Book Title: Die Reihenfolge Und Entstehung Der Werke Dharmakiritis Author(s): Erich Frauwallner Publisher: Erich Frauwallner View full book textPage 9
________________ Die Reihenfolge und Entstehung der Werke Dharmakirti's 149 schließt das Werk. Hier ist die summarische Behandlung der wichtigen Lehre vom Grund auffallend. Ebenso auffallend ist aber auch der plötzliche Schluß des Werkes. Denn Dignäga's Pramānasamuccayah geht weiter und behandelt noch eine ganze Reihe wichtiger Gegenstände. Daß Dharmakirti aber diese Gegenstände nicht behandelte, weil er sie für überflüssig hielt, ist ausgeschlossen. Das beweist wieder eindeutig der Vergleich mit dem Pramāņaviniscayaḥ. Das 3. Kapitel des Pramāņaviniscayaḥ, welches dem 4. Kapitel des Pramāņavärttikam entspricht, beginnt wie dieses im Anschluß an den Pramānasa muccayah mit der Lehre von der Behauptung (pakşah) und gibt den größten Teil der Darstellung des Pramanavārttikam (bis v. 135) ziemlich genau wieder. Dann wird die Lehre vom Grund ebenso wie im Pramänavārttikam (v. 189) mit der Bemerkung eingeleitet. daß sie des leichteren Verständnisses wegen zusammenfassend behandelt werden soll. Hier wie dort wird der Darstellung Dignāga's Tafel der 9 Gründe (het ucakrah) zugrunde gelegt (Pr. sam. III v. 8f.). Für Dharmakirti selbst ist dabei charakteristisch, daß er seine Lehre von den 3 Arten des Grundes in Dignāga's Tafel der Gründe hineinzudeuten sucht. Das tut er in einer Art von programmatischem Vers (Pr. vart. IV v. 195), den er im Pramāņaviniscayaḥ wie im Pramāņavārttikam 13 an die Spitze seiner Ausführungen stellt. Auch diese folgen der Darstellung des Pramāņavārttikam, und zwar übernimmt er daraus sowohl die Auseinandersetzung über Wirkung und eigenes Wesen (Pr. vart. IV v. 196-204), wie auch die Besprechung der Nichtwahrnehmung (Pr. vart. IV v. 265-279). Damit ist aber die Übereinstimmung mit dem 4. Kapitel des Pramānavārttikam zu Ende. Zunächst schiebt er noch zwei Erörterungen ein, die aus dem 1. Kapitel des Pramāņavārttikam genommen sind, die Frage, ob durch die Schlußfolgerung das Sein eines Dinges bewiesen werden kann (Pr. vart. I v. 207-214 und 189-193), und den Nachweis, daß es neben den besprochenen 3 Arten des Grundes keine weitere Form der festen Verbindung gibt (Pr. vart. I v. 9–12). Dann beginnt jedoch ein ganz neuer Abschnitt, der breit die Lehre von den Scheingründen (hetvābhāsāh) behandelt. Den Anfang bildet wieder ein programmatischer Vers: ekāprasiddhisamdehe 'prasiddhavyabhicārabhāk dvayor viruddho 'siddhau vā samdehe vyabhicārabhāk ||" Dann werden der Reihe nach die verschiedenen Arten von Scheingründen besprochen, der nichterwiesene (asiddhah), der nichtzwingende (anaikāntikaḥ) und der widersprechende (viruddhah). Den Abschluß bilden einige Bemerkungen über Beispiel (drstāntah) und Mängel des Beispiels (drstāntadoşāh), und über Widerlegung (dūşanam) und falsche Einwände (jātayaḥ). Auch hier ist Material aus dem Pramāņavārttikam verwendet, aus dem 4. Kapitel bei der Behandlung des nichterwiesenen Grundes (Pr. vart. IV v. 181–188) und des nicht zwingenden Grundes (Pr. vart. IV v. 206-222 und 237–244), gelegentlich auch aus anderen Kapiteln (z. B. Pr. vart. II v. 11–19). Aber im wesentlichen ist die Darstellung im Aufbau wie im Inhalt neu. Dharma kirti hat also im 3. Kapitel des Pramānaviniscayah die Darstellung des Pramāņavārttikam geändert und bedeutend erweitert. Im allgemeinen können wir 13 Es ist bezeichnend, daß hier, wo das eigentliche Värttikam zum Ende ist, wieder ein programmatischer Vers erscheint. 14 Erhalten in Santiraksita's Vādanyāyaţikā S. 142.Page Navigation
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