Book Title: Zu Den Sogenannten Identifikationen In Den Brahmanas
Author(s): A Wezler
Publisher: A Wezler

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Page 16
________________ 516 ALBRECHT WEZLER uns implizit abweichende, andere zurückweisende Positionen dar stellen. 115 8.4. Um schließlich noch einmal auf das von WITZEL ausgehobene und besprochene Beispiel "Indra is a bull" zurückzukommen, so hat es den Anschein, daß er zwar allgemein einräumt, daß "many of the Vedic identifications might be understood as metaphors", 11 diese Möglichkeit letztlich aber doch abweist zugunsten der Annahme, daß "the establishment of identity between various entities makes them manageable by the Vedic priest during rituals if he applies the proper formulas and actions all of which are based ... on an insight into their 'real' hidden nature expressed by identifications", von denen WITZEL gleich anschließend betont, sie seien für den vedischen Priester und Magier "very real", 118 Können wir WITZEL darin zustimmen, daß eine Aussage wie "Indra ist ein Stier" anders zu beurteilen ist als ein Satz wie "Der Bähika ist ein Rindvieh"119 oder eine beliebige Metapher in einem Kavya? Den beiden letztgenannten Satz-Typen ist gemeinsam, daß ihnen in der Tat nicht mehr zugrundeliegt als die Feststellung oder Behauptung der Gleichheit einer oder mehrerer Eigenschaften der Denotata von Subjekt und Prädikat(steil). Im Unterschied dazu könnte mit dem vedischen Satz formal gleicher Struktur sehr wohl (noch?) etwas anderes ausgedrückt sein, wie es zugegebenermaßen schon intuitiv naheliegt anzunehmen. Denn wir haben ja 115 Diesen Hinweis verdanke ich Frau WILDEN. - Der von MYLIUS und WITZEL betonte Systemcharakter der Brahmanas bzw. der diesen Texten zugrundeliegenden Weltanschauung wird dadurch nicht bestritten (, obwohl der Begriff "System" der Präzisierung bedürfte): Die Auseinandersetzung vollzieht sich innerhalb des 'Systems', zwischen Trägern des 'Systems', die viele allgemeine und besondere Vorstellungen teilen. 116 O.C., p. 9. In O.C., p. 10. I S. o. §2. 119 Vgl. A. WEZLER, Paribhāṣā IV, V und XV. Untersuchungen zur Geschichte der einheimischen indischen grammatischen Scholastik, Homburg v.d.H. 1969, S. 124. ZU DEN SOGENANNTEN IDENTIFIKATIONEN IN DEN BRAHMANAS 517 gelernt, linguistische Satzbedeutung und pragmatische - Implikation auseinanderzuhalten. Die These "partial identity means com-plete identity "120 jedoch ist in Wahrheit nur ein Schluß, der auf der Prämisse beruht, daß überhaupt und grundsätzlich solche Nominalsätze 'Identifikationen' darstellen; und diese Prämisse ist, wie die bisherige Erörterung demonstriert hat, nicht wahr: Das ganze also klärlich eine petitio principii! Und im vorliegenden Fall schließt schon der unbestimmte Artikel die Annahme aus, es könnte sich um eine Identitätsaussage handeln. Es bleibt deshalb nichts anderes übrig, als davon auszugehen, daß das, worum es dem Verfasser des in Rede stehenden Satzes geht, die Ähnlichkeit oder Gleichheit gewisser Eigenschaften des Gottes Indra und der Klasse der Stiere ist. Die Vorstellungen der vedischen Inder über die Gleichheit der Eigenschaften mögen andere oder z.T. andere (Stärke, Wildheit, Besamungskraft) gewesen sein, weiter gegangen sein als die unseren, wenn wir einen Mann als Stier, oder Bullen, bezeichnen. Im Kontext z.B. eines aufgrund späterer Zeugnisse klarer erkennbaren, aber für die frühere Zeit wohl auch schon zu postulierenden - 'Substanzialismus' könnte man natürlich überlegen, ob statt des Besitzes gleicher Eigenschaften nicht vom Besitz einer Entität wie einer Substanz "Stärke" usw. auszugehen ist, die für den Besitz gleicher Eigenschaften verantwortlich ist. Die der ausgedrückten Bezeichnung zugrundeliegende Vorstellung wäre dann der sehr ähnlich, die z.B. ein Katholik mit der Feststellung "A ist ein Teufel" verbinden könnte, also das Vorhandensein vom Teufel stammender, ihrer Natur nach satanischer Wesenszüge in der Person A, wie immer die das ermöglichende Ontologie beschaffen sein mag. Spüren nicht auch wir noch, daß "A hat Bärenkräfte" mehr bedeuten kann als "A ist so stark wie ein Bär", nämlich "A hat etwas Bärenhaftes an sich", - so sehr sich dieses Mehr auch analysierendem Zugriff zu entziehen scheint? 120 WITZEL, o.c. (Anm. 6), p. 12; s. auch oben Anm. 39.

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