Book Title: Erich Frauwallner
Author(s): J Slauerhoff
Publisher: J Slauerhoff

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Page 10
________________ 14 GERHARD OBERHAMMER nicht ausweisen lassen, tut er mit geringschätziger Handbewegung ab; was zählt, ist die Auseinandersetzung mit dem Text, seine saubere Analyse und die Ehrlichkeit dem Problem gegenüber. Es sind vornehmlich wieder nicht-buddhistische Arbeiten, die in dieser Zeit entstehen. Die Mimāṁsā kommt abermals in den Blick, wenn auch unter dem Aspekt der Erkenntnismittellehre und der Beziehung zum Buddhismus. Die Sprachphilosophie und der Navyanyāya treten als neue Problemkreise hinzu. Es entstehen Arbeiten, die durch die Betreuung von Schülern veranlaßt sind oder Frauwallners Arbeit an der Geschichte der indischen Philosophie weiterführen und vertiefen. Als Beispiel sei der kleinere Aufsatz genannt, der 1962 unter dem Titel ,,Kumārilas Bphattikā" erschienen ist. In ihm rekonstruiert Frauwallner Partien dieses verlorenen Werkes und folgert aus seinem Verhältnis zur Polemik Dharmakirtis, daß Kumārilas Bphattīkā die Antwort auf Dharmakīrtis Kritik an dessen Slokavārttikam ist, und Kumārila daher ein älterer Zeitgenosse jenes sein muß. Die kritische Ausgabe des Vfttikāragranthaḥ beschäftigte Frauwallner schon seit dem Ende der Fünfziger Jahre mit wesentlichen Vorarbeiten, wird allerdings erst 1968 unter dem Titel „Materialien zur ältesten Erkenntnislehre der Karmamimāmsā" und um eine Studie zu Bhāvadāsa, einem verlorenen Mimāṁsā-Autor aus der Zeit vor Dignāga, erweitert, publiziert. Dann wendet er sich 1962 durch die Arbeit mit einem Dissertanten veranlaßt dem Studium des Navyanyāya zu. Ohne Zweifel durch die Schwierigkeit der Aufgabe fasziniert, nahm er es in Kauf, daß ihn die Lektüre und Analyse dieser unendlich spröden Texte mit ihrer formalisierten Sprache Jahre seiner Arbeit an der Geschichte der indischen Philosophie kosteten. Das Ergebnis seiner Studien hat er vor allem in zwei Arbeiten vorgelegt: Seine Übersetzung und Kommentierung des UpādhiAbschnittes aus Gangesas Tattvacintāmaṇiḥ (1970), der mit seiner nahezu vollständigen Sammlung des Parallelmaterials für lange Zeit die Grundlage jeder diesbezüglichen Forschung bleiben wird, und seine in Aufsatzform publizierte Studie „Raghunātha Siromaņi" (1966-1970). Hier legt Frauwallner auf mehr als zweihundert Seiten einen diachronischen Schnitt durch die Schule des Navyanyāya, indem er ausgehend von wichtigen Stücken des Anumāna-Kapitels des Tattvacintāmaṇiḥ in historischer Reihenfolge die dazugehörenden Kommentare des Yajñapati, Jayadeva, Rucidatta, Pragalbha und Vāsudeva Sarvabhauma ediert und bespricht und schließlich die entsprechenden Abschnitte aus Raghunātha Siromaņis Didhitiḥ untersucht und so erstmals die Entwicklung der Schule sichtbar macht. Die Bedeutung dieser Studie, die mit ihrer extrem spezialisierten Sprache und Problematik letztlich unlesbar ist und nur in gründlichem Studium durchgearbeitet werden kann, wird erst abzu

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