Book Title: Die Reihenfolge Und Entstehung Der Werke Dharmakiritis
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 12
________________ 152 E. Frauwallner cayaḥ. Der Zusammenhang ist also unverkennbar. Dabei ist der Nyāyabinduḥ natürlich das jüngere Werk. Denn die Abfassung eines solchen Leitfadens setzt die Schöpfung des Systems voraus, aus dem er den Auszug gibt. Und begreiflicherweise lehnt sich Dharmakirti dabei an das Werk an, in dem er seinem System die abschließende Form gegeben hatte, an den Pramāṇaviniscayaḥ. Neben dem Nyāyabinduḥ steht der Hetubinduḥ. Daß er in die gleiche Zeit gehört, zeigt schon der Name, der ihn als Gegenstück zum Nyāyabinduḥ kennzeichnet, so wie Dignaga neben seinem Nyayamukham ein Hetumukham geschrieben hatte. Überdies ist in ihm der Pramāņaviniścayaḥ erwähnt. Er ist also jünger als dieses Werk, was gleichzeitig wieder die Datierung des Nyayabinduḥ bestätigt. Im Hetubinduḥ greift Dharmakirti das Thema seines ältesten Werkes, des 1. Kapitels des Pramāṇavārttikam wieder auf, nämlich die Lehre von den 3 Arten des Grundes. Er stellt den gleichen programmatischen Vers an die Spitze, mit dem er dort seine Ausführungen begonnen hatte. Aber er behandelt den Gegenstand hier systematisch in straffer Ordnung, ohne sich in fernerliegende Probleme zu verlieren. Schließlich möchte ich in diesen Zusammenhang noch den Vadanyāyaḥ stellen, der eines der spätesten Werke Dharmakirti's zu sein scheint. In ihm setzt sich. Dharmakirti mit der Nyaya-Lehre von den Gründen der Niederlage (nigrahasthānāni) auseinander, und zwar legt er zunächst seine eigene Auffassung dar und widerlegt dann ausführlich die gegnerischen Lehren. Damit geht er über den Rahmen der bisher von ihm behandelten Gegenstände hinaus. Denn die Gründe der Niederlage hatte er weder am Ende des Pramāṇaviniścayaḥ noch des Nyayabinduḥ erwähnt, obwohl dort der geeignete Platz dafür gewesen wäre. Ferner setzt seine Darstellung sein eigenes voll entwickeltes System voraus, was für eine späte Abfassungszeit spricht. Neu ist auch die eingehende und überlegene Art, mit der er sich mit den gegnerischen Lehren auseinandersetzt. Damit haben wir, von zwei kleineren Schriften, der Sambandhaparikṣā und der Samtänäntarasiddhiḥ abgesehen, alle logisch und erkenntnistheoretischen Werke Dharmakirti's erwähnt. Fassen wir nun die Ergebnisse unserer bisherigen Untersuchung zusammen, so läßt sich von seinem Schaffen und der Entstehung seiner Werke etwa folgendes Bild zeichnen. Das älteste Werk Dharmakirti's war eine Schrift über die Lehre vom Grund, ich will sie Hetuprakaraņam nennen, die er später als 1. Kapitel in das Pramaņavärttikam aufnahm. In ihr hatte er das niedergelegt, was seinen wesentlichsten Beitrag zur Lehre vom Grund ausmacht, die Lehre von der festen Verbindung (avinābhāvaḥ) und den darauf beruhenden 3 Arten des Grundes. Sie trägt die Züge einer Jugendarbeit. Das zeigt der Reichtum an neuen Gedanken, die sich in ihr drängen, und die zu immer neuen Abschweifungen verleiten. Dabei ist aber alles noch wirr und unausgereift. Als nächstes faßte er den Entschluß, einen umfassenden Kommentar zu Dignaga's Pramāņasamuccayaḥ zu schreiben, das Pramāṇavārttikam. Er begann das Werk im größten Stil. Ausführlich erläuterte er die Worte Dignaga's und erörterte eingehend alles, was damit zusammenhing. Es war eine überraschende Fülle von Gedanken, die er in den Rahmen des Werkes zusammendrängte. Aber allmählich 10 gźan-yan-tshad-ma-rnam-par-gtan-la-dbab-par-dpyad-zin-to (fol. 250 a 5 der Ausgabe von Derge; vgl. Arcata's Hetubinduṭīkā S. 191).

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