Book Title: Bemerkungen Zu Isvarasenas Lehre Vom Grund
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 5
________________ Wie wird nun diese Nichtbeobachtung, durch die man das Fehlen des Grundes erkennt, bestimmt? Karņakagomin gebraucht in seinen Erklärungen an einer Stelle (PVSVT p. 62, 13) offenbar synonym dem Ausdruck „auf Grund der bloßen Nichtbeobachtung" (anu palambhamā trat) den Ausdruck auf Grund des bloßen Fehlens eines Sehens“ (darsanābhāvamātrāt). Mehr gibt es zur Bestimmung dieser Nichtbeobachtung in Zusammenhang mit der vorliegenden Polemik nicht. Das Synonym bei Karņakagomin erlaubt aber die Einbeziehung von Material, das sich zwar an ganz anderem Orte findet, aber schlagend die bisher gefundenen Gedanken ergänzt und verständlich macht. Gedacht ist an einige knappe Angaben Arcațas in seinem Kommentar zu Dharmakirtis Hetubinduḥ, die zum Teil wohl als Zitate zum Teil als Referate 11 von Távarasenas Lehre zum Thema Nichtbeobachtung und Nichtvorhandensein anzusehen sind. Arcata belegt in diesem Zusammenhang gegnerische Theorien, mit denen sich Dharmakirti in einem Exkurs im Kapitel über den Grund der Nichtbeobachtung (anupalabdhihetuḥ) unter dem Aspekt der Frage nach dem Wesen der Nichtbeobachtung und deren Objekt auseinandersetzt. Unter den von Dharmakirti bekämpften Theorien findet sich auch die des Isvarasena 12. 11 Für eine genauere Unterscheidung zwischen Zitat und Referat fehlt mir in diesem Fall noch jeder Maßstab. 19 Nach dem Hetubinduḥ läßt sich aber kein annähernd so deutliches Bild von der Theorie Isvarasena's machen, wie nach den wenigen Trümmern, die Arcata überliefert, weil Dharmakirti die Polemik in der Weise abwickelt, daß er seine eigene Lehre von der Nichtbeobachtung den Angriffen der Gegner aussetzt, die Theorien der Gegner im Hintergrund aber eher unberücksichtigt läßt. Die Polemik ist also auf Verteidigung, nicht auf Angriff zugeschnitten. So ist man auch für die Orientierung hinsichtlich der Richtung seiner Angriffe häufig auf die Bemerkungen Arcatas angewiesen. Darüber hinaus muß meine Interpretation der Theorie Távarasenas vorläufig unvollständig bleiben. Ich beschränke mich hier auf die für die Logik wichtigen Gedanken und muß auf eine ausführliche Beschreibung des ganzen Materials zum Thema Nichtvorhandensein und dessen Erkenntnis verzichten, weil eine richtige Beurteilung der hierzu überlieferten Stellen die gründliche Kenntnis der Thematik zur Zeit Dharmakirtis voraussetzt. Es gibt zu diesen Problemen bis heute noch keine eingehende Studie. Die in verschiedenen älteren und neueren Arbeiten gebrachten Besprechungen sind leider nur oberflächliche Nacherzählungen der Primärliteratur. 77

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