Book Title: Funf Gelubde Und Sechs Avashyakas
Author(s): Klaus Bruhn
Publisher: Klaus Bruhn

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Page 14
________________ WERE-NOW4U :Bruhn Grundzüge der Jaina-Ethik - Avashyaka VI http://www.here-now4u.de/ger/spr/religion/Bruhn/Avashyaka6.html Avashyaka VI: Pratyakhyana Der Titel pratyakhyana (Entsagen) ist abgeleitet von pratyakhyati ("er entsagt"). Dieses Verb wird unter anderem in Verbindung mit den Fünf Gelübden gebraucht ("er entsagt dem Töten .. ."). Wie wir wissen (Einleitung und Avashyaka IV), sind diese fünf Grundregeln nicht als Gebote formuliert, sondern als Gelübde (Inhalt: Gebotserfüllung) und als Reuebekundungen (Inhalt: Nicht-Erfüllung). Das Pratyakhyana-Kapitel enthält nun die zwölffache Ethik für den Laien, bei der die Fünf Kleinen Gelübde den Anfang bilden, und es enthält daneben eine Reihe von Fastenregeln. Das Verb pratyakhyati wird sowohl bei den Fünf Laiengelübden als auch bei den Fastenregeln verwandt. Uns geht es hier vornehmlich um die Fünf Kleinen Gelübde. Das genaue Verhältnis der kleinen (leichteren) Gelübde für den Laien zu den entsprechenden Großen (schwereren) Gelübden für den Mönch braucht nicht festgelegt zu werden. Eine zusätzliche Position aus der Laienethik (Spenden von Almosen) wird am Schluß Erwähnung finden. Wir geben links die traditionellen Kurzdefinitionen in deutscher Übersetzung und halten uns sonst -- rechte Seite -- an die Erläuterung der Laienfassungen durch die Übertretungspentaden (fünf Formen der Übertretung bei jedem Gelübde). Diese Übertretungspentaden können in Relation zu den Kurzdefinitionen als eine Art Katechismus angesehen werden. Sie demonstrieren aber darüber hinaus das breite ethische Spektrum der Jaina Dogmatik. Da die Übertretungspentaden sehr konkret sind, wird die ausschließliche Ausrichtung auf Männer -- in der Formulierung, nicht in der allgemeinen Intention -- sehr deutlich. Die einschlägigen Texte wie das Avashyaka-Sutra übernehmen die <rechte> Seite nahezu wörtlich aus einem frühkanonischen Text und geben auf der <linken Seite eine mehr oder weniger ausführliche Behandlung nach eigenem Ansatz. Im Pratyakhyana-Abschnitt des Avashyaka-Sutra ist die <linke> Seite nicht sehr inhaltsreich und kann deswegen im Folgenden auf die Übersetzung der Kurzdefinitionen reduziert werden. Die Bezeichnung "grob" bei den ersten drei Gelübden steht für den Unterschied gegenüber den bei eins bis drei gleichlautenden Mönchsgelübden: Der Laie entsagt im Gegensatz zum Mönch nicht allen möglichen Verstößen, sondern nur allen möglichen "groben", d.h. schwerwiegenden Verstößen. Nr. (i) Das Gelübde Der Jaina-Laie entsagt jedwedem "groben" Töten von Lebewesen. Die Übertretungen Festbinden Schlagen / Peitschen Schneiden / Durchbohren Überladen Entziehen von Nahrung und Wasser. Das Erste Gelübde ist allgemein gesprochen das Gelübde der Ahimsa. Die Terminologie ist freilich nicht einheitlich. Es finden sich neben "Ahimsa" auch andere Ausdrücke, und vom Wortlaut her ist meist nicht klar, ob von Nichttöten allein oder sowohl von Nichttöten als auch von Nichtverletzen die Rede ist. Das Avashyaka-Sutra benutzt <links> ein Wort in der klaren Bedeutung "Nicht-Töten", während es <rechts> von Nicht-Verletzen, und nur von Nicht-Verletzen spricht. Wie immer der Ausdruck im Einzelfall lautete, gemeint war wohl mit den Standardvokabeln (Himsa usw.) immer beides. Des weiteren handelt die erste Pentas nur von Tieren (und da wiederum nur von Haustieren), während Menschen erst von späteren Autoren einbezogen werden. Zweifellos versteht sich die Ahimsa gegenüber Menschen in einer stark monastisch geprägten Gemeinschaft mehr oder weniger von selbst, so daß der speziellen Erwähnung keine besondere Bedeutung beigemessen wird. Im übrigen war die Ahimsa für den Laien in erster Linie eine Frage der Speisegebote. Alle erdenklichen Dinge (Fleisch, Alkohol, Honig ...) durften aus Gründen der Ahimsa nicht gegessen werden, ohne daß dabei immer ganz 1 von 4 01.04.99 11:39

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