Book Title: Zu Den Sogenannten Identifikationen In Den Brahmanas
Author(s): A Wezler
Publisher: A Wezler

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Page 11
________________ ALBRECHT WEZLER ZU DEN SOGENANNTEN "IDENTIFIKATIONEN' IN DEN BRAHMANAS 507 . man 'Die Tiere sind die Lebenskräfte'. Das erste (d.h. die wichtigste), der Lebenskräfte, wisse, ist das Denken", weil er aus (seinem) Denken den Menschen ausmaß (d.h. gestaltete), deshalb sagt man: "Das erste und stärkste der Tiere ist der Mensch'. Alle Lebenskräfte, wisse, sind das Denken, denn im Denken sind alle Lebenskräfte festgegründet (d.h. haben ihre feste Grundlage). Weil er aus seinem) Denken ausmaß (gestaltete), deshalb sagt man: 'Alle Tiere sind der Mensch'; denn dem Menschen gehören diese alle." In dieser Kandika werden mehrmals Aussagen explizit begründet, wobei es unerheblich ist, daß dies sprachlich auf unterschiedliche Weisen geschieht. Nicht alle diese Aussagen aber gehören zu den Nominalsätzen des hier insgesamt untersuchten Typs. Erfüllt wird die Bedingung jedoch durch die Aussagen prāņáh pasáva (fri), máno val sárve pranán) und púrusah sárve pašava (iti). . . dh. mythisch-wahre Herkunft der Haustiere und des in ihnen hier eingeschlossenen Menschen. Auf jeden Fall wird an die Erzählung des Mythems von der Schaffung des Menschen und der anderen Tiere aus den verschiedenen Lebenskräften Prajāpatis die Aussage pranáh paśáva (ti) mit tásmäd ähuh angefügt, so daß an dem Begründungszusammenhang -- "weil sie auf die beschriebene Weise geschaffen worden sind, sagt man von ihnen ..." - nicht gerüttelt werden kann. Aus dieser Begründungstatsache folgt natürlich keineswegs, daß auch der Nominalsatz seinerseits eben diese Beziehung ausdrückt; er soll die ausgedrückte Beziehung vielmehr begründend erklären. Andererseits ist diese Möglichkeit aber auch nicht völlig ausgeschlossen. Jedenfalls drängt sich dem Betrachter der Verdacht auf, die Aussage "Die Tiere sind die Lebenskräfte" sei wenigstens tentativ zu paraphrasieren durch "sind ihrer Herkunft nach/was ihre Entstehung betrifft, die Lebenskräfte". Wieder ist allem Anschein nach eine bestimmte kausale Beziehung ausgedrückt, in vorliegendem Fall aber die zwischen bestimmten Produkten und einer bestimmten Art von Ursache ähnlich einer Materialursache. Auch wir können Aussagen dieser Art machen, mit einem semantisch nicht weniger klaren "ist"/"sind", z.B. "Nägel sind Eisen", "Cornflakes sind Mais". Von daher gesehen dürfte die Annahme gerechtfertigt sein, daß auch in dem in Rede stehenden Sanskrit-Nominalsatz - doch - diese 'Herkunfts -Beziehung selbst ausgedrückt ist. Ideengeschichtlich war freilich diese Blickrichtung, das forschende Fragen nach der Ursache/den Ursachen - und der Ursache der Ursache bzw. der letzten Ursache - von ungleich größerer Bedeutung als die umgekehrte, wie sie in dem in 8 7.1 analysierten Nominalsatz bezeugt ist: Sie ist historisch verantwortlich für die 'Entdeckung' z. B. des brahman 7.2.1. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, wenn nicht gar wahrscheinlich, daß, was den ersten dieser Nominalsätze betrifft, auf dem vorangehenden tásmåd (ähuh) ein besonderer Nachdruck liegt, d. h. mit anderen Worten, daß an dieser Stelle im SB eine paroksa-Erklärung für einen Satz der Alltagsprache, eine 'weltliche' formelhafte Erkenntnis, gegeben wird, die freilich einen ganz anderen Inhalt hätte, den nämlich, daß das Vieh Lebenskräfte/Leben "bedeutet". Gegen dieses erfahrungsweltliche Wissen um die Abhängigkeit - menschlichen! - Lebens von den Haustieren" würde ein anderes - im Sinne des Verfassers muß man sagen: höheres bzw. das wahre - gestellt, und zwar das Wissen um die wahre, Anders als SMITH (0.c., (Anm. 40) p. 178) sehe ich keinen Grund anzunehmen, das die 'normale' Reihenfolge (Prädikat - Subjekt) hier vertauscht ist. Vgl. dazu auch meinen Beitrag "Sanskrit pránabhrt or What supports what zu: Rinual. State and History in South Asia. Essays in Honour of J. C. Heesterman, ed. by A. W. van den Hoek et. al., Leiden/New York-Köln 1993, pp. 393-413. Wenn die am Anfang von $ 6.2.1 genannte Möglichkeit zutrifft, dann müßte der Satz aber auch die Erinnerung an die erfahrungsweldiche Erkenntnis evozieren, daß Vieh Lebenskräfte bedeutet, um deren paroksa-Erklärung es dann ja hier ginge.

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