Book Title: Raghunatha Siromani
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 46
________________ 206 ERICH FRAUWALLNER heiten wird man sich bewußt, daß man auch die Verknüpfung zwischen beiden berücksichtigen muß, usw. usw. Damit ist aber bereits die anfangs gestellte Frage beantwortet. Denn sobald man sich das Wesen des Navyanyāyaḥ in dieser Weise vergegenwärtigt, ist es klar, daß die Bemühungen der älteren Kommentatoren, die realen Grundlagen der der Schlußfolgerung dienenden Begriffe festzustellen, etwas sind, was zum innersten Kern des Navyanyāyah gehört und was auf keinen Fall beiseite bleiben darf. Übrigens ist selbst Raghunātha ohne Kenntnis seiner Vorgänger nicht wirklich zu verstehen. Denn die von uns gebrachten Beispiele haben deutlich gezeigt, daß überall dort, wo er sich mit älteren Lehren auseinandersetzt, seine Angaben lückenhaft und oft geradezu irreführend sind. Alle diese Abschnitte seines Werkes können daher nur dann richtig verstanden und beurteilt werden, wenn man die Vorbilder kennt, gegen die sich seine Angriffe richten. Nun könnte man wieder einwenden, daß alles das überflüssig ist, weil ja doch alles Ältere durch die spätere Entwicklung überholt und überflüssig gemacht worden ist. Dann soll man aber eine selbständige Darstellung des Navyanyāyaḥ nach seinem letzten Stand geben und sich nicht auf Texte stützen, für deren richtiges Verständnis die Voraussetzungen fehlen. Und es müßte eine eingehende gründliche Darstellung sein und nicht bloß eine flüchtige Skizze, wie sie MAHEŚA CHANDRA und SAILESWAR SEN geliefert haben. Außerdem mag dergleichen vielleicht dem reinen Logiker genügen. Wer philosophisch und philosophiegeschichtlich interessiert ist, wird immer nach den grundlegenden Anschauungen fragen, auf die sich das System gründet. Und um diese richtig zu verstehen und zu beurteilen, ist es unerläßlich, auf die Werke der Männer zurückzugreifen, die sie geschaffen haben. Das ist aber nicht erst Raghunātha und seine Schule. Damit ergeben sich aber für die wissenschaftliche Erforschung des Navyanyāyaḥ eine Fülle von Aufgaben. Vor allem müssen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, durch die Veröffentlichung der wichtigsten Texte. Es gehört zu den Grotesken auf diesem Gebiet, daß das Grundwerk des Systems, der Tattvacintāmaņih Gangesa's, in keiner brauchbaren Ausgabe vorliegt. Die einzige vollständige Ausgabe der Bibliotheca Indica ist längst vergriffen und sie verdient keinen Neudruck. Denn der maßlos breite Kommentar Mathurānātha's benützt den Text Gangesa's nur, um daran die Lehren der Schule Raghunātha's vorzuführen. Für das Verständnis Gangesa's selbst ist er so gut wie wertlos. Außerdem ist ein wirkliches Studium philosophischer Werke - und das gilt nicht nur für den Navyanyāyaḥ, – nur dann möglich, wenn übersichtliche Texte vorliegen, die es erlauben, sich ungestört

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