Book Title: Dharmottara
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 48
________________ 280 E. FRAUWALLNER. Dharmakīrti hatte gelehrt, daß das den äußeren Dingen nicht entsprechende, aber nach außen verlegte und ihnen zugeschriebene Vorstellungsbild den Gegenstand der Vorstellungen darstelle, und daran hat Dharmottara auch nichts geändert. Aber er suchte das Wesen dieses Gegenstandes schärfer zu bestimmen. Er beginnt damit (fol. 254 a 6), daß er zunächst im Anschluß an Dharmakīrti darlegt, wie die Erkenntnis die Dinge der Außenwelt auf zweierlei Weise erfaßt; durch die Wahrnehmung, welche sie widerspiegelt, und durch die Vorstellung, welche sie bestimmt. Gegenstand einer Erkenntnis kann aber nur sein, was sich in ihr spiegelt. Daher sind die äußeren Dinge wohl Gegenstand der Wahrnehmung, die Vorstellung dagegen ist zwar auf sie gerichtet, weil sie dieselben durch Bestimmung erfaßt, hat sie aber nicht zum Gegenstand. Das führt er dann gegen mehrere gegnerische Einwände ausführlicher aus (fol. 254 1 4). Darauf zeigt er (fol. 255 a 6), daß auch die Erkenntnis selbst als Gegenstand der Vorstellung nicht in Betracht kommt, obwohl sie in ihrer erfaßten Erscheinungsform (grāhyākārah) die Beschaffenheit des vorgestellten Gegenstandes zeigt, weil sie als Erkenntnis wohl wahrgenommen, aber nicht bestimmt wird, also nicht vorgestellt wird. Auch hier ist eine längere Auseinandersetzung eingeschoben, um einen Satz Dharmakīrtis zu rechtfertigen, der dieser Auffassung zu widersprechen scheint (fol. 255 b 2 — 256 a 6). Und nun zusammenfassend die Frage: Was ist also der Gegenstand der Vorstellung? Gehört er der Erkenntnis an oder ist er etwas Äußeres? Die Antwort lautet: Keines von beiden. Er ist vielmehr, wie bereits im Laufe der Darstellung angedeutet worden ist, etwas vollkommen Unwirkliches (alikam), außen Erkanntes (bāhyam), aber außen nicht Vorhandenes, das nur von uns in die Außenwelt hineingestellt wird (aropitam).1 1 Den Unterschied zwischen dieser Auffassung und der Lehre Dharmakirtis hat Jayantabhatta gut hervorgehoben (Ny. mañj., S. 308, 3–8): so 'yam nantaro na bahyo 'nya eva kaścid dropita akāro vyāvrtticchāyāyogad apohasabdartha ucyate itīyam asatkhyativadagarbha saranih || atha va vikalpapratibimbakam jnanakaramatrakam eva tad abahyam api vicitravasanabhedopahitarapabhedam bahyarad avabhasamanam lokayatram bibharti vyavrtticchaydyogac ca tad apoha iti ryavahriyate | seyam atmakhyatigarbha saranih !! Auch Dharmakīrti hatte nicht das Vorstellungsbild an sich als Gegenstand der Vorstellungen bezeichnet, sondern

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