Book Title: Zur Deutung Von Nyayasutram I 1 5
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 5
________________ verteidigt wird. Nach dem bisher Gesagten kann es sich daher nicht wie W. Ruben 13 glaubte um einen Exkurs handeln, sondern um einen an richtiger Stelle vorgebrachten Einwand, der durch die Erörterung der als ,,dreizeitig“ gelehrten Schlußfolgerung veranlaßt ist. Schließlich findet sich ein Nachhall dieser Schlußfolgerungslehre auch noch bei Pakşilasvāmin selbst, der zwar die Dreiteilung der Schlußfolgerung, wie sie NSI, 1, 5 lehrt, nicht mehr vertritt, sie vielleicht auch nicht mehr kannte, aber am Ende des Kommentars zu diesem Sūtram bemerkt, daß die Schlußfolgerung zum Unterschied von der Wahrnehmung in allen drei Zeiten vollzogen werden kann 14. Offenbar war es in der Schule Paksilasvāmins üblich, diese Frage in Verbindung mit der Schlußfolgerung zu behandeln, auch dann noch, als man das Sūtram in einem weit fortschrittlicheren Sinne interpretierte. Der Terminus pūrvavad anumānam hatte in den Nyāyasūtren also offensichtlich eine Schlußfolgerung bezeichnet, die als zu Erschließendes ein Früheres hat (pūrvavat), während der Terminus sesavad anumānam eine Schlußfolgerung bezeichnete, die als zu Erschließendes ein Späteres hat (sesavat). Warum wird aber die dritte Schlußfolgerung, die nach allem als zu Erschließendes ein Gegenwärtiges hat, in einer Weise bezeichnet, die von jener der beiden anderen Fälle verschieden ist? Ein Vergleich von NS I, 1, 5 mit dem erwähnten Abschnitt bei Caraka macht einen merkwürdigen Umstand sichtbar, der eine Antwort auf diese Frage zu geben scheint. Während NS I, 1, 5 mit dem Ausdruck sāmānyato drstam die Schlußfolgerung hinsichtlich eines Gegenwärtigen bezeichnet, wird bei Caraka der Ausdruck sadrśam, der bei ihm offenbar dem Terminus sāmānyataḥ entspricht, in Zusammenhang mit einer anderen Schlußfolgerung, nämlich jener deren zu Erschließendes ein Späteres ist, erwähnt. Damit drängt sich der Gedanke auf, der Ausdruck sāmānyato drstam bezeichne primär gar nicht die dritte Möglichkeit einer Schluß 13 W. Ruben a. a. O. p. 31. 14 „Die Wahrnehmung hat Seiendes zum Gegenstand, die Schlußfolgerung hingegen Seiendes und Nichtseiendes. – Wieso? – Weil sie die drei Zeiten erfaßt. Durch die Schlußfolgerung werden Dinge erkannt, die mit den drei Zeiten verbunden sind; es wird nämlich geschlossen 'es wird sein', 'es ist' und 'es war'. Das Vergangene und Zukünftige fürwahr ist Nichtseiendes." NBh. p. 19, 5-7. 70

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