Book Title: Zur Deutung Von Nyayasutram I 1 5
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 3
________________ Die Übereinstimmung der hier erörterten Lehre – einschließlich der Terminologie - mit jener von NS I, 1, 5 ist zu groß, als daß sie zufällig sein könnte. Merkwürdig ist allerdings, daß die hier gebotenen Beispiele keinen anderen Schluß zulassen, als daß das trividham im Sinne von trikālam aufzufassen ist, d. h. daß die Schlußfolgerung dreifach ist, je nachdem Gegenwärtiges, Vergangenes oder Zukünftiges erschlossen wird. Läßt sich dies auch für die Auffassung der Nyāyasūtren zeigen? NS II, 1, 38 enthält einen Einwand gegen die Schlußfolgerungslehre des Nyāya, aus dem sich eine Antwort auf diese Frage ableiten läßt: „rodhopaghātasādęśyebhyo vyabhicārād anumānam apramānam“ 7. Es besteht kein Grund Pakşilasvāmins Erläuterung der hier angedeuteten Schlußfolgerungen, gegen die der Einwand gerichtet ist, anzuzweifeln, zumal diese mit der von ihm selbst gegebenen Deutung von NS I, 1, 5 in gewissem Widerspruch stehen. Somit richtet sich der Vorwurf des Fehlgehens (vyabhicāraḥ) gegen den Schluß „es hat geregnet, weil der Fluß geschwollen ist“, „es wird regnen, weil die Ameisen zu ihren Eiern laufen“ 10 und ,,in dem Gebüsch befindet sich ein Pfau, weil man seinen Schrei hört“ 11. Wenn nun die Einwände von NS II, 1, 38 einen Sinn haben sollen, dann müssen die beanstandeten Schlußbeispiele die Schlußlehre des Nyāya exemplifizieren, d. h. es muß sich tatsächlich um Beispiele für das trividham anumānam handeln. Somit ergibt sich, daß der Schluß ,,es hat geregnet, weil der Fluß geschwollen ist“ offenbar ein Beispiel eines pūrvavad anumānam ist, der Schluß ,,es wird regnen, weil die Ameisen zu ihren Eiern laufen" ein Beispiel eines sesavad anumānam, Zeiten gemäß geschlossen. [Zum Beispiel wird] ein verborgenes Feuer durch den Rauch [erschlossen); ebenso stellen Kundige eine vergangene Paarung auf Grund der Beobachtung der Leibesfrucht fest, [oder erschließen) in ähnlicher Weise die zukünftige Frucht auf Grund des Samens auch hier, [wenn sie einmal] gesehen haben, daß die Frucht aus dem Samen entstanden ist." Caraka Sū. sth. 11, 21-22. ?,,Die Schlußfolgerung ist kein Mittel richtiger Erkenntnis, weil ein Fehlgehen wegen (der Möglichkeit eines] Aufstauens, einer Beschädigung und einer Ähnlichkeit gegeben ist.“ 8 Nbh. p. 106, 13-107, 3. Der Fluß könnte auch nur gestaut sein. 10 Der Ameisenhaufen könnte auch nur beschädigt worden sein. 11 Dieser Schrei könnte auch nur eine Nachahmung durch einen Menschen sein. 68

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