Book Title: Dharmottara
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 49
________________ BEITRÄGE ZUR APOHALEHRE. 281 Daran schließt sich noch eine weitere Frage (fol. 256 b 2): Wieso ist es möglich, daß wir etwas überhaupt nicht Vorhandenes als etwas Wirkliches zu erkennen glauben? Dharmottara antwortet: Es liegt in der Natur der vorstellenden Erkenntnis, welche ihrem Wesen nach Nichtwissen (avidya) ist, daß sie, indem sie eine ihr zugehörige Erscheinungsform zeigt, etwas zu zeigen meint, das von derselben Art ist, wie die äußeren Dinge, welche wir durch die sinnliche Wahr- . nehmung erkennen. Und diese Tatsachen müssen wir gelten lassen, auch wenn wir sie nicht durch andere ähnliche Erscheinungen bekräftigen können, so wie wir jede andere für sich allein stehende Erscheinung deswegen doch gelten lassen müssen, wenn sie durch die Wahrnehmung verbürgt ist. Damit ist erschöpft, was Dharmottara zum Gegenstand dieses Abschnittes zu sagen hat, und er schließt ` mit einer kurzen Zurückweisung der Lehre, welche den Gegenstand der Vorstellung im Spiegelbild in der Erkenntnis (pratibimbam) sehen will (fol. 257 a 4). Der zweite Abschnitt (fol. 257 b 2) sucht zu begründen, warum der Gegenstand der Vorstellung seinem Wesen nach als Sonderung von anderem, als apohaḥ, zu betrachten ist. Denn es liegt nahe, einen Gegenstand der Erkenntnis, der uns als etwas Vorhandenes gegeben scheint, auch als etwas Positives zu betrachten. Und dem entspricht es auch, daß an den Anfang der Einwand eines Gegners gestellt ist, der den Gegenstand der Vorstellungen und Worte als etwas Positives betrachtet wissen will und die Ausschließung alles anderen, denn das ist der ursprüngliche Sinn des Begriffes apohaḥ, erst als Folgerung daraus ableitet. Für Dharmakīrti bestand diese Frage in dieser Form überhaupt nicht. Für ihn war der Gegenstand der Vorstellungen und Worte als etwas Negatives, als apohaḥ, durch die Überlieferung gegeben. Er hatte ihm erst in seiner Lehre in gewissem Sinn positiven Charakter verliehen und er brauchte daher jene überkommene und nur insofern es nach außen verlegt erscheint. Aber Dharmottara hat die Verschiedenheit von der Erkenntnis als solcher schärfer hervorgehoben, wenn er auch, wie seine Darstellung zeigt, den Zusammenhang zwischen Erkenntnisbild und Gegenstand der Vorstellung nie aus dem Auge verloren hat. Über die tatsächlichen Verhältnisse bestand also keine Meinungsverschiedenheit. Nur in der Art, wie sie aufgefaßt und ausgedrückt wurden, liegt der Unterschied.

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