Book Title: Die Reihenfolge Und Entstehung Der Werke Dharmakiritis
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 5
________________ Die Reihenfolge und Entstehung der Werke Dharmakirti's 145 Und Dharmakirti selbst knüpft die gleichen Erläuterungen, die er hier in der Vrttiḥ zum Pramāņavārttikam gibt, ebenso wie die Widerlegung Isvarasena's, im 3. Kapitel des Pramāņaviniscayaḥ (fol. 201b 1 ff. der Ausgabe von Derge) im gleichen Wortlaut an ebendiesen Vers des Pramānasamuccayah. Schließlich weist Dharmakirti mit den Worten tridhaiva saḥ, avinābhāvaniyamāt auf die dreifache Einteilung des Grundes nach den verschiedenen Arten der festen Verbindung hin, also auf eine Lehre, die erst er geschaffen hat und die ihm eigentümlich ist. Der Vers, mit dem Dharmakirti im 1. Kapitel des Pramāņavārttikam seine Darstellung beginnt, stammt also von ihm selbst und weist keinerlei Beziehung zum 2. Kapitel des Pramāṇasamuccayaḥ auf. Wohl lehnt er sich an Worte Dignāga's an. Aber diese sind aus einem andern Werk genommen '1. Warum Dharmakirti diesen Vers so ausführlich erklärt, hat allerdings seinen besonderen Grund, und das ist folgender. Der Vers ist, wie wir bereits gesagt haben, ein programmatischer Vers, der kurz den Inhalt der darauffolgenden Darstellung angibt. Er erinnert in dieser Hinsicht an śāstraśarīra-Verse, wie den, mit dem Maitreyanātha seinen Madhyāntavibhāgaḥ einleitet 118. Ähnliches finden wir bei Dharmakirti auch sonst. Am Anfang des Vādanyāyaḥ steht ein solcher programmatischer Vers, obwohl das ganze übrige Werk in Prosa geschrieben ist. Und vor allem der Hetubinduḥ, der auch in Prosa abgefaßt ist, ist gleichfalls mit einem solchen Vers eingeleitet, und zwar ist es eben unser Vers aus dem 1. Kapitel des Pramāņavārttikam, der hier als programmatischer Einleitungsvers dient. Dieses Beginnen mit einem programmatischen Vers, sowie das Fehlen jeglicher Beziehung auf den Pramāṇasamuccayaḥ bedeutet bereits einen grundsätzlichen Unterschied des 1. Kapitels von den übrigen Kapiteln des Pramāņavārttikam. Die gleiche Verschiedenartigkeit zeigt sich aber auch in der übrigen Darstellung. Diese verläuft etwa folgendermaßen". Nach der ausführlichen Erklärung der ersten Worte des programmatischen Verses, die so weit reicht, wie die Anlehnung an die oben angeführten Worte Dignāga's, beginnt Dharmakirti mit einer ausführlichen Darstellung seiner Lehre von den verschiedenen Arten des Grundes. Es gibt 3 Arten des Grundes, das eigene Wesen (svabhāvah), die Wirkung (kāryam) und Nichtwahrnehmung (anupalabdhiḥ). Denn bei diesen dreien, und zwar nur bei ihnen, besteht eine feste Verbindung (avinābhāvah) zwischen Grund und Folge. Im ersten Fall beruht sie auf der Wesensgleichheit der beiden. Rasch wird die Frage aufgeworfen, wieso bei Wesensgleichheit zwischen Grund und Folge unterschieden werden kann, und dahin beantwortet, daß es sich dabei um Begriffe handelt, denen dasselbe Ding zugrunde liegt. Im zweiten Fall beruht die feste Verbindung darauf, daß die Wirkung aus der Ursache entsteht und ohne sie nicht möglich ist. Wieder wird kurz die Frage aufgeworfen und beantwortet, wieso eine solche Schlußfolgerung, wenn sie es nur mit Begriffen zu tun hat, eine 11 Man möchte die Quelle gerne in Dignāga's Hetumukham sehen. Aber bei dem derzeitigen Stand unseres Wissens bleibt das eine bloße Vermutung. 118 Eine genaue Entsprechung bietet der einleitende Vers zum Nyāyapraveśakasūtram Sankarasvāmin's, der den sastrarthasamgrahah gibt. 12 Ich muß darauf genauer eingehen, da die Inhaltsangaben Rāhula Sanktyāyana's fehlerhaft und irreführend sind. 10 Asiatica

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