Book Title: Die Reihenfolge Und Entstehung Der Werke Dharmakiritis
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 14
________________ 154 E. Frauwallner naga's. Und unter seinen Schulern war keine wirkliche Begabung, niemand, der fahig gewesen ware, sein Werk wurdig fortzusetzen 20. Man glaubt die Nachwirkung seiner Enttauschung und Verbitterung in seinen Werken zu spuren. Er zieht sich immer mehr auf die reine Logik zuruck. Der Ton wird herber und scharfer. Und die Polemik tritt starker in den Vordergrund. Er hat noch zwei grossere Werke geschrieben. Im Hetubinduh griff er auf sein Jugendwerk zuruck, das ihm besonders lieb gewesen zu sein scheint, und fuhrte dessen Hauptthema, die Lehre von den drei Arten des Grundes, abschliessend aus. Im Vadanyayah brachte er mit der Lehre von den Grunden der Niederlage (nigrahasthanani) eine wichtige Erganzung zu seinem bisherigen Lehrgebaude und setzte sich mit ungewohnter Scharfe und Ausfuhrlichkeit mit der gegnerischen Nyaya-Schule auseinander. Damit endet, was sich aus Dharmakirti's Werken uber sein Schaffen erschliessen lasst. Wir wissen nicht, ob er noch den gewunschten vollen Erfolg erlebt hat. Bei der Nachwelt hat er ihn jedenfalls in reicherem Masse gefunden als irgendein anderer buddhistischer Philosoph. Keiner wird von den Vertretern der verschiedensten Schulen so oft erwahnt, keiner hat so lange nachgewirkt wie er. Und eine lange Reihe bedeutender Manner setzte im Anschluss an seine Schriften sein Werk fort und liess die buddhistische Schule der Erkenntnistheorie und Logik noch Jahrhunderte lang bluhen. Damit ist unsere Untersuchung zu Ende. Es ist uns gelungen, nicht nur die Hauptwerke Dharmakirti's zeitlich einzuordnen, sondern auch daruber hinaus einen Blick in sein Schaffen zu tun. Und dadurch gewinnen unsere Ergebnisse allgemeinere Bedeutung. Dharmakirti ist neben Dignaga der bedeutendste Vertreter der logisch-erkenntnistheoretischen Schule des Buddhismus und einer der grossten indischen Philosophen uberhaupt. Aber wahrend uns von Dignaga's reichem Schaffen nur ein Bruchteil erhalten ist, besitzen wir von ihm alle wichtigen Werke. Ausserdem steht Dharmakirti in einer Zeit und Umgebung, die uns nicht fremd ist. Wir kennen die Schulen und ihre bedeutendsten Vertreter, mit denen er sich auseinanderzusetzen hatte. Es sind also alle Voraussetzungen gegeben, seine Lehre in vollem Moglichkeit, das Werden und die Entwicklung seiner Gedankenwelt zu verfolgen. Es liegt also hier der seltene Fall vor, dass uns einer der grossten indischen Philosophen nicht nur in seiner Lehre, sondern auch als Mensch und Personlichkeit fassbar und verstandlich werden kann. Und darum ist die Erkenntnis Dharmakirti's eine der wichtigsten Aufgaben der indischen Philosophiegeschichte. Hier konnen wir festen Fuss fassen, und wenn das erreicht ist, auch zu einem besseren Verstandnis nicht nur seiner Zeit und Umwelt, sondern auch seiner Vorganger und Nachfolger gelangen. Und wenn es mir gelungen ist, den Weg dazu zu zeigen, dann ist der Zweck dieses Aufsatzes erfullt. Allerdings ist in ihm nur die aussere Entwicklung im Schaffen Dharmakirti's in grossen Linien angedeutet. Es wird eine anziehende Aufgabe sein, daruber hinaus die Entstehung und allmahliche Weiterbildung seiner Gedanken im einzelnen zu verfolgen. Aber das erfordert weitere Untersuchungen in grosserem Rahmen. 20 Die Unzulanglichkeit Devendrabuddhi's, welche die bei Taranatha uberlieferte Anekdote treffend charakterisiert (ed. Schiefner S. 143; Ubersetzung S. 186f.), tritt in seiner Pramanavarttikavsttih handgreiflich an den Tag.

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