Book Title: Die Reihenfolge Und Entstehung Der Werke Dharmakiritis
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 13
________________ Die Reihenfolge und Entstehung der Werke Dharmakirti's 153 ermattete er. Er hatte sich zu viel vorgenommen. Das Werk wuchs unter seinen Händen ins Ungemessene. Auch beengte ihn die Bindung an die Worte Dignāga's. Immer wieder sah er sich genötigt auf Dinge zurückzukommen, die schon einmal in anderem Zusammenhang besprochen waren, wodurch die Darstellung zerrissen und unübersichtlich wurde. So mußte es ihm, der doch so viel Eigenes zu sagen hatte, immer wünschenswerter erscheinen, seine Gedanken selbständig, ohne Rücksicht auf einen fremden Grundtext vorzutragen. Schließlich kam zu allem noch die Enttäuschung über das Ausbleiben des erhofften Erfolges. Soviel er auch Neues brachte, der Widerhall blieb aus. So faßte er denn kurz seinen Entschluß. Den Kommentar zum Einleitungsvers Dignāga's und zum Kapitel über die Wahrnehmung hatte er breit ausgeführt. Das Kapitel über den Schluß hatte er zunächst beiseite gelassen, weil darin zu viel zu wiederholen war, was er bereits im Hetuprakaraṇam gesagt hatte. Augenblicklich arbeitete er gerade am Kapitel über den Beweis. Nun machte er kurz ein Ende. Die Lehre vom Grund, die nicht wegbleiben konnte, faßte er noch in einer knappen Darstellung kurz zusammen. An Stelle des fehlenden Kapitels über den Schluß stellte er sein altes Hetuprakaranam an die Spitze des Werkes. Und mit ein paar bitteren Versen am Anfang und am Ende machte er einen Strich unter dieses Werk, das so kühn geplant und so hoffnungsvoll begonnen worden war. Nochmal machte er sich an ein großes Werk, das nun seine eigene Lehre selbständig darstellen sollte, den Pramāņaviniscayaḥ. Dabei verwendete er in weitestem Maße den Stoff seiner älteren Werke, aber er formte ihn neu. Er gliederte die ganze Darstellung in 3 Abschnitte, Wahrnehmung, Schluß und Beweis. War das Pramānavārttikam in Versen abgefaßt, so schrieb er das neue Werk in Prosa mit eingestreuten Versen. Davon ist nur ein kleiner Teil neu. Die meisten übernahm er aus dem Pramanavārttikam. Ganze Abschnitte des älteren Werkes löste er in Prosa auf. Auch aus der Vșttiḥ zum Hetuprakaraṇam sind große Stücke übernommen. Aber die Gliederung ist straff und übersichtlich. Wiederholungen sind vermieden, Zerstreutes vereinigt. Wo es notwendig schien, sind Ergänzungen und Verbesserungen angebracht. Ja manche Abschnitte sind auch ganz neu geschrieben. So entstand denn ein neues wertvolles Werk, das die formlose Fülle des Pramāņavārttikam zu einem reichen, aber wohlgeordneten und gegliederten Ganzen vereinigte, in Form und Inhalt ein unerreichtes Meisterwerk. Mit dem Pramāņaviniscayaḥ hatte Dharmakirti's Schaffen seinen Höhepunkt erreicht. Sein Lehrgebäude war damit im wesentlichen vollendet. Die nächste Arbeit galt den Bedürfnissen der Schule. Er hatte nun einen Kreis von Schülern um sich gesammelt und zu ihrer Belehrung erwies sich ein knappes Handbuch als notwendig, wie sie in Indien immer gebräuchlich waren, um dem mündlichen Unterricht als Grundlage zu dienen. Die bisher verwendeten Handbücher dieser Art, wie das Nyaya praveśakasütram des Sankarasvāmin, konnte er nicht verwenden, da seine Lehre weit darüber hinausging. So schrieb er denn den Nyāyabinduh, in dem er die Lehren des Pramanaviniscayaḥ schlagwortartig zusammenfaßte. Wie diese Arbeit für die Schule zeigt, hatte sich nun doch allmählich ein Erfolg eingestellt. Er hatte Schüler gefunden. Und tatsächlich fehlen auch im Pramāņaviniscayaḥ so bittere Worte, wie sie das Pramāņavārttikam schließen. Aber der Erfolg scheint doch beschränkt gewesen zu sein. In Nālandā, dem Zentrum der buddhistischen Gelehrsamkeit, unterrichtete man weiter nach den alten Werken Dig

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