Book Title: Raghunatha Siromani
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 43
________________ Raghunātha Siromaņi 203 Freude am Definieren und Überprüfen der Definitionen, daß er den Grundgedanken, von dem er ausgegangen ist, darüber fast vergißt. Wie sehr ihm das Formen von Definitionen, also das rein Formale die Hauptsache geworden ist, zeigt wieder besonders deutlich der Abschnitt über die Verknüpfung (§ 11). Nachdem er dort die verschiedenen Fälle genannt hat, in denen eine Verknüpfung vorkommt, schlägt er vor, in der Definition statt von einem Träger der Beschaffenheiten (adhikaraṇam) von einem Verknüpften (sambandhi) zu sprechen. Das hat folgenden Sinn. Seit Gangesa hatte man zwei Formen der Definition der Umfassung unterschieden, von denen eine mit dem Begriff des völligen Nichtvorhandenseins, die andere mit dem des gegenseitigen Nichtvorhandenseins arbeitet. Bei der einen werden nämlich Grund und Folge als Beschaffenheiten eines Trägers aufgefaßt, wie Rauch und Feuer. Bei der andern betrachtet man sie als Erscheinungsformen des betreffenden Dinges, das als rauchig und feurig erscheint. Spricht man nun von einem Träger, so ist das nur auf die erste Auffassung anwendbar. Spricht man dagegen von etwas Verknüpftem, so trifft das auf beide Fälle zu. Damit glaubt Raghunātha eine Formulierung gefunden zu haben, welche die alte Zweiheit der Definitionen überflüssig macht, und führt dies an den verschiedensten Beispielen aus. Und während er sonst bei den schwierigsten Problemen sich auf knappe Andeutungen beschränkt, wird er hier geradezu gesprächig. Dabei entwickelt er im Formen und Umformen der Definitionen eine staunenswerte Gewandtheit. Teilweise hilft ihm dabei der übersteigerte Realismus des späten Nayanyāyaḥ, den er von Vāsudeva übernimmt und weiterbildet, wie beispielsweise seine Behandlung des Vorkommens (vrttitvam) zeigt ($ 4 und 9 a). So kann er dann etwa in § 13 in der ersten von ihm aufgestellten Definition die Verknüpfung (sambandhaḥ) zum Träger der entscheidenden Bestimmungen machen. Allerdings werden seine Begriffsgebäude stets komplizierter, und während bei seinen Vorgängern immer noch die klare Anschaulichkeit des alten Vaiseșikam herrscht, werden seine Konstruktionen immer unvorstellbarer und oft nur mehr ein kunstvolles Wortgefüge. Alles das hat bei seinen Vorgängern nichts Vergleichbares. Nur bei Jayadeva findet sich einmal ein Versuch, die Definition Gangesa's umzuformen ($ 8b), und einmal auch bei einem von ihm bekämpften Gegner ( 3a). Wir können somit als Ergebnis unserer Betrachtung des Siddhāntalakşaņaprakaraṇam zusammenfassend sagen, daß bei Raghunătha eindeutig das formale Interesse überwiegt. Das Sachliche tritt dem gegenüber ganz in den Hintergrund. Die Hauptsache ist für ihn die Anwendung der überkommenen Begriffe auf die verschiedensten, auch die schwierigsten und absonderlichsten Fälle und das Formen passender

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