Book Title: Bemerkungen Zu Isvarasenas Lehre Vom Grund
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 11
________________ rer der drei Merkmale. Für die letzte Möglichkeit scheint er sich entschieden zu haben, wie das Zitat zeigt. Danach besteht das Fehlgehen eines Grundes darin, daß die Möglichkeit einer Aufhebung der Folge dieses Grundes durch die Wahrnehmung gegeben ist. Das heißt aber soviel, daß ein Grund auch unter Besitz der drei Merkmale nur dann schlüssig ist, wenn seine Folge durch eine Walırnehmung im Einzelfall nicht aufgehoben wird. Entsprechend sagt auch Karņakagomin dazu: „Das heißt, daß der Grund nicht durch das gemeinsame Vorkommen und Fehlen mit der Folge] allein schlüssig ist, sondern auch, insofern [sein] Objekt [= die Folge] nicht aufgehoben worden ist“ 22. Isvarasena macht also die Schlüssigkeit eines Grundes nicht mehr von der von Dignāga gelehrten Erfüllung von drei Merkmalen allein abhängig, sondern von der Erfüllung von zumindest vier Merkmalen. Zur Forderung, daß der Grund Eigenschaft des Gegenstandes der Schlußfolgerung, daß er im Gleichartigen vorhanden und im Ungleichartigen nichtvorhanden sein muß, gesellt sich als viertes, daß sein Objekt durch Wahrnehmung nicht aufgehoben worden sein darf (abādhitavisayatvam). Dieser knappe Versuch, einigen verstreuten Gedanken nachzugehen, die dem Isvarasena zugeschrieben werden oder mit solchen in Zusam werden können, hat zweierlei gezeigt. Erstens: daß die logischen Polemiken Dharmakirtis auch einen breiten, obgleich im Einzelfall schwierig erkennbaren Zugang zur logischen Literatur der Zeit der ersten Kommentatoren im Anschluß an Dignāga bieten. Und ferner: daß Dharmakīrtis Neuformung der buddhistischen Logik schon wenigstens ein Versuch, die Logik Dignāgas weiterzuentwickeln, vorausgegangen ist, den ich als die Logik des Isvarasena zu bezeichnen wagen möchte. Das bewegende Prinzip dieser Neuformung scheint das konsequente Durchdenken der logischen Lehren Dignāgas gewesen zu sein, das aber nicht nur den Blick auf Probleme geöffnet hat, die für Dignāgá noch nicht aktuell gewesen sein müssen, sondern auch den 22 tad ayam artho na kevalābhyām anvayavyatirekābhyām hetur gamakah, api tv abādhitavişayatve satiti. PVSVT p. 61, 19f. 6* 83

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