Book Title: Erich Frauwallner
Author(s): J Slauerhoff
Publisher: J Slauerhoff

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Page 8
________________ 12 GERHARD OBERHAMMER So produktiv diese Nachkriegsjahre auch gewesen sind, waren sie für den frühpensionierten Gelehrten doch eine der schwierigsten Zeiten seines Lebens. Des Wirkens als Lehrer beraubt und in materieller Bedürftigkeit nur mit dem Notwendigen versehen, um seine Familie durchs Leben zu bringen, traf ihn 1952 der vielleicht schwerste Schlag: Der Tod seines Sohnes Ortwin, der eine ungewöhnliche philologische Begabung zeigte und trotz seiner Jugend die Interessen des Vaters teilte und so dereinst sein wissenschaftliches Erbe zu übernehmen versprach. Frauwallner hat an diesem Verlust lange getragen. Noch bis zu seinem Tod stand das Kinderphoto seines Sohnes auf dem Schreibtisch. – Die Gattin, der Härte des Schicksals nur unvollkommen gewachsen, konnte ihm keine Hilfe sein, wenn sie auch bis zu ihrem Tode 1967 įmmer wieder in rührender Anhänglichkeit um ihn war. Der Verfasser dieser Zeilen hat sie in jenen Jahren kennen und ihre mädchenhafte Mütterlichkeit schätzen gelernt. Er erinnert sich noch ihrer anteilnehmenden Sorge um ihn, als er vor einem längeren Indienaufenthalt kam, um Abschied zu nehmen. Frauwallner selbst bewältigte die Schwere jener Jahre durch unermüdliche wissenschaftliche Arbeit, in der er sein Wissen um einen höheren Sinn des menschlichen Lebens verwirklichte. In dem Jahre freilich, in dem die oben erwähnten Werke erschienen, war Frauwallner bereits wieder akademischer Lehrer und mit der Leitung des indologischen Instituts der Universität Wien betraut. Noch in den schlimmen Jahren hatte ihm die katholische Akademie in Wien 1951 ihre Mitgliedschaft verliehen, 1955 hatte ihn die Österreichische Akademie der Wissenschaften, deren korrespondierendes Mitglied Frauwallner seit 1940 war, zum wirklichen Mitglied gewählt und im selben Jahre ihn die Universität Wien nochmals auf die nach zehnjähriger Unterbrechung wieder er.' richtete Lehrkanzel für Indologie als Extraordinarius berufen und mit der Leitung des auf seinen Antrag hin neu gegründeten indologischen Instituts betraut. Den neuen Aufgaben widmete sich Frauwallner mit vollem Pflichtbewußtsein, aber nie ganz überwundener Resignation. Für seine eigene Arbeit bedurfte er all der neuen Möglichkeiten nicht mehr, aber für die Zukunft die Voraussetzungen einer fruchtbaren indologischen Forschung zu schaffen, war ihm wichtiges Anliegen. So gab er dem Institut ein den realen Möglichkeiten entsprechendes, fest umrissenes Arbeitsgebiet, die indische Philosophie. Dazu griff Frauwallner seinen alten Plan eines umfassenden Werkes zur Geschichte der indischen Philosophie wieder auf. Ihm sollte die konkrete wissenschaftliche Arbeit am Institut dienen, wie auch die von ihm neu gegründete ,,Wiener Zeitschrift für die Kunde Südund Ostasiens", deren erster Band 1957 erschien. Im Anzeiger der phil.. hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften berichtet

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