Book Title: Zu Den Sogenannten Identifikationen In Den Brahmanas
Author(s): A Wezler
Publisher: A Wezler

View full book text
Previous | Next

Page 20
________________ 198 499 ALBRECHT WEZLER ZU DEN SOGENANNTEN 'IDENTIFIKATIONEN' IN DEN BRAHMANAS aber auch darin zustimmen, dass die Rede vom "Ausfall der Kopula" - z. B. im Sanskrit oder gewissen slavischen Sprachen - hochst problematisch ist, da sie die Redundanz der Kopula im Falle ihrer Nicht-Ellision impliziert? Nicht nachvollziehbar erscheint mir - auch - die Annahme, dass in "Nominalsatzen im eigentlichen Sinne des Wortes" das als Pradikat fungierende Nomen als Verbum anzusehen ist bzw. angesehen werden ist. Insofern sind die Untersuchungen von Philosophen uber die Funktionen von "ist", von denen oben (SS 3) schon kurz die Rede war, unstreitig von grosser Bedeutung fur das in Rede stehende Problem, wenn auch naturlich klar ist, dass sich die semantische Analyse auf Satze aus den Brahmanas bezieht und nicht z.B. ihre deutschen Ubersetzungen. w kann.62 4 . Es durfte erheblich naher liegen, im Altindischen Satze der Art Substantiv als Pradikat/Bestandteil eines Pradikats' - eventuell gefolgt von einer Partikel wie vai oder eva - plus 'Substantiv als Subjekt, d.h. Gegenstand/Entitat, uber den/die eine Aussage gemacht wird', linguistisch so aufzufassen, dass die KopulaR im Prasens tiefenstrukturell vorhanden ist, wie ihre oberflachenstrukturelle Verwendung in nicht-prasentischen, namentlich prateritalen Satzen zeigt, oder dass ein entsprechender NullMarkierer angenommen wird64. In beiden Fallen ware das im Satz vorangehende, an erster Stelle stehende Substantivos als Bestandteil des Pradikats zu bestimmen. Ausser Zweifel steht, dass ein Satz der genannten Art als ganzer das ausdruckt, was z.B. im Deutschen durch den Satz "A ist B" ausgedruckt ..ver FREGE6 und RUSSELL 67 "claimed that a verb like 'is' or 'esti' is ambiguous between the 'is' of identity, the 'is' of existence, the copulative 'is' and the generic 'is' (the 'is' of class-inclusion)."68 STEGMULLER hat diese vier Funktionen um zwei erweitert, stellt aber selbst fest, dass "beide ... Falle trivial sind".69 Einer davon betrifft Aussagen - uber veritatives Sein - von der Gestalt "So ist es", in dem das 'ist' "ein linguistisches Mittel zur Formulierung einer Zustimmungsausserung darstellt". Beim zweiten Fall geht es um den "Unterricht von Farbwortern. 'Dies ist ocker' stellt einfach eine andere Fassung fur die Aussage 'dies nennt man ocker' oder 'dies heisst ocker' dar. "70 Auch in diesem Fall, so fugt STEGMULLER an, "hat das 'ist' uberhaupt keine eigene logische Funktion, sondern dient nur zur Abkurzung fur eine Aussage, welche ohne dieses Wort mehr Worter oder zumindest mehr Silben oder Laute enthalten wurde", wobei STEGMULLER allerdings den Unterschied zwischen dem Satzsinn und dem pragmatischen Implikat zu ignorieren scheint. 62 S. O.C., Z. B. p. 70. 63 Ich verwende diesen Ausdruck hier in seiner traditionellen grammatischen Bedeutung (finite Form von "sein", "werden". bzw. der entsprechenden Aquivalenz in anderen Sprachen), beziehe mich aber vor allem auf die 3. P.Sg und Pl. Ind. Pras. of Ich bin mir bewusst, dass es zur Frage der "Kopula" reichliche Literatur gibt - und dass auch die gegenteilige These vertreten wird, dass es sich bei ihr - soweit eben in einzelnen Sprachen vorhanden - um ein Element der Oberflachenstruktur handelt, das -- seman h leer - nur Tempus, Modus, Genus, Numerus und u. U. den Aspekt markiert. Es scheint mir aber nicht notwendig, auf diese verschiedenen linguistischen Theorien hier einzugehen, da von niemandem geleugnet werden kann, dass, ob nun mit Kopula oder ohne sie, bestimmte Beziehungen und grammatische Kategorien vom Sprecher solcher Satze intendiert sind und von kompetenten Horern problemlos verstanden werden. os Ich gehe hier, um die Diskussion nicht noch mehr zu komplizieren, von der 'normalen' Wortstellung im Nominalsatz aus. 66 "Uber Begriff und Gegenstand" in: Vierteljahrschrift fur wissenschaftl. Philosophie 16 (1892), S. 192-205 = Kleine Schriften (Anm. 21), S. 167-178, nachgedruckt auch in G. FREGE, Funkrion, Begriff und Bedeutung. Funf logische Studien. Hrsg. und eingeleitet v. G. Patzig, Gottingen 1962, S. 64-78. 07 A. N. WHITEHEAD and B. RUSSELL, Principia Mathematica, Vol. I, Cambridge 1910, 21925. 68 Zitiert aus The Logic of being. Historical Studies, ed. by S. Knuuttila and J. Hintikka, Dordrecht-Boston-Lancaster-Tokyo 1986 (fur den Hinweis auf dieses Werk danke ich Claudius NENNINGER und meinem philosophischen Kollegen Wolfgang KUNNE). 69 O.c. (Anm. 23), S. 77. 70' Zitiert aus STEGMULLER, O.C., S. 78.

Loading...

Page Navigation
1 ... 18 19 20