Book Title: Die Reihenfolge Und Entstehung Der Werke Dharmakiritis
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

View full book text
Previous | Next

Page 6
________________ 146 E. Frauwallner Erkenntnis der wirklichen Dinge vermitteln kann. Dann wird die Beschaffenheit der drei Arten des Grundes genauer bestimmt, der Wirkung (v. 4 a) des eigenen Wesens (v. 4b) und vor allem der Nichtwahrnehmung (v. 5–8), von der mehrere Abarten unterschieden werden. Als nächstes folgt die Besprechung einiger Sonderfälle und ihre Einordnung unter die aufgezählten drei Arten des Grundes (v. 9-13). Im Zusammenhang damit ergibt sich die Erkenntnis, daß die bloße Nicht wahrnehmung der Folge im Ungleichartigen (vipaksah) nicht ausreicht, um die Verbindung zwischen Grund und Folge zu gewährleisten, sondern daß dazu der Nachweis einer festen Verbindung der genannten Art unerläßlich ist, und das führt zu einer längeren Auseinandersetzung, in deren Verlauf Dharmakirti seine Ansicht auch durch Sätze Dignāga's zu stützen sucht (v. 14-32). Mit der abschließenden Feststellung, daß somit jede Schlußfolgerung auf einer solchen festen Verbindung beruhen muß, geht Dharmakirti nun dazu über, sich mit den einzelnen Arten des Grundes eingehender auseinanderzusetzen. Er beginnt mit der Wirkung (v. 33ff.). Es folgt die Besprechung des eigenen Wesens (v. 41 ff.), welche den Anlaß zu einer ausführlichen Darstellung der Lehre vom Begriff und seiner Grundlage, der Sonderung von anderem (anyāpohah), gibt (v. 42–186). Den Abschluß bildet die Behandlung der Nicht wahrnehmung (v. 199ff.). In ihrem Verlauf wird das Problem der Sprache angeschnitten und das veranlaßt eine breite Erörterung der Glaubwürdigkeit der Überlieferung und aller damit zusammenhängenden Fragen, welche den Rest des Kapitels füllt (v. 215-342). Im einzelnen wirkt der Aufbau dieser Darstellung ziemlich wirr. Eines aber zeigt sich klar und deutlich. Sie besteht nicht aus einzelnen Abschnitten, welche sich an bestimmte Verse Dignāga's anschließen, sondern sie gibt einen fortlaufenden Zusammenhang, in dem sich ein Gedanke an den andern reiht. Wohl werden gelegentlich Sätze Dignāga's angeführt, aber diese sollen der Bestätigung der vorgetragenen Lehre dienen und ihre Übereinstimmung mit Dignāga erweisen. Den Ausgangspunkt und die Grundlage der Darstellung bilden sie nicht. Das zeigt besonders deutlich der Abschnitt, in dem die bloße Nicht wahrnehmung der Folge im Ungleichartigen als unzureichend für die Begründung der Verbindung zwischen Grund und Folge nachgewiesen wird (v. 14—32). Dabei stammen die angeführten Sätze Dignāga's nur zum Teil aus dem 2. Kapitel des Pramāṇasamuccayah. Karņakagomin nennt vielmehr wiederholt das Nyāyamukham als Quelle (S. 58, 78 und 79). Von einem Anschluß der Darstellung an den Pramāṇasa muccayaḥ kann also keine Rede sein. Und tatsächlich weist auch weder Dharmakirti in seinem eigenen Kommentar noch Karnaka gomin in seinem Subkommentar auf eine solche Zusammengehörigkeit hin, ganz im Gegensatz zu den übrigen Kapiteln, wo diese Zusammengehörigkeit von den Kommentatoren ausdrücklich hervorgehoben wird. Es zeigt sich also, daß das erste Kapitel des Pramāņavārttikam in Anlage und Aufbau ein ganz anderes Werk ist, als die übrigen Kapitel, und daß es mit dem Pramāņasamuccayaḥ Dignāga's in keinem Zusammenhang steht. Ja, genau betrachtet, paßt es auch seinem Inhalt nach gar nicht in den Rahmen, in den es gestellt ist. Als Teil des Pramāņavārttikam und Kommentar zum 2. Kapitel des Pramāṇasamuccayaḥ müßte es nämlich die Lehre vom Schluß behandeln. In Wirklichkeit ist das aber nicht der Fall. Es behandelt vielmehr nur die Lehre vom Grund. Eigentlich

Loading...

Page Navigation
1 ... 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14