Book Title: Zu Den Sogenannten Identifikationen In Den Brahmanas
Author(s): A Wezler
Publisher: A Wezler

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Page 18
________________ 520 ALBRECHT WEZLER ZU DEN SOGENANNTEN 'IDENTIFIKATIONEN IN DEN BRAHMANAS 521 immer dann auch tatsächlich gebraucht werden muß, wenn etwas Neues mitgeteilt - "enthüllt":29 - wird. 120 Zugleich würde jedoch einsichtig, daß in jüngeren vedischen Texten das vai häufig fehlt - eben weil das entsprechende Wissen als längst bekannt, als selbstverständlicher Teil des Wissens der Träger der vedischen Tradition angesehen wurde.' In diesen Zusammenhang gehört noch eine weitere Beobachtung, die auch BREUNIS erwähnt, wenn er von "the meaning of a general truth expressed by this kind of construction" spricht, bzw. feststellt: "Because these constructions are tenseless, one may imagine the timeless, everlasting truth which is expressed by them",192 - eine Beobachtung, von der ich auch aus anderen Gründen auf keinen Fall behaupten will, sie sei besonders bzw. überhaupt originell, die aber trotzdem verdient, noch einmal zur Sprache gebracht zu werden: Auch wenn man - etwa wegen des Gebrauchs der Kopula z.B. in Nominalsätzen in der 2. Person Sg. oder wegen der Opposition "0" zu "äsid" in der 3. Pers. Sg. des Präsens bzw. des Imperfekts - die in Rede stehenden Nominalsätze nicht als "tenseless" ansieht, sondern als einen O-Markierer mit u.a. präsentischer Funktion enthaltend, bleibt es zweifellos richtig, daß nicht eine bestimmte Zeitstufe ausgedrückt ist, sondern das KOSCHMIEDERsche "Extratemporale"). Es handelt sich um zeitlose, allgemein und immer gültige 'Wahrheiten , die in diesen Sätzen ausgesagt, durch diese Sätze ausgedrückt werden. Diese Feststellung ist von erheblicher Relevanz auch aus dem folgenden Grund: Man könnte argumentieren, daß z. B. spielende Kinder bestimmte Gegenstände in ihrer Phantasie mit anderen nur imaginierten "identifizieren", d. h. sich als gleich oder identisch vorstellen, und daß sie diese Vorstellungen auch verbalisieren ("Das ist ein Pferd", ausgesagt von einem Stock, usw. usw.); in grundsätzlich ähnlicher Weise könnten auch - phantasiebegabte - Priester-Theologen einzelne Elemente ritueller Handlungen, z. B. eben das Hinwerfen von salzhaltiger Erde bei der Errichtung eines Altars, vollziehen und gleichzeitig diese Salzerde imaginativ identifizieren mit "Vieh" und außerdem diese ihre Vorstellung auch sprachlich ausdrücken. Da Verbalisierungen dieser Art eben als Setzungen der Vorstellung bzw. einer besonders intensiven Vorstellung nur für den jeweiligen Augenblick, die Dauer des Spiels', Gültigkeit haben - wenn sie natürlich auch beliebig erneuert werden können - stehen sie in eklatantem Widerspruch zu den zeitlosen 'Wahrheiten der angeblichen vedischen 'Identifikationen Dieses Textbeispiel zeigt umgekehrt gerade, daß das vai in nicht ersten Sätzen bei unmittelbarer Aufeinanderfolge von Sätzen gleicher Art fehlen kann (im Sinne einer ellipti schen Auslassung). 1* Diesen Ausdruck gebraucht H. KRICK, O.C. (Anm. 4), S. 127 Fußnote 332 190 Auch eva kann ja fehlen, d.h. - jedenfalls wird man das für eine Reihe von Fällen im Vedischen annehmen - elliptisch ausgelassen. GLEN-EKLUNDS (o.c. (Anm. 125 Bestimmung der Bedeutung von eva auf "a logical (syntactic) level" als "restricting" ist zwar durchaus plausibel, aber man fragt sich doch, ob die - ursprüngliche Funktion, ein bestimmtes Prädikat unter vielen möglichen als allein zutreffend zu bezeichnen, in Nominalsátzen nicht schon im Vedischen ausgehöhlt worden, d.h. weitgehend oder gar völlig verblaßt ist. Wie JAMISON und WITZEL in einem noch nicht veröffentlichten Manuskript über "Vedic Religion betonen. 112 O.c. (Anm. 61), p. 73. 1 E. KOSCHMIEDER, Beitrage zur Syntax, Heidelberg 1965, S. 9-69. - Insofern das Präsens auch sonst im Altindischen neben anderen die Funktion hat, das Extratemporale zu bezeichnen, könnte man gegen BREUNIS durchaus annehmen, daß die vedischen Nominalsatze präsentisch sind. Als bedenklich erscheint freilich, daß der Unterschied zwischen Atemporalität und Omnitemporalitat durch KOSCHMIEDER verwischt wird. 1 Bei denen im klassischen Sanskrit typischerweise die Partikel kila verwendet wird; vgl. EMENEAU, "Sanskrit Syntactic Particles - kila, thalu, nánar", in: IV 11 (1969), pp. 241-268, bzw. I. ICKLER, "Die vedische Partikel kila', in: Zeitschrift fir vergleichende Sprachforschung 90 (1977), S. 50-86 sowie L. A. VAN DAALEN, "The Particle kila/kira in Sanskrit, Prakrit, and Pali Jatakas", in: IV 31 (1988), pp. 111-137. 19 Das gilt z.B. auch für den von J. G. FRAZER, The Golden Bough. A Study in Magic and Religion. I. vol. Abridged Ed., New York 1963, p. 15 zitierten "Malay charm", bei dem der Magier zu einer Wachsfigur seines Opfers' sagt: "It is not wax that I am scorching. It is the liver, heart, and spleen of so-and-so that I scorch'. Offenbar vollzieht er in diesem Augenblick vorstellungsmäßig, handelnd und redend eine Art von 'Transsubstantiation.

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