Book Title: Dharmottara
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 50
________________ 282 E. FRAUWALLNER. anerkannte Auffassung nur seiner Lehre anpassen, aber nicht erst begründen. Anders standen die Dinge für Dharmottara. Zu seiner Zeit war die Lehre Dharmakirtis, die leicht zu einer positiven Auffassung verleiten konnte, bereits herrschend geworden und hatte jene ältere aus dem Bewußtsein verdrăngt. Was Dharmakīrti gesagt hatte, um die Auffassung des von ihm gelehrten Gegenstandes der Vorstellungen als apohaḥ zu rechtfertigen, schien als Begründung nicht zu genügen. Eine solche Begründung mußte tiefer gehen. Und hier setzt die Arbeit Dharmottaras ein. Seine Darstellung beginnt damit, daß er auf einen grundlegenden Unterschied zwischen den wirklichen Dingen und den Gegenständen der Vorstellung hinweist. Die wirklichen. Dinge, wie sie uns durch die Wahrnehmung gegeben werden, bedürfen keiner Bestätigung ihres Seins, weil das Sein schon in ihrem Wesen liegt. Und es ist nicht möglich, ihr Sein zu leugnen, weil das ihrem Wesen widersprechen würde. Die Gegenstände der Vorstellung dagegen verlangen eine Ergänzung durch die Begriffe des Seins und Nichtseins. Daraus ergibt sich aber, daß nur die wirklichen Dinge, zu deren Wesen das Sein gehört, auch ein positives Wesen haben. Von den Gegenständen der Vorstellung dagegen, deren Wesen ganz anders geartet ist, ist es unmöglich, dasselbe zu behaupten. Es läßt sich daher wohl bei den wirklichen Dingen eine positive Beschaffenheit und die damit verknüpfte Ausschließung (paryudāsah) alles anderen unterscheiden. Die Gegenstände der Vorstellung aber haben weder selbst ein positives Wesen, noch stehen sie zu der positiven Beschaffenheit der Dinge in irgendwelcher Beziehung, sondern sie sind selbst nur von anderem verschieden und beruhen nur auf der Verschiedenheit der Dinge von anderem. Damit ist ein wichtiger Schritt getan. Die Auffassung des Gegenstandes der Vorstellung als Sonderung von anderem ist mit der Unwirklichkeit seines Wesens in Verbindung gebracht und dadurch aus seiner innersten Natur heraus begründet. Allerdings ist damit auch eine Abweichung von der Lehre Dharmakīrtis gegeben, der innerhalb des scheinbaren 1 Vgl. meine Zusammenfassung seiner Lehre S. 95, 97 und 101.

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