Book Title: Raghunatha Siromani
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 47
________________ Raghunātha Siromaņi 207 auf den Inhalt zu konzentrieren, und bei denen man nicht beständig blättern muß, um die zweite Hälfte eines Satzes zu finden. Man stelle sich vor, die Werke des Aristoteles lägen nur in Ausgaben mit sämtlichen Kommentaren vor, bei denen jede Seite nur wenige Zeilen des Grundtextes enthält! Fast noch schlechter steht es mit Raghunātha. Von seinen Werken ist nur ein Teil veröffentlicht und bei den Ausgaben seines Hauptwerkes, der Anumānadidhitiḥ, sind wie beim Tattvacintāmaṇiḥ die Kommentare die Hauptsache und nicht der Grundtext. Dann wäre dringend notwendig die Veröffentlichung der wichtigsten Werke der Vorgänger Raghunātha's. Wenn man beispielsweise an die mustergültige Herausgebertätigkeit der Jaina denkt, müßte man glauben, daß Ähnliches auch auf dem Gebiet des Navyanyāyaḥ möglich ist. Und die im Westen so häufige Unsitte, seine wissenschaftliche Existenz auf zurückgehaltenes Material aufzubauen, hat in Indien noch nicht um sich gegriffen. Also ist auch in dieser Hinsicht kein Hindernis zu befürchten. Die nächste Aufgabe wäre die Abfassung von Kommentaren. Solche sind bei Werken notwendig, die selbst nicht alles enthalten, was zu zu ihrem Verständnis notwendig ist. So gibt Gangeša die Fülle des Stoffes in so gedrängter Form, daß eine Ergänzung notwendig ist. Und dafür findet sich das Material vor allem in den Werken seines Sohnes Vardhamāna und in Werken seiner Vorgänger, soweit sie erhalten sind. Besonders Manikantha ist hier wichtig. Bei Raghunātha kommt es, um ihn selbst zu verstehen, nicht auf das an, wie spätere Kommentatoren seine Gedanken weiter ausgesponnen haben. Hier müßte man auf Werke zurückgreifen, in denen noch lebendige Tradition erhalten ist. Leider gilt dies selbst für den ältesten der veröffentlichten Kommentare, den des Krşņadāsa, nur mehr in beschränktem Maße. Das zeigt schon seine mehrfach geäußerte Unsicherheit über den Wortlaut des Textes. Neben Raghunatha würde vor allem Jayadeva einen Kommentar verdienen. Sind so die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, dann kann man mit Erfolg versuchen, den einzelnen Problemen nachzugehen, und zwar nicht, wie es häufig geschieht, mit willkürlich zusammengerafftem Material aus den verschiedensten Autoren der verschiedensten Zeiten, sondern indem man sorgfältig die Entwicklung der Gedanken bei den bedeutendsten Vertretern des Systems verfolgt. So wird es allmählich möglich sein, zu einer wirklichen Kenntnis des Navyanyāyaḥ zu gelangen. Zum Abschluß möchte ich noch wiederholen, was ich am Anfang dieser Arbeit gesagt habe: Ich wollte vor allem Anregungen geben. Ich mußte mich dabei begnügen, bei den vorgelegten Texten den Gedankengang aufzuzeigen und die Grundbegriffe klarzustellen. Wer sie

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