Book Title: Die Reihenfolge Und Entstehung Der Werke Dharmakiritis Author(s): Erich Frauwallner Publisher: Erich Frauwallner View full book textPage 7
________________ Die Reihenfolge und Entstehung der Werke Dharmakirti's 147 ist das schon im programmatischen Vers gesagt, der lediglich eine Darstellung der Lehre vom Grund ankündigt. Die durchschlagende Bestätigung bringt aber ein Vergleich mit Dharmakirti's Pramāņaviniscayaḥ. Dieser ist ein jüngeres Werk, wie zahlreiche Verweise auf das Pramāņavārttikam zeigen. In ihm hat Dharmakirti seine Lehre, die er im Pramāņavārttikam im Anschluß an Dignāga vorgetragen hatte, zu einer selbständigen zusammenhängenden Darstellung zusammengefaßt. Die Darstellung des Pramāņavārttikam bildet dabei die Grundlage und ist in weitestem Maße benützt. Zahlreiche Verse und ganze Abschnitte der Vrttih sind wörtlich übernommen. Die Änderungen beschränken sich im allgemeinen auf einzelne Verbesserungen und Ergänzungen. Während nun Kapitel 1 und 3, welche von der Wahrnehmung und vom Beweis handeln, den entsprechenden Kapiteln 3 und 4 des Pramāņavārttikam in großen Zügen ohne wesentliche Änderung folgen, ist das bei Kapitel 2, welches vom Schluß handelt, anders. In ihm wird zunächst im Anschluß an die Anfangsverse Dignāga's im 2. Kapitel des Pramāṇasamuccayaḥ von den 2 Arten der Schlußfolgerung und vom Wesen der Schlußfolgerung für sich selbst (svārthānumānam) gesprochen. Dann wird die bei Dignāga so breit behandelte, im 1. Kapitel des Pramāņavārttikam nur kurz gestreifte Lehre von den 3 Merkmalen des Grundes erörtert, wobei zahlreiche Verse aus dem 4. Kapitel des Pramāņavārttikam verwertet sind (Pr. vart. IV v. 190—194 und 223-236). Und dann folgt erst, was im 1. Kapitel des Pramāņavārttikam den Hauptgegenstand ausmacht, die Lehre von der festen Verbindung zwischen Grund und Folge und von den darauf beruhenden 3 Arten des Grundes. Dabei ist die mangelhafte Disposition des älteren Werkes verbessert und die zerrissene Darstellung zusammengezogen. Auf einige kurze Bemerkungen über die 3 Arten des Grundes und über die feste Verbindung bei der Wirkung und beim eigenen Wesen, welche aus dem Anfang der Pramāņavārttikavrttiḥ übernommen sind (vgl. oben S. 145 1.), folgt eine ausführliche Behandlung der Nichtwahrnehmung im Anschluß an Pr. vārt. I v. 6-8, 201 und 203 und die dazugehörigen Stücke der Vrttih). An sie ist die Erörterung der Frage der Überlieferung geknüpft. Daran schließt sich die Besprechung des eigenen Wesens (nach Pr. vārt. I v. 4b, 188, 194—198 und Vșttiḥ) und der Wirkung (nach Pr. vārt. I v. 4, 36-40, 33-35 und Vrttih). Den Abschluß bildet die Erörterung des Nachweises der festen Verbindung zwischen Grund und Folge, der sich nicht bloß auf die Nichtwahrnehmung im Ungleichartigen stützen darf (nach Pr. vārt. I v. 15-32 und Vșttih). Im Pramāņaviniscayaḥ ist also im Vergleich zum 1. Kapitel des Pramāņavārttikam der Stoff besser und straffer geordnet. Vor allem aber hat er am Anfang wichtige Ergänzungen erfahren. Und diese Ergänzungen sind es, welche daraus erst eine vollständige Darstellung der Lehre vom Schluß machen und wenigstens eine flüchtige Beziehung zu dem entsprechenden Kapitel des Pramāṇasamuccayaḥ herstellen. Gerade daß Dharmakirti es nötig fand, diese Ergänzungen vorzunehmen, zeigt aber mit voller Deutlichkeit, daß die Darstellung im 1. Kapitel des Pramāņavārttikam mangelhaft war und nicht das enthielt, was ein Värttikam zum Pramāņasamuccayaḥ hätte enthalten müssen. Es bestätigt sich somit, was wir oben gesagt haben, daß dieses Kapitel in Anlage und Aufbau ein ganz anderes Werk ist, als die übrigen Kapitel des Pramāņavārttikam und daß es mit dem Pramanasa muccayaḥ Dignaga's in keinerlei Zusammenhang 10°Page Navigation
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