Book Title: Funf Gelubde Und Sechs Avashyakas
Author(s): Klaus Bruhn
Publisher: Klaus Bruhn

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Page 20
________________ WERE-NOW4U :Bruhn Grundzüge der Jaina-Ethik - Resumee http://www.here-now4u.de/ger/spr/religion/Bruhn/Resumee.html Resumee Der weiter oben gegebene Hinweis auf den ACHARYA TULSI kann erweitert werden durch die Erörterung der Frage, ob die Ahimsa eine mögliche Botschaft (message) des Jainismus für die übrige Welt sein kann. Dies einschränkungslos zu bejahen, ist schwierig. Zum einen enthält die Ahimsa, wie wir jetzt wissen, vieles, was zu unseren Vorstellungen von Gewalt und Gewaltlosigkeit kaum paßt. Die Ahimsa der Jainas entstand im alten Indien und spiegelt die Mentalität einer ganz bestimmten Zeit. Zum anderen fragt man sich, ob die Jainas als eine gewalt-freie, wenn nicht gewalt-ferne Gesellschaft (Tätigkeit in Handel, Industrie, Rechtswesen, Erziehungswesen, Medizin) und als eine Gesellschaft ohne Armut und Frustration überhaupt die nötige Ausstrahlungs- und Überzeugungskraft entwickeln können, um auch nur im engsten Umfeld etwas in Bewegung zu bringen. Es sei auch daran erinnert, daß der Anteil der Jainas an der Gesamtbevölkerung der Indischen Union unter einem halben Prozent liegt. Der ACHARYA sagt selbst: "I have a vision of the future, but I do not believe in over-optimism" (1985). Aber selbst wenn der Jainismus heute kaum in die moderne Welt hineinwirken kann, so hat er doch aufgrund seiner moralischen Disziplin und durch die "Atmosphäre" einer Kaufmannskultur12 durch die wechselnden Zeiten hindurch für seine Anhänger eine Zone sozialer und politischer Sicherheit und normale (obschon nicht notwendig harmonische) Lebensverhältnisse geschaffen. Diese historische Dimension sollte nicht übersehen werden. Des weiteren ist der Jainismus in unserem Zusammenhang interessant, weil er (deutlicher als der frühe Buddhismus) der Laien-Ethik einen so großen Stellenwert beimißt. Die Laienschaft ist fest in das religiöse System integriert, teils durch spezielle Regeln wie die Anuvratas, teils durch die allgemeinen Bemühungen, den Stand des Laien an den Stand des Mönches heranzuführen. Unter anderem proklamiert der Jainismus mit großem Nachdruck materielle Einschränkungen (das 5. Gelübde des Laien). Dabei hat er zwar den vielfachen Reichtum seiner Laienanhänger nicht verhindern können und wollen, wohl aber in der Laienschaft einen relativ puritanischen Lebensstil durchgesetzt. Angesichts explodierender materieller Ansprüche in breiten Kreisen der Gesellschaft wird die Jaina-Position damit zu einem möglichen Studienobjekt. ACHARYA TULSI sagt: "Now the Anuvrat Movement advocates the path of vows which leads to self-restraint" (1985). 'Restraint' und Puritanismus können jederzeit in die wachsende Zahl globaler Themen aufgenommen werden. Daß die Dynamik wachsender materiellen Erwartungen auch neue Formen der Kriminalität (Himsa eingeschlossen) nach sich ziehen kann, braucht kaum hinzugefügt zu werden. Das zuletzt Gesagte ist aber nur ein Beispiel. Jede Überbetonung einzelner Tugenden oder Werte, so naheliegend sie scheinen mag, verengt die ethische Perspektive. Interessant ist immer die Jaina-Ethik im Ganzen. Am Ende ergeben sich veränderte Optionen. Neben die von der Sehnsucht nach einer besseren Welt und nach einer höheren Stufe des Lebens getragene Bereitschaft, aus indischen Religionen wie dem Jainismus unmittelbar 'zu lernen', tritt die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Ethiken eben dieser Religionen. Neben den direkten Zugriff tritt deutlicher als bisher eine systematisch operierende, aber gleichwohl engagierte wissenschaftliche Betrachtungsweise. zurück weiter 12 DUNDAS 1992, S. 170. 1 von 1 01.04.99 11:55

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