Dadashri: Das ist ein Zustand, der alle anderen Erfahrungen ubertrifft. So wie diese Erfahrung (Anubhav) auf dieser Seite geschieht, so geschieht die andere Erfahrung auf der anderen Seite. Daher ist nicht ein Bruchteil von diesem in jenem, und auch nicht ein Bruchteil von jenem ist in diesem. Die Erfahrung des Selbst (Atma) ist immer anders. Sie ist vollkommen separat, ohne jegliche Veranderung. Trotzdem muss die Erfahrung (Anubhav) zuerst kommen. Der einzige Grund, warum das gesagt wird, ist, damit man einen Grund findet, diese Uberzeugung (Pratiti) zu etablieren, und man uberzeugt ist, dass da so etwas ist wie das Selbst (Atma), und dass es etwas anderes gibt als das. Ansonsten wird man nicht einmal an dessen Existenz (Astitva) glauben. Deshalb muss die Erfahrung gemacht werden! Wenn die Fakten verstanden werden Was auch immer ich versuche, dir zu erklaren, du wirst damit in Ubereinstimmung (Ged) sein, was bedeutet, dass du es vollstandig verstehst (Ged Besi). Es wird dich auf den Punkt' erreichen. Das halte ich fur die Fahigkeit, etwas begreifen zu konnen. Sagen die Menschen nicht: ,,Ich habe es immer noch nicht verstanden"? Deswegen wird jemand genau verstehen, was ich zu erklaren versuche, und das nennt man Ged Bethi (es passt, sitzt gut, stimmt uberein). Da mein Standpunkt anders ist und sein Standpunkt anders ist, braucht es langer, um verdaut
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________________ 300 Aptavani-8 zu werden! Es braucht also Zeit, um es zu begreifen! Aber es wird nur funktionieren, wenn du es begreifen kannst. Fragender: Darum verwendest du Worte; die Botschaft soll ankommen. Dadashri: Ja, die Botschaft soll dich erreichen. Daher sagen wir: ,,Er versteht die Botschaft nicht." Wenn sich seine Ebene ein bisschen anhebt und meine Ebene sich ein bisschen senkt, wird die Botschaft fur ihn passend. Wenn ich ansonsten weiter von oben herab sprechen wurde, dann ware es auch sinnlos. Deshalb muss man, um die Botschaft passend zu machen, eine (gemeinsame] Ebene aufbauen. Nichts kann getan werden, wenn man nicht verstehen kann. Jeder stimmt dem zu! Sobald es passt, bewegt sich alles vorwarts! Das Wissen des Selbst (Atmagnan) vom Gnani Fragender: Wie erlangt man das Wissen vom Selbst (Atmagnan)? Dadashri: Das Wissen vom Selbst (Atmagnan) wird durch den erlangt, der das Selbst kennt (Atmagnani). D musst ihm direkt begegnen (Pratyaksh), um die SelbstRealisation (Atmagnan) zu erlangen. Fragender: Ja, aber wie konnen wir einen wirklichen Gnani erkennen? Dadashri: Sein Ego (Ahamkar) wurde sich nicht regen, wenn du ihn provoziertest, und sein Mamata (die Uberzeugung ,,das ist meins", My-ness) wurde nicht aufkommen; dann ware er ein wahrer Gnani. Oder aber, du fragst den Gnani Purush: ,,Hast du bereits Befreiung (Moksha) erlangt?" Das solltest du ihn fragen. So wirst du es erkennen! Wenn du hinausgehst, um Gemus zu kaufen, und nicht weisst, ob das Gemuse frisch oder ob es zwei oder drei Tage alt ist, wurdest du dann nicht den Verkaufer fragen: ,,Sagen Sie, ist dieses Gemuse frisch oder verdorben?" Genauso musst du dem Gnani Purush sagen: ,,Wenn du Befreiung (Moksha) erlangt hast, werden wir bei dir sitzen bleiben, sonst gehen wir und suchen einen anderen Shop! Es ware besser, den Shop zu wechseln, als das ganze
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________________ Aptavani-8 301 Leben, in einem Shop sitzend, zu verschwenden!" Entsteht irgendein Schaden, wenn man fragt? Allerdings ware fur dich der leichtere Weg, dem Satsang81 des Gnani Purush beizuwohnen. Du konntest ihn aber auch einfach einmal beleidigen, und du wusstest, ob diese Rupie echt oder gefalscht ist. , Beleidigen' wir nicht eine Rupie, wenn wir auf sie tippen und sie abklopfen (um sie fur echt zu befinden]? Wir erkennen sofort, dass es nicht richtig ist, sie auszumustern; wurden wir sie also nicht in den Schrank legen? Und wenn sie wertlos ist, konnen wir sie wegwerfen. Fragender: Binden wir Karma, wenn wir [etwas) auf die Probe stellen? Dadashri: Nein. Wir beschutzen denjenigen, der pruft. Wie sonst konntest du ihn prufen? Wir werden dich hier bei ,uns' beschutzen, wenn du , uns' prufen willst. , Wir werden dich nicht fallen lassen, und du wirst deinen Test bestehen. Fragender: Du wirst uns beschutzen, aber was ist, wenn wir einen anderen testen wurden? Dadashri: Mache das nirgendwo sonst, und wenn du es dennoch tust, halte hundert Rupien bereit. Massiere seine Fusse und sage: ,,Mein Herr, ich bin ein bisschen verruckt." Wenn du das machst, kannst du die Sachel wieder auf die Spur bringen. Und wenn du ihm etwas fur hundert Rupien kaufst und seine Fusse massierst, wird er glucklich sein, denn es braucht nicht lange, einen egoistischen Menschen (Ahamkari) glucklich zu machen. Auch wenn du ihm schmeichelst (ihm schontust), wird er glucklich sein. Fragender: Woher kann ein Durchschnittsmensch das wissen, ohne all dieses Testen? Dadashri: Seine Sprache (Vani) ist so, dass sie nicht das Ego irgendeines lebenden Wesens verletzt (Syadvaad). Sie wendet sich nicht im Geringsten gegen irgendeine Religion; seine Sprache ist niemandem gegenuber verletzend. Und seine Sprache, sein Verhalten und seine Demut sind ansprechend: sie konnen sogar unseren Geist erobern. 81 Satsang: Zusammenkunft von Selbst-Realisierten
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________________ 302 Aptavani-8 ,,Dies ist die Bargeldkasse der gottlichen Losungen." Es gibt niemals etwas auf Kredit' (Udhaar), es gibt nur ,Bargeld' (es gibt augenblickliche Resultate). Was immer du willst, du wirst es hier in bar erhalten. Er ist dann ein manifestierter (Pratyaksh) Gnani Purush, wenn er dir sofort (in bar) das Wissen des Selbst (Atmagnan) gibt. Wenn es allerdings langwierig und auf Kredit' (Udhaar) ist, dann kann er kein manifestierter (Pratyaksh) Gnani sein. Er hatte es dir sogleich als Bargeld gegeben. Dann hattest du ihn nicht auf den Prufstand stellen mussen! Musstest du eine Bank prufen, die dir eine Barauszahlung gibt? Du musst jede Bank, die dir sagt, dass sie erst nach sechs Monaten Geld ausgeben kann, untersuchen, oder dich umhoren. Warum musstest du daher etwas untersuchen, wo es (sofort) nur Bargeld gibt? Fragender: Woran kann ein Lebewesen erkennen, ob es Bargeld ist oder nicht? Dadashri: Man kann es auf der Stelle erkennen. Wenn es sich nicht zeigt, dass es Bargeld (sofort) ist, dann ist darin kein Selbst (Atma). Man wird definitiv wissen, ob da ein Selbst (Atma) im Korper ist. Wenn jemand jedoch schwierig sein will, wird er es sein. Man hat die Freiheit, so zu handeln. Niemand wird ein ,,Nein" zu ihm sagen. Wenn man versteht, was Bargeld ist, wurde man es nicht fortwerfen! Die Uberzeugung, das Selbst (Atma) zu erlangen Fragender: Wie werde ich die Uberzeugung (Pratiti) haben, dass ich das Selbst (Atma) erlangt habe, oder [es] nicht (erlangt habe]? Dadashri: Selbstverstandlich wirst du die Uberzeugung (Pratiti) vom Selbst (Atma) haben! Du wirst in der Tat die Uberzeugung haben, was du bist! Eben die Illusion, die derzeit in dir existiert, wird verschwinden! ,,Ich bin Chandubhai" ist eine Illusion (Bhranti). ,DU' wirst zu genau dem Selbst (Atma), das du wahrlich bist, also bleibt die Illusion nicht. Und danach bleibt zu fragen nichts mehr ubrig! Chandubhai geht weg. Chandubhai kehrt in sein Zuhause zuruck! Dieser Chandubhai ist voller Zweifel, und er selbst verschwindet. ,,Ich bin Chandubhai" ist eine falsche Uberzeugung.
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________________ Aptavani-8 303 Gebunden durch die Uberzeugung Nun, selbst nach Zehnmillionen Leben (Avatar, Geburten) wurde sich nicht die richtige Uberzeugung etablieren. Wie kann eine einzige richtige Uberzeugung eingeflosst werden, wo nicht eine einzige falsche Uberzeugung weggeht? Deshalb ruhrt sich keine einzige falsche Uberzeugung von der Stelle. Und die richtige Uberzeugung stellt sich nicht ein! Auf der ganzen Welt ruhrt sich keine einzige falsche Uberzeugung eines Menschen von der Stelle. Seit unzahligen Leben (Avatar) haben sie die Schriften von Lord Mahavir (Shastras) gelesen, aber nicht eine einzige falsche Uberzeugung verlagert sich, und sie kommen damit nirgendwo an. Sie finden durch das Lesen der Schriften (Shastras) etwas Trost, aber ihre Uberzeugung verandert sich nicht. Nur der Gnani Purush, der Befreiung (Moksha) gibt, kann die Uberzeugung verandern. Fragender: Wenn man Befreiung (Moksha) erlangen will, muss man zu einem Gnani Purush gehen. Dadashri: Und dieser Gnani Purush sollte daruber hinaus ein Selbst-realisierter Mensch (Purush) sein, der das Geschenk der Befreiung gibt (Mokshadata). Wer gibt das Geschenk der Befreiung (Moksha)? Der, der selber konstant im Zustand der Befreiung (Moksha) bleibt, ist derjenige, der dir das Geschenk der Befreiung (Moksha) geben kann. Da du dich bereits in der falschen Uberzeugung befindest, ist es ganz gleich, was du tust, auch wenn du die Heiligen Schriften (Shastras) liest oder irgendetwas anderes: Die falsche Uberzeugung wird gestarkt, und die falsche Uberzeugung wird weiter nur genahrt! Und in diesem weltlichen Leben (Sansar) geben sie einem von Geburt an das Geschenk der Unwissenheit (Agnan): ,,Dieser kleine Bub. Mein Sohn, das hier ist dein Papa, das ist deine Mama." Und indem man das tut, wird das Geschenk der Unwissenheit gegeben, und in ihm wird so die ganze falsche Uberzeugung gegrundet. Niemand ist in der Lage, diese falsche Uberzeugung zu zerbrechen. Wurde es ausserdem funktionieren, wenn dir jemand einfach so sagen wurde: ,,Du bist rein"? Es sollte in dein Verstandnis hineinpassen (Ged Besi). Und nur dann wird die falsche
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________________ 304 Aptavani-8 Uberzeugung zerbrochen. Andernfalls kann die falsche Uberzeugung nicht zerbrochen werden, und bis dahin wird niemand jemals in der Lage sein zu akzeptieren: ,,Ich bin die Reine Seele" (Shuddhatma). Bis jetzt war dein ganzes Leben: ,,Ich bin Chandubhai, ich bin Chandubhai". Und auf diese Weise hat es jedes einzelne subatomare Teilchen (Parmanu) durchdrungen. Dies nun zu verandern, diese falsche Uberzeugung zu zerbrechen, ist etwas, das nur vom Gnani Purush getan werden kann. Schliesslich wird Befreiung nur dadurch erreicht, dass man die Form des Selbst (Atmaroop) annimmt Fragender: Es wird auch gesagt, dass man frei vom weltlichen Leben (Sansar) werden kann, wenn man auch nur fur eine Minute uber das Selbst (Atma) nachdenkt. Dadashri: Es ist moglich, frei vom weltlichen Leben (Sansar) zu werden, wenn man zur Form des Selbst (Atmaroop) wird. Wenn man jedoch uber Dinge, die Selbst (Atma) betreffen, nachdenkt, kann es dort kein Selbst (Atma) geben. Nachdenken uber das Selbst] ist eine Methode, zum Selbst (Atma) zu gelangen. Fragender: Aber wenn der Zustand, die Form des Selbst (Atmaroop) zu werden, entsteht, kann dann die Illusion (Bhrama) des weltlichen Lebens (Sansar) wirklich zerbrechen? Dadashri: Die Illusion wird allmahlich weggehen. Aber da man das alte karmische Konto (Hisaab) hat, wird man auf alle Falle von der Illusion uberwaltigt werden. Es wird nur funktionieren, wenn ein neuer Zustand aufkommt, der das Einstromen von karmischer Masse (Samvar) blockiert. Wenn man also nur fur eine Minute zum Selbst (Atma) wird, halt es fur immer an. Fragender: Er bleibt nicht einmal fur achtundvierzig Sekunden bestehen, geschweige denn fur eine Minute. Dadashri: Es wird nicht klappen, wenn es nicht anhalt! Fragender: Nach achtundvierzig Sekunden verschwindet es. Dadashri: Aber wenn es fluchtet, kann es nicht das Selbst (Atma) sein. Das Selbst (Atma) ist etwas, das niemals
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________________ Aptavani-8 305 weggeht. Das Selbst (Atma) behalt dieselbe Form, wann immer du es anschaust - es hat immer dieselbe Form. Deshalb sollte das Selbst (Atma) als separat erscheinen, und der ganze Rest sollte als getrennt davon erscheinen. Fragender: Ich verstehe das, und ich erfahre das auch, aber das Netz der illusorischen Anhaftung (Mayavi Jaad) ist so stark, dass ich zu dem Zeitpunkt, da es auftaucht, in diese Richtung weggezerrt werde. Dadashri: In Wirklichkeit kann dich nichts wegzerren. Die Tatsache, dass du das Selbst (Atma) erkannt hast, ist noch nicht exakt geworden. Wenn es exakt geworden ist, dann kann dich nichts beruhren. Das ist so, weil nur das sich entladende Karma ubrig bleibt, und also nur das Ertragen von Karma (Bhogvato) ubrig bleibt. Neues Karma wird uberhaupt nicht mehr gebunden. Wenn das Selbst (Atma) wirklich realisiert wurde, dann bleibt das Blockieren von zustromendem Karma (Samvar) bestehen, und wo das Einstromen von Karma (Samvar) blockiert wird, wird kein neues Karma (Bandh) gebunden. Beide, der Mensch, der das Selbst nicht kennt (Agnani), ebenso wie der Selbstrealisierte Mensch (Gnani), haben definitiv das Einstromen von karmischer Masse (Aashrav) und das Entladen von karmischer Masse (Nirjara). Der einzige Unterschied hier ist jedoch, dass der Mensch, der nicht Selbst-realisiert ist, Karma bindet (Bandh), wahrend fur den Selbst-realisierten Menschen (Gnani), wegen der Kraft vom Gnan (Wissen), eine Blockade gegen das Zustromen der karmischen Masse (Samvar) besteht. Fragender: Das Einstromen der karmischen Masse (Aashrav), die Entladung der karmischen Masse (Nirjara) und das Blockieren des Einstromens der karmischen Masse (Samvar); wenn man zwischen diesen drei Zustanden schnell hin und her springt, ist das der Einfluss vom Karma? Dadashri: Die Wucht des Karmas ist sehr, sehr stark. Trotzdem ist Karma neutral, es ist also geschlechtslos (Napunsak, weder mannlich noch weiblich). Das bedeutet, dass es nicht in der Lage ist, irgendetwas zu tun. Solange es nicht deine Unterstutzung hat, kann es nichts ausrichten. Nur wenn wir ihm Unterstutzung geben, wird es in die Lage versetzt, etwas zu tun; andernfalls geht es mit ihm zu Ende.
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________________ 306 Aptavani-8 Wenn es nicht mehr unterstutzt wird, kann es uns nichts mehr anhaben. Wenn wir ihm aber Unterstutzung geben, indem wir sagen: ,,Ich habe es getan", kann es dich von dort aufrutteln! Fragender: Besteht die Unterstutzung, die wir geben, aufgrund von vergangenem Karma? Dadashri: Das nennt man Unwissenheit uber das Selbst (Agnanta). Karma entladt (Nirjara) sich ohnehin, mit dem ,,Ich tue es" unterstutzt du es. Das in die Wirkung kommende Karma spielt seine Rolle, aber wir sagen dabei: ,,Ich habe es getan." Fragender: Wir mussen also unser Karma ohne jede Erwartung an eine Belohnung (Nishkaam Bhaav) erleiden, und da wir das nicht tun, gelangen die Neigungen (Vruttis) da hinein; geschieht es nicht so? Dadashri: Ohne Gnan ist es sehr schwierig, von der Absicht, der Handelnde zu sein (Karta Bhaav), frei zu werden. Wo Gnan ist, gabe es keine Absicht, der Handelnde zu sein (Karta Bhaav). Wenn keine weitere Absicht (Bhaav), der Handelnde zu sein, verbleibt, bedeutet das, dass ein Blockieren des Einstromens der karmischen Masse (Samvar) vorliegt, und wo karmische Masse blockiert (Samvar) wird, besteht der Zustand, in dem man von aller ausseren Unruhe unberuhrt ist (Samadhi). Fragender: Ich kann den Zustand erreichen, bei dem das Einstromen der karmischen Masse blockiert wird (Samvar), aber ich kann nicht still und stabil (Sthir) bleiben. Dadashri: Nein, du wirst definitiv in einem Zustand sein, der frei von ausserer Unruhe (Samadhi) ist, wenn du das Blockieren des Einstromens der karmischen Masse (Samvar) hast. Wo Samadhi ist, liegt ein Blockieren des Einstromens der karmischen Masse (Samvar) vor. Fragender: Aber wenn aus irgendeinem Grund Karma gebunden wird (Bandh), was tun wir dann? Dadashri: Nichts muss getan werden. Du musst das Selbst (Atma) werden.
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________________ Aptavani-8 307 Fragender: Mussen wir nicht mental herausfinden, was die Losung dafur ware? Dadashri: Wenn du einmal zum Selbst (Atma) geworden bist, musst du uber gar nichts nachdenken. Wie weit reicht das Nachdenken? Du kannst mit dem Denken fortfahren, solange du Zweifel hast, wie: ,,Ist dies das Selbst (Atma), oder ist das das Selbst (Atma)?" Du musst weiterhin denken, solange Unsicherheit uber das Selbst (Atma) besteht. Fragender: Gibt es nicht immer einen Platz fur Vermutungen und Auseinandersetzungen, wo es um das Selbst (Atma) geht, solange das weltliche Leben (Sansar) besteht? Dadashri: Deshalb muss man das Selbst (Atma) durch einen Gnani Purush erlangen, und dieses Selbst (Atma) muss im Gnan verbleiben, und [man muss] seinen Agnas (besonderen Instruktionen) folgen. Fragender: Ich versuche das, und dennoch werde ich von Zweifeln und Spekulationen irregemacht. Dadashri: Du brauchst hier nur einmal das Gnan erhalten. Danach musst du in den Agnas (Instruktionen) bleiben. Dann musst du zum Satsang (Zusammentreffen von erleuchteten Menschen) kommen und Fragen stellen. Ausserdem ist dieses Gnan ein Zustand der Freiheit von ,,Das ist meins" und ,,Ich-heit" (Nirvikalp)! Wie kann man in diesem egolosen Zustand (Nirvikalp) von Gnan das Ego von ,,Ich bin Chandubhai" (Vikalp) haben? Wenn du ,Myness' oder ,,Das ist meins" (Sankalp) hast, und das Ego von ,,Ich bin Chandubhai" (Vikalp), bedeutet das, dass du das Selbst (Atma) noch nicht erlangt hast. Wer , My-ness' und ,l-ness' (,,das ist meins" und Ich-heit Sankalp-Vikalp) hat, kann niemals frei davon (Nirvikalp) werden. Der Korper vergeht, nicht aber die Uberzeugung Fragender: Gehen diese falschen Uberzeugungen von allein weg, wenn man diesen Korper aufgibt? Dadashri: Du meinst, wenn ein Mensch stirbt? Fragender: Ja.
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________________ 308 Aptavani-8 Dadashri: Nein, diese falschen Uberzeugungen tauchen wieder auf. Nur weil ein Mensch stirbt, bedeutet es nicht, dass er zur endgultigen Befreiung (Moksha) geht. Ein Mensch stirbt, und damit nimmt er all den Lagerbestand mit sich, den er angesammelt hat, wahrend er hier war. Wut, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh) und alles, was sonst noch in seinem Lagerbestand ist, gehen mit ihm. Er lasst nichts zuruck. Die gesamte Familie geht mit ihm, und wo immer sein neues Leben beginnt, fangt alles von neuem an. Fragender: Aber sagen wir nicht, dass ein Mensch alles zurucklasst, wenn er stirbt? Wie also kann alles im Lagerbestand bleiben? Dadashri: Nur die physischen (Sthool) Dinge mussen wir zurucklassen. Das Subtile (Sookshma) wird einen begleiten, und mit ihm die gesamte Familie! Dieses Physische und Grobe (Sthool) ist alles, was du mit deinen Augen sehen kannst; sie konnen selbst dann physisch sein, wenn du sie nicht mit den Augen oder unter einem Mikroskop sehen kannst. Man wird all das zurucklassen und den subtilen Teil (Sookshma) mitnehmen. Man muss das Karma mitnehmen. Wenn sich die Uberzeugung andert, geht das Karma Fragender: Wie also werden die falschen Uberzeugungen gebrochen? Dadashri: Das ist nichts, das du tun musst, sondern etwas, das , wir fur dich tun mussen. Du warest nicht in der Lage, das zu tun. Wenn du dazu in der Lage gewesen warst, hattest du nicht endlose Leben (Avatar) hier verbracht. Das ist also die Arbeit fur einen Arzt' (Gnani Purush). Du musst dem Arzt' nur fur eine Stunde deinen Korper uberlassen und ihm sagen: ,,Nur zu, fuhre jede notwendige Operation an mir aus und liefere mir ein Ergebnis." Und so wird die Arbeit erledigt. Fragender: Es gibt Karma und es gibt eine Uberzeugung. Was ist die Beziehung zwischen den beiden? Denn wenn eine der falschen Uberzeugungen zerbrochen wird, fuhlt man eine solche Leichtigkeit. Kann man sagen, dass man zu diesem Zeitpunkt vom Karma frei geworden ist?
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________________ Aptavani-8 309 Dadashri: Man wird von den falschen Uberzeugungen frei! Fragender: Wird also so viel Karma zerstort, oder wird es nicht zerstort? Dadashri: Nein, dasselbe Karma verandert sich. Wenn sich die Uberzeugung umkehrt, wird das Karma ruhig, und das fuhrt zum Erleben von Freude-Karma (Shata Vedaniya Karma). Fragender: Ist es das Karma, das an uns gebunden ist? Dadashri: Wenn sich die Uberzeugung andert, beginnt alles gebundene Karma loszubrechen. Wenn sich die Uberzeugung andernfalls nicht verandert, wird das Karma nicht freigesetzt. Alles das ist nichts als falsche Uberzeugung. Du selbst bist das Absolute Selbst (Paramatma), aber sieh nur, was passiert ist! Zerstorung der Uberzeugung durch eine Uberzeugung Fragender: Wenn wir nun die falsche Uberzeugung durch die richtige Uberzeugung ersetzen, wurden wir nicht auch von der richtigen Uberzeugung profitieren? Aber ist das nicht auch eine Uberzeugung? Und solange eine Uberzeugung besteht, wird sie nicht Karma als ihr Ergebnis hervorbringen? Dadashri: Aber es gibt uberhaupt keinen Glauben an das Richtige. Die richtige Uberzeugung existiert, um die falsche Uberzeugung zu zerstoren. Sonst warest du nicht in der Lage, die falsche Uberzeugung zu zerstoren! Und wenn man die falsche Uberzeugung durch die richtige zerstort, dann zerstort man selber sein eigenes (unwissendes, relatives) selbst. Danach hat man nichts mehr, das zerstort werden musste! Mit dieser Vorgehensweise wurde all das arrangiert. So funktioniert das, oder andernfalls gabe es kein Ende fur ihr (der falschen Uberzeugung) Weiterwachsen. Dies ist eine erleuchtete Sicht (Samyak Darshan), und es ist die richtige Uberzeugung, also lost sie von alleine (auf). Die richtige Uberzeugung ist vom Selbst abhangig (Swa-Satta), und die falsche Uberzeugung ist von anderen, ausseren Dingen abhangig (Par-Satta).
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________________ 310 Aptavani-8 Das Prinzip der Selbst-Realisation aus unabhangiger Sicht Der Gnani Purush wird dich gewahr werden lassen, dass du die Welt beruhrt hast. Ansonsten gibt es nicht eine einzige Sache in dieser Welt, die dich beruhren kann. Man konnte fragen: ,,Brauche ich nicht etwas?", und wir wurden ihm sagen: ,,Nein, du brauchst nichts. Du brauchst keinerlei Abhangigkeit (Avalumban) von dieser Welt." Daher wird er sagen, sobald er zu dem Gewahrsein kommt: ,,Ich bin die Reine Seele (Shuddhatma), ich bin die Reine Seele." Von da an sind keine Sorgen oder Frustration mehr ubrig. Sorgen und Frustration finden nur im Nicht-Selbst statt, aber man nimmt all das auf sich: ,,Das geschieht mir!" Meine Gute! Das ist nicht Deins, es geschieht im Haus eines anderen. Wie kann Dir irgendetwas passieren? Es geschieht im Haus des Nachbarn. Was hat es also mit Dir zu tun? Ausserdem kann dem Selbst (Atma) nichts passieren! Aber die Illusion (Bhranti) unzahliger Zeitalter lasst einen diese Tatsachen vergessen. Das Selbst (Atma) und das Nicht-Selbst (Anatma) werden durch das Vidhi82 des Gnani getrennt Fragender: Du sagst: ,,Das Selbst ist vollig getrennt von mir", warum ist mir das dann bis jetzt noch nicht klar geworden? Dadashri: Es kann nur separat werden, nachdem es abgetrennt wurde, ansonsten verbleibt es als eins (Tanmayakar). Wir' trennen es fur dich; wenn , wir' das Gnan Vidhi durchfuhren, wird es getrennt. Anderweitig kann das nicht geschehen. Darum musst du einfach sagen, dass es wirklich und tatsachlich getrennt ist! Aber solange die Illusion (Bhranti) da ist, bleibt es gebunden. An dem Tag, da ,wir' dir hier Gnan geben, trennen , wir' das Selbst (Atma) und das Nicht-Selbst (Anatma) voneinander, und von diesem Punkt an wird dich die direkte Erfahrung des Selbst (Bhagwan) niemals verlassen. Dann wirst du beginnen, deine eigenen Fehler (Dosh) zu sehen. Andernfalls bist du bis dahin nicht in der Lage, Fehler zu sehen. Indem du beginnst, die Fehler zu sehen, werden sie sich auflosen. Gnan zu erhalten, resultiert aus einer tiefen Absicht Fragender: Was ist mein Schicksal? Wann werde ich 82 Segnung, Gebet des Gnani fur die Befreiung des Suchenden
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________________ Aptavani-8 311 das Gnan, von dem du sprichst, erhalten? Nenne mir einen Zeitraum. Dadashri: Es wird kommen. Du hast den inneren Vorsatz (Bhaavna) getroffen, also wird es kommen! Wie wird es eintreten, wenn du keine innere Absicht (Bhaavna) gesetzt hast? Fragender: Mir scheint ,Delhi' (das Ziel) sehr weit weg zu sein. Dadashri: Meine Gute, nichts in dieser Welt ist weit weg. Wenn das Selbst (Atma) an sich bei dir ist, warum sollte dann Delhi so weit weg sein? Das Selbst (Atma) ist dir nahe. Wenn das unerreichbare Selbst (Vastu) gleich hier bei dir ist, von was sonst kannst du [dann) sagen, es sei weit weg? ... dann werden die Hindernisse zum Gnan zerstort Fragender: So viele Menschen kommen hierher zu dir, und einigen von ihnen ist nicht danach, das Gnan von dir anzunehmen. Warum ist das so? Dadashri: Das ist ihr behinderndes (Antaray) Karma. Wenn diese Hindernisse (Antaray) zu einem Ende kommen, wird ihnen danach sein, das Gnan zu nehmen. Was mussen wir also tun, um den Hindernissen (Antaray) ein Ende zu setzen? Entweder solltest du fest entscheiden: ,,Heute will ich definitiv meine Hindernisse durchbrechen", und dann ,,Komme was wolle, ich will immer noch meine Hindernisse zerstoren". Oder man kann auch zum Gnani Purush sagen: ,,Sir, bitte zerstoren Sie meine Hindernisse." Also kann auch der Gnani Purush sie zerstoren. Ansonsten lasst es (das Hindernis) einen nicht einmal speisen, selbst wenn das Essen vor einem steht. Das Essen ist fertig und man macht sich bereit zu essen, dann kommt jemand und ruft: ,,Komm, schnell, du musst jetzt kommen." Du musst vielleicht sogar deinen vollen Essensteller zurucklassen. Das nennt man behinderndes (Antaray) Karma. Dann wird das Selbst (Atma) im Verhalten erfahren Fragender: Wie erhalt man von dir die Erfahrung des Selbst (Atma)? Dadashri: Erfahrst du in diesem Moment uberhaupt
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________________ 312 Aptavani-8 irgendetwas? Erlebst du es nicht, wenn dir kalt ist? Erlebst du es nicht, wenn dir warm ist? Wenn dich jemand beleidigt und du Bitterkeit schmeckst, hast du nicht diese Erfahrung? Welche Art von Erfahrung willst du also? Fragender: Die Erfahrung des Selbst (Atma). Dadashri: Was bedeutet die Erfahrung des Selbst (Atma)? Es ist ein Zustand ewiger Gluckseligkeit (Paramanand)! Die Gluckseligkeit (Anand) geht niemals weg, das nennt man die Erfahrung des Selbst (Atma). Fragender: Wie konnen wir die bekommen? Dadashri: Was willst du damit? Wozu brauchst du ewige Gluckseligkeit (Anand)? Brauchst du davon abgesehen nicht eine Frau oder Geld? Fragender: Nein, das brauche ich nicht. Dadashri: Brauchst du dann diesen Korper oder nicht? Fragender: Ausser Gott (Bhagwan) brauche ich nichts. Dadashri: Das ist wahr! Dein Werk ist das eines mutigen Mannes. Aber dafur musst du wissen, wer Gott ist - das musst du wissen. Was ist die Welt? Wer hat sie erschaffen? Was ist Gott? Wer bist du? Wie kam diese ganze Welt ins Dasein? Wie kannst du jetzt Gott realisieren? Das alles musst du wissen. Fragender: Auf welchem Weg konnen wir das tun? Dadashri: Der einzige Weg ist genau hier. Nirgendwo in der Welt gibt es eine Losung wie diese. Der gesamte Pfad befindet sich genau hier! Fragender: Aber ist er ohne die Erfahrung nicht wertlos? Dadashri: Ja, du musst die Erfahrung machen. Fragender: Wann geschieht das? Dadashri: Du wirst es erfahren, wenn du kein Verlangen nach irgendetwas anderem hast, ausser nach Gott und dem Selbst (Atma). Das wurde auch bedeuten, dass du keine Frauen, kein Geld und nichts anderes willst. Und du wirst die Erfahrung gleich hier machen. Wann? In eben diesem
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________________ Aptavani-8 313 Leben; allerdings nicht in zwei oder drei Monaten, sondern innerhalb einer Stunde wird es geschehen. Fragender: Und wie wird es moglich sein, danach konstant vom Selbst (Atma) absorbiert und eins (Tanmayakar) mit ihm zu bleiben? Dadashri: Wenn ein Mensch hier Gnan nimmt, und dann ,unseren' Agnas (funf Richtlinien) folgt, kann er konstant im Selbst (Atma) verbleiben. Aber all diese weltlichen Verstrickungen werden ihn nicht konstant im Selbst (Atma) bleiben lassen. Auch du hast weltliche Verstrickungen, oder? Die Kinder werden sagen: ,,Papa, gib mir mein Schulgeld." Ach, du hast das Geld zu Hause. Aber wurdest du nicht rausgehen mussen, um den HundertRupien-Schein auszuzahlen? Wenn man nicht verheiratet ist, hat man eine Arbeit oder ein Geschaft. Also sind das alles weltliche Verstrickungen, und solange sie bestehen, ist es nicht moglich, konstant im Selbst (Atma) zu bleiben. Aber wenn deine Absichten in Richtung der weltlichen Verstrickungen weniger werden, und du beginnst ZU verstehen, dass die Gluckseligkeit im Selbst (Atma) liegt, dann werden diese Verstrickungen anfangen, weniger zu werden. Danach wirst du in der Lage sein, als das Selbst (Atma) zu verbleiben. Das Wort ,Shuddhatma' verstehen Fragender: Sie sagen, dass das Selbst (Atma) das solide Gewahrsein der ewigen Gluckseligkeit (Sat Chit Anand) ist. Ist das eine eingebildete Vorstellung (Kalpana), oder ist das wahr? Dadashri: Warum? Es ist wahr. Es ist wahr, dass das Selbst das solide Gewahrsein der ewigen Gluckseligkeit (Sat Chit Anand) ist. Darin liegt keine Vorstellung (Kalpana). Fragender: Was ist mit den Menschen, die behaupten, es sei eine Vorstellung (Kalpana)? Dadashri: Diejenigen, die sich Vorstellungen (Kalpana) machen, haben keine Ahnung davon, was Gewahrsein der ewigen Gluckseligkeit (Sat Chit Anand) ist. Wenn sie das realisieren, werden sie immer ewige Gluckseligkeit haben. Und wenn du ewige Gluckseligkeit
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________________ 314 Aptavani-8 erlangst, erlangst du den Zustand der ewigen Gluckseligkeit (Sat Chit Anand). Fragender: Wenn das Selbst (Atma) das solide Gewahrsein der ewigen Gluckseligkeit (Sat Chit Anand) ist, wie ist es dann die Reine Seele (Shuddhatma)? Dadashri: Das Selbst (Atma) an sich ist der Zustand von Gewahrsein, der ewigen Gluckseligkeit (Sat Chit Anand Swaroop). Aber warum wurden die Worte ,Sat Chit Anand' diesen Menschen nicht gegeben? Weil ,Sat Chit Anand' ein Ausdruck ist, der Merkmale und Eigenschaften bezeichnet (Gunavaachak), die diese Menschen nicht verstehen werden. Diese Menschen brauchen das Wort Reine Seele' (Shuddhatma); darum wurde ihnen das Wort ,Shuddhatma' gegeben. Wozu brauchen wir die Reine Seele (Shuddhatma)? Diese Menschen sagen: ,,Ich bin ein Sunder." Also pflegen wir zu sagen: ,,Wenn du die Wissenschaft (Vignan) kennst, kann dich keine Sunde (Paap) antasten. Du bist wirklich die Reine Seele (Shuddhatma). Aber deine Uberzeugung ist falsch." Es ist wie bei einem Mann, der allein in einem dunklen Raum schlaft, und der wahrend des Tages Geistergeschichten gehort hat. Wenn er dann also des Nachts das Klappern einer Tasse hort, schleicht sich genau da seine falsche Uberzeugung ein, dass ein Geist im Haus ist. Bis nun diese falsche Uberzeugung weggeht, wird er in demselben Zustand bleiben, zitternd vor Angst. Die Reine Seele (Shuddhatma) kann nicht erlangt werden, indem man sagt: ,,Ich bin Das" (Sohum) Fragender: Was ist der Unterschied zwischen ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma) zu sagen und ,,Ich bin Das" (Sohum)? Dadashri: Es hat keinen Zweck, ,,Ich bin Das" (Sohum) zu sagen. Du bist wirklich die Reine Seele (Shuddhatma)! Was bedeutet Sohum? Es bedeutet: ,,Ich bin Das." Welche Art von Erlosung erhaltst du dadurch? Daher liegt deine Erlosung in: ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma), und das bedeutet: Die Reine Seele (Shuddhatma) ist, wer ich bin. Wahrend ,,Ich bin Das" (Sohum) besagt: ,,Das ist, was ich bin." Darin liegt keine Bedeutung! Sohum ist ein Werkzeug
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________________ Aptavani-8 315 (Sadhan), um die Reine Seele (Shuddhatma) zu erlangen. Diejenigen, die das Ziel (Sadhya) erlangt haben, lassen das Werkzeug los. Nachdem man rein geworden ist, kann man ,,Reine Seele" sagen Fragender: Kann man die Reine Seele (Shuddhatma) werden, indem man sagt: ,,Ich bin die Reine Seele"? Dadashri: Du kannst es nicht einfach so werden. Es gibt viele Menschen, die sagen: ,,Ich bin eine Reine Seele" (Shuddhatma), aber sie erreichen gar nichts. Fragender: Wenn wir das Gnan nicht von dir bekommen haben, aber wir hatten daruber in einem Buch gelesen, oder uns hat jemand aufgetragen, dass wir ,,Ich bin Reine Seele" sagen sollen - hatten wir davon einen Nutzen? Dadashri: Davon wirst du gar nichts haben! Selbst, wenn du fur Tausende von Leben ,,Shuddhatma" sagen wurdest, kamest du dennoch nirgendwo hin. Geradeso, wie wenn dein Freund dabei einschlaft, wahrend er mit dir spricht, aber du denkst, er sei noch wach, also bittest du ihn, dir ein paar Rupien zu leihen. Doch ehe du ihn wieder fragst, sagt er: ,,Ich werde dir funftausend Rupien geben." Wurdest du ihm da glauben? Wurdest du nicht hingehen und prufen mussen, ob er schlief oder wach war, als er das sagte? Wenn er es im Schlaf gesagt hatte, wurde er dir gar nichts geben, selbst wenn du die ganze Nacht herumsitzt. Und wenn er es im Wachzustand sagt, dann wurde er es dir geben. Gleichermassen sprechen die Menschen im Schlaf: ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma). Deshalb haben sie keinen Nutzen davon. Das Gewahrsein von ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma) muss vom Gnani Purush gegeben werden. Wenn du also wach bist, dann ist es segensreich, wenn du es sagst. In gleicher Art und Weise wecke ich dich zuerst auf und lasse Dich dann ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma) sagen. Ich lasse es dich nicht einfach nur so sagen! Und innerhalb von einer Stunde gebe ich dir die gesamte Befreiung (Moksha). Moksha bedeutet, dass du nie wieder Sorgen haben wirst. Das ist die Art von Moksha, die ich gebe!
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________________ 316 Aptavani-8 Kannst du mit einer wirklichen Lampe leuchten, oder mit dem Bild von einer Lampe? Fragender: Wenn jemand, der kein Gnan genommen hat, sagt: ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma), zieht er einen Nutzen daraus, wenn er nur in Buchern davon gelesen hat? Dadashri: Man zieht uberhaupt keinen Nutzen daraus! Ohne Gnan zu nehmen, ist es vergeblich, ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma) zu sagen. Abgesehen davon wurdest du dich nie an die Reine Seele (Shuddhatma) erinnern. Daruber hinaus steht in den Buchern geschrieben: ,,Das Selbst (Atma) ist rein (Shuddha), und du bist die Reine Seele (Shuddhatma)." Du kannst all das nicht sein. Ausserdem wurdest du als Reine Seele (Shuddhatma) im weltlichen Leben (Sansar) nichts bewirken konnen. ,,Dieses Element (Dravya) erledigt seine Aufgabe, und jenes Element (Dravya) erledigt seine Aufgabe." Das ist alles, was sie versuchen zu sagen. Aber wie konnen die Menschen das Gewahrsein der Reinen Seele (Shuddhatma) aufrechterhalten? Das ist Egoismus (Ahamkar), und Arger, Stolz, Tauschung und Gier (Krodh-Maan-Maya-Lobh) sind darin alle beisammen, wie also kann man das Gewahrsein von der Reinen Seele (Shuddhatmal aufrechterhalten? Man kann den ganzen Tag auswendig sagen: ,,Ich bin Reine Seele", aber das Gewahrsein der Reinen Seele (Shuddhatma) wird nicht eindringen (verstanden werden)! Nur wenn der Gnani Purush das negative Karma (Paap) zerstort, wird das Gewahrsein der Reinen Seele (Shuddhatma) gefestigt; und dieses Gewahrsein wird wahrend des ganzen Tages bestehen bleiben. Andernfalls wurde es nicht im Gewahrsein bleiben! Deshalb mussen zuerst die Sunden (Paap) bereinigt werden. Fragender: Wenn deine Funf Agnas niedergeschrieben waren, und jemand wurde sie in hundert oder zweihundert Jahren lesen und uber sie nachdenken, konnte er den Zustand der Reinen Seele (Shuddhatma) erlangen, oder nicht? Dadashri: Nein, nein! Fur zweihundert bis funfhundert Jahre werden einige Gnanis da sein. Irgendetwas muss sich zwangslaufig ergeben. Fruher oder spater wird in jedem das Licht angezundet werden. Wenn also so jemand in der Nahe
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________________ Aptavani-8 317 ist, wird es fur jeden von Vorteil sein. Ansonsten kann man nicht ohne Weiteres zur Reinen Seele (Shuddhatma) werden. Die Reine Seele (Shuddhatma) kann nicht durch Chanten erlangt werden Jemand erzahlte mir: ,,Ich erinnere mich immerfort daran, dass ich Reine Seele (Shuddhatma) bin." Also sagte ich ihm: ,,Meine Gute! Du erinnerst dich fortwahrend daran, und dennoch hast du die Reine Seele (Shuddhatma) noch nicht erlangt?" Und dann sagte er: ,, Nein. Und am nachsten Tag musste ich nachdenken, wie hiess das Wort? Vier Stunden lang dachte ich nach: Wie war das Wort? Wie war das Wort?' Aber ich konnte mir das Wort nicht in Erinnerung rufen." Also wird ein Mensch sogar das Wort vergessen. Deshalb konnte das Rezitieren oder Chanten (Samaran, singen) nie in dein Gewahrsein hineinsinken. Statt so etwas zu rezitieren (Samaran), solltest du besser den Namen deiner Frau singen. Sie wird dir wenigstens pikante Krapfen (Bhajiya) und susse Krapfen (Jalebi) zubereiten. Durch dieses falsche Chanten von Mantras (Samaran), immer und immer wieder, hat man weder die Welt der himmlischen Wesen (Devagati) noch Wohlstand hier erreicht. Man wurde also von beiden Seiten an der Nase herumgefuhrt. Es ware die Sache wert gewesen, wenn man hier Wohlstand gefunden hatte! Sie erzahlen dir: ,,Wir geben dir dieses Mantra zum Chanten. Rezitiere es einfach immer weiter (Samaran)". Du Narr! Was soll ich tun, wenn ich das Wort (Samaran) vergesse? Abgesehen davon: Wann bleibt das Chanten bestehen? Es bleibt automatisch bei den Dingen bestehen, fur die du Anhaftung (Raag) hast. Oder aber es bleibt immerzu in deinem Geist, wenn es jemandem gegenuber eine erhebliche Abscheu (Dwesh) gibt. Es wird also alles in deinem Geist bleiben, wofur du viel Anhaftung (Raag) hast. Bei dem wird Samaran die Oberhand behalten. Und das Ergebnis vom Rezitieren eines Mantras (Samaran) ist das weltliche Leben (Sansar). Du musst wandern, wandern, wandern. Kannst du verstehen, was ich dir sage? Verstehst du die Bedeutung des Chanten eines Namens (Samaran)? Deshalb ist das Selbst (Atma) bestandig
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________________ 318 Aptavani-8 prasent, und man sollte beginnen, es auf naturliche Weise zu sagen, von alleine. Es ist nicht etwas, das wir jemanden sagen lassen, und er wiederholt es. Es sollte von alleine kommen. Fragender: Aber kann die Inspiration, ,,Ich bin Reine Seele (Shuddhatma)" zu sagen, von innen kommen, oder nicht? Dadashri: Doch, naturlich kann das geschehen! Fragender: Sagt man es dann, oder wird man dazu gebracht, es zu sagen? Dadashri: Es ist hier keine Frage, es zu sagen, oder dazu gebracht zu werden, es zu sagen. Niemand sagt und niemand bringt dich dazu, es zu sagen. Und derjenige, der dich dazu bringt, es zu sagen, ware verantwortlich. Alles, wonach du suchst, ist also in Dunkelheit verborgen. Alles, wonach du suchst, liegt im Dunkeln. Und es gibt niemanden, der dich dazu bringt, es zu sagen. Es sind die sich bedingenden Umstande, die sprechen. Und woruber du sprichst, ist alles tiefste Finsternis. Diejenigen, die sich in diese Richtung gewagt haben, wandern alle vergebens umher. Abspaltung ist der unnaturliche Zustand Fragender: Wird das Wissen (Gnan) der Reinen Seele (Shuddhatma), das wir von dir erlangen, nicht zu einem Kult oder einer Sekte? Dadashri: Nein, dies kann keine Sekte sein! Dort, wo Unnaturlichkeit (Vibhavikta) ist, ist eine Sekte. Wo Naturlichkeit (Swabhaavikta) ist, entsteht Naturlichkeit, und dort kann keine Sekte sein! Weil man in diesem Fall die Reine Seele (Shuddhatma) in den Baumen und in den Blattern, in den Kuhen und Buffeln und in allen lebenden Wesen (Jivas) verehrt (Darshan); wie also kann dort Abspaltung sein, oder eine Sekte? Man sieht Gott allseitig, uberall. Wenn die falsche Uberzeugung geht, besteht Einheit mit Gott Fragender: Wenn die Reine Seele (Shuddhatma) an
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________________ Aptavani-8 319 sich Gott (Bhagwan) ist, und er in uns ist, dann kann er nicht irgendwo ganz weit weg sein, oder? Dadashri: Ja, so ist es! Der in deinem Inneren, er selbst ist Gott (Bhagwan). Es gibt keinen anderen Gott (Bhagwan) in dieser Welt. Fragender: Also ware man niemals von diesem Gott (Bhagwan) getrennt (Bhed), oder? Dadashri: Aber zum jetzigen Zeitpunkt bist du getrennt. Gott (Bhagwan) kann nur bei dir sein, wenn du eins (Abheda) wirst. Aber du willst ,Chandubhai' sein, und du willst der Ehemann von einer Frau sein, du willst der Vater des Jungen sein, du willst der Onkel von jemandem sein ... also wird Gott sich dir selbstverstandlich nicht anschliessen! Wenn du zu Gott gehorst, wird er eins mit Dir (Abheda) werden. Wenn du zur Reinen Seele (Shuddhatma) wirst, gehorst Du zu Gott; folglich werdet ihr eins. Du bist derjenige, der die Spaltung (Bhed) erschaffen hat; Gott hat die Spaltung nicht erschaffen. Wenn du sagst: ,,Ich bin der Ehemann dieser Frau", sagt Gott: ,,Dann geh und sei ein Ehemann!" Und so hast du dich von Gott getrennt. Wenn du jetzt eins mit Gott wirst, fugt sich alles zusammen (Abheda)! Und diese Wissenschaft (Vignan) ist dafur da, diese Einheit herbeizufuhren. Die gesamte Welt sucht nach Gott (Bhagwan), sie sucht nach dieser Einheit. Du hast recht, wenn du fragst, warum diese Trennung zustande kam. Ist es nicht wahr? Die Trennung (Bhed) besteht darin, dass Gott (Bhagwan) wirklich in deinem Inneren ist, aber warum fuhlst du diese Einheit nicht? Man hat sich nie wirklich um Gott geschert! Man war nur damit beschaftigt: ,,Das ist meine Frau, und das sind meine Kinder. Und dies ist mein Bruder, das ist mein Onkel." Man kummert sich nicht um Gott (Bhagwan). Tatsachlich kummert sich niemand wirklich um Gott (Bhagwan). Selbst die Anhanger kummern sich nicht um Gott (Bhagwan). Anhanger sind immer nur in ihren Zimbeln und all dem verloren, vollig absorbiert von den Festlichkeiten und der Verzuckung. Niemand schert sich um Gott (Bhagwan). Dieser Gott (Bhagwan) sagt mir jeden Tag: ,, Niemand interessiert sich fur mich." Manche sind von ihrem Tee in Anspruch genommen, manche sind von Drogen besessen. Irgendwer ist immer von irgendwas
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________________ 320 Aptavani-8 besessen. Manche sind vom Alkohol berauscht, manche sind von ihren Frauen besessen, und dann gibt es die, die vom Geld besessen sind. - Ach, die ganze Welt schwelgt in irgendeiner Art von Vereinnahmung! Sprich ,,Shuddhatma" - ,,Reine Seele", damit die Reinheit uberwiegt Fragender: Warum sagt man ,,Reine Seele" (Shuddhatma), warum nicht einfach ,,Seele" (Atma)? Ist die Seele (Atma) nicht auch das Selbst (Chetan)? Dadashri: Shuddhatma bedeutet Reine Seele (Shuddha Chetan). Der Grund, warum wir sie rein (Shuddha) nennen, ist, weil man vorher gewohnt war, zu denken: ,,Ich bin ein Sunder, ich bin wertlos, ich bin dies oder jenes." All diese vorgefassten Ideen, die man uber sich selbst hat, wurden ausgeloscht. Wenn man nur Seele' (Atma) sagen wurde statt , Reine Seele' (Shuddhatma), wurde man das Gewahrsein der eigenen Reinheit (Shuddhata) vergessen. Das Gewahrsein, unberuhrt und unbefleckt (Nirlepta) zu sein, wurde verschwinden. Fragender: Was ist also die wahre Bedeutung (Marma) der Reinen Seele (Shuddhatma)? Dadashri: Die wahre Bedeutung der Reinen Seele (Shuddhatma) ist, dass sie losgelost (Asanga) ist; sie kann nicht befleckt werden (Nirlepta, nicht befleckbar), wohingegen das relative selbst nicht so ist. Das relative selbst wurde verunreinigt, und die Reine Seele (Shuddhatma) ist die Absolute Seele (Paramatma). Sagen nicht die Menschen aller Religionen: ,,Meine Seele ist sundig"? Und sogar dann hat die Reine Seele (Shuddhatma) kein Problem. Die Reine Seele (Shuddhatma) selber weist darauf hin: ,,Wir sind jetzt unbefleckbar (Nirlep) geworden; all unsere Sunden sind gegangen." Wir haben sie also aufgrund des reinen angewandten Gewahrseins des Selbst (Shuddha Upayog) Shuddhatma (Reine Seele) genannt. Hingegen haben diejenigen mit dem relativen selbst kein reines angewandtes Gewahrsein (Shuddha Upayog). Soweit es das Selbst angeht, ist jeder ein Selbst (Atma)! Aber diejenigen, die reines angewandtes Gewahrsein haben (Shuddha Upayog), werden Reine Seele (Shuddhatma) genannt.
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________________ Aptavani-8 321 Es gibt vier Arten von Selbst (Atma): Eines mit unreinem Gewahrsein (Ashuddha Upayogi), eines mit ungunstigem Gewahrsein (Ashubha Upayogi), eines mit gunstigem Gewahrsein (Shubha Upayogi) und eines mit dem reinen angewandten Gewahrsein (Shuddha Upayogi). Das sind alles verschiedene Selbste. Wenn wir also nur Atma oder Seele sagen, worauf beziehen wir uns dann? Man wurde also , Reine Seele' (Shuddhatma) sagen. Deshalb ist der mit reinem angewandtem Gewahrsein (Shuddha Upayogi) die Reine Seele (Shuddhatma). Nun muss wiederum das angewandte Gewahrsein (Upayog) rein (Shuddha) erhalten werden. Um das Gewahrsein rein zu halten, hast du die Reine Seele (Shuddhatma), sonst kann das Gewahrsein nicht rein bleiben. Jemand hat mich gefragt: ,,Dada, warum bist du der Einzige, der sie Reine Seele (Shuddhatma) nennt, wenn alle anderen sie Seele (Atma) nennen?" Ich antwortete: ,,Das Selbst (Atma), worauf sie sich beziehen, kann nie das Selbst (Atma) sein, und der Grund, warum , wir' es ,Shuddhatma' nennen, ist ein anderer." Was meinen wir damit? Wenn wir dich einmal haben realisieren lassen, dass Du Reine Seele (Shuddhatma) bist, und dass dieser ,Chandubhai' getrennt ist, dann wirst du es auch mit deinem Intellekt (Buddhi) verstanden haben. Falls nun Chandubhai schliesslich die denkbar schlechtesten Dinge macht, etwas, wofur ihn die anderen verurteilen, solltest Du das Gewahrsein von ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma) nicht verlieren. Und du solltest niemals glauben: ,,Ich bin unrein (Ashuddha)." Um genau das auszudrucken, muss ich sie Reine Seele (Shuddhatma) nennen. Du bist niemals unrein geworden, und darum mussen , wir' das sagen. Der Sitz der Reinen Seele (Shuddhatma Pad), den wir dir gegeben haben - dieser Shuddhatma Pad, der Zustand der Reinen Seele (Shuddha Pad) -, wird sich nie wieder verandern. Darum setzen wir das Wort ,Shuddha' (rein) ein. Was die Unreinheit anbelangt: Solange du diesen Korper hast, wird Unreinheit (Ashuddhi) weiter vorkommen. Manche werden mehr Unreinheit erfahren, und andere werden weniger Unreinheit erfahren. Das wird weiter geschehen. Und das mag vielleicht dazu fuhren, dass man denkt: ,,Dada hat mich rein (Shuddha) gemacht, aber da ist immer noch die ganze Unreinheit." Und wenn sich das einmal festsetzt, wird es wieder verdorben.
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________________ 322 Aptavani-8 Die Absicht, der Handelnde zu sein, fuhrt zu den Fesseln des Karmas Fragender: Wenn ein Mensch das Wissen von der Reinen Seele (Shuddhatma) erlangt hat, und er schlagt zuruck, wenn jemand ihn schlagt, konnen wir dann davon ausgehen, dass das Wissen bei ihm nicht wirkt, oder dass sein Zustand, die Reine Seele (Shuddhatma) zu sein, noch schwach ist? Dadashri: Man kann nicht sagen, dass das Wissen der Reinen Seele (Shuddhatma) schwach ist. Fragender: Warum hat er dann zuruckgeschlagen? Dadashri: Wenn er den anderen Menschen zuruckschlagt, ist er in diesem Moment getrennt davon. In seinem Geist bereut er: ,,Das hatte nicht passieren sollen. Warum geschieht das?" Dieses Gnan ist derart, dass du sofort erkennst, wenn du einen Fehler machst. Und wenn du realisierst, dass du einen Fehler gemacht hast, wurdest du auf der Stelle Reue spuren, zweifellos. Und der Vorfall, der aufgetreten ist, hat nichts mit dem Wissen (Gnan) zu tun. All dies sind sich entladende Absichten (Bhaav). Fragender: Wenn jemand eine Reine Seele (Shuddhatma) geworden ist, wenn er dieses Gnan genommen hat und vollkommen geworden ist, wie konnten wir das an seinem Verhalten ablesen? Dadashri: Er hat keinerlei Egoismus. Sein HandelnderSein ware verschwunden. Fragender: Nehmen wir einmal an, fur ihn bedeutet das: ,,Ich tue das nicht." Wenn ich ihn schlage, sage ich: ,,Ich schlage ihn nicht, der Korper hat ihn geschlagen, die Seele (Atma) hat ihn nicht geschlagen" - was dann? Dadashri: Du kannst das nicht sagen! Du kannst nicht sagen: ,,Der Korper hat ihn geschlagen." Das ist eine Verantwortlichkeit. Wenn du sagst: ,,Der Korper hat ihn geschlagen, das Selbst (Atma) hat ihn nicht geschlagen", und du versuchst, dich in dieser Weise zu rechtfertigen, dann konnen wir sagen: ,,Warte einen Moment, lass mich
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________________ Aptavani-8 323 deinen Korper mit einer Nadel stechen!" Man kann also nicht sagen: ,,Der Korper hat geschlagen." Es ist so: Jemanden zu schlagen ist eine Art von Entladungs-Absicht (Bhaav). Nach diesem Gnan hort man auf, (neues Karma) aufzuladen, also ist, was danach noch ubrig ist, nur Entladung (von Karma). Man ist dafur nicht langer verantwortlich. ,,Karta mitey, toh chhootey karma." ,,Wenn der Handelnde gegangen ist, wird man frei von den Fesseln des Karmas." Fur ihn ist das Handelnder-Sein vorbei. Fragender: Die Absicht (Bhaav) von ,,Ich mache..." sollte gehen. Dadashri: Das ist alles. Wenn wenigstens so viel (von der) Absicht weggeht, ist deine Arbeit getan. Rein oder unrein - aus welcher Perspektive? Wenn ein Mensch behauptet, frei zu sein, ohne SelbstRealisation (Atmagnan) erlangt zu haben, so ware das nicht wahr; das ist, wovon die Menschen glauben, es sei Afmagnan. Sie rezitieren zwei bis vier Satze wie: ,,Ich habe unendliches Wissen, ich habe die unendliche Sicht", sie nehmen zwei bis funf solcher Eigenschaften (Gunas) und gehen, sie laut aussprechend, umher. Darin liegt kein Wissen des Selbst (Atmagnan). Das [Mantra] ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma), das man in Buchern aufgeschrieben findet, versucht auszudrucken: ,,Du bist all dies nicht, sondern Das." Es versucht, deine Sicht (Drashti) zu verandern. Es sagt dir, dass du diese Intention (Bhaav) annehmen sollst. Aber du kannst nicht behaupten, das Selbst (Atma) auf diese Weise erlangt zu haben. Man kann von jemandem sagen, dass er das Selbst erlangt hat, wenn er das Wissen des Selbst (Atmagnan) erlangt hat, welches das ursachliche Absolute Wissen (Karan Keval Gnan) ist. Das Wissen des Selbst (Atmagnan) widerfahrt nicht einfach so jedem x-beliebigen! Zu dieser aktuellen Zeit hat niemand das Wissen des Selbst (Atmagnan). Wenn jemand Atmagnan hatte, ware seine Sprache nicht so, wie
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________________ 324 Aptavani-8 sie ist; sein Verhalten ware nicht derart; er hatte keinerlei offenkundiges Beharren (Aagraha)! Der Selbst-Realisierte (Atmagnani) hat keinerlei offensichtliches Insistieren (Agraha). Er ist ohne Beharren (Niragrahi). Daruber hinaus gibt es dort, wo Selbst-Realisation (Atmagnan) besteht, keinen Egoismus (Ahamkar), da ist kein Insistieren (Aagraha). Ausserdem wissen diejenigen, bei denen Egoismus (Ahamkar) vorliegt, und wo es Insistieren (Aagraha) gibt, gar nichts. Zugegebenermassen, sie haben Bucherwissen (Shastra Gnan). Wenn dein Egoismus (Ahamkar) nicht weggeht, durch welche Schriften auch immer, dann war das Wissen in den Schriften (Shastra) fur dich nicht von Nutzen. Fragender: So viele, die die Sicht des Selbst (Atma) hatten, sagen, es sei ,Shuddha-Buddha'. Dadashri: Ja, sie sagen rein und erleuchtet (ShuddhaBuddha)! Wenn nun das Selbst rein (Shuddha) und erleuchtet (Buddha) ist, warum gehst du dann zu den Tempeln? Und warum liest du diese Schriften? Ist es nicht wert, das zu verstehen? Darum sind die Reden dort alle relativ und abhangig. Von einer bestimmten Ebene der Annahme aus ist es rein. Ja, solange du ,Chandubhai' bist, und du obendrein das Selbst nicht kennst (Agnan), kannst du das Selbst (Atma) nicht als rein bezeichnen! Ja, wenn deine Unwissenheit vom Selbst (Agnan) vergeht, ist das Selbst (Atma) sicherlich rein (Shuddha)! Innerlich war es immer rein, es ist nie unrein (Ashuddha) geworden! Aber wenn du ohne Grund immer wieder sagst: ,,Es ist rein (Shuddha), es ist erleuchtet (Buddha)", wirst du nichts erreichen. Du solltest in der Lage sein, diese Reinheit zu erfahren. Und wenn du es sagen willst, kannst du sagen: ,,In Bezug auf den Korper bin ich unrein (Ashuddha), aber in Bezug auf das Selbst (Atma) bin ich rein (Shuddha)." Das ist so, weil das Selbst an sich unabhangig (Nirpeksha) ist! Aber dies sollte eine abhangige Sache (Sapeksha) sein! Du kannst nicht einfach eine unabhangige Aussage machen: ,,Das Selbst (Atma) ist in der Tat rein." Du kannst so nicht reden. Wenn du einfach sagst: ,,Das Selbst (Atma) ist rein", dann gibt es keine Notwendigkeit, danach zu suchen!
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________________ Aptavani-8 325 Was ist", das musst du , wissen' (!), aber ... Die Gurus sagen: ,,Du bist dies", und man fahrt fort, es immer wieder zu singen. Aber sie haben dir nicht gesagt, was du nicht bist; sie mussen dir beides sagen. Sie sagen dir nur, ,was ist'. Sie haben dir nicht gesagt, ,was nicht ist'. Deshalb lebt man in dem, was nicht ist', aber die herauskommenden Worte lassen , was ist' verlaufen. Mir sind hier so viele Menschen begegnet. Sie erzahlen mir: ,,Mein Guru hat mir dies gegeben." Und ich sage zu ihnen: ,,Es ist richtig. Es ist nicht falsch. Dein Guru hat es dir gegeben. Aber was hast du bisher dadurch erreicht, sag es mir. Wenn jemand dich provoziert, stort dich das nicht?" Also sagt die Person zu mir: ,,Das geht nicht weg. Aber es wird (erst] nach einiger Zeit geschehen." Ich sagte: ,,Nein, es wird uberhaupt nicht lange brauchen, wenn du die Form deines eigenen Selbst (Swaroop) in deinen Handen hieltest." Dann fragt er: ,,Was unterbindet das?" Da sagte ich zu ihm: ,,Dir wurde nicht gesagt, was du nicht bist. Sie haben dir gesagt, was du bist." Aber sie haben dir nicht gesagt, was du nicht bist. Wenn sie es dir gesagt hatten, ware es hilfreich gewesen. Welcher Guru weiss, was du nicht bist? Sag es mir! Bist du in diesem Moment, da du isst und trinkst, nicht anwesend? Der andere mag sich darauf eingestellt haben: ,,Ich bin in der Tat rein und erleuchtet." Aber was bist du nicht? Warum findest du das nicht heraus, oder ist das fur dich alles ein und dasselbe? ,,Ich bin rein und erleuchtet" (Shuddha-Buddha), und ist der Kardamom auch rein und erleuchtet (Shuddha-Buddha)? Nun, was (davon ist nicht [rein und erleuchtet]? Man wird also nirgendwo hinkommen, ehe das analysiert ist; man wandert herum. Seit endlosen Leben hat man dieses Wandern betrieben. Narsinh mehta83, der ein grosser Denker war, hat vieles kritisch analysiert! War er nur ein alter Nagar (eine Kaste der Brahmanen)? ,,Nagar baccho, kabhi na Hoi kaccho! - Ein Nagar-Kind kann niemals schwach sein!" Er kann nie 83 beruhmter Gujarati-Dichter aus dem 15. Jh.
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________________ 326 Aptavani-8 kraftlos sein. Er hat eine unglaubliche Menge von Analysen durchgefuhrt. Und dann sagte er: ,,Jya lagi Atma tattva chinhyo nahi, tya lagi sadhana sarva juthi." ,,Bis du das Element erlangt hast, was das Selbst (Atma) ist, werden all deine Bemuhungen vergeblich gewesen sein." Er sagt uns also, dass seine eigenen Bemuhungen (Sadhan), das Selbst (Atma) zu erlangen, falsch waren! Was bedeutet es also, das Element zu kennen, was da Selbst (Atma) ist? Es bedeutet, zu wissen, was es ist', und es bedeutet, zu wissen, was es nicht ist'. Das bezeichnet man als das Element des Selbst (Atma Tattva). Wenn du aber nur weisst, ,was nicht ist', wurde mir das reichen. Weil du, wenn du weisst, ,was nicht ist', verstanden hast, was ist'. Und was verstanden wird, ist ohnehin wahr. Wenn du das also nicht weisst, ist es vollkommen in Ordnung. Du musst jedoch wissen, was nicht ist'. Die Menschen haben jedoch verstanden, ,was ist', und somit singen sie weiter davon. Sogar wahrend sie Sussigkeiten (Laddus) essen ... kann so etwas passieren? Das geschah immer schon, was der Grund dafur ist, warum endlose Leben entstehen. Was nicht ist' - wie konnen wir das erkennen? Fragender: Was nun die negative Seite angeht, kannst du erklaren, wie wir die negative Seite erkennen sollen? Dadashri: Ich werde dir all das an dem Tag erklaren. Du wirst dann alles uber das Negative lernen. Danach wirst du diese Unterredungen mehr geniessen. Dann wird dich alles, was ich sage, erreichen. Darum sage ich diesen Menschen, dass sie herausfinden mussen, ,was nicht ist'. Dann sagen sie mir: ,,Ich will wissen, was nicht ist." Ich sage ihnen dann, dass sie nur von mein' frei werden sollen. ,,Meine Hande" - das bist du nicht. Du bist nicht, mein Kopf"; du bist nicht ,, meine Augen". Fahre fort, all das wegzunehmen. Mein Verstand, mein Egoismus, meine Sprache; nimm das alles weg. Dann konntest du sagen: ,,Ich werde meine Erlosung erlangen. Sie wird augenblicklich eintreten und vor mir stehen." Also mach das. Aber wie kann der arme Mann all das beseitigen?
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________________ Aptavani-8 327 Zuerst muss sein negatives Karma (Paap, Sunden) vollstandig zerstort sein. Wie ist diese ganze Welt? Wenn du es auf diese Weise machst, bleibst du stecken, und wenn du es auf diese Weise machst, bleibst du stecken. Deshalb ist alles relativ und abhangig (Sapeksha). Wenn eines davon kommt, hat man dennoch eine weitere Erwartung, die wartet (erfullt zu werden). Deshalb wirst du, nachdem wir dein negatives Karma (Paap) zerstort haben, grundlich verstehen, was ist' und ,was nicht ist'. Ubrigens habe ich einem Wissenschaftler aus dem Ausland erklart, was nicht ist'. Als wir nach Lonawala84 reisten, kamen sie dorthin. Und sie sagten: ,,Gib uns etwas." Also sagte ich zu ihnen: ,,Trenne ,Ich' und mein' mit dem Separator' vom Gnani." Ich sagte ihm, dass ich ihm meinen Separator nicht geben wurde, aber dass ich ihm zeigen wurde, wie er die Trennung innerlich vornehmen konne. Und auf diese Weise kannst du das ,mein' subtrahieren, subtrahiere dies und subtrahiere das. Aber wie kann man das jetzt erreichen? Wie wird man es erreichen, ohne sein negatives Karma (Paap) zu zerstoren? Es ist dieses negative Karma, das Schichten von Hullen (Avaran) uber sein Wissen ( Gnan) legt. Deshalb muss das negative Karma zuerst zerstort werden. Wegen dieses negativen Karmas kannst du dich nicht erinnern. Warum bleibt in diesem Menschen das Gewahrsein der Reinen Seele (Shuddhatma) konstant bestehen? Weil sein negatives Karma (Paap) zerstort wurde, ist das Gewahrsein von Shuddhatma bestandig da. Fragender: Also muss diese subtile Hulle entfernt werden? Dadashri: , Wir werden sie fur dich entfernen. Im Lift des stufenlosen (Akram) Weges erlangt man gemachlich Befreiung (Moksha) Fragender: Du hast gesagt, dass fur das Wissen des Selbst (Atmagnan) der stufenlose (Akram) Weg leichter sei als der traditionelle spirituelle Schritt-fur-Schritt-Weg (Kramic Path). 84 ein hochgelegener Ort zwischen Mumbai und Pune
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________________ 328 Aptavani-8 Dadashri: Ja, der stufenlose (Akram) Weg bedeutet Lift-Weg, und der Schritt-fur-Schritt-Weg (Kramic Path) bezeichnet eine Treppe, bei der man eine Stufe nach der anderen erklimmen muss. Und stufenlos (Akram) bedeutet, dass du in den Aufzug steigen musst. Du musst nichts tun, und du gelangst geradewegs nach Moksha. Wenn du etwas tun musstest, wurde es bedeuten, dass du ,uns' nicht begegnet bist. Deshalb musst du nichts tun. Wir geben dir nur die Funf Agnas (Richtlinien), einfach nur, damit du deine Hande und Fusse nicht aus dem Aufzug streckst. Fragender: Aber dieser Weg ist nicht leicht zu finden. Dadashri: Nein, er ist da! Er ist weit offen, und Tausende von Menschen haben ihn genommen. Mindestens funfundzwanzigtausend Menschen sind auf ihm, und du behauptest, du konntest ihn nicht finden. Wie kannst du das behaupten? Der Weg ist da, es ist jedoch nur die Frage, ob du auf ihn stosst. Doch der Zeitpunkt muss richtig sein. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du den Weg finden. Wenn du alle Losungen fur den Verstand findest, wird der Zeitpunkt der richtige sein. Der Verstand wird zufrieden sein, dass der Weg richtig ist. Danach wird der Zug auf dem Gleis fahren; andernfalls wird er nie darauf kommen. Und der Zug wird weiterhin auf der Strecke der Illusion (Bhranti) fahren und nie auf die Hauptstrecke kommen. Und niemand befande sich irgendwo auf der Hauptstrecke. Sie alle befinden sich auf der Strecke der Illusion (Bhranti). Im Ubrigen ist der stufenlose (Akram) Weg (Marg) auf der Hauptstrecke. Deshalb ist dies eine Schlusspunkt-Strecke, es ist kein , Komma'-Weg (Marg). Was heisst Kramic Path? Es bezeichnet einen Schritt-furSchritt-Weg. Das heisst, wenn jemand einen Heiligen (Sant Purush) findet, ware er funftausend Stufen hinaufgestiegen. Wenn er dann einen Bekannten trifft, wird er in die ,Kantine' mitgenommen, wodurch er wiederum dreitausend Stufen absteigen wurde. So wurde er steigen und sturzen, steigen und sturzen, fortwahrend, wieder und wieder. Deswegen ist dies kein Weg der sicheren Seite'. Fragender: Was muss man tun, um sich dem stufenlosen (Akram) Weg zuzuwenden?
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________________ Aptavani-8 329 Dadashri: Du musst hierherkommen; wenn du also sagst:,,Sir, bewirken Sie fur mich eine Losung", dann wird die Losung eintreten. Nur wenn deine Hindernisse (Antaray) zerbrochen sind, kannst du das sagen. Sonst wurde man sagen: ,,Es wird spater passieren, wir werden uns spater darum kummern", und zwei Jahre vergehen. Und dann kommen sie wieder. Aber weil sie gekommen sind, werden sie es erreichen. Ein oder zwei Falle von tausend scheitern vielleicht; ansonsten passiert das nicht. All die anderen Falle sind erfolgreich. Wer wurde sich solch eine Belohnung,in bar' entgehen lassen? Und obendrein muss man nichts tun. Man muss nur in den Lift einsteigen. Dem Gnani zu begegnen, ist bereits die erforderliche Qualifikation Fragender: Wenn jeder dieses Gnan erlangen kann, gibt es dann dafur bestimmte Qualifikationen? Dadashri: Nein. Die Tatsache, dass man hierherkommt, ist an sich die Eignung. Keine weitere Qualifikation ist erforderlich. Dass man hierhergekommen ist, das ist an sich die Eignung! Wie konnte man im Ubrigen je dieser Art von Qualifikation entsprechen? Hier hingegen nehmen wir auch die an, die versagt haben. Auch die, die versagt haben, setzen wir auf den Weg zur Befreiung (Moksha). Der Wunsch, zu wissen, gewahrt das Ultimative Fragender: Erreichen wir diesen hohen Zustand auch, nachdem wir Gnan erlangen? Dadashri: Dann wird es keinen Unterschied mehr zwischen dir und mir geben. Der einzige Unterschied wird sein, dass ich den ganzen Vorrat in meinem Laden verkauft habe. Und du musst deinen Laden noch leer (Nikal) machen. Das ist der einzige Unterschied. Du musst noch deinen ganzen Vorrat verkaufen; Molasse, Zucker und alles, was noch ubrig ist, musst du loswerden. Ich bin bereits alles losgeworden. Und jetzt sitze ich einfach hier. Das ist der einzige Unterschied! Deswegen lasse ich dich direkt neben mir sitzen, dort, wo ich sitze. Wenn du also so einen hohen Platz hast, werden deine Sorgen zweifelsohne aufhoren. Ist es im Ubrigen eine einfache Angelegenheit, aufzuhoren, sich zu sorgen?
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________________ 330 Aptavani-8 In dieser Welt ist nicht ein einziger Mensch frei von Sorgen; deshalb befreie ich dich von Sorgen. Aber du kannst nur frei von Sorgen werden, wenn ich dich auf die gleiche Ebene setze wie meine, richtig? Du kannst das nicht einfach so schaffen. Wenn deine Sorgen aufhoren, dann wisse, dass du in nur einem weiteren Leben Moksha erreichen wirst. Wenn du uberhaupt keine Sorgen mehr hast, obwohl du ein weltliches Leben (Sansar) fuhrst, du mit deiner Frau und Kindern lebst, und obwohl du deine weltlichen Interaktionen (Vyavahar) verrichtest. Wenn du uberhaupt keine Sorgen mehr hast, wirst du in einem weiteren Leben die endgultige Befreiung (Moksha) erlangen. Diese Garantie wurde bereits gegeben. Fragender: Es ist schwierig, solch einen Zustand zu erlangen. Dadashri: Es ist schwierig. Aber seit die stufenlose Wissenschaft (Akram Vignan) entstanden ist, hat sich herausgestellt, dass es leichter ist, Moksha zu erlangen, als Khichadee (Reis und Linsen) zu kochen! Es ist also schwierig, diese stufenlose Wissenschaft (Akram Vignan) zu erlangen. Es ist schwierig, dass solch positives Karma (Punya) erwacht. Und wenn du sie (die Wissenschaft] erlangst, steht deine Erlosung bevor. Denn sobald dein gutes Karma erst einmal zur Wirkung kommt, musst du gar nichts tun. Du musst nur in den Lift steigen und sicherstellen, dass du deine Hande oder Fusse nicht herausbaumeln lasst. Das ist der Grund, warum , wir dir diese Funf Agnas (Richtlinien) gegeben haben. An die musst du dich halten. Fragender: Im Moment sind wir Suchende nach Wissen (Jignyasu). Wir mochten den Unterschied zwischen Wissen (Gnan) und der Unwissenheit uber das Selbst (Agnan) erkennen. Dadashri: Im Moment ist dein Zustand der von einem Suchenden (Jignyasu), aber herrscht dieser Zustand den ganzen Tag uber vor? Fragender: Die meiste Zeit. Dadashri: Nein, du kannst nicht den ganzen Tag lang ein Suchender sein! Im Moment ist dein Zustand der von einem Suchenden. Wenn du aber im Krankenhaus bist, wird
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________________ Aptavani-8 331 dein Zustand zu dem eines Patienten. In welche Umstande (Avastha) du auch immer geratst, du akzeptierst sie, daher wird das dein Zustand sein! Aber solltet ihr bis jetzt nicht herausgefunden haben, wer ihr wirklich seid? Fragender: Das sollten wir. Dadashri: Warum habt ihr es dann nicht getan? Fragender: Diese Suche geht weiter, Sir. Dadashri: Wo hast du gesucht? Fragender: Durch Lesen, bei spirituellen Zusammenkunften (Satsangs), indem ich den Gnani Purush getroffen habe. So geht unsere Suche weiter. Dadashri: Diese Suche ist gut. Aufgrund deiner Suche hast du es heute geschafft, zu einem Gnani Purush zu kommen. Jetzt musst du dem Gnani Purush alles erzahlen, was immer du mochtest; bitte ihn, worum auch immer du mochtest. Du bist frei, von ihm alles zu erbitten, was auch immer du willst. Du bist frei, ein Auftragsformular auszufullen fur so viele Dinge, wie du nur willst. Es ist so: Wenn du hinausgehst, um Rettich zu kaufen, ist selbst dieser Rettich wertvoll. Sie verlangen dafur zehn Rupien. Wohingegen dies hier von unschatzbarem Wert ist. Was musst du also kaufen? Dies hat keinen Wert, nicht wahr? Du selber solltest das Gewahrsein haben, dass dies etwas ist, das du bekommen musst. Und dafur musst du bereit sein. Wenn einem Jungen in der Schule ein Preis verliehen werden soll, geht er mit solch einer Bereitschaft hin, um seinen Preis entgegenzunehmen; er nimmt ihn mit solcher Bescheidenheit entgegen, mit so viel Respekt, mit so viel Demut. Gibt es fur dieses (Gnan) nicht auch einige vorausgehende Vorbereitungen? Du solltest eine Art innerer Intention (Bhaavna) und Gewahrsein haben. Wie aufgeregt ist ein Schuler, wenn ihm gesagt wird, dass er einen Preis gewonnen hat! Wahrend wir hier daruber sprechen, dir etwas zu geben, das unbezahlbar ist. Die unvergleichlichen Krafte des stufenlosen (Akram) Weges Deine Erlosung (Kalyan) ist geschehen, wenn dich in
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________________ 332 Aptavani-8 dieser Welt nicht eine einzige Dualitat (Dvandva) beruhrt, wenn nichts dich beruhrt, und dein Gewahrsein ist: ,,Ich bin die Absolute Seele" (Paramatma)! Oder aber du hast das Vertrauen in: ,,Ich bin Reine Seele" (Shuddhatma). Auch wenn es [nur] in der Uberzeugung liegt, kann man Fortschritte machen. Deshalb muss dies zuerst verstanden werden. Und wenn es ins Verstehen kommt, mag sich das eigene Verhalten (Vartan) andern oder auch nicht. Aber wann kann man sagen, dass jemand im Gnan (Wissen) ist? Man kann sagen, dass man im Gnan ist, wenn das Verhalten (Vartan) sich verandert hat. Es sollte sich im Verhalten widerspiegeln - das nennt man Gnan. Das Gnan, das, wir' dir geben, ist das Wissen der Absoluten Sicht (Keval Darshan). Wir geben dir das Wissen der dauerhaften Uberzeugung vom richtigen Glauben (Kshayak Samkit). Wenn du dich an meine Agnas haltst, ziehst du aus beidem den Nutzen. Und wann wird das zur dauerhaften Uberzeugung vom Wissen (Kshayak Gnan)? Wenn sich das Verstehen im Verhalten (Vartan) manifestiert, dann liegt die dauerhafte Uberzeugung vom Wissen (Kshayak Gnan) vor. Ich gebe dir Absolutes Wissen (Keval Gnan), aber aufgrund dieses gegenwartigen Zeitzyklus (Kaad) bist du ausserstande, es zu ,verdauen'. Nichtsdestotrotz mussen ,wir' dir das vollstandige, komplette Absolute Wissen (Keval Gnan) geben. Wenn ich es dir nicht vollstandig gebe, ist es unwahrscheinlich, dass es sich in dir manifestiert. Es kann jedoch aufgrund dieser Ara des Zeitzyklus (Kaad) nicht ,verdaut werden. Obwohl es nicht verdaut wird, haben , wir kein Problem damit. Was brauchen wir mehr, wenn Befreiung (Moksha) zu uns gekommen ist? Nachdem wir dir ein Moksha wie dieses gegeben haben, warum sollte es dann ein Problem sein, wenn du deine Sohne und Tochter verheiratest? Wenn du jedoch irgendein Lebewesen verletzt, sei es auch nur geringfugig, ist es dann wahrscheinlich, dass sie dich in die endgultige Befreiung (Moksha) eintreten lassen? Weil die Ehefrau sagen wird: ,,Warte, du kannst jetzt nicht gehen. Du kannst gehen, wenn wir unsere jungste Tochter verheiratet haben." Und konntest du Moksha erlangen, wenn du davonlaufst? Gott (Bhagwan) sagt, dass nicht das weltliche Leben dich
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________________ Aptavani-8 333 behindert, sondern die Unwissenheit (Agnan) blockiert dich. Wenn die Unwissenheit des Selbst (Agnan) erst einmal weg ist, worin liegt dann das Problem? Oh! Das Selbst (Atma) zu kennen, heisst ... Ansonsten ist das Selbst, worauf sich die Menschen im Allgemeinen beziehen, das mechanische selbst. Das an sich ist Illusion (Bhranti). Und wenn du sie dann fragst: ,,Habt ihr Erleuchtung oder die richtige Uberzeugung (Samkit) erlangt?", werden sie sagen: ,,Nein, wir haben die Erleuchtung nicht erlangt." Was ist sonst da, wenn man das Selbst (Atma) erkannt hat? Du wirst als jemand erachtet, der uber das dauerhafte Uberzeugtsein (Kshayak Samkit) hinausgegangen ist, dem Absoluten Wissen (Keval Gnan) naher ist. Das Selbst (Atma) ist nicht etwas, das man sehr leicht unterscheiden kann. Darum hat Krupadudev vorne auf sein Hauptwerk geschrieben: ,,Wer das Selbst (Atma) erkannt hat, hat alles erkannt." Was gesagt werden muss, steht auf der Titelseite. Und wenn man nicht, weiss' (die Erfahrung des Selbst nicht hat), wird man vergeblich kampfen. Man hat wahrend unzahliger vergangener Leben vergeblich gekampft und macht weiter das Gleiche. Das hat Krupadudev gesagt. Trotzdem wird man auf diese Weise eines Tages das Wahre finden. Es kann durch des Gnanis Wissen (Gnan) von der Trennung erkannt werden Fragender: Ist es moglich, die Seele (Atma) zu erkennen, ohne die Nicht-Seele (Anatma) zu kennen? Dadashri: Man wird die Seele (Atma) erkennen, wenn man die Nicht-Seele kennt, aber das ware in Form von Worten. Und dadurch kannst du das Selbst (Atma) nicht erkennen. Darum haben wir' gesagt: ,,Mun-vachan kayani tamaam sangi kriyathi ,hoo' taddan asang chhu." ,,Ich bin vollkommen getrennt von allen gemeinsamen Aktivitaten von Verstand, Sprache und Korper." All diese miteinander verbundenen Aktivitaten (Sangi Kriyas) sind das Nicht-Selbst (Anatma).
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________________ 334 Aptavani-8 ,,Mun-vachan kayana tamaam lepayamaan bhaavo thi ,hoo' sarvathaa nirlep ja chhu." ,,Inmitten aller Absichten von Verstand, Sprache und Korper, die die Tendenz haben, uns einzunehmen und zu beflecken, bleibe,Ich' vollkommen unberuhrt." Diese im Geist entstehenden Absichten, die dazu neigen, uns zu beflecken, sind alle Teil des Nicht-Selbst (Anatma). Fragender: Bedeutet das, dass es moglich ist, das Nicht-Selbst (Anatma) und das Selbst (Atma) gleichzeitig zu erkennen? Dadashri: Es ist nicht moglich, die beiden gleichzeitig zu erkennen. Alles wird sich voneinander trennen, wenn ,wir dir dieses Gnan geben. Aber musst du nicht alles so erkennen, wie es ist? Auch jetzt, was ist ein Element (Tattva)? Sie wissen noch nicht einmal das, und sie sagen:,,Ich bin das Selbst, ich bin die Reine Seele (Shuddhatma)." Sie sagen auch Dinge wie ,,Wissen-Sehen-Verhalten" (Gnan-Darshan-Charitra). Aber wo ist in all dem das Selbst (Atma)? Es gibt keine Moglichkeit, das zu erkennen. Fragender: Sollte ich also begreifen, dass ich uberhaupt nichts weiss? Dadashri: Das ist alles: Ich weiss uberhaupt nichts"; das wurde man als Worte der Weisheit betrachten. Das weltliche Leben endet durch die absolut erleuchtete (Vitarag-) Sicht Wissen ist eine Sicht (Drashti). Diese Sicht (Drashti) geschieht durch die physischen Augen. Und die andere Sicht ist die durch das Wissen (Gnan Drashti). Und wenn du durch sie zu sehen lernst, wird deine Arbeit getan sein! Und durch diese physischen Augen? Durch sie wirst du sehen: ,,Er ist mein Schwiegervater, er ist mein Onkel mutterlicherseits (Mama), das ist mein Onkel (Fuva)." Ist all das wahr? Ist all das richtig? Kann man fur alle Zeiten ein Schwiegervater sein? Er ist dein Schwiegervater, solange ihr nicht geschieden seid. Wenn ihr euch scheiden lasst, wird diese Beziehung vorbei
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________________ Aptavani-8 335 sein, am folgenden Tag. Deshalb sind all diese [Beziehungen] nichts als vorubergehende Anpassungen. Zudem ist es der Gnani Purush, der diese Sicht (Drashti) wandeln kann. Fragender: Er verwandelt die nach aussen gerichtete Sicht in eine nach innen gerichtete. Dadashri: Nein, es ist nicht diese Art von einer nach innen gerichteten Sicht. Im Augenblick besitzt du sicherlich eine nach innen gerichtete Sicht. Jedoch andern wir diese Sicht, deshalb kannst du das Selbst (Atma) auch im Ausseren sehen. Ist das Selbst (Atma) nicht auch im Aussen, ebenso wie es im Inneren ist? Aber , wir wandeln diese Sicht (Drashti) fur dich. Von diesem abgesehen erinnern , wir uns nicht einmal fur eine Minute an das weltliche Leben (Sansar). Fragender: Und wir vergessen das weltliche Leben (Sansar) nicht, nicht einmal fur eine Minute. Dadashri: Also ist der gesamte Entwurf ein anderer. Die gesamte Sicht (Drashti) unterscheidet sich, sonst nichts. Du siehst dies, wahrend ich es aus der anderen Richtung sehe. Es besteht ein Unterschied in der gesamten Sicht. Man benotigt keine andere Anstrengung. Wenn jemand fur dich deine Sicht (Drashti) verandern wurde, dann wurdest auch du es auf genau dieselbe Weise sehen. Sobald sich die Sicht (Drashti) andert, wird diese Sicht beginnen zu bluhen, und langsam wird man zu Gott (Bhagwan). Aber bis diese Sicht erbluht ist, wirst du den Tater beschuldigen, wenn du bestohlen wirst. Durch die fehlerhafte Sicht (Drashti Dosh) wird man das Nicht-Selbst (Pudgal) als individuelle getrennte Wesenheit sehen. Fragender: Wird das als Fehler der physischen Augen (Charmachakshu) erachtet? Wenn wir uns in Unwissenheit (Agnanta) befinden, woher sollen wir wissen, dass wir unwissend sind? Dadashri: Man kann das nicht wissen. Man wird dann so, wie auch immer es der eigenen Sicht (Drashti) entspricht. Die Sicht (Drashti) der physischen Augen ist keine Sicht (Drashti). Die Sicht entspricht dem eigenen (weltlichen) Wissen. Das eigene Sehen steht im Verhaltnis zum eigenen
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________________ 336 Aptavani-8 (relativen) Wissen. Die Sicht eines Menschen basiert auf dem (weltlichen) Wissen, das er sich angeeignet hat. Und welcher Art auch immer diese Sicht ist, so sieht man alles um sich herum.,,Er ist mein Feind, und er ist mein Freund", wird man sagen. Nun gibt es in dieser Welt weder Freund noch Feind, aber so hat sich die Sicht (Drashti) gebildet; darum sieht man alles auf diese Weise. Fragender: Wenn etwas falsch ist, sollten wir es aufgeben. Wenn wir diese Art von Bemuhung aufbringen, konnten sich die Dinge nach und nach verandern. Dadashri: Nun, wenn du zur Befreiung (Moksha) gehen willst, musst du diese Dualitat (Dwandva) von, richtig und ,falsch loswerden. Und wenn du zum Hilfreichen (Shubha) gelangen willst, dann solltest du Abscheu (Dwesh) und Verachtung (Tiraskar) gegenuber den falschen Dingen haben, und Anhaftung (Raag) an die guten Dinge. Und fur das Reine (Shuddha) brauchst du weder Anhaftung noch Abscheu (Raag-Dwesh) gegenuber dem Guten oder Schlechten zu haben. Das ist so, weil es so etwas wie gut oder schlecht nicht gibt, es ist einfach nur die Unreinheit der Sicht. Dies sieht gut aus und das sieht schlecht aus - das an sich ist die Unreinheit der Sicht, und das an sich ist eine falsche Sichtweise (Mithyatva). Daher muss diese vergiftete Sicht aufhoren. Diese vergiftete Sicht ist das, was,wir fur dich entfernen. Sobald diese vergiftete Sicht weg ist, wirst du das Gewahrsein des Selbst (Atma) haben. Im Ubrigen ist es nicht einfach irgendeine beliebige Sache, das Gewahrsein des Selbst (Atma) erlangen zu konnen. In dir sollte ein Zustand des Losgelostseins (Vitaragata) entstehen. Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) sollten uberhaupt nicht aufkommen. Anhaftung und Abscheu werden nicht durch Ubung aufhoren. Selbst wenn du weiter ubst und versuchst, sie zu stoppen, ist es niemals moglich, sie am Auftauchen zu hindern. Der Zustand des Losgelosten (des Vitarag), der frei von Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) ist, ist eine Sicht (Drashti)! Momentan ist deine Sicht mit Anhaftung und Abscheu (Raag-Dwesh) angefullt, wahrend unsere' eine losgeloste Sicht (Vitarag Drashti) ist. Deshalb ist der Unterschied nur eine Frage der Sicht. Und der Gnani Purush
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________________ Aptavani-8 337 kann diese Sicht im Handumdrehen wandeln. Danach wirst du Freiheit (Mukti) erfahren. Ohne eine Anderung der Sicht ist alles sinnlos Fragender: Ich hatte eine Frage dazu, dass die Sicht von Anhaftung und Abscheu verschwindet, aber was ist mit den noch verbleibenden Neigungen (Vrutti)? Dadashri: Wie kann die Sicht (Drashti) weggehen? Nein, es gibt keine Moglichkeit, dass die Sicht weggehen kann. Die Tendenzen und Neigungen (Vrutti) gehen womoglich weg, nicht aber die Sicht. Der Sicht (Drashti) ist zuzuschreiben, dass die ganze Welt unterdruckt wurde. Welche Sicht? Die Antwort ist: Die falsche Sicht. Sie kann die Dinge nicht sehen, wie sie sind. Deshalb wird man hineingezogen (Tanmayakar), weil man es nicht sehen kann, wie es ist. Alle Tendenzen brechen zusammen, und neue tauchen auf. Aber solange die Sicht (Drashti) sich nicht andert, werden sich die Tendenzen (Vrutti) immer wieder verandern. Davon wirst du keinen Nutzen haben. Ach! Du wirst zum Einsiedler. Du erinnerst dich noch nicht einmal an das suss-saure Essen, das du isst. Diese Tendenzen sind zerbrochen, aber selbst dann ist, ohne eine Anderung der Sicht, nichts erreicht. Hier gibt es so viele von diesen Heiligen und frommen Mannern (Sant), und wenn wir neben ihnen sitzen ... ah! Wir fuhlen so eine Freude (Anand). Man fuhlt: Meine Gute! Man stelle sich vor, wie dieser Heilige sein muss! Der Grund dafur ist die Natur des Eises, weil es allen Kuhle schenkt. Nun, wenn dieser spezielle heilige Mann Kuhle ausstrahlt, wurdest du dann nicht annehmen, dass dort etwas sein muss? Aber ich wurde dir sagen, dass es dort nichts gibt. Das liegt daran, weil alles, was er getan hat, ist, seine Tendenzen zu durchkreuzen. Weil er diese Tendenzen bezwungen hat, wurde alles beruhigt, und so wird er fur andere hilfreich. Jedoch wird er sie wieder aufruhren mussen, nur dann wird es funktionieren. Wie nun soll die Welt all das verstehen? Fragender: Aber konnen sie die Sicht (Drashti) verandern? Dadashri: Die Sicht andert sich nicht, die Tendenzen werden sich andern. Mit Ausnahme mancher Egos und
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________________ 338 Aptavani-8 bestimmter Tendenzen konnen alle anderen Tendenzen zerstort werden. Wir haben viele solcher Menschen hier, die solche Experimentatoren sind. Und wo immer sie zufallig sitzen, erscheint die sie umgebende Athmosphare so schon! Ich habe das selbst erlebt. Dennoch habe ich entdeckt, dass es da nichts von Substanz gibt. Du realisierst das, wenn du ihnen Fragen uber das wahre Wissen (Gnan) stellst. Fragender: Naturlich gibt es da nichts! Dadashri: Es gibt also, wo kein Gnan ist, auch keine Spiritualitat. Das alles sind Wege der materiellen Welt (Aadhibhautik). In vergangenen Zeiten gab es spirituelle Pfade. Im gegenwartigen Zeitalter bezeichnen die Menschen das als spirituell, was nicht spirituell ist. Fragender: Dada, was ist, wenn ein Mensch akzeptiert, dass er ein leeres Blatt Papier ist, ein unbeschriebenes Blatt ist? Dadashri: Es ist sehr gut, wenn er das akzeptiert. Das ware wirklich eine kluge Sache. Fragender: Wurde sich dann auch seine Sicht (Drashti) andern? Dadashri: Bestimmt wurde sie sich andern, aber es sollte jemanden geben, der sie fur ihn verandert. Diese Vorgehensweise (Vyavahar), jemanden zu brauchen, der die Sicht verandert, besteht seit ewigen Zeiten. Und das wird Veranderung der Sicht (Drashti) genannt. Wenn sich deine Wahrnehmung von der Welt nicht verandert, wie kannst du dann sagen, dass die Sicht (Drashti) sich geandert hat? Ansonsten wird es ein Fall sein von:,,Wie immer deine Sicht (Drashti) ist, so ist deine Welt (Srushti)." Die Sicht verandert sich durch die Gnade des Gnani Fragender: Die Hauptsache also ist, dass man eine nach innen gerichtete Sicht (Antarmukha) haben sollte? Dadashri: Es ist so: Es gibt so viele Menschen, die dauernd nach innen schauen. Ihr Narren, im Inneren ist nichts. Du wirst nur sehen, was im Inneren ist, nachdem der Gnani Purush es dir zeigt. Sonst wirst du innerlich nur Frauen sehen, wenn du die Augen schliesst!
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________________ Aptavani-8 339 Fragender: Heisst das, dass man die Unterstutzung von einem anderen braucht, um die innere Sicht (Antarmukha) zu haben? Dadashri: Die innere Sicht (Antarmukha) kann nur durch Gnade (Krupa) geschehen. Wie kann man ohne Gnade (Krupa) die innere Sicht haben? Sonst sehen die Menschen nur grosse Fabriken und grossartige Bilder. Fragender: Wann tritt eine solche Gnade (Krupa) ein? Dadashri: Gnade geschieht, wenn du einen Gnani Purush siehst oder ihm begegnest (Darshan), wenn du ihm gegenuber Demut zeigst, und wenn du seine Agnas (Richtlinien) einhaltst, dann geschieht Gnade (Krupa). Wie sonst kannst du erwarten, eine Gnade wie diese einfach so zu erhalten? Konntest du im Ubrigen seine Gnade erhalten, indem du dich ihm entgegenstellst? Der Gnani Purush hat keine Einwande gegen jemanden, der Widerspruch erhebt, aber es wurde tatsachlich dem Betreffenden selbst Schaden zufugen. Es kummert, uns nicht, wenn uns' jemand beleidigt, aber in welchen Zustand wurdest du geraten? Deshalb machen wir dir verstandlich, dass du gerade' werden musst. Muss sich nicht eine Schlange, um in ihre Hohle zu kommen, strecken? Kriecht sie gekrummt hinein? Wird sie nicht in dem Moment gerade? Fragender: Ja Dadashri: Genauso musst du in der Gegenwart des Gnani Purush geradlinig werden. Hier wird Krummheit nicht funktionieren. Hier musst du in den Agnas verbleiben, weil du sonst niemals wieder die Gelegenheit bekommst, den Darshan dieses Gnani Purush zu bekommen. Die Sinne nach innen richten, oder das Selbst (Atma) werden? Fragender: Was uber die funf Sinne (Indriya) gesagt wird, dass sie alle an den ausseren Aufgaben beteiligt sind - sind es diese Sinne, die nach innen gerichtet (Antarmukha) werden sollen? Dadashri: Nein, in der Vergangenheit waren sie uber viele Tage nach innen gerichtet. Aber wenn du
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________________ 340 Aptavani-8 sie nach innen richtest, entkommen sie sofort wieder nach aussen. Wenn sie im Aussen [irgendwelchen] Waren [Dingen] begegnen, brauchen sie nicht allzu lange, um zu entkommen! Ausserdem sind diese Sinne (Indriya) nie jemals zur Ruhe gekommen, fur niemanden. Niemandem ist es je gelungen, ein Behaltnis zu bauen, um diese funf Sinne (Indriya) zu beinhalten. Nichtsdestotrotz behauptete dieser Mann, unaufhorlich zu fasten, obwohl er Nahrung zu sich nahm. Wer war dieser Mann? Fragender: Durvasa (ein Weiser, der fur seine Wut und seine hitzige Natur bekannt war). Dadashri: Ja, und was ist uber Lord Krishna gesagt worden? Dass Er fur immer im Zolibat lebte (Bhramachari). Das ist so, weil ihn nichts jemals beruhrte, nachdem er in den Hauptzustand (das Selbst) gekommen war. Deshalb ist alles nur eine Art Ubung, ob du nun die funf Sinne (Indriya) nach innen oder nach aussen richtest oder irgendetwas anderes mit ihnen tust. Wenn du das tust, halt es den Korper gesund, und dein Verstand bleibt einigermassen gesund. Aber deine Arbeit wird nicht erledigt. Es ist vergleichbar damit, wenn du den Weg von hier zum Bahnhof nicht kennst: Wurdest du den Bahnhof erreichen, wenn du einfach weiter umherwanderst? Deine Arbeit wird also aufgrund von Unwissenheit (Agnan) nicht erledigt. Deshalb musst du durch den Gnani Purush herausfinden, wer du bist und was dich bindet. Das sind alles mechanische Anpassungen Fragender: Wenn man nun im Zustand, da die Sicht nach innen gerichtet (Antarmukha) ist, eine Stimme hort, die behauptet: ,,Was du tust, ist falsch" und solche Dinge - ist es das Selbst (Atma), das zu einem spricht? Dadashri: Das kann nicht das Selbst (Atma) sein. Es ist eine Tonbandaufzeichnung'. So, wie es im Aussen ein ,Tonbandgerat' gibt, so gibt es auch im Inneren eine ursprungliche Tonbandaufnahme. Nennst du das das Selbst? Sogar herausragende Beamte sagen: ,,Mein Selbst (Atma) spricht." Meine Gute! kann das das Selbst sein? Es ist eine Tonbandaufzeichnung.
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________________ Aptavani-8 341 Fragender: Wenn das Selbst (Atma) nicht spricht, wer sagt dann: ,,Was du tust, ist falsch"? Dadashri: Das ist eine Tonbandaufzeichnung. Das Wissen uber die weltlichen Interaktionen (Vyavahar Gnan), das du kennst, dieses Wissen ist nicht das Selbst (Atma). Das Wissen vom Selbst (Nischay Gnan), das ist das Selbst (Atma). Das dir bekannte weltliche Wissen wurde zuvor aufgezeichnet, und das ist die Stimme, die du horst. Und darum stort es dich, wenn sie sagt: ,,So sollte es in den weltlichen Interaktionen laufen, und ich mache etwas falsch." Das kann also nicht das Selbst (Atma) sein. Daruber hinaus spricht das Selbst (Atma) nicht, es isst nicht. Es trinkt nicht, und es atmet nicht. Diese Art von weltlicher Interaktion (Vayavahar) ist nicht das Selbst (Atma). All dies sind keine Funktionen des Selbst (Atma). Das Wirken des Selbst ist vollkommen anders. Die Eigenschaften des Selbst (Atma) sind andere. So, wie in diesem Ring Gold und Kupfer vermischt sind; wem wurdest du die Arbeit ubertragen, wenn du beide voneinander trennen wolltest? Fragender: Einem Goldschmied. Dadashri: Ja. Weil der Goldschmied das Wissen davon hat. Vergleichbar gibt es in diesem Korper zwei Teile: das Selbst (Atma) und das Nicht-Selbst (Anatma). Wer die innewohnenden Eigenschaften des Selbst (Atma) und des Nicht-Selbst (Anatma) kennt, kann die Trennung vollziehen. Indem er das ganze Labor benutzt, kann er die beiden voneinander trennen. Das ist alles eine mechanische Anpassung. Das, was spricht, ist eine Aufzeichnung. Wie bezeichnet man den Zuhorer? Man nennt ihn Empfanger! Also sind all dies mechanische Anpassungen. Selbst diese Augen sind mechanische Anpassungen. Das ganze Gehirn ist mechanisch. Wenn man folglich kaltes Wasser uber es giesst, beruhigt es sich. Wenn nicht, kann das Gehirn sogar kochen. Und muss man nicht kalte Packungen auflegen, wenn es sich uberhitzt? Im Inneren befindet sich so ein grossartiges Selbst (Atma, Bhagwan), und dennoch gibt es Zeiten, da
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________________ Aptavani-8 man diese kalten Packungen auflegen muss! Im Inneren kuhlt es jedoch nur ab, wenn man diese kalten Packungen auflegt, ansonsten wirst du im Innern weiter schmoren. 342 Solange Unwissenheit (Agnan) besteht, ist das Selbst (Atma) der Leidende (Vedak), und welches Leiden auch immer entsteht, man nimmt es auf sich, indem man sagt: ,,Ich leide." All dies sind mechanische Anpassungen. Bis zu einer bestimmten Grenze von Leiden bleibt das Selbst (Atma) im Innern. Wenn da jedoch grosses intensives Leiden ist, wird ein Mensch das Bewusstsein verlieren, und wenn das Leiden extrem qualvoll ist, tritt das Selbst (Atma) aus dem Korper aus. Wenn wir fragen:,,Was ist dem Geschaftsmann (Sheth) passiert?", wurden sie sagen: ,,Er hat versagt (sein Herz hat versagt)!" Meine Gute, in der Schule hat er bestanden, aber hier hat er versagt'. Das sind alles mechanische Anpassungen. Und wenn man also intensives Ersticken empfindet, entweicht das Selbst (Atma). Nennt man das nicht Herzinfarkt? Die Militar-Attacke ist anders, und diese Attacke ist anders. Und bei dieser Attacke geht das gesamte Selbst (Atma) aus dem Korper heraus. Wie konnen die Menschen in Indien (Hindustan) in einem solchen Zustand sein? Wenn man gegen die vorherrschenden Gesetze verstosst, wird man so enden. Das Ego ist die Ursache aller Wirkungen Fragender: Leidet die Seele (Jiva, Lebewesen), weil der Korper leidet? Dadashri: Naturlich! Wenn der Korper leidet, leidet auch die Seele (Jiva). Das ist so, weil du glaubst:,,Dieser Korper gehort mir." Nun wird ein Mensch, der Gnan hat, nicht von Verstand und Sprache beeintrachtigt; [aber] auch er wird vom Korper beeintrachtigt werden. Wenn jetzt ein Zahn schmerzen wurde, wurde er es sogar den Gnani wissen lassen. Also gibt es in diesem Korper ein,Wirkungs'-selbst (Chetan). Aber weil das Gnan da ist, lasst es nicht zu, dass Ursachen entstehen. Man wird das karmische Konto (Hisaab) friedlich und mit Gleichmut begleichen.
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________________ Aptavani-8 343 Fragender: Warum verspurt der Korper keine Schmerzen mehr, wenn das Selbst (Atma) ihn verlassen hat? Dadashri: Wie kann der Korper danach Schmerz empfinden? Momentan gibt es im Inneren immer noch das Ego (Ahamkar). Es sagt dem Korper: ,,Ich bin" und ,,Das gehort mir". Und es ist der, der all dies erleidet. Daher gehort all das zum Ego (Ahamkar). Fragender: Aber das Ego ist leblos (Jada). Dadashri: Das Ego ist nicht leblos. Es ist das,Ich' mit der falschen Uberzeugung (Mishrachetan). Fragender: Was bedeutet,Mishrachetan'? Ich habe das nicht verstanden. Dadashri:, Mishrachetan' bedeutet, dass es die Intention der Seele (Chetan Bhaav) enthalt. Diese Intention der Seele (Chetan Bhaav) und das Nicht-Lebendige (Jada) sind zusammengekommen, um eine Mischung zu bilden. Darum wird es, Mishrachetan' genannt. Und der Verstand ist leblos (Jada). Alles, was der Verstand denkt, ist leblos (Jada), das Ego (Ahamkar) jedoch ist Mishrachetan. Dieser Korper ist leblos (Jada), aber er wird vom Ich mit der falschen Uberzeugung (Mishrachetan) teilweise beruhrt; was der Grund ist, warum er die Wirkungen erleidet. Ausser dem Hauptselbst (Atma) gibt es auch noch einen anderen Teil. Die Welt ist sich des Hauptselbst (Atma) gar nicht bewusst. Sie glaubt, was man sieht, sei das Selbst (Chetan, Atma) an sich. Das, wovon die Welt glaubt, es sei die Seele (Chetan), hat uberhaupt keine Seele (Chetan) in sich, es hat noch nicht einmal einen Bruchteil davon in sich; nicht einmal genug, um es [damit] zu beschichten (zu umhullen). Das bezeichnet man als illusionare Anhaftung (Maya)! Sie lasst dich glauben, dass etwas die Seele (Chetan) sei, was nicht Seele ist. Das an sich ist die illusionare Anhaftung (Maya) Gottes (Bhagwan, der Seele)! Und der Gnani Purush lost diese Illusion (Maya) auf. Fragender:,,Es ist nicht moglich, diese illusionare Anhaftung (Maya) von mir zu verandern. Es ist sehr schwierig." Das hat der Lord gesagt.
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________________ 344 Aptavani-8 Dadashri: Es ist so schwierig, dass diese illusionare Anhaftung (Maya) nicht gestort werden kann. Wie also kann sie dann entfernt werden? Deshalb kann der Gnani Purush dich von dieser illusionaren Anhaftung (Maya) befreien. Das ist so, weil er selbst frei von dieser illusionaren Anhaftung geworden ist. Also ist er in der Lage, dich davon zu befreien; andernfalls wurde sich diese illusionare Anhaftung (Maya) uberhaupt nicht ruhren. Wie konnen Zweifel uber die Reine Seele zerstreut werden? Fragender: Wenn der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) und das Selbst (Atma) voneinander getrennt sind, wird man dann frei? Dadashri: Der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal) hat uberhaupt nichts damit zu tun. Wenn das Selbst (Atma) seine eigene Natur (Swaarop) versteht, wenn dieses Gewahrsein verwirklicht ist, dann manifestiert es sich. Und wenn man einen Geschmack davon bekommt, ist die Arbeit getan. Deshalb haben das Selbst (Atma) und das Nicht-Selbst (Pudgal) nichts miteinander zu tun. Dieser Chandubhai ist ausserhalb vom Selbst (Atma). Weil man so weit vom Selbst abgekommen ist, behauptet man: ,,Ich bin Chandubhai." Wahrend der gesamten Dauer des weltlichen Lebens (Sansar) ist das Selbst (Atma) immer das Selbst (Atma) geblieben. Es hat sich nie fortbewegt. Ganz am Ende, wenn es zur letztlichen Befreiung (Moksha) gehen muss, tragt das Element der Bewegung (Gati Sahayak Tattva) es dorthin. Wahrend all dessen verbleibt das Selbst (Atma) als das Selbst (Atma). Was ich sage, ist, dass das Selbst (Atma) keinerlei Schwierigkeiten begegnet; so ist diese Zeit des weltlichen Lebens (Sansar). Aber es ist das im Inneren auftauchende Ego (Ahamkar), welches leidet. Es erlebt das Angenehme (Shata), und es erleidet auch das Unangenehme (Ashata). Und aufgrund dieses Leidens ist all das zustande gekommen. Die falsche Uberzeugung ist entstanden. Im Selbst (Atma) hat sich nichts verandert: das Selbst (Atma) wurde nicht verdorben. Hier beseitigen , wir' die Illusion (Bhranti), und wir geben ihm das gesamte Selbst (Atma). Man konnte fragen: ,,Ist das Selbst (Atma) in einem
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________________ Aptavani-8 345 nicht selbst-realisierten Menschen (Agnani) das Gleiche wie das Selbst (Atma) von Lord Mahavir?" Ja, in jeder Hinsicht, was die Elemente (Dravya), die Eigenschaften (Guna) und Erscheinungsformen (Paryaya, Zustande, Stadien) angeht. Aber der Zustand, der frei von Zweifeln ist (Nishank), wird nicht aufkommen, ehe das Ego (Ahamkar) weg ist. Der Grund ist, weil der, der die Zweifel (Shanka) hat, das Ego selbst ist. Deshalb kann kein lebendes Wesen (Jiva) frei von Zweifeln (Nishank) werden, solange das Ego da ist, und seine Zweifel werden nicht verschwinden oder weggehen. Ausser beim Gnani Purush konnen bei niemandem die Zweifel weggehen. Man wird frei von Zweifeln (Nishank), wenn der Gnani Purush die Zweifel (Shanka) entwurzelt. Die Sicht verandert sich, nicht das Selbst (Atma) Fragender: Konnen also andere Elemente (Tattva) das Selbst (Atma) beeinflussen? Dadashri: Naturlich konnen sie das. Es sind tatsachlich all die anderen Elemente, die es beeinflussen. Deshalb sind, wenn es (das Selbst) zum Aufenthaltsort der Befreiten Seelen (Siddha Kshetra) gelangt, dort keine anderen Elemente, und folglich wird es [dort] von nichts beeinflusst. Solange andere Elemente (Tattva) in der Nahe sind, wird es kontinuierlich beinflusst. Wenn der Gnani Purush es jedoch von den Wirkungen befreit, geht es zur Befreiung (Moksha). Trotzdem ist das Selbst (Atma) wahrend der gesamten Zeitspanne der weltlichen Interaktionen (Vyavahar Kaad) uberhaupt nicht verdorben worden. Es ist einzig ein Fall fur den Gnani Purush, die Illusion (Bhranti), die einen befallen hat - welche die Sicht (Darshan) verzerrt hat, richtigzustellen. Deshalb wird sie frei von den Wirkungen und macht sich auf zur endgultigen Befreiung (Moksha). Wie ist nun diese Sicht (Darshan) falsch geworden? Wenn man nach Nordindien geht, wird man dort auf viele Affen stossen. Wie fangen sie die? Sie nehmen ein Gefass mit einer engen Offnung, legen ein paar Kichererbsen (Chana) hinein und stellen ihn unter einen Baum. Die Affen kommen dann vom Baum herunter und stecken ihre Hande in die Gefasse, um an die Kichererbsen zu kommen. Wenn sie versuchen, an die Kichererbsen zu kommen, zwangen sie
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________________ 346 Aptavani-8 langsam ihre ganze Hand in den Topf, um die Kichererbsen zu nehmen. Aber sobald sie eine Faust voll gefasst haben, fangen sie an zu schreien, weil sie ihre Hand nicht wieder herausbekommen. Selbst dann werden sie ihre Faust nicht offnen. Was glauben sie? Sie glauben, dass jemand im Inneren ihre Hand festhalt. ,,Als ich meine Hand da hineingesteckt habe, war ich es, der sie hineingesteckt hat. Warum kommt sie also nicht raus?" So unterliegen die Affen einer Illusion. Sie haben das falsche Verstandnis: ,,Jemand aus dem Inneren [des Gefasses] hat mich erwischt." Also schreien sie weiter, aber sie werden ihre Faust nicht offnen. Gleichermassen heulen die Menschen auf und schreien, aber sie werden nicht loslassen, was in ihrer Faust ist! Die Methode fur die endgultige Losung ist anders Es ist so: Wie ist diese Sicht (Drashti) normalerweise? Wenn du auf solche Weise sitzt, wirst du zwei Lichter anstelle von einem Licht sehen. Wurdest du nicht zwei Lichter sehen, wenn sich deine Augen nur geringfugig in diese Richtung bewegen wurden? Nun, in Wirklichkeit gibt es nur eines, du aber siehst zwei. Wenn du Tee aus einer Untertasse trinkst, siehst du vielleicht den Kreis in der Mitte als zwei Kreise. Warum ist das so? Wir sehen doppelt, weil wir zwei Augen haben. Diese Augen sehen, und die anderen Augen sehen auch. Es ist jedoch eine falsche Sicht (Mithya Drashti). Und deshalb zeigt sie dir alles verkehrt. Nun, wenn sie dir zeigen wurde, was richtig ist, warst du frei von Kummer, der aus ausseren Quellen (Upadhi) herruhrt, du warst frei von jeglichem Leiden von aussen. Die Wissenschaft derer, die absolut losgelost sind von Anhaftung und Abscheu (Vitarag Vignan), ist derart, dass sie allen Schmerz und alles Leiden (Dukh) vernichtet. Diese Wissenschaft an sich ist so, dass sie dich von allem Elend (Dukh) befreit. Zudem ist Wissenschaft (Vignan) wie folgt: Wissenschaft funktioniert stets unabhangig, um Ergebnisse zu erzielen (Kriyakari). Deshalb wird diese Wissenschaft, wenn du sie einmal kennengelernt hast, von alleine die Arbeit aufnehmen und alles erledigen. Du musst nichts tun. Solange du etwas tun musst, ist der Intellekt (Buddhi) da. Und solange der Intellekt existiert, wird das Ego (Ahamkar) da sein. Und solange das Ego vorhanden ist, wirst du keinen Erfolg dabei haben, dies zu einem Ende zu bringen, selbst wenn du es wolltest.
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________________ Aptavani-8 347 Fragender: Wie kann man beginnen, diese Sicht (Drashti) zu andern? Dadashri: Die Anderung in der Sicht (Drashti) beginnt zu geschehen, wenn du einem Gnani Purush begegnest, und wenn du seinem Satsang zuhorst. Dann wird deine Sicht sich allmahlich anfangen zu verandern. Gerade jetzt, da du zuhorst, andert sich deine Sicht ein wenig. Wenn du das tust, wird sich deine Sicht, wahrend du innerhalb von ein oder zwei Monaten damit vertrauter wirst, andern. Und wenn nicht, dann bitte den Gnani Purush einfach: ,,Sir, werden Sie meine Sicht (Drashti) verandern?", und es ist eine Frage von einem Tag oder nur einer Stunde, dass er sie fur dich andert. Gnan eroffnet die Wahrheit Verwicklungen und Verstrickungen von falschen Uberzeugungen (Bhranti) sind geschehen. Dem Selbst (Atma) ist nichts passiert. Das Selbst ist geblieben, wie es ist. Nur die Hullen (Avaran) der Illusion haben sich um es herumgelegt, und deshalb ist der Egoismus (Ahamkar) entstanden. Dann wird der Egoismus zum Handelnden und Leidenden (KartaBhokta). Es [das Ego] erleidet den Schmerz (Dukh), und es geniesst auch die Freude (Sukh). Denjenigen, die ihren Intellekt exzessiv (Buddhishadi) nutzen, erscheint es durch ihren Intellekt (Buddhi) so, ob das Selbst (Atma) etwas tate; und daher muss es auch die Erfahrung machen. Nun ist die ganze Welt vom Intellekt abhangig. Denn solange es dieses ,Ich' (Hoo) gibt, solange es das Ego (Ahamkar) gibt, ist es vom Intellekt (Buddhi) abhangig, und es sieht durch den Intellekt. Deshalb ist es nicht moglich, etwas zu beobachten (Nirikshan), das wahr (Satya) ist. Im Ubrigen wurden die Gnanis dieser Welt nicht offentlich das exakte Wissen offenbaren. ,Wir' hingegen erklaren der Welt offen, dass, sofern sie es mithilfe von ,exaktem Gnan' verstehen wollen, das Selbst (Atma) niemals irgendetwas von all dem getan hat. Nichts von dem, was du siehst, ist je geschehen. Einfach nur die Uberzeugung ist falsch. Wenn jemand diese falsche Uberzeugung verandert, ware alles so, wie es war. Kein Teil des Selbst (Atma) wurde je verdorben, noch ist ihm je ein Problem begegnet. Wenn die bestehende falsche Uberzeugung verwandelt wird,
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________________ 348 Aptavani-8 wird alles so werden, wie es war. Man kommt in die Form (Swaroop) des eigenen Selbst, und die eigenen Energien (Shakti) werden gedeihen. Nur die Uberzeugung hat sich geandert. Das Selbst (Atma) wurde nichts davon tun'. Das Selbst (Atma) ist einfach die Absolute Seele (Paramatma). Wenn das Selbst (Atma) eine dieser Eigenschaften (Guna) besitzen wurde, um irgendetwas von all dem zu tun, wurde es niemals vom weltlichen Leben (Sansar) befreit werden. Das Selbst (Atma) an sich ist unberuhrbar (Nirlep). Es ist losgelost (Asang), aber nur, wenn man das verstehen kann. Ansonsten wird man nicht verstehen, was Gott (Bhagwan) sagt. Es ist, wie wenn der Zuhorer seinen Intellekt ubermassig (Buddhishadi) nutzt, und der Sprechende ist der Wissende (Gnani), wie also kann man die beiden in Einklang bringen? Der Zuhorer ist ein Intellektueller (Buddhishadi), und daher misst er alles anhand seines Intellekts. Und der andere setzt sein Wissen als Mass ein, wenn er spricht. Wie erreicht das eine den anderen? Ein jeder also interpretiert in seiner eigenen Sprache. Es ist einfach eine falsche Uberzeugung, die begonnen hat. Wenn du das genau ergrundest, hatte das Selbst (Atma) die ganze Zeit uber, in seinem Zustand im weltlichen Leben (Sansar), eine falsche Uberzeugung, und sonst nichts. Nichts anderes ist geschehen, wenn die falsche Uberzeugung entfernt wird. Der Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) ist aufgrund der falschen Uberzeugung entstanden. Wenn du nun vor einen Spiegel trittst, musst du den Spiegel dann auffordern, dir dein Gesicht zu zeigen? Du musst nichts sagen, oder? Warum ist das so? Zeigt er dir sogar dann nicht dein exaktes Gesicht? Zeigt er nicht die kleinsten Mangel? Weil nun aber der Spiegel taglich genutzt wird, wird er nicht wertgeschatzt. Jedoch lohnt es sich, seinen grossen Nutzen zu begreifen. Ist es dir jetzt, in deinem Haus, moglich, deinen Schatten zu sehen? Nein. Wenn du jedoch auf die Strasse gehst, wirst du deinen Schatten sehen. Wenn du dich in diese Richtung wendest, wird es einen Schatten geben, und wenn du dich in jene Richtung wendest, wird es einen Schatten geben. Wie lange braucht ein Schatten, um Gestalt anzunehmen? Somit besteht diese ganze Welt
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________________ Aptavani-8 349 aus sich bedingenden Umstanden. Nichts ist geschehen, und nichts wurde erschaffen. Diese Welt ist nichts als sich bedingende Umstande. Gott (Bhagwan) hatte in all dem nichts zu tun. Auch dieser Verstand-Sprache-Korper-Komplex (Prakruti), der entstanden ist, ist ein Ergebnis von sich bedingenden Umstanden, und das Nicht-Selbst (Prakruti) ist wirkungsvoll (zeigt Wirkung). Dieser Verstand-SpracheKorper ist wirkungsvoll, und seine Wirksamkeit ist es, die das Selbst (Atma) beeintrachtigt. Der Grund dafur ist, dass die Uberzeugung, die man hat, eine falsche Uberzeugung ist. Der Gnani Purush verandert diese falsche Uberzeugung, und danach verspurt man nicht langer all diese Wirkungen. Nur die Unwissenheit beeinflusst das gesamte weltliche Leben Fragender: Wenn die Seele (Chetan) rein (Shuddha) wird, muss sie dann jemals zuruckkehren? Dadashri: Sie muss niemals zuruckkehren. Sobald sie Reinheit erlangt, bedeutet es, dass das Ego (Ahamkar) verschwunden ist, und folglich muss sie nie mehr zuruckkommen. Solange es ein Ego gibt, sat es den Samen von:,,Ich habe es getan", und daraus entsteht wieder das Ego. Solange man glaubt:,,Ich habe das getan", wird wieder ein Ego (Ahamkar) entstehen. Fragender: Also war das Selbst (Atma) anfangs unrein? Dadashri: Nein, das Selbst (Atma) ist tatsachlich rein. Fragender: Wie ist das Selbst dann unrein geworden? Dadashri: Es sind die Menschen, die dich ,,Shanti, Shanti85,, nennen. Diese Menschen geben dir Unwissenheit (Agnan), wodurch sich deine Sicht (Darshan) verandert. Die ganze Sicht verandert sich, und darin besteht der Einfluss. Sagen wir mal, da ist ein Geschaftsmann (Sheth), der den ganzen Tag freundlich spricht. Alles, woruber er spricht, ist Gerechtigkeit und Moral. Normalerweise ist er ein Mensch von grosser Bescheidenheit; aber was wurde passieren, wenn er eine halbe Gallone86 Alkohol trinkt? 85 ein Frauenname 86 Eine Gallone entspricht ca. 4,5 Liter.
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________________ 350 Aptavani-8 Fragender: Er wird dann verruckt agieren. Dadashri: Wurde das bedeuten, dass der Mann (Sheth) schlecht geworden ist? Nein, es ist der Einfluss des Alkohols. Auf gleiche Weise hat sich der Einfluss der Unwissenheit (Agnan) eingestellt. Fragender: Wenn wir einst rein waren, wie sind wir dann schmutzig geworden? Dadashri: Davor war der Geschaftsmann (Sheth) in gutem Zustand, wie also konnte er verdorben werden, als er die halbe Gallone Alkohol trank? Genau derselbe Sheth beginnt allen moglichen Unsinn zu reden. Er wird sagen: ,,Ich bin der Herrscher Sayajirao Maharaj." Wurdest du daraus nicht schliessen, dass er betrunken ist? Fragender: Aber war es (das Selbst) nicht am Anfang rein? Geschah es, weil es nicht genug eigene Energie hatte, sodass es wieder unrein (Ashuddha) wurde? Dadashri: Es ist rein, auch jetzt ist es rein, nichts ist ihm geschehen. Dies ist nur der Einfluss (Amal). Wenn der Einfluss abklingt, ist es so, als sei uberhaupt nichts geschehen. Am Tag zuvor warst du Chandubhai, und am nachsten Tag hat sich der Einfluss verringert, und bist du rein (Shuddha) geworden. Am nachsten Tag wirst du innerhalb von nur einer Stunde rein. Wenn das Selbst (Atma) unrein geworden ware, wie ware es ihm dann moglich, innerhalb nur einer Stunde rein ZU werden? Das ist die gleiche Art von Rausch und Einfluss wie bei einem, der spricht, wenn er alkoholisiert ist. So wird man durch ,,Ich bin Chandubhai, ich bin Chandubhai" berauscht. Die falsche Uberzeugung hat eingesetzt. Fragender: Du sagst, das Selbst (Atma) sei immer rein (Shuddha) gewesen. Es muss eine andere Energie (Shakti) geben, die sogar viel machtiger ist als es. Ware das nicht der Grund, warum das Selbst (Atma) unrein (Ashuddha) wurde? Dadashri: Das Selbst (Atma) hat unendliche Energie (Shakti), ebenso wie der Nicht-Selbst-Komplex (Pudgal). Die Energie des Nicht-Selbst-Komplexes (Pudgal) hat das ganze Selbst (Atma) gebunden, und jetzt lasst er es nicht frei. Deshalb besitzt auch die nicht lebendige Materie (Jada)
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________________ Aptavani-8 351 unendliche Energie. Hast du nicht die Atombombenexplosion gesehen? Also hat auch Materie (Jada) unendliche Energie. Fragender: Wenn die Energie der Materie als grosser erachtet wird als die Energie des Selbst (Atma), kann sie das Selbst (Atma) dann wieder wegnehmen? Dadashri: Was meinst du mit, wieder'? Fragender: Wieso? Kann es, wenn es einmal rein (Shuddha) geworden ist, zuruck in die Unreinheit gezogen werden? Dadashri: Nein. Uberhaupt nichts beruhrt es, wenn es einmal rein (Shuddha) geworden ist. Fragender: Aber war es am Anfang nicht rein? Ist es nicht spater unrein (Ashuddha) geworden? Dadashri: Seine grundlegende Form (Swaroop) ist immer rein. Aber diese Sicht (Darshan), die unrein (Ashuddha) geworden ist, ist es, die wieder rein (Shuddha) wird. Und so wird das Ego (Ahamkar) ausgeloscht. Fragender: Was ich zu sagen versuche, ist, dass das Selbst (Atma) einst rein war, es war frei von allen Leidenschaften (Nirvikari). Dadashri: Und auch jetzt ist es frei von Leidenschaft (Nirvikari)! Fragender: Das ist wahr, aber hast du nicht gesagt, dass die Energie der Materie (Jada Shakti) es gebunden hat? Dadashri: Was das bedeutet, ist, dass die Energien (Shakti) des Selbst (Atma) uberdeckt wurden, und dass diese Energie mit der Energie der Materie (Jada Shakti) vermischt wurde. Deswegen hat die Energie der Materie (Jada Shakti) [die Macht] ubernommen. Deshalb konnte man nicht frei werden, selbst wenn man es wollte. Man kann dem nur entkommen, wenn man zu einem Gnani geht. Andernfalls konnte man nie, auch nicht nach Hunderttausenden von Leben (Avatar), frei werden. Anstelle dessen ware man besser dran, wenn man mit Eisenketten gefesselt ware. Man konnte wenigstens die Ketten zerreissen und sich selbst befreien. Ach, diese Kette wird nie reissen! Und genau wie
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________________ 352 Aptavani-8 man vom Alkohol beeinflusst wird, wird hier ein Mensch vom Ego (Ahamkar) beeinflusst. So rollt der Wagen. Fragender: Bleibt das Selbst (Atma) nicht dennoch rein (Shudda), obwohl der Einfluss (Amal) da ist? Dadashri: Das Selbst (Atma) ist vollig losgelost und gleichgultig (Udaseen). Das Selbst (Atma) ist so lange unbeteiligt (Udaseen), wie du im Ego (Ahamkar) existierst. Vonseiten des Selbst gibt es in all dem weder Anhaftung (Raag) noch Abscheu (Dwesh). Es sagt: ,,Komm zu mir, wann immer es dir beliebt. Wenn du all deine karmischen Konten (Hisaab) geklart hast, und du alles getan hast, was dir gefallt, dann komm zu mir." Hast du das verstanden? Fragender: Was ich zu sagen versuche, ist: Wenn das Selbst (Atma) rein war, dann kann niemand etwas verunreinigen, das rein (Shuddha) ist. Wie ist es also unrein geworden? Dadashri: Es ist nie Unrein (Ashuddha) geworden. Es ist nur so, dass eine seiner Energien, die Energie des Sehens (Darshan Shakti), verdeckt wurde. Genau wie der Geschaftsmann (Sheth) rein (Shudda) ist, aber sobald er den Alkohol getrunken hat, wird eine seiner Energien uberdeckt, weshalb er Blodsinn redet. In gleicher Weise spricht dieses: ,,Ich bin Chandubhai." Die Menschen haben dich ,Chandubhai' genannt, und du hast es geglaubt. So wurde eine deiner Energien uberdeckt. Als sie uberdeckt wurde, wurde das falsch. Wenn jemand fur ihn dieses Rauschmittel entfernen wurde, ware er geheilt. Was ist hier sonst noch geschehen? Nichts sonst ist geschehen. Hier ist dasselbe passiert, wie es dem Geschaftsmann (Sheth) passiert ist. Wird die Sicht des Geschaftsmannes (Sheth) uberdeckt oder nicht? Wird die gesamte eigene Wahrnehmung nicht verschleiert? Das ist hier passiert. Fragender: Das konnen wir glauben. Aber wenn die ursprungliche Reine Seele (Shuddatma) uber grossere Energie (Shakti) verfugt, warum wird sie dann beeinflusst? Dadashri: Aber in diesem Augenblick hat sie diese Energie (Shakti) nicht. Im Moment ist das ursprungliche Selbst vollkommen unbeteiligt (Udaseen).
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________________ Aptavani-8 353 Fragender: War es von Anfang an unbeteiligt (Udaseen)? Dadashri: Es war immer unbeteiligt (Udaseen). Es ist frei von Anhaftung und Abscheu (Vitarag). Es sagt, dass du weitermachen solltest, solange dir das alles gefallt. Aber wenn es dir nicht gefallt, solltest du dich an meinen Namen erinnern, oder an den des Gnani Purush, oder an irgendeine Unterstutzung, die du finden kannst, und zuruck zu mir kommen. Solange es dir da draussen gefallt, kannst du herumwandern, wie es dir beliebt. Ansonsten kehre zu dir selber zuruck. So spricht es. Wenn du nur so viel verstehst: dass der Geschaftsmann (Sheth) sich verandert, wenn er Alkohol trinkt - dann sind alle deine Fragen beantwortet. Und hierbei ist der einzige Alkohol, den man dich trinken lasst: ,,Ich bin Chandu", und das hat das Ego (Ahamkar) entstehen lassen. Das alles ist also nur ein Einfluss (Amal), und man spricht unter diesem Einfluss. Man spricht weiter in dieser Art, bestandig in einem Rauschzustand, und dieses Sprechen nimmt kein Ende! Dessen ungeachtet ist das Selbst (Atma) wahrend der ganzen Zeit im weltlichen Leben (Sansar Kaad) vollig unbeteiligt (Udaseen). Wie kann das zu den Menschen durchdringen? Nur eine halbe Gallone Alkohol bewirkt in dem Sheth eine Veranderung, wohingegen hier dieser Alkohol etwas Alltagliches ist! Sobald du aufwachst, bringen die Menschen dich dazu, Alkohol zu trinken. Sagen die Menschen dir nicht: ,,Komm herein, Chandubhai, komm herein, Chandubhai. Du bist der Schwiegervater meiner Tochter, du bist ihr Ehemann, ihr Onkel, sein Onkel"? Und sogar du glaubst das. Genau das ist der , Alkohol', den du trinkst, und die ganze Zeit berauscht er dich. Genau dieser Alkohol hat dich betrunken gemacht, und du sagst: ,,Wie kann ich Alkohol getrunken haben?" Die ganze Welt forkelt herum, weil sie diesen Alkohol getrunken hat. Und daruber hinaus geben die Leute dem Alkohol die Schuld, wenn ein Mensch Alkohol trinkt. He du! Warum beschuldigst du den Alkohol? Wer ist der Handelnde des Karmas? Nachdem du die Realitat erkannt hast, gibt es fur
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________________ 354 Aptavani-8 dich nichts weiter, was es zu erkennen gilt. Danach bist du selber der Wissende-Sehende (Gnata-Drashta) mit absoluter Gluckseligkeit (Parmanandi) und der Lord ewigen Glucks (Sanatan Sukh). Danach verbleibt keine Eigentumerschaft. Ausserdem ist alles Gluck (Sukh), das du in der Welt siehst, ein falschlich ubernommener Anspruch auf Gluck (Aropit). Wo das Selbst ist, ist nichts als Gluckseligkeit (Sukh), aber du hast falschlicherweise das Gluck uberall im Aussen zugeschrieben, dass Gluck in diesen Dingen liegt, oder in jenem. Daher ziehst du aus diesen Dingen Freude, aber in ihnen liegt keine Gluckseligkeit. Gluckseligkeit liegt im eigenen Selbst. Fragender: Wer beendet also diese Illusion (Bhranti)? Dadashri: Der Gnani Purush kann diese Illusion beenden. Fragender: Nehmen wir mal an, dass ich nach Hause gehe, nachdem ich Gnan von dir bekommen habe. Wenn ich am nachsten Tag aufwache, wird mich die Illusion im Inneren dazu bringen, dasselbe immer wieder zu machen, indem sie mir sagt: ,,Nein, du musst das machen, oder sonst wirst du nichts schaffen." Dadashri: Nein, so ist es nicht. Das Licht (Prakash) wird dann ubernehmen. Es ist wie mit dem Geschaftsmann (Sheth); was sagt er, nachdem er abends ein paar Drinks zu sich genommen hat? ,,Ich bin der Konig von soundso." Warum spricht er so? Ist dieser Sheth verruckt geworden? Nein, er steht unter dem Einfluss vom Alkohol, was die Illusion (Bhranti) entstehen liess. Fragender: Was hat ihn in diese Umstande gebracht? Hat das Selbst (Atma) ihn dort hinbefordert, oder war es die Illusion (Bhranti)? Und kann das Selbst (Atma) ihn nicht kontrollieren? Dadashri: Das Selbst (Atma) hat nichts damit zu tun. Das alles ist das Werk vom Ego. Wer leidet, ist das Ego (Ahamkar). Wer das Ungluck (Dukh) erleidet, ist das Ego, und wer das Gluck (Sukh) geniesst, ist auch das Ego. Und deshalb wirst du zum Selbst (Atma), wenn das Ego verschwindet, und dann bist du der Befreiung (Mukti) wert. Dieses gesamte weltliche Leben (Sansar) bleibt aufgrund des Egos bestehen. Und auch aufgrund des Egos haben wir Anhaftung und
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________________ Aptavani-8 355 Abscheu (Raag-Dwesh). Und einzig wegen des Egos bist du der , Macher' des Karmas. Wenn es kein Ego (Ahamkar) mehr gibt, wirst du aufhoren, der Macher' von Karma zu sein. In diesem Augenblick bist du der Macher von Karma, und darum bist du auch der Leidende. Dieses Handelnder-Sein ergibt sich in dir aufgrund der Illusion (Bhranti). Der Geschaftsmann (Sheth) hat also kein Geschwafel von sich gegeben, solange er keinen Alkohol getrunken hat. Aber sobald er Alkohol trinkt, beginnt er zu schwafeln, und sogar beleidigende Worte gegenuber anderen zu verwenden. Man konnte sagen, dass das karma begangen wurde, weil er betrunken war; es geschah durch die Illusion (Bhranti). Aber wurde er dann die Folgen nicht erleiden mussen? Es ist nicht wahrscheinlich, dass der andere ihn davonkommen lasst, oder? Wurde er ihn nicht schelten: ,,DU warst betrunken und hast mich angepobelt." So muss dieses Karma erlitten werden. Und da du selbst zum Macher' des Karmas geworden bist, unterstutzt du das Karma. ,,Ich mache es", wird man sagen. Meine Gute! Du hast nicht einmal die Macht (Shakti) uber deinen Stuhlgang, und warum sagst du: ,,Ich bin derjenige, der all das tut." Aus genau diesem Grund wird das Karma gebunden, und du wanderst am Ende in den vier Reichen der Existenz ( Gati) umher. Wenn du alles durch einen Gnani Purush verstehst, werden die unablassigen Wanderungen zu einem Ende kommen. In wem entsteht die Unreinheit? Fragender: Warum entstehen unreine Ausdrucksformen (Ashudda Paryaya) aus dem Selbst (Atma), egal, wie achtsam man ist? Dadashri: Aber wie nutzt dir das? Fragender: Binden wir kein Karma? Dadashri: Wenn unreine Audrucksformen (Ashudda Paryaya) aus dir herauskommen, wurdest du naturlich Karma binden! Sie stammen keineswegs vom Selbst (Atma). Im Selbst gibt es uberhaupt keine unreinen Ausdrucksformen. Wenn du also genau verstehen willst, was es ist, dann entstehen all diese unreinen Ausdrucksformen (Ashudda Paryaya) und reinen Ausdrucksformen (Shudda Paryaya) in dir.
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________________ 356 Aptavani-8 Ich werde dir die grundsatzliche Wahrheit sagen. Es gibt zwei Arten von selbst. Eines ist das ursprungliche Selbst (Muda Atma), und durch dieses Haupt-Selbst ist das zweite entstanden, das selbst, das in der Welt interagiert (Vyavahar Atma). Das grundlegende Selbst ist das Selbst (Nischaya Atma), und es hat sich ganz und gar nicht verandert. Es ist exakt so, wie es immer war, und von ihm wurde das andere in der Welt interagierende selbst (Vyavahar Atma) erschaffen. Genau, wie wenn du in einen Spiegel blickst: Wurdest du nicht zwei Chandubhais erblicken? Fragender: Ja, wir wurden zwei erblicken. Dadashri: Gleichermassen ist dieses in der Welt interagierende selbst (Vyavahar Atma) zustande gekommen. , Wir' nennen es ,Pratishthit Atma'. Man hat in es sein eigenes Leben eingeflosst (Pratishtha). Deshalb erschaffst du, wenn du weiterhin ,,Ich bin Chandubhai, ich bin Chandubhai" einflosst, ein neues relatives selbst fur das nachste Leben. Wenn du glaubst, diese weltliche Interaktion (Vyavahar) sei wahr, wird ein neues weltlich interagierendes selbst (Vyavahar Atma) erschaffen. Das Selbst (Nischay Atma) ist dasselbe wie immer. Solltest du es je beruhren, wirst du deine Erlosung erlangt haben! Im Moment wirst du nur vom in der Welt interagierenden selbst (Vyavahar Atma) beruhrt. Dies ist nur das entstandene Ego (Ahamkar). Die Menschen sagen: ,,Meinem Selbst (Atma) wurde Schmerz (Dukh) zugefugt." ,,Mein Selbst (Atma) ist ruiniert." Hor zu! Wenn dein Selbst (Atma) verdorben ware, wurde es sich niemals bessern. Alles, was die potenzielle Energie (Shakti) hat, verdorben zu werden, kann niemals verbessert werden. Ausserdem wird es, wenn es hier verderben kann, dort druben, wenn es am Ort der befreiten Seelen (Siddha Kshetra) ist, [ebenfalls) verderben. Aber das ist das wirkliche Selbst (Nischay Atma), und das weltlich interagierende selbst (Vyavahar Atma) wurde verdorben. Die weltliche Interaktion (Vyavahar) wurde verdorben, und es ist die weltliche Interaktion, die rein (Shuddha) werden muss. Wenn du keinen Gnani triffst, musst du deine weltlichen Interaktionen (Vyavahar) zum Guten (Shubha) wandeln, und wenn du einem Gnani begegnest, musst du deine weltliche
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________________ Aptavani-8 357 Interaktion rein (Shuddha) machen. Das ist alles, was man tun muss. Hast du verstanden? Es gibt also keine unreinen Ausdrucksformen (Ashudda Paryaya), die vom Selbst (Atma) stammen. Alle unreinen Ausdrucksformen kommen vom weltlich interagierenden selbst (Vyavahar Atma). Nun sind alle diese Ausdruckstormen (Paryaya) ausserst subtil (Sookshma). Es sind die subtileren (Sookshmatar) Umstande (Avastha), die wir den Ausdrucksformen (Paryaya) zuweisen. Dies sind alles grosse, grosse Umstande (Avastha). Es sind unreine Umstande (Ashuddha Avastha), grobe Umstande (Avastha). Ist ,,Ich bin Chandubhai" einfach ein gewohnlicher Umstand? Das weltliche selbst wird mit dem Absoluten Selbst verwechselt Fragender: Unterscheiden sich die Eigenschaften (Gunas) vom selbst, das in der Welt interagiert (Vyavahar Atma), und dem des wirklichen Selbst (Nischaya Atma)? Dadashri: Naturlich unterscheiden sie sich! Das wirkliche Selbst (Nischay Atma) ist das ursprungliche Selbst (Muda Atma). Fragender: Es gibt nur ein Selbst (Atma) mit unterschiedlichen Eigenschaften (Gunas), ist es so? Dadashri: So ist es nicht. Wenn ein Mann ein grosser Handelsvertreter von getrockneten Datteln ist, beziehen sich die Menschen auf ihn als den ,,Getrocknete-Datteln-Handler". Aber vor Gericht wird er als Jurist bezeichnet. Wurdest du ihn nicht als Juristen bezeichnen, wenn er Rechtsanwalt ist? Genauso bist du das in der Welt interagierende selbst (Vyavahar Atma), wenn du in die Aktivitaten deines weltlichen Lebens (Vyavaharik) versunken bist. Und wenn du im Selbst (Nischay) vertieft bist, bist du das wirkliche Selbst (Nischay Atma). Grundsatzlich bist du die gleiche Person, aber es hangt alles von den Aktivitaten ab, in denen du dich befindest. Diese Menschen haben also geglaubt, das weltlich interagierende selbst (Vyavaharik Atma) sei das wirkliche Selbst (Nischay Atma). Sie behaupten vielleicht, es sei das weltlich interagierende selbst (Vyavaharik Atma), aber in
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________________ 358 Aptavani-8 ihrem Wissen und Verstehen glauben sie, es sei das wirkliche Selbst (Nischay Atma). Fur sie ist es so: ,,Dies ist das Selbst (Atma), und wenn es nicht das Selbst (Atma ist, wie konnen wir dann sprechen? Wie konnen wir gehen?" All dieses Herumgehen, Plaudern, das Studieren der Schriften, das ,,Ich lese, und ich erinnere mich daran", von all dem glauben sie: ,,Dies ist das Selbst (Atma). Es kann kein anderes Selbst (Atma) geben." Das ist, was sie erkennen. Und all das ist nichts als der Schatten vom Selbst (Atma). Wenn du diesem Schatten des Selbst (Atma) hinterherlaufst, wirst du in Hunderttausenden von Jahren nicht das ursprungliche Selbst (Muda Atma) finden. Die Akram-Wissenschaft hat dies enthullt: Warum laufst du dem Schatten hinterher? Dessen ungeachtet ist der stufenweise spirituelle Weg (Kramic Marg) nicht vollig falsch. Allerdings, es ist der Schatten, von dem sie glauben, er sei das Selbst (Atma). Was ich versuche zu sagen, ist: Das Selbst ist das Selbst (Atma), und der Schatten ist der Schatten. Fragender: Es ist die Uberzeugung, die vollkommen falsch ist. Dadashri: Wenn die Uberzeugung gleich zu Anfang falsch ist, wird alles falsch. Was bleibt dann noch ubrig? Die Entladung von greifbaren Wirkungen, aber Gebundensein durch die Uberzeugung Fragender: Ist das eine also das relative selbst (Pratisthit Atma) und das andere die Reine Seele (Shuddhatma)? Dadashri: Das wirkliche Selbst (Nischay Atma) ist die Reine Seele (Shuddhatma), und das, was mit den weltlichen Interaktionen (Vyavahar) beschaftigt ist, ist das weltliche selbst (Vyavahar Atma, relatives selbst); das ist das Pratishthit Atma. Das besteht, weil du ihm Leben eingeflosst hast (Pratishtha). Wenn jetzt ein Mann, der keine Selbstverwirklichung (Gnan) erlangt hat, sagt: ,,Ich bin Chandubhai, ich bin der Onkel mutterlicherseits (Mama), ich bin sein Onkel vaterlicherseits (Kaka)", dann ist alles, was er sagt, das Karma von vorher, und dieses Karma entfaltet sich und materialisiert (Rupak) sich in seiner Sprache. Was zuerst in der Form von Planung (Yojana) begann, kommt jetzt zur Wirkung (Rupak). Die Tatsache, dass es sich materialisiert hat,
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________________ Aptavani-8 359 ist kein Problem, aber dann wird genau dieselbe Sache in seine Uberzeugung (Shraddha) eingeflosst, und deswegen sat er einen weiteren Samen. So flosst man Leben in das Nicht-Selbst ein, man flosst Leben in den Korper selbst ein - das ist es, was ich bin. Daher entsteht wieder ein weiterer Korper, eine weitere Statue (Murti) wird geformt. Mit diesem erfolgreichen, wiederkehrenden Leben-Einflossen (Pratishtha) entwirft man eine neue Statue, wahrend die alte Statue verschwindet. Und weil das Einflossen von Leben stattfand, fahrt sie fort, Fruchte zu tragen (Konsequenzen, Wirkungen). Es handelt sich lediglich um die Uberzeugung des relativen selbst (Pratishthit Atma); das selbst, in welches du Leben eingeflosst hast (Pratishthit Atma). Eine falsche Uberzeugung ist entstanden, darum fahrt man fort, Leben einzuflossen (Pratishtha): ,,Ich bin dies, ich bin das." Und so verschwindet das letzte Leben-Einfossen (Pratishtha), und ein neues Leben-Einflossen (Pratishtha) erscheint. Jemand, der sagt: ,,Ich bin Chandubhai" und ,,Ich bin sein Onkel", ,,Ich habe diesen Gedanken". Dies ist Einfluss von Karma (Aashrav) aus vergangener Einflosung (Pratishtha). Das war der Zustrom (Aashrav) des vorangegangenen Leben-Einflossens (Pratishtha). Und dieser Zustrom von Karma (Aashrav) wird dann eine Entladung (Nirjara). Nun wird, wahrend der Entladung, genau dasselbe Einflossen vorgenommen, welches sich dann entladt. Wenn nun jemandem dieses Gnan gegeben wurde, gehort alles zu einem vorausgegangenen Leben-Einflossen (Pratishtha), wenn er sagt ,,Ich bin Chandubhai" und ,,Ich bin sein Onkel". Allerdings ist die Uberzeugung (Shraddha) ,,Ich bin wirklich Chandubhai", weil er heute Gnan hat, verschwunden; deswegen nimmt er kein neues Leben-Einflossen vor. Aus diesem Grund gilt es als Blockieren des Einfliessens von Karma (Samvar); kein Karma wird mehr gebunden (Bandh), und man entladt das Karma fortwahrend (Nirjara). Was erachtest du als das Binden von Karma (Bandh)? Das Binden von Karma (Bandh) geschieht in der Abwesenheit von Gnan. Deshalb entsteht genau dasselbe Einflossen, welche (Art von) Leben-Einflossen (Pratishtha) auch immer du machst. Nun mag jemand sagen: ,,Naturlich sollte man stehlen", und er stiehlt und nimmt Bestechungsgelder an. Er spricht nett mit den Leuten und sagt zu ihnen: ,,Ich mache
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________________ 360 Aptavani-8 dieses und jenes fur dich, ich werde alle Arbeit fur dich erledigen." Und er nimmt von ihnen tausend Rupien als Bestechungsgeld. Wer all dies macht, ist das relative selbst, das selbst, in welches das Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma). Das war die Planung (Yojana), die sich jetzt realisiert hat (Rupak). Was auch immer er sagt, es ist eine Wirkung (Rupak). Auch seine Begegnung mit der anderen Person ist eine Wirkung. Und wenn er tausend Rupien nimmt, ist es auch eine Wirkung (Rupak). Bestechungsgelder anzunehmen, die innere Absicht (Bhaav), all das ist fur ihn [bereits] entschieden, und auch, dass er die Bestechungsgelder bereitwillig annimmt. Und spater hat er - der nun das Gnan nicht genommen hat - im Geist die innere Absicht: ,,Ich nehme all diese Bestechungsgelder an, aber werde ich nicht letztlich die Konsequenzen erleiden mussen? Ich sollte diese Bestechungsgelder nicht annehmen." So wird der Plan (Yojana), keine Bestechungsgelder anzunehmen, im relativen selbst, in das Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), fur das nachste Leben entworfen. Deshalb wird er in seinem nachsten Leben keine Bestechungsgelder annehmen. Verstehst du diese Blaupause? Nun gibt es viele Menschen, die keine Bestechungsgelder annehmen. Die Ehefrau eines Mannes sagt zu ihm: ,,All die Leute, mit denen du studiert hast, haben Hauser gebaut. Du bist der einzige, der in einer Mietwohnung lebt." Und der Mann beginnt zu uberlegen: ,,Bin ich derjenige, der etwas falsch macht?" Er glaubt an seine Prinzipien, er hat Vertrauen, dass seine Prinzipien nicht falsch sind, dass seine Prinzipien Gluck bringen. Er weiss all das. Aber als seine Frau das zu ihm sagt, denkt er bei sich: ,,Ich mache einen Fehler, wenn ich keine Bestechungsgelder annehme." In diesem Moment ubernimmt der negative Intellekt (Buddhi) und sagt: ,,Guter Mann, du musst die Arbeit sowieso machen, was ist also falsch daran, Bestechungsgeld anzunehmen?" So erschafft er die innere Absicht (Bhaav), dass man Bestechungsgeld annehmen sollte. Er sagt also zu der anderen Person: ,,Ich werde die Arbeit fur dich erledigen." Und der andere sagt: ,,Sir, ich werde Ihnen funfhundert Rupien zahlen." Wenn aber der andere kommt, um ihn zu bezahlen, kann er das Geld nicht annehmen. Er hat das Gefuhl, zu ersticken, und leidet als Folge von ausseren Ursachen (Upadhi). Das ist so,
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________________ Aptavani-8 361 weil er in seinem letzten Leben das Einflossen (Pratishtha) vorgenommen hatte: ,,Bestechungsgeld anzunehmen ist falsch, man sollte keine Bestechung annehmen." Das erlaubt ihm nicht, das Bestechungsgeld anzunehmen. Er hat den Mann vielleicht aufgefordert, ihm das Geld zu bringen, aber in dem Moment, da er es in die Hande nimmt, zittert er und ist nicht in der Lage, es anzuruhren. Nicht einen einzigen Penny davon kann er annehmen, aber er hat einen neuen Samen fur das nachste Leben gesat: ,,Ich will Bestechungsgelder annehmen." In diesem Leben (Avatar) hat er nichts angenommen, aber er hat einen Samen fur das nachste Leben gesat. Welche Art von Samen sat ein Mensch in dieser ganzen weiten Welt nicht? Und woher soll er wissen, in welche Falle er geht? Hast du all das verstanden? Ist das nicht ein unwiderlegbares Prinzip (Siddhant)? Ist das nicht ein konsequentes Prinzip? Fragender: Ja. Dadashri: Hier wahrt ihre Planung (Yojana) funf Jahre. Innerhalb dieser funf Jahre entscheiden sie im ersten Jahr, an bestimmten Stellen Damme zu errichten, und dass sie in einem anderen Gebiet dieses und an anderer Stelle jenes tun werden. Diese Art von Entscheidungen treffen sie. Dann schreiben sie alles auf Papier nieder, und die gesamte Zeichnung (Blaupause) wird auf Papier vorbereitet. Wenn dieser Teil behordlich zugelassen ist, wird der Plan (Yojana) eingereicht, um Gestalt anzunehmen (Rupak), dann gilt er als geboren', und von da an nimmt der Plan weiter Gestalt an. Auf gleiche Weise geschieht diese Planung zuerst. Der Plan geschieht also in einem Leben (Avatar), und im nachsten Leben (Avatar) nimmt er Gestalt an. Und wahrend er sich materialisiert, wird schon ein neuer Plan (Yojana) gezeichnet:,,Wir sollten es so machen, das sollten wir noch zufugen." So geht die Konstruktion weiter. Deshalb ist das ein unumstossliches Prinzip (Siddhantik). Nur der lebendige Gnani kann die Wahrheit beleuchten Nun wirst du diese Art von Information nicht in Buchern finden. Wie also kann sich ein Mensch andern? Was du in Buchern findest, sind Dinge wie:,,Du solltest der Suppe (Kadhee) Chili, Salz, Kurkuma und Rohrzucker zufugen." Aber sie sagen dir nichts weiter, oder wie man die Zutaten
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________________ 362 Aptavani-8 abmessen sollte. Man kann es also wirklich nicht von innen heraus verstehen, nicht wahr? Deshalb halt die gesamte Welt das relative Nicht-Selbst, das selbst, in das Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), fur das wahre Selbst (Atma). Und dann versuchen sie, es zur Ruhe zu bringen. Auch das ist nicht falsch. Naturlich muss man es zur Ruhe bringen. Ausserdem erfahrt man ein bisschen Gluck (Anand), wenn man es beruhigt. Solange, wie das mit Leben eingeflosste selbst (Pratishthit Atma) beruhigt wird (Sthir); es wird nachts, wenn man schlaft, ohnehin ruhig, aber solange man es wahrend des Tages ruhig halten kann, solange wird man wahrend dieser Zeitspanne Zufriedenheit fuhlen. Aber welcher Art ist diese Zufriedenheit? Wenn die Stille unterbrochen wird, kehrt der Mensch zu der Art, wie er vorher war, zuruck. Wenn man sich nun erinnern konnte, dass das Haupt-Selbst (Muda Atma) an sich still und stabil (Sthir) ist, dann konnte man selber eine Anpassung vornehmen. Aber die Menschen wissen gar nichts uber das Haupt-Selbst (Muda Atma). Das mit Leben eingeflosste selbst (Pratishthit Atmal wurde als das wirkliche Selbst akzeptiert, und das ist wirklich nicht das Selbst (Atma). Das selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), ist der Nicht-Selbst-Korper-Komplex (Pudgal). Und in ihm ist uberhaupt kein Selbst (Chetan) irgendeiner Art. Es ist kein Selbst (Chetan, Atma) in dem, was die Welt glaubt, als das Selbst (Atma) zu besitzen. Das ist meine Entdeckung. Wir' sagen dir es so, wie , wir selbst es sehen. Das ist nicht in den Schriften (Shastras) niedergeschrieben. In den Schriften sagen sie dir, wie du es (Pratishthit Atma) verbessern kannst. Sie sagen: ,,Verbessere es immerfort." Sollte es nicht eine Art methodischer Vorgehensweise geben? Gibt es keine Methode fur eine Verbesserung? Die Methode, die in den Schriften aufgezeigt wird, ist nicht im Bewusstsein der Menschen angekommen. Sie wurde in subtiler Art dargelegt. Aber ist es nicht nur mit Worten bekundet worden? Das bedeutet, es wurde mit Worten beschrieben, wie es in Mumbai ist, wenn du nach Mumbai gehst, und die Kustenlinie des Strandes von Juhu ist so; das sind jedoch nur Worte. Welchen Nutzen wurdest du daraus ziehen? Was also zeigen dir die Schriften (Shastras)? Sie verwenden Worte, um es dir zu zeigen. Es ware nicht aufgrund von Erfahrung, oder? Von den Schriften erlangt
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________________ Aptavani-8 363 man keine Erfahrung, nicht wahr? Daher kann ohne die Gegenwart eines Gnani Purush nichts davon gelost werden. Die unbeschreibliche Erfahrung des ursprunglichen Elements Fragender: Erzahle uns etwas daruber, als du das Gnan auf der Bank in Surat am Bahnhof im Jahr 1958 erfahren hattest. Dadashri: Die Erfahrung ist etwas; wie viel davon kann ich dir erzahlen? Dass ich Gluckseligkeit (Anand) erlebte, die ganze Welt in Vergessenheit verschwand, und ich alles sah: ,,Was die Welt ist, wer der Handelnde ist, wer du bist, wer ich bin"? Ich habe all die Erklarungen erfahren, trotzdem beschreibe ich dir all dies durch Worte. Du wirst niemals in der Lage sein, die grundlegende, die wirkliche Sache (Muda) zu erkennen. Das ist so, weil es dort dafur keine Worte gibt. Die Erklarung kommt durch Sprache. Wie viel Worte auch gesprochen werden konnen, ich erzahle dir alles von der Aussenseite, aber es kann nicht die grundlegende (Muda) Sache sein, oder? Du kannst es nur zu schatzen wissen, wenn du diesen Zustand erreichst und ihn selbst erfahrst als das, was er ist. Das Selbst (Atma) ist etwas ausserst Subtiles (Sookshmatam), und die Bereiche ausserhalb des Selbst (Atma) sind subtiler (Sookshmatar). Wir haben alles bis hin zur subtileren Ebene (Sookshmatar) gesehen. Da nun die Sprache auf subtilerer (Sookshmatar) Ebene nicht existiert, endet dort die Sprache (Vani), jede Sprache hort auf. Deswegen mussen, wir sagen, dass Du es selbst durch Erfahrung (Anubhav) herausfinden musst. Das wurde uber die Erfahrung gesagt; es wird nicht verstanden, indem man davon weiss, es wird durch Erfahrung verstanden. Das Ergebnis (Nivedo) geschieht einzig durch Erfahrung. Das Selbst (Atma) durch die Sicht des Selbst Fragender: Aber Dada, es wird gesagt: ,,Sieh das Selbst (Atma) durch das Selbst (Atma)." Was bedeutet es, das Selbst durch das Selbst (Atma) zu sehen (Darshan)? Dadashri: Mit durch das Selbst (Atma)' meinen sie, dass du das Selbst (Atma) durch das weltliche selbst
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________________ 364 Aptavani-8 (Vyavaharik Atma) sehen musst, an das sie glauben. Aber du musst ein Nimit (eine hilfreiche Person) mit einbringen. Bring ein Nimit ein, das es gesehen hat. Es wird sich um deine Anpassungen in einer Weise kummern, dass du die Belohnung ernten kannst. Wenn du anderenfalls alleine versuchst, es zu sehen, wirst du nichts erreichen. Das ist so, weil deine Sicht (Drashti) auf den physischen Sinnen (Indriya) basiert. Und da wirst du etwas brauchen, das die Sinne transzendiert. Wenn der Gnani Purush dich nicht von dem, was durch die Sinne vermittelt wird (Indriyagamya), befreit, und dir den Teil gibt, der jenseits der Sinne liegt (Atindriya Gamya), und deine Sicht (Drashti) verandert, wirst du nicht in der Lage sein, zu sehen. Darum verandern, wir' deine Sichtweise. Der Blick des Goldschmieds liegt immer auf dem Gold Wenn du einen goldenen Ring hast, der viele Male zum Goldschmied gebracht wurde, wird das Gold in ihm unrein werden. Die Menschen werden sagen: ,,Warum tragst du diesen Ring? Das Gold ist unrein." Du solltest dich also fragen: Das Gold ist unrein geworden, was werde ich jetzt tun? Wenn du dieses minderwertige Gold zu einem Goldschmied bringst, wird er dann mit dir schimpfen? Wird er dich fragen, warum du es verdorben hast? Wird er dir nicht sagen, dass du es verdorben hast? Nein, der Juwelier ist nicht dafur da, mit dir zu schimpfen. Er ist dafur da, es in seinen reinen Zustand zu bringen. Die ganze Welt bringt das Gold, das unrein geworden ist, zu ihm. Also setzt er sich hin, um es zu reinigen. Er wird einige Rupien dafur bekommen. Dann beginnt er zu polieren. Er schaut nicht danach, wie unrein es geworden ist. Er sieht nicht auf die anderen Metalle darin; er sieht allerdings, wie viel Gold da ist. ,,Darin ist ein Val87 Gold", wird er sagen. Und der Ring an sich hat drei Val. Es sind also zwei Teile Unreinheit darin enthalten. Also pruft er ihn auf dem Prufstein. Dann wird der andere sagen: ,,Ich will nichts uber die Zusammensetzung wissen, ich will nur, dass du einen kleinen Ring fur meinen Sohn machst, aus dem Gold, das du da herausbekommen kannst." Also wirft der Juwelier ihn in Saure. Wird jemand, der uber dieses Wissen verfugt, das fur dich tun oder nicht? 87 Eine veraltete Masseinheit
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________________ Aptavani-8 365 Fragender: Wer das Wissen hat, wird es tun. Dadashri: Und wenn es niemanden gibt, der weiss, wie man das macht, wurdest du ihn (den Ring) dann zum Schmied bringen? Der Schmied wird sagen: ,, Nimm ihn zuruck und bringe mir etwas Eisen. Warum hast du mir das Gold gebracht?" Und wenn du ihn zu einem Zimmermann bringst, wird auch er Nein sagen. Wenn du ihn einem Geschaftsmann gibst und ihn bittest: ,,Konntest wenigstens du das fur mich erledigen?", wird er dir sagen: ,,Du Narr, warum bringst du ihn nicht zu einem Goldschmied, oder zu einem Juwelier, warum sollte es hier etwas fur dich geben?" Daher musst du, wenn du das unrein gewordene Selbst (Atma) reinigen willst, zu einem Gnani Purush gehen. Er hat alle Werkzeuge, und er kennt die Eigenschaften des Selbst (Atma) ebenso wie die Eigenschaften des NichtSelbst (Anatma). Nur wer die Eigenschaften des Selbst (Atma) kennt, kann es vom Nicht-Selbst (Anatma) trennen. Niemand sonst kann das. Die wissenschaftlichen Unterschiede zwischen dem Realen und dem Relativen Fragender: Betreffen die aufkommenden Ratsel und die Fragen auch das selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma)? Dadashri: Ja, all das hat mit dem selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), zu tun. Wir bezeichnen das selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), als Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti). Aber wenn wir einfach nur Nicht-Selbst-Komplex (Prakruti) sagen, verstehen es die Menschen nicht richtig. Darum haben, wir' es das selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma)" genannt. Das ,Pratishthit Atma' ist das relative selbst, und das andere ist die Reine Seele (Shuddhatma). Die Reine Seele (Shuddhatma) ist das wirkliche Selbst (Atma). Und das relative selbst ist ein mechanisches selbst, welches in Form von Fullen und Entleeren (Puran-Galan) besteht. Wenn du es hier mit Essen befullst (Puran), musst du es am Morgen entleeren (Galan). Wenn du es hier mit Wasser befullst (Puran), musst du zur Toilette gehen (Galan). Und wenn du einen Atemzug nimmst (Puran), musst du ausatmen (Galan). Es gibt nur
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________________ 366 Aptavani-8 dieses Fullen und Entleeren (Puran-Galan) und die Reine Seele (Shuddhatma), nur diese beiden Dinge. Fragender: Worin besteht der Unterschied zwischen dem relativen selbst und dem wirklichen Selbst (Atma)? Dadashri: Das relative selbst ist aus der eigenen falschen Uberzeugung entstanden. Man gelangt in das wirkliche Selbst (Atma), wenn diese falsche Uberzeugung zerbrochen wird. Der Gnani Purush zerbricht all diese falschen Uberzeugunge und flosst die richtige Uberzeugung ein. Das nennt man die erleuchtete Sicht (Samyak Darshan). Demzufolge ist man von der eigenen Reinen Seele (Shuddhatma) uberzeugt (Pratiti). Fragender: Besteht ein Unterschied zwischen dem Ego (Aham) und dem selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma)? Dadashri: Nein. Das selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), an sich ist das Ego (Ahamkar). Du warst es, der das Leben eingeflosst hat (Pratishtha), und so kam es ins Dasein. Und du flosst ihm erneut Leben ein mit: ,,Ich bin der Korper, ich bin Chandubhai, ich bin auch der Ehemann dieser Frau, ich bin auch der Vater dieses Jungen, ich bin sein Bruder." Wie viele Arten von ,,Ich ... ich ... ich ... ich" gibt es? Der Gnani beleuchtet das Prinzip, welches das endgultige Ziel verwirklicht (Siddhant), auf naturliche Weise Fragender: Wenn die Menschen vom Selbst (Atma) sprechen, beziehen sie sich dann auf das selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma)? Dadashri: Ja, sie glauben, das selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), sei das [wahre] Selbst (Atma). Das jedoch ist eine falsche Uberzeugung. Aber sie wissen das nicht, oder? Sie fahren damit fort zu glauben, das Pratishthit Atma ,,ist mein eigenes Selbst (Atma)". Sie bewegen sich mit diesem Glauben voran. Entlangzutrotten, indem man die subatomaren Partikel (Parmanus) der illusionaren Anhaftung, eines nach dem anderen, verringert, ist der Stufe-fur-Stufe-Weg zur Befreiung (Kramic Marg). Auf dem Stufe-fur-Stufe-Weg zur Befreiung bezeichnen sie das Pratishthit Atma (das selbst, dem Leben eingeflosst wurde)
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________________ Aptavani-8 367 als das [wahre] Selbst (Atma), und hier, auf dem stufenlosen (Akram) Weg, bezeichnen wir das ursprungliche, elementare Selbst (Muda Atma) als das Selbst (Atma). Es besteht also ein Unterschied in der Sicht (Drashti) zwischen dem Stufefur-Stufe-Weg (Kramic Marg) und dem stufenlosen (Akram) Weg. Auf dem Stufe-fur-Stufe-Weg (Kramic Marg) haben sie recht damit, wenn sie sagen, dass das Selbst anfallig fur Leiden ist. ,,Dieses Leiden und all das sind die Qualitaten und Eigenschaften (Gunas) des selbst", das sagt der Stufefur-Stufe-Weg (Kramic Marg). Wohingegen wir hier auf dem stufenlosen (Akram) Weg sagen, dass Leid und all das im Pratishthit Atma liegt. Auf dem Stufe-fur-Stufe-Weg (Kramic Marg) bezeichnen sie das als das weltlich interagierende selbst (Vyavahar Atma), was wir als das selbst bezeichnen, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma); und es ist dieses weltlich interagierende selbst, von dem sie glauben, es sei das elementare Selbst (Muda Atma). Und dieses glauben sie, still und stabil (Sthir) machen zu mussen. Dies glauben sie, von Karma befreien zu mussen. Sie glauben also, es sei dieses selbst, welches durch Karma gebunden wurde, und dass dieses selbst vom Karma befreit werden muss. Aber das elementare Selbst (Muda Atma) ist so nicht. Das wirkliche Selbst (Muda Atma) ist frei von Karma. Ausser, dass du dir dessen nicht gewahr bist, du musst dieses Gewahrsein erlangen. Was wir dir zu sagen versuchen, ist, dass du dieses Gewahrsein nicht hast. Du hast diese Illusion (Bhranti). Du glaubst, das Selbst' (Atma) sei da, wo es nicht ist, und du bist dir nicht gewahr daruber, wo das selbst wirklich ist. Also erkenne, wo das Selbst (Atma) wirklich ist, und wenn du das tust, dann bist Du frei von allem. Es ist die Unwissenheit (Agnan), die entwurzelt werden muss. Sonst wird deine Unwissenheit auch nach Millionen von Jahren nicht weggehen. Es gibt funfundzwanzig Arten von illusionarer Anhaftung (Moha), die aufgeladen und entladen werden. In der Regel geschieht die Entladung, und aufgrund der falschen Uberzeugung wird weiter aufgeladen. Nachdem , wir' dir dieses Gnan gegeben haben, hort das Aufladen auf, und ubrig bleibt nur die Entladung. Aus diesem Grund haben ,wir dieses neue Wort
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________________ 368 Aptavani-8 ,Pratishthit Atma' (das selbst, dem Leben eingeflosst wurde) gegeben. Gott (Bhagwan) hat den Menschen davon erzahlt, aber sie haben es nicht verstanden. Darum mussten , wir' das Wort , Pratishthit Atma' einfuhren, damit die Menschen es in ihrer eigenen Sprache verstehen konnen. Und damit es nicht die Worte des Lords verletzt, muss dieses Wort Pratishthit Atma' in dieser Art angewendet werden. Das So, weil du es in deiner eigenen Sprache verstehen musst. Was solltest du tun, wenn du [es] nicht verstehen konntest? Der Anfang und das Ende der Welt im Wissen des Gnani Das, woraus die Welt entsteht und worin sie endet, wird ,Adhisthan' genannt. Man wird sagen: ,,Warum haben sie uns nicht den Anfang und das Ende (Adhisthan) in den Schriften (Shastras) dargelegt?" Nein, die Tirthankaras haben nichts ausgelassen. Es ist jedoch eine andere Geschichte, dass du nicht darauf stosst. Was haben wir' also gesagt? Woraus ist diese Welt entstanden? Sie ist aus dem selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), entstanden, und sie endet auch darin. Das grundlegende, elementare Selbst (Muda Atma) hat damit nichts zu tun. Es ist nur eine verblendete Sicht (Vibhavik Drashti), die entstanden ist. Wenn die Sicht rein wird, dann wird sie vom Reinen absorbiert Das eine ist das selbst, dem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), und das andere ist das wirkliche Selbst (Atma). Das Pratishthit Atma ist ein mechanisches selbst. Es kann nur uberleben, wenn du isst und trinkst. Und es wird enden, wenn du aufhorst zu atmen. Bei allem, was das Pratishthit Atma macht, uben wir Egoismus (Ahamkar) aus, wenn wir behaupten; ,,Ich tue es", und deshalb wird fur das nachste Leben ein weiteres relatives selbst, in das Leben eingeflosst wird (Pratishthit Atma), entworfen. Tatsache ist, dass dem ursprunglichen, wahren Selbst (Muda Atma) nichts geschehen ist. Die anderen haben dir dieses Geschenk der Unwissenheit (Agnan) gegeben, und deshalb sind all diese Eindrucke aufgetaucht. Sobald man geboren ist, nennen sie ihn: ,,Chandu, Chandu". Nun
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________________ Aptavani-8 369 versteht dieses Kind nicht, was sie tun, oder? Aber die Menschen statten ihn weiter mit diesen mentalen Eindrucken (Sanskar) aus. Also beginnt er zu glauben: ,,Ich bin Chandu." Und wenn er heranwachst, fangt er an zu sagen: ,,Dies ist der Onkel vaterlicherseits (Kaka), und dies ist mein Onkel mutterlicherseits (Mama)." So wird ihm all diese Unwissenheit (Agnan) geschenkt, so entsteht die Illusion (Bhranti). Was hier geschieht, ist, dass eine der Energien (Shakti) des Selbst, die Energie (Shakti), die man Sehen (Darshan) nennt, verdeckt wird. Und weil die Energie (Shakti), die man Sehen (Darshan) nennt, verdeckt wird, ist all dies entstanden. Wenn die Sicht wiederhergestellt wird, wenn sie erleuchtet (Samyak) ist, kehrt man wieder zu seiner ursprunglichen Form (Muda Swaroop) zuruck. Diese Sicht wurde getauscht (Mithya), und darum glaubt man, Freude (Sukh) lage in weltlichen Dingen. Deshalb verschwindet auch der Glauben an weltliches Gluck (Sukh), wenn diese Sicht richtiggestellt wird. Es gibt nichts anderes von Bedeutung, was verdorben wurde. Nur das Sehen (Darshan) wurde verdorben, nur die Sicht (Drashti) wurde verdorben. ,Wir' verandern diese Sicht fur dich. Fragender: Dem Selbst (Atma) ist also nur eine Illusion (Bhranti) widerfahren? Dadashri: Das Selbst (Atma) hat keine illusion (Bhranti). Nur das Sehen (Darshan) wurde bedeckt. Das Sehen (Darshan) vom wirklichen, grundlegenden Selbst (Muda Atma) wurde vollig zugedeckt. Wegen des Geschenks von aussen, das einem diese Leute im Aussen geben; Das Geschenk der Unwissenheit (Agnan) in dem Moment, da man geboren wird. Sie selbst sind unwissend (Agnani), und sie stellen einen auf die Stufe der Unwissenheit. Folglich beginnt man, es zu glauben, und weil man es glaubt, wird die Sicht (Darshan) uberdeckt. Weil die Sicht bedeckt ist, sagt man: ,,Dies ist mein Schwiegervater, und das ist mein Onkel." Und ich sage dir, dass all das falsche Uberzeugungen sind. Erlosung geschieht durch das Gewahrsein der hauptsachlichen Selbst-Form Fragender: Ist es also nicht das Gleiche, wie wenn man sagt, dass das Selbst (Atma) auf seine eigene Befreiung hinarbeiten muss?
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________________ 370 Aptavani-8 Dadashri: Die Befreiung des Selbst (Atma) muss vom Selbst (Atma) an sich vorgenommen werden, was bedeutet, dass das Selbst (Atma) grundsatzlich etwas ist, das bereits befreit ist. Allerdings ist das selbst, an das man glaubt, das selbst, welchem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), nicht wirklich die richtige Uberzeugung. Das grundlegende und wirkliche Selbst (Muda Atma) ist bereits befreit. Aber das selbst, welchem Leben eingeflosst wurde (Pratishthit Atma), bezeichnet das selbst, von dem man glaubt, es sei das eigene Selbst. Wenn man selber zur Erfahrung kommt: ,,Dies ist wahrhaftig meine eigene Form und Natur (Swaroop), und ich bin voll von Wissen (Gnan), voll von Sehen (Darshan), voll von Verhalten (Charitra)", dann wird auch seine Befreiung passieren. Wenn man also in dieser Weise eine wirkliche spirituelle Bemuhung (Purusharth) fur die eigene Befreiung erbringt, nur dann wird es geschehen. Aber man muss einem Gnani Purush begegnen, der einem das Gewahrsein der Natur des eigenen Selbst (Swaroop) gibt, und nur dann kann man diese wirkliche spirituelle Bemuhung (Purusharth) erbringen. Und dann erlangt man Befreiung. Jai Sat Chit Anand Gewahrsein des Ewigen ist Gluckseligkeit
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________________ Aadarsha Aadesh Aadhari Aadhi Aadi Aagraha, Agraha Aakaar Aarop Aashrav Aashrit Aastik Aatyantik Abheda, Abhedta Abhinivesh Abhyaas Abhokta Abrahma Abuddha GLOSSARY Vollkommen, ideal Anweisung Unterstutzt Mentales Leiden Anfang Starrkopfigkeit, Beharren (auf etwas bestehen, dringen), Insistieren Gestalt, Form Falschlicherweise zuschreiben Einstromen von karmischer Masse Abhangig Jemand der an die Existenz Gottes glaubt, Theist Allerhochster Zustand Eins-Sein, Einheit, Abwesenheit von Unterschieden, Nicht-Dualitat Einzelner Standpunkt Studieren Nicht-Leidender Nicht-Selbst Ein Zustand, in dem der Intellekt nicht eingesetzt wird, Frei von Intellekt Abwesenheit des Intellekts, frei von Intellekt Unbeweglich, dauerhaft Das unbewegte, stille Selbst still, bestandig Wundersam Nicht-metallene Kette Materielle Welt Ursprung eine dazugehorige 'vorsitzende Gottheit Absteigen, herabsinken Abuddhata Achad Achad Atma Achar Adabhoot Adhaatu Saankadiye Aadhibhautik Adhishthan Adhisthata Deva Adhogami
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________________ Adhogati Adhyatma Advaita Advaita bhaav Agamya Agnan, Agnanta Agnan Bhaav Agnani Agnas Aham Brahmasmi Ahamkar Ahamkari Ajanma Ajanma Amar Ajiva Akarta Akarta Bhavey Akarta-Abhokata Niedrigere Lebensform Spiritualitat Nicht-Dualitat, nicht-dual Nicht-dualistische Absicht Unfassbar, unbegreiflich Unwissenheit Intention von Unwissenheit Mensch, der nicht Selbstrealisiert ist, jemand der keine Selbst-Realisation erreicht hat, Unwissender Prinzipien der Befreiung, Richtlinien, spezielle Anweisungen "Ich bin Brahma" (das abolute Selbst, Gott) Ego, Egoismus Egoistisch Ohne Geburt, nie geboren Ohne Geburt und ohne Tod Unlebendig, Nicht-Lebendig Nicht-Handelnder Vollstandiges Nicht-Handeln Nicht-Handelnder - NichtLeidender Raum = eines der 6 ewigen Elemente Element Raum, eines der 6 ewigen Elemente Stufenlos Stufenlose Wissenschaft Passiv Form, Gestalt Unvergangliches Selbst Was nicht von dieser Welt ist, das Wirkliche Jenseits der Welt Akash Akash Tattva Akram Akram Vignan Akriya Aakruti Akshar Purush Alaukik Alok
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________________ Amal Einfluss Ambalal Muljibhai Patel, Dadashris weltlicher Name A.M. Patel Anaadi Ewig Anaadi Anant Ewig, ohne Anfang und ohne Ende Anaadi-Saant Der erste Teil, der richtigen Sicht Anami Ohne einen Namen, namenlos Anand Gluckseligkeit Anant Unendlich Anant Bheda Unendliche Sichtweisen, Perspektiven Anant Darshan Unendliches Sehen Anant Gnan Unendliches Wissen Anant Gunas Unendliche Eigenschaften Anant Shakti Unendliche Energie Anant Sukh Nu Dham Der Ort von unendlicher Gluckseligkeit Anant Sukh Unendliche Gluckseligkeit Anantam Brahma Unendliches Selbst Anatma Nicht-Selbst Anekant Allumfassend und alles annehmend Angushtha Matra Pranam "Wenn du das Bild des Selbst in deinem Herzen sehen mochtest, meditiere, damit du es in der Grosse deines Daumens sehen kannst." (Aus den Upanischaden) Anitya Verganglich Ansha Bruchteil, Teilstuck Ansha Swaroop Die Form eines Stuckchens Anta Ende Antahkaran Verstand, Intellekt, Chit und Ego bilden das innerlich arbeitende Instrument (Antahkaran) in jedem Menschen
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________________ Antar Vrutti Antaratma Innere Tendenzen Innerlich erwachtes Selbst, Zwischenzustand oder Interimszustand der Seele beginnt mit der Uberzeugung "Ich bin Reine Seele" und endet mit der absoluten Erfahrung Stadium der Interimsregierung Hindernisse Innere Sicht Atom Erfahrung Etwas, das erfahren werden kann Einer mit der Erfahrung des Selbst Antaratma Dasha Antaray Antarmukha Anu Anubhav Anubhavgamya Anubhavi Purush, Gnani Purush Anubhuti Anuyogas Apnapanu Ara, Aras Ardhadagdha Arjuna Aroopi Aropit Aropit Bhaav Aropit Gunas Erfahrung des Selbst Vier Jain-Schriften, Jain-Literatur Zustand der zum Ego gehort Ara, kosmische Zeitzyklen Halb verbrannt Lord Krishnas Schuler Das Formlose, unsichtbar Falschlich zugeschriebene Behauptung Die falsche Uberzeugung, die falsch zugeschriebene Intention Zu Unrecht zugeschriebene Eigenschaften Negativen innere Geisteshaltung, die das selbst verletzt Korperhaltungen im Yoga Allein Nicht-Anhaftung Unzahlbar Unwahrheit Unangenehm Segnung Artadhyan Asana Asanga Asangata Asankhyat Asatya Ashata Ashirwad
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________________ Ashubha Upayogi Selbst mit ungunstigem Gewahrsein Ashuddha Unrein Ashuddha Avastha Unreine Umstande Ashuddha Upyogi Selbst mit unreinem Gewahrsein Ashuddhi Unreinheit Astitva Existenz Atma Das Selbst, die Seele Atma Anubhav, Erfahrung des Selbst Atma-Anubhav Atma Darshan Sicht des Selbst Atma-Nirikshan Beobachten des Selbst Atma-Paramatma Selbst - Absolutes Selbst Atma Sakshatkar Selbst-Realisation Atma Swaroop Naturlicher Zustand des Selbst Atma Tattva Eins der ewigen Elemente: Das Selbst Atma Upayog Gewahrsein des Selbst Atmagnan Wissen vom Selbst, Selbst Verwirklichung, Selbst-Realisation Atmagnani Der Wissende der Seele, der Selbst Realisierte Atmanishtha Glaube und Hingabe an das Selbst Atmanishtha Purush Eine Person, die dem Selbst hingegeben ist Atmanubhav Erfahrung des Selbst Atmaroop Gestalt, Form des Selbst Atmavat Sarva Bhuteshu "Ich bin in allem, was lebt" Avagaman Das kommt und geht Avalumban Abhangigkeit Avaran Abdeckungen, Schleier der Unwissenheit Avarnaniya Unbeschreiblich Avastha Zustand, Umstand, Phasen, Stadien Avastu Nicht-Element Avatar Inkarnation, Geburt, Leben Avayahar Rashi Unbestimmter Zustand Avibhagi-Avibhajya Untrennbar-Unteilbar
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________________ Avinashi Avinashi Sukh Avinashi Tattva Avyabaadh Swaroop Avyaktvya Avyavahar Rashi Bhaajan Bhaan Badapo Badhak Bahiramookhi Atma Bahirmukhi Bahirmukhi Atma Bandh Bandhan Bapo Bava Bavo Bebhaan Beyidriya Bhaav, Bhavna Bhagwan Bhajiya Bhakti Bhautik Bhautik Jagat Permanent, ewig, unzerstorbar Ewiges Gluck Ewiges Element Seine Natur ist so, dass nichts es je verletzen kann, noch kann es jemals irgendetwas verletzen Unaussprechlich Lebensform, die keine Identitat hat, den namenlosen Zustand, nichtinteraktiven weltlichen Zustand, namenloser Zustand Behaltnis Gewahrsein Leiden Hindernis Eine Seele, die dem weltlichen Leben zugewendet ist Die Sicht, die auf das Aussen gerichtet ist Eine Seele, deren Sicht auf das Aussen gerichtet ist Binden von Karma Fesseln, Gebundenheit Vorgesetzter Asket Bettelmonch, Ego Zustand von Unbewusstheit Organismus mit zwei Sinnen Innere Intention, Absicht, tiefer Wunsch Gott Pikante Krapfen Den Lord hingebungsvoll verehren, anbeten Weltlich Materielle Welt
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________________ Bhautik Sukh Weltliches, materielles Gluck Bhed Trennung, getrennt Bhed Buddhi Intellekt, der Trennung schafft Bhed Vignan Wissenschaft die das Selbst vom Nicht-Selbst trennt Bheda Buddhi Unterscheidender Intellekt Bheda Gnani Der Wissende der Trennung Bhel Indischer Snack Bhelvaado Vermischt Bhinnatva Unterschiede Bhogvato Das Erleiden von Karma Bhokta Der Leidende Bhramachari Ein Zolibatar Bhramanaa Illusion Bhrant Chetan Das getauschte, verblendete selbst Bhranti Bhaav Intention von Illusion Bhumika Ort Bija Zweiter Tag des zunehmenden Mondes Binharif Etwas, mit dem man sich nicht messen kann Brahma Das Reine Selbst, das Selbst, Gott, hinduistischer Hauptgott Brahma Darshan Die Sicht Gottes Brahma-Parabrahma Selbst - Absolutes Selbst Brahma Satya Das Selbst ist real Brahma Swaroop, Das Selbst, Form Gottes Brahmaswaroop Brahmagnan Das Wissen vom Selbst, Gotteserkenntnis Brahmamaya Das Selbst in allem sehen Brahmanand Gluckseligkeit des Selbst Brahmand Rand des Universums Brahmanistha Im Selbst gefestigt, Glaube und Hingabe an Gott
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________________ Brahmarandhra Branthi Buddha Buddhi Buddhigamya Buddhijanya Buddhijanya Gnan Buddhishadi Chaitanya Chaitanya Swabhav Chaitanya Swaroop Chana Chanchad Chanchal Chanting Charam Deha, Charam Sharira Charge Chetan Charging Charitra Charmachakshu Chetan Chetan Bhaav Chetan Gnan Chetan-Mun Offnung am hochsten Punkt des Kopfes, Scheitelpunkt Tauschung, Illusion Erwacht, erleuchtet Intellekt Intellektuelles Verstehen Auf dem Intellekt basierend Intellektuell basiertes Wissen Diejenigen, die exzessiv ihren Intellekt nutzen Das Selbst Die innewohnende Natur des Selbst Gestalt, Form des Selbst Kichererbsen Unbestandig Aufgeregt, unruhig und aktiv Singen Letzter physischer Korper, der finale Korper Aufladendes selbst Aufladen Verhalten, Benehmen Fehler der physischen Augen Das Selbst, Leben, Seele Intention der Seele Wissen vom Selbst Aufladender oder lebendiger Verstand Das ewige Element Selbst, das Element des Selbst (eins von sechs ewigen Elementen) Subtiles inneres Instrument von Aufmerksamkeit, innere Komponente von Wissen und Sehen Der vierte Tag des zunehmenden Mondes Chetan Tattva Chit Choth
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________________ Dada Bhagwan Der Lord im Inneren Dadashri, Dada Der Gnani Purush Ambalal M. Patel Darasal Wahr, ursprunglich Darasal Atma Wahres Selbst Darshan Sehen Darshan Kriya Aktivitat, Akt des Sehens Darshan Prakash Unendliches Licht des Sehens Darshan Shakti Energie des Sehens Dasha Zustande Daya Sympathie, Freundlichkeit, Mitleid Deevo Licht Deha Korper Dehadhyas Identifikation mit dem Korper, dem Bewusstsein von "Ich bin dieser Korper" Dehatita Jenseits des Korpers Demerit Karma (Paap) Behinderndes Karma, Schlechtes Karma Deshkaad Zeit und Raum Deva Himmlisches Wesen Deva Gati, Devagati Himmlisches Reich Devas Gottheiten, himmlische Wesen Dhaarna Intention-Bewahren-Unterstutzung Dharma Rollen, Merkmale, Situation Dharma Dhyan Religiose Meditation, innere Geisteshaltung Dharmas Funktionen Dhrauv, Dhruveva Erhaltung, bewahren Dhruva Stabiler Zustand Discharge Chetan Entladendes selbst Discharging Entladen Divya Chakshu, Gottliche Sicht Divyachakshu Doondoo Kornahre Dosh Fehler Drashta Der Sehende
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________________ Drashti, Drashtipher Drashti Bhed Drashti Dosh Drashya Dravya Dukaad Dukh Durlabh Durvasa Dushamkaal Dvaita Dvaita-Advaita Dvaita Bhaav Dvandva Dvandvatita Dwandva Swaroop Dwesh Ekagra Sicht, Sichtweise, Sichtweisen Wahrnehmung Fehlerhafte Sicht Das, was zu 'sehen' ist Physische Materie, Substanz, Element Hungersnot Unglucklichsein, Schmerz, Trauer Schwer zu erlangen Ein Weiser, der fur seine Wut und seine hitzige Natur bekannt war Derzeitigen Zeitzyklus, indem es keine Einheit von Verstand, Sprache und Handlungen gibt Dualitat Dualismus - Nicht-Dualismus Die Absicht von Dualitat Dualitaten, Dualitat Jenseits von Dualitat Form, Gestalt von Dualitat Abscheu Einheit in Verstand, Sprache und Handlung Fokussierte Konzentration, Konzentration An einem bestimmten Standpunkt festhalten, der alle anderen ausschliesst Eins werden Ein-Sinn-Organismus, ein Organismus mit einem Sinn "Ich bin Einer, moge ich viele sein" Obligatorisch, zwangslaufig Funf Prinzipien, Richtlinien, spezielle Anweisungen Ekagrata, Ekragata Ekantik Ekatmata Ekendriya Ekoham Bahusyam Farajiyat Funf Agnas
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________________ Gati Gati Sahayak Tattva, Gatisahayak Tattva Gayatri Ged Besi Ged Bethi Ghaari Ghee Gita Gnan Reiche der Existenz, Daseinszustand Element der Bewegung oder Dynamik Gnan Bhaav Gnan-Darshan Eine populare Hymne des Hinduismus, bekannt als GayatriMantra Butterschmalz Eine der zentralen Schriften des Hinduismus, Bhagavad Gita Dadashri benutzte das Wort 'gnan' (Wissen) fur drei verschieden Arten von Wissen: Gnan ist das Wissen des Selbst (Spirituelles Wissen). Das zweite gnan ist das Wissen von Ursache und Wirkung, Leben fur Leben. Und das dritte gnan ist das weltliche Wissen der Menschen: Wissen uber Selbst-Realisation!"), das wirkliche Wissen Gnan Ankshepakvant Sich mit dem Wissen vom Selbst befassen Intention von Wissen Wissen und Sehen Vollstandiges Verstehen Es passt, sitzt gut, stimmt uberein Susses Geback, eine Spezialitat aus Surat Gnan-Darshan-Charitra Gnan Drashti Gnan Kriya Gnan Prakash Gnan Shakti Gnan Swaroop Gnan Vani Wissen-Sehen-Verhalten Sicht durch Wissen Aktivitat des Wissens Licht des Wissens Energie des Wissens Form vom Wissen Gesprochenes Wissen des Gnani Purush
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________________ Gnan Vidhi Wissenschaftliches Verfahren um Selbst-Realisation zu ermoglichen Gnani Ein Wissender des Selbst; Jemand, der das Selbst vollstandig realisiert hat Gnani Purush Der voll Erwachte, der frei von Ego und allen weltlichen Anhaftungen ist, und der dieses Erwachen weitergeben kann Gnanjanya Gnan Das auf Erfahrung beruhende Wissen vom Selbst, das durch Gnan aufsteigt Gnanvado Mit Wissen Gnata Wissender Gnata-Drashta Wissender - Sehender Gneya, Gnayak Das, was zu wissen ist, erkennen Grahan Erwerben, bekommen, Anschaffung, Erungenschaft Guna, Gunas Innewohnende Eigenschaft, die naturlichen angestammten Qualitaten Gunadharma Innewohnende Eigenschafen/Natur, Eigenschaft Gunasthanak, Gunthanu Stufen in der spirituellen Entwicklung des Selbst Gunavaachak Merkmale und Eigenschaften Guru Spiritueller Lehrer Guruttam Der Hochste von allen Halan-Chalan Jede Art von Bewegung Hari Gott Heeyaman Nimmt ab, abnehmen Hetu Ziel, Zweck Himsa Gewalt Hindustan Indien Hisaab Karmische Konten, Konto Hoo Ich
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________________ Hoo Panu Hum Ichchha Shakti Indriya Indriyagamya Ishwar Ishwarpanu Ishwar-Parmeshwar Jada Jada Gnan Jada Parmanu Jada Shakti Jada Tattva Jagat Kalyan Jagat Mithya Jagat Satya Jagruti Jainismus Jalebi Janvar Gati Japa Jignyansu Jiva Jiva Shrushti Jiva-Shiva Jivas Jivatma "Ich bin dies" Ego, in Verbindung mit 'ich' Energie des Verlangens, Energie von Begierde, Wunsche "Sinnesorgane, Sinne" Das, was durch die Sinne vermittelt wird Gott Zustand von Gott Selbst - Absolutes Selbst Das Nicht-Lebendige, Nicht-Selbst, leblos Wissen des Nicht-Selbst Unbelebte subatomare Teilchen Unbelebte Energie Ewiges Element Materie Die gottliche und ausserordentliche Absicht von der Erlosung der Welt Die Welt ist eine Illusion, die Welt ist unwirklich Die Welt ist ebenfalls wahr Gewahrsein Die Religion der Jains Susse Krapfen Tierreich Mantren wiederholen Suchender (z.B. nach Wissen) "Lebensformen" Lebewesen Lebewesen Selbst Viele, unzahlige, zahlreiche Lebensformen Verkorperte Seele mit Karma und Ego, sterblich
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________________ Jya lagi Atma tattva chinhyo nahi, tya lagi sadhana sarva juthi Kaad Kaad Tattva Kaka Kaliyug Kalpana Kalpant Kalpit Kalpit Sukh Kalyan Kapat Karamat Karan Karan Keval Gnan Karan Sarvagnya Karan Sharira Karta Karta Bhaav Karta mitey, toh chhootey karma Karta-Bhokta Kartapanu Karuna Karya "Bis du das Element erlangt hast, was das Selbst ist, werden all deine Bemuhungen vergeblich gewesen sein." Zeitzyklus, Zeitalter, Zeit Ewiges Element Zeit Onkel vaterlicherseits Ara des gegenwartigen Zeitzyklus, in dem es keine Einheit im Denken, Sprechen und Handeln gibt Vorstellung, Imagination, Fantasie "Endloser Kummer, Wehklagen und Kummer" Imaginiert, eingebildet Imaginiertes, eingebildetes Gluck Erlosung Tauschung Spezielle, besondere Fahigkeiten "Ursache" Das ursachliche absolute Wissen Derjenige, der das Selbst erkannt hat, gilt als jemand, der Ursachen erschafft, um der Wissende aller Elemente zu werden Kausaler Korper, Kausalkorper, Ursachen Korper Handelnder sein, Handelnder Absicht, Handelnder zu sein "Wenn der Handelnde gegangen ist, wird man frei von den Fesseln des Karmas." Handelnder - Leidender, handeln - leiden Handelnder-Sein Mitgefuhl Taten, Tat
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________________ Karya Sharira Kashayas Keval Charitra Keval Darshan Keval Gnan Keval Gnanis Keval Prakash Kevali, Kevali Khichadee Kinaro Kismat Kram Kram-Bram Kramic Marg Wirkungs-Korper, der aktive Korper, der die Wirkungen gibt innere versteckte Feinde von Wut, Stolz, Tauschung und Gier. Irregefuhrtes Verhalten, das rechtes Wissen und Verhalten behindert und das Karma und Verwicklung in der Welt fortbestehen lasst Absolutes Verhalten Absolutes Sehen Absolutes Wissen Die Wissenden des Absoluten Selbst, voll Erleuchtete Absolutes Licht Absolut Reis und Linsen Kustenlinie Schicksal Fortlaufende Reihenfolge, Ordnung Regel oder Ordnung Traditioneller spiritueller Weg (Stufe-fur-Stufe-Weg) zur Befreiung, bezeichnet eine Treppe, bei der man eine Stufe nach der anderen erklimmen muss Schritt fur Schritt in systematischer Ordnung, Fortschritt Geordnet Aktivitat, Tun Energie von Aktivitat Rituale Resultate, Ergebnisse erzielen Aktiv Arger, Wut Gnade Kramsar Kramvaar Kriya Kriya Shakti Kriyakand Kriyakari Kriyasheel Krodh Krupa
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________________ Kshar Kshar Purush Kshayak Gnan Kshayak Samkit Kshetra, Kshetras Kshetragnya Kshetrakaar Laadva Laagani Lafra Laghuttam Laghuttam Bhaav Laksha Lakshan Laukik Laya Lihat Lobh Lok, Lokas Lok-Alok Loksangnya Maan Maansik Anand Maan-Taan Mahabhajan Mahamukta Verganglich Vergangliches selbst Permanente, dauerhafte Uberzeugung vom Wissen Permanente, dauerhafte Uberzeugung vom richtigen Glauben Ort, Orte im Universum Wissender des Ortes, der Statte Das eins werden mit dem Ort, darin involviert werden Sussigkeiten Gefuhle Weltliche Verstrickungen Der Geringste der Geringen Demutigste Absicht Gewahrsein Charakteristisches Unterscheidungsmerkmal Weltlich Untergang, Ende Frei von Denken Gier Welten, Ebenen der Existenz, Universum, Bereiche Alle Bereiche des Universums und daruber hinaus Wissen, das aus dem Umgang mit Menschen entsteht, gesellschaftlicher Einfluss, weltliche Sicht Stolz Mentales Gluck Stolz - physische Wichtigkeit Essenz der Befreiung Uberaus befreit
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________________ Mahatma, Mahatmas Jemand, der Selbst-Realisation durch Akram Vignan erreicht hat, das Gnan Vidhi erfahren hat; Diejenigen, die das Selbst durch das Gnan Vidhi erlangt haben Mama Onkel mutterlicherseits Mamata "Das ist meins", meins Manobud Kraft des Verstandes Manodharma Natur des Verstandes Mantra Heiliges Wort Manushya Menschliches Wesen Manushaya Shrushti Menschen Manyusha Anand Menschliches Glucklichsein Manyusha Gati Reich der Menschen Marma Bedeutung Matbhed Meinungsverschiedenheiten Matt Meinung Maya Tauschung, Illusion, illusorische Anhaftung Mayavi Shakti Illusionare, tauschende Energie Mishra-Chetan, Das 'ich mit der falschen Mishra Chetan, Uberzeugung, das vermischte selbst, Mishrachetan Vermischung von Selbst und Nicht Selbst Mithya Verblendet, getauscht, illusionar, Unwirklichkeit, unwirklich Mithya Darshan, Verblendete Sicht, falsche Sicht Mithya Drashti Moha Rausch durch Illusion Moha-Maya Illusorische Anhaftung Moksha Befreiung, endgultige Befreiung vom Zyklus von Geburt und Tod Moksha Swaroop Zustand der Befreiung Mokshadata Spender der Befreiung Moodhatma Die unwissende Seele
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________________ Muda Muda Atma, Muda Chetan Muda Guna Muda Swaroop Muda Vastu Mudd Mudd-Vikshep Mudhatma Mukta Mukta Purush Mukti Mun-Buddhi-Chit Ahamkar Murchha Murchhit Murti Naad Naad Brahma, Naastik Nagar Nagar baccho, kabhi na Hoi kaccho Naimitik Naimitik Karan Namo Siddhanam Wirklich, wahr, ursprunglich Das wahre, ursprungliche Selbst, die ursprunliche Seele Ursprungliche Eigenschaften Hauptform des Selbst Ursprungliches Element Unreinheit Naadbrahma Na Iti, Na Iti; Neti, Neti "Dies ist nicht Das, dies ist nicht Das" Nanami Leidenschaften und Hindernisse Verblendetes selbst, sich des Selbst nicht gewahr sein Befreit, frei Befreiter; Einer, der befreit ist Freiheit, Befreiung Verstand, Intellekt, Chit, Ego Besessenheit Illusorische Anhaftung Statue, ikonische Darstellung Klang Gottlicher Klang Jemand, der glaubt, dass Gott nicht existiert, Atheist, ohne Existenz Kaste der Brahmanen Ein Nagar-Kind (Kaste der Brahmanen) kann niemals schwach sein Alles ist instrumentell, Mittel Instrumentelle Ursache "Ich verneige mich vor den absolut befreiten Seelen" Tod, Todesprozess
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________________ Nandiswar Die stehende Haltung auf dem Bullen (reprasentiert die stehende oder sitzende Position, Asana) Napunsak Neutral, weder mannlich noch weiblich Nark Holle Nark Gati Reich der Holle Nashavant Verganglich Nigod Nicht wahrnehmbare lebende Wesenheiten im Schlafzustand, die auf Entwicklung warten und noch nicht in die weltliche Interaktion eingetreten sind; niedrigste Lebensform Nikal Leeren Nimit Jemand, der in einer Situation zu einem Instrument wird; ein offensichtlich Handelnder; ein lebender oder nicht lebender Beweis in der sich entfaltenden Wirkung des Karma; Nirabhimaani Frei von ubermassigem Stolz Niradhari Unabhangig, ohne Unterstutzung Niragraha, Niragrahi, Niragrahata Nichtbeharren n Wahrheit oder Sichtweise Nirahamkari Ohne Ego Nirakaar, Nirakar, Formlos, ohne Form Nirakari Niraakruti Formlosigkeit Nirakar Formlos Nirakari Akaar Formlose Form Nirakari Bhagwan Formloser Gott Niralumb, Niralamb Unabhangig Niranjan Frei von Karma dere aer
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________________ Niranjan-Nirakari Akaar Makellose, perfekte, formlose Form Makelloser, perfekter, formloser Gott Niranjan-Nirakari Bhagwan Nirakari Nirashrit Niravaran Nirbhaya Nirbhedda Nirdosh Nirguna Nirichchhak Nirikshan Nirjara Nirlep Nirleyp Bhaav Nirmal Nirpeksha Nirvikalp Nirvikalp Purush Nirvikalpi Nirvikalpi Guru Nirvikari Nischay Nischay Atma Nischaya Gnan Nischetan Chetan Nischetan-Mun Nishank Nishpakshapati Nishtha Nitya Ohne Form Unabhangig "Frei von Verschleierungen, Verdeckungen" Frei von Angst Unvermischbar Unschuldig Ohne, keine Eigenschaften Frei von Wunschen Beobachten Entladung von karmischer Masse Unbefleckt, unberuhrt, rein Makellos und unbefleckt Sauber und rein Unabhangig Frei von Ego Egoloses Wesen Egolose Person Lehrer, Fuhrer, der das Selbst erlangt hat Frei von allen Leidenschaften Entscheidungen Das Selbst Wissen vom Selbst Lebendig - Nicht-Lebendig Wirkung des sich entladenden Verstands Frei von Zweifeln Unparteiisch und fur keinen Standpunkt Partei ergreifend Glaube, Vertrauen und Hingabe Ewig
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________________ Nivedo Ergebnis Nivrut Der Nichthandelnde Nivrutti Inaktivitat Niyam Disziplin, Selbst-Reinigung und Lernen Niyamraj Durch die Natur geregelt Niyati Ein genauer festgelegter Weg zur Befreiung Omkar Zeichen Paap Schlechtes Karma, schlechte Taten, Verfehlung, Sunde, negatives Karma Paapi Sunder Pakshapati Parteinahme - auf einer Seite sein Panchindriya Funf Sinne Panchklesha Angst vor dem Tod Pani Wasser Paapad Cracker, Keks Pantha Sekte Parabrahma Absoluter Gott Param Vinaya Allerhochste Demut Paramanand, Parmanand Zustand ewiger Gluckseligkeit Paramatma Das Licht der absoluten Seele, absolute Seele, der Zustand der absoluten Seele, das absolute Selbst Parameshwar Absoluter Gott, absolutes Selbst Paripurnata Vollstandige Verwirklichung Parmanu, Paramanus Subatomare Teilchen Par-Ramanata Versunkensein im Nicht-Selbst Par-Satta Abhangig von anderen Dingen, von etwas anderem gesteuert Paryaya Stadien, Phasen Paryayvachak Unterschiedliche Phasen ein und derselben Sache
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________________ Paudgalik Potapanu Pradesh, Pradesho Pragnya Prakash Prakash Swaroop Prakashak Prakruti Pramaata Praman Prameya Prapta Purush Das zum Nicht-Selbst-Komplex gehorende Gewicht oder Last, das zu niedrigeren Bereichen der Existenz fuhrt; Nicht-SelbstKomplex, physikalisch, Korper Ichheit (Ego) Orte, Stellen Bereiche Direkte Energie des erwachten Selbst Licht Form von Licht Erleuchtend Verstand-Sprache-Korper-Komplex, Nicht-Selbst-Komplex Das Illuminierende, das Erleuchtende Menge, Anteil Der enthaltende Raum, Behaltnis, Gefass Jemand, der selbst befreit ist, der unabhangig ist, der niemals einen einzigen Gedanken an das weltliche Leben hat. Er hat keine Gedanken in Bezug auf Frauen (Sexualitat), noch hat er Gedanken an seine Existenz, und in ihm ist keine 'Ich-heit Wirkung Materie (die zusatzliche Verbindung) des Nicht-Selbst-Komplexes Relatives selbst, das durch den Glaube an "Ich bin Chandubhai" aufgeladen wurde, das selbst, dem Leben eingeflosst wurde Leben einhauchen, einflossen Uberzeugung Absicht der Uberzeugung Kontrolle uber die Sinne Direkt, manifestiert Handlungen, Aktivitat, Tun Prarabdha Prasang Pratishthit Atma Pratistha Pratiti Pratiti Bhaav Pratyahar Pratyaksh Pravrutti
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________________ Prem Liebe Prerana Shakti Kraft des Befehls Pretayoni boser Geist Preya Weltliches Glucklichsein Pruthvi Erde Pruthvikaya Lebensformen mit Erdkorpern Pudgal Nicht-Selbst-Korper-Komplex Pudgal Parmanu Subatomare Teilchen des Nicht Selbst-Komplexes Puja Anbeten, verehren Punarjanam, Punarjanma Reinkarnation, Wiedergeburt Punya gute Taten, positives Karma Puran-Galan Fullen - Entleeren Purna Vollstandig Purna Bhaay Hochstes, ultimatives Ziel Purnahuti Absoluter Zustand, Vollendung Purnatva Zustand von Vollkommenheit, absolutes Selbst, absoluter Zustand, vollstandiges Gewahrsein Purusharth Spirituelle Bemuhung Purvaj Der erste Mensch, Vorfahr Purvajanma Vorhergehendes Leben, fruheres Leben, vergangenes Leben Raag-Dwesh Anhaftung - Abscheu Rajas Leidenschaft, Begierde; das, was Leidenschaft und Aktivitat anregt Raudradhyan Die negative innere Geisteshaltung, die das relative selbst und andere verletzt Roonanubandha Karmische Bindungen Roop, Roopi Form, sichtbar Roopantar Veranderung in der Form Rupak Manifestation, Materialisation, Wirkung, in Kraft treten, Realisation Rushi-Munis Alte Weise Sa-aadi Anfang der richtigen Sicht
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________________ Sa-anta Saadi-Anant Sabhaan Avstha Sachar Sacharachar Sadhan Sadhan Gnan Sadhana Sadhano Sadhya Sahaj, Sahajik Sahaj Swabhaav Ende der richtigen Sicht Die richtige Sicht bis in alle Ewigkeit Bewusstseinszustand, Zustand von Bewusstheit Bewegung, beweglich, veranderlich Beweglich-unbeweglich Ressource, Werkzeug, Mittel Mittel, um Wissen zu erlangen (Spirituelle) Bemuhungen (Spirituelle) Wege, Praktiken Ziel naturlich und spontan Geschieht von alleine, naturlich und spontan Saiyogo Sajjanta Sakaar, Sakari Sakaari Bhagwan Sakaar Swaroop Sakal Paramatma Sakriya Sakshatkaar Sakshibhaav Samadhan Samadhi Umstande tugendhafte Gedanken Gestalt, Form Manifestierter Gott, Gott mit einer Form Gestalt Absolutes Selbst in jeder Hinsicht Aktiv Direkte Erfahrung Zeuge, Beobachter sein Innere Zufriedenheit Einheit mit dem wahren Selbst, Zustand von Gluckseligkeit, unberuhrt von allen ausseren Turbulenzen Rezitieren, singen, chanten, Wort Absicht von Gleichmut Der kleinste Bruchteil der Zeit, allerkleinste Zeiteinheit, fast keine Zeit Meditative Innenschau, introspektive Meditation Erleuchtung, erleuchtete richtige Sicht Samaran Samata Bhaav Samaya Samayik Samkit
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________________ Samsaran Evolution Samsaran Marg Weg der Evolution Samvar Einstromen von Karma blockieren, den Zustrom karmischer Masse blockieren Samvar Purvak Nirjara Blockiert das Binden von neuem Karma Samyak Erleuchtet, richtig Samyak Darshan Richtige Sicht, richtige Uberzeugung Samyak Drashti Erleuchtete, richtige Sicht Samyaktva Richtige Sicht Sanatan Ewig Sanatan Sukh Ewige Gluckseligkeit Sangi Kriyas Gemeinsame Aktivitaten, miteinander verbundene Aktivitaten Sangya, Sangnya "Gesellschaft, Beispiele und Bezuge" Sankalp Entscheidungen Sankalp-Vikalp "Das ist meins" - Ich-heit Sankhya Zahl Sankhyat Zahlbar, abzahlbar Sankhyat guna Zahlbaren Eigenschaften Sankoch-Vikaasshil Ausdehnen - Zusammenziehen Sansar, Sansar Avastha, Das weltliche Leben Sansar Kaad Sansar Bhaav, Sansari Bhaav Weltliche Intentionen, Absichten Sansar Vyavahar Weltliche Interaktion Sansari Weltlich Sanshaya Zweifel Sanskar Eindrucke Sant Purush Heilige, spirituelle Fuhrer Sapeksha Relativ, abhangig Sarva Vyaapi, Sarvavyapi Allgegenwartig Sarvansha Vollstandig, komplett Sarvavyapak Omniprasenz, allgegenwartig Ewig, wahr Sat
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________________ Sat Chit Anand Ewiges Gewahrsein der Gluckseligkeit Sat Chit Anand Swaroop Im gluckseligen Gewahrsein des Ewigen etabliert zu sein Satsang Spirituelle Gemeinschaft, spirituelle Diskussion Sattva Gute und Bewusstsein, Gewahrsein Satya Wahrheit Satyam Gnanam "Wissen ist Wahrheit" Satyug Zeitzyklus von Einheit in Denken, Sprechen und Handeln Shabda Wort Shabda Brahma Wort Gottes Shabdaroop In Form von Worten Shakti Energie, Macht Shanka Zweifel Sharira Korper Shastras Schriften Shastra Gnan Bucherwissen Shastra Gnanis Experten des Wissens der Schriften Shata Vedaniya Karma Erleben von Freude-Karma Sheth Geschaftsmann, Chef Shiti Existenz, Zustand Shiva Realisiertes Selbst, Selbst, unsterbliches Selbst Shiva Buddhi Erleuchteter Intellekt Shivatma Unsterbliches Selbst Shivalaya Shiva-Tempel Shookshmattam Ausserst subtil Shraddha Uberzeugung, Glaube, Vertrauen Shreya Spirituelle Gluckseligkeit Shrikhand Susses Joghurtgericht Shrota Der Horende Shrushti Schopfung Shruta Vani Worte der Erleuchteten horen
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________________ Sthavarkaya Unbewegliche Korper (Baume) Shtir Still, stabil Shtool Grob Shtool Atma Grobes, grobstoffliches Selbst Shtool Mun Grobstofflicher Verstand Shtool Sharira Physischer Korper Shuba Gunstig, gluckverheissend Shubha Upayogi Gunstiges Gewahrsein Shubha-Ashubha Gunstig- ungunstig Shuddha Rein Shuddha Ahamkar Das Reine Ego Shuddha Chaitanya, Shuddha Chetan Das Reine Selbst Shuddha Upayog, Reines angewandtes Gewahrseins des Shuddha Upayogi Selbst Shuddha-Buddha Rein und erleuchtet Shuddhata Gewahrsein der eigenen Reinheit Shuddhatma Reine Seele Shunya Null Shunyavastha Ohne Gedanken, frei von Gedanken Shushka Gnan Wissen, das augetrocknet ist, das keine Resultate hervorbringt Siddha Festgelegt, etabliert Siddhatma Diejenigen, die endgultige Befreiung erlangt haben, Befreite Seelen Siddha Bhagwan Befreite Seele, befreiter Lord Siddha Gati, Siddhagati Aufenthaltsort der befreiten Seelen, Reich der Befreiten Seelen Siddhagati Ort der entgultigen Befreiung, Befreite Seele Siddha Kshetra Aufenthaltsort der Absoluten Seelen Siddha Lok Ort, Reich der Befreiten Seelen Siddha Pad Zustand der endgultigen, vollstandigen Befreiung Siddha Shila Ort der Befreiten Seelen
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________________ Siddhant Siddhantik Siddhas Siddhi Smaran Sohum Sookshma Sookshma Atma Sookshma Deha, Sookshma Sharira Sookshma Mun Sookshmatar, Sookshmattar Sookshmattam Sparsh, Sparsha Srushti Spirituelle Lehre, spirituelles Prinzip; das unumstossliche Prinzip, welches das Hochste erreicht Unumstossliches Prinzip Die Absolut Befreiten Energie, die das Hochste vollendet Rezitation, rezitieren "Ich bin Das" Subtil Subtiles Selbst Subtiler Korper Subtiler Geist, Verstand Subtiler Sthavarkaya, Sthavar Sthir Sthitisahayak Tattva Sthool Sthool Mun Sugam Sukh Swabhav, Swabhaav Das Subtilste Beruhrung, beruhrt Kreieren, Schopfung des weltlichen Lebens Unbewegliche Korper (Baume) Still, stabil Element der Tragheit oder Unbewegtheit Grob, beruhrbar, grobstofflich Grober Geist Verstehen Gluck, Freude, Gluckseligkeit Innewohnende Eigenschaft, wahre, ursprungliche Natur Natur Naturliche Eigenschaften Naturlichkeit Wahre Natur des Selbst Uber sein eigenes Selbst kontemplieren Swabhavik Swabahvik Guna Swabhavikta Swadharma Swa-Dhyan
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________________ Swa-Kshetra Swanubhaav Swa-Samvedan Swa-Satta Swa-Swaroop Swarg Swaroop Swatantra Syadvaad Taady Taan Takalaadi Tamas Ort des Selbst Erfahrung des Zustands vom Selbst Gluckseligkeit des Selbst Vom Selbst abhangig Die eigene Natur, die eigene Form Himmel Form, Gestalt, Natur, Selbst Unabhangig Sprache, die nicht das Ego irgendeines lebenden Wesens verletzt Fermentierter Palmensaft, engl. Toddy Verbindung, Bindeglied Etwas, das leicht kaputtgeht und zerbrechlich ist Dunkelheit, Tragheit, NichtGewahrsein Dunkle Merkmale, Eigenschaften Verwickeltsein, Verstrickt, Versunkensein im Korper- und Verstandeskomplex Busse und Entsagung Erloser Element, die sechs ewigen Elemente Element Feuer Elektrischer Korper Strahlendes Licht Gott ist die Heimat von Licht Lebensform mit Feuerkorpern Verachtung Ein vollstandig Erleuchteter in einem menschlichen Korper die Tiere und Pflanzen Reich der Pflanzen und Tiere Tamo Guna Tanmayakar Tara Tarantaran Purush Tattva Tej Tejas Sharira Tejasvi Tejtej Na Ambar Teukaya Tiraskar Tirthankara Tiryancha Tiryancha Gati
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________________ Trigunatmak Trija Trikaad Drei Eigenschaften: Sattva - Gute und Gewahrsein, Rajas - Leidenschaft und Begierde, Tamas - Nicht-Gewahrsein, Tragheit und Dunkelheit (Aus den Vedischen Schriften) Dritter Tag des zunehmenden Mondes Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Kontinuierliche Intention Dreifaltiges Leiden:Mentales, korperliches und die Bedrangnis von ausseren Quellen weltlichen Lebens Entsagung, entsagen Losgelost, gleichgultig, unbeteiligt Trikaadi Bhaav Trividha Taap Tyaagi Udaseen, Udaseen Bhavey Udhaar Upadhi Upari Upayog Urdhvagami Utkranti Utpaad Utpatti Vaasna Vado Vakragrati Vakta Vanaspativkay Vani Vardhaman Vartan Vaastavik Auf Kredit Leiden als Folge von ausseren Ursachen, Sorgen und aussere Probleme, Leiden, Schwierigkeiten Vorgesetzter, Chef Angewandtes Gewahrsein Aufsteigen Evolutionstheorie Ursprung Entstehung, Ursprung Wunsch mit die Ruckentwicklung 'Devolution' Sprechender Lebensform als Pflanze Sprache Zunehmen Verhalten Wissen der Wirklichkeit
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________________ Vastu Swaroop Vastu Vastutva Vastutva Astitva Vayu Vayukaya Veda Vedak Vedanta Vedantis Veden Vetta Vibhavik, Vibhaavik Vibhavikta Vibhavik Drashti Vibhuti-Swaroop Vidhata Vidhi Vignan Vignan Swaroop Vikalp, Vikalpi Vikalpi Satya Vikshep Vinashi Vinashi Atma Vinashi Satya Viparit Vipirit Buddhi Elementare Form Element des Selbst Elementare Natur, elementare Essenz Existenz des eigenen Selbst Element Luft Luftkorper-Lebewesen Wissen Der Leidende Heilige Schrift der Hindus Diejenigen, die sich mit dem Vedanta befassen, den Hindu Schriften Hindu-Schriften Wissender Unnaturlich, fehlerhaft Unnaturlichkeit Falsche, verblendete Sicht Heiliger Zustand Schicksal Sicht Wissenschaft Form der Wissenschaft Falsche Uberzeugung, falsche Wahrheit Wahrheit durch das Ego Illusion Vorubergehend, zerstorbar, verganglich Vergangliches oder zerstorbares Selbst Relative Wahrheit Fehlgeleiteter und widerspruchlicher Intellekt Verblendeter Intellekt
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________________ Virya Shakti Vishesh Bhaav Vishesh Gunadharma Vishesh Parinam Vitarag Vitarag Drashti Vitaragata Viyogi Vrutti, Vruttis Vyadhi Vyagra Vyatirek Guna Vyavahar Atma Vyavahar Jiva Vyavahar Rashi Vyavaharik Satya Vyavasthit, Vyavasthit Shakti Vyaya Yama Yamraj Yojana Yoni Unendliche Energie des Selbst Extra-Intention, zusatzliche Intention Zusatzliche Eigenschaft Zusatzliches Ergebnis Erleuchteter, ohne jegliche Anhaftung oder Abscheu Losgeloste Sicht Zustand des Losgelostseins von Anhaftung und Abscheu "Kommt zu einem Ende, kurzlebig, verganglich, lost sich auf" Tendenzen, Neigungen Korperliches, physisches Leiden Fehlen der Einheit in Verstand, Sprache und Handlung Andere, fremdartige Eigenschaften, zusatzliche Eigenschaft Weltlich interagierendes selbst Weltlich interagierende Seele Weltlicher Zustand Wahrheit der Welt 'Die sich bedingenden Umstande' Zerstorung Moralische Richtlinien Gott des Todes Planung Entstehungsort, Ort der Schopfung, Mutterleib, Gebarmutter
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________________ 2. 13 Dada Bhagwan Bucher uber Akram Vignan in deutsche 1. Aptavani - 4 Aptavani-8 Arger/Wut Das richtige Verstandnis, anderen zu helfen Der edle Umgang mit Geld Der Fehler liegt beim Leidenden Die Makellose Sicht Die Wissenschaft zur Selbst-Realisation Die Wissenschaft von Karma 10. Die Wissenschaft der Sprache 11. Die Essenz aller Religionen 12. Geld Generationsunterschiede 14. Gnani Purush Shri A.M.Patel 15. Harmonie in der Ehe 16. Leben ohne Konflikte 17. Pratikraman 18. Reine Liebe 19. Sich Uberall Anpassen 20. Sorgen 21. TOD - Davor, Wahrenddessen und Danach 22. Trimantra 23. Vermeide Zusammenstosse 24. Was immer geschehen ist, ist Gerechtigkeit 25. Wer bin Ich? 26. Akram Express Digest Kinderbuch 27. Diverse Horbucher Bucher uber Akram Vignan in englisch (noch nicht ubersetzt) 1. Ahimsa (Non-Violence) 3. Shri Simandhar Swami 2. Guru and Disciple 4. Celibacy: Brahmcharya 5. Aptavani - 1 bis 14 Alle englischen Booklets findest du online uber: www.dadabhagwan.org Das Dadavani Magazin erscheint monatlich in englisch und wird sporadisch in deutsch ubersetzt. Unter Service/Download hier: www.Akram-Vignan.de Buchbestellung online: www.Akram-Vignan-Shop.de
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________________ Kontaktadressen Dada Bhagwan Parivar India (Main Center) : Trimandir, Simandhar City, Ahmedabad-Kalol Highway, Adalaj, Dist.: Gandhinagar - 382421, Gujarat, India. Tel : +91 79 39830100 Email : info@dadabhagwan.org Germany : Tel-Fax: +49 700 32327474 (0700-dadashri) Email: info@dadabhagwan.de USA-Canada : +1 877-505-(DADA)3232 U.K. : +44 330-111-DADA (3232) Spain : +34 922133282 / 630065700 Singapore : +65 81129229 / 9730 6455 Australia : +61 421127947 / 41 New Zealand : +64 21 0376434 / 9 6294483 UAE : +971 557316937 Kenya : +254 722 722 063 Webseite : www.dadabhagwan.de www.dadabhagwan.org
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________________ Hierin liegt die Wissenschaft Man sollte mithilfe des Gnani Purush die eindeutige Grenzlinie zwischen Selbst und Nicht-Selbst verstehen. Seine Erlauterungen enthalten die Wahrheit fur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie leuchtet im selben Licht, auch nach Tausenden von Jahren. Das Ganze ist eine Wissenschaft. Ich habe die letzten achtundzwanzig Jahre uber diese Wissenschaft geredet, und doch ist es noch nicht vorbei. All dies wurde auf einem Tonbandgerat aufgezeichnet. Daraus werden Bucher gedruckt werden. Also ist dies eine sehr grosse Wissenschaft. Zwei bis drei Tonbander werden taglich aufgezeichnet. Und ich habe viele Jahre lang gesprochen. All das dient der Erlosung der Welt. - Gnani Purush Dadashri Dada Bhagwan Na Aseem Jai Jaikar Ho Unendlich ruhmvolle Grusse zu Dada Bhagwan, dem Ewigen Lord innerhalb allem. 9789356-321978 Printed in India dadabhagwan.de